Dickstielige Wasserhyazinthe
Die Pflanzenart Dickstielige Wasserhyazinthe (Pontederia crassipes Mart., Syn.: Eichhornia crassipes (Mart.) Solms) gehört seit 2018 zur Gattung Hechtkräuter (Pontederia) innerhalb der Familie der Wasserhyazinthengewächse (Pontederiaceae).
Dickstielige Wasserhyazinthe | ||||||||||||
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Dickstielige Wasserhyazinthe (Pontederia crassipes) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Eichhornia crassipes | ||||||||||||
Mart. |
Die Wasserhyazinthe stammt aus dem tropischen Südamerika und wird weltweit als Zierpflanze insbesondere für Gartenteiche verwendet. Außerhalb Südamerikas ist sie weltweit ein in Gewässern wachsender Neophyt und wird zumeist als schnellwachsendes „Unkraut“ bewertet.
Beschreibung
Sie ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Sie gehört zu den einkeimblättrigen Pflanzen, was gut an den parallelnervigen Blättern zu erkennen ist.
Verbreitung
Die Dickstielige Wasserhyazinthe wurde 1888 als Zierpflanze aus Brasilien nach Nordamerika eingeführt, dort kommt sie heute vor allem in Florida und Kalifornien vor. Vier Jahre später wurde sie nach Java und von dort aus auf andere südostasiatische Inseln gebracht. Anschließend wurde sie innerhalb nur weniger Jahre auch nach Australien, Japan, Indien und Afrika „verschleppt“.
Schädlichkeit und Bekämpfung
Ohne Fressfeinde vermehrt sich die Schwimmpflanze massenhaft und wuchert sämtliche Binnengewässer in Afrika zu: Eine Wasserhyazinthen-Decke verdoppelt ihre Fläche in nur zwei Wochen. Durch den Lichtmangel sterben die Wasserpflanzen unter Eichhornia crassipes ab und auch die Fische sterben als Folge. Außerdem behindern die dicken Schwimmpflanzenteppiche die Schifffahrt und Fischerei. Krokodile finden in den Pflanzen Schutz und werden zu einer Gefahr für die Menschen. Zusätzlich entziehen die abgestorbenen und sich zersetzenden Pflanzen dem Wasser Sauerstoff, als Folge steigt der Säuregehalt des Wassers und in Flüssen sinkt die Fließgeschwindigkeit. Dadurch kommt es zur Ablagerung von Schlamm.
Als Gegenmaßnahmen werden in Nigeria Maschinen verwendet, die die Schwimmpflanzen-Teppiche zerstören sollen. In anderen Gebieten wurden Herbizide verwendet, die auch sämtliche andere Spezies vernichteten und einen noch größeren Schaden anrichteten. Im Sudan wurden erstmals Rüsselkäfer (Neochetina eichhorniae und Neochetina bruchi) ausgesetzt, die ausschließlich Wasserhyazinthen fressen. In Benin wird durch den Einsatz dieser Käfer etwa 260 Mio. Dollar in den kommenden Jahren eingespart werden, denn nach ersten Angaben verläuft das Projekt zufriedenstellend. Mögliche negative Nebeneffekte der Käfer sind zurzeit nicht bekannt.
Die Dickstielige Wasserhyazinthe ist 2016 in die „Liste der unerwünschten Arten“ für die Europäische Union aufgenommen worden.[1]
Nutzen
Es gibt aber durchaus auch positive Aspekte einer (kontrollierten) Bepflanzung mit Wasserhyazinthen: diese Pflanzen haben die nützliche Eigenschaft, das Wasser, in dem sie leben, von darin enthaltenen Giftstoffen zu reinigen (Phytosanierung, engl.: phytoremediation).[2] So gibt es Bestrebungen, diese Pflanze in Bangladesch zur Reinigung des Trinkwassers von Arsen einzusetzen: nach Angaben der WHO sind dort im Jahr 2005 77 Millionen Bangladescher von einer Arsenvergiftung bedroht, da Verunreinigungen des Trinkwassers mit 300 bis 400 ppb Arsen dort die Regel sind. Es konnte experimentell gezeigt werden, dass Dickstielige Wasserhyazinthen Arsen effektiv aus dem Trinkwasser beseitigen. Die Fasern eignen sich nur begrenzt zur Herstellung von Papier.[3] Getrocknet werden aus ihnen auch Korbmöbel hergestellt. Als meist freischwimmende Pflanze wird die Art auch als Aquarienpflanze verwendet. Wie in Pflanzenkläranlagen, können Wasserhyazinthen auch in natürlichen Gewässern den Phosphorkreislauf positiv beeinflussen und so einer Eutrophierung entgegenwirken[4][5][6].
Literatur
- Mir Misbahuddin, Atm Fariduddin: Water hyacinth removes arsenic from arsenic-contaminated drinking water. In: Archives of Environmental Health. Band 57, 2002, S. 516–518, ISSN 0003-9896 (zur Phytosanierung).
- Christel Kasselmann: Aquarienpflanzen. Ulmer Verlag, Stuttgart 1995; 2., überarbeitete und erweiterte Auflage 1999, ISBN 3-8001-7454-5, S. 280.
Siehe auch
Einzelnachweise
- Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung (List of Invasive Alien Species of Union Concern) (PDF) abgerufen am 15. Juli 2016
- Phytotechnologies. Webseite des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (englisch).
- W.J. Nolad und D.W. Kirmse: The Papermaking Properties of Waterhyacinth. In: Journal of Aquatic Plant Management (JAPM). Bd. 12 (Mai 1974), S. 90–97 (PDF).
- Natürliche Kläranlagen schwimmen auf den Flüssen des Sambesi. In: Eawag. 26. November 2020, abgerufen am 4. Dezember 2020.
- R. Scott Winton, Fritz Kleinschroth, Elisa Calamita et al.: Potential of aquatic weeds to improve water quality in natural waterways of the Zambezi catchment. In: Scientific Reports. Band 10, 22. September 2020, doi:10.1038/s41598-020-72499-1.
- Fritz Kleinschroth, R. Scott Winton, Elisa Calamita et al.: Living with floating vegetation invasions. In: Ambio. Band 50, 28. Juli 2020, S. 125–137, doi:10.1007/s13280-020-01360-6.
Weblinks
- Biologie online: Eichhornia crassipes (Fotos)
- Invasive Species: Aquatic Species - Water Hyacinth (Eichhornia crassipes). USDA, viele Hinweise auf Fachtexte (englisch)