Herbert Blomstedt
Herbert Blomstedt (Aussprache: [ˌhæɹːbəʈ ˈblʊmːstɛt], * 11. Juli 1927 in Springfield, USA) ist ein schwedischer Dirigent. Er ist Mitglied der Königlich-Schwedischen Musikakademie.
Leben
Herbert Blomstedt wurde als Sohn schwedischer Eltern in den USA geboren. Sein Vater war adventistischer Pastor. Blomstedt erhielt seine erste musikalische Ausbildung am Königlichen Konservatorium in Stockholm und an der Universität Uppsala. Er studierte Dirigieren an der Juilliard School of Music in New York City, zeitgenössische Musik in Darmstadt sowie Renaissance- und Barockmusik an der Schola Cantorum Basel, außerdem arbeitete er unter Igor Markevitch in Salzburg und unter Leonard Bernstein in Tanglewood.
1954 debütierte Herbert Blomstedt als Dirigent mit dem Philharmonischen Orchester Stockholm und war dann als Chefdirigent bedeutender skandinavischer Orchester tätig, u. a. in Norrköping. Bis 1963 leitete er das Sinfonieorchester des Schwedischen Rundfunks.
Von 1975 bis 1985 war er Chefdirigent der Staatskapelle Dresden und von 1985 bis 1995 Music Director des San Francisco Symphony. Von 1996 bis 1998 war er Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters, mit dem er zudem regelmäßig als Gastdirigent arbeitet. 1998 bis 2005 leitete er als Nachfolger von Kurt Masur das Gewandhausorchester Leipzig.
Herbert Blomstedt arbeitet mit vielen bedeutenden Orchestern als Gastdirigent, darunter die Bamberger Symphoniker, die Berliner Philharmoniker, das Boston Symphony Orchestra, das Chicago Symphony Orchestra, das Israel Philharmonic Orchestra, das Concertgebouw-Orchester Amsterdam, das Los Angeles Philharmonic, die Münchner Philharmoniker und nicht zuletzt das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Mit den Wiener Philharmonikern trat Blomstedt erstmals 2011 auf.[1]
Blomstedt, dessen Ehefrau Waltraud (Traute) Blomstedt im Februar 2003 verstarb, hat vier Töchter und lebt seit 1984 in Luzern. Er ist bekennender Siebenten-Tags-Adventist, trinkt keinen Alkohol und ernährt sich vegetarisch.[2]
Auszeichnungen
Das NHK-Sinfonieorchester (1986), das San Francisco Symphony (1995), das Gewandhausorchester (2005), die Bamberger Symphoniker (2006), das Schwedische Radio-Sinfonieorchester Stockholm (2006), das Dänische Radio-Sinfonieorchester Kopenhagen (2006), die Sächsische Staatskapelle Dresden (2016) und die Wiener Philharmoniker (2019)[1] ernannten ihn zu ihrem Ehrendirigenten. 2003 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz. Ihm wurde außerdem von zahlreichen Universitäten die Ehrendoktorwürde zuerkannt, beispielsweise von der Universität Göteborg. Darüber hinaus erhielt er zahlreiche weitere Auszeichnungen, so zum Beispiel 2001 den Anton-Bruckner-Preis der Stadt Linz, 2007 den Max-Rudolf-Preis für sein Wirken als Dirigent und Pädagoge, 2007 die Goldene Ehrennadel der Sächsischen Staatskapelle Dresden, 2008 die Johann Walter Plakette des Sächsischen Musikrates und 2011 die Bach-Medaille der Stadt Leipzig.
2016 erhielt Blomstedt den Léonie-Sonning-Musikpreis. Im selben Jahr wurde ihm von der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein der Brahmspreis 2017 zuerkannt, den er am 10. Juni 2017 im Rahmen der Brahms-Wochen 2017 in Wesselburen erhalten hat. Die Laudatio hielt die Journalistin und Biographin Julia Spinola. 2017 wurde Blomstedt mit dem Leipziger Tourismuspreis der Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH ausgezeichnet.
Einspielungen
Blomstedt hat zahlreiche Werke eingespielt, die meisten mit der Staatskapelle Dresden, dem San Francisco Symphony und dem Gewandhausorchester Leipzig. Allein mit der Staatskapelle existieren 130 verschiedene Aufnahmen, darunter sämtliche Sinfonien von Beethoven und Schubert und auch Beethovens Oper Leonore, die Urfassung des Fidelio. Die Sinfonien von Sibelius, eine Reihe von Orchesterwerken Paul Hindemiths sowie sämtliche Sinfonien von Carl Nielsen, die als Referenzaufnahmen gelten, nahm er mit dem San Francisco Symphony auf. Mit dem Gewandhausorchester entstanden ab 1999 u. a. Einspielungen aller Sinfonien von Anton Bruckner und Ludwig van Beethoven, aber auch die High Mass des Schweden Sven-David Sandström.
Blomstedts Aufnahmen wurden unter anderem bei Decca veröffentlicht, vor allem jene mit dem San Francisco Symphony. Einspielungen mit der Staatskapelle Dresden erschienen bei Denon und Eterna (mittlerweile Edel Classics). Seit 2005 wurden Einspielungen hauptsächlich von Querstand und Accentus Music veröffentlicht.
- Ausgewählte Aufnahmen
- Beethoven: Sinfonien Nr. 1–9; Staatskapelle Dresden, 1976–1982.
- Beethoven: Sinfonien Nr. 1–9; Gewandhausorchester Leipzig, 2014–2017.
- Beethoven: Leonore; Hermann Christian Polster, Theo Adam, Richard Cassily, Edda Moser, Karl Ridderbusch, Helen Donath, Eberhard Büchner, Rundfunkchor Leipzig, Staatskapelle Dresden, 1977.
- Beethoven: Missa solemnis, Simone Schneider, Gerhild Romberger, Richard Croft, Jochen Kupfer, MDR-Rundfunkchor, Gewandhausorchester Leipzig, 2013.
- Beethoven: Tripelkonzert, Isabelle Faust, Jean-Guihen Queyras, Martin Helmchen, Gewandhausorchester Leipzig, 2017.
- Brahms: Sinfonie Nr. 2 und 4; Gewandhausorchester Leipzig, 2000, 1996.
- Brahms: Sinfonie Nr. 1 und 2, sowie Akademische Festouvertüre und Tragische Ouvertüre; Gewandhausorchester Leipzig, 2020–2021.
- Brahms: Ein deutsches Requiem; San Francisco Symphony, 1995.
- Bruckner: Sinfonien Nr. 4 und 7; Staatskapelle Dresden, 1980.
- Bruckner: Sinfonien Nr. 4 und 6; San Francisco Symphony, 1995, 1993.
- Bruckner: Sinfonien Nr. 3 und 9; Gewandhausorchester Leipzig, 1998, 1995.
- Bruckner: Sinfonien Nr. 1–9; Gewandhausorchester Leipzig, 2012.
- Grieg: Peer Gynt; Urban Malmberg, Mari-Ann Haeggander, Wendy Hoffmann, Merlyn Vaughn, Wendy White, Urban Malmberg, Richard Haille, San Francisco Symphony, 1990.
- Mahler: Sinfonie Nr. 2; San Francisco Symphony, 1994.
- Mahler: Sinfonie Nr. 4 und 5; NHK-Sinfonieorchester, 2011.
- Mahler: Sinfonie Nr. 9; Bamberger Symphoniker, 2018.
- Mendelssohn: Sinfonien Nr. 3 und 4; San Francisco Symphony, 1993.
- Mendelssohn: Sinfonien Nr. 3; Gewandhausorchester Leipzig, 2012.
- Mendelssohn: Klavierkonzerte Nr. 1 und 2; Jean-Yves Thibaudet, Gewandhausorchester Leipzig, 2001.
- Mozart: Sinfonien Nr. 38–41; Staatskapelle Dresden, 1981, 1982.
- Mozart: Sinfonie Nr. 35; Israel Philharmonic Orchestra, 2005.
- Mozart: Sinfonien Nr. 40 und 41; Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, 2013, 2017.
- Nielsen: Sinfonien Nr. 1–6; Dänisches Radio Sinfonieorchester, 1975.
- Nielsen: Sinfonien Nr. 1–6; San Francisco Symphony, 1989–1991.
- Orff: Carmina Burana; Lynne Dawson, John Daniecki, Kevin McMillan, San Francisco Symphony, 1991.
- Schubert: Sinfonien Nr. 1–9; Staatskapelle Dresden, 1982–1984.
- Schubert: Sinfonien Nr. 5, 8 und 9; San Francisco Symphony, 1992, 1993.
- Sibelius: Sinfonien Nr. 1–7; San Francisco Symphony, 1991–1996.
- Stenhammar: Sinfonie Nr. 2; Gothenburg Symphony, 2018.
- Strauss: Also sprach Zarathustra, Ein Heldenleben, Till Eulenspiegels lustige Streiche, Tod und Verklärung; Staatskapelle Dresden, 1984, 1987, 1989.
- Strauss: Till Eulenspiegels lustige Streiche, Tod und Verklärung; San Francisco Symphony, 1998.
Zitat
„Dirigent zu sein, ist ein guter Beruf, um alt zu werden, denn es ist immer eine Herausforderung, und Herausforderungen braucht man, wenn man älter wird.“[2]
Literatur
- Martin U. K. Lengemann: Herbert Blomstedt. Eine Annäherung in Text und Bild. Siebenhaar, Berlin 2007, ISBN 978-3-936962-49-9.
- Julia Spinola: Herbert Blomstedt. Mission Musik. Henschel und Bärenreiter, Leipzig 2017, ISBN 978-3-89487-950-1 und ISBN 978-3-7618-2417-7.
Weblinks
- Werke von und über Herbert Blomstedt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie, KünstlerSekretariat am Gasteig
Einzelnachweise
- Wiener Philharmoniker ernennen Herbert Blomstedt zum Ehrenmitglied. 30. Juli 2019, abgerufen am 30. Juli 2019.
- Susanne Benda: Dirigent Herbert Blomstedt: „Ein Dirigent ist nur ein Zuhörer“. Stuttgarter Zeitung, abgerufen am 27. September 2021.