Georg-von-Vollmar-Akademie
Die Georg-von-Vollmar-Akademie e.V. ist mit einer Bildungsstätte auf Schloss Aspenstein in Kochel am See seit 1948 eine gemeinnützige Einrichtung der politischen Bildung, bundesweit tätig und den Ideen und Grundwerten der sozialen Demokratie verpflichtet. Sie wurde nach dem ersten Vorsitzenden der bayerischen SPD, Georg von Vollmar (1850–1922), benannt.
Georg-von-Vollmar-Akademie e.V. | |
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Schulform | Akademie für politische Erwachsenenbildung |
Gründung | 1948 |
Adresse |
Schloss Aspenstein, Am Aspensteinbichl 9-11 |
Ort | Kochel am See |
Land | Bayern |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 47° 39′ 24″ N, 11° 21′ 33″ O |
Schüler | ca. 4000 Teilnehmer pro Jahr |
Website | www.vollmar-akademie.de |
Der Verein ist SPD-nah und in Bayern das Pendant zur CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung. Er kooperiert neben der Friedrich-Ebert-Stiftung mit vielen Verbänden, Vereinen und Initiativen, die sich sozialen Grundwerten verpflichtet fühlen.
Die Bildungsstätte besteht aus dem über 300 Jahre alten Schloss und zwei Gästehäusern. Für die Tagungsgäste stehen 23 Einzel- und 18 Doppelzimmer zur Verfügung. Die Seminare und Tagungen finden in fünf Seminarsälen und zwei Arbeitsgruppenräumen statt.
Seminare und Fachbereiche
Die Seminare behandeln ein weites Spektrum an politischen Themen und stehen allen interessierten Menschen offen.
Die Fachbereiche der Akademie sind folgende:
Arbeit-Wirtschaft-Soziales, Bildung-Kultur-Medien, Engagement im Alter, Frauen-/Geschlechterpolitik, Geschichte und Politik, Gesellschaft und Grundwerte, Internationale Zusammenarbeit, Kommunalpolitik, Politisch Handeln, Umwelt- und Alpenpolitik
Lage
Die Bildungsstätte befindet sich circa 65 Kilometer südlich von München im Oberland auf Schloss Aspenstein auf einem Hügel in Kochel am See (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) am Fuße der bayerischen Alpen bzw. bayerischen Voralpen. Hier kann man, eingerahmt von einem sehr schönen Gebirgspanorama (Herzogstand, Heimgarten und Jochberg), von der Rosenterrasse des Schlosses einen exklusiven Blick auf den Kochelsee genießen. Oskar Maria Graf nannte die Vollmar-Schule einmal „das Kleinod im Spiegel des Alpensees“.
Geschichte
- Vorgeschichte: Schloss Aspenstein gehörte vor der Säkularisation zum Kloster Benediktbeuern und wurde in der Zeit des Nationalsozialismus von Reichsjugendführer Baldur von Schirach bewohnt (1936–1945). Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es zunächst als Hauptquartier der 10. US-Panzerdivision (1945–1946) und anschließend als Flüchtlingslager für Displaced Persons (1946–1948).
- 1948–1950 wurde die „Georg-von-Vollmar-Schule“ von Waldemar von Knoeringen (ehemaliger Vorsitzender der bayerischen SPD, MdL) und Wilhelm Hoegner (SPD, „Vater“ der Verfassung des Freistaates Bayern, ehemaliger bayerischer Ministerpräsident, MdB) aufgebaut und gegründet. Beide Politiker waren aufgrund ihrer Verfolgung während des Nationalsozialismus der Überzeugung, dass eine soziale Demokratie politische Bildung benötigt, damit die Grundwerte einer sozialen Demokratie und die Menschenrechte von den Menschen getragen und vertreten werden. Anfangs waren die Unterkünfte und der Komfort sehr einfach und die Kohle zum Heizen wurde von den Teilnehmenden zum Seminar selbst mitgebracht.
- Am 30. Januar 1948 beschloss die bayerische SPD, Schloss Aspenstein für fünf Jahre von Vermögensverwaltung für 400 Reichsmark Monatsmiete zu pachten.
- Am 25. Juli 1948 fand der erste Kurs der Vollmar-Schule in Kochel am See statt. Neben Waldemar von Knoeringen war auch u. a. der spätere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel schon früh Kursleiter an der Vollmar-Akademie. Die Einrichtung und Renovierung des Gebäudes geschah in Eigenleistung unter Beteiligung vieler engagierter Sozialdemokraten, die nach dem Nationalsozialismus eine lebendige Demokratie durch politische Bildung und Schulung aufbauen wollten.
- Am 4. und 5. Juni 1949 beschloss der SPD-Landesparteitag in Rosenheim, eine Bildungsfondsmarke für die Schule einzuführen, das sog. „Kochel-Zehnerl“, um so den Aufbau der Bildungseinrichtung schneller voranzubringen.
- Am 1. Januar 1950 erschien erstmals der Kochel-Brief mit einer Auflage von 3000 Exemplaren (Redaktion: Heinz Göhler).
- Am 3. Juli 1950 fand die Gründungsversammlung der Georg-von-Vollmar-Schule e.V. statt. Waldemar von Knoeringen wurde 1. Vorsitzender (1950–1971).
- Am 17. August 1951 wurde das Schloss Aspenstein mit Grundstück erworben, indem dies den Ansprüchen der SPD aus Enteignungen durch die Nazis von 1933 angerechnet wurde.
- Seit 1968 kooperiert die „Vollmar-Schule“ mit der Friedrich-Ebert-Stiftung. Dabei wurde sie in „Georg-von-Vollmar-Akademie“ umbenannt.
- Am 2. Juli 1971 starb der erste Vorsitzende Waldemar von Knoeringen.
- Am 2. September 1971 wurde Volkmar Gabert zum Vorsitzenden der Akademie gewählt (Vorsitzender SPD-Landtagsfraktion 1962–1976, Landesvorsitzender der bayerischen SPD 1963–1972).
- 1981 wurde der „Waldemar-von-Knoeringen-Preis“ gestiftet, der seither alle zwei Jahre an herausragende Persönlichkeiten vergeben wird.
- Am 9. September 1989 wurde Volkmar Gabert zum Ehrenvorsitzenden der Akademie und Helmut Rothemund zum Vorsitzenden gewählt (Vorsitzender Landtagsfraktion 1976–1986, Landesvorsitzender der bayerischen SPD 1977–1985).
- Am 23. Januar 1998 wurde Hedda Jungfer zur Vorsitzenden der Vollmar-Akademie gewählt (SPD-MdL 1972–1994 und stellv. Fraktionsvorsitzende der bayerischen SPD im Landtag 1986–1992).
- Am 6. Juli 2000 wurde der „Förderverein der Georg-von-Vollmar-Akademie e.V.“ gegründet. Vorsitzende wurde Dorle Baumann (SPD-MdL 1990–2003).
- Am 7. Februar 2002 wurde Ulrike Mascher zur Vorsitzenden der Akademie gewählt (MdB 1990–2002, Parlamentarische Staatssekretärin 1998–2002, stellv. SPD-Landesvorsitzende in Bayern 1995–2007, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland 2008–2018).
- Seit 20. Oktober 2010 ist Carmen König-Rothemund Vorsitzende der Akademie; ihre Stellvertreter sind Florian Pronold und Horst Schmidt.[1]
Waldemar-von-Knoeringen-Preis
1981 stiftete die Akademie den „Waldemar-von-Knoeringen-Preis“ für Verdienste auf den Gebieten von Politik, Wissenschaft, Journalismus und Kunst, die in der Tradition der Arbeiterbewegung und der Ziele des demokratischen Sozialismus stehen. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben, vom Bayerischen Rundfunk live übertragen und ist mit 2.500 Euro dotiert.
- Preisträger
- Hans Koschnick, Politiker[2]
- Peter Glotz, Politiker[3]
- Käte Strobel, Politikerin
- 1983: Karl Anders (Politiker und Journalist) und Emil Werner[4]
- 1984: Richard Löwenthal, Politikwissenschaftler[5]
- 1985: Hermann Glaser, Historiker[6]
- 1987: Dieter Hildebrandt, Kabarettist[7]
- 1988: Hans-Jochen Vogel, Politiker[8]
- 1989: Hans-Peter Dürr, Physiker und Essayist[9]
- 1991: Volkmar Gabert, Politiker[10]
- 1992: Helga Grebing, Historikerin
- 1994: Max Mannheimer, Holocaust-Überlebender[11]
- 1998: Georg Leber, Politiker
- 2000: Senta Berger, Schauspielerin[12]
- 2002: Hilmar Hoffmann, Kulturschaffender[13]
- 2004: Susanne Miller, Historikerin[14]
- 2006: Renate Schmidt, Politikerin[15]
- 2008: Wilhelm Ebert, Pädagoge und Ehrenpräsident des BLLV[16]
- 2012: Jutta Allmendinger, Soziologin[17]
- 2014: Christian Springer, Kabarettist[18]
- 2016: Verena Bentele, Biathletin und Behindertenbeauftragte der Bundesregierung[19]
Ausstellung: Vom Untertan zum Staatsbürger
Vom Untertan zum Staatsbürger: die bayerische Arbeiterbewegung seit 1848
Die Akademie dokumentiert mit dieser Ausstellung, dass die Geschichte der Arbeiterbewegung zugleich die Geschichte der Entwicklung der Demokratie in Bayern und Deutschland sei. Die Ausstellung verdeutlicht, dass die Arbeiterbewegung unsere Gesellschaft entscheidend geprägt habe. Während die Arbeitnehmer 1848 nur rechtlose Untertanen gewesen seien, sind sie heute gleichberechtigte Staatsbürger. Viele Rechte, die einem heute als selbstverständlich erscheinen, hätten damals mit viel Mühe und Ausdauer erkämpft werden müssen.
Die Akademie zeigt diese Ausstellung erfolgreich seit fast 40 Jahren (erstmals 1978 in München)[20] – 1998 neu überarbeitet – in Bayern. Die Ausstellung mit den 60 Schautafeln und ergänzenden Exponaten eignet sich auch für Schulklassen für den Geschichts- oder Sozialkundeunterricht.[21]
Mitgliedschaften und Kooperationen
In Bayern kooperiert die Akademie im Netzwerk Politische Bildung mit der Akademie Frankenwarte Würzburg, dem Bayerischen Seminar für Politik und der Franken-Akademie Schloss Schney.
Bundesweit kooperiert die Akademie mit der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Die Akademie ist Mitglied im Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten, dem Netzwerk Politische Bildung und dem MedienCampus Bayern e.V.
Weblinks
Einzelnachweise
- Die Geschichte der Akademie
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 13. Januar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 13. Januar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- http://archiv.pixelprint.info/pixelprint/Aussiger_Bote/AB_1983/files/assets/common/downloads/page0236.pdf
- http://www.zvab.com/buch-suchen/titel/richard-loewenthal-1908-91/
- https://www.kubi-online.de/autorinnen/glaser-hermann
- http://www.dieterhildebrandt.com/biografie.php
- http://www.spd-wallersdorf.de/index.php?nr=33282&menu=1
- http://www.gcn.de/lebenslauf.html
- Johannes Rau: Waldemar-von-Knoeringen-Preis 1991. Georg-von-Vollmar-Akademie, 1991 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- http://artev.org/deutsch/dr-max-mannheimer/
- https://rp-online.de/panorama/senta-berger-fuer-engagement-gegen-rechte-gewalt-geehrt_aid-8232519
- http://www.schwaebische.de/home_artikel,-_arid,481615.html
- http://www.fes.de/archiv/adsd_neu/inhalt/stichwort/Gespraech%20Miller_NG_FH_5.pdf
- http://spd-erlangen.de/blog/renate-schmidt-erhielt-waldemar-von-knoeringen-preis/
- http://bildungsklick.de/pm/71460/mein-leben-fuer-eine-paedagogische-schule-erinnerungen-im-spannungsfeld-von-wissenschaft-weltanschauung-und-politik/
- http://programm.ard.de/TV/Programm/Sender/?sendung=281078972135826
- Syrien-Engagement: Auszeichnung für Christian Springer (Memento vom 8. April 2016 im Internet Archive)
- http://www.sueddeutsche.de/bayern/im-landtag-auszeichnung-fuer-verena-bentele-1.3228212
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 22. Juli 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- http://bayernspd.de/presse/pressemitteilungen/?id=35381