HAL Tejas
Die HAL Tejas (Sanskrit: : „leuchtende“), entwickelt unter dem Projektnamen Light Combat Aircraft (LCA) ist ein leichtes, überschallschnelles Mehrzweckkampfflugzeug der indischen Firma Hindustan Aeronautics.
HAL Tejas | |
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Tejas auf der Aero India 2007 | |
Typ: | Mehrzweckkampfflugzeug |
Entwurfsland: | |
Hersteller: | Hindustan Aeronautics |
Erstflug: | 4. Januar 2001 |
Indienststellung: | 20. Dezember 2013 |
Produktionszeit: | In Produktion |
Stückzahl: | 24 |
Geschichte
Die Entwicklung des als Ersatz für die MiG-21 vorgesehenen sogenannten „Light Combat Aircraft“ (LCA) begann im Jahre 1983. Der Erstflug des mit einem Strahltriebwerk und mit Delta-Tragflächen ausgerüsteten Flugzeuges erfolgte am 4. Januar 2001. Am 4. Mai 2003 gab der indische Premierminister Atal Bihari Vajpayee den Namen Tejas bekannt.[1] Die Entwicklung einer Trägervariante wird von der Airbus Group unterstützt.
Eine erste Serienbestellung über 40 Exemplare in einer anfänglichen Einsatzfähigkeit wurden 2006 erteilt. Letztendlich wurde aber nur ein Teil dieser Tejas Mk1 gebaut. Die an die Luftstreitkräfte ausgelieferten Exemplare stehen in der am 1. Juli 2016 in Bangalore aufgestellten 45. Squadron (Flying Daggers) im Truppendienst.[2]
Die zweite Serienbestellung über ebenfalls 40 Exemplare in der vollen Einsatzfähigkeit wurden 2010 erteilt und der Erstflug dieser Tejas Mk1A erfolgte im März 2020. Eine Folgeauftrag über weitere 83 Exemplare inklusive 10 Doppelsitzern zur Schulung erfolgte Anfang 2021.[3] Die Auslieferungen dieses Auftrages an die IAF sollen ab März 2024 beginnen. Für die jährliche Produktion von 16 Flugzeugen werden neben der Fertigung in Bangalore zwei weitere Produktionslinien in Nekkundi bei Bangalore und in Nashik nördlich von Mumbai errichtet.[4] Die erste Staffel ist seit 2020 die 18. Squadron (Flying Bullets) in Sulur.[5]
Nach den Baureihen Mk1 und Mk1A entwickelte man das Konzept der Mk2, die letztendlich nicht realisiert wurde. Sie sollte mit 17.500 kg eine um 4.000 kg höhere maximale Startmasse erhalten und 1,35 m länger sein, was zu einer Schwerpunktverlagerung geführt hätte. Sie benötigte daher Canards (Entenflügel) und einen modifizierten Flügel. Die Reichweite erhöhte sich durch einen größeren Rumpftank und mehr Aufhängepositionen für Zusatztanks unter den Flügeln. An den Flügelstationen hätten Lasten bis zu 6,5 Tonnen mitgeführt werden können, gegenüber 3,3 t bei den ersten Baureihen. Außer den Änderungen an der Zelle sollte die Mk2 eine Reihe geänderter oder neuer Systeme erhalten, insbesondere an den Sensoren. Ein Prototyp, eine LCA (N) Mk1, absolvierte Anfang 2020 die erste erfolgreiche Trägerlandung auf der INS Vikramaditya[6]
Ausstattung
Die Tejas ist mit einer vierfach redundanten Fly-by-Wire-Steuerung nach dem HOTAS-Prinzip (Hands On Throttle And Stick) und moderner Avionik ausgerüstet. Dazu gehören für Nachtsichtbrillen geeignete Multifunktionsdisplays im Cockpit (unter anderem drei 5-Zoll-Bildschirme), FADEC-Steuerung für das Triebwerk, Trägheitsnavigationssystem (INS) mit Laserkreisel und Pulsdoppler-Multi-Mode-Radar. Das aus Lithium-Aluminium-Legierungen, kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (45 % der Strukturmasse) und Titanlegierungen gebaute Flugzeug ist mit einem Martin-Baker-Schleudersitz ausgerüstet.
Antrieb
Ursprünglich sollte das LCA von dem – noch zu entwickelnden – indischen Kaveri-Triebwerk angetrieben werden. Nachdem das Kaveri zunehmend Probleme während der Entwicklungsphase erfuhr, die auch mit Hilfe des französischen Triebwerksbauers SNECMA nicht gelöst werden konnten, griff HAL für die ersten Serien-Tejas auf das bewährte General Electric F404-GE-F2J3 zurück, die Baureihenbezeichnung dieser Maschinen ist „Mark 1“ (Mk1), und schrieb das endgültige Triebwerk aus.
Die Ausschreibung forderte die Lieferung fertiger Triebwerke ebenso wie Technologietransfer und den Lizenzbau des Triebwerkes in Indien. Kandidaten waren das Eurojet EJ200 und das nun ausgewählte General Electric F414-INS63, die damit ausgestatteten Maschinen bilden die Baureihe Mk2. Der Vertrag wurde während eines Staatsbesuches des US-amerikanischen Präsidenten in Indien bekanntgegeben. Er umfasst insgesamt 99 (nach anderen Quellen 107) Triebwerke für 650[7] Mio. US-Dollar, mit einer Option auf 49 weitere.[8][9] Die ersten acht Triebwerke werden von GE fertig geliefert, die restlichen 91 werden als Kits nach Indien geliefert und dort montiert. Das Eurojet-Konsortium warb damit, dass das EJ200 leichter als das Konkurrenztriebwerk sei, wodurch keine Änderungen an der Konstruktion der Tejas erforderlich seien.
Varianten
Technologiedemonstrator (TD)
- TD-1 (KH2001) – 4. Januar 2001
- TD-2 (KH2002) – 6. Juni 2002
Prototypen (PV)
- PV-1 (KH2003) – 1. November 2003
- PV-2 (KH2004) – 2. Dezember 2005
- PV-3 (KH2005) – 2. Dezember 2006 – Produktionsvariante.
- PV-4 – Zuerst als Trägervariante für die (INS Vikrant) geplant, jetzt Bezeichnung für zweite Produktionsvariante.
- PV-5 – Trainervariante (Zweisitzer) – November 2009
- PV-5 – Trainervariante (Zweisitzer) – November 2014
Träger-Prototypen (NP):
- NP-1 – Zweisitzer – 27. April 2012
- NP-2 – Einsitzer – Februar 2015[10]
Vorserie
Aktuell sind acht Vorserienmaschinen englisch Limited Series Production (LSP) geordert.
- LSP-1 (KH2011) – 25. April 2007
- LSP-2 – 2008.
- LSP-3 – Version mit Multi-Mode-Radar – 2010.
- LSP-4 to LSP-8 – geflogen bis 2013 – LSP-8 entspricht der Serienproduktion.
Serienvarianten
- Tejas Mk1, einsitziges Kampfflugzeug für die indische Luftwaffe, angetrieben von einem F404-Triebwerk, ursprüngliche Baureihe; 16 Exemplare gebaut
- Tejas Mk1A, letztendlich realisierte Variante der Mk1 mit einem AESA-Radar EL/M-2052 der Firma ELTA; im Bau, 113 bestellt
- LCA Navy Mk1, Technologieträger für ein zukünftiges zweistrahliges Trägerkampfflugzeug als Ersatz der verworfenen Baureihe Mk2[11]
- Tejas Mk2, geplantes und letztendlich nicht realisiertes einsitziges Kampfflugzeug für den Einsatz von Flugzeugträgern der indischen Marine, angetrieben von einem F414-Triebwerk.[12][13][14]
- Tejas Trainer Mk1, zweisitzige Trainerversion auf Basis der Mk1 für die indische Luftwaffe; 8 + 10 bestellt[15]
Technische Daten
- Allgemeine Angaben[16]
- Besatzung: 1
- Länge: 13,20 m
- Flügelspannweite: 8,20 m
- Höhe: 4,40 m
- Flügelfläche: 38,4 m²
- Leermasse: 5.500 kg
- Rüstmasse: 8.500 kg
- Max. Startmasse: >12.500 kg
- Antrieb:
- 1× General Electric-Turbofan F414-INS63 mit 65,64 kN (98,0 kN mit Nachbrenner)[17]
- Interner Treibstoffvorrat: 3.000 kg
- Externer Treibstoffvorrat: 5 × 800-l-Tanks oder 3 × 1.200-l-Tanks
- Preis: geschätzt 23 Mio. USD pro Stück – nach anderer Quelle 34,8 Mio. Euro für das einsitzige Kampfflugzeug, 31,6 Mio. Euro für den Trainer[18]
- Leistung
- Höchstgeschwindigkeit: Mach 1,8 (1.990 km/h) in großer Höhe (Mach 1 in niedriger Höhe)
- Reichweite: 2.000 km / 2,30 h (mit internem Treibstoff)
- Aktionsradius: 510 km
- Dienstgipfelhöhe: 15.950 m
- Flächenbelastung: 221,4 kg/m²
- Schub-Gewichts-Verhältnis: 1,07
- Bewaffnung
- 1 × interne zweiläufige 23-mm-Kanone GSh-23 mit 220 Schuss Munition
- 8 Außenlaststationen: drei unter jeder Tragfläche, einer mittig für Treibstoff und einer für Behälter mit Zusatzausrüstung (FLIR, IRST, Laser-Zielbeleuchter oder Aufklärung).
- Maximale externe Nutzlast: >4.000 kg.
- Luft-Luft-Raketen, z. B. Astra, Wympel R-77, Wympel R-73.
- Luft-Boden-Bewaffnung, z. B. Anti-Schiff-Raketen, lasergelenkte Bomben, ungelenkte Bomben, Clusterbomben und ungelenkte Luft-Boden-Raketen
- Andere Ausrüstung
- Abwerfbare externe Tanks
- Container zur elektronischen Kampfführung, Aufklärung oder Zielbeleuchtung
Weblinks
- Bericht über den Test des Tejas auf der Webseite „Frontier India“. (englisch)
- Webseite über das Tejas-Projekt auf aerospaceweb.org. (englisch)
- Webseite zum Leichten Kampfflugzeug/Mehrrollenkampflugzeug Tejas bei fighter-planes. (englisch)
- Inoffizielle Webseite des LCA-Tejas. (englisch)
Einzelnachweise
- Indiainfo.com: PM to select Sanskrit name for LCA on May 4 (Memento vom 27. September 2011 im Internet Archive) (abgerufen am 7. Oktober 2009)
- Indian Air Force to raise first Tejas LCA squadron, Janes, 28. Juni 2016 (Memento vom 1. Juli 2016 im Internet Archive)
- India orders 83 Tejas Mk-1A fighters, Flightglobal, 15. Januar 2021
- Georg Mader: Kampfjet Tejas macht Furore. In: PPVMEDIEN GmbH (Hrsg.): FliegerRevue. Nr. 05/2021. PPVMedien GmbH, Bergkirchen 2021, S. 20 - 24.
- Indian Air Force commissions second Tejas LCA fighter squadron, Janes, 27. Mai 2020
- Indian Navy hits major milestone with its homegrown experimental jet. Defense News, 11. Januar 2020
- Initial Contract for 99 Engines to Pour $650 Million Into GE’s Coffers. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 9. Oktober 2010; abgerufen am 8. November 2010.
- India orders 99 GE F414 engines for Tejas fighter jet. Abgerufen am 8. November 2010.
- USA und Indien vereinbaren Handelsverträge von 10 Milliarden Dollar. Abgerufen am 8. November 2010.
- Second naval Tejas prototype conducts maiden flight, Flightglobal, 9. Februar 2015
- Erste Trägerlandung des LCA, Flugrevue, 11. Januar 2018
- Tejas Mk. II maiden flight likely in 2019: defence minister, Flightglobal, 5. August 2015
- Tejas Mk2 gets canards, big payload boost, Flightglobal, 20. Februar 2019
- IAF plans to order 201 Tejas LCA Mk 2 fighters, Janes, 19. März 2018
- Indian Cabinet approves procurement of 83 Tejas LCA aircraft, Janes, 13. Januar 2021
- Aeronautical Development Agency: Tejas Spezifikation (englisch) (Memento vom 9. Juli 2010 im Internet Archive)
- Indien wählt F414 Triebwerk für Tejas. Abgerufen am 8. November 2010.
- Georg Mader: Kampfjet Tejas macht Furore. In: FliegerRevue. Nr. 05/2021, 2021, S. 21.