Digitoxin
Digitoxin ist ein Steroid-Glycosid aus der Gruppe der Herzglycoside und findet sich in den Blättern des Fingerhuts Digitalis purpurea.
Strukturformel | ||||||||||||||||||||||
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Allgemeines | ||||||||||||||||||||||
Freiname | Digitoxin | |||||||||||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C41H64O13 | |||||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
kleine rechteckige, bitter schmeckende Plättchen[1] | |||||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||||||||||||||
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Arzneistoffangaben | ||||||||||||||||||||||
ATC-Code | ||||||||||||||||||||||
Wirkstoffklasse | ||||||||||||||||||||||
Eigenschaften | ||||||||||||||||||||||
Molare Masse | 764,95 g·mol−1 | |||||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | |||||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | ||||||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||||||||||||||||
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Toxikologische Daten | ||||||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Digitoxin besteht aus dem Aglycon Digitoxigenin, welches mit drei Zuckerresten (Digitoxose) verknüpft ist. In seiner Wirkung gleicht es Digoxin aus dem Fingerhut Digitalis lanata, hat jedoch aufgrund einer fehlenden OH-Gruppe eine längere Halbwertszeit von 6–8 Tagen und wird vorwiegend über die Leber ausgeschieden.
Geschichte
Die erste Verwendung von Fingerhüten wurde 1775 beschrieben.[5] Die erste Isolierung erfolgte 1875 durch Oswald Schmiedeberg. Weitere Untersuchungen folgten durch Claude-Adolphe Nativelle. Die Struktur wurde teilweise 1925 durch Adolf Otto Reinhold Windaus und 1962 vollständig aufgeklärt.[6][7]
Gewinnung
Digitoxin wird aus den Blättern des Roten Fingerhutes (Digitalis purpurea) gewonnen. Aus zehn Kilogramm Fingerhutblättern lassen sich sechs Gramm Digitoxin isolieren.[1]
Wirkung
Digitoxin besitzt einen positiv inotropen und negativ dromotropen Effekt auf die Herzmuskulatur.[8] Digitoxin führt durch Hemmung der Natrium/Kalium-ATPase in den Herzmuskelzellen zu einem Anstieg der zytosolischen Calcium-Konzentration, da der intrazelluläre Natriumgehalt steigt und als Folge die Wirkung des Natrium/Calcium-Antiporters verringert wird.[9] Dadurch steigt die Kontraktilität des Herzens. Die Verlangsamung der Erregungsleitung im Herzen (Dromotropie) beruht auf der Aktivierung von Vaguskernen, also einer Aktivierung des Parasympathikus. Die Verwendung von Digitoxin kann zu Anorexie, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verwirrtheitszuständen, visuellen Störungen und Herzarrhythmien führen. Vergiftungen mit Digitoxin können – wie auch bei Digoxin – mit dem anti-Digoxin-Fab-Fragment behandelt werden.[10][11]
Indikation
Digitoxin wird bei Herzinsuffizienz eingesetzt, insbesondere bei gleichzeitiger Niereninsuffizienz.[12]
Verwendung
Digitoxin wird im Vergleich zu Digoxin nicht so häufig gegen Herzerkrankungen eingesetzt. Digitoxin und verwandte Cardenolide werden zur Behandlung von Tumoren untersucht.[13] Digitoxin besitzt einen geringen therapeutischen Index.[14] Weiterhin werden Derivate von Digitoxin untersucht.[15]
Literarische Rezeption
Digitoxin wird im Roman Appointment with Death von Agatha Christie als Mordwaffe eingesetzt. Weiterhin kommt Digitoxin in Die For Love von Elizabeth Peters vor, sowie in der TV-Serie CSI: Vegas, Staffel 9, Folge 19: „The Descent of Man“, in der TV-Serie Columbo, Staffel 9, Folge 5: „Uneasy Lies the Crown“ (1990), in der TV-Serie McMillan and Wife, Staffel 6, Folge 5: „Affair of the Heart“ (1977), in Murder 101: „College can be a Murder“ und mehrfach in der TV-Serie Mord ist ihr Hobby. Im Lied „The Rake's Song“ von The Decemberists ermordet der Erzähler seine Tochter durch Fütterung von Fingerhut.
Handelsnamen
Digimed (D), Digimerck (D, A)
Einzelnachweise
- Eintrag zu Digitoxin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 22. Dezember 2014.
- Eintrag zu Digitoxin im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
- Eintrag zu Digitoxin in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 8. Januar 2020. (JavaScript erforderlich)
- Eintrag zu Digitoxin in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM)
- Withering, William: An Account of the Foxglove and Some of its Medical Uses: With Practical Remarks on Dropsy and other Diseases 1785.
- W. C. Diefenbach, J. K. Meneely Jr: Digitoxin; a critical review. In: The Yale Journal of Biology and Medicine. 21, Nr. 5, 1949, S. 421–431. PMID 18127991. PMC 2598854 (freier Volltext).
- Sneader, Walter: Drug discovery: A history 2005, ISBN 978-0-471-89980-8, S. 107.
- G. G. Belz, K. Breithaupt-Grögler, U. Osowski: Treatment of congestive heart failure–current status of use of digitoxin. In: European journal of clinical investigation. Band 31 Suppl 2, 2001, S. 10–17, PMID 11525233.
- H. Fuerstenwerth: On the differences between ouabain and digitalis glycosides. In: American journal of therapeutics. Band 21, Nummer 1, 2014 Jan-Feb, S. 35–42, doi:10.1097/MJT.0b013e318217a609, PMID 21642827.
- Kurowski, V.; Iven, H.; Djonlagic, H.: Treatment of a patient with severe digitoxin intoxication by Fab fragments of anti-digitalis antibodies. In: Intensive Care Medicine. 18, Nr. 7, 1992, S. 439–442. doi:10.1007/BF01694351. PMID 1469187.
- D. M. Roberts, N. A. Buckley: Antidotes for acute cardenolide (cardiac glycoside) poisoning. In: The Cochrane database of systematic reviews. Nummer 4, 2006, S. CD005490, doi:10.1002/14651858.CD005490.pub2, PMID 17054261.
- Erland Erdmann: Therapie mit Herzglykosiden. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-69046-4, S. 43.
- L. Menger, E. Vacchelli, O. Kepp, A. Eggermont, E. Tartour, L. Zitvogel, G. Kroemer, L. Galluzzi: Trial watch: Cardiac glycosides and cancer therapy. In: Oncoimmunology. 2, Nr. 2, 1. Februar 2013, S. e23082. doi:10.4161/onci.23082. PMID 23525565.
- HA Elbaz, TA Stueckle, W Tse, Y Rojanasakul, CZ Dinu: Digitoxin and its analogs as novel cancer therapeutics. In: Experimental Hematology & Oncology. 1, Nr. 1, 5. April 2012, S. 4. doi:10.1186/2162-3619-1-4. PMID 23210930.
- JM Langenhan, NR Peters, IA Guzei, FM Hoffmann, JS Thorson: Enhancing the anticancer properties of cardiac glycosides by neoglycorandomization. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 102, Nr. 35, 30. August 2005, S. 12305–10. doi:10.1073/pnas.0503270102. PMID 16105948.
- Rote Liste online, Stand: September 2009.
- AM-Komp. d. Schweiz, Stand: September 2009.
- AGES-PharmMed, Stand: September 2009.