Coupe de France 1947/48
Der Wettbewerb um die Coupe de France in der Saison 1947/48 war die 31. Ausspielung des französischen Fußballpokals für Männermannschaften. In diesem Jahr meldeten 933 Vereine.
Titelverteidiger Lille Olympique SC gewann die Trophäe in diesem Jahr erneut. Es war Lilles dritter Erfolg bei seiner fünften Endspielteilnahme und zugleich sein dritter nacheinander seit 1946. Damit stellten die Nordfranzosen auch – bis in die Gegenwart (2014) als einzige – den Rekord von Red Star Paris ein, dem dieses Kunststück von 1921 bis 1923 gelungen war. Lilles Gegner und Nachbar Racing Club Lens, in dieser Saison nur in der zweiten Division vertreten, stand zum ersten Mal in seiner Vereinshistorie in einem Finale. Mit Sports Réunis Colmar schaffte es sogar noch ein weiterer Zweitligist bis ins Halbfinale. Erfolgreichste Amateure waren die drittklassigen Klubs Stade Béthune und FC Gueugnon, die bis ins Achtelfinale vorstießen.
Nach Abschluss der von den regionalen Untergliederungen des Landesverbands FFF organisierten Qualifikationsrunden – wobei vier Vereine der professionellen Division 2 (Lyon OU, RCFC Besançon, AS Béziers und AS Avignon) bereits auf der Strecke geblieben waren – griffen im Zweiunddreißigstelfinale auch die Erstdivisionäre in den Wettbewerb ein. Die Paarungen wurden für jede Runde frei ausgelost. Spiele fanden grundsätzlich auf neutralem Platz statt, die Einnahmen wurden geteilt. Endete eine Begegnung nach Verlängerung unentschieden, wurden solange Wiederholungsspiele ausgetragen, bis ein Sieger feststand.
Zweiunddreißigstelfinale
Spiele zwischen 1. und 8., Wiederholungsmatches zwischen 8. und 22. Januar 1948; die jeweilige Spielklassenzugehörigkeit wird mit D1 bzw. D2 für die beiden Profiligen, DH („Division d’Honneur“) für die höchste sowie PH („Promotion d’Honneur“) für die zweithöchste Amateurliga angegeben.
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Sechzehntelfinale
Spiele am 1., Wiederholungsmatches am 5. bzw. 12. Februar 1948
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Achtelfinale
Spiele am 29. Februar 1948
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Viertelfinale
Spiele am 21., Wiederholungsmatch am 25. März 1948
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Finale
Spiel am 10. Mai 1948 im Stade Olympique Yves-du-Manoir in Colombes vor 60.739 Zuschauern
Mannschaftsaufstellungen
Auswechslungen waren damals nicht möglich.
OSC Lille: Félix Witkowski – Joseph Jadrejak, Jean-Marie Prévost, Marceau Somerlinck – Albert Dubreucq, Jules Bigot – Bolek Tempowski, Roger Carré, Roger Vandooren, Jean Baratte, Jean Lechantre
Trainer: André Cheuva
RC Lens: Georges Duffuler – René Gouillard, Stanislas Golinski, Élias Mellul – Ladislas „Siklo“ Smid, Marcel Ourdouillé – Maryan „Marrech“ Jedrzejczak, Maryan Pachurka, Jean Mankowski, Stefan „Stanis“ Dembicki, Michel Habera
Trainer: Nicolas Hibst
Schiedsrichter: Léon Boes (Paris)
Tore
1:0 Vandooren (23.)
1:1 Stanis (39.)
2:1 Baratte (52.)
2:2 Stanis (77.)
3:2 Baratte (86.)
Besondere Vorkommnisse
Lilles Pokalsiegerelf dieses Jahres war bis auf Torhüter Witkowski identisch mit derjenigen des Vorjahres, einschließlich ihres Trainers. Acht von ihnen (Baratte, Carré, Jadrejak, Lechantre, Prévost, Somerlinck, Tempowski und Vandooren) wurden sogar bei allen drei gewonnenen Endspielen seit 1946 eingesetzt.
Im Viertelfinale standen mit einer Ausnahme (Bordeaux) nur noch Vereine aus den nordöstlichen Teilen Frankreichs, insbesondere aus den Bergbau- und Schwerindustriegebieten (wozu auch die Städte der erfolgreichsten Amateurklubs, Béthune und Gueugnon, zählten). France Football brachte dies auf die Formel „Die Elite des französischen Fußballs wächst im Schatten der Kohlehalden heran“.[1] Der Höhepunkt des diesjährigen Wettbewerbs um die Coupe de France, „das Finale der Ch’tis“,[2] war das erste rein nordfranzösische Endspiel seit 1933. Nicht nur in der regionalen Presse gab diese Paarung Anlass zu wiederholter Kolportierung der „Pokalsaga“ des „großen und (erfolg)reichen“ (Lille) gegen den „Bergarbeiterklub“ (Lens) – einer Legende, wie Marion Fontaine nachwies.[3] Angesichts der Vielzahl polnischstämmiger Bergleute und Industriearbeiter in den beiden Teams (sechs bei Lens, drei bei Lille) erinnerte sich Lilles Bolek Tempowski, wenngleich überpointiert, noch Jahre später:[4]
„Auf dem Spielfeld und den Tribünen hörte man nur Gespräche auf Polnisch.“
Im „Halbfinale der Zweitligisten“ hatte Lens noch das bessere Ende für sich; aber in der Abschlusstabelle der Division 2 stand Colmar sechs Plätze vor den Nordfranzosen und stieg in die höchste Spielklasse auf.
Siehe auch
Literatur
- Hubert Beaudet: La Coupe de France. Ses vainqueurs, ses surprises. Alan Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire 2003 ISBN 2-84253-958-3
- Paul Hurseau/Jacques Verhaeghe: Les immortels du football nordiste. Alan Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire 2003 ISBN 2-84253-867-6
- L'Équipe/Gérard Ejnès: Coupe de France. La folle épopée. L'Équipe, Issy-les-Moulineaux 2007 ISBN 978-2-915535-62-4
Weblinks
- Diese Saison der Coupe de France auf der Seite der FFF (französisch)
Anmerkungen
- Alfred Wahl/Pierre Lanfranchi: Les footballeurs professionnels des années trente à nos jours. Hachette, Paris 1995 ISBN 978-2-01-235098-4, S. 121
- L'Équipe/Ejnès, S. 364 – les Ch’tis ist eine etwas abfällige Bezeichnung für Nordfranzosen; vgl. auch den Film Willkommen bei den Sch’tis
- Marion Fontaine: Le Racing Club de Lens et les « Gueules Noires ». Essai d’histoire sociale. Les Indes savantes, Paris 2010, ISBN 978-2-84654-248-7, S. 127ff.
- Artikel „Bienvenue chez les Ch’tis – 10 mai 1948“, France Football vom 6. Mai 2014, S. 64