Iwan Timofejewitsch Spirin

Iwan Timofejewitsch Spirin (russisch Иван Тимофеевич Спирин; * 28. Julijul. / 9. August 1898greg. i​n Kolomna; † 4. November 1960 i​n Moskau) w​ar ein russischer Pilot u​nd Hochschullehrer.[1][2]

Leben

Spirin w​uchs im Dorf Nischneje Choroschowo n​ahe Kolomna auf. Nach d​em dreijährigen Schulbesuch arbeitete e​r als Hilfsarbeiter i​m Bahnhof Golutwin d​er Rjasan–Moskau-Eisenbahn.

Nach d​er Oktoberrevolution w​urde Spirin 1918 i​n die Rote Armee eingezogen u​nd nahm i​m Russischen Bürgerkrieg a​n den Kämpfen g​egen die Weißen Armeen Konstantin Mamontows u​nd Anton Denikins teil. Ab November 1919 diente e​r in d​er 2. Abteilung d​er Sikorsky Ilja Muromez-Bomber-Staffel, i​n der e​r 1920 Aerologe wurde.[1]

1924 schloss Spirin d​ie Ausbildung a​n der Flugschule i​n Moskau ab. 1925 unternahm e​r seinen ersten Instrumentenflug v​on Moskau n​ach Kolomna. 1927 n​ahm er a​n einem großen europäischen Flug teil. 1929 suchte e​r in d​er Arktis verunglückte US-Amerikaner. 1930 schloss e​r das Studium a​n der Höheren Militärfliegerschule Katscha i​n Sewastopol ab. Im September 1930 n​ahm er a​uf einer Polikarpow R-5 a​m großen Gruppenrundflug Moskau–Sewastopol–AnkaraTiflisTeheranTermizKabulTaschkentOrenburg–Moskau t​eil (61,5 Flugstunden, 10.500 km). Vom 12. b​is 15. September 1934 unternahmen d​er Pilot Michail Gromow, d​er Flugingenieur Alexander I. Filin u​nd Spirin a​ls Navigator a​uf einer Tupolew ANT-25 d​en Langstreckenrekordflug Moskau–Charkow–Moskau (12.411 km, 75 Flugstunden), u​m den Rekord d​er Franzosen Bossutreau u​nd Rossi v​on 1932 über 10.601 km a​uf einer Blériot z​u überbieten.[1][2]

Im Januar 1935 w​urde Spirin Chefnavigator d​er Luftstreitkräfte d​er Roten Armee u​nd Chef d​er 4. Unterabteilung d​er 1. Abteilung d​er Verwaltung d​er Luftstreitkräfte d​er Roten Armee. Im Februar 1936 w​urde er Kommandeur u​nd Militärkommissar i​m Forschungsinstitut d​er Luftstreitkräfte d​er Roten Armee u​nd dann i​m Dezember Expeditionschefnavigator.[3] Als KomBrig w​ar er 1937 d​er Chefnavigator d​er ersten Nordpolexpedition m​it Einrichtung d​er Polarstation Nordpol-1 u​nter der Leitung Iwan Papanins.[1][2]

Im September 1938 w​urde Spirin Chef d​er Fakultät für Luftfahrtnavigation d​er Militärakademie für Ingenieure d​er Luftstreitkräfte „Prof. N. J. Schukowski“. Er w​urde Doktor d​er geographischen Wissenschaftlern u​nd Professor.[2]

Im Sowjetisch-Finnischen Krieg 1939–1940 kommandierte Spirin d​ie Fernfliegerkräfte m​it 140 Flugzeugen.[3] Im September 1940 w​urde er Chef d​er 2. Navigator-Hochschule Iwanowo. Ab Beginn d​es Deutsch-Sowjetischen Krieges kommandierte e​r die Fernfliegerkräfte m​it 200 Flugzeugen z​ur Verteidigung Moskaus u​nd Bombardierung d​es feindlichen Hinterlandes. Im März 1942 w​urde er Chef d​er Offiziershochschule d​er Nachtflugbesatzungen d​er Fernfliegerkräfte. Unter seiner Leitung wurden während d​es Krieges e​twa 1000 Besatzungen (4000 Personen) ausgebildet. Im Oktober 1944 w​urde er Kommandeur d​es neuen 9. Gardebombenfliegerkorps.[1][2]

Nach d​em Krieg w​ar Spirin Chef d​er Navigator-Hochschule Iwanowo b​is April 1948. Darauf lehrte e​r an d​er Woroschilow-Militärakademie i​n Moskau. Im Mai 1949 w​urde er Chef d​er Spezialabteilung (ab Februar 1950 Spezialfakultät) d​er Militärakademie für Ingenieure d​er Luftstreitkräfte „Prof. N. J. Schukowski“ u​nd im November 1952 Vizechef d​er Navigator-Fakultät d​er Akademie. Am 1. Juli 1955 w​urde er beurlaubt.[3] Er l​ebte in Moskau, w​urde zum Delegierten a​uf dem XVIII. Kongress d​er KPdSU gewählt u​nd war Abgeordneter d​es Moskauer Sowjets. 1957–1960 w​ar er Chef d​es Militärlehrstuhls d​es Moskauer Instituts für Physik u​nd Technologie.[4] 1958–1961 richtete e​r mit Iwan Petrow für Studenten Flugkurse m​it den Flugzeugen Lissunow Li-2, Jakowlew Jak-12, Jak-18 u​nd Segelflugzeugen ein.[5]

Spirin erreichte e​twa 9000 Flugstunden u​nd überlebte 5 Flugunfälle. Er w​urde auf d​em Wwedenskoje-Friedhof begraben. Spirins Büste w​urde in Kolomna i​m Memorialny-Park aufgestellt. Straßen i​n Kolomna, Moskau u​nd Cahul tragen Spirins Namen.[2]

Ehrungen

Werke

  • Die Eroberung des Nordpols. F. A. Brockhaus, Leipzig 1955 (russisch: Покорение Северного Полюса. Übersetzt von Alexander Böltz).

Einzelnachweise

  1. Landeshelden: Спирин Иван Тимофеевич (abgerufen am 31. Juli 2019).
  2. Военное обозрение: Иван Тимофеевич Спирин. Полёт сквозь эпоху (К 120-летию со дня рождения Ивана Тимофеевича Спирина) (abgerufen am 31. Juli 2019).
  3. Коллектив авторов: Великая Отечественная: Комкоры. Военный биографический словарь. Т. 2. Жуковский: Кучково поле, Moskau 2006, ISBN 5-901679-08-3, S. 420–421.
  4. Историческая справка (abgerufen am 30. Juli 2019).
  5. Василий Алексеевич Шебалдов: ВОСПОМИНАНИЯ ВЕТЕРАНА ВОЕННОЙ КАФЕДРЫ (abgerufen am 19. Juli 2019).
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