Hackpfüffel
Hackpfüffel (früher Hackpfiffel) ist seit dem 1. Januar 2009 ein Ortsteil der Gemeinde Brücken-Hackpfüffel im Landkreis Mansfeld-Südharz im thüringisch geprägten Teil Sachsen-Anhalts.
Hackpfüffel Gemeinde Brücken-Hackpfüffel | |
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Höhe: | 140 m ü. NHN |
Fläche: | 5,73 km² |
Einwohner: | 260 (31. Dez. 2007) |
Bevölkerungsdichte: | 45 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 2009 |
Postleitzahl: | 06528 |
Vorwahl: | 034656 |
Lage von Hackpfüffel in Brücken-Hackpfüffel | |
Geografische Lage
Hackpfüffel liegt im sogenannten Rieth im unteren Helmetal, nordöstlich des Kyffhäusers, am südlichen Rand der Goldenen Aue. Durch den Ort führt die Verbindungsstraße von Kelbra über Tilleda und weiter über Riethnordhausen nach Artern. Zwischen 1916 bis 1966 hatte Hackpfüffel einen direkten Anschluss ans Eisenbahnnetz über die Kyffhäuser Kleinbahn. Die umliegenden Gemeinden sind: Im Norden Brücken (Helme), im Nordosten Martinsrieth, im Osten Riethnordhausen, im Südosten Borxleben, im Süden Ichstedt, im Westen Tilleda.
Am Nordrand der Ortslage vorbei fließt der Pfüffeler Bach, welcher im Oberen Einzugsgebiet (oberhalb von Tilleda) Wolweda heißt, weiter unten (nordöstlich der Ortslage) dann in die Kleine Helme fließt.
Geschichte
Anfänge bis 1900
Im Jahre 899 wird der Ort erstmals als Bablide (dt. Ort auf Sumpf; Siedlung am Feld auf Sumpfboden; Ort auf bebendem Sumpfboden) erwähnt. Durch ihn verlief die alte Kaiserstraße, die Hessen und Niedersachsen über Nordhausen mit den mitteldeutschen Pfalzen im Raum Merseburg verband. Hierdurch war das Dorf frühzeitig in das überregionale Handels- und Verkehrsnetz eingebunden.[1] Im Jahre 1131 ist die Bezeichnung Pefelde belegt. Anfang des 13. Jahrhunderts befindet sich der Ort im Besitz des Reichsritters Thomas von Wallhausen. Noch 1231 wird Hackpfüffel als Reichsgut Peflede genannt. Weitere Schreibweisen sind Pefeld (1273) und Pefelde (1279).[2] 1314 wird Hackpfüffel vom Amt Brücken abgetrennt. Am 23. April 1314 verpfändet Fürst Otto II. von Anhalt für 70 Mark Nordhäuser Silber das Dorf Pfeffele mit allen Rechten, doch ohne das Kirchenlehen an Heinrich von Gehofen und dessen Vettern Heinrich und Hermann Ha(c)ke. Seitdem waren dort Vertreter der Familie Hacke ansässig und in den Ortsnamen wurde die Bezeichnung der Besitzerfamilie zusätzlich aufgenommen. So erscheint 1436 die Schreibweise Hackinpfeffelde.
1321 erfolgte die Ersterwähnung der Siedlung Bernsdorf bei Hackpfüffel (d. h. „Dorf des Bero“ – „Bär“), welche bereits um 1412 als wüst bezeichnet wird. 1348 ist das Kirchenpatronat (Namenspatron war die Heilige Anna) an das Kloster St. Georg zu Kelbra geschenkt worden. Dieses Patronatsrecht ist aber später wieder an die Gutsbesitzer zurückgekommen. Während des Sächsischen Bruderkriegs (1446–1451) wird der Ort stark zerstört. Erst 1470 wird erneut in Schriften auf einen Gerichtsdorf namens Hackinpheffilde verwiesen.
1506 gehörte Hackpfüffel zum Archidiakonat Jechaburg im Sedes Frankenhausen. Im April/Mai 1525 wurde Hackpfüffel von den Auswirkungen des Bauernkrieges betroffen. So zog der Mühlhäuser und Thüringer Haufen durch das Eichsfeld und berührte dabei auch Hackpfüffel. Um 1580 wird auf der Flurscheide zwischen Riethnordhausen und Hackpfüffel eine Landwehr erwähnt. Um 1680 erscheint erstmals das Gemeindesiegel, welches zwei Linden zeigt.
1740 beginnen ansässige Bauern erstmals mit dem Kartoffelanbau in der Goldenen Aue, und zwar zunächst nur in den Gärten. Von 1756 bis 1763 wütete der Siebenjährige Krieg in Hackpfüffel. Am 5. August 1760 erwähnt Rittmeister Covatsch in seinem Schadensbericht über Hackpfüffel: „In Hackpfüffel entwendeten die von Covatsch dem Schulzen Geld, Mobilien im Werte von 99 Thlr. 18 Gr.; den gefangenen Rittergutsbesitzern, Gebrüdern von Hacke, sandte man am 10. August 8 Thlr., damit sie frei würden.“ Am 21. März 1790 wird das Gut Hackpfüffel in ein freies Allodial-Erbzinsgut umgewandelt. Vom 24. bis 29. Dezember 1813 befand sich während der Befreiungskriege ein russisches Lager bei Hackpfüffel. Bis 1815 gehörte Hackpfüffel zum Königreich Sachsen und gelangte dann an den Regierungsbezirk Merseburg der preußischen Provinz Sachsen.
Im Jahre 1827 wird ein Schulhaus erbaut Am 4. August 1837 werden sämtliche Gemeinde-Obstnutzungen meistbietend verkauft, darunter auch die in und um Hackpfüffel. 1857 herrscht in Hackpfüffel eine große Mäuse- und Ungezieferplage. 1864 sind Einwohner aus dem Dorf beim Dänischen Krieg dabei. 1885 wird ein neues Gemeinde-Siegel genannt, welches drei Bäume, und zwar einen größeren begleitet von zwei kleineren zeigt. Es trägt die Umschrift: Gemeinde Siegel zu Hackpfüffel. Am 27. Juli 1890 bildet sich durch einen Erdfall das „Hackpfüffeler Loch“, ein See von etwa einem Hektar Fläche und über 10 m Tiefe.[3] Am 1. Dezember 1890 werden in Hackpfüffel 364 Einwohner erwähnt, davon in der Gemeinde 328 und im Gutsbezirk 36. 1893 erfolgt die Gründung des Feuerwehrlöschzugs.
Ab 1900
Am 24. November 1908 stirbt der Gutsbesitzer und Königlich preußische Oberstleutnant Graf Artur von Kalckreuth (geb. 1819). Der Gutsbesitz umfasst zu diesem Zeitpunkt 270 Hektar.[4] Park und Schloss wurden von dem Grafen erbaut. Am 6. August 1913 erfolgt die Gründung der Kyffhäuser-Kleinbahn-AG (KyK) mit Sitz in Kelbra, für die Hackpüffel insgesamt 10.000 Mark bereitstellte. Am 10. März 1914 beginnt der Bahnbau in Hackpfüffel. 1914 ziehen 69 Einwohner von Hackpfüffel in den Ersten Weltkrieg ein. Am 21. Dezember 1916 wird der Personenverkehr zwischen Hackpfüffel und Artern an der Kyffhäuser Kleinbahn aufgenommen.
1919 wird im Ort gemischter Gesangsverein mit 45 Mitgliedern gegründet. Anfang 1923 wird das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges geweiht. 1926 wird im Ort ein Männergesangsverein erwähnt. Am 10. August 1929 wird die Kraftpostlinie Sangerhausen-Hackpfüffel eröffnet. 1934 werden alle Feuerwehren des Kreises Sangerhausen wurden in Freiwilligen Feuerwehren (FF) umgewandelt. Im Zweiten Weltkrieg bleibt Hackpfüffel verschont. Beim Ort stürzt jedoch am 1. September 1944 ein amerikanischer Bomber ab. Hackpfüffel wurde im April 1945 von US-Truppen besetzt, die im Juli durch Rote Armee abgelöst wurden. Am 1. November 1945 verkehrt der erste Zug der Kyffhäuserkleinbahn nach dem Krieg von Artern nach Berga/Kelbra.
1949 gehört der Ort gehört zum MAS-Bereich Sangerhausen. 1950 wird Paul Weißbrodt Bürgermeister der Gemeinde. 1952 werden neue einheitliche Siegel eingeführt: Hammer und Ährenkranz mit Umschrift Deutsche Demokratische Republik, Rat der Gemeinde Hackpfüffel.
Am 5. Juni 1966 verkehrt der letzte Zug der Kyffhäuserkleinbahn von Artern nach Tilleda. Im September 1968 wird Fritz Kratz Bürgermeister. Am 1. September 1970 wird die Schule in Hackpfüffel aufgelöst. 1976 wird in Hackpfüffel erstmals eine DRK-Ortsgruppe sowie ein Kino in der Gaststätte erwähnt. Am 6. Oktober 1977 wird mit Wirkung vom 1. Oktober 1977 der Gemeindeverband „Helmetal-Wallhausen“ gegründet, in dem Hackpfüffel Mitglied wird. 1984 wird Dietmar Wolligandt Bürgermeister. Von 1952 bis 1990 gehörte Hackpfüffel zum DDR-Bezirk Halle. Bei den ersten freien Kommunalwahlen am 6. Mai 1990 wird Wenzel Wudi Bürgermeister. 1991 wird das Gemeinde-Siegel von 1885 wieder eingeführt. Am 1. November 1991 wird Jürgen Hermann Bürgermeister. Am 30. März 1993 wird die Verwaltungsgemeinschaft (VWG) „Helme“ gegründet, in der Hackpfüffel Mitglied wird. Am 12. Juni 1994 wird Jürgen Hermann als ehrenamtlicher Bürgermeister gewählt.
1997 wird im Rahmen des Dorferneuerungsprogramm das Gut Nr. 1 umfassend saniert und Straßen und Plätze im Dorf neugestaltet. 1998 wird dies fortgesetzt und unter anderem der Park neugestaltet.
Am 1. Januar 2009 schloss sich die bis dahin selbstständige Gemeinde Hackpfüffel mit Brücken (Helme) zur neuen Gemeinde Brücken-Hackpfüffel zusammen.[5]
Einwohnerentwicklung
- 1817: 298 Einwohner
- 1858: 378 Einwohner
- 1905: 346 Einwohner
- 1933: 368 Einwohner
- 1937: 336 Einwohner
- 1965: 424 Einwohner
- 1969: 394 Einwohner
- 1992: 310 Einwohner
- 1993: 309 Einwohner
- 1994: 295 Einwohner
- 1997: 277 Einwohner
- 2006: 259 Einwohner
- 2007: 260 Einwohner
Politik
Wappen
Das Wappen wurde am 9. November 1998 durch das Regierungspräsidium Halle genehmigt.
Persönlichkeiten
- Barbara von Kalckreuth (1905–1997), Bildhauerin
Einzelnachweise
- Die deutschen Königspfalzen. Repertorium der Pfelzen, Königshöfe und übrigen Aufenthaltsorte der Könige im deutschen Reich des Mittelalters. Hrsg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte. Bd. 2. Thüringen. Göttingen, 1984. S. 2
- Bernd Sternal, Wolfgang Braun: Burgen und Schlösser in der Harzregion. Band 4. Norderstedt, 2013. S. 142ff.
- Plötzlich tat sich ein tiefes Loch auf (Memento vom 11. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser. Gotha, 1928. S. 277
- StBA: Gebietsänderungen am 01.01.2009
- Gemeinde Brücken-Hackpfüffel. Gemeinde Brücken-Hackpfüffel, abgerufen am 8. Dezember 2021.
- Hackpfüffel, Blauer Hof, Altes Herrenhaus. In: Alle Burgen. Abgerufen am 8. Dezember 2021.
Weblinks
- Hackpfüffel
- Material zu Schloss Hackpfüffel in der Sammlung Duncker der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (PDF; 230 kB)