Livländische Konföderation
Die Livländische Konföderation (auch lateinisch Terra Mariana, Marienland) war ein lose organisierter Staatenbund, der von 1228 bis in die 1560er Jahre auf dem heutigen Gebiet von Estland und Lettland bestand.
Geschichte
Die Livländische Konföderation setzte sich aus fünf kleineren Staaten zusammen:
- Das direkt vom Schwertbrüderorden (respektive ab 1237 dem Deutschen Orden) beherrschte Gebiet
- das Erzbistum Riga
- das Bistum Dorpat
- das Bistum Ösel-Wiek
- das Bistum Kurland
Diese Aufteilung war 1228 durch den päpstlichen Gesandten Wilhelm von Modena vorgenommen worden und stellte einen Kompromiss zwischen der Kirche und dem mächtigen Livländischen Orden dar, nachdem die deutschen Ritter die Gebiete der Esten und Liven und der baltischen Stämme der Lettgallen, Selonen, Semgallen und Kuren erobert hatten. Die theoretische Formel für die Aufteilung des Landes lag bei einem Drittel für den Orden und zwei Dritteln für die Kirche. Tatsächlich aber wurde der größte Teil Livlands vom Orden kontrolliert und Streitigkeiten zwischen diesem, den Bischöfen und den mächtigen Hansestädten gab es während der gesamten Dauer der Konföderation häufig. Um interne Auseinandersetzungen zu schlichten, wurde 1419 der Livländische Landtag ins Leben gerufen, Ort der Versammlung war Walk. Der Landtag setzte sich aus Mitgliedern des Livländischen Ordens, den Bischöfen, Vasallen und Vertretern der Städte zusammen.
Alle Teilstaaten der Livländischen Konföderation verloren während des Livländischen Kriegs (1558 bis 1583) ihre Unabhängigkeit. 1561 beschloss der Landtag, sich unter den Schutz Sigismunds II. August, des Königs von Polen und Großfürsten von Litauen, zu stellen. Nachdem der letzte Erzbischof von Riga, Wilhelm von Brandenburg, im Jahr 1561 abdanken musste, wurde Riga zur Freien Reichsstadt. Gotthard Ketteler, der letzte Landmeister in Livland schuf nach der Säkularisation des Deutschen Ordens in Livland in seiner Eigenschaft als Ordensgemeinschaft im selben Jahr mit dem Herzogtum Kurland und Semgallen ein weltliches und protestantisches Herrschaftsgebiet unter polnischer Lehnshoheit.
Literatur
- Thomas Lange: Zwischen Reformation und Untergang Alt-Livlands. Der Rigaer Erzbischof Wilhelm von Brandenburg im Beziehungsgeflecht der livländischen Konföderation und ihrer Nachbarländer. Kovač, Hamburg 2014, zwei Bände, ISBN 978-3-8300-7630-8.
- Wilhelm Lenz: „Untertanentreue“ gegenüber dem Heiligen Römischen Reich? Rigas Vorbehalte gegen einen Herrschaftswechsel bei der Auflösung der Livländischen Konföderation. In: Ilgvars Misans, Horst Wernicke (Hrsg.): Riga und der Ostseeraum. Von der Gründung 1201 bis in die Frühe Neuzeit. Herder-Institut, Marburg 2005, ISBN 3-87969-319-6, S. 249–260.