Gauchsdorf
Gauchsdorf (umgangssprachlich: Gauaschdoaf[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Büchenbach im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).
Gauchsdorf Gemeinde Büchenbach | |
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Höhe: | 355 m ü. NHN |
Einwohner: | 159 (1. Okt. 2019)[1] |
Postleitzahl: | 91186 |
Vorwahl: | 09178 |
Gauchsdorf von Südosten |
Lage
Das Dorf liegt sieben Kilometer südlich von Schwabach und sechseinhalb Kilometer westlich von Roth an einem leichten Südhang unterhalb des 397 m hohen „Schillbuck“. Dieser ist ein südlicher Ausläufer des Heidenberges. Am Schillbuck entspringt ein namenloser Bach, der mehrere Weiher speist, Gauchsdorf östlich begrenzt und dort als Vorfluter in die Aurach mündet. Der Altort Gauchsdorfs wird südlich von der Aurach begrenzt, der weiter westlich von Südwesten der Hirtenbach zufließt. Südlich des Ortes liegt ein etwa 30 Hektar großes Abbaugebiet für Bausand, in dem sich in der Grundwassersohle der Aurach und des Kaltenbaches zwei Baggerseen gebildet haben.
Gemeindeverbindungsstraßen verlaufen nach Götzenreuth (1,5 km nordwestlich) und Kühedorf (1,4 km nordöstlich) jeweils zur Kreisstraße RH 5. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Breitenlohe zur St 2224 (2 km östlich). Der kleine Sonderflugplatz Schwabach in Gauchsdorf (ICAO: EDPH) hat eine asphaltierte 500 m lange Start- und Landebahn sowie einem Heliport, Werkstatt und einige Hangars.[3]
Geschichte
Das Gebiet um Gauchsdorf war bereits in der Steinzeit von Menschen besiedelt, wie einzelne Funde belegen. Eine mehrere Hektar große Siedlung der Eisen- und Bronzezeit befand sich 800 Meter nördlich von Gauchsdorf am Fuß des Schillbuck und ist als Bodendenkmal qualifiziert.[4] Zur Zeitenwende war das Gebiet der südlichste Ausläufer des Siedlungsgebietes der Narisker.
Zu römischer Zeit wurde die Besiedlung aufgegeben, denn der Limes war nur einen Tagesmarsch nach Süden entfernt und die Zeiten wurden zu unruhig. Aus der Zeit der Völkerwanderung fehlen ebenfalls jegliche Befunde und setzen erst nach der karolingischen Zeit sporadisch wieder ein.
Der heutige Ort entstand mit großer Sicherheit bereits im 9. Jahrhundert an dem damals wichtigen Handelsweg von Kammerstein nach Roth, der das Aurachtal entlang führte, und sich hier mit der sogenannten „Italerstraße“ kreuzte. Er wurde planmäßig als ein aus 6 Höfen bestehendes Straßendorf angelegt. Zum Schutz vor den damals umherziehenden Ungarn wurden am Heidenberg Fliehburgen errichtet. Der Burgstall Osterwiese und der Burgwall Eichelberg sind ebenfalls als Bodendenkmäler noch erhalten. Die erste Mühle soll im 12. Jahrhundert errichtet worden sein. Im 13. Jahrhundert bestand Gauchsdorf wahrscheinlich aus 6 Ganzhöfen.[5]
Erstmals schriftlich erwähnt wurde der Ort 1326 als „Gauchstorferius“ anlässlich der Zahlung des Zehnten an das Kloster Ebrach.[2][6] Der Ortsname hat als Bestimmungswort den Personennamen des Gründers Gaucho und als Grundwort -reuth, d. h. „Zur Rodung des Gaucho“.[7] 1349 war der Ort noch in Besitz der Grafen von Nassau, kam dann in der Folgezeit an die Burggrafschaft Nürnberg. Im Urbar für das burggräfliche Amt Schwabach, das ca. 1360 aufgestellt wurde, wurde der Ort als „Jawegszdorff“ erwähnt. Im Salbuch von 1410 sind für „Gaugstorff“ 1 Mühle, 5 Güter und 1 halbes Gut angegeben. Auch im Salbuch des nunmehr markgräflichen Amtes Schwabach, das 1434 aufgestellt wurde, wurden für den Ort gleicher Besitz angegeben. Weiterhin ist 1 Hof verzeichnet, der der Schwabacher Familie Linck gehörte. 1623 unterstanden dem Kastenamt Schwabach 8 Anwesen. 1732 gab es laut den Oberamtsbeschreibungen von Johann Georg Vetter in Gauchsdorf 10 Anwesen, von denen 9 dem Kastenamt Schwabach (5 Höfe, 4 Gütlein) und 1 Gut der Familie Linck unterstanden.[6]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Gauchsdorf 10 Anwesen (6 Ganzhöfe, 1 Köblergut, 1 Gütlein, 1 Fischgut, 1 Mahl- und Sägemühle) und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Schwabach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft über alle Anwesen hatte das Kastenamt Schwabach inne.[8] 1800 gab es im Ort 9 Anwesen.[9]
Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Gauchsdorf dem Steuerdistrikt Günzersreuth und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Günzersreuth zugeordnet. Am 1. Januar 1972 wurde Gauchsdorf im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Büchenbach eingegliedert.[10]
In den 1960er Jahren entstand weitere Wohnbebauung; die Fliegervereinigung Schwabach siedelte sich nördlich des Ortsgebietes an und errichtete dort ihren Flugplatz.[11]
Das Jahr 1989 brachte Gauchsdorf einen kurzfristige Bevölkerungszuwachs, als 60 DDR-Flüchtlinge dort einquartiert wurden. Seitdem entstanden aus der ehemaligen Dorfschmiede ein kleines Industriegebiet sowie eine neue Wohnansiedlung. Im Jahr 1995 ereignete sich bei Gauchsdorf ein Flugzeugabsturz.
Baudenkmäler
- Gauchsdorfer Hauptstraße 2: Bauernhof und Austragshaus
- Zur Alten Schmiede 6: Gasthaus und Scheune
- Zur Alten Schmiede 8: dazugehörige Scheune
- zwei Grenzsteine
Religion
Gauchsdorf ist seit der Reformation überwiegend evangelisch-lutherisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession nach St. Willibald (Büchenbach) gepfarrt.
Gegenwart
Der Ort ist land-, forst- und fischwirtschaftlich geprägt. Die ehemalige Mühle ist als Sägewerk noch in Betrieb. Zwischen dem Flugplatz und dem Industriegebiet wird ein solarelektrisches Kraftwerk betrieben. Des Weiteren gibt es in Gauchsdorf eine Einrichtung der Altenpflege (Alten-Wohngemeinschaft für Demente) und eine kleine private Hundezucht.
Veranstaltungen
- Flugtage Gauchsdorf mit Festbetrieb (Fliegerfest)
- Kärwa Gauchsdorf (Ende Mai, Anfang Juni) mit historischem Traktortreffen
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Gauchsdorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 280 (Digitalisat).
- Friedrich Eigler: Schwabach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 28). Michael Laßleben, Kallmünz 1990, ISBN 3-7696-9941-6, S. 390, 473–474.
- Georg Paul Hönn: Gauchsdorf. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 332 (Digitalisat).
- Willi Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach (1862–1962). Ein Heimatbuch. Schwabach 1964, DNB 984880232, S. 312.
- Eberhard Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1969, DNB 457000937, S. 19–20.
Weblinks
- Gauchsdorf auf der Website von Buechenbach
- Gauchsdorf in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 21. November 2021.
- Gauchsdorf in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 23. September 2019.
- Gauchsdorf im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
- Anflug auf Flugplatz Gauchsdorf von Westen, 2012 auf privater Webpage
Einzelnachweise
- Gemeinde Büchenbach – Büchenbach im Detail. In: Webseite Gemeinde Büchenbach. Abgerufen am 9. September 2021.
- E. Wagner: Stadt und Landkreis Schwabach, S. 19. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: gáuɘšdǫɘf.
- Gauchsdorf im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- Denkmalliste BayLfD, Seite 6
- F. Eigler: Schwabach, S. 245.
- F. Eigler: Schwabach, S. 230.
- W. Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach, S. 312.
Nach E. Wagner: Stadt und Landkreis Schwabach, S. 20 = Gauchsdorf auf der Website von Buechenbach – Ableitung vom Personennamen Güher - F. Eigler: Schwabach, S. 390.
- J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 2, Sp. 280.
- F. Eigler: Schwabach, S. 473f.
- Flugplatz Gauchsdorf (Memento des Originals vom 4. Juli 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840, 1852 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 29 (Digitalisat).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 235 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1086, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1251, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1187 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1259 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1297 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1125 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 824 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 179 (Digitalisat).
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 347 (Digitalisat).