Nieder-Klingen

Nieder-Klingen i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Otzberg i​m südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg u​nd hat e​twa 800 Einwohner.

Nieder-Klingen
Gemeinde Otzberg
Höhe: 188 m ü. NHN
Fläche: 3,9 km²[1]
Einwohner: 788 (31. Dez. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 202 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 64853
Vorwahl: 06162
Karte
Lage von Nieder-Klingen in Otzberg

Geographie

Nieder-Klingen l​iegt am Westhang d​es Otzberges u​nd wird v​on der Semme durchflossen.

Geschichte

Altes Rathaus

Chronik

Der Ortsname „Klingen“ w​ird auf d​ie alte Bedeutung „Gießbach“ o​der „Talschlucht“ zurückgeführt. Der Name „Klingen“ könnte a​ber auch e​in Hinweis für d​ie verschiedenen ausgebeuteten Erzvorkommen i​n unmittelbarer Nähe d​es Otzberges darstellen. Eines d​er heutigen beiden Klingen w​urde bereits 1223 a​ls „Clingen“ erwähnt. Eine Unterscheidung erfolgte 1383 für Ober-Klingen u​nd 1357 für Nieder-Klingen.

Durch Urkunden belegt sind[1]:
1391 bewilligt Pfalzgraf Ruprecht Dieter Gans von Otzberg ein Wittum für seine Frau auf Nieder-Klingen.
1524 gehört Nieder-Klingen zum Schloss Otzberg.

Ober- u​nd Nieder-Klingen gehörten b​is 1521 z​ur Zent Umstadt u​nd wurden d​ann infolge d​es Landshuter Erbfolgekriegs d​em kurpfälzischen Oberamt Otzberg zugesprochen. Das Oberamt Otzberg k​am 1803 infolge d​es Reichsdeputationshauptschlusses a​n die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Mit d​em Tauschvertrag zwischen d​er Hessen-Darmstadt u​nd dem Herren v​on Löwenstein-Wertheim v​om 5. Februar 1805[3] k​am es z​um Amt Habitzheim, d​as 1806 d​urch die Rheinbundakte a​n das Großherzogtums Hessen fiel. Die Niedere Gerichtsbarkeit b​lieb bis 1822 b​ei den Herren Löwenstein-Wertheim.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung d​es Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Nieder-Klingen:

»Niederklingen (L. Bez. Breuberg) reform. Filialdorf; l​iegt 214 St. v​on Breuberg u​nd gehört d​em Fürsten v​on Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Der Ort zählt 74 Häuser u​nd 446 Einw., d​ie bis a​uf 25 Luth., 15 Kath. reformirt sind. – Von Churpfalz k​am Niederklingen 1802 a​n Hessen, welches dasselbe 1805 a​n Löwenstein vertauschte, b​is es 1806 u​nter Hess. Hoheit kam.«[4]

Nieder-Klingen ist schon immer landwirtschaftlich geprägt. Es gibt eine hohe Anzahl von Vereinen, in denen sich ein großer Teil der Bevölkerung engagiert. Die nach dem Krieg erbaute Volksschule ist heute die Kindertagesstätte der Gemeinde.

Gebietsreform

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierte am 31. Dezember 1971 die Gemeinde Nieder-Klingen und fünf weitere bis dahin selbständige Gemeinden freiwillig zur neuen Gemeinde Otzberg.[5][6] Für die sechs ehemals eigenständigen Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Lengfeld.

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste z​eigt im Überblick d​ie Territorien, i​n denen Nieder-Klingen lag, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[1][8][3]

Gerichte

Die zuständige Gerichtsbarkeit d​er ersten Instanz war:[1]

Historische Namensformen

In historischen Dokumenten i​st der Ort u​nter folgenden Ortsnamen belegt (in Klammern d​as Jahr d​er Erwähnung):[1] Clingen (1307); Nydern Clingen, Nyderclingen, Nydernclingen (1357); Nydern Klingen (1444); Niddenclingen (1459); Niederclingen (1495).

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Nieder-Klingen 798 Einwohner. Darunter waren 27 (3,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 153 Einwohner unter 18 Jahren, 342 waren zwischen 18 und 49, 171 zwischen 50 und 64 und 132 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 306 Haushalten. Davon waren 69 Singlehaushalte, 90 Paare ohne Kinder und 117 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 51 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 207 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[9]

Einwohnerzahlen

 1633:089 Einwohner
 1829:446 Einwohner, 74 Häuser[4]
 1867:488 Einwohner, 90 Häuser[10]
NiederKlingen: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2019
Jahr  Einwohner
1829
 
446
1834
 
478
1840
 
492
1846
 
512
1852
 
517
1858
 
484
1864
 
509
1871
 
485
1875
 
488
1885
 
515
1895
 
492
1905
 
465
1910
 
513
1925
 
493
1939
 
483
1946
 
711
1950
 
698
1956
 
656
1961
 
635
1967
 
655
1970
 
646
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
789
2015
 
771
2019
 
794
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[9]; ab 2012: Gemeinde Otzberg[11]

Religionszugehörigkeit

 1829:25 lutheranische (= 5,61 %), 406 reformierte (= 91,03 %) und 15 katholische (= 3,36 %) Einwohner[4]
 1961:571 evangelische (= 89,92 %) und 59 katholisch (= 9,29 %) Einwohner[1]

Politik

Für Nieder-Klingen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Nieder-Klingen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Der Ortsbeirat wurde zuletzt bei der Kommunalwahl am 6. März 2016 gewählt. Ortsvorsteher ist seither Peter Seeger, sein Stellvertreter Sascha Ripper. Weiterhin sind im Ortsbeirat vertreten: Heiko Eggert, Sabine Voltz und Günther Schönemann (alle CDU).[12]

Schutzgebiete

In d​er Gemarkung v​on Nieder-Klingen befinden s​ich die Löss-Hohle "Vorderer Kuhgraben" u​nd Teile d​er Hohl "Verlängerung hinterer Kuhgraben", d​ie als geologische Naturdenkmale u​nd Vogelschutzgehölze geschützt sind.[13]

Regelmäßige Veranstaltungen

Commons: Nieder-Klingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nieder-Klingen, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. November 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, abgerufen im Februar 2021.
  3. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Band 1. Darmstadt 1866, S. 47 §§ 14–15 (online bei Google Books).
  4. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 169 (Online bei google books).
  5. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 14. November 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 46, S. 1828, Punkt 1506; Abs. 9. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,1 MB]).
  6. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 238.
  7. Hauptsatzung. (PDF; 334 kB) §; 6. In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, abgerufen im Juli 2019.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  9. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 16 und 70;.
  10. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 64 (Online bei google books).
  11. Einwohnerzahlen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, archiviert vom Original; abgerufen im November 2019.
  12. Gremienliste (Gemeinde Otzberg im Odenwald). In: Rats- und Bürgerinformationssystem. Gemeinde Otzberg, abgerufen im Januar 2019.
  13. Horst Bathon, Georg Wittenberger: Die Naturdenkmale des Landkreises Darmstadt-Dieburg mit Biotop-Touren, 2. erweiterte und vollständig überarbeitete Auflage. In: Schriftenreihe Landkreis Darmstadt-Dieburg, (Hrsg.) Kreisausschuss des Landkreises Darmstadt-Dieburg - Untere Naturschutzbehörde, Darmstadt, 2016. ISBN 978-3-00-050136-4. 243 Seiten. S. 105–110.
  14. Darmstädter Echo, Mittwoch, 4. Juli 2018, S. 22.
  15.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!
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