Chungking Mansions
Chungking Mansions (chinesisch 重慶大廈 / 重庆大厦, Pinyin Chóngqìng Dàshà, Jyutping Cung4hing3 Daai6haa6) ist ein Gebäude an der Südspitze von Kowloon am Anfang der Nordsüdhauptverkehrsader Nathan Road im Stadtteil Tsim Sha Tsui von Hongkong. Es ist bekannt für die kulturelle Vielfalt der Bewohner und Besucher – etwa 10.000 Besucher täglich – sowie für die preisgünstigen Beherbergungsmöglichkeiten. Der Bau, mit den vielen Ethnien dichtgedrängt aus der ganzen Welt und all der üblichen sozialen Probleme, wird von den Einheimischen und Bewohner des Gebäudes auch liebevoll als little United Nations (etwa: „die kleine UN“) genannt.[1][2] Manchmal wird die Atmosphäre im Gebäude mit der des 1993 abgerissene Kowloon Walled City verglichen und aufgrund der vielen afrikanischen Kleinhändler und Geschäftsleute als Hongkongs inoffizielles afrikanisches Viertel beschrieben.[3]
Chungking Mansions 重慶大廈 | ||
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Chungking Mansion – Hauptfassade Ostansicht, Nathan Road 2013 | ||
Daten | ||
Ort | 36–44 Nathan Road, Tsim Sha Tsui Hongkong, China | |
Baujahr | 1962 | |
Höhe | 55 m | |
Grundfläche | 5000 m² | |
Koordinaten | 22° 17′ 47″ N, 114° 10′ 22,1″ O | |
(2008–2018)
Etymologie
Das Gebäude ist nach dem „Chongqing-Markt“ (重慶市場)[4] benannt, einem kleineren eingeschossigen Gebäude, der sich bis in die Fünfzigerjahre an diesem Standort befunden hatte. Dessen Name verweist wiederum auf die chinesische Großstadt Chongqing – nach der veralteten Transkription der Chinesischen Post Chungking geschrieben. Während des Zweiten Weltkriegs zur Zeit der japanischen Besetzung Hongkongs wurde das Gebäude kurzzeitig in Chuko-Markta (中興市場, englisch Zhōngxīng Market – „Zhongxing-Markt“)[5] umbenannt.[6][7][8]
Gebäude und Nutzung
Das Gebäude mit Mischnutzung besteht aus fünf Blöcken von A bis E mit jeweils 17 Etagen mit insgesamt 770 Wohnungen, von denen sich die Einkaufspassagen über den untersten beiden Etagen und Untergeschoss erstrecken. Diese Einkaufspassagen bestehen aus verschiedenen kleinen Läden und Wechselstuben. Die oberen Etagen der fünf Blöcke werden von jeweils zwei Aufzügen bedient und sind nicht miteinander verbunden. Einen der beiden Aufzügen bedienen jeweils Geschosse mit geraden Zahlen bzw. ungeraden Zahlen. Neben Wohnungen befinden sich dort einfache Restaurants, wie beispielsweise afrikanische Bistros, nepalesische Restaurants, kleine indische, pakistanische Familiengastronomie für Curryspeisen, Gastronomie der südostasiatische Küche sowie Hostels und Hotels der untersten Preiskategorie. Die kleinen Läden verkaufen oft Mobiltelefone sowie zugehörigen Dienstleistungen und Zubehör, wie beispielsweise SIM- und Telefonkarten, o. Ä.. Daneben finden sich dort auch viele Läden für Bekleidung – beispielsweise Sari-Läden, speziellen Snacks und Kiosks sowie verschiedene Waren des Grauen Markts insbesondere für den Retail- und Exporthandel nach Südostasien und Afrika.
Die verschiedene Einkaufspassagen des Chungking Mansions haben im Gebäude jeweils einen eigenen separaten Eingang. Sie sind baulich untereinander getrennt und sind intern nur über Fluchtwege miteinander verbunden. Alle Einkaufspassagen haben jeweils ihren Hauptzugang auf der Hauptfassadenseite des Gebäudes auf der Nathan Road.
- Cke
Die Einkaufspassage Cke (重慶站商場, englisch Chungking Express)[9] kann beispielsweise auch über einen separaten Eingang an der Seitenstraße von Nathan Road betreten werden. Diese befindet sich auf einem Teil der zweiten und dritten Etage des Chungking Mansions, besitzt jedoch außer Fluchttüren keinen regulären Durchgang zum Rest des Gebäudes. Im Vergleich zur Einkaufspassage im Erdgeschoss des Chungking Mansions ist das Cke optisch ansprechend gestaltet und sauber gehalten, besteht jedoch ebenfalls aus engen Gängen und kleinen Läden, die eher untypisch für ein Hongkonger Einkaufszentrum in dieser prominenten Lage sind.
- WK Square
Eine weitere Einkaufspassage ist das seit 2014 eröffnete WK Square (WK廣場)[10], ehemals Wood House (活方商場, November 2009–2013)[10], im Untergeschoss des Gebäudes, das über einen weiteren separaten Eingang auf der Hauptstraße Nathan Road betreten werden kann. Im Cke und WK Square ist Handeln um Preise – anders als im restlichen Gebäude – eher unüblich, man kann dort auch hochwertige Waren erwerben, was man im Rest des Gebäudes nicht erwarten sollte.
Geografie
Das Hochhaus Chungking Mansions befindet sich im geschäftigen Yau Tsim Mong Distrikt am südlichen Ende der Halbinsel von Kowloon an der Kreuzung von Nathan Road und Peking Road. Es liegt in direkter Nachbarschaft zu Tsim Sha Tsui-Ost (englisch East Tsim Sha Tsui, 尖沙咀東, meist kurz 尖東, englisch TST-East)[11], nah der Kreuzung der beiden Hauptverkehrsstraßen Salisbury Road und Nathan Road.
Lage und Umgebung
Das Gebäude befindet sich in unmittelbarer Nähe zu den MTR-Bahnhöfen Tsim Sha Tsui bzw. East Tsim Sha Tsui, umgeben von höherpreisigen Hotels und Einkaufszentren. Das Kowloon Mosque and Islamic Centre, der Kowloon Park und das Tsim Sha Tsui Public Pier von Star Ferry sind in unmittelbarer Fußnähe, das Hochhaus ISQUARE mit Einkaufszentren ist direkt gegenüber. Ebenfalls in der Nähe ist das Hochhaus Mirador Mansions, das von der Bewohnerschaft und dem Gebäudezustand an das Chungking Mansions erinnert, jedoch kleiner und weniger bekannt ist. Das Chungking Mansions erinnert ein wenig an die 1997 abgerissene Kowloon Walled City, die wesentlich größer war. Um die Ecke auf der Salisbury Road direkt am Ufer zum Meer, parallel zum Victoria Harbour, befindet sich der Tsim Sha Tsui Clock Tower, das Peninsula-Hotel und das Hong Kong Cultural Centre Complex, ein Ensemble verschiedener Museen und Kultureinrichtungen, wie beispielsweise das Hong Kong Cultural Centre, das Hong Kong Museum of Art, das Hong Kong Space Museum, der Salisbury Garden, die Avenue of Stars von Hongkong o. Ä..
Geschichte
Das ehemalige eingeschossige Vorgängergebäude Chungking Mansion hieß „Chongqing-Markt“ (重慶市場, englisch Chongqing Market)[4]. Zur Zeit der japanischen Besetzung Hongkongs (1941–1945) hieß das Gebäude kurzzeitig „Zhongxing-Markt“a (中興市場, englisch Zhōngxīng Market)[5], nach der japanische Aussprache „Chuko-Markt“a (englisch Chūkō Market).[6][7][8] Chungking Mansions Bau begann 1959 und wurde am 11. November 1962 als gehobenes Wohn- und Geschäftshaus fertiggestellt und war eines der höchsten Gebäude im Stadtbezirk. Daher stammt der Name Mansions, was so viel wie Herrenhaus bedeutet. Die Bewohner und Ladenbetreiber Chungking Mansions waren überwiegend chinesischer und zum Teil indischer Herkunft. Die unübersichtliche Innenarchitektur und einfachste Bauweise führte jedoch zum schnellen Wertverfall der Wohneinheiten, die sich im Besitz von mehreren hundert Eigentümern befanden. Amerikanische Soldaten (GIs), die sich während des Vietnamkriegs (1955–1975) in Hongkong aufhielten, suchten gegen Ende der 1960er Jahre Prostituierte im Chungking Mansions auf.[12]
- Haupteingang Tag – Ck Mansion, 2011
- Bürgersteig Nathan Road – Ck Mansion, 2013
- Haupteingang Nacht – Ck Mansion, 2018
- Ansicht aus Haupteingang – Richtung Peking Road, 2013
Die Eigentümer verließen zunehmend das Gebäude und viele Wohnungen wurden zu Hostels mit kleinen Zimmern umgebaut. Ende der 1970er Jahre war das Chungking Mansions ein beliebter Beherbergungsort von Rucksacktouristen und wurde als solcher von den Lonely-Planet-Reiseführern empfohlen.[13] Die große Anzahl Bewohner und Besucher belastete die Infrastruktur des Gebäudes, die nicht für die vielen Gästezimmer ausgelegt war. Es traten häufig Brände im Gebäude auf. Im Jahr 1966 und 1971 kam es im Haus zu zwei Großbränden, 1971 wurden dabei 14 Menschen verletzt. Zwischen 1985 und 1988 wurden 29 Brandmeldungen gezählt.[14] Diese blieben ohne größere Konsequenzen, bis im Februar 1988 ein dänischer Tourist bei einem Feuer verunglückte, als er versuchte aus dem Fenster zu flüchten. Im Juli 1993 kam es aufgrund einer Überlastung zu einer Explosion und einem Brand im Hausanschlussraum des Hochhauses für Strom. Die Elektrizitäts- und Wasserversorgung fiel für zehn Tage und Nächte aus. Nachdem in der Hongkonger Bevölkerung das Chungking Mansions ohnehin schon in Verruf war, nahmen nun die Forderungen zu, die Missstände abzuschaffen. Die Lizenzbestimmungen für Gasthäuser wurden verschärft und mehrere Dutzend Gasthäuser geschlossen. Die Polizei führte Razzien durch und verhaftete illegale Migranten.[15] Die Eigentümerschaft beschloss Geldmittel zur Renovierung und Verbesserung der technischen Gebäudeausrüstung bereitzustellen, um die Lage im Gebäude zu verbessern. So sammelte sie bis 1999 in einem Fonds über 13 Mio. HKD (ca. 1,4 Mio. Euro) ein, um die Umbau- und Verbesserungsmaßnahmen im Gebäude zu finanzieren.
In den fünf Jahren der ersten Phase des Verbesserungsprogramms unternahm die Eigentümerschaft mehrere Maßnahmen, um das zunehmend verfallene Gebäude aufzuwerten. Eine Videoüberwachungsanlage mit 204 Videokameras wurde bis 2004 im gesamten Gebäude installiert und ihre Zahl 2013, auf 303 erhöht. Die Kameras decken etwa 70 Prozent der relevanten Flächen ab. Künftig soll die Zahl der Kameras etwa 80 bis 90 Prozent der relevanten Flächen abdecken.[16] Ein privater Sicherheitsdienst wurde engagiert, der rund um die Uhr im Gebäude Streife geht. Zentral überwachte Brandmelder wurden installiert.[17] Die feierliche Inbetriebnahme zum Abschluss der ersten Phase der Instandsetzung und Renovierung wurde mit einem Löwentanz gefeiert. In der zweiten Phase wurde wurden Bauarbeiten zur Instandsetzung der Außenfassaden, Abbau der Klimaanlagen an der Hauptfassade zwecks optischer Verschönerung und Einheitlichkeit unternommen. Im Gebäudeinneren wurden Aufzugsanlagen technisch optimiert und überholt, Lobbys vor den Aufzügen renoviert und die elektrische Beleuchtung der Flure sowie Leitungen im Gebäudekomplex erneuert. Am 11. November 2011, zum Ende der zweiten Phase der Verbesserungsmaßnahmen, wurde die Renovierung der gesamten Außen- und Frontfassade inklusive Medientafel und Beleuchtung zur Nathan Road fertiggestellt und mit einem Lichteffekt als Blickfang ausgestattet. Die Gesamtkosten der Maßnahmen beliefen sich auf rund 19 Millionen HKD (ca. 2,0 Mio. Euro). Sie wurden zum 50. Jubiläum des Chungking Mansions feierlich abgeschlossen.
- Snacks, Imbisse – Einkaufspassage, 2013
- Handys, Kosmetik – Einkaufspassage, 2013
- Uhren, Alltagsprodukte – Einkaufspassage, 2013
- Wechselstube Geldtransfer – Einkaufspassage, 2013
- Anmerkung
Bewohner und Eigentümer
Der Anthropologe Gordon Mathews (麥高登)[21] an der Chinesischen Universität Hongkong besucht über mehreren Jahren regelmäßig das Chungking Mansions und schrieb darüber wissenschaftliche Aufsätze. Jeden Tag halten sich geschätzt 4000 Menschen im Chungking Mansions auf, hauptsächlich aus Indien, Pakistan, Nepal und anderen südasiatischen sowie afrikanischen Ländern. Mathews zählte 129 Nationalitäten in den Gästebüchern der rund 90 Gasthäuser mit insgesamt 1000 Betten. Insgesamt gibt es 380 Geschäfte, Gasthäuser und davon rund 20–30 Restaurants.[22][23][24][25][26]
Mathews beschreibt das Chungking Mansions als Beispiel für die Globalisierung der unteren Klasse („low-end globalization“). Geschäftsreisende aus Entwicklungsländern nutzen die liberalen Einreisebestimmungen Hongkongs, um günstig an Waren zu gelangen, die sie in ihrer Heimat verkaufen können. Nach Mathews' Schätzung basierend auf den Absatzzahlen für Mobiltelefone verschiedener Händler, wurden 20 % der Mobiltelefone in Afrika südlich der Sahara im Chungking Mansions gehandelt.[27] Zwar gäbe es auch Drogenmissbrauch, Prostitution und gelegentlich ethnische Konflikte, die meisten Bewohner würden jedoch friedlich im Chungking Mansions leben, um ungestört Geld verdienen zu können.[13] Dennoch sind nicht alle Aktivitäten legal, so werden zum Beispiel Produktfälschungen von Mobiltelefonen, Computern und anderen Waren gehandelt. In den oberen Etagen sollen laut Mathews einige Restaurants und Gästezimmer ohne Lizenz betrieben werden. Einige Angestellte reisen als Touristen oder Asylbewerber ohne Arbeitserlaubnis ein, oder haben ein legales Arbeitsverhältnis als Haushaltshelfer, werden statt im Haushalt des Arbeitgebers jedoch in einem Gasthaus eingesetzt. Die Gasthäuser und Restaurants sind angewiesen auf billige, illegale Arbeitskräfte, um den niedrigen Preis für ihre Kundschaft mit geringer Kaufkraft halten zu können.[28]
Im Jahr 2007 besaßen 920 Eigentümer Wohn- und Geschäftseinheiten im Chungking Mansions. Man schätzt, dass es dort rund 4.000 Bewohner im Gebäude leben. Entgegen der Länderverteilung in der Bewohnerschaft sind die Eigentümer zu 70 % Chinesen und 30 % Südasiaten.[29] Trotz des verkommenen Gebäudezustands ist der Wert der Einheiten aufgrund der ausgezeichneten Lage und den vielen Besuchern in den letzten Jahren gestiegen. Ein gut besuchtes Restaurant in den oberen Etagen hatte im Jahr 2007 einen Wert von 2,5 Mio. HKD (ca. 270.000 EUR), eine 65 m² große Wohnung 1,4 Mio. HKD (ca. 150.000 EUR).[30] Neben der Geldanlage stellen die Einheiten für die Eigentümer auch eine stetige Einnahmequelle dar. Da das veraltete Gebäude der großen Anzahl von Eigentümern bereits viel Fläche zur Verpachtung und Vermietung bietet, erscheint ein Neubau für einen potentiellen Investor wenig rentabel.[31]
Beherbergungsbetrieb
Das Chungking Mansions ist in den Etagen 3 bis 17 geprägt von Beherbergungsbetrieben, meist werden diese als „Guest House“ bezeichnet. Diese Herbergen bieten kleine Zimmer an, die meist ein oder zwei Betten haben sowie eine kleine Sanitärzelle. Dusche und WC sind oft aus Platzmangel als eine Einheit am gleichen Ort untergebracht. Die Gasthäuser sind fast ausnahmslos modernisiert und verhältnismäßig modern ausgestattet. WLAN ist überall verfügbar, alle Gasthäuser, die Fahrstühle und Treppenhäuser sind per Videoüberwachung gesichert. Die Gasthäuser haben zwar sehr kleine Zimmer, diese genügen jedoch durchaus internationalem Standard.
Am Haupteingang des Gebäudes werden Touristen oft angesprochen und Übernachtungen angeboten, diese Angebote sind meist als seriös anzusehen.
Sicherheitszwischenfälle (Auswahl)
- 14. September 1966 – Großbrand – keine Verletzten[32]
- 3. März 1971 – Großbrand – 14 Verletzte[32]
- 21. Februar 1988 – Brand – 9 Verletzte, 1 Todesopfer – dänischer Rucksacktourist auf der Flucht vor Feuer durchs Fenster gestorben.[13][33][34]
- 21. Juli 1993 – Explosion im Hausanschlussraum für Strom – zehntägiger Stromausfall[35][13][33][34]
- 25. Juli 1993 – Vergewaltigung – 26-jährige indische Bewohnerin durch drei Bekannte in der eigenen dunklen Wohnung nach gewaltsamem Einbruch vergewaltigt – zur Zeit des zehntägigen Stromausfalls nach einer Explosion.[36]
- 17. Februar 1995 – Mordfall – 37-jährige indische Touristin Sushila Pandey durch den 54-jährigen Partner und Reisebegleiter aus Sri Lanka Attanayake Wasala Dangamuwa ermordet.[33]
- 11. August 2010 – Mordfall – 29-jähriger Mann aus der Mongolei mit Stichwunden im Zimmer einer Pension tot aufgefunden.[37]
- 18. Juli 2011 – Brand – eine in fünf Mini-Einheiten[38] geteilte Wohnung im siebten Geschoss des Gebäudes geriet in Brand – 3 Verletzte.[33]
- 2. Juni 2013 – Vergewaltigung – 21-jährige chinesische Studentin aus Peking im Hostelzimmer durch den bereits in Hongkong verurteilten indischen Sexualstraftäter Azad Mohammad Farhan vergewaltigt.[39][40][41][42]
Referenzen in den Medien (Auswahl)
Roman und Printmedien
- In der 2007 Mai-Ausgabe des US-amerikanischen Time-Magazins – The Best of Asia – wurde Chungking Mansions im Liam Fitzpatricks Artikel als "Best Example of Globalization in Action" mit gelegentlichen Rassenkonflikte beschrieben. Kulturell vielfältigster Ort Hongkongs, wo sich Einheimischen, Festlandchinesen, Gastarbeiter, gewöhnliche Touristen und Rucksacktouristen sich vermischen und im Alltag miteinander zusammenleben.[43]
- In dem Time-Magazine-Artikel von Christopher Shay zum Roman Nine Dragons (2009) des US-amerikanischen Autor Michael Connelly reist der Protagonist Detektiv Harry Bosch von Los Angeles nach Kowloon (wörtl. „Neun Drachen“) und darin beschrieb eine Figur „Chungking Mansion“ als „Casablanca der Postmoderne“ – ein „Alles-in-einem-Gebäude“.[44]
- Die Zeitung The Economist (2011) verglich das Gebäude mit der „Mos Eisley Cantina“ im Raumhafen von Tatooine im Film Star Wars und zitiert den US-amerikanischen Anthropologe Gordon Mathews, Professor der Chinesischen Universität Hongkong, mit den Worten „...whereas the illegalities in Chungking Mansions are widely known, the wondrousness of the place is not – etwa ...während kriminelle Aktivitäten innerhalb Chungking Mansions allgemein bekannt ist, ist es bei der Örtlichkeit kein wirkliches Erstaunen“.[45]
Film und Fernsehen
- Der Kinofilm Chungking Express (1994) von Wong Kar-Wai wurde zum Teil in und um Chungking Mansions gedreht und gibt die Atmosphäre des Gebäudes in einer künstlerisch interpretierten Form wieder. In diesem Film wurde der Begriff „Vereinte Nationen von Hongkong“ geprägt. Da die Darstellung des Chungking Mansions im Film den Inhabern nicht gefiel, wurden die Drehgenehmigungen zurückgezogen, was dazu führte, dass viele Teile des Films in benachbarten Gebäuden, vor allem im Mirador Mansions gedreht werden mussten.[46]
- In einem Februar 2011 erschienenen CNN-World-Reportage China, hip-hop and the new Sudan mit einem Interview des Ex-Kindersoldat und sudanesischen Hip-hop-Star Emmanuel Jal, beschrieb der Journalist und Reporter Peter Shadboldt das Chungking Mansions als Hongkongs inoffizielles afrikanisches Viertel.[3]
- In der zweiten Episode der ersten Staffel der Fernsehshow Das Duell um die Welt befand sich eine Unterkunft von Klaas Heufer-Umlauf in den Chungking Mansions. In dem augenscheinlich stark heruntergekommenem Hostel namens Ranjeet’s Guesthouse fühlte sich der Moderator so unwohl, dass er es bevorzugte an einer stark frequentierten Kreuzung im Freien zu schlafen. In einer Beschreibung aus dem Off zitierte dessen Kontrahent Joko Winterscheidt den Wikipediaartikel des Gebäudekomplexes, mit dem Hinweis auf die Baufälligkeit und damit verbundene Forderungen, das Gebäude abzureißen.
Literatur
- Gordon Mathews: Ghetto at the Center of the World. Chungking Mansions, Hong Kong. University of Chicago Press, Chicago 2011, ISBN 978-988-8083-36-7 (englisch, Volltext in der Google-Buchsuche – Werktitel in WorldCat; Buchbesprechung bei Journal of the Royal Anthropological Institute – JRAI, Open Edition Journals).
- Derek Siu: Chungking Mansions: The Self-Sufficient City. To what extent can Chungking Mansions be understand as a self-sufficient city? University of Bath, Bath, UK Januar 2014 (englisch, Online-Version, 93 Seiten – Master of Architecture Thesis – Diplomarbeit in Architektur an der Universität Bath).
Weblinks
- Offizielle Website – Chongqing Mansions (chinesisch, englisch)
- Offizielle Webpräsenz – Chongqing Mansions auf Facebook (chinesisch, englisch)
- A fortunate place – The secrets and truth inside Chungking Mansions. Spacetime: the history of a building. In: scmp.com. South China Morning Post, 2016 (englisch, Geschichte eines Bauwerks – Chungking Mansions – als multimedialer Zeitleiste).
- Chungking Mansions 1/3 (ab 0:14:59) auf YouTube, 23. Oktober 2010 (Dreiteilige Reportage über das Chungking Mansions in Hongkong von Guy Fischer und Hermann Scherm).
- Gordon Mathews: Ghetto at the Center of the World. Chungking Mansions, Hong Kong. Hong Kong University Press, Hongkong 2011, ISBN 978-988-8083-36-7 (englisch, Auszug aus dem Buch – 62 Seiten [PDF; 1,4 MB] Leseprobe).
Einzelnachweise und Anmerkungen
- Amie Cheng (edited by Alpha Chan): Photo Essay – Beyond the colours of Chungking Mansions. In: tyr.jour.hkbu.edu.hk. TYR – The Young Reporter, Hong Kong Baptist University, 10. Januar 2015, archiviert vom Original am 24. Januar 2021; abgerufen am 21. Juli 2021 (englisch).
- ZHU, Zijin Cora – 朱子槿 (edited by Moon Lam): My day in Chungking Mansions: Disconnected "country" in Hong Kong. In: tyr.jour.hkbu.edu.hk. TYR – The Young Reporter, Hong Kong Baptist University, 30. Dezember 2020, archiviert vom Original am 24. Januar 2021; abgerufen am 21. Juli 2021 (englisch): „Before the pandemic, it used to see about 10,000 visitors every day“
- Peter Shadbolt (with contribution of Jie Chen): Inside Africa – China, hip-hop and the new Sudan. In: cnn.com. CNN-World, 4. Februar 2011, archiviert vom Original am 27. Februar 2017; abgerufen am 10. Februar 2019 (englisch).
- „Chongqing-Markt“ (重慶市場 / 重庆市场, Chóngqìng Shìchǎng, Jyutping Cung4hing3 Si5coeng4, englisch Chungking Market, Chongqing-Market)
- „Zhongxing-Markt“a (中興市場 / 中興市场, Zhōngxīng Shìchǎng, Jyutping Zung1hing1 Si5coeng4, englisch Zhōngxīng Market)
- 香港購物商場的歷史與論述 – „Diskurs und Geschichte zur Hongkongs Einkaufszentren“. In: facebook.com. Facebook, abgerufen am 29. Dezember 2015 (chinesisch, Blogartikel – Ein Stadtplan aus dem Jahre 1957 vom Hongkong Tsimshatsui zeigt den "Chongqing-Markt – 重慶市場" (chin. Schriftzeichen) direkt oberhalb der „Middle Rd.“).
- 龍俊榮 – LUNG, Chung-Wing: 龍俊榮的生活足跡 – „Life Updates of Lung Chung-Wing“. In: blogspot.de. Blogger, 15. Oktober 2015, archiviert vom Original am 21. April 2019; abgerufen am 29. Dezember 2015 (chinesisch, Blogartikel – Fotos aus dem Jahre 1953 vom "Chongqing-Markt – 重慶市場" – Eckgebäude links neben "Mohanlela Emporium").
- 劉嘉蕙 – „Liu, Jiawei“: 回歸15周年之百年大挪移:水兵換上自由行 尖嘴始終遊客區 – „15 Jähriges Jubiläum nach Rückkehr zum China – 100 Jahre in Bewegung – Touristenmeile Tsimshatsui – Individualreisende statt Matrosen auf Landurlaub“. (Nicht mehr online verfügbar.) In: hk.apple.nextmedia.com. 16. Mai 2012, archiviert vom Original am 22. Dezember 2015; abgerufen am 29. Dezember 2015 (chinesisch, Zeitungsartikel – Fotos aus dem 1920 bzw. 1960 zur Geschichte von Tsimshatsui zeigen "Chongqing-Markt − 重慶市場" und "Chongqing-Mansions − 重慶大廈"; Autorname mittels Pinyin-Umschrift erzeugt und muss nicht der amtliche Namensschreibung des Autors entsprechen).
- „Einkaufspassage Cke“ (重慶站商場 / 重庆站商场, Chóngqìngzhàn Shāngchǎng, Jyutping Cung4hing3zaam1 Soeng1coeng4, englisch Chungking Station Mall)
- „WK Square“ (WK廣場 / WK广场, wk Guǎngchǎng, Jyutping wk Gwong2coeng4), ehemals „Wood House“ (活方商場 / 活方商场, Huófāng Shāngchǎng, Jyutping Wut6fong1 Soeng1coeng4, November 2009–2013)
- „Tsim Sha Tsui-Ost“ (尖沙咀東 / 尖沙咀东, Jiānshāzuǐ dōng, Jyutping Zim1saa1zeoi2 dung1, englisch East Tsim Sha Tsui, meist kurz 尖東 / 尖东, Jiāndōng, Jyutping Zim1dung1, englisch TST-East)
- Mathews 2011, S. 33f.
- Gordon Mathews: The World in a Building. In: berfrois.com. Berfrois, 17. August 2011, archiviert vom Original am 8. Januar 2020; abgerufen am 20. Juli 2021 (englisch).
- Bidoun Magazine – Ausgabe #11, Samantha Culp: (englisch) Chungking Mansions: Meta-hotel and micro-city. (Memento vom 11. April 2013 im Internet Archive) In: samanthaculp.com, 10. Juli 2007, abgerufen am 28. März 2013 – Online
- Mathews 2011, S. 35ff.
- Home away from home – Are asylum seekers crossing the line? Spacetime: the history of a building. In: scmp.com. South China Morning Post, 2016, archiviert vom Original am 11. Oktober 2016 (englisch): „[...], 70 per cent of Chungking Mansions is under CCTV surveillance and we intend to boost this to 80 to 90 per cent.“
- Mathews 2011, S. 37.
- Begriff „zhongxing – 中興“. In: zdic.net. Abgerufen am 31. Januar 2020 (chinesisch, deutsch, englisch, französisch).
- Begriff „chuko – 中興“. In: tangorin.com. Abgerufen am 31. Januar 2020 (englisch, japanisch).
- Begriff „chuko – 中興“. In: Wadoku.de. Abgerufen am 31. Januar 2020 (deutsch, japanisch).
- Gordon Mathews (麥高登 / 麦高登, Mài Gāodēng, Jyutping Mak1 Gou1dang1), sinisierter Namen nach kantonesischer Aussprache
- Raymond Chan, Jacqueline Choi, Edith Liu: Chungking Mansions Uncovered – 探秘重庆大厦. (Memento vom 8. April 2013 im Webarchiv archive.today) In: uschina.usc.edu, US-China Institute, University of California, 25. Mai 2011 (Memento vom 15. März 2019 im Internet Archive), abgerufen 28. März 2013. (englisch) – Online
- Jason Beerman: Inside Chungking Mansions with expert Gordon Mathews. In: CNN Travel. 11. August 2011, archiviert vom Original am 2. März 2017; abgerufen am 28. März 2013 (englisch).
- Helier Cheung: Chungking Mansions: Inside Hong Kong's favourite 'ghetto'. In: bbc.com. BBC News, 13. Dezember 2013, archiviert vom Original am 1. November 2020; abgerufen am 12. Dezember 2019 (englisch).
- Prof. Gordon Mathews – Department of Anthropology, CUHK. In: cuhk.edu.hk. CUHK, archiviert vom Original am 22. März 2020; abgerufen am 20. Juli 2021 (englisch).
- Awardee Professor Gordon Mathews – Professor Gordon MATHEWS, Department of Anthropology. In: cuhk.edu.hk. CUHK, archiviert vom Original am 16. November 2020; abgerufen am 20. Juli 2021 (chinesisch, englisch).
- Mathews 2011, S. 105f.
- Mathews 2011, S. 41ff.
- Mathews 2011, S. 38.
- Mathews 2011, S. 41.
- Mathews 2011, S. 217.
- 黃政嘉 – „Huang, Zhengjia“: 香港「重慶大廈」世界熔爐 治安堪憂電眼密佈 – „Hongkong Chungking Mansions – Schmelztiegel der Welt – Sicherheit bedenklich, Überwachungskamera überall“. (Nicht mehr online verfügbar.) In: tw.appledaily.com. 18. Oktober 2018, archiviert vom Original am 20. Dezember 2019; abgerufen am 10. Februar 2019 (chinesisch, Autorname mittels Pinyin-Umschrift erzeugt und muss nicht der amtliche Namensschreibung des Autors entsprechen).
- Compiled by WONG Yat-hei: City's own ‘global ghetto‘. In: scmp.com. South China Morning Post, 27. September 2011, archiviert vom Original am 17. Mai 2015; abgerufen am 10. Februar 2019 (englisch, Chungking Mansions).
- Chungking Mansions: Der wohl am stärksten globalisierte Ort weltweit. (Nicht mehr online verfügbar.) In: inhkmagazin.com. inhk-Magazin – das deutschsprachige Magazin in Hongkong, 9. März 2015, archiviert vom Original am 28. April 2019; abgerufen am 10. Februar 2019.
- A fortunate place – The secrets and truth inside Chungking Mansions. Spacetime: the history of a building. In: scmp.com. South China Morning Post, 2016, archiviert vom Original am 10. April 2019 (englisch): „Transformer room explodes – July 21, 1993“
- Gary Chan: Gang rape at Chungking. In: scmp.com. South China Morning Post, 25. Juli 1993, archiviert vom Original am 5. November 2013; abgerufen am 21. Juli 2021 (englisch, Gruppenvergewaltigung).
- Simpson Cheung: Murder probe over Chungking Mansions death. In: scmp.com. South China Morning Post, 11. August 2010, archiviert vom Original am 18. April 2016; abgerufen am 21. Juli 2021 (englisch, Morduntersuchung).
- Der Begriff tangfang (kantonesisisch 劏房 / 劏房, tāngfáng, Jyutping tong1fong4*2) tongfong, ist ein umgangssprachlicher Begriff in Hongkong für „Miniwohneinheiten“, das durch das Aufteilen einer gewöhnlichen Wohnung in eigenständige Kleinsteinheiten entstehen, um so mehr Bewohner als üblich in einer Wohnung vermieten zu können. Dieses Phänomen ist eine Reaktion an den stetig angespannten Wohnungsmarkt in Hongkong seit Ende der 1980er bzw. Anfang der 1990er Jahren. Die Bewohner solche Einheiten werden im Chinesischen tangfanghu (kant. 劏房戶 / 劏房户, tāngfánghù, Jyutping tong3fong4*2wu6) genannt.
- John Carney: Chungking Mansions a study of life lived in the raw – An alleged rape at Chungking Mansions is just the latest chapter in the life of a notorious destination with a rich history of anything goes. In: scmp.com. South China Morning Post, 9. Juni 2013, archiviert vom Original am 15. März 2018; abgerufen am 10. Februar 2019 (englisch).
- Ananth Krishnan: Indian arrested in Hong Kong on rape charges. WORLD. In: thehindu.com. The Hindu, 6. Juni 2013, archiviert vom Original am 24. Dezember 2013; abgerufen am 10. Februar 2019 (englisch).
- Yu Runze (Redakteur): Mainland student raped by Indian in Hong Kong. In: Sina.com. Sina Corporation, 3. Juni 2013, archiviert vom Original am 12. Februar 2019; abgerufen am 10. Februar 2019 (englisch).
- Rape suspect appears in HK court. In: china.org.cn. China Internet Information Center, 5. Juni 2013, archiviert vom Original am 12. Februar 2019; abgerufen am 10. Februar 2019 (englisch).
- Liam Fitzpatrick: The Best of Asia – Best for The Mind – Best Example of Globalization in Action. 15 of 27. In: time.com. Time Magazine, archiviert vom Original am 6. August 2020; abgerufen am 10. Februar 2019 (englisch).
- Christopher Shay: U.S. Crime Writer Tackles a Real Hong Kong Cold Case. In: time.com. Time Magazine, 10. November 2009, archiviert vom Original am 12. August 2020; abgerufen am 10. Februar 2019 (englisch).
- Gordon Mathews: Chungking Mansions – Home to the world. In: economist.com. University of Chicago Press, 20. August 2011, abgerufen am 10. Februar 2019 (englisch, The Economist-Artikel als Auszug aus dem Buch – „Ghetto at the Center of the World: Chungking Mansions, Hong Kong“).
- Guy Fischer, Hermann Scherm: Reportage über das Chungking Mansions. In: Youtube.com. 5. Juni 2013, abgerufen am 10. Februar 2019.