Heroldsbild
Heroldsbild, auch Heroldsfigur, Ehrenstück und Heroldsstück genannt, ist in der Heraldik eine Bezeichnung für eine Gestaltung eines Wappenschildes, die auf einfachen geometrischen Strukturen beruht.
Unterschied Heroldsbild und Gemeine Figur
Das Heroldsbild stellt einen Gegensatz zur Gemeinen Figur dar, bei der Lebewesen (wie das Wappentier), Gegenstände, Gebäude, Landschaftsbestandteile, astronomische Objekte oder andere visuell wahrnehmbare Erscheinungen der Realwelt zur Wappengestaltung eingesetzt werden. Gemeine Figuren können theoretisch auch in „natürlichen Farben“ dargestellt werden, auch wenn dies vermieden werden sollte. Gemeine Figuren unterscheiden sich in der Regel von Heroldsbildern dadurch, dass ihre Farbflächen den Schildrand nicht berühren. Dieses Kriterium kann in schwierigen Grenzfällen bei der Unterscheidung helfen. So zum Beispiel beim heraldischen Motiv des Kreuzes: Ein Kreuz, dessen Arme den Schildrand berühren, gilt als Heroldsbild. Wenn die Arme nicht bis an den Schildrand reichen, das Kreuz also gänzlich innerhalb des Schildes steht, handelt es sich um eine Gemeine Figur.
Teilungslinien/Teilungsformen
Plätze und Gevierte
Viele Wappenbilder lassen sich auf wenige Elemente zurückführen. Typisch dabei ist, dass der Wappenschild durch eine oder mehrere Teilungslinien in Flächen verschiedener Farbe, Plätze genannt, geteilt wird. Dabei verlaufen die Linien in der Regel von Schildrand zu Schildrand, die Farbflächen der Plätze werden ebenfalls durch den Schildrand begrenzt. Bei einfachsten Wappen liegen die Teilungslinien auf den grundlegenden Geviertlinien. Die dabei verwendeten Farben und Metalle („Tinkturen“) folgen strikt den heraldischen Farbenregeln, das heißt, es werden nur die Farben schwarz, blau, grün und rot verwendet sowie die Metalle Gold (Gelb) und Silber (Weiß). Soweit geometrisch möglich berühren sich nur Farbe und Metall. So wäre ein in Rot und Grün gehaltener Wappenschild unheraldisch. Bei Verwendung dreier verschiedener Tinkturen ist möglichst auf eine Trennung der beiden Farben zu achten, die Verwendung von zwei Metallen ist selten.
Platzbezeichnungen eines Wappens
Bezeichnungen der Gevierte: 1 = rechtes Hauptstück / rechter Kanton / rechtes Obereck |
Bezeichnungen der Gevierten-Kombinationen: 1, 4, 7 = rechter Pfahl / rechte Flanke |
In älteren Beschreibungen wird der Schild in fünf Reihen mit Hauptreihe, Ehrenreihe, Mittelreihe, Nabelreihe und Fußreihe bezeichnet. Für die Mittelreihe gibt es Synonyme: Gürtelreihe, Bandreihe oder Schildstraße.
- alte frz. Folge der Ansprache nach dem Rang
- Detaillierte Ansprache der Punkte im Schild, engl. Manier
Teilung und Spaltung, Ständerung
Für die Gestaltung der Teilungslinien gibt es verschiedene Möglichkeiten.
|
|
Ohne Bild:
- einmal geteilt und zweimal gespalten (geschindelt bzw. schmal geschacht)
- eingebogene und ausgebogene Spitze
- Schildfuß und Schildhaupt (schmale Felder unten resp. oben)
- rechte und linke Flanke (ein Pfahl, an den Rand gerückt)
- Teilung durch ein Kreuz
Blasonierung | Linienzahl | Flächenzahl |
---|---|---|
geteilt | eine Teilungslinie | zwei Farbflächen |
zweimal geteilt | zwei Teilungslinien | drei Farbflächen |
… | … | … |
siebenmal geteilt | sieben Teilungslinien | acht Farbflächen |
… | … | … |
mehrfach/vielfach geteilt | mehr als zehn Teilungslinien | mehr als elf Teilungsflächen |
Entsprechendes gilt für die Spaltung. Bei ausschließlich geradzahliger Spaltung/Teilung und zwei Feldtingierungen spricht man von Pfahl (Pfählen)/Balken: (s. u. Wappen von Chemnitz: (vorne) viermal gespalten von Gold und Blau wird blasoniert als: (vorne) in Gold zwei blaue Pfähle); die Farbe rechts und links des Pfahles/oberhalb und unterhalb des Balkens muss gleich sein.
Die Teilungen können variiert werden, so etwa erniedrigt geteilt (oben mehr als der halbe Schild, ähnelt dann einem Schildfuß, hat aber andere Bedeutung).
Alle Teilungslinien können besondere Konturen haben. Hierzu siehe Wappenschnitt und Überdeckung.
Weitere Grundelemente
Weitere Grundelemente um ein Wappen in die gewünschten Felder zu zerlegen sind die der Sparren, das Bord und das Nesselblatt. Einen breiten Rand nennt der Heraldiker Bord. Hier gehört auch das Nesselblatt dazu. Beide sind parallel zum Schildrand. Das Bord verläuft im Abstand zum Schildrand und kann unterschiedliche Linienformen haben. Auf den Bord sind auch gemeine Figuren möglich.
Die Schindeln, Rauten und Wecken und die Schachteilung sind aus der Heraldik nicht wegzudenken. Bei durch die Überschneidung gerader Linien entstehenden Farbwechsel spricht man von gerauteten bzw. geschachten Schilden. Auch hier gehören die schmaleren Rauten dazu. Sie heißen dann Wecken. Ergänzt werden die Heroldsbilder durch die Flanke, das Gitter, den Göpel und die Stufe. Das Kreuz ist hier nur mit einer Darstellungsform von den zwei Möglichkeiten als Heroldsbild vertreten. Die andere Form ist eine Gemeine Figur.
Aus der Kombination von sich kreuzenden geraden Linien entstehen das Kreuz oder die Deichsel. Die Teilungslinien müssen aber nicht gerade sein. Sie können auch gewölbt, gewellt oder gezackt sein, was die Gestaltungsmöglichkeiten deutlich erweitert. Diese Art wird dem Wappenschnitt zugerechnet. Die Wappenschnitte als Schildteilungsmöglichkeit ist die Umfangreichste. Daneben gibt es Wellen, mit Zinnen gespalten, Zacken (Zickzack-Linie mit Spitzen), oder im Schneckenschnitt. Heroldsbilder aller Arten sind im Oberwappen auf gemeinen Figuren möglich und ihre Ausführungen sind wie im Schild vorzunehmen.
Beispiele
Besonders einfache Heroldsbilder finden sich zum Beispiel oft bei den Wappen der Schweizer Kantone (so Fribourg, Luzern, Solothurn, Zug oder Zürich) Bekannte Wappen mit Heroldsbildern in Deutschland sind der Fränkische Rechen oder das Bayerische Rautenwappen der Wittelsbacher.
- Kanton Zürich: von weiß und blau schrägrechts geteilt
- Kanton Zug: im weißen Schild ein blauer Balken
- Kanton Solothurn: von rot und weiß geteilt
- Kanton Tessin: von rot und blau gespalten (heraldisch nicht ganz regelkonform, da zwei Farben gegeneinander)
- Balm bei Günsberg (Kanton Solothurn): gespalten von rot und weiß
- Markgrafschaft Baden: im goldenen Schild ein schrägrechter, roter Balken
- Fränkischer Rechen: in Rot und Weiß durch drei Spitzen geteilt
- kleines Wappen des Freistaates Bayern: von weiß und blau schrägrechts gerautet
- Die blauen Landsberger Pfähle im Chemnitzer Wappen stehen für die frühere Markgrafschaft Landsberg im heutigen Sachsen
- hinten von Silber und Rot achtfach geständert (Ständerung im Wappen von Oberdürenbach)
- Dernbach (Westerwald): viermal geteilt von Rot, Silber, Schwarz, Silber und Rot
- Helgoland: zweimal geteilt von Grün, Rot und Silber
- Massenbach: fünfmal geteilt von Blau und Gold
- obere Vierung im Wappen von Krautheim (Jagst) (elfmal geteilt von Schwarz und Silber)
- Schildbord im Wappen von Küllstedt
- Republik Kroatien: geschacht von rot und weiß
- Drei Zickzackbalken im Wappen der italienischen Familie Tocco