Seegräben
Seegräben ist eine politische Gemeinde im Bezirk Hinwil des Kantons Zürich in der Schweiz.
Seegräben | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | Zürich (ZH) |
Bezirk: | Hinwil |
BFS-Nr.: | 0119 |
Postleitzahl: | 8607 Aathal-Seegräben |
Koordinaten: | 700774 / 244495 |
Höhe: | 536 m ü. M. |
Höhenbereich: | 496–583 m ü. M.[1] |
Fläche: | 3,77 km²[2] |
Einwohner: | 1427 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 324 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 15,1 % (31. Dezember 2020)[4] |
Gemeindepräsident: | Marco Pezzatti (FDP) |
Website: | www.seegraeben.ch |
Blick über den Pfäffikersee | |
Lage der Gemeinde | |
Wappen
- Geteilt, oben in Blau ein silberner Einbaum, unten aus der Teilung viermal von Gold und Blau geständert
Der Einbaum im Wappen steht in einem Zusammenhang mit den Pfahlbauern. Jakob Messikommer (Robenhausen/Wetzikon) erforschte 1858 im Robenhauser Ried, auf Gemeindegebiet von Seegräben, eine Pfahlbausiedlung und leistete damit wesentliche Grundarbeiten zur Pfahlbauerforschung.
Name
Über den Namen wird spekuliert: zielt er auf Gräber am See oder aktiv Grabende? Dann würde er sich am ehesten auf Torfstecher beziehen. Jedenfalls deutet die mundartliche Aussprache des Ortsnamens auf die Mehrzahlform von Gräber: "Greber" hin: Seegrebe.[5]
Geographie
Zur Gemeinde Seegräben gehören die Dorfteile Seegräben, Aathal, Ottenhausen ZH, Steinberg, Aretshalden, Wagenburg und Sack. Sie liegt unmittelbar am südwestlichen Ende des Pfäffikersees in einer sanfthügeligen Landschaft.
Am Seeufer entlang erstrecken sich einige grosse Riedgebiete, welche zum national geschützten Naherholungsgebiet rund um den See gehören. Von der Gemeindefläche dienen 49,9 % der Landwirtschaft, 15,5 % ist mit Wald bedeckt, 5,3 % ist Verkehrsfläche und 10,4 % Siedlungsgebiet, 10,4 % sind Gewässer.
Die Topographie ist geprägt durch die Moränen des Linthgletschers, welcher sich während der letzten Eiszeit über das Gebiet erstreckte. Der Aabach durchfliesst ein Tal, an dessen steilen Flanken sich die typische Nagelfluh (Aathalschotter) zeigt. Darin finden sich zahlreiche kleinere und grössere Grotten. Die grösste davon, die sogenannte Franzosenhöhle, ist ca. 15 Meter lang und bis zu 2 Meter hoch.
Bevölkerung
Am 31. Dezember 2019 lebten in der Gemeinde Seegräben 1426 Menschen.[6]
Religion
Am 31. Dezember 2019 gehörten 40,88 Prozent der Bevölkerung der evangelisch-reformierten Kirche und 18,37 Prozent der römisch-katholischen Kirche an.[7]
Politik
Gemeindepräsident ist Marco Pezzatti (FDP) (Stand 2014). Seine Vorgängerin war von 2010 bis 2014 Marlis Schmalzl (SVP). Pierre Derron (FDP) war bis 2010 Gemeindepräsident.[8]
Legislative ist die Gemeindeversammlung.
Mitglieder des Seegräber Gemeinderats (2018–2022) | |||
---|---|---|---|
Name | Amtsantritt | Ressort | Partei |
Marco Pezzatti | 2010 / 2014 | Gemeindepräsident / Präsidiales und Tiefbau | FDP |
Michael Berchtold | 2010 | Sicherheit und Umwelt | parteilos |
Philipp Küng | 2014 | Bildung und Jugend | parteilos |
Katharina Hefti | 2010 | Gesellschaft und Gesundheit | parteilos |
Reto Gasser | 2018 | Hochbau | SVP |
Nicole Fuchs | 2015 | Soziales | parteilos |
Reto Steinmann | 2014 | Finanzen | FDP |
Wahlen 2019
Nationalrat: SVP: 34,41 %, Grüne: 15,91 %, SP: 13,21 %, glp: 12,32 %, FDP: 11,74 %, EVP: 4,27 %, CVP: 2,53 %, BDP: 2,15 %, EDU 1,37 %, IP: 0,71 %, AL: 0,68 %, SD: 0,4 %, die Guten: 0,26 %, Piraten: 0,02 %, ÖKO: 0%, Sarantidis: 0%, up!: 0%.
Kantonsrat: SVP: 33,28 %, FDP: 18,76 %, Grüne: 14,56 %, glp: 11,16 %, SP: 10,2 %, EVP: 5,02 %, CVP: 2,07 %, BDP: 1,85 %, EDU: 1,75 %, AL: 1,36 %.
Wirtschaft
Im 19. Jahrhundert sorgte die Textilindustrie im Aathal für einen wirtschaftlichen Aufschwung. In jener Zeit wandelte sich die Gemeinde von einem Bauerndorf zu einem wichtigen Industriestandort. Die Landwirtschaft verlor gegenüber der industriellen Produktion an Bedeutung. Heute ist die Gemeinde vor allem als Wohngemeinde geschätzt, die über eine gute Verkehrsanbindung an das Schienennetz und das kantonale Strassennetz nach Zürich verfügt. Die S-Bahn Zürich bedient die Station Aathal mit der S 14 Affoltern a. A. – Altstetten – Zürich HB – Oerlikon – Wallisellen – Hinwil . Ab dem Jahr 2020 läuft ein 2-jähriger Pilotversuch der Buslinie 846 jeweils von Mai bis Oktober an den Wochenenden im Halbstundentakt zwischen Uster, Bahnhof und Seegräben, Gemeindehaus.
Früher verkehrte sehr unregelmässig die Postautolinie 909 ab Gemeindehaus zum SBB-Bahnhof.
Durch die Schliessung der Poststelle und des bedienten Bahnhofs hat die Gemeinde jedoch einiges an Infrastruktur verloren.
Der Dorfteil Sack beherbergt zudem das Schulheim Villa RA.
Sehenswürdigkeiten
Sehr bekannt ist das Sauriermuseum Aathal im gleichnamigen Dorfteil, ebenfalls das Römerbrünneli (Stadt Uster). Zudem beherbergt die Gemeinde einen Abschnitt des Industriepfades Zürcher Oberland. Das Dorfbild Seegräben ist von überregionaler Bedeutung.
Im Dorfteil Sack finden sich Überreste eines früheren Schutzwalls, die sogenannte Heidenburg, welche jedoch durch den geplanten Autobahnbau akut bedroht ist. Zudem wurden in Ottenhausen Funde gemacht, welche auf die Existenz eines römischen Gutshofs sowie einer römischen Strasse hindeuten, welche vermutlich im Zusammenhang mit dem Römerkastell Irgenhausen standen.
Im Dorfkern, direkt neben der Kirche befindet sich der Bauernhof der Familie Jucker, auf dem jeweils von Ende August bis Anfang November die grösste Kürbisausstellung[9] der Schweiz stattfindet. Mitte November findet entlang der Dorfstrasse der Winterzauber Weihnachtsmarkt statt.
Die Industrieanlagen in Aathal sind denkmalgeschützt und dank ihrem guten Zustand wichtige Zeugen der wirtschaftlichen Blütezeit des Zürcher Oberlandes im 19. und 20. Jahrhundert.
Der Pfäffikersee, an welchem Seegräben liegt, ist dank seinen national geschützten Riedgebieten ein beliebtes Ausflugsziel und Erholungsgebiet.
Kultur
In der Kirche Seegräben finden immer wieder Orgelzyklen und andere Konzerte statt (siehe Webseite der Gemeinde Seegräben).
Persönlichkeiten
- Edwin Messikommer (1891–1983), Algenforscher
- Bruno Boesch (1911–1981), Professor für Germanistik an der Universität Freiburg i. Br.
Literatur
- Edwin Messikommer: Geschichte der Gemeinde Seegräben. NZN Buchverlag, Zürich 1973.
- Seegräbner Bote. Seit 1978. Erscheinungsweise: monatlich.
- Hans-Peter Bärtschi: 100 Jahre Spinnerei Streiff AG, Aathal, 1901–2001. Spinnerei Streiff AG, Aathal 2001.
- Hans Schöni: Bruno Boesch 1991–1981. Eine kurze Darstellung von Leben und Werk. Schulpflege, Seegräben 1995.
- Hans Schöni: Bruno Boesch und die Herausforderung der 68er Jahre. Seine Rektoratszeit an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br. 1968–1970. Schulpflege, Seegräben 1998.
- Werner Messikommer: 100 Jahre Turnverein Aathal-Seegräben. Jubiläumsschrift 1897–1997. Turnverein, Seegräben 1997.
- S-Bahn Zürich: Doppelspur Wetzikon – Aathal, Informationen zur Inbetriebnahme. SBB, Zürich 1990.
- Bruno Boesch, Werner Messikommer u. a.: 200 Jahre Zehntenplan Seegräben. Seegräben 1981. Supplement: Grund Riss des Zehendens zu Seegräben so dem Amt Rütj zu dienet […] (1781).
- Markus Steinmann: Siedeln in Seegräben. Diplomarbeit. Architekturabteilung ETH Zürich, 1980.
- Brunhild Hammer: Pestalozzihaus Schönenwerd der Stadt Zürich in Aathal-Seegräben. Hochbauamt, Zürich 1976.
- G. Strickler: Geschichte der Herrschaft Grüningen umfassend die 16 Gemeinden […] Seegräben […]. Das ist die Geschichte des Zürcher Oberlandes und seiner Beziehungen zur Stadt Zürich und dem See. Orell-Füssli, Zürich 1908.
- Natalie Streiff: Faser zu Faden, Die Produktion von Baumwollgarn in der letzten Spinnerei des Zürcher Oberlandes. Spinnerei Streiff AG, Seegräben 2010.
- Hermann Fietz: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich. Band II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 15). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1943. DNB 365803049.
- Peter Niederhäuser: Kelten, Kürbisse und Klosterdorf, 800 Jahre Seegräben. Chronos Verlag, Zürich 2019.
Weblinks
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Heinz Gallmann: Zürichdeutsches Wörterbuch. Hrsg.: Grammatiken und Wörterbücher des Schweizerdeutschen in allg. verständl. Darstellung, betreut vom Verein Schweizerdeutsch. 1. Auflage. Band III Zürichdeutsches Wörterbuch. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2009, ISBN 978-3-03823-555-2, S. 670.
- Gemeindeporträt Kanton Zürich. auf: statistik.zh.ch (abgerufen am 29. März 2016).
- Provisorische Bevölkerungsdaten per Ende 2011. auf: statistik.zh.ch (abgerufen am 27. Februar 2012)
- FDP und SVP streiten sich ums Präsidium. auf: tagesanzeiger.ch
- Kürbisausstellung. In: juckerfarm.ch. Abgerufen am 7. August 2013.