Dziwnów
Dziwnów [ˈʥivnuf] (deutsch Dievenow) ist eine Stadt sowie ein Hafen- und Badeort an der Ostsee im Powiat Kamieński der Woiwodschaft Westpommern in Polen. Sie ist Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde mit 3939 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2020).
Dziwnów | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Westpommern | ||
Powiat: | Kamieński | ||
Gmina: | Dziwnów | ||
Fläche: | 4,90 km² | ||
Geographische Lage: | 54° 1′ N, 14° 45′ O | ||
Einwohner: | 2647 (31. Dezember 2020) | ||
Postleitzahl: | 72-420 | ||
Kfz-Kennzeichen: | ZKA | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Straße: | DW102 Międzyzdroje–Kołobrzeg | ||
Nächster int. Flughafen: | Stettin | ||
Geographie
Die in Hinterpommern liegende Ortschaft befindet sich auf einer durchschnittlich 400 m breiten, 6 km langen Landzunge des pommerschen Festlandes zwischen der Mündung der Dziwna (Dievenow) und der Ostsee. Die Landzunge erstreckt sich von Ost nach West der Insel Wolin (Wollin) entgegen und grenzt den Jezorio Wrzosowo (Fritzower See) von der Ostsee ab. Bei dem Ort mündet die Dziwna, der östlichste von drei Meeresarmen, die das Stettiner Haff mit der offenen Ostsee verbinden, in die Ostsee.
Geschichte
Die Ortschaft war seit 1827 als deutsches Seebad bekannt und umfasste bis 1935 folgende vier, zwei unterschiedlichen Landkreisen des Regierungsbezirks Stettin der preußischen Provinz Pommern zugeordnete eigenständigen Dörfer:
1. Ost Dievenow
2. Berg Dievenow
3. Klein Dievenow
4. West Dievenow
Diese Dörfer lagen mit Ausnahme von Klein Dievenow auf der 6 km langen Landzunge zwischen der Dievenow-Mündung und der Ostsee. Bis auf West Dievenow, das zum Landkreis Usedom-Wollin gehörte,[1] lagen die Dörfer im Landkreis Cammin i. Pom. West Dievenow liegt am östlichen Ende der Insel Wollin und am Dievenow-Strom, der zwischen West Dievenow und Ost Dievenow verläuft. Zwischen Ost und West Dievenow verkehrte noch 1920 eine Fähre.[2] West Dievenow, das auch als Groß Dievenow bezeichnet wurde, gilt als das älteste Dievenow, schon seiner Lage an der Dievenow-Mündung wegen. Bevor hier der Tourismus aufblühte, lebten die Bewohner der vier Ortschaften hauptsächlich vom Fischfang. Die Gewässer um die Mündung der Dievenow zählten bis ins 19. Jahrhundert zu den Hauptfangplätzen für die Meerforelle, den sogenannten ‚Ostseelachs‘.[3]
Nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs und nachdem die Pommerschen Herzöge 1637 nebst ihrer Dynastie ausgestorben waren, kam West Dievenow im Westfälischen Frieden an Schweden, während die anderen drei Dörfer bei Brandenburg-Preußen blieben. Im Frieden von Stockholm 1720 erhielt Preußen auch West Dievenow.[4] Im 19. Jahrhundert war das Fischerdorf West Dievenom eine Eigentumsortschaft der Stadt Cammin in Pommern.[5] 1935 wurden die Orte Berg Dievenow und Ost Dievenow, vor denen sich eine lange Strandpromenade entlangzieht, zu Dievenow zusammengeschlossen.[6]
Am weitesten auf der Landzunge vorgeschoben war das See- und Solbad Ost-Dievenow, der seinerzeit bedeutendste Ortsteil des Seebads. Berg Dievenow war seit 1895 auch Solbad. Die Badestrände von Berg Dievenow und Ost Dievenow standen in dem Ruf, mückenfrei zu sein.[2] Das Fischerdorf Klein Dievenow war ursprünglich ein Vorwerk des Dorfes Fritzow[7] in der nördlichen Ecke des Camminer Boddens (Fritzower See).
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs war die Rote Armee am 4. und 5. März 1945, aus südöstlicher Richtung kommend, rasch auf das Stettiner Haff, die Dievenow und die Oder vorgerückt, dort jedoch neun Wochen lang zum Stehen gekommen. Auf der Halbinsel Dievenow wurde noch bis Anfang Mai weitergekämpft.[8] Während dieser Zeit lag die Region von der Insel Wollin sowie von der Ostsee aus unter beständigem deutschen Artilleriebeschuss. Dievenow und weitere Ortschaften wurden stark zerstört.[9]
Nach Kriegsende wurde die Ortschaft Dievenow zusammen mit Stettin und ganz Hinterpommern von der Siegermacht Sowjetunion gemäß dem Potsdamer Abkommen dem kommunistischen Regime der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Anschließend setzte allmählich die Zuwanderung polnischer Migranten ein, die zunächst meist aus Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen, die an die Sowjetunion gefallen waren. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben. Das deutsche Seebad Dievenow erhielt den polnischen Namen Dziwnów.
Am 1. Januar 2004 erhielt Dziwnów das Stadtrecht.[10]
Demographie
- Entwicklung der Einwohner- und Gästezahlen bis 1945
- Ost-Dievenow
- 1895: 109 Einwohner im Gutsbezirk Ost-Dievenow (um 1900 nach Cammin in Pommern eingemeindet)[11]
- 1910: 2700 Badegäste[12]
- 1923: 1830 Badegäste[2]
- Berg Dievenow
- Klein Dievenow
West Dievenow, ein Fischerdorf, hatte weniger Fremdenverkehr als die drei anderen Dörfer.
Jahr | Anzahl Einwohner | Anmerkungen |
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1933 | 840 | [13] |
1939 | 1588 | [13] |
Jahr | Anzahl Einwohner | Anmerkungen |
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1818 | 136 | [14] |
1859 | 404 | in 29 Fischerwohnungen[5] |
1867 | 189 | am 3. Dezember[15] |
1871 | 115 | am 1. Dezember, sämtlich Evangelische[15] |
1925 | 161 | [1] |
1933 | 175 | [1] |
1939 | 1384 | [1] |
Städtepartnerschaften
- Sosnowiec (Sosnowitz, Polen, Schlesien)
- Werneuchen (Deutschland, Brandenburg)
Gliederung
Zur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Dziwnów mit einer Fläche von 37,9 km² gehören die Stadt selbst und drei Orte mit insgesamt sechs Schulzenämtern.
Sehenswürdigkeiten
- Seehafen
- Klappbrücke über die Dievenow
- Kormorankolonie gegenüber dem Ortsteil Berg-Dievenow
- Sandstrände an der Ostsee mit Bars
- Einige erhaltene Bädervillen an der Promenade und im Kern der Seebad-Ortsteile
- Am Strand von Międzywodzie (Heidebrink)
- Hafen mit nostalgischen Ausflugsschiffen
- Teilsanierte Bädervilla (Straße Mickiewicza 30)
- Ferienhaus in Dziwnów
- Ferienhäuser im Ortsteil Łukęcin (Lüchenthin)
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Jürgen Lüthje (* 1941), Jurist
Personen, die in der Stadt gewirkt haben
- Rudolf Hartmann (1856–?), Politiker (DNVP), praktizierte als Badearzt in Berg Dievenow.
Literatur
- Der Kreis Cammin – Ein pommersches Heimatbuch (zusammengestellt und erarbeitet von Hasso von Flemming-Benz). Holzner, Würzburg 1970.
- Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 1. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise, Stettin 1784, S. 11, Ziffern (2) und (3) (Online).
- Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 1, Anklam 1865, S. 626–627 (Online)
- C. L. W. Loewe: Die Seebade-Anstalten zu Dievenow bei Cammin, Behrendt & Comp., Cammin 1848 (Online).
Weblinks
- Webauftritt der Stadt (mehrsprachig)
Fußnoten
- Michael Rademacher: Usedom. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Meyers Reisebücher: Deutsche Ostseeküste. Teil II: Rügen und die pommersche Küste mit ihrem Hinterland. 2. Aufl., Leipzig 1924, S. 158–261.
- Ludewig Wittmack: Beiträge zur Fischerei-Statistik des Deutschen Reichs sowie eines Theiles von Österreich-Ungarn und der Schweiz, Berlin 1875, S. 97.
- C. L. W. Loewe: Die Seebade-Anstalten zu Dievenow bei Cammin, Behrendt & Comp., Cammin 1848, S. 10.
- Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 1, Anklam 1865, S. 626–627 (Online)
- Michael Rademacher: Landkreis Cammin. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern (Ludwig Wilhelm Brüggemann, Hrsg.). II. Teil, 1. Band, Stettin 1784, S. 35–36, Nr. 13.
- Flemming-Benz (1970), S. 532.
- Flemming-Benz (1070), S. 533.
- Verfügung des Ministerrates vom 22. Juli 2003 Dz.U. 2003 nr 134 poz. 1248. Online
- gemeindeverzeichnis.de
- Meyers Reisebücher: Ostseebäder und Städte der Ostseeküste. 4. Aufl., Bibliographisches Institut, Leipzig und Wien 1910, S. 130–134.
- Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Cammin i. Pom. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 ..
- Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 1: A–F, Halle 1821, S. 270, Ziffer 1076.
- Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Band 3: Die Provinz Pommern, Berlin 1874, S. 14-15, Ziffer 23.