Hans Walter David
Hans Walter David (* 26. März 1893 in München-Gladbach; † 1942 im Konzentrationslager Majdanek) war ein deutscher Komponist. David wurde als jüdischer Kommunist im nationalsozialistischen Deutschland verfolgt, emigrierte zunächst in die Sowjetunion, wurde aber 1940 als Opfer Stalinistischer Säuberungen an Deutschland ausgeliefert und im KZ Majdanek ermordet.
Leben
David, Sohn eines Justizrats, war schon vor dem Ersten Weltkrieg während seines Jura- und Musikstudiums in München als freischaffender Komponist tätig. 1914 meldete er sich freiwillig, kämpfte bis Kriegsende 1918 als Artillerist und wurde unter anderem mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. 1918 hatte er sich in Masuren schwere Erfrierungen zugezogen. 1919 wurde David Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und begann ein Musikstudium an der Staatlichen Hochschule für Musik in Berlin. David engagierte sich in dieser Zeit stark in der kommunistischen Studentenbewegung.
1924 wurde David vom Schauspielhaus Düsseldorf als Kapellmeister angestellt, wo er bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 tätig war. Noch 1933 wurde ihm als Jude die weitere Betätigung untersagt und er emigrierte zunächst nach Frankreich, dann nach Italien. 1935 reiste David mit seiner Ehefrau Lina, geborene Nathan, auf Einladung des sowjetischen Komponistenbundes in die Sowjetunion und ließ sich dort nieder. Im Mai 1936 erhielt David durch das Komitee für Kunstangelegenheiten einen Vertrag als staatlicher Musikinspektor der Autonomen Republik der Wolgadeutschen, Generalmusikdirektor und künstlerischer Leiter des Deutschen Staatschors in der Stadt Engels.
Am 5. November 1937 wurde David im Zuge der sogenannten „Deutschen Operation“ vom Volkskommissariat für innere Angelegenheiten (NKWD) verhaftet und schwer gefoltert. Seine Frau wurde ausgewiesen und ging nach Belgien. Davids Festnahme erfolgte laut einiger Quellen, aufgrund einer seiner Kompositionen, die Stalin als Geburtstagsgruß gewidmet war, aber in der verfemten Zwölftonmusik verfasst war. Wegen angeblicher Spionage für Deutschland wurde David zu fünf Jahren Arbeitslager verurteilt, aber 1940 an Deutschland ausgeliefert. Dies erfolgte in Ausführung der Bestimmungen des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts vom 23. August 1939, die unter anderem vorsahen, dass die Sowjetunion rund 4000 in die UdSSR geflüchtete Deutsche – unter ihnen 1000 Kommunisten – an Deutschland ausliefert.[1]
Aus sowjetischer Haft entlassen, kam David als Jude sofort ins Ghetto nach Lublin im von den Deutschen besetzten Polen, wo er zwangsweise verschiedene Funktionen im Judenrat ausübte. 1942 wurde David von der Gestapo verhaftet und im Konzentrationslager Majdanek interniert, wo er noch im selben Jahr in der Gaskammer ermordet wurde.
Literatur
- Hermann Weber, Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. 2., überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Dietz, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02130-6 (Online).
- David, Hanns Walter, in: Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main : S. Fischer, 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 108
Einzelnachweise
- Richard J. Evans: Das Dritte Reich. Band 2/I-II: Diktatur. DVA, München 2006, ISBN 3-421-05653-6. S. 840.