Heeresversuchsanstalt
Mit Heeresversuchsanstalt wurden in der Zeit des Nationalsozialismus Versuchsstellen des Heeres zur Erforschung und Erprobung neuer Waffentechnik bezeichnet.
Heeresversuchsanstalt Hillersleben
In der Colbitz-Letzlinger Heide bei Hillersleben in Sachsen-Anhalt testete die Wehrmacht seit 1936 Artilleriewaffen und später auch schwere Waffen wie das Dora-Geschütz. Nach der Zerschlagung der Rest-Tschechei wurden 1939 dort erbeutete Waffen nach Hillersleben geschafft und getestet. Am 13. April 1945 erreichten Truppen der 9. US-Armee und der 2. US-amerikanischen Panzerdivision Hillersleben.
Von 1945 bis 1994 nutzte die Sowjetarmee das Gelände. Heute befindet sich hier der Truppenübungsplatz Altmark mit dem Gefechtsübungszentrum Heer der Bundeswehr. In der alten Kaserne der Truppenunterkunft Hillersleben wird die Auslandsausbildung der Bundeswehr für die Einsätze im Kosovo u. ä. durchgeführt (nur Ortskampf). Etwas nördlich des heutigen Hillersleben befindet sich das Truppenübungslager Planken, das von nationalen und internationalen Truppenteilen als Unterkunft für seine Soldaten genutzt wird. Angeschlossen sind ein moderner Instandsetzungspark und eine weitere Unterkunft inmitten des Truppenübungsplatzes. Der Leitstand des Gefechtsübungszentrums befindet sich etwas nördlich von Hillersleben, in Letzlingen. Dort ist auch ein Panzerbataillon untergebracht, welches regelmäßig als Übungsgegner für die verschiedenen Truppenteile fungiert.[1]
Heeresversuchsanstalt Kummersdorf-Gut
In Kummersdorf-Gut bei Luckenwalde in Brandenburg befand sich bis 1945 das Heereswaffenamt. Vor der Einrichtung der Versuchsanstalt in Peenemünde wurden hier erste Forschungen an Raketentechnik betrieben. Auch Atomenergieforschungen wurden hier betrieben.
Heeresversuchsstelle Mittersill
In Mittersill (Österreich) wurde kurz nach dem Anschluss Österreichs eine Heeresversuchsanstalt errichtet, zur Erprobung von Seilbahnen. Hierzu wurde eine eigene Anschlussbahn errichtet. Die Anlage wurde nach 1945 abgebaut.[2]
Heeresversuchsstelle Munster-Nord
Diese häufig als Heeresversuchsanstalt Raubkammer bezeichnete Anlage auf dem Truppenübungsplatz Munster-Nord in der Lüneburger Heide wurde bereits seit 1892 militärisch genutzt. Seit 1916 wurden chemische Kampfstoffe erprobt.
Heute ist Munster der größte Standort der Bundeswehr. Hier befindet sich neben anderen Einrichtungen das Wehrwissenschaftliche Institut für Schutztechnologien (ABC-Schutz).
Heeresversuchsanstalt Peenemünde
Die Heeresversuchsanstalt Peenemünde, 1936 auf der Insel Usedom eingerichtet, diente der Entwicklung von Raketentechnik. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände erst von der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) und später von der NVA genutzt.
Literatur
- Philipp Aumann: Rüstung auf dem Prüfstand : Kummersdorf, Peenemünde und die totale Mobilmachung. Historisch-Technisches Museum Peenemünde, Ch. Links Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-86153-864-6.
- Till Bastian: High Tech unterm Hakenkreuz. Von der Atombombe bis zur Weltraumfahrt. Militzke, Leipzig 2005, ISBN 3-86189-740-7, S. 97–125.
- Volkhard Bode, Gerhard Kaiser: Raketenspuren. Peenemünde 1936–1996. Eine historische Reportage mit aktuellen Fotos. Christoph Links, Berlin 1995, ISBN 3-86153-112-7.
- Walter Dornberger: Peenemünde – Die Geschichte der V-Waffen. RhinoVerlag, Ilmenau 2018, ISBN 978-3-932081-88-0. Erweiterte Neuauflage des 1958 in dritter Auflage erschienenen Buches V2 – der Schuss ins Weltall. Bechtle Verlag, Esslingen 1981.
- Joachim Engelmann: Geheime Waffenschmiede Peenemünde. V2 – „Wasserfall“ – „Schmetterling“. Podzun-Pallas, Friedberg, ISBN 3-7909-0118-0.
- Wolfgang Gückelhorn, Detlev Paul: V1 – „Eifelschreck“ Abschüsse, Abstürze und Einschläge der fliegenden Bombe aus der Eifel und dem Rechtsrheinischen 1944/45. Helios, Aachen 2004, ISBN 3-933608-94-5.
- Günther Jikeli (Hrsg.): Raketen und Zwangsarbeit in Peenemünde. Die Verantwortung der Erinnerung. Friedrich-Ebert-Stiftung, Schwerin 2014, ISBN 978-3-86498-750-2 (PDF).
- Martin Kaule: Peenemünde. Vom Raketenzentrum zur Denkmal-Landschaft. Ch. Links Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-86153-764-9.
- Manfred Kanetzki: Operation Crossbow : Bomben auf Peenemünde. Historisch-Technisches Museum Peenemünde, Ch. Links Verlag, Berlin 2014, ISBN 3-86153-805-9, 978-3-86153-805-9.
- Bernd Kuhlmann: Peenemünde – Das Raketenzentrum und seine Werkbahn. 2. Auflage. GVE, Berlin 2003, ISBN 3-89218-081-4.
- Jürgen Michels: Peenemünde und seine Erben in Ost und West. Entwicklung und Weg deutscher Geheimwaffen. Unter Mitarbeit von Olaf Przybilski. Bernard & Graefe, Bonn 1997.
- Christian Mühldorfer-Vogt (Hrsg.): Der Betrieb kann mit Häftlingen durchgeführt werden – Zwangsarbeit für die Kriegsrakete. Peenemünder Hefte 3; Historisch-Technisches Museum Peenemünde, Peenemünde 2009.
- Volker Neipp: Mit Schrauben und Bolzen auf den Mond – das unglaubliche Lebenswerk des Dr. Eberhard F.M. Rees. Trossingen 2008. Geschichte des Stellvertreters Wernher von Brauns, Eberhard Rees, von Peenemünde bis in die USA. Springerverlag Trossingen, ISBN 978-3-9802675-7-1.
- Botho Stüwe: Peenemünde West. Bechtermünz Verlag 1998, ISBN 3-8289-0294-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- www.deutschesheer.de
- Gerald Breitfuss: "Die Pinzgauer Lokalbahn"