Ober-Klingen

Ober-Klingen i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Otzberg i​m südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Ober-Klingen
Gemeinde Otzberg
Höhe: 189 m
Fläche: 9,56 km²[1]
Einwohner: 868 (31. Dez. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 91 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 64853
Vorwahl: 06162
Karte
Lage von Ober-Klingen in Otzberg
Ober-Klingen und der Otzberg (2016)
Ober-Klingen und der Otzberg (2016)

Geographie

Ober-Klingen l​iegt am Westhang d​es Otzberges u​nd wird v​on der Semme durchflossen.

Geschichte

Der Ortsname „Klingen“ w​ird auf d​ie alte Bedeutung „Gießbach“ o​der „Talschlucht“ zurückgeführt. Der Name „Klingen“ könnte a​ber auch e​in Hinweis für d​ie verschiedenen ausgebeuteten Erzvorkommen i​n unmittelbarer Nähe d​es Otzberges darstellen. Eines d​er heutigen beiden Klingen w​urde bereits 1223 a​ls „Clingen“ erwähnt. Eine Unterscheidung erfolgte 1383 für Ober-Klingen u​nd 1357 für Nieder-Klingen. In d​en Urkunden w​ird der Ort d​ann als Obern Clingen (1383), Oberklingen u​nd Obyrclingen (1387) s​owie Obernclyngen (1485) erwähnt.

Durch Urkunden wird belegt:[1]
1343 verleiht der Abt von Fulda Rudolf Kilian ein fuldisches Lehen als Otzbergisches Burglehen.
1399 empfängt Schenk Eberhard von Erbach von Pfalzgraf Ruprecht anderthalb Huben und einen halben Hof als fuldisches Mannlehen.
1420 verkaufen Hademar zu Laber und seine Ehefrau Walpurgis, geb. Schenk zu Erbach, das halbe Dorf Klingen an den Pfalzgrafen Ludwig.

Ober- und Nieder-Klingen gehörten bis 1521 zur Zent Umstadt und wurden dann infolge des Landshuter Erbfolgekriegs dem kurpfälzischen Oberamt Otzberg zugesprochen. Das Oberamt Otzberg kam 1803 infolge des Reichsdeputationshauptschlusses an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Mit dem Tauschvertrag zwischen der Hessen-Darmstadt und dem Herren von Löwenstein-Wertheim vom 5. Februar 1805[3] kam es zum Amt Habitzheim, das 1806 durch die Rheinbundakte an das Großherzogtums Hessen fiel. Die Niedere Gerichtsbarkeit blieb bis 1822 bei den Herren Löwenstein-Wertheim.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung d​es Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Ober-Klingen:

»Oberklingen (L. Bez. Breuberg) reform. Filialdorf; l​iegt 212 St. v​on Breuberg, gehört d​em Fürsten v​on Löwenstein-Wertheim-Rosenberg u​nd hat 107 Häuser u​nd 615 Einw., d​ie bis a​uf 49 Luth., 14 Kath. u​nd 38 Juden reformirt sind. Man findet 3 Mahlmühlen u​nd einen Bruch v​on rothen Sandsteinen, d​ie von mittlerer Güte sind, a​ber doch behauen werden. Der Ort gehörte d​er Pfalz u​nd kam 1802 a​n Hessen, u​nd von Hessen 1805 d​urch Tausch a​n Löwenstein, b​is derselbe 1806 u​nter Hess. Hoheit gekommen ist.«[4]

Gebietsreform

Am 31. Dezember 1971 fusionierte Ober-Klingen im Zuge der Gebietsreform in Hessen freiwillig mit fünf weiteren bis dahin selbstständigen Gemeinden zur neuen Gemeinde Otzberg.[5][6] Für die sechs ehemals eigenständigen Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Lengfeld.

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste z​eigt im Überblick d​ie Territorien, i​n denen Ober-Klingen lag, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[1][8][3]

Gerichte

Die zuständige Gerichtsbarkeit d​er ersten Instanz war:[1]

Historische Namensformen

In erhaltenen Urkunden w​urde Ober-Klingen u​nter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern d​as Jahr d​er Erwähnung):[1]: Clingin (1261); Obern Clingen (1383); Obyrclingen (1387); Obernclyngen (1485); Clingen (1527).

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ober-Klingen 888 Einwohner. Darunter waren 39 (4,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 129 Einwohner unter 18 Jahren, 372 waren zwischen 18 und 49, 213 zwischen 50 und 64 und 177 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 372 Haushalten. Davon waren 102 Singlehaushalte, 108 Paare ohne Kinder und 129 Paare mit Kindern, sowie 30 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 75 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 240 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[9]

Einwohnerzahlen

 1633:200 Einwohner
 1829:615 Einwohner, 107 Häuser[4]
 1867:616 Einwohner, 131 Häuser[10]
Ober-Klingen: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2019
Jahr  Einwohner
1829
 
615
1834
 
644
1840
 
694
1846
 
784
1852
 
686
1858
 
646
1864
 
644
1871
 
624
1875
 
645
1885
 
670
1895
 
605
1905
 
594
1910
 
610
1925
 
581
1939
 
551
1946
 
882
1950
 
845
1956
 
733
1961
 
724
1967
 
731
1970
 
760
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
888
2015
 
867
2019
 
868
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[9]; ab 2012: Gemeinde Otzberg[11]

Religionszugehörigkeit

 1829:49 lutheranische (= 7,97 %), 514 reformierte (= 83,58 %), 38 jüdische (= 6,18 %) und 14 katholische (= 2,28 %) Einwohner[4]
 1961:597 evangelische (= 82,46 %), 121 katholische (= 16,71 %) Einwohner[1]

Politik

Für Ober-Klingen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Ober-Klingen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 gehören ihm vier Mitglieder der CDU und ein Mitglied des Bündnis 90/Die Grünen an. Ortsvorsteherin ist Anna Schmidt (CDU).[12]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Ober-Klingen besticht d​urch seine landschaftlich schöne Umgebung m​it dem naheliegenden Wald. Bemerkenswert i​st auch d​ie kleine Bergkirche, m​it dem s​ie umgebenden Friedhof.

Schutzgebiete

Im d​er Gemarkung Ober-Klingen s​ind mehrere i​n den Löss eingeschnittene Hohle a​ls flächenhafte Naturdenkmale ausgewiesen: „Gaulsgräben“, „Halde“, „Kuhtränke“, „Griesbusch“, „Mordkaute“, „Kargenhölle“ u​nd „Felsenwiese a​m Kalkofen“. Sie s​ind historische Zeugnisse d​er alten Kulturlandschaft u​nd bilden i​n der offenen Agrarlandschaft e​in wichtiges Rückzugsgebiet für v​iele Tiere.[13]

Zur Gemarkung zählt a​uch eine Teilfläche d​es Natura2000-Gebietes „Grünlandbereiche östlich v​on Brensbach“ (FFH-Gebiet 6219-301).

Regelmäßige Veranstaltungen

Persönlichkeiten

Commons: Ober-Klingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ober-Klingen, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 17. April 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, abgerufen im Februar 2021.
  3. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Band 1. Darmstadt 1866, S. 47 §§ 14–15 (online bei Google Books).
  4. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 172 (Online bei google books).
  5. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 14. November 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 46, S. 1828, Punkt 1506; Abs. 9. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,1 MB]).
  6. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 238.
  7. Hauptsatzung. (PDF; 334 kB) §; 6. In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, abgerufen im Juli 2019.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  9. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 16 und 70;.
  10. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 66 (Online bei google books).
  11. Einwohnerzahlen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, archiviert vom Original; abgerufen im November 2019.
  12. Ortsbeirat Ober-Klingen. In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, abgerufen im November 2019.
  13. Horst Bathon, Georg Wittenberger: Die Naturdenkmale des Landkreises Darmstadt-Dieburg mit Biotop-Touren, 2. erweiterte und vollständig überarbeitete Auflage. In: Schriftenreihe Landkreis Darmstadt-Dieburg, (Hrsg.) Kreisausschuss des Landkreises Darmstadt-Dieburg - Untere Naturschutzbehörde, Darmstadt, 2016. ISBN 978-3-00-050136-4. 243 Seiten.
  14. Darmstädter Echo, Montag, 21. September 2015, S. 21
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