Frank Farian
Frank Farian (* 18. Juli 1941 als Franz Reuther in Kirn) ist ein deutscher Musikproduzent, Komponist und Sänger. Seine Produktionen verkauften sich weltweit über 800 Millionen mal[1] und wurden mit mehr als 800 Plattenauszeichnungen zertifiziert. Er besitzt je ein Studio in Brüssel, Miami und auf der Insel Ibiza.
Leben
Farian wuchs nach dem Zweiten Weltkrieg in Saarbrücken-Altenkessel auf. Er arbeitete zunächst als Koch und verbrachte seine musikalischen Anfangsjahre in Elversberg. Im Dachgeschoss seiner Wohnung hatte er ein kleines Studio.
Seit Mitte der 1970er Jahre ist Farian Produzent von Popmusik. Er gründete weltweit erfolgreiche Gruppen wie Boney M. und Milli Vanilli. Milli Vanillis erste Schallplatten waren bereits fertig eingespielt, bevor die Band zusammengestellt war. Als dies Ende 1990[2][3] bekannt wurde, führte es zu einem Skandal, und den beiden vermeintlichen Sängern, Fab Morvan und Rob Pilatus, wurde der Grammy aberkannt. Bereits bei Boney M. waren mit Liz Mitchell und Marcia Barrett nur zwei der vier Gruppenmitglieder an den Aufnahmen beteiligt gewesen; die männliche Stimme kam von Farian selbst.
Farians produktive Zeit als Komponist und Musikproduzent begann mit der Band Les Copains und erreichte ihren Zenit mit Boney M. Im saarländischen St. Ingbert eröffnete er die Diskothek Rendezvous, nachdem er zuvor mit seiner Frau Brigitte die Hoch Trepp bewirtschaftet hatte. Hier wurden seine Bands und Titel vorab in der Öffentlichkeit getestet. Nachdem Farian einige Lieder, unter anderem mit Boney M., in Offenbach-Bieber produziert hatte, erwarb er später ein Anwesen mit Wohnhäusern, Schwimmbecken und einem Studio in Rosbach vor der Höhe, das er noch nutzt.
Musikalisches Schaffen
Sänger
In Elversberg trat Farian ab 1961 unter dem Namen „Frankie Farian und die Schatten“ als Rocksänger mit seiner eigenen Band auf. Seine erste Platte Shouting Ghost produzierte er 1963 und vertrieb sie selbst.[4] Als Schlagersänger sang er Titel wie Dana My Love (1969), So muss Liebe sein (1973), eine Version des Standards Smoke Gets in Your Eyes, und Rocky (1976) von Austin Roberts. Danach lieh er seine Stimme der von ihm produzierten Gruppe Boney M., trat aber nie als deren Mitglied auf. Bei Bühnenauftritten für das Fernsehen bewegte Bobby Farrell, der Tänzer der Gruppe, seine Lippen zu Farians Gesang vom Band, bei Live Konzertauftritten war der Gesang aber von Bobby Farrell selbst.
Komponist und Produzent
Seine größten Erfolge als Produzent hatte Farian mit der Single Rivers of Babylon (ein Cover der jamaikanischen Band The Melodians, die wiederum in dem Lied Psalm 19 und Psalm 137 bearbeiteten) und mit dem Album Nightflight to Venus von Boney M. (1978). Dabei war Boney M. nicht nur in den westlichen Nationen erfolgreich, sondern auch auf dem gesamten afrikanischen Kontinent und in der Karibik. Einige der Stücke sind in Swahili verfasst.
Mit dem Projekt Far Corporation, an dem unter anderem Bobby Kimball, David Paich und Steve Lukather von der US-Band Toto sowie der Schlagzeuger Curt Cress und Leslie Mandoki beteiligt waren, spielte Farian überwiegend Rockklassiker wie Stairway to Heaven von Led Zeppelin, Sebastian von Cockney Rebel und Mother and Child Reunion von Paul Simon ein. Stairway to Heaven war dabei mit dem achten Platz in der britischen Hitparade (1985) der größte Erfolg.
Nach rund 30-jähriger Zusammenarbeit endete 2004 das Vertragsverhältnis zwischen Farian und Hansa (Ariola-Sony BMG). Zwei Jahre später unterschrieb er einen neuen Vertrag bei Sony BMG Deutschland.
Im September 2006 hatte in London das Musical Daddy Cool Premiere, in dem Farian nicht nur viele Hits von Boney M., sondern auch solche von Milli Vanilli und Eruption verarbeitete. Im Frühjahr 2007 kam Daddy Cool auch nach Berlin. Die Premiere war am 26. April 2007. Danach arbeitete Farian an dem Projekt Daddy Cool Kids, bei dem auch seine Tochter mitsang.
Diskografie
Studioalben
Jahr | Titel Musiklabel |
Anmerkungen |
---|---|---|
1971 | So ein Tag Hansa Musik Produktion |
Erstveröffentlichung: 1971 |
1973 | So muß Liebe sein Hansa Musik Produktion |
Erstveröffentlichung: 1973 |
1976 | Rocky Hansa Musik Produktion |
Erstveröffentlichung: Februar 1976 |
1985 | Division One Ariola • IMP |
Erstveröffentlichung: 1985 als FAR Corporation |
1994 | Solitude MCI |
Erstveröffentlichung: 31. Oktober 1994 als FAR Corporation |
Autorenbeteiligungen und Produktionen (Auswahl)
- Boney M.
- Bobby Farrell (King of dancing/I see you)
- Milli Vanilli
- The Real Milli Vanilli
- La Mama
- La Bouche
- No Mercy
- Terence Trent D’Arby & The Touch
- Lorielle London
- Try ’n’ B
- Zorro (alias Ricky Shayne)
- Michael Holm
- Meat Loaf
- Eruption
- Precious Wilson
- Gilla
- Charly Marks
- Daddy Cool Kids
- Benny
- Duck Sauce
- Lusthansa
- Daniel Lopes
- Herlinde
- Chilli
- Nemorin
Auszeichnungen
- Echo Pop
- 1997: in der Kategorie „Lebenswerk“[5]
- Goldene Stimmgabel
- 1983
- Goldene Europa
- 1977, 1979
- Löwe von Radio Luxemburg
- 1976: „Silber“ (Rocky)
- RSH-Gold
Werke
- Frank Farian, Reginald Rudorf, Dieter Kaltwasser: Stupid Dieser Bohlen. Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit über den Pop-Hochstapler. Franks Kleiner Buchverlag, Berlin 2004, ISBN 3-9809531-0-6.
Weblinks
- Offizielle Website
- Frank Farian in der Internet Movie Database (englisch)
- Literatur von und über Frank Farian im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Musikproduzent Frank Farian: "Mein Gott, der ist ja weiß", spiegel.de, 18. Juli 2016
- MUSIC WORLD VISION: FRANK FARIAN Decades World-wide music made in Germany 45 minutes documentary Stereo 720 p. auf YouTube, 1. Dezember 2021, abgerufen am 31. Januar 2022.
- MUSIC WORLD VISION: FRANK FARIAN One of World's most successful producers Boney M. & more English Subtitles Stereo auf YouTube, 31. Dezember 2021, abgerufen am 31. Januar 2022.
Einzelnachweise
- Happy Birthday, Frank Farian! In: dw.com. Abgerufen am 13. Mai 2021.
- Chuck Philipps: Milli Vanilli’s Grammy Rescinded by Academy. LA Times, 20. November 1990 (englisch)
- Chuck Philips: It’s True: Milli Vanilli Didn’t Sing: Pop music: The duo could be stripped of its Grammy after admitting it lip-synced the best-selling ‘Girl You Know It’s True’. In: Los Angeles Times. 16. November 1990, abgerufen am 21. Mai 2017 (englisch).
- Selbstdarstellung (Memento vom 5. Juni 2017 im Internet Archive) auf Farians Website
- Echo 1997 Deutscher Musikpreis: Die Preisträger (Memento vom 1. Oktober 2011 im Internet Archive)
- RSH-Gold Verleihung 1990
- RSH-Gold Verleihung 1998