Hering (Otzberg)

Hering ist ein Ortsteil der Gemeinde Otzberg im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg und hat etwa 950 Einwohner.

Hering
Gemeinde Otzberg
Wappen der früheren Gemeinde Hering
Höhe: 326 m ü. NN
Fläche: 2,9 km²[1]
Einwohner: 917 (31. Dez. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 316 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 64853
Vorwahl: 06162
Karte
Lage von Hering in Otzberg
Der Otzberg mit Hering und der Veste Otzberg
Blick auf Hering, kath. Pfarrkirche
Ehemals freiadliges Haus und Hof am Münchberg des Propstes Graslog vom Kloster Höchst, später Burgmannenhaus der Gans von Otzberg. Am Eingang des Treppenturms ist das Allianzwappen der Gans von Otzberg mit den Herren von Bettendorff angebracht

Geologie

Bis zur Eingemeindung war Hering die kleinste Stadt Hessens. Sie liegt auf etwa 300 bis 368 Meter Höhe am Otzberg, auf dem die gleichnamige Veste steht. Der Berg ist der übriggebliebene Basaltkegel eines erloschenen Vulkans, dessen Eruptionen einst die geologischen Voraussetzungen für die äußerst fruchtbare Umgebung schufen.

Der Ort Hering besteht aus der Altstadt, die aus der Burgmannensiedlung hervorgegangen ist und dem sich zur Landstraße nach Zipfen/Nauses hinziehenden neueren Ortsteil. Die Altstadt war ehemals ummauert und umschloss den in Serpentinen ansteigenden Weg zum Tor der Burg. Dort gibt es noch einige Burgmannenhöfe, aber auch dichtere Bebauungen. Die Vorstadt ist geprägt von landwirtschaftlich genutzten Höfen und Einfamilienhäusern. Insgesamt weist Hering ein dörfliches Ortsbild auf. Südlich des Luftkurortes wurden einige Ferienhäuser errichtet.

Geschichte

Die Geschichte Herings ist eng mit der Festung auf dem Berg, der Veste Otzberg verknüpft. Dies deutet schon der Name an: Hering lässt sich wohl auf Höhenring zurückführen. Ob dieser Name auf eine eventuelle germanische oder gar keltische Höhenfestung hinweist, lässt sich aufgrund der mangelnden Befunde nur vermuten. Durch den umgreifenden Umbau der Festung im 16. Jahrhundert sind nicht einmal Spuren der mittelalterlichen Burg, vom Bergfried abgesehen, nachzuweisen. Das Schicksal von Berg und Stadt wird somit erst durch Urkunden des Mittelalters greifbar.

Wahrscheinlich gelangte der Berg, wie die gesamte Region, mit dem regionalen Hauptort Groß-Umstadt schon im 8. Jahrhundert zunächst an das Bistum Würzburg, dann an die Abtei Fulda. Diese nutzte wohl schon den Otzberg als Stützpunkt zur Verwaltung ihrer Besitzungen in der Region. Im 12. Jahrhundert erhielten die Pfalzgrafen den Otzberg als Lehen. Spätestens damals begann der massive Ausbau der Burg. Im Bereich der nördlich an diese anschließenden Vorburg entstand eine Burgmannensiedlung, die Hering genannt wurde. In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass man heute zwischen Otzberg als Name der Burg und des Berges und Hering als Name der Siedlung unterscheidet. Im mundartlichen Sprachgebrauch trifft man jedoch auch die Bezeichnung Hering für den Berg und die Burg an. Eine Urkunde aus dem Jahr 1332[3] nennt den zeitweiligen Verkauf der Burg durch die Pfalz an die Herren von Frankenstein, 1374 wurden Burg und Stadt an die Grafen von Hanau verpfändet. In der Zwischenzeit hatte die Burgmannensiedlung offenbar Stadtrechte erhalten. Die eigentliche Verleihung der Stadtrechte ist zwar nicht dokumentiert, aber das erstmals 1322 erwähnte Hering wird in vielen Urkunden als Stadt genannt: 1374 Heringes die stat, 1427 Herynges daz stetlin, 1524 Herings.[1]

Während des Landshuter Erbfolgekrieges (Bayrische Fehde) wurde die Burg 1504 von Hessen, 1522 von Bayern eingenommen. 1526 wurde sie vom Kaiser formal an Hessen übergeben, die Pfalz behielt die Burg jedoch bis nach dem Dreißigjährigen Krieg. 1647 wurde die Veste Otzberg vom französischen Marschall Turenne eingenommen. 1803 wurden Burg und Stadt formal und endgültig hessisch. Verwaltungsmäßig gehört Hering bis 1820 zum Amt Otzberg, das ab 1806 zur Provinz Starkenburg des Großherzogtums Hessen gehörte.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Hering:

»Hering (L. Bez. Dieburg) Stadt; liegt an der nördlichen Seite des Otzbergs, 3 St. von Dieburg und 114 St. von Umstadt. Hering hat 73 Häuser und 478 Einw., unter welchen sich 308 Reform., 153 Kath. und 17 Luth., so wie 23 Bauern, 21 Handwerker und 16 Taglöhner befinden. Die Kirche ist gemeinschaftlich; dagegen sind aber 2 Pfarrhäuser vorhanden. – Der Name wird von Höhering, weil hier der Wall oder Ring um die Höhe gewesen, abgeleitet. Hering war ein Lehen der Abtei Fulda, und wurde 1374 auf 9 Jahre an Hanau verpfändet, und 1390 vom Abt Friedrich an den Churfürsten Ruprecht den Aeltern verkauft. Zu dieser Zeit kommt der Ort schon als Städtchen vor. Im Jahr 1802 kam Hering von der Pfalz an Hessen.«[4]

In Meyers Konversationslexikon (1888) steht über Hering geschrieben:

»Hering, Stadt in der hess. Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg, am Fuß des Otzbergs, auf dem ein festes Bergschloß steht (früher Staatsgefängnis, jetzt unbewohnt), mit (1885) 463 meist evang. Einwohnern.«[5]

Gebietsreform

Am 31. Dezember 1971 fusionierte Hering im Zuge der Gebietsreform in Hessen freiwillig mit fünf weiteren bis dahin selbstständigen Gemeinden zur neuen Gemeinde Otzberg.[6][7] Für die sechs ehemals eigenständigen Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[8] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Lengfeld.

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Hering lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][9][10]

Gerichte

Die zuständige Gerichtsbarkeit der ersten Instanz war:[1]

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Hering 882 Einwohner. Darunter waren 54 (6,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 138 Einwohner unter 18 Jahren, 366 waren zwischen 18 und 49, 198 zwischen 50 und 64 und 180 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 405 Haushalten. Davon waren 132 Singlehaushalte, 111 Paare ohne Kinder und 123 Paare mit Kindern, sowie 33 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In nnn Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in nnn Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[11]

Einwohnerzahlen

 1633:082 Einwohner
 1806:352 Einwohner, 63 Häuser[12]
 1829:478 Einwohner, 73 Häuser[4]
 1867:472 Einwohner, 91 Häuser[13]
Hering: Einwohnerzahlen von 1806 bis 2019
Jahr  Einwohner
1806
 
352
1829
 
478
1834
 
460
1840
 
537
1846
 
567
1852
 
515
1858
 
505
1864
 
491
1871
 
483
1875
 
470
1885
 
458
1895
 
459
1905
 
460
1910
 
454
1925
 
473
1939
 
461
1946
 
565
1950
 
556
1956
 
536
1961
 
579
1967
 
665
1970
 
750
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
882
2015
 
902
2019
 
924
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[11]; ab 2012: Gemeinde Otzberg[14]

Religionszugehörigkeit

 1829:017 lutheranische (= 3,55 %), 308 reformierte (= 64,44 %) und 153 katholische (= 32,01 %) Einwohner[4]
 1961:326 evangelische (= 56,30 %), 240 katholische (= 41,45 %) Einwohner[1]

Politik

Ortsbeirat

Für Hering besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Hering) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[8] Der Ortsbeirat besteht zur zeit aus vier Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 gehören ihm vier Mitglieder der CDU an. Ortsvorsteher ist Raimund Lieb (CDU).[15]

Wappen

Wappen von Hering

Das Wappen von Hering stammt aus dem 19. Jahrhundert. Der blaue Hering ist ein redendes Symbol. Die Eicheln verweisen auf die historische Zugehörigkeit der Stadt zum Wildbann Dreieich.[16]

Eine offizielle Flagge wurde nie genehmigt. Es gibt jedoch eine nichtamtliche Flagge, die auf grün-weiß-grünem Flaggentuch das Gemeindewappen zeigt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Musik

  • Herings bekanntester Musikact ist die Band H-Borrm (Heuboden), die auf Odenwälder Mundart das Leben in lustigen „Hausmacher Rock“ verpacken. Bekannte Lieder sind neben dem Hit Brunnebau, in dem in historische Klänge gewandet mit einem Augenzwinkern die Entstehungsgeschichte des Burgbrunnens der Veste Otzberg besungen wird, die Lieder Gisela, Buddekrehm, Raache oder auch Wer wor de Held.
  • Weiterhin wird die Burg vom Odenwälder Shanty-Chor besungen.

Bauwerke

Regelmäßige Veranstaltungen

Naherholungsgebiete

  • Waldspielplatz Hering, der im Volksmund aufgrund der ursprünglich dort aufgestellten hölzernen Spielgeräte und Schutzhütten, auch Indianerspielplatz genannt wird
  • Minigolfplatz am Fuße des Otzbergs
  • Gartenbahnanlage am Fuße des Otzbergs[20]

Natur und Schutzgebiete

Das „Gebiet um den Otzberg“ in der Gemarkung Hering ist als flächenhaftes Naturdenkmal geschützt, es umfasst den oberen Bergkegel mit der Veste Otzberg sowie das umgebende Gelände. In der Ortslage beim ehemaligen Schulhaus liegt das geologische Naturdenkmal „Aufgelassener Säulenbasalt-Steinbruch“.[21]

Zur Gemarkung gehören im Süden auch Teile des Natura2000-Gebietes „Wald südlich von Otzberg“ (FFH-Gebiet 6119-301) mit schützenswerten Buchenwaldbeständen.[22]

Commons: Hering – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hering, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 17. April 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, abgerufen im Februar 2021.
  3. Baur, Ludwig (Hrsg.): Hessische Urkunden aus dem großherzoglichen Hessischen Haus- und Staatsarchive, Band 1: Die Provinzen Starkenburg und Oberhessen von 1016 - 1399, 1860
  4. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 108 (Online bei google books).
  5. Hering. In: Meyers Konversationslexikon (1888)
  6. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 14. November 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 46, S. 1828, Punkt 1506; Abs. 9. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,1 MB]).
  7. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 238.
  8. Hauptsatzung. (PDF; 334 kB) §; 6. In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, abgerufen im Juli 2019.
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  10. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, DNB 013163434, OCLC 894925483, S. 43 ff. (Online bei google books).
  11. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 16 und 70;.
  12. Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  13. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 40 (Online bei google books).
  14. Einwohnerzahlen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, archiviert vom Original; abgerufen im November 2019.
  15. Ortsbeirat Hering. In: Rats- und Bürgerinformationssystem. Gemeinde Otzberg, abgerufen im November 2019.
  16. Wappen Hering In: Wappen der Welt.
  17. Darmstädter Echo, 8. September 2015, S. 18
  18. Darmstädter Echo, 9. September 2015, S. 21
  19. Darmstädter Echo, Donnerstag, 26. November 2015, S. 20
  20. Heringer Kleinbahn e.V. (Memento vom 9. Juli 2015 im Internet Archive)
  21. Horst Bathon, Georg Wittenberger: Die Naturdenkmale des Landkreises Darmstadt-Dieburg mit Biotop-Touren, 2. erweiterte und vollständig überarbeitete Auflage. In: Schriftenreihe Landkreis Darmstadt-Dieburg, (Hrsg.) Kreisausschuss des Landkreises Darmstadt-Dieburg - Untere Naturschutzbehörde, Darmstadt, 2016. ISBN 978-3-00-050136-4. 243 Seiten. (S. 103–106).
  22. Karte des FFH-Gebietes „Wald südlich von Otzberg“. natureg.hessen.de, abgerufen am 27. Mai 2021.
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