F122
F 122 ist die marineinterne Bezeichnung für die Fregatten der Bremen-Klasse der Deutschen Marine. Typschiff ist die Fregatte Bremen, die am 9. Juli 1979 bei der Bremer Vulkan AG symbolisch auf Kiel gelegt und am 7. Mai 1982 als erstes von acht Schiffen in Dienst gestellt wurde. Der Schiffsentwurf leitet sich von der niederländischen Kortenaer-Klasse ab. Das letzte Schiff der Bremen-Klasse ist in Wilhelmshaven stationiert und gehört dem 4. Fregattengeschwader an.
Die Niedersachsen im Schiffsverband | ||||||||||||||||
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Aufgaben
Die Fregatten der Bremen-Klasse wurden als Mehrzweckkampfschiffe mit der Hauptaufgabe U-Boot-Bekämpfung beschafft. Sie sind auch zur Bekämpfung anderer Schiffe und zur Abwehr von Flugzeugen und Flugkörpern befähigt. In ihrer im Ost-West-Konflikt vorgesehenen Hauptrolle sollten die Schiffe Verstärkungstransporte nach Europa geleiten und gegnerische U-Boote bekämpfen. Diesem Zweck dienten auch die zwei Bordhubschrauber, mit denen die Fregatten als erster Schiffstyp der Bundesmarine ausgerüstet wurden.
Nach Ende des Ost-West-Konflikts kamen auf die Deutsche Marine neue Aufgaben zu, bei denen die Fregatten der Bremen-Klasse eingesetzt wurden. Sie waren an den meisten Auslandseinsätzen beteiligt und werden deshalb auch als „Arbeitspferde der Marine“ angesehen. Die Schiffe nahmen und nehmen an den Operationen der NATO, der EU, der Vereinten Nationen und in anderen Koalitionen teil, darunter die Operation Enduring Freedom, die VN-Mission UNIFIL und die EU-Operation Atalanta zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias. Dabei beteiligen sie sich an der Seeraumüberwachung, der Abwehr von Piraten und der Durchsuchung verdächtiger Schiffe. Für diese Aufgaben sind sie mit ihrer mehrfach angepassten und erweiterten Ausrüstung gut geeignet.
Vier der acht Fregatten waren zur Führung von Marineverbänden vorgesehen und haben eine verbesserte Führungsmittelausrüstung. Seit Indienststellung der Fregatten der Brandenburg-Klasse werden jedoch vornehmlich diese als Führungsschiffe verwendet, da sie über bessere Räumlichkeiten zur Unterbringung eines Stabs verfügen.
Technik und Ausrüstung
Die Fregatten der Klasse F122 waren die ersten deutschen Kriegsschiffe mit CODOG-Antrieb, im Gegensatz zum bis dahin auf Zerstörern verwendeten Dampfturbinen- oder CODAG-Antrieb auf der Fregatte der Klasse 120.
Für den Antrieb wurden zwei General-Electric-Gasturbinen des Typs LM 2500 mit jeweils 19 MW Leistung und zwei MTU-Dieselmotoren des Typs 20V 956 TB 92 mit jeweils 3.820 kW Leistung verbaut. Die Antriebsanlage wirkt über Umlaufrädergetriebe auf zwei Verstellpropeller. Für die Stromerzeugung stehen vier MWM-Dieselmotoren des Typs TBD 602 V 16K mit jeweils 810 kW Leistung zur Verfügung, die jeweils einen AvK-Drehstromgenerator antreiben.[2]
Die ursprüngliche Ausrüstung mit Sensoren und Bewaffnung ist in ihrer Anordnung im Wesentlichen erhalten geblieben, jedoch wurden fast alle Einzelsysteme durch neuere Versionen oder andere Geräte ersetzt. Zur damaligen wie heutigen Hauptbewaffnung der F122 gehören das Schiffsgeschütz 76/62 Compact des Herstellers Oto Melara, zwei Doppelstarter mit acht Seezielflugkörpern Harpoon, ein Achtfach-Starter für „RIM-7 Sea Sparrow“-Luftabwehrraketen sowie zwei Zwillings-Torpedorohre 324 mm. Mitte der 1990er Jahre wurden die Schiffe einer Kampfwertsteigerung unterzogen, bei der unter anderem das ehemalige DA-08-Suchradar von Thales Niederlande (ehemals Signaal) durch ein neues Radar vom Typ TRS-3D/32 zur dreidimensionalen Luftraumüberwachung ersetzt sowie ein neuer Führungsrechner und eine verbesserte EloKa-Anlage eingerüstet wurden.
Außerdem wurden im Laufe der Zeit eine Anzahl zusätzlicher Geräte an Bord genommen. So wurden Anfang der 1990er Jahre leichte Rohrwaffen zur Bekämpfung kleiner Seeziele aufgestellt, zuerst die 20-mm-Maschinenkanonen Rh 202 auf Lafette S20, welche später (ab ca. 2008) durch das 27-mm-Geschütz MLG 27 ersetzt wurden, und Mitte der 1990er Jahre erhielten alle Schiffe das – allerdings schon als Erstausrüstung vorgesehene – Nahbereichsverteidigungssystem RIM-116 RAM zur Selbstverteidigung gegen anfliegende Flugkörper. Mit der Anlage MSP 500 (Multi-Sensor-Plattform) erhielten die Schiffe außerdem einen elektrooptischen Sensor, der auch zur Feuerleitung genutzt werden kann. Als weitere Verbesserung wird zurzeit das Datenaustauschsystem „DV-Anlage Link 16“ installiert, das vor allem dem Austausch von Luftlagedaten dient.
Das auf der Klasse 122 verwendete elektronische Führungssystem ist das von der Zerstörer-Klasse 103 geerbte und weiterentwickelte SATIR. Die zwischenzeitlich für die Klassen 122 und 123 geplante Modernisierung „Fähigkeitsanpassung“ wird aus Kostengründen nur für letztere realisiert.
Bordorganisation
Die Fregatten der Klasse 122 haben eine Bordorganisation in Hauptabschnitten (HA):
- HA 100: Navigation;
deckt die zur seemännischen Führung des Schiffes inklusive des Deckdienstes nötigen Aufgaben ab
- HA 200: Schiffstechnik;
unterteilt in Antrieb, E-Technik und Schiffsbetriebstechnik; deckt die zur Aufrechterhaltung des technischen Betriebs (Vortrieb, Elektrizitäts-, Wasser-, Wärme-, Kälteversorgung, Abwasseraufbereitung) und der technischen Sicherheit nötigen Aufgaben ab
- HA 300: Führungsmittel und Waffentechnik;
deckt die zur Wartung und Herstellung der Gefechtsbereitschaft der Waffen- und Elektroniksysteme nötigen Aufgaben ab
- HA 400: Zentrale Dienste;
Administration, Versorgung, Verpflegung und Sanität; deckt die zur ordnungsgemäßen Abwicklung der administrativen Aufgaben (Besoldung, Personalangelegenheiten, u. ä.), der Materialwirtschaft, der Verpflegung und der medizinischen Versorgung nötigen Aufgaben ab
- HA 500: Bordhubschrauber;
deckt alle zum Hubschrauber-Flugbetrieb nötigen Aufgaben ab (wird nicht bei allen Seefahrten mit eingeschifft)
- HA 600: Gefecht;
deckt alle zum Einsatz des Kriegsschiffes nötigen Aufgaben, wie Kommunikation, Lagebilderstellung, Waffennutzung, Einsatz von Sondereinsatzkräften, ab
- Vorgesetztenstruktur: Kommandant (+), Erster Offizier (IO), Hauptabschnittsleiter (HAL), Abschnittsleiter (AL), Abschnittsbootsleute (AB), Abschnittsunteroffiziere, Mannschaftsdienstgrade. Daneben Hauptabschnittsoffizier (HAO), Hauptabschnittsbootsmann (HAB) zur administrativen Unterstützung des HAL und Schiffswachtmeister (SWM) in der Funktion des Kompaniefeldwebels (KpFw).
Einheiten, Verbandszugehörigkeit und Standorte
Ursprünglich bildeten die ersten sechs zwischen 1982 und 1984 in Dienst gestellten Schiffe das 4. Fregattengeschwader. Mit dem Zulauf von Augsburg und Lübeck 1989 und 1990 wurde das Geschwader geteilt, und die Fregatten Köln, Karlsruhe, Augsburg und Lübeck bildeten das 2. Fregattengeschwader.[3] Im Januar 2006 wurden alle acht Schiffe wieder im 4. Fregattengeschwader zusammengefasst, das der am 1. Juli 2006 aus der Zerstörerflottille hervorgegangenen Einsatzflottille 2 in Wilhelmshaven untersteht.[4] Alle Schiffe sind seit ihrer Indienststellung in Wilhelmshaven stationiert. In Dienst befindliche Einheiten sind blau unterlegt.
Kennung | Name | Rufzeichen | Kiellegung | Bauwerft | Stapellauf | Indienststellung | Außerdienststellung | Verbleib |
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F207 | Bremen | DRAQ | 9. Juli 1979 | Bremer Vulkan | 27. Sep. 1979 | 7. Mai 1982 | 28. März 2014[5] | 2021 in Aliağa verschrottet |
F208 | Niedersachsen | DRAR | 9. Nov. 1979 | AG Weser | 9. Juni 1980 | 15. Okt. 1982 | 26. Juni 2015[6] | |
F209 | Rheinland-Pfalz | DRAS | 25. Sep. 1979 | Blohm + Voss | 3. Sep. 1980 | 9. Mai 1983 | 22. März 2013[7][8] | 2017 in Aliağa verschrottet |
F210 | Emden | DRAT | 23. Juni 1979 | Nordseewerke | 17. Dez. 1980 | 7. Okt. 1983 | 29. Nov. 2013[9] | |
F211 | Köln | DRAU | 16. Juni 1980 | Blohm + Voss | 29. Mai 1981 | 19. Okt. 1984 | 31. Juli 2012[10] | in den Niederlanden verschrottet |
F212 | Karlsruhe | DRAV | 10. März 1981 | Howaldtswerke | 8. Jan. 1982 | 19. Apr. 1984 | 16. Juni 2017 [11] | für Versenkung bei Waffentests vorgesehen |
F213 | Augsburg | DRAN | 4. Apr. 1987 | Bremer Vulkan | 17. Sep. 1987 | 3. Okt. 1989 | 18. Dez. 2019[11][12] | |
F214 | Lübeck | DRAO | 5. Juni 1987 | Nordseewerke | 15. Okt. 1987 | 19. März 1990 | geplant 2022[13] |
Weblinks
- Die Fregatten der Bremen-Klasse auf marine.de
Einzelnachweise
- Angaben zur Bewaffnung der F122. Website der Deutschen Marine
- Fregatte Klasse 122/01 „ex Bremen“ (Memento vom 12. März 2020 im Internet Archive), Vebeg (PDF, 886 kB).
- Wolfgang Harnack: Die Zerstörerflottille der Deutschen Marine von 1958 bis heute. Köhler, Hamburg 2001, ISBN 3-7822-0816-1, S. 27 f.
- Hans-Jochen Witthauer: Die Einsatzflottille 2. In: Marineforum 7/8-2006, S. 3 ff.
- Fregatte „Bremen“ außer Dienst gestellt. Presse- und Informationszentrum Marine, 28. März 2014, abgerufen am 28. März 2014.
- Nach 32 Dienstjahren heißt es Abschied nehmen. Presse- und Informationszentrum Marine, 26. Juni 2015, abgerufen am 28. Juni 2015.
- Kein Abschied für immer (Memento vom 5. September 2013 im Internet Archive) Presse- und Informationszentrum Marine, 22. März 2013.
- Rudi Meiszies: Abschied von ganz besonderem Patenkind. (Memento vom 11. März 2013 im Internet Archive) marine.de, 7. März 2013.
- Fregatte „Emden“ außer Dienst gestellt Wilhelmshavener Zeitung vom 30. November 2013, abgerufen am 2. Dezember 2013
- Fregatte Köln – Der Piratenjäger wird abgewrackt. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 24. Februar 2012, abgerufen am 9. Mai 2014.
- Peter Kieschnick: Sachstand zur Neuausrichtung der Marine. 15. Dezember 2015, abgerufen am 19. Dezember 2015.
- Bremen-Klasse F122. Abgerufen am 18. Dezember 2019.
- Fregatte ‚Lübeck‘ bleibt ein Jahr länger im Dienst als geplant – Augen geradeaus! Abgerufen am 9. September 2020.