Eduard von Knorr
Ernst Hugo Eduard Wilhelm Heinrich Knorr, seit 1896 von Knorr, (* 8. März 1840 in Saarlouis; † 17. Februar 1920 in Berlin-Wilmersdorf[1]) war ein deutscher Admiral.
Leben
Am 24. Juni 1854 trat Eduard von Knorr, im Alter von 14 Jahren, in die Preußische Marine ein.[2] Zwei Jahre später nahm er auf der Rad-Korvette Danzig am Gefecht von Tres Forcas mit Rifkabylen vor der Küste Marokkos teil, wobei er durch einen Schuss verwundet wurde. Bereits 1859 wurde er zum Unterleutnant ernannt.
1859 bis 1862 nahm er auf dem Transportschiff Elbe an der ostasiatischen Expedition teil. Seiner Ernennung zum Leutnant 1862 folgte 1865 die Beförderung zum Kapitänleutnant. Ab Oktober 1869 kommandierte Knorr das Kanonenboot Meteor auf der westindischen Auslandsstation. Am 12. November 1870 leitete Knorr während des Deutsch-Französischen Kriegs als Kommandant der Meteor vor Havanna ein Gefecht gegen den französischen Aviso Bouvet. Dieses Gefecht vor Havanna endete unentschieden und war die Feuertaufe der Kaiserlichen Marine. Aufgrund dieses Gefechtes wurde Knorr 1871 zum Korvettenkapitän befördert und erhielt das Eiserne Kreuz II. Klasse.[2] Nunmehr in der Kaiserlichen Marine, übernahm er im darauffolgenden Jahr die Leitung des hydrographischen Bureaus der Admiralität.
Auf einer 1874 begonnenen Reise durch den Stillen Ozean schloss er für das Deutsche Reich einen Freundschafts- und Handelsvertrag mit Tonga ab. 1876 erfolgte die Ernennung zum Kapitän zur See. 1881 wurde er Chef des Stabes der Admiralität, 1883 Konteradmiral.
Als Chef des Westafrikanischen Geschwaders griff Knorr im Dezember 1884 in Kamerun in Machtauseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Douala-Clans ein, setzte damit die Anerkennung der deutschen Schutzherrschaft am Kamerunästuar durch und führte bis zum Eintreffen des ersten Gouverneurs vorübergehend die Verwaltungsgeschäfte für die deutsche Kolonie. Im Jahr darauf ging er als Chef des Ostafrikanischen Kreuzergeschwaders nach Sansibar und erzwang von dem dortigen Sultan am 20. Dezember 1885 die Anerkennung der deutschen Schutzherrschaft auf dem ostafrikanischen Festland.[3]
1886 griff Eduard von Knorr als Chef des Permanenten Kreuzergeschwaders in Samoa ein. 1889 wurde er zum Vizeadmiral und Chef der Marinestation der Ostsee, am 31. Mai 1893 zum Admiral und 1895 zum Kommandierenden Admiral der Kaiserlichen Marin ernannt.[4] In dieser Eigenschaft war er am 31. Mai 1895 zur Grundsteinlegung des Elbe-Trave-Kanals mit anderen in Lübeck. Nach den Schlägen mit dem silbernen Hammer durch den Staatsminister, Karl von Thielen, schlug in der Zeremonie der Kommandierende Admiral gefolgt von Oberpräsident Georg von Steinmann den Granitstein.[5]
Am 18. Januar 1896 erhob Kaiser Wilhelm II. Knorr in den erblichen preußischen Adelsstand.[6][7] Beim obligatorischen Herbstmanöver der kaiserlichen Kriegsflotte wurde Eduard von Knorr als Befehlshaber der teilnehmenden Flottenverbände bestimmt. Anfang des Jahres 1896 hatte er eine Unterredung mit dem Reichskanzler Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, in der es unter anderem um die Informiertheit des Admiralstabes im Kriegsfall ging.[8] Seine Auffassung, dass bereits zu Friedenszeiten Vorsorge getroffen werden müsse, indem ein geheimer Marinenachrichtendienst über die auf den deutschen Gesandtschaften eingesetzten Attachés zu organisieren ist, bekräftigte Knorr nochmals in einem persönlichen Schreiben im Mai des gleichen Jahres an den Reichskanzler. Drei Jahre später, am 7. März 1899, wurde er zur Disposition und gleichzeitig à la suite des Seeoffizierkorps gestellt. Er war Ritter des Schwarzen Adlerordens mit der Kette.
1904 begann Knorr mit dem Schreiben seiner Erinnerungen. Dabei nutzte er Materialien, die ihm der Geheime Admiralitätsrat Paul Koch zur Verfügung gestellt hatte, der im Reichsmarineamt beschäftigt war und regelmäßig Artikel zur deutschen Marinegeschichte in der halbamtlichen Marine-Rundschau veröffentlichte. Knorrs Erinnerungen, die den Zeitraum von ca. 1856 bis ca. 1895 umfassen, wurden jedoch bislang nicht publiziert. Sie befinden sich heute im Bundesarchiv-Militärarchiv in Freiburg im Breisgau als Nachlass (N) 578.
Knorr zog sich 1920 nach einer Jagd eine Lungenentzündung zu und starb kurz darauf. Sein Grab auf dem Friedhof Columbiadamm in der Berliner Hasenheide besteht fort.
Sein Sohn Wolfram von Knorr (1880–1940) kommandierte im Ersten Weltkrieg u. a. den Hilfskreuzer SMS Meteor. Sein einziger Enkel, Wolf von Knorr (1907–1928) kam bei einem Verkehrsunfall ums Leben.
Zeitgenössische Charakterisierung
Knorr galt als extrem konservativer und cholerischer Vorgesetzter. Sich selbst stilisierte er als der „einzige wirkliche Seemann, den die Marine noch besaß“. Nach Albert Hopman kursierten in der Kaiserlichen Marine hunderte von Anekdoten über den Admiral. Hopman hielt ihn allerdings für wenig geeignet, eine moderne und hochtechnisierte Flotte zu führen, wodurch er automatisch in Opposition zu Tirpitz geriet.
Ehrungen
- Vor der Marineakademie in Kiel wurde im Jahre 1905 eine Büste des Admirals[4] aufgestellt. In seiner Geburtsstadt Saarlouis wurde die Admiral-Knorr-Straße und in Wilhelmshaven sowie in Kiel die Knorrstraße nach ihm benannt. Außerdem wurden zwei Vorpostenboote der Kaiserlichen Marine nach ihm benannt: die Ende des 19. Jahrhunderts gebaute Admiral von Knorr und die Ende der 1910er-Jahre gebaute Admiral von Knorr.
Literatur
- G. Beckmann, K. U. Keubke (Hrsg.): Alltag in der Kaiserlichen Marine um 1890. ISBN 3-89488-051-1, S. 102–103.
- Cord Eberspächer, Gerhard Wiechmann: Admiral Eduard von Knorr (1840-1920). Eine Karriere in der neuen Elite der Seeoffiziere in Preußen-Deutschland. In: Karl Christian Führer, Karen Hagemann, Birthe Kundrus (Hrsg.): Eliten im Wandel. Gesellschaftliche Führungsschichten im 19. und 20. Jahrhundert. Für Klaus Saul zum 65. Geburtstag. Münster 2004, S. 239–258.
- Klaus Volker Giessler: Die Institution der Marineattachés im Kaiserreich, Harald Boldt Verlag, Boppard am Rhein, 1976.
- Erich Gröner u. a.: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945, Bd. 8/2: Vorpostenboote, Hilfsminensucher, Küstenschutzverbände (Teil 2), Kleinkampfverbände, Beiboote, Koblenz (Bernard & Graefe) 1993, S. 533. ISBN 3-7637-4807-5
- Heiko Herold: Reichsgewalt bedeutet Seegewalt. Die Kreuzergeschwader der Kaiserlichen Marine als Instrument der deutschen Kolonial- und Weltpolitik 1885 bis 1901. (Beiträge zur Militärgeschichte, Bd. 74, zugleich Phil. Diss. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf), München (Oldenbourg Verlag) 2012, ISBN 978-3-486-71297-1.
- o. V. (Albert Hopman): Admiral Knorr als Mensch und Vorgesetzter. in: Illustrierter Deutscher Flottenkalender für 1926. 24. Jahrgang, Minden in Westfalen 1926, S. 81f.
- P. K. (d. i. Paul Koch): Admiral von Knorr. In: Marine-Rundschau. 15. Jahrgang, 1904. S. 864f.
Weblinks
- Knorr Eduard von in der Datenbank Saarland Biografien
- Nachlass Bundesarchiv N 578
Einzelnachweise
- StA Wilmersdorf, Sterbeurkunde Nr. 259/1906
- Dienst-Jubiläen in der deutschen Marine. In: Die Yacht. Berlin 1904, Heft 1, S. 28.
- Georg Wislicenus, Willy Stöwer: Deutschlands Seemacht. Reprint-Verlag, Leipzig 2007, ISBN 3826223136, S. 84.
- Meyers Großes Konversations-Lexikon. Sechste Auflage, Elfter Band, S. 191f.
- Die Grundsteinlegung des Elbe-Trave-Kanals. In: Lübeckische Blätter. 37. Jg., Nummer 44, Ausgabe vom 2. Juni 1895, S. 297–301.
- Militär-Wochenblatt. Nr. 6 vom 22. Januar 1896, S. 173–174.
- A. Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873-1918. Görlitz 1939, S. 98.
- Klaus Volker Giessler: Die Institution der Marineattachés im Kaiserreich. Harald Boldt Verlag, Boppard am Rhein 1976, S. 133 ff.