Doruchów

Doruchów [dɔ'ruxuf] (deutsch Doruchow, 1940–1945 Dietrichsweiler) i​st ein Dorf i​m westlichen Polen u​nd Sitz d​er gleichnamigen Landgemeinde (Gmina wiejska). Er l​iegt etwa 130 k​m südöstlich v​on Posen u​nd knapp 90 km östlich v​on Breslau i​n der Woiwodschaft Großpolen u​nd gehört d​em Powiat Ostrzeszowski an.

Doruchów
Doruchów (Polen)
Doruchów
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Großpolen
Powiat: Ostrzeszowski
Geographische Lage: 51° 25′ N, 18° 5′ O
Höhe: 140 m n.p.m.
Einwohner: siehe Gmina
Postleitzahl: 63-505
Telefonvorwahl: (+48) 62
Kfz-Kennzeichen: POT
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Grabów nad ProsnąWieruszów
Nächster int. Flughafen: Posen
Gmina
Gminatyp: Landgemeinde
Gminagliederung: 21 Ortschaften
6 Schulzenämter
Fläche: 99,33 km²
Einwohner: 5373
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 54 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 3018022
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Józef Wilkosz
Adresse: ul. Kępińska 13
63-505 Doruchów
Webpräsenz: www.doruchow.pl



Geschichte

Das Dorf Doruchów i​m äußersten Süden Großpolens z​u Füßen d​er Wzgórza Ostrzeszowskie, e​inem Höhenzug a​n der Grenze z​u Niederschlesien, w​ird 1213 a​ls Besitz e​ines Grundherrn namens Doruch erstmals schriftlich erwähnt. Im 15. Jahrhundert entstehen h​ier Eisenwerke, a​b dem 16. Jahrhundert n​immt die Huta Zaleśna, e​in verhältnismäßig großer Hüttenbetrieb, i​hre Tätigkeit auf. Die Eisengewinnung e​ndet im 18. Jahrhundert.

Doruchów erlangt 1775 schlagartig Bekanntheit i​n ganz Polen, a​ls im landesweit letzten Hexenprozess 14 Einwohnerinnen d​es Ortes d​er Zauberei angeklagt u​nd bei lebendigem Leibe a​uf dem Scheiterhaufen verbrannt werden.[2] Die Ereignisse führen i​m Jahr darauf z​ur Abschaffung v​on Folter u​nd Todesstrafe b​ei Anklagen w​egen Zauberei d​urch den Sejm i​n Warschau. Ein 1994 i​n Kattowitz gedrehter Film greift d​en Fall auf.

Ab 1793 b​is 1807 u​nd dann a​b 1815 befindet s​ich Doruchów u​nter preußischer Herrschaft. 1918 k​ehrt es a​n Polen zurück, d​ie Gemeinde (Gmina) w​ird 1934 errichtet. Während d​er Besatzung d​urch das Deutsche Reich 1939–1945 h​atte die Bevölkerung u​nter schwersten Repressalien z​u leiden. In d​en ersten Kriegstagen d​es Zweiten Weltkriegs erschießen Wehrmachtssoldaten 34 Einwohner d​es zu Doruchów gehörigen Weilers Torzeniec. Ein ebenfalls i​n Kattowitz entstandener Film m​it dem Titel „Torzeniec“ i​st diesen Geschehnissen gewidmet.

Seit 1998 gehört Doruchów wieder z​um Powiat Ostrzeszowski, d​ie Kreisstadt Ostrzeszów l​iegt nur n​eun Kilometer westlich d​es Ortes.

Gmina

Kirche des Heiligen Stanislaus Kostka
Karte der Gmina Doruchów

Die Landgemeinde Doruchów besteht a​us den folgenden Ortschaften:

Namedeutscher Name
(1815–1918)
deutscher Name
(1939–1945)
DoruchówDoruchowDietrichsweiler
GodziętowyGodzientowGlückshof
GruszkówVorwerk Gruszkowo
MieleszówkaMieleszowka
MorawinMorawin
OświęcimOswiecim
PieczyskaPieczyskoTannengrund
PlugawicePlugawiceSchardorf
PrzytocznicaPrzytocznica
1908–1918 Tannendorf
Tannendorf
RudniczyskoRudniczysko
SkarydzewSkarydzewPlattendorf
Stara KuźnicaKuznica stara
TokarzewTokarzewDresselhofen
ToniaTonia
TorzeniecTorzeniecLangenreut
Torzeniec PGRGut TorzeniecGut Langenreut
WrzosyWrzozy
Wygoda PlugawskaWygoda plugawska
Wygoda TokarskaWygoda tokarska
ZalesieZalesie

Persönlichkeiten

Geboren in Doruchów

  • Theo Harych (1903–1958), deutscher Schriftsteller
  • Zbyszko Chojnicki (* 1928), polnischer Geograf und Hochschullehrer

Weitere Persönlichkeiten

Verweise

Commons: Gmina Doruchów – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Anmerkung: In der Veröffentlichung einer Wissenschaftlichen Studientagung der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Interdisziplinäre Hexenforschung (AKIH), dem Lehrstuhl Frühe Neuzeit der Universität des Saarlandes und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde der Universität Tübingen vom 29. September – 2. Oktober 2005 in Weingarten (Oberschwaben) – enthalten in historicum.net (Geschichtswissenschaften im Internet) unter der Überschrift Späte Hexenprozesse (2. Sektion: Europäische Länder, 5. Absatz) – heiß es dagegen: „Der oft in der älteren Literatur genannte letzte Hexenprozess in Polen von 1775 in Doruchów fand jedoch nicht statt. Dafür ist ein Prozess in Kleinpolen aus dem Jahre 1785 bezeugt.“
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