Habsburg AG
Habsburg (schweizerdeutsch: ˈhɑpsbrg)[5] ist eine Einwohnergemeinde im Schweizer Kanton Aargau. Sie gehört zum Bezirk Brugg und liegt etwa drei Kilometer südwestlich des Bezirkshauptorts. Auf dem Gemeindegebiet steht die Habsburg, der Stammsitz der Habsburger.
AG ist das Kürzel für den Kanton Aargau in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Habsburg zu vermeiden. |
Habsburg | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Aargau (AG) |
Bezirk: | Brugg |
BFS-Nr.: | 4099 |
Postleitzahl: | 5245 |
Koordinaten: | 656367 / 257068 |
Höhe: | 463 m ü. M. |
Höhenbereich: | 370–510 m ü. M.[1] |
Fläche: | 2,23 km²[2] |
Einwohner: | 428 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 192 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 9,6 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.habsburg.ch |
Die Gemeinde Habsburg mit der gleichnamigen Burg | |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Das Haufendorf Habsburg liegt unmittelbar östlich des Wülpelsbergs, auf dem sich die Burg befindet. Der Wülpelsberg fällt im Norden und Westen steil ins Aaretal ab. Die Ost- und die Südseite hingegen bilden den Rand einer leicht geneigten Hochebene, die übergangslos ins Birrfeld übergeht. Habsburg ist eine typische Rodungssiedlung und ist im Westen, Norden und Osten von Wald umgeben.[6]
Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 223 Hektaren, davon sind 137 Hektaren bewaldet und 21 Hektaren überbaut.[7] Der höchste Punkt ist der 505 Meter hohe Wülpelsberg, der tiefste liegt auf 370 Metern am Fusse des Wülpelsberg. Nachbargemeinden sind Brugg im Norden, Hausen im Osten, Lupfig im Süden.
Geschichte
Das Gebiet war sowohl in der Bronzezeit als auch in der Römerzeit besiedelt. Verschiedene Funde, darunter Ziegelstempel der Legio XXI Rapax und eine Bronzemünze des Kaisers Probus lassen darauf schliessen, dass sich hier, in der Nähe des Legionslagers Vindonissa, ein Wachtturm befand.[8] Um das Jahr 1020 liess Radbot auf dem Wülpelsberg die «Habichtsburg» errichten. Im Jahr 1027 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung als Habesbur oder Habesburch.[5] Die Burg ersetzte das Kastell im benachbarten Altenburg bei Brugg als Stammsitz. Otto II. war um 1100 der Erste, der sich als Graf von Habsburg bezeichnete. Die Burg bildete den Mittelpunkt des damaligen habsburgischen Besitzes, des Eigenamts.
Nach dem Aufstieg zur bedeutenden Herrscherfamilie war die bescheidene Burg ab etwa 1220 nicht mehr als Stammsitz geeignet und wurde an Dienstleute verliehen. Sie wechselte in der Folge mehrmals den Besitzer, bis schliesslich ab 1528 der Berner Landvogt in Königsfelden die Verwaltung übernahm. Die Stadt Bern hatte die Habsburger 1415 aus der Region vertrieben. Das Dorf Habsburg entstand wahrscheinlich erst im frühen 15. Jahrhundert, als der Wald südlich und östlich der Burg gerodet wurde. Die Burg gab dem Dorf den Namen. Die kleine Siedlung wuchs nur langsam und zählte 1529 lediglich vier Häuser. Ein Jahr zuvor war die Reformation eingeführt worden.
Im März 1798 nahmen die Franzosen die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Habsburg gehört seither zum Kanton Aargau. Die Burg gelangte 1804 in den Besitz des Kantons. 1833 wohnten vier Einsassenfamilien (Werder, Erismann, Riniker, Senn) mit 177 Personen im Dorf. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts lebte die Bevölkerung fast ausschliesslich von der Landwirtschaft. Zwischen 1930 und 1960 nahm die Einwohnerzahl um über einen Viertel ab. Nach 1971, als ein grosses Grundstück parzelliert und zur Erschliessung freigegeben worden war, setzte eine rege Bautätigkeit ein. Seither stieg die Einwohnerzahl um fast das Dreifache.
Sehenswürdigkeiten
Das Dorf wird überragt von der Habsburg auf dem Wülpelsberg. Erhalten geblieben ist jedoch nur der westliche Teil. Der als Befestigung gedachte östliche Teil der Burg ist weitgehend verfallen; nur noch dicke Mauern, die wenige Meter aus der Erde ragen, zeigen den ursprünglichen Grundriss auf. Im Palas der Burg befinden sich ein kleines Museum und ein Restaurant.
Wappen
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Blau auf grünem Hügel die Habsburg, weiss mit rotem Dach.» Das im Jahr 1821 angefertigte Siegel mit dem Wappen soll von einem Graveur aus Burg entworfen worden sein. Das Wappen stellt in ziemlich realistischer Weise die Habsburg dar, wie sie sich heute präsentiert.[9]
Bevölkerung
Die Einwohnerzahlen entwickelten sich wie folgt:[10]
Jahr | 1768 | 1850 | 1900 | 1930 | 1950 | 1960 | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 | 2010 | 2020 |
Einwohner | 98 | 176 | 144 | 170 | 133 | 126 | 150 | 243 | 322 | 368 | 421 | 428 |
Am 31. Dezember 2020 lebten 428 Menschen in Habsburg, der Ausländeranteil betrug 9,6 %. Bei der Volkszählung 2015 bezeichneten sich 31,7 % als reformiert und 22,9 % als römisch-katholisch; 45,4 % waren konfessionslos oder gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[11] 96,7 % gaben bei der Volkszählung 2000 Deutsch als ihre Hauptsprache an, 1,4 % Italienisch und 1,1 % Französisch.[12]
Politik und Recht
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Er wird im Majorzverfahren vom Volk gewählt, seine Amtsdauer beträgt vier Jahre. Der Gemeinderat führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm vom Kanton zugeteilt wurden. Für Rechtsstreitigkeiten ist in erster Instanz das Bezirksgericht Brugg zuständig. Habsburg gehört zum Friedensrichterkreis VIII (Brugg).[13]
Wirtschaft
Im Dorf gibt es gemäss der im Jahr 2015 erhobenen Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) rund 100 Arbeitsplätze, davon 13 % in der Landwirtschaft, 10 % in der Industrie und 77 % im Dienstleistungssektor.[14] Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in der Region Brugg.
Verkehr
Habsburg ist über die Kantonsstrasse 401 von Brugg und Scherz aus erreichbar. Die Autobahn A3 unterquert das Gemeindegebiet im 1,2 Kilometer langen Habsburgtunnel. Der nächstgelegene Autobahnanschluss liegt in rund vier Kilometern Entfernung. Die Gemeinde wird durch die Postautolinie vom Bahnhof Brugg nach Scherz an das Netz des öffentlichen Verkehrs angebunden. An Wochenenden verkehrt ein Nachtbus von Brugg über Windisch und Birr nach Habsburg.
Bildung
Die Gemeinde verfügt über ein Schulhaus mit Kindergarten und Primarschule. Sämtliche Oberstufen (Realschule, Sekundarschule, Bezirksschule) können in Windisch besucht werden. Die nächstgelegenen Gymnasien sind die Kantonsschule Baden und die Kantonsschule Wettingen.
Persönlichkeiten
- Albrecht II. (1298–1358), Herzog von Österreich
- Wolfgang Kaiser (* 1936), Polymerwissenschaftler und Hochschullehrer, 1981 hier eingebürgert
- Hans Riniker (1841–1892), Nationalrat, Regierungsrat und Forstwissenschaftler
Literatur
- Felix Müller: Habsburg. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Michael Stettler, Emil Maurer: Die Kunstdenkmaeler des Kantons Aargau. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band II: Die Bezirke Lenzburg und Brugg. Birkhäuser Verlag, Basel 1953, DNB 750561750.
Weblinks
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 182–184.
- Landeskarte der Schweiz, Blatt 1070, Swisstopo.
- Arealstatistik Standard – Gemeinden nach 4 Hauptbereichen. Bundesamt für Statistik, 26. November 2018, abgerufen am 10. Juni 2019.
- Martin Hartmann, Hans Weber: Die Römer im Aargau. Verlag Sauerländer, Aarau 1985, ISBN 3-7941-2539-8, S. 172.
- Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 168.
- Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden des Kantons Aargau seit 1850. (Excel) In: Eidg. Volkszählung 2000. Statistik Aargau, 2001, archiviert vom Original am 8. Oktober 2018; abgerufen am 10. Juni 2019.
- Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit, 2015. (Excel) In: Bevölkerung und Haushalte, Gemeindetabellen 2015. Statistik Aargau, abgerufen am 10. Juni 2019.
- Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Hauptsprache sowie nach Bezirken und Gemeinden. (Excel) Statistik Aargau, archiviert vom Original am 10. August 2018; abgerufen am 10. Juni 2019.
- Friedensrichterkreise. Kanton Aargau, abgerufen am 18. Juni 2019.
- Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT). (Excel, 157 kB) Statistik Aargau, 2016, abgerufen am 10. Juni 2019.