Herbstmühle (Weismain)
Die Herbstmühle (früher auch Wunkendorfer Mühle)[2] ist eine ehemalige Getreide- und Ölmühle im Bärental, nordwestlich des Weismainer Ortsteils Wunkendorf an der Krassach. Sie ist ein eigener Gemeindeteil mit drei Einwohnern (Stand 1. Januar 2013). In einem Nebengebäude der Mühle befindet sich eine Unterkunft der Kulmbacher Bergwachtsektion,[3] Die Mühle beherbergt ein Mühlen- und Technikmuseum.[4] Als geschütztes Baudenkmal wird die Mühle vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege unter der Denkmalnummer D-4-78-176-106 geführt.[5]
Herbstmühle Stadt Weismain | ||
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Höhe: | 365 m ü. NHN | |
Einwohner: | 3 (1. Jan. 2018)[1] | |
Postleitzahl: | 96260 | |
Vorwahl: | 09575 | |
Lage von Herbstmühle in Bayern | ||
Herbstmühle | ||
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Die Vorderansicht der Herbstmühle (aus nördlicher Richtung gesehen) | ||
Lage und Geschichte | ||
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Koordinaten | 50° 3′ 25″ N, 11° 15′ 26″ O | |
Standort | Deutschland | |
Gewässer | Krassach | |
Erbaut | Deutlich vor 1800 | |
Stillgelegt | 1974 | |
Zustand | Mühlentechnik entfernt und durch moderne elektronische Steuerung ersetzt; Mühlengebäude dient als Museum und Wohnhaus | |
Technik | ||
Nutzung | Getreide- und Ölmühle | |
Mahlwerk | Bis 1914 zwei Mahlwerke mit zwei Mühlsteinen, 1830 durch einen Stampfgang ergänzt | |
Antrieb | Wassermühle | |
Wasserrad | Bis 1914 drei, seitdem Francis-Turbine |
Geschichte
Wann die Herbstmühle erbaut wurde, ist unklar.[2] Die erste Erwähnung war 1421 mit „Albrecht Herbstmülner in der Hopffenmül bei Niesten“. Eine weitere Nennung war 1422 „an einer Wies ob der Herbstmul“.[6]
Eine erste Beschreibung stammt aus dem Jahr 1801, der erste bekannte Katastereintrag von 1810.[2] Es kann jedoch angenommen werden, dass die Mühle wesentlich älter ist. Der alte Name Wunkendorfer Mühle rührt von der räumlichen Nähe zu Wunkendorf her und von dem Umstand, dass in früheren Zeiten die Wunkendorfer täglich zur Mühle hinunterstiegen, um dort Trinkwasser zu schöpfen.[2]
Anfang des 19. Jahrhunderts hatte die Mühle das reale Mahlrecht zum Betrieb von zwei Getreidemahlgängen. Zum Anwesen gehörten damals neben dem Mühl- und Wohngebäude verschiedene Wirtschaftsgebäude, ein Garten, Felder, Wiesen und Wälder sowie die Fischrechte in der Krassach.[2] Um 1830 wurde die Mühle mit einem weiteren Wasserrad, das ein Stampfwerk zur Ölherstellung antrieb, erweitert.[2] 1914 baute der damalige Besitzer der Mühle eine Turbine ein, die die Wasserräder überflüssig werden ließ.[2] Ebenso wurden das alte Antriebssystem und der Mühlenraum durch neue technische Anlagen ersetzt; bis 1916 wurde die Steueranlage turbinengerecht umgebaut.[2] Dadurch ließ sich neben dem Betreiben der Mahlgänge auch Strom für die häusliche Nutzung erzeugen. Die niedrige Spannung eignete sich jedoch nur für Glühbirnen und den Antrieb einzelner mechanischer Geräte.[2]
Spätestens ab dem Zweiten Weltkrieg ließ nur noch die Bevölkerung der Umgebung dort Getreide mahlen, so dass die fehlende wirtschaftliche Rentabilität den Müller 1974 zur Aufgabe des Mühlbetriebs zwang.[2][7] Heute ist die Mühle ein privates Wohnhaus.[2]
Architektur
Die Herbstmühle ist ein zweigeschossiger Wohnstallbau aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit massivem Erdgeschoss und darüberliegendem Fachwerkgeschoss.[2][7] Den Abschluss bildet ein Walmdach.[7] Die ehemals oberschlächtigen[7] Wasserräder sind nicht mehr vorhanden, jedoch kennzeichnet eine farbig hervorgehobene Silhouette an der Hauswand die ehemalige Position.[2]
Mühlen- und Technikmuseum
In dem kleinen Museum in der Mühle sind verschiedene Gegenstände aus dem Mühlenalltag früherer Zeiten zu sehen und auch die Turbinenanlage von 1914 wurde optisch aufbereitet und kann besichtigt werden.[2] Es handelt sich um eine Francis-Turbine, die im Jahr etwa 18.000 kWh Strom erzeugt.[2] Abzüglich des Eigenbedarfs konnten ca. 14.500 kWh jährlich in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Die Nennleistung der Turbine lag bei 8 KW.[2]
Regelmäßige Feste und Veranstaltungen
- Juraturm-Fest, organisiert von der Bergwachtssektion Kulmbach[11]
Literatur
- Jutta Böhm: Mühlen-Radwanderung. Routen: Kleinziegenfelder Tal und Bärental, Umweltstation Weismain des Landkreises Lichtenfels, Weismain/Lichtenfels (Landkreis Lichtenfels), 2000, 52 S. (zahlr. Ill., Kt.)
- Alois Dechant, Gerhard W. Peetz: Wanderführer Weismain. Marie Link Verlag, Kronach, 2010
Weblinks
Einzelnachweise
- Stadtteile Weismain. In: Stadt Weismain. Abgerufen am 7. Oktober 2021.
- Böhm (2000), S. 45–46
- Dechant (2010), S. 22
- Mühlen in Weismain, fraenkische-schweiz.bayern-online.de, abgerufen am 30. Dezember 2012
- Mühle, Neudorf 36, geodaten.bayern.de, abgerufen am 30. Dezember 2012
- Dieter George: Lichtenfels; Der Altkreis. Historisches Ortsnamenbuch von Bayern. Oberfranken. Band 6: Lichtenfels. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 2008, ISBN 978-3-7696-6862-9, S. 45.
- Mühlen 2012, Tourist Information Oberes Maintal-Coburger Land, Lichtenfels 2012, PDF (131 kB), S. 2 (Memento des Originals vom 21. August 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Einwohnerverteilung der Stadt Weismain am 1. Januar 2012 (Memento vom 5. Januar 2013 im Internet Archive)
- Einwohnerverteilung der Stadt Weismain am 1. Januar 2013 (Memento vom 18. Mai 2013 im Internet Archive)
- Einwohnerverteilung der Stadt Weismain am 1. Januar 2015 (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive)
- Wunkendorf, stadt-weismain.de, abgerufen am 30. Dezember 2012