Gynostemma pentaphyllum
Gynostemma pentaphyllum, deutsch Kraut der Unsterblichkeit bzw. Unsterblichkeitskraut (chinesisch 絞股藍 / 绞股蓝, Pinyin jiǎogǔlán – „Rankende Indigopflanze“, deutsche Schreibweise Jiaogulan) ist eine Pflanzenart der Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae). Teile der Pflanze werden als Gemüse, Salat oder Tee zubereitet.
Gynostemma pentaphyllum | ||||||||||||
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Gynostemma pentaphyllum | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Gynostemma pentaphyllum | ||||||||||||
(Thunb.) Makino |
Beschreibung
Gynostemma pentaphyllum ist eine schlanke, kletternde, einjährige bis ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchslängen von vier bis acht Metern. Sie bildet Wurzelknollen als Überdauerungsorgan aus. Sie ist fein behaart bis verkahlend. Die Ranken sind gegabelt, selten einfach. Die häutigen bis papierartigen, annähernd symmetrischen, unpaarig gefiederten Laubblätter sind einfach bis fußförmig aus fünf bis neun Blättchen zusammengesetzt und von eiförmiger über umgekehrt-eiförmiger bis lanzettlicher Form. Das endständige Blättchen ist 4 bis 14 cm lang und 2 bis 5 cm breit, alle weiteren kleiner. Die Blättchen sind spitz bis stumpf an der Spitze, am Ansatz stumpf bis keilförmig zugespitzt und am Rand unregelmäßig gesägt, wenn behaart, dann vor allem entlang der Nervatur.
Gynostemma pentaphyllum ist zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Die Blütenstände sind bis zu 30 cm lang und herabhängend. Die Blüten sind mit kleinen Tragblättern versehen, die dreieckigen Kelchabschnitte 5 bis 20 mm lang, die gelblich-grünen Kronlappen dreieckig-lanzettlich und 2 bis 3 mm lang.
Die Früchte sind runde und glatte Beeren mit einem Durchmesser von 5 bis 8 mm, die dunkelgrün bis fast schwarz werden, wenn sie reif sind.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22, 24, 64 oder 66.[1]
In China (altes-Mandarin) ist Jiaogulan als Xiancao 仙草 bekannt, was auf Deutsch so viel bedeutet wie 'Das Kraut der Unsterblichkeit'.[2]
Verbreitung
Gynostemma pentaphyllum ist in China, Taiwan, Japan, Korea, Thailand, Indien und im gesamten malesischen Raum beheimatet. Sie besiedelt Dickichte und gedeiht in Höhenlagen bis 3200 Metern Meereshöhe, bevorzugt aber warmes und feuchtes Klima. Sie soll zwischen −15 °C bis +41,5 °C überlebensfähig sein. Die optimale Wuchstemperatur liegt aber zwischen +15 °C bis +30 °C. Die Pflanze bevorzugt schattige Wuchsplätze mit einer wachstumsfähigen Beleuchtung von 40–80 % und einer optimalen Beleuchtung von 65–75 %. Stickstoff-, Phosphor- und humusreiche, feuchte Erde mit einem pH-Wert von 5,5 bis 8,0 (optimal: 6,5 bis 7,0) sind ideal für das Wachstum von G. pentaphyllum. Die optimale Erde ist mehr als 30 cm tief, gut durchlüftet und hält Wasser, wie z. B. sandige Lehmböden. Unter diesen Umständen ist das Wachstum und die Beerenproduktion, sowie der Saponin-Gehalt (Gypenoside) der Pflanze am höchsten.[3][4][5]
Systematik und botanische Geschichte
Die Pflanze wurde erstmals 1406 während der Ming-Dynastie durch Zhu Xiao im Buch „Heilkräuter gegen die Hungersnot“ beschrieben.[3][6] Die westliche Erstbeschreibung wurde 1784 durch den schwedischen Naturforscher Carl Peter Thunberg unter dem Namen Vitis pentaphylla veröffentlicht.[7] Der deutsch-holländische Botaniker Carl Ludwig Blume überstellte sie 1825 als Gynostemma simplicifolium in eine andere Gattung.[8] Der japanische Botaniker Makino Tomitarō behielt 1902 diese Entscheidung bei, verwandte jedoch wieder das Artepitheton der Erstbeschreibung durch Thunberg und schuf so das heute gültige Taxon Gynostemma pentaphyllum.[9]
Inhaltsstoffe
Bis 2005 wurden über 100 Saponine, genannt Gypenoside oder Gynosaponine, aus G. pentaphyllum isoliert und identifiziert. Der Gesamtsaponin-Gehalt beträgt ~ 2,4 % der getrockneten Pflanze.[10] Acht dieser Gypenoside entsprechen den protopanaxadiol-artigen Ginsenosiden, die in Panax ginseng zu finden sind.[3] Diese Ginsenoside machen rund 25 % des Gesamtgehalts an Gypenosiden in der Pflanze aus und gelten als erster Nachweis für das Vorkommen von Ginseng-Saponinen außerhalb der Araliengewächse.[11] Studien zeigen, dass der gesamte Saponingehalt der Pflanze am höchsten vor der Blüte ist.[12]
Verwendung
In Thailand und China werden frische Blätter als Salat oder spinatähnlich verwendet. Sowohl aus den getrockneten als auch den frischen Blättern kann zudem Tee zubereitet werden.
G. pentaphyllum wird in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet, um Hitze auszuleiten, Geist zu ergänzen, Gift aufzulösen, den Blutzuckerspiegel zu senken, und die Leberfunktion zu schützen.[13] Eine häufige moderne Indikation ist in China die Hyperlipidämie.[4][3] Die wissenschaftlichen Belege beschränken sich allerdings bisher auf Tierversuche und Kleinstserien. So könnte Gynostemma pentaphyllum etwa gegen nichtalkoholische Fettlebererkrankung wirken.[14] Im Tierversuch an Ratten gab es keine toxische Wirkung.[15] Die LD50-Werte für den Gesamtsaponin-Gehalt betragen 1,85 g·kg−1 (Ratte, i.p.) und 755–838 mg·kg−1 (Maus, i.p.).[3] In Europa hat die Pflanze keine medizinische Zulassung. Sie wurde früher als Nahrungsergänzungsmittel vermarktet; seit die Europäische Union für Novel Foods eine Zulassung fordert, als sogenanntes „Duftkraut“.[16]
Etymologie
Der wissenschaftliche Name leitet sich von altgriechisch γυνή gyné, deutsch ‚Frau‘ und altgriechisch στέμμα stémma, deutsch ‚Kranz‘ sowie von altgriechisch πέντε pénte, deutsch ‚fünf‘ und altgriechisch φύλλον phýllon, deutsch ‚Blatt‘ ab. Er bedeutet daher fünfblättriger Frauenkranz.
Literatur
- Michael Blumert, Jialiu Liu: Jiaogulan: Chinas Pflanze der Unsterblichkeit. Schulten Frank, 2007, ISBN 978-3-932961-33-5.
- Valentina Razmovski-Naumovski, Tom Hsun-Wei Huang, Van Hoan Tran, George Qian Li, Colin C. Duke, Basil D. Roufogalis: Chemistry and Pharmacology of Gynostemma pentaphyllum. In: Phytochemistry Reviews. Band 4, Nr. 2-3, Juli 2005, ISSN 1568-7767, S. 197–219, doi:10.1007/s11101-005-3754-4.
- Pui Kei Wu, William C.S. Tai, Roy C.Y. Choi, Karl W.K. Tsim, Hua Zhou, Xin Liu, Zhi-Hong Jiang, W.L. Wendy Hsiao: Chemical and DNA authentication of taste variants of Gynostemma pentaphyllum herbal tea. In: Food Chemistry. Band 128, 2011, S. 70–80, doi:10.1016/j.foodchem.2011.02.078.
- P. Oldenburger, K. David: Jiaogulan, Das kleine Handbuch. Hrsg.: Kindle. 2. Auflage. Nr. 2. Berlin 2017, ISBN 978-1-5497-4686-4, S. 44 (bioherby.de).
- Jens Rusch: Jiaogulan, Anregungen für Selbstversorger. 1. Auflage. Brunsbüttel 2020, ISBN 978-3-00-066374-1, S. 116 (jiaogulan-rusch.com).
Einzelnachweise
- Gynostemma pentaphyllum bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- P. Oldenburger & David.: Jiaogulan, Das kleine Handbuch. In: Kindle. Bioherby, abgerufen am 10. Oktober 2017.
- Valentina Razmovski-Naumovski, Tom Hsun-Wei Huang, Van Hoan Tran, George Qian Li, Colin C. Duke, Basil D. Roufogalis: Chemistry and Pharmacology of Gynostemma pentaphyllum. In: Phytochemistry Reviews. 4, 2005, S. 197–219, doi:10.1007/s11101-005-3754-4.
- W. Y. Guo, W. X. Wang: Cultivation and utilisation of Gynostemma pentaphyllum. Publishing House of Electronics, Science and Technology University, 1993, S. 1–261.
- C. Huang, Z. Wu, Y. Yao, X. Xu: Photosynthetic characteristics of Gynostemma pentaphyllum under shade. In: Ying yong sheng tai xue bao = The journal of applied ecology / Zhongguo sheng tai xue xue hui, Zhongguo ke xue yuan Shenyang ying yong sheng tai yan jiu suo zhu ban. Band 15, Nummer 11, November 2004, S. 2099–2103, ISSN 1001-9332. PMID 15707321.
- J. G. Cheng u. a.: Investigation of the plant jiaogulan and its analogous herb, Wulianmei. In: Zhong Cao Yao. Band 21, Nr. 9, 1990, S. 424.
- Flora japonica. 105. 1784.
- Bijdr. 23. 1825.
- Bot. Mag. (Tokyo). 16, 1902, S. 179.
- Z. Zhang, S. J. Xie, S. P. Huang, Q. Zhang: Analysis of medicinal and nutritional components in Gynostemma pentaphyllum. In: Shanxi Daxue Xuebao Ziran Kexueban. 16(3), 1993, S. 307–310.
- Xin Liu, Wencai Ye, Ziyao Mo, Biao Yu, Shouxun Zhao, Houming Wu, Chuntao Che, Renwang Jiang, Thomas C. W. Mak, W. L. Wendy Hsiao: Five New Ocotillone-Type Saponins from Gynostemma pentaphyllum. In: Journal of Natural Products. 67, 2004, S. 1147–1151, doi:10.1021/np034018+.
- S. Ding, Z. Zhu: Resources of genus Gynostemma and determination of their total saponins contents. In: Zhongcaoyao. 23(12), 1992, S. 627–629.
- Zhou, Jiaju, Xie, Guirong, Yan, Xinjian: Encyclopedia of Traditional Chinese Medicines - Molecular Structures, Pharmacological Activities, Natural Sources and Applications. Springer 2011, ISBN 978-3-642-17733-0.
- S. C. Chou, K. W. Chen u. a.: The add-on effects of Gynostemma pentaphyllum on nonalcoholic fatty liver disease. In: Alternative therapies in health and medicine. Band 12, Nummer 3, 2006 May-Jun, S. 34–39, PMID 16708768.
- Natthakarn Chiranthanut, Supanimit Teekachunhatean, Ampai Panthong, Parirat Khonsung, Duangta Kanjanapothi, Nirush Lertprasertsuk: Toxicity evaluation of standardized extract of Gynostemma pentaphyllum Makino. In: Journal of Ethnopharmacology. 149, 2013, S. 228–234, doi:10.1016/j.jep.2013.06.027.
- ÖKO-TEST, Mai 2013: Leserfragen: Jiaogulantee. (Memento vom 14. August 2014 im Internet Archive)