HMS Royal Oak (08)
Die HMS Royal Oak war ein britisches Schlachtschiff und das elfte Schiff der Royal Navy mit diesem Namen. Sie gehörte zur (gelegentlich als Royal-Sovereign-Klasse bezeichneten) Revenge-Klasse und lief am 17. November 1914 bei der Marinewerft Devonport in Devon vom Stapel; am 14. Oktober 1939 wurde sie in Scapa Flow durch U 47 versenkt.
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Geschichte
Erster Weltkrieg
Sie versah im Ersten Weltkrieg ihren Dienst hauptsächlich bei der Grand Fleet mit dem Heimathafen Scapa Flow. Am 31. Mai 1916 nahm sie unter Captain C. MacLachlan an der Skagerrakschlacht teil und kehrte unversehrt zurück.
Zwischenkriegszeit
Zwischen den beiden Weltkriegen wurde die Royal Oak, wie alle ihre Schwesterschiffe, durch Umbauten modernisiert. Dabei wurden auf allen Schiffen der Klasse sogenannte Torpedowülste seitlich am Schiffskörper angebaut. Diese Verbreiterungen des Rumpfes dienten der Erhöhung der Sinksicherheit bei Unterwassertreffern und hatten auf der Royal Oak eine etwas andere Form als auf den Schwesterschiffen. 1937 wurde das Schiff als Kulisse für den britischen Spielfilm Our fighting Navy (Regie: Herbert Wilcox) benutzt und spielte das fiktive südamerikanische Rebellenschiff El Mirante.
Versenkung
In der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober 1939 drang das deutsche U-Boot U 47 unter dem Kommando von Günther Prien in den Hafen von Scapa Flow ein. Präzise Fotos eines Aufklärungsflugzeuges, dessen Pilot Siegfried Knemeyer dafür sein erstes Eisernes Kreuz erhielt, lagen den Deutschen vor. Prien schrieb um 00:27 Uhr ins Logbuch: Wir sind im Hafen!!! Prien griff die Royal Oak an ihrem Ankerplatz um 00:58 Uhr mit drei Torpedos an; ein vierter blieb in seinem Rohr stecken. Zwei der drei Torpedos explodierten nicht, da ihre Magnetzünder versagten. Ursache könnten die zu dieser Zeit in Nordwesteuropa auftretenden Störungen im Erdmagnetfeld gewesen sein (siehe auch: Torpedokrise). Ein Torpedo schlug um 01:06 Uhr ein und weckte damit Teile der Mannschaft. Anfangs vermutete man, es habe eine Explosion auf dem vorderen Teil des Schiffes gegeben, wo brennbare bzw. explosive Materialien wie z. B. Kerosin gelagert wurden. U 47 wurde noch nicht entdeckt und konnte einen zweiten Anlauf fahren, bei dem Torpedos mit Aufschlagzünder verwendet wurden. Diese funktionierten, und die Royal Oak erhielt um 01:16 Uhr zwei Torpedotreffer. Das Schiff bekam Schlagseite und verschwand 13 Minuten später unter der Wasseroberfläche. 833 Mann der Besatzung starben. Ein dritter Torpedo traf ein aus der Schussrichtung dahinter liegendes, teilweise von der Royal Oak verdecktes Schiff. Nach offiziellen britischen Angaben war es das Flugzeugmutterschiff Pegasus. Prien meinte jedoch, den Schlachtkreuzer Repulse erkannt zu haben. Da die Repulse zu dieser Zeit nicht in Scapa Flow war, ist es möglich, dass es sich um das alte Schlachtschiff Iron Duke handelte, das in Scapa Flow stationiert war und der Repulse ähnelte.[1]
Das Wrack heute
Das Wrack liegt auf der Position 58° 55′ N, 2° 59′ W in 30 m Tiefe auf der Backbordseite mit dem Kiel nach oben. Das Deck befindet sich in einem Winkel von etwa 45 Grad zum Meeresboden. Der Rumpf ist weitgehend intakt und steigt bis 5 m Tiefe auf, so dass das Wrack und ein großer Ölfleck bei gutem Wetter von der Wasseroberfläche aus gesehen werden können. Die Aufbauten wurden beim Aufprall auf den Meeresgrund erheblich beschädigt.[2] Die Royal Oak ist durch den „Protection of Military Remains Act“ von 1986 als „Controlled Site“ geschützt. Dies bedeutet, dass im Umkreis von 300 m um die Wrackstelle ein absolutes Tauchverbot herrscht. Nur in seltenen Fällen sind Ausnahmegenehmigungen erteilt worden, um den Zustand des Wracks zu kontrollieren.
Am 27. Februar 2016 wurde bei einer routinemäßigen Untersuchung des Seebodens ein Torpedo gefunden, von dem zunächst angenommen wurde, es sei einer der Torpedos der U 47, welche seinerzeit ihr Ziel nicht trafen und am Ende der Laufstrecke zu Boden sanken. Am 6. April 2016 wurde der Sprengsatz des Torpedos mit einer kontrollierten Sprengung vernichtet. Die Reste des Torpedos wurden geborgen und sollen ausgestellt werden.[3][4] Nach Bergung stellte sich jedoch heraus, dass es sich nicht um einen deutschen Torpedo handelte.
Umweltbelastung durch die Royal Oak
Die aus den 1950er Jahren stammenden Pläne, das Wrack zu heben, um Schifffahrt und Umwelt zu entlasten, wurden angesichts der öffentlichen Proteste hiergegen fallen gelassen.[5] Gegen Ende der 1990er Jahre wurde beobachtet, dass das Wrack weit mehr Öl an die Oberfläche verliert als all die Jahrzehnte zuvor. Das Öl wurde ans Ufer gespült und bedrohte die Umwelt, sodass das britische Verteidigungsministerium zum Handeln genötigt war.[6] Es wurde eine gründliche Vermessung des Wracks durchgeführt, anhand derer die Bergung des Öls eingeleitet werden konnte. Da es sich um ein offizielles Seekriegsgrab handelt, konnten keine der üblichen Verfahren, etwa eine Hebung oder ein Zerschneiden, erfolgen. Auch bestand die Gefahr, dass bei einer fehlerhaften Herangehensweise eine größere Menge Öl auf einmal austreten und eine Umweltkatastrophe verursacht werden könnte. Nach und nach fand man jedoch Verfahren, den Großteil der geschätzt bis zu 3.000 Tonnen Treibstoff, welche die Royal Oak zu dem Zeitpunkt der Versenkung getankt hatte (genaue Angaben sind mit dem Schiff verloren gegangen), bis 2010 zu entfernen.
Hierzu wurde zunächst ein schirmartiger Metallkörper über die Austrittsstellen gehängt, welcher das aufsteigende Öl auffing. Später wurde vorsichtig ein kleines Loch in einen der zugänglichen Tanks (Bunker) gebohrt, um das Öl, das aus dem Inneren des Schiffes in diesen Treibstoffbehälter aufgestiegen war, abzupumpen. Das Kriegsschiff war jedoch so konstruiert, dass sich die meisten Tanks im Inneren des Schiffes befinden, was die weitere Bergung des Treibstoffs sehr erschwerte. Zudem war es nur in den Sommermonaten möglich, gefahrlos am Wrack zu arbeiten, was den Prozess in die Länge zog. 2006 waren endlich die Außenbunker geleert und man begann nach einer gründlichen Sonarbildvermessung des Wracks[2] im Folgesommer damit, durch weitere Bohrungen an die inneren Tanks zu gelangen.[7][6][8] 2010 waren ca. 1600 Tonnen Treibstoff geborgen und das Wrack wurde als nicht mehr umweltgefährdend angesehen. Das Wrack und Seekriegsgrab wird nun in Ruhe gelassen. Lediglich gelegentliche Besuche, um aufgestiegenes Öl an den verschlossenen Bohrungen abzuholen, werden durchgeführt.[9]
Literatur
- Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905–1970. J. F. Lehmann, München 1970.
- Alexandre Korganoff: Prien gegen Scapa Flow. Tatsachen, Geheimnisse, Legenden. 3. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-87943-497-2.
- Rod Macdonald: Dive Scapa Flow. 2nd revised edition. Mainstream Publishing, Edinburgh u. a. 2000, ISBN 1-84018-334-9.
- Alan Raven, John Roberts: Die britischen Schlachtschiffe des 2. Weltkrieges. Band 1. Bernard & Graefe, München 1980, ISBN 3-7637-5191-2.
Weblinks
- Paul Harris: A sacrifice never forgotten: Battleship wreck torpedoed by German U-Boat during one of the blackest days of the Second World War is remembered in poignant mission ahead of Remembrance Day. In: Daily Mail. 8. November 2013. (englisch)
Fußnoten
- Alexandre Korganoff: Prien gegen Scapa Flow. 3. Auflage. 1989, S. 222–226. ISBN 978-3-879-43497-8.
- Sonarbilder der Royal Oak
- Scapa Flow torpedo to be destroyed today. The Orcadian, 6. April 2016, abgerufen am 16. August 2016 (englisch, mit Video).
- Torpedo explosives detonated in Scapa Flow. The Orcadian, 6. April 2016, abgerufen am 16. August 2016 (englisch, mit Video).
- Gerald S. Snyder: The Royal Oak Disaster. Presidio Press, San Rafael CA u. a. 1978, ISBN 0-89141-063-5.
- John Arlidge: New battle engulfs Royal Oak e. The Guardian, 18. Februar 2001, abgerufen am 17. Juni 2016 (englisch).
- Mark Rowe: Navy tackles oil leak from battleship war grave. The Independent, 31. Januar 1999, abgerufen am 17. Juni 2016 (englisch).
- (MJ Information No: 19715): 'Royal Oak' Oil Removal Continues. Maritime Journal, 1. August 2004, abgerufen am 17. Juni 2016 (englisch).
- Royal Oak Oil Removal Programme. In: briggsmarine.com. 28. April 2011. Offizielle Mitteilung der Bergungsfirma. (englisch)