Flensburger Stadion
Das Flensburger Stadion (auch: Stadion Flensburg-Mürwik sowie seltener Volksparkstadion) ist ein Stadion im Flensburger Stadtteil Fruerlund, welcher häufig zum Stadtteil Mürwik hinzugerechnet wird.[2][3] Die Sportanlage mit Fußballfeld und Tartanbahn ist integraler Bestandteil des Volksparks und als Kulturdenkmal von Fruerlund eingetragen. In der Spielstätte des Sportvereins Flensburg 08[4] können im Gegensatz zum kleinen Stadion in Flensburg-Weiche, dem Manfred-Werner-Stadion des ETSV Weiche,[5][6] keine sogenannten Sicherheitsspiele ausgetragen werden.[1]
Flensburger Stadion | ||
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Das Stadion im August 2012 | ||
Daten | ||
Ort | Arndtstraße 5 Flensburg-Fruerlund | |
Koordinaten | 54° 48′ 10,9″ N, 9° 27′ 2,6″ O | |
Betreiber | Flensburger Stadion e. V. | |
Baubeginn | 1925 | |
Eröffnung | 3. Juli 1927 | |
Erstes Spiel | 18. Turnerfest der Nordmark | |
Oberfläche | Naturrasen | |
Kapazität | 10.000 Plätze, davon 1000 Tribünensitzplätze | |
Spielfläche | Kampfbahn Typ B | |
Heimspielbetrieb | ||
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Veranstaltungen | ||
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Lage | ||
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Geschichte
Baubeginn 1925 und Einweihung 1927
1925 begann der Aufbau des Flensburger Volksparks und damit auch der Bau des Stadions.[7] Am 3. Juli 1927 wurde das Stadion mit dem 18. Turnerfest der Nordmark eingeweiht.[8]
Wahlkampfauftritt von Adolf Hitler 1932
Am Samstag, den 23. April 1932, landete auf dem Flugplatz Flensburg-Schäferhaus das Flugzeug von Adolf Hitler, der im Flensburger Stadion um 19 Uhr eine Wahlrede zur am Folgetag stattgefundenen preußischen Landtagswahl der 4. Wahlperiode hielt.[9] In seiner ungefähr 25-minütigen Rede agitierte Hitler – laut Volkszeitung vor 20.000, laut den Flensburger Nachrichten vor über 40.000 Zuhörern – gegen die Regierung, sprach von einer „Menge aus 13 Millionen eroberten Mitkämpfern“, erklärte, dass die „Bewegung“ der NSDAP 13 Jahre zuvor gegründet worden sei und stilisierte sich schließlich zum Propheten herauf, der 13 Jahre recht gehabt habe. In 13 Jahren, so behauptete er, würde seine „Bewegung eine von 13 Millionen“ sein.[10][11] Am Ende der Rede erhoben viele der anwesenden Zuhörer den rechten Arm und sangen das Horst-Wessel-Lied. Hitler soll sehr schnell das Podium verlassen haben und wurde mit dem Auto zum Bahnhofshotel, dem späteren Hotel Europa beim ZOB, gebracht, wo er übernachtete. Noch am Folgetag reiste er ab. Hitlers Besuch 1932 blieb der einzige „öffentliche Besuch“ in Flensburg und Mürwik.[12] Bald darauf, Ende Januar 1933, kam es zur Nationalsozialistischen Machtergreifung (Vgl. Chronologie). Vier Jahre später besuchte Hitler, nicht öffentlich, streng geheim mit der Aviso Grille den „Hafen vor der Marineschule Mürwik“.[13] Ganze 13 Jahre später, am 23. Mai 1945, endete das Dritte Reich, mit der Verhaftung der letzten Reichsregierung, im an den Volkspark anschließenden Sonderbereich Mürwik.[14][15]
3. Bundesjugendtreffen der Deutschen Sportjugend 1970
Nachdem Pläne geplatzt waren für das 3. Bundesjugendtreffen der Deutschen Sportjugend in Bonn, holte das Flensburger DSB-Präsidiumsmitglied Hans Hansen die Jugendspiele in die Fördestadt. Nach Reutlingen (1955) und Schweinfurt (1967) war der 1947 gegründete Sportverband Flensburg im Jahr 1970 Gastgeber und Ausrichter der „Mini-Olympiade“. Das als eines der größten Sportereignisse in die Geschichte Flensburgs eingehende Event fand vom 16. bis zum 24. Mai 1970 statt. Sowohl im Stadion als auch in weiteren Sportstätten, in Schulsporthallen, in der Idrætshallen auf der Westlichen Höhe und im Deutschen Haus kämpften mehr als 4000 junge Sportler in über 40 Sportarten um Medaillen. Zum Leichtathletik-Länderkampf Deutschland-Holland und zum Jugendfußball-Länderspiel Deutschland-England war das Flensburger Stadion ebenso Schauplatz wie zur Abschlussveranstaltung mit der Verabschiedung aller Teilnehmer. Einigen von ihnen gelang zwei Jahre später die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen 1972 in München.[16]
Fußballspiele
Am 17. Mai 1981, fast genau 15 Jahre nach dem Wembley-Tor, fand das sogenannte WM-Comeback-Spiel Deutschland-England statt, bei dem die beiden Mannschaften mit bekannten Weltklassespielern besetzt waren. Das Stadion war mit 14.000 Zuschauern ausverkauft.[17][18] Zu den im Stadion ausgetragenen Fußballspielen zählen auch hochrangige Freundschafts- bzw. Testspiele von Bundesligisten. Der SV Werder Bremen bezwang kurz nach dem Gewinn der deutschen Fußballmeisterschaft der Männer von 1993 am 13. Juli desselben Jahres vor 6000 Fußballanhängern die gastgebende Mannschaft von Flensburg 08 mit 6:2.[19] Bei einem weiteren hochklassigen Spiel zwanzig Jahre später gewann am 23. Juli 2013 vor 5700 Zuschauern der Londoner Premier-League-Verein West Ham United gegen den Bundesligisten Hamburger SV mit 3:1.[20]
Im darauffolgenden Jahr 2014 war das Testspiel des HSV – über Jahre ein Dauergast im SH:Z-Fußballsommer[21] – gegen den italienischen Profiverein Lazio Rom aus der Serie A geplant, aber die Flensburger Ordnungsbehörden erhöhten in Abstimmung mit der Polizei kurzfristig die Sicherheitsauflagen. Die örtliche Polizei forderte eine Installation von vergitterten Fanblocks, Wellenbrecher auf den Stehtraversen und zudem für 50 Zuschauer jeweils einen lizenzierten zivilen Sicherheitsmitarbeiter.[22] Kurz zuvor hatte Innenminister Andreas Breitner die Polizeistation Mürwik-Fruerlund besucht und das dortige Personaleinsatzmodell begrüßt, bei dem der Zuständigkeitsbereich weit aufs Land ausgeweitet worden war.[23] Das am 8. August 2014 stattgefundene Spiel verlegten die Verantwortlichen auf die Lübecker Lohmühle.[24] Die Verlegung nach Lübeck wurde im Flensburger Tageblatt scharf kritisiert:
„Offenbar haben Stadt und Polizei voreilig gehandelt und dabei versäumt, sachkundige Informationen einzuholen. Dies gilt auch für das Innenministerium […] Wie gestern von der DFB-Hauptabteilung Prävention & Sicherheit in Frankfurt dem Schleswig-Holsteinischen Fußballverband mitgeteilt wurde, gibt es „nach derzeitigen Erkenntnissen keinerlei Sicherheitsbedenken“. […] „Man wollte von vornherein dieses Spiel in Flensburg nicht“, sagte ein städtischer Mitarbeiter, der nicht genannt werden möchte. […]“
Nichtsdestotrotz kündigte der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag im April 2015 an, auch weiterhin wie jedes Jahr Profi-Teams nach Flensburg zu holen. So gewann am 25. Mai 2015 bei einem Freundschafts-[26] bzw. Testspiel[27] der Bundesligist SV Werder Bremen vor 1950 Zuschauern[26][27] gegen den TSB Flensburg mit 3:0.[28] Der Flensburger Verein feiert(e) sein 150-jähriges Bestehen und dessen Fußballmannschaft den Durchmarsch von der Kreisliga Schleswig-Flensburg 1 (2013/2014) über die Verbandsliga Nord-West 2014/2015 in die SH-Liga 2015/2016.[29]
Trägerverein und weitere Wettbewerbe
2006 wurde der Trägerverein Flensburger Stadion e. V. gegründet.[30] Drei vom Verein angestellte Vollzeit- und einige Teilzeitkräfte betreuen das Stadion und weitere dort befindliche Sportanlagen. Die Stadt Flensburg beteiligt sich dabei mit rund 210.000 Euro jährlich (Stand 2015), um die in die Jahre gekommenen Anlagen zu erhalten. 2013 begann die Stadt, das Gebäude sanieren und eine neue Tartanbahn anlegen zu lassen.[31]
Heutzutage finden im Stadion bis zu 10.000 Zuschauer Platz, davon 1000 auf der Tribüne.[32] Hin und wieder werden dort Leichtathletikwettbewerbe veranstaltet, zum Beispiel der Staffellauf der Flensburger Schulen, dem allein 2014 rund 1500 Schüler aus 31 Schulen und rund 11.000 Fans beiwohnten.[33]
Als ein weiteres denkwürdiges Ereignis in der Geschichte des Stadions galt zuvor die Austragung der Schleswig-Holstein-Spiele am 8. September 2012. Der Radiosender RSH präsentierte einen Wettbewerb, bei dem sich die Athleten – 20 Mannschaften à 20 Spieler – in kuriosen Disziplinen wie Bierathlon, „Denk-Gymnastik“, „Fischtennis“, „Gib Gummi“, Gummistiefelweitwurf, „Kohlstoßen“, „Rumkugeln“ oder „Völkerballen“ messen ließen,[34] begleitet von Cheerleadern und einem Auftritt des Dollerupers Michael Schulte.[35]
Anlagen
Zum Flensburger Stadion gehört „eine großzügig angelegte Sportanlage mit insgesamt zehn Spielflächen, einem A-Platz mit Leichtathletikanlagen sowie Rundum-Zuschauerrängen inklusive überdachter Tribüne, einem Kunstrasenplatz, sowie sechs Rasenplätzen, einem Sandplatz und einem Sportheim mit über 20 Umkleidekabinen, zahlreichen Besprechungsräumen, Gaststätte und Wohnmöglichkeit für einen hauptamtlichen Platzwart“ (Flensburg Journal).[1] — Im näheren Umfeld des Stadions existieren des Weiteren Hotels sowie die Flensburger Jugendherberge, welche die breite Infrastruktur indirekt unterstützten.
Anbindung
Beim Stadion befindet sich die Bushaltestelle Stadion, die auch als wichtiger Umsteigepunkt dient. Sie wird von den Stadtbuslinien 3, 5 und 7 angefahren, wodurch dort ca. alle 5–10 Minuten ein Bus aus verschiedenen Stadtteilen hält.[36]
Weblinks
- Trägerverein Flensburger Stadion e. V.
- Flensburger Stadion. In: FuPa.net/Schleswig-Holstein. Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, abgerufen am 26. Juni 2016.
Einzelnachweise
- Peter Feuerschütz: Sportvereine: Fußballstadt Flensburg? In: Horst Dieter Adler (Hrsg.): Flensburg Journal. Nr. 158. Verlagskontor Horst Dieter Adler, Flensburg 29. Oktober 2015, S. 44–48 (Online-Version [abgerufen am 30. März 2016]).
- Im Hamburger Bus ist jeder Platz besetzt. In: shz.de. 7. August 2010, abgerufen am 30. April 2015.
- Stadtplan von Flensburg vom Graphischen Institut Eckmann, 3. ergänzte Auflage, 2011.
- Flensburger Stadion. In: FuPa.net – Amateurfußball von sh:z das Medienhaus. sh:z Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag GmbH & Co.KG, abgerufen am 30. April 2015.
- Stadion in Flensburg: ETSV Weiche fühlt sich von der Stadt im Stich gelassen. In: Flensburger Tageblatt. 28. Juli 2014, abgerufen am 30. April 2015.
- Manfred-Werner-Stadion. In: FuPa.net – Amateurfußball von sh:z das Medienhaus. sh:z Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag GmbH & Co.KG, abgerufen am 30. April 2015.
- Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg!, Flensburg 2009, Artikel: Volkspark
- Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, S. 408.
- Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, S. 408 und 356 ff.
- Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, S. 356 ff.
- Hitler soll, gemäß zeitgenössischer Berichterstattung, in seiner Flensburger Rede ungefähr identische Ausführungen wie in Orten wie Kiel, Winsen und Hamburg gemacht haben. Vgl. Ferdinand Tönnies und Lars Clausen: Ferdinand Tönnies. Gesamtausgabe. 1932–1936, Kapitel: Erhebung?
- Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, S. 356 ff.
- Flensburg Journal: Als Adelsby noch ein Dorf war, vom: 23. Februar 2018; abgerufen am: 23. Februar 2018
- Vgl. Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein (Hrsg.): Der Untergang 1945 in Flensburg (Vortrag am 10. Januar 2012 von Gerhard Paul), S. 21.
- Fruerlund gehörte ebenfalls zum Sonderbereich; Vgl. Gerhard Paul u. Broder Schwensen (Hrsg.): Mai '45. Kriegsende in Flensburg, Flensburg 2015, S. 115
- Hans Hansen, Horst Höfer (Redaktion): 50 Jahre Sportverband Flensburg e. V. 1947–1997. Fünf Jahrzehnte Sport in Flensburg. Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft. Hrsg.: Sportverband Flensburg e. V. Horst Dieter Adler, Flensburg 1997, Bundesjugendtreffen 1970 in Flensburg, S. 45–46.
- Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg!, Flensburg 2009, Artikel: Stadion.
- 75 Jahre ETSV Weiche (Festschrift). (PDF) ETSV Weiche, S. 55, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 5. Mai 2015.
- Liveticker ab 13 Uhr: sh:z-Fußballsommer: TSB Flensburg empfängt Werder Bremen. In: shz.de. 25. Mai 2015, abgerufen am 28. Mai 2015.
- Gunnar Dommasch: Prozess in Flensburg: Wende in der West-Ham-Affäre. In: Flensburger Tageblatt. 11. Februar 2015, abgerufen am 30. April 2015.
- sh:z-Fußballsommer: HSV trifft in Flensburg auf West Ham United. In: shz.de. 19. April 2013, abgerufen am 5. Mai 2015.
- Jürgen Muhl: Testspiel in Lübeck: Flensburger Polizei sagt Nein zu HSV – Lazio Rom. In: shz.de. 21. Juli 2014, abgerufen am 30. April 2015.
- Polizei Flensburg: Der große Wert des Dorf-Sheriffs im Viertel. In: Flensburger Tageblatt. 7. Juli 2014, abgerufen am 30. April 2015.
- Jürgen Muhl: Testspiel in Lübeck: Flensburger Polizei sagt Nein zu HSV – Lazio Rom. In: shz.de. 21. Juli 2014, abgerufen am 30. April 2015.
- Jürgen Muhl: Verlegung nach Lübeck: HSV-Lazio kein Risikospiel: Unmut über Absage in Flensburg. In: Flensburger Tageblatt. 1. August 2014, abgerufen am 30. April 2015.
- Freundschaftsspiel am Pfingstmontag: Werder siegt 3:0 in Flensburg. In: Weser Kurier. 25. Mai 2015, abgerufen am 28. Mai 2015.
- Bremen: Testspielsieg vor dem Mallorca-Kurztrip: Werder siegt locker in Flensburg. In: Kicker.de. Abgerufen am 28. Mai 2015.
- Spiel gegen Werder Bremen: Video: Vestergaard fühlte sich beim TSB Flensburg fast wie Zuhause. In: shz.de. 25. Mai 2015, abgerufen am 28. Mai 2015.
- sh:z-Fußballsommer: Werder Bremen kommt zum TSB-Jubiläum nach Flensburg. In: shz.de. 30. April 2015, abgerufen am 30. April 2015.
- Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg!, Flensburg 2009, Artikel: Stadion.
- Gunnar Dommasch: LK Weiche: Leichtathleten proben den Aufstand. In: Flensburger Tageblatt. 21. Mai 2015, abgerufen am 22. Mai 2015.
- Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg!, Flensburg 2009, Artikel: Stadion.
- Schulsport: Das war der Schulstaffeltag in Flensburg. In: Flensburger Tageblatt. 10. Juli 2014, abgerufen am 30. April 2015.
- Gunnar Dommasch: Schleswig-Holstein-Spiele: Heiß auf die Spiele und hoffen auf Zeus. In: Flensburger Tageblatt. 8. September 2012, abgerufen am 30. April 2015.
- Leif Klang und Mike Thomsen: Heiteres Völkerballen im Stadion. In: Flensburger Tageblatt. 10. September 2012, abgerufen am 30. April 2015.
- Bushaltestelle Stadion (Richtung: Hesttoft Nord) und Bushaltestelle Stadion (Richtung: Solitüde / Sünderup / Tremmerup) sowie Bushaltestelle Stadion (Richtung: Marienhölzung / Am Lachsbach); jeweils abgerufen am: 29. April 2015.