Dedesdorf-Eidewarden
Dedesdorf-Eidewarden (niederdeutsch Deesdorp-Eidewarden) ist eine 2016 zusammengeschlossene Ortschaft in der Einheitsgemeinde Loxstedt im niedersächsischen Landkreis Cuxhaven. Zur Ortschaft gehört auch die Siedlung Oldendorf.[2]
Dedesdorf-Eidewarden Deesdorp-Eidewarden (niederdeutsch) Gemeinde Loxstedt | ||
---|---|---|
Höhe: | 0 m ü. NHN | |
Fläche: | 7,45 km² | |
Einwohner: | 555 (30. Jun. 2019)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 74 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 1936 | |
Eingemeindet nach: | Landwürden | |
Postleitzahl: | 27612 | |
Vorwahl: | 04740 | |
Lage von Dedesdorf-Eidewarden in Niedersachsen | ||
Luftbild (2012) |
Geografie
Lage
Dedesdorf-Eidewarden befindet sich an der Weser und liegt in der Gemarkung Landwürden. Es wird durch reetgedeckte Häuser und die umgebende Marschlandschaft geprägt. Durch den Ort verlaufen die Landesstraßen L 121 und L 143. Die L 121 ermöglicht eine Verbindung in Richtung Bremerhaven.
Ortsgliederung
- Dedesdorf
- Eidewarden
- Oldendorf
Geschichte
Am 1. Januar 1936 ist die Gemeinde Dedesdorf mit den Bauerschaften und Dörfern Buttel, Dorf Dedesdorf, Eidewarden, Maihausen, Overwarfe, Ueterlande und Wiemsdorf in die Gemeinde Landwürden umbenannt worden.[3]
Dedesdorf-Eidewarden im Nationalsozialismus
1938 wurden die im Dorf ansässigen Juden[4], der Schlachter Theodor Rosenberg (* 1872 in Eidewarden, † 11. August 1938 KZ Oranienburg) und sein Bruder, der Viehhändler Hugo Rosenberg, mit seiner Frau Eva, ins KZ Oranienburg verschleppt. Theodor kam im KZ ums Leben; sein Bruder verübte dort Selbstmord. Geschäft, Haus und Hof wurden über Zwangsverkauf an "gute Nazis" übergeben. Theodors Witwe Helene zog nach Lemgo zu ihren Kinder, Herta, geb. Rosenberg (* 6. Mai 1901 in Eidewarden) und Walter Frenkel, die 1944 im KZ Auschwitz umkamen.[5][6]
Nach 1945
Die beiden Dörfer Dedesdorf und Eidewarden verfügten über jeweils einen Ortsvorsteher und teilten sich ein Gemeinschaftshaus mit Jugendraum und einen Sportplatz. Am 1. November 2016 wurden die Ortschaften Dedesdorf und Eidewarden zur Ortschaft Dedesdorf-Eidewarden zusammengelegt.[7] Für die zusammengelegte Ortschaft Dedesdorf-Eidewarden wurde ab 2016 nur noch ein Ortsvorsteher nach den Bestimmungen des Niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetzes bestimmt.
In der Straße Am Markthamm klärt eine Informationstafel über die Geschichte der Umgebung auf.
Eingemeindungen
Die beiden Dörfer Dedesdorf und Eidewarden waren bis zur Gebietsreform in Niedersachsen, die am 1. März 1974 stattfand, Teile der Gemeinde Landwürden im Landkreis Wesermarsch. Danach waren sie Ortschaften in der Einheitsgemeinde Loxstedt.[8]
Gemeinde Dedesdorf (ab 1936 unter dem Namen Landwürden)
- mit den oben genannten umfassten Bauerschaften
Jahr | 1910 | 1933 | 1939 | 1950 | 1956 | 1973 |
---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 1402 | 1376 | 1472 | 2415 | 2114 | 1794 |
Quelle | [9] | [3] | [3] | [10] | [10] | [11] |
Politik
Gemeinderat und Bürgermeister
Auf kommunaler Ebene wird die Ortschaft Dedesdorf-Eidewarden vom Loxstedter Gemeinderat vertreten.
Ortsvorsteher
Der Ortsvorsteher von Dedesdorf-Eidewarden ist Holger Onken (SPD).[14] Die Amtszeit läuft von 2016 bis 2021.
Wappen
Das Kommunalwappen der zusammengeschlossenen Orte Dedesdorf und Eidewarden wurde von dem Bürgerverein Dedesdorf-Eidewarden von 1958 e. V. entworfen. Das Wappen wurde der Öffentlichkeit zum 860. Dedesdorfer Markt im August 2009 erstmals präsentiert.[15]
Blasonierung: „Schild gespalten, vorn in Blau der heilige Laurentius im silbernen Gewand, in der Rechten einen Rost haltend, in der Linken ein aufgeschlagenes Buch und eine Lilie, oben rechts und links je ein schwebender achtstrahliger silberner Stern; hinten in Rot, oben vier schwarze Wellenlinien überhöht von einem schrägrechtsgestellten silbernen Spaten, der links und rechts von je einem schwarzen Kleeblatt beseitet wird, unten eine schwarzbedachte silberne Windmühle.“[15] | |
Wappenbegründung: Der im blauen Wappenteil dargestellte Heilige Laurentius im silbernen Gewand ist dem Wappen der ehemaligen Gemeinde Landwürden entlehnt. Er ist der Schutzheilige der Kirche zu Dedesdorf. Im roten Wappenteil stehen oben die Wellenlinien für den Weserstrom, der Spaten und die Kleeblätter für die Fruchtbarkeit des Marschenlandes. Unten ist die Windmühle von Dedesdorf zu sehen, die es dort schon seit 1876 gibt. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Die evangelische Dorfkirche Sankt Laurentius ist im Kern ein gotischer Backsteinbau aus dem späten 13. Jahrhundert, wurde aber im 18. Jahrhundert erweitert und stark umgestaltet. Sie beherbergt eine Arp-Schnitger-Orgel, wie an den meisten Fenstern zu erkennen ist. An damals stehen gebliebenen Teilen des Mauerwerks wurden mehrere spätgotische Fresken entdeckt.
- In Oldendorf befindet sich zudem eine Galerieholländer-Windmühle, die als Außenstelle des Standesamtes Loxstedt für Hochzeiten genutzt wird und heute „Hochzeitsmühle Ursel“ heißt. Die zweistöckige Windmühle, früher als Windmühle Dedesdorf bekannt, mit Steert und Segelflügeln wurde 1847 vom Erbauer Christian Blanke auf einem alten Mühlengrundstück errichtet. Dafür musste eine ältere Bockwindmühle abgerissen werden. So ist der Mühlenstandort seit 1584 urkundlich dokumentiert. Noch bis 1994 wurde die Mühle, die landläufig den Namen „Graue Griese“ trug, von der Müllerfamilie Blanke betrieben. 1995 an Ursel Sanders verkauft erfuhr die Mühle 1998 eine umfassende Restaurierung.[16] Der derzeitige Besitzer, Klaus Christmann, möchte die Mühle verkaufen oder einen Mühlenverein gründen, der sie dann unterhält. Sie war als „Hochzeitsmühle“ bekannt geworden, in der man standesamtlich heiraten konnte.[17]
Regelmäßige Veranstaltungen
- Der Ort ist insbesondere durch den Dedesdorfer Markt überregional bekannt
Verkehr
Die VBN-Buslinie 580 verbindet Dedesdorf-Eidewarden mit anderen Teilen Landwürdens und mit Bremerhaven. Diese Linie wurde bereits 1925 von der Reichspost eingerichtet.[18] Darüber hinaus führen einzelne Fahrten und ein im Takt fahrendes Anruf-Sammel-Taxi nach Loxstedt und Bremerhaven. Bis 2004 gab es eine örtliche Fährverbindung nach Kleinensiel, die inzwischen durch den nahegelegenen Wesertunnel ersetzt wurde. Der Fähranleger wurde danach zu einem Sportboothafen umgebaut.[16]Zunächst gab es eine Busanbindung (Linie 440) mit einer Haltestelle in Dedesdorf via Wesertunnel nach Rodenkirchen, um Fußgängern und Radfahrern die Weserquerung weiterhin zu ermöglichen.[19]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter des Ortes
- Christian Friedrich Rudolph Rüder (1809–1890), Advokat, Redakteur, Schriftsteller und Polizeidirektor
- Marie Dorothea Ahlmann, geborene Hundewandt (1817–1904), Mutter des dänischen Kaufmanns und Fabrikanten Johannes Ahlmann
- Hermann Schmidt (1851–1921), Politiker, Mitglied des Preußischen Herrenhauses, Jurist, Oberbürgermeister von Erfurt
Personen, die mit dem Ort in Verbindung stehen
- Eilert Köhler (1710–1751), Orgelbauer, er ergänzte das Pedalwerk der Schnitger-Orgel in der St.-Laurentius-Kirche in Dedesdorf (1742–1745)
- Gerhard Janssen Schmid (1770–1845), Orgelbauer, er ersetzte in der Schnitger-Orgel 1838 ein Register im Pedal und legte eine gleichstufige Stimmung an
- Johann Hundewandt (1782–1838), Großvater des dänischen Kaufmanns und Fabrikanten Johannes Ahlmann, besaß einen Hof in Dedesdorf
- Franz Ludwig Anton Kelp (1809–1891), Arzt und Psychiater, er ließ sich 1833 in Dedesdorf als Praktischer Arzt nieder
- Otto Wilhelm August Schreiber (1884–1967), Reeder, er pachtete 1937 die Weserfähre von Dedesdorf nach Kleinensiel
- Karla Raveh (1927–2017), Überlebende des Holocaust und Autorin; sie war Enkelin des im KZ Oranienburg umgekommenen Theodor Rosenberg (1872–1938) aus Eidewarden
Literatur
- Fritz Hörmann, Ude Meyer, Christian Morisse, Eberhard Nehring, Irmgard Seghorn, Egon Stuve, Else Syassen: Flurnamensammlung Wesermünde – Die Flurnamen des Grundsteuerkatasters von 1876. Hrsg.: Kulturstiftung der Kreissparkasse Wesermünde (= Neue Reihe der Sonderveröffentlichungen der Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. Band 27). Männer vom Morgenstern Verlag, Bremerhaven 1995, ISBN 3-931771-27-X, S. 5–6 ([Digitalisat (Memento vom 26. Oktober 2007 im Internet Archive) ] [PDF; 431 kB; abgerufen am 23. Oktober 2019]).
Weblinks
Einzelnachweise
- Einwohnerzahlen der Gemeinde Loxstedt. In: Webseite Gemeinde Loxstedt. 30. Juni 2019, abgerufen am 30. August 2019.
- Fritz Hörmann, Ude Meyer, Christian Morisse, Eberhard Nehring, Irmgard Seghorn, Egon Stuve, Else Syassen: Flurnamensammlung Wesermünde – Die Flurnamen des Grundsteuerkatasters von 1876. Hrsg.: Kulturstiftung der Kreissparkasse Wesermünde (= Neue Reihe der Sonderveröffentlichungen der Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. Band 27). Männer vom Morgenstern Verlag, Bremerhaven 1995, ISBN 3-931771-27-X, S. 17 ([Digitalisat (Memento vom 26. Oktober 2007 im Internet Archive) ] [PDF; 431 kB; abgerufen am 23. Oktober 2019]).
- Michael Rademacher: Landkreis Wesermarsch (Siehe unter: Nr. 6). Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- http://www.alemannia-judaica.de/landwuerden_juedgeschichte.htm
- vgl. dazu den Bericht der Enkelin von Theodor Rosenberg: Karla Raveh, Überleben : Der Leidensweg der jüdischen Familie Frenkel aus Lemgo, 3. verb. Aufl., Lemgo, Archiv- und Museumsamt 1987, ISBN 3-9801-508-1-X, S. 19
- http://www.loxstedt.de/aktuelles/news/stolpersteine-zum-gedenken-an-das-schicksal-juedischer-mitbuerger-verlegt.11849.de.html
- Amtsblatt für den Landkreis Cuxhaven, Nr. 42, 38. Jahrgang. (PDF; 245 kB) Zweite Satzung zur Änderung der Hauptsatzung der GemeindeLoxstedt. In: Webseite Landkreis Cuxhaven. Landkreis Cuxhaven, 13. November 2014, S. 289, abgerufen am 31. August 2019 (siehe unter: S. 3, 269).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 249.
- Ulrich Schubert: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 – Amt Brake. Angaben vom 1. Dezember 1910. In: gemeindeverzeichnis.de. 5. Januar 2020, abgerufen am 8. Juli 2020.
- Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.): Amtliches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland – Ausgabe 1957 (Bevölkerungs- und Gebietsstand 25. September 1956, für das Saarland 31. Dezember 1956). W. Kohlhammer, Stuttgart 1958, S. 211 (Digitalisat).
- Niedersächsisches Landesverwaltungsamt (Hrsg.): Gemeindeverzeichnis für Niedersachsen. Gemeinden und Gemeindefreie Gebiete. Eigenverlag, Hannover 1. Januar 1973, S. 61, Landkreis Wesermarsch (Digitalisat [PDF; 21,3 MB; abgerufen am 30. August 2019]).
- Einwohnerzahlen der Gemeinde Loxstedt 2010–2013. In: Webseite Gemeinde Loxstedt. 31. Dezember 2013, archiviert vom Original am 8. März 2014; abgerufen am 1. September 2019.
- Einwohnerzahlen der Gemeinde Loxstedt 2014–2017. In: Webseite Gemeinde Loxstedt. 30. Juni 2017, archiviert vom Original am 6. September 2017; abgerufen am 1. September 2019.
- Ortsvorsteher von Dedesdorf-Eidewarden. In: Webseite Gemeinde Loxstedt. Abgerufen am 1. Oktober 2018.
- Der Bürgerverein zeigt jetzt Flagge. (PDF; 144 KB) In: Bürgerverein Dedesdorf-Eidewarden von 1958 e. V. 23. Juli 2009, abgerufen am 29. November 2017.
- Über Dedesdorf-Eidewarden. In: Webseite Gemeinde Loxstedt. Abgerufen am 1. Oktober 2018.
- Barbara Fixy: Zukunft der Mühle offen. Berichterstattung in der Nordsee-Zeitung. In: Webseite Tourilox. 19. August 2010, abgerufen am 1. Oktober 2018.
- Geschichte des Nahverkehrs. In: Webseite Nahverkehr-Bremerhaven. Abgerufen am 1. Oktober 2018.
- Paul Homann: Bremerhavens Nahverkehr, Chronik. S. 256, abgerufen am 12. Mai 2021.