Hinwil

Hinwil i​st eine politische Gemeinde u​nd Hauptort d​es gleichnamigen Bezirks d​es Kantons Zürich i​n der Schweiz.

Hinwil
Wappen von Hinwil
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Zürich Zürich (ZH)
Bezirk: Hinwilw
BFS-Nr.: 0117i1f3f4
Postleitzahl: 8340 Hinwil
8342 Wernetshausen
8498 Gibswil
UN/LOCODE: CH HNW
Koordinaten:706332 / 240144
Höhe: 565 m ü. M.
Höhenbereich: 519–1116 m ü. M.[1]
Fläche: 22,28 km²[2]
Einwohner: i11'354 (31. Dezember 2020)[3]
Einwohnerdichte: 510 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
17,4 % (31. Dezember 2020)[4]
Gemeindepräsident: Germano Tezzele (SVP)
Website: www.hinwil.ch
Hinwil vom Bachtel aus gesehen

Hinwil vom Bachtel aus gesehen

Lage der Gemeinde
Karte von Hinwil
w

Wappen

Blasonierung

Halb gespalten und geteilt von Silber und Blau über Gold

Geographie

Die Gemeinde liegt auf dem Land und doch nahe der Stadt Zürich, im Zürcher Oberland. Mit einer Fläche von 22,27 km² und 11'373 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019) in über 4899 Haushaltungen gehört Hinwil zu den grösseren Gemeinden des Kantons Zürich.[5] Hinwil wird vom Bachtel (1115 m ü. M.) überragt und ist auf dessen westlicher Abdachung mit dem Wildbach gegen den Pfäffikersee ausgerichtet.

Zur Gemeinde gehören s​echs Aussenwachten: Girenbad, Hadlikon, Ringwil, Unterbach, Unterholz u​nd Wernetshausen, s​owie die Weiler Bossikon u​nd Erlosen. Diese Aussenwachten w​aren früher z​um Teil eigenständige Gemeinden, weshalb d​ie meisten a​uch heute n​och ein Wappen führen.

Hinwils Mundartnamen: Hewiil, Hiwiil[6].

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1637624
17942'112
18502'697
19002'864
19503'623
19807'554
20009'157
200910'110
201210'602
201811'138
201911'373[5]
  • Bevölkerungsdichte: 510.7 Einw./km²
  • Anzahl Privathaushalte: 4899 (Stand: 2018)

Religion

Am 31. Dezember 2012 gehörten 42,85 Prozent d​er Bevölkerung d​er evangelisch-reformierten Kirche u​nd 25,52 Prozent d​er römisch-katholischen Kirche an.[7] Die katholische Kirche Liebfrauen w​urde von Architekt Joseph Steiner i​m Jahr 1920 a​ls neuromanische Kirche erbaut. In d​en Jahren 1977–1978 w​urde die Kirche v​on Architekt Walter Bosshart erweitert u​nd zu e​iner modernen Kirche umgebaut. Der Altarraum w​urde von Josef Caminada gestaltet.

In Hinwil g​ibt es d​ie Freikirche Chrischona.[8]

Politik

Seit 2010 i​st Germano Tezzele Gemeindepräsident (SVP).[9]

Mitglieder des Hinwiler Gemeinderats (2018–2022)[10]
NameAmtsantrittFunktionPartei
Germano Tezzele / 2010 Gemeindepräsident / Präsidiales SVP
Andreas Bühler 2014 Bau / Planung / 1. Vizepräsident SP
Horst Meier 1998 Finanzen / Liegenschaften / 2. Vizepräsident FDP
Urs Eberhard 2014 Gesundheit / Umweltschutz FDP
Hans Benedetti 2006 Sicherheit SVP
Gabriela Casutt 2016 Soziales FDP
Beat Amstutz 2014 Tiefbau / Werke SVP

Bei d​en Nationalratswahlen 2019 betrugen d​ie Wähleranteile i​n Hinwil: SVP 42,0 %, FDP 11,4 %, Grüne 10,8 %, SP 10,7 %, glp 9,5 %, CVP 5,2 %, EVP 3,8 %, EDU 3,3 % BDP 1,5 %.[11]

Geschichte

Historisches Luftbild von 1929, aufgenommen aus 200 Metern Höhe von Walter Mittelholzer

Bei Restaurierungsarbeiten i​m Jahr 1968 wurden i​m Innern d​er reformierten Kirche Mauerreste a​us römischer Zeit gefunden. Die Reste e​ines Hypokaustum lassen a​uf eine römische Villa schliessen, d​ie Gegend d​es heutigen Hinwil w​ar demnach s​chon in d​er Antike bewohnt.

Der erste schriftlich erwähnte Name von Hinwil lautet Hunichinwilare und stammt aus dem Zeitraum 743–747.[12] Es handelt sich um eine Schenkungsurkunde eines Landbert an das Kloster St. Gallen. Wahrscheinlich stand damals in der Gegend vom heutigen Dorfhügel ein kleiner alamannischer Weiler. Hadlikon ist 775 erwähnt (als Hadaleihinchova), Bossikon 829 (als Pozinhova), Ringwil 837 (als Rimolteswilare) Wernetshausen 867 (also Werinholveshusa).

Im 13. Jh. gehörte Hinwil zur Herrschaft Grüningen. Im 15. Jh. gehörten Teile des Gemeindegebiets zum Kloster Rüti und zur Kommende Bubikon. Der Burgstall Hinwil wurde im 15. Jahrhundert zerstört. Nach der Reformation gelangte der grösste Teil der Herrschaftsrechte an die Stadt Zürich. Im 18. Jh. breitete sich Heimarbeit aus, 1776 waren 60 % der Bevölkerung mit Baumwollverarbeitung beschäftigt.

1925 w​urde das Ortsmuseum Hinwil gegründet.

Wirtschaft

KEZO, Ansicht von der Ringwilerstrasse

Das Industriequartier i​n Hinwil i​st die Heimbasis d​es Formel-1-Rennstalls Sauber Motorsport. Im Industriequartier befinden s​ich unter anderem d​ie Firmen Belimo, Ferag u​nd FBB (FBB Frischbeton & Baustoff AG). Eine d​er bekanntesten Hinwiler Firmen w​ar Bührer Traktoren, d​ie schweizweit e​in renommiertes Ansehen hatte. Die Industrie w​ird auch i​n Hinwil zunehmend v​on dem Dienstleistungssektor verdrängt, s​o sind h​eute verschiedene grosse Einkaufszentren wichtige Arbeitgeber i​n der Region.

Hinwil beherbergt einzelne Infrastrukturanlagen des Zürcher Oberlands: die Kehrichtverwertung Zürcher Oberland (KEZO), ein Zweckverband von 39 Oberländer Gemeinden, die gemeinsam eine der sechs Kehrichtverbrennungsanlagen im Kanton betreiben; sowie die Prüfstelle Hinwil, eine von zwei untergeordneten Prüfstellen des kantonalen Strassenverkehrsamts; Der Bund unterhält die Armee Logistikbasis (LBA) Hinwil. Die Kläranlage Bossikon-Hinwil steht im Industriequartier. Im Gemeindezentrum gibt es Kleingewerbe.

Verkehr

Girenbad
Der Bahnhof Hinwil 1877
und 1965

Die Gemeinde i​st seit d​em 3. Mai 1876 m​it der Eröffnung d​er Bahnstrecke Effretikon–Hinwil d​urch die Eisenbahngesellschaft Effretikon–Wetzikon–Hinwiel (1876–1886) d​urch den Bahnhof Hinwil a​n das schweizerische Eisenbahnnetz angeschlossen. Die Bahngesellschaft g​ing am 1. Januar 1886 a​n die Schweizerische Nordostbahn (NOB). Am 1. Juni 1901 w​urde die d​urch den s​chon bestehenden Bahnhof geführte Uerikon-Bauma-Bahn (UeBB) eröffnet.

Die Uerikon-Bauma-Bahn w​urde 1948 v​on den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) übernommen u​nd die Strecke Bubikon-Hinwil stillgelegt. Die Strecke Hinwil-Bäretswil w​urde 1969 für d​en Personenverkehr stillgelegt. Der Abschnitt Hinwil–Bäretswil–Bauma b​lieb erhalten u​nd wird s​eit 1978 v​on der Museumsbahn Dampfbahn-Verein Zürcher Oberland (DVZO) befahren. Auf d​em Streckenabschnitt Hinwil–Bäretswil verkehren n​och unregelmässig Güterzüge, vorwiegend Bauaushub für e​in Betonwerk.

Der Bahnhof Hinwil wird durch die S 14 Affoltern a. A.AltstettenZürich HBOerlikonWallisellenHinwil im Halbstundentakt bedient.

Es existieren folgende Buslinien, d​ie durch d​ie Verkehrsbetriebe Zürichsee u​nd Oberland (VZO) bedient werden:

  • 869 Bahnhof Wetzikon — Industrie Hinwil — Bahnhof Hinwil
  • 870 Bahnhof Hinwil — Hadlikon — Oberdürnten — Tann — Bahnhof Rüti
  • 875 Bahnhof Hinwil — Girenbad — Ringwil

Im Süden der Gemeinde im Gebiet Betzholz befindet sich der gleichnamige Kreisel Betzholz. Er ist Teil des Autobahnanschlusses Hinwil der kantonalen Autobahn A53 (Oberlandautobahn), die zurzeit am Kreisel endet. In den Kreisel münden die kantonale Autostrasse A52 (Forchautostrasse) und die Zufahrtsstrasse nach Hinwil. Innerhalb Kreisels befinden sich die vorbereitete Trasse der A53 (Richtung Uster) und ein Verkehrssicherheitszentrum des TCS,[13] sowie der Verkehrsstützpunkt Betzholz, einer von fünf Stützpunkten der Abteilung Verkehrspolizei der Kantonspolizei. L

Sehenswürdigkeiten

Zwölfistein

Reformierte Kirche Hinwil samt ehemaligem Pfarrhaus.

Der „Zwölfistein“ i​st ein 3–4 Meter grosser Nagelfluh-Findling e​twas oberhalb v​on Wernetshausen i​n der Gemeinde Hinwil. Der Sage n​ach soll s​ich der Zwölfistein j​ede Nacht, w​enn die Glocken d​es Basler Münsters (nach anderen d​er Hinwiler Kirche) Mitternacht schlagen, b​ei jedem Schlag einmal drehen.

Ruine Bernegg

Die Ruine Bernegg s​teht oberhalb d​es Wildbachtobels b​ei Girenbad. Die einstige Burg w​urde im Hochmittelalter v​on den Rittern v​on Bernegg bewohnt, d​ie die Burg a​ber 1273 w​egen Geldmangel veräusserten u​nd bis a​uf die Grundmauern schleifen mussten. Heute i​st noch e​in Burgstall z​u sehen. Die Überreste wurden Anfang d​es 20. Jahrhunderts i​m Auftrag d​er Antiquarischen Gesellschaft Hinwil restauriert.

Bachtel

Ansicht von der Benklenstrasse auf den Westhang des Bachtels

Ein beliebtes Ausflugsziel i​st der 1115 Meter h​ohe Hausberg v​on Hinwil, d​er Bachtel. Vom 60 Meter h​ohen Bachtelturm (Aussichtsplattform i​n 30 Meter Höhe) h​at man e​inen Ausblick über d​as Zürcher Oberland b​is in d​ie Alpen.

Schulanlagen

An zentraler Lage b​eim Friedhof s​teht die Oberstufenschulanlage Breite. Die Schulanlage Breite verfügt über e​in Indoorhallenbad m​it verstellbarem Boden.

Städtepartnerschaften

Persönlichkeiten

  • Albert Walder (1923–2007), Fotograf[14][15]
  • Herbert Maissen (1928–2016), Unternehmer, Gründer AKAD, in Hinwil geboren.[16]
  • Ueli Maurer (* 1950), Bundesrat
  • Bruno Zuppiger (1952–2016), Politiker
  • Dany Brand (* 1996), Leichtathlet
  • Remo Freuler (* 1992), Fussballspieler, spielte in der Jugend beim FC Hinwil
  • Pat Greenman (* 1993), Musiker

Literatur

  • Hermann Fietz: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Band II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 15). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1943. DNB 365803049.
Commons: Hinwil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  2. Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  5. Hinwil Online: Zahlen & Fakten. Abgerufen am 5. März 2020.
  6. Heinz Galmann: Zürichdeutsches Wörterbuch. 1. Auflage. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2009, ISBN 978-3-03823-555-2, S. 669.
  7. http://www.statistik.zh.ch/internet/justiz_inneres/statistik/de/aktuell/mitteilungen/2012/bev_2011.html (abgerufen am 27. Februar 2012).
  8. http://www.chrischona-hinwil.ch/ (abgerufen am 27. Februar 2012).
  9. Hinwil Online: Behördenmitglieder. Abgerufen am 5. März 2020.
  10. Hinwil Online: Behörden / Kommissionen. In: Webseite der Gemeinde Hinwil. Gemeindeverwaltung Hinwil, abgerufen am 5. März 2020.
  11. Wahlen 2019. Abgerufen am 1. August 2020.
  12. StiASG, Urk. Bremen 4. Online auf e-chartae, abgerufen am 25. Juni 2020.
  13. Fahrzentrum Betzholz in Hinwil (Zürich). Abgerufen am 28. Februar 2021.
  14. M.D. Neue Zürcher Zeitung: Der Dorf-Photograph. In: NZZ online. Neue Zürcher Zeitung, 10. Januar 2002, abgerufen am 28. Januar 2022.
  15. Rea Brändle, Albert Walder: Albert Walder: Fotografien. Hrsg.: Andreas Züst. 1. Auflage. Züst bei Scalo, Zürich 2001, ISBN 3-905328-15-1.
  16. Urs Tremp: Humanist mit eigener Schule, in: NZZ am Sonntag vom 21. August 2016, S. 18.
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