FSME-Virus
Das FSME-Virus (FSMEV, wissenschaftlich Tick-borne encephalitis virus, TBEV) ist eine Spezies behüllter einzelsträngiger RNA-Viren positiver Polarität und der Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME bzw. TBE). Es handelt sich um ein humanpathogenes Virus aus der Familie der Flaviviridae, Gattung Flavivirus.
FSME-Virus | ||||||||||||||||||
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![]() FSME-Viren | ||||||||||||||||||
Systematik | ||||||||||||||||||
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Taxonomische Merkmale | ||||||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||||||
Tick-borne encephalitis virus | ||||||||||||||||||
Kurzbezeichnung | ||||||||||||||||||
TBEV | ||||||||||||||||||
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Subtypen
Es werden drei Subtypen unterschieden[3].
- Far Eastern Subtype: Far-Eastern tick-borne encephalitis virus (Far-Eastern TBEV), ehemals Russian-Spring-Summer-Enzephalitis-Virus (RSSEV) – Vorkommen hauptsächlich in Russland, östlich des Urals und in Teilen von China, Japan und Korea. Überträger dieses Subtyps ist Ixodes persulcatus (Taigazecke), die Letalität dieses Subtyps liegt bei bis zu 20 %.
- Western European Subtype: Western tick-borne encephalitis virus (WTBEV), ehemals Central-European-Encephalitis-Virus (CEEV) – Vorkommen in Zentral-, Ost- und Nord-Europa. Überträger ist Ixodes ricinus (Gemeiner Holzbock), Letalität beträgt bis zu 2 %.[4]
- Siberian Subtype: Siberian tick-borne encephalitis virus (STBEV), ehemals West-Siberian-Virus – Vorkommen in (West-)Sibirien. Überträger ist Ixodes persulcatus
Die Typuslinie ist der Sofjin strain.[5]
Merkmale
Das Viruskapsid besteht aus drei Strukturproteinen:
- Envelope-Protein E
- Core-Protein C
- Membrane-Protein
Das Glykoprotein E spielt eine zentrale Rolle in der Biologie der Infektion und ist für die Bindung und das Eindringen in die Zielzelle verantwortlich. Es gehört zu den am besten charakterisierten viralen Proteinen überhaupt.
Überträger
Zecken (Ixodida sp.) sind die Hauptvektoren und das Hauptreservoir der FSME. Die Ansteckung erfolgt über Zeckenstiche oder über Rohmilch infizierter Tiere. Die Krankheit selbst wurde erstmals 1931 bei Forstarbeitern aus Neunkirchen beschrieben, der Erreger 1949 isoliert.
Das endemische Auftreten von FSME ist immer mit großen Flüssen assoziiert. Die Gründe dafür sind bis dato unklar.
Systematik
Die Spezies TBEV gehört innerhalb der Gattung Flavivirus zum so genannten Tick-Borne-Enzephalitis-Komplex (TBE)[6], zu dem die neben diesen Erregern der Frühsommer-Meningoenzephalitis auch das Louping-Ill-Virus (Erreger von Louping III, LI), das Kyasanur-Forest-Disease-Virus (Erreger des Kyasanur-Wald-Fiebers, KFD) mit dem Subtyp Al-Khurma-Virus, das Powassan-Virus (Erreger der Powassan-Virus-Enzephalitis, PE), das Omsk-hämorrhagisches-Fieber-Virus (Erreger des Omsker Fiebers), das Langat-Virus, sowie die Erreger der Negeshivirus-Enzephalitis zählen. Die einzelnen Arten sind jeweils auf bestimmte Regionen begrenzt.
Meldepflicht
In Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis des FSME-Virus namentlich meldepflichtig nach § 7 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG), soweit der Nachweis auf eine akute Infektion hinweist. Die Meldepflicht betrifft in erster Linie die Leitungen von Laboren (§ 8 IfSG).
In der Schweiz ist der positive und negative laboranalytische Befund zu einem Zeckenenzephalitisvirus für Laboratorien meldepflichtig und zwar nach dem Epidemiengesetz (EpG) in Verbindung mit der Epidemienverordnung und Anhang 3 der Verordnung des EDI über die Meldung von Beobachtungen übertragbarer Krankheiten des Menschen.
Literatur
- Lars Lindquist, Olli Vapalahti: Tick-borne encephalitis. In: The Lancet. Band 371, Nr. 9627, 31. Mai 2008, ISSN 0140-6736, S. 1861–1871. doi:10.1016/S0140-6736(08)60800-4. PMID 18514730.
- Oliver Donoso-Mantke, Luidmila S. Karan, Daniel Růžek: Tick-Borne Encephalitis Virus: A General Overview. (Volltext als PDF-Datei Auf: edoc.rki.de; zuletzt abgerufen am 26. November 2016).
Weblinks
- FLI zum Stichwort 'FSME'. Abgerufen am 8. September 2013.
Einzelnachweise
- ICTV Master Species List 2018b.v2. - MSL #34, März 2019.
- ICTV: ICTV Taxonomy history: Yellow fever virus. - EC 51, Berlin, Germany, July 2019; Email ratification March 2020 (MSL #35)
- F. X. Heinz: Tick-borne encephalitis virus: advances in molecular biology and vaccination strategy in the next century. In: International Journal of Medical Microbiology. Band 289, Nr. 5–7, 1999, ISSN 0934-8840, S. 506–510. PMID 10652717.
- Jesse L. Goodman, David T. Dennis, Daniel E. Sonenshine, et al.: Tick-Borne Encephalitis. In: Tick-Borne Diseases of Humans. ASM Press, Washington, DC 2005, ISBN 978-1-55581-238-6, S. 151.
- S, Y. Kovalev, T. A. Mukhacheva, V. S. Kokorev, I. V. Belyaeva: Tick-borne encephalitis virus: reference strain Sofjin and problem of its authenticity. In: Virus Genes. Band 44, Nr. 2, April 2012, S. 217–24. doi:10.1007/s11262-011-0690-9. PMID 22095094.
- NCBI: tick-borne encephalitis virus group. Auf: ncbi.nlm.nih.gov; zuletzt abgerufen am 12. Oktober 2020.