Górzyca
Górzyca [guˈʒɨʦa] (deutsch Göritz (Oder)) ist ein Dorf und Sitz der gleichnamigen Landgemeinde im Powiat Słubicki der polnischen Woiwodschaft Lebus.
Górzyca | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Lebus | ||
Powiat: | Słubicki | ||
Gmina: | Górzyca | ||
Fläche: | 8,01 km² | ||
Geographische Lage: | 52° 29′ N, 14° 39′ O | ||
Einwohner: | 1539 (2007[1]) | ||
Postleitzahl: | 69-113 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 95 | ||
Kfz-Kennzeichen: | FSL | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Straße: | DK 31: Słubice-Kostrzyn nad Odrą–Stettin | ||
Eisenbahn: | PKP-Linie 273: Breslau–Stettin | ||
Nächster int. Flughafen: | Berlin Brandenburg | ||
Geographische Lage
Die Ortschaft befindet sich auf einer Anhöhe am rechten Ufer der Oder zwischen Frankfurt (Oder) und Küstrin. Nachbargemeinde auf dem linken Oderufer ist Reitwein. Ein Teil des früheren Gemeindegebietes, der links der Oder liegt, wurde 1945 abgetrennt, verblieb bei Deutschland und gehört heute zu Reitwein.[2]
Geschichte
Frühgeschichte
Um 1000 v. Chr. ist die Gegend an beiden Ufern der Oder besiedelt gewesen. Die bei Ausgrabungen im Jahre 1900 gemachten bronzezeitlichen Funde waren der erste Nachweis einer besonderen Art der Lausitzer Kultur, für die die Bezeichnung Göritzer Gruppe geprägt wurde.
Mittelalter
Bei Göritz befand sich eine frühslawische Burg, die im späten 10. Jahrhundert zerstört wurde.
Bis Anfang des 14. Jahrhunderts stand Goricz[3] unter polnischer Hoheit, allerdings wurde die planmäßige Siedlung des 13. Jahrhunderts wohl mit deutschen Zuwanderern gegründet. 1252 wurde Goricz erstmals erwähnt im Besitz des (polnischen) Bistums Lebus.[4] Nachdem dessen bisheriger Bischofssitz im westlich der Oder gelegenen Lebus 1249 mit der vormaligen (bis 1248) polnisch-schlesischen Kastellanei Lebus an die Markgrafschaft Brandenburg gekommenen war, wurde der Sitz der Lebuser Bischöfe kurz nach 1276 nach Goricz auf dem Ostufer verlegt.[5] 1317 eignete sich Brandenburg auch den Landbesitz des Bistums Lebus an, der sich von der Oder bis an die Grenze Großpolens erstreckte.[3] 1326 ließ Markgraf Ludwig I. von Brandenburg, das bischöfliche Schloss und den Dom in Goricz zerstören, als Vergeltungsakt gegen polnische Einfälle in die seit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts im Aufbau befindliche Neumark. Dabei kam es auch zum Raub des Opferstockes der Marienkapelle. Der Konflikt macht deutlich, dass die Oder zwischen Neiße- und Warthemündung von 1248 bis 1317 schon einmal deutsch-polnische Grenze war.
Ein angeblich „wundertätiges“ Marienbild machte den Ort ab 1342 (1410) zu einem bedeutenden Marienwallfahrtsort. Göritz wurde 1346 in einer Urkunde letztmals als Stadt bezeichnet. Stadtbefestigungsanlagen besaß Göritz jedoch zu keiner Zeit. 1413 erfolgte die Gründung des Klerikerstiftes Unserer lieben Frau, dem das Dorf Storkow (Starków) übereignet wurde.
Nach der landesweiten Zulassung der Reformation in der Markgrafschaft Brandenburg unter Kurfürst Joachim II. 1535 wurde die Forderung nach der Beseitigung des Marienbildes laut. Angeordnet wurde sie am 15. Juni 1551 von Markgraf Johann von Küstrin. Bei der Durchführung wurde auch die Kapelle mit ihrem Inventar dabei Drossener Bürgern zerstört.
18. Jahrhundert
Der Ort lebte von der Landwirtschaft und hielt Viehmärkte ab. Nach der Zerstörung durch einen Brand im Jahr 1757 wurde Göritz auf neuem Grundriss neu aufgebaut. Die Kirche Unserer lieben Frau entstand 1767 an alter Stelle neu.
Am 11. August 1758 setzte Friedrich II. auf dem Wege zur Schlacht bei Kunersdorf unweit Göritz[6] über die Oder.
19. Jahrhundert
Im Jahr 1808 erfolgte die Erhebung von Göritz zur Stadt, die seit 1818 dem Landkreis Sternberg und seit dessen Teilung im Jahre 1873 bis 1945 dem Landkreis Weststernberg[7] angehörte. Das Stadtwappen war ein Bischofshut.[8]
Mit der Fertigstellung der Eisenbahnstrecke zwischen Breslau und Stettin erhielt die Stadt 1876 einen Eisenbahnanschluss. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts begann in Göritz der Abbau von Braunkohle.
Seit 1945
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt unter polnische Verwaltung gestellt. Es begann die Zuwanderung polnischer Bevölkerung. Die gesamte deutsche Einwohnerschaft wurde von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben; die anschließend in Górzyca umbenannte Ortschaft verlor das Stadtrecht.[9]
Gemeinde
Die Landgemeinde (Gmina wiejska) Górzyca hat eine Fläche von 142,5 km² und etwa 4250 Einwohner.
Persönlichkeiten
- Dariusz Muszer (* 1959), deutsch-polnischer Schriftsteller.
Literatur
- Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafenthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Band 3, 1. Ausgabe, Brandenburg 1856, S. 248–253 (online).
- W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 481–482.
- Eduard Ludwig Wedekind: Sternbergische Kreis-Chronik. Geschichte der Städte, Flecken, Dörfer, Kolonien, Schlösser etc. dieses Landestheiles von der frühesten Vergangenheit bis auf die Gegenwart. Zielenzig 1855, S. 210.
- Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Band 2 (Oderland) „Das Oderbruch und seine Umgebungen“ – Von Frankfurt bis Schwedt
- Theodor Fontane: Vor dem Sturm, 1878
Weblinks
- Website der Gemeinde (polnisch)
- Website zur Ortsgeschichte (deutsch)
Einzelnachweise
- http://gorzyca.bip.net.pl/?p=document&action=save&id=53&bar_id=62 Webseite der Gemeindeverwaltung
- vgl.Messtischblatt von 1952 mit alten Grenzen auf landkartenarchiv.de und aktuelle Geodaten Brandenburg
- „oppidum Goricz“ in einer Urkunde der Markgrafen Waldemar und Johannes aus dem Jahr 1317 in einer Aufzählung der Orte der ecclesia Lubusana, also des Bistums Lebus (Christian Wilhelm Spieker: Kirchen- und Reformations-Geschichte der Mark Brandenburg, Bd. 1, Berlin 1839, S. 576 – Google Buchsuche)
- Siegmund Wilhelm Wohlbrück: Geschichte des ehemaligen Bisthums Lebus und des Landes dieses Nahmens. Band 1. Berlin 1829 S.87
- zu der Zeit von 1276 bis 1325 siehe Christian Gahlbeck, Peter Neumeister: Göritz (Górzyca). Domkapitel des Bistums Lebus. In: Heinz-Dieter Heimann, Klaus Neitmann, Winfried Schich u. a. (Hrsg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Band 1. Be.bra-Wissenschaft-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-937233-26-0. S. 514–519.
- Beschrieben bei Theodor Fontane:Theodor Fontane: Vor dem Sturm, 10. Kapitel
- Der Landkreis Weststernberg und seine Gemeinden (Memento vom 12. Oktober 2007 im Internet Archive)
- Eduard Ludwig Wedekind: Sternbergische Kreis-Chronik. Geschichte der Städte, Flecken, Dörfer, Kolonien, Schlösser etc. dieses Landestheiles von der frühesten Vergangenheit bis auf die Gegenwart. Zielenzig 1855, S. 210.
- Zur vollständigen Vertreibung der Einwohner der Neumark siehe Paweł Rutkowski (Hrsg.): Streifzüge zwischen Oder und Drage. Begegnung mit der Neumark, Deutsches Kulturforum, Potsdam 2012, ISBN 978-3-936168-44-0, S. 14 f.
- Dr. Rademachers deutsch-österreichisches Ortsbuch 1871–1990 – Göritz (Oder)