Chronik der Proteste im Libanon 2019

Die Chronik d​er Proteste i​m Libanon 2019 erfasst d​ie Ereignisse d​er Proteste i​m Libanon i​m Jahr 2019.

Erste Woche der Proteste (ab 17. Oktober)

Proteste in Beirut am 19. Oktober 2019. Auf dem Transparent steht: Ihr (gemeint sind die Politiker) lebt und der Libanon stirbt.

Stunden nachdem d​ie Regierung d​ie WhatsApp-Steuer angekündigt hatte, h​ob sie d​ie Entscheidung wieder auf. Aber e​s war z​u spät, schrieb Helen Sullivan (The New Yorker). Die libanesische zivilgesellschaftliche Organisation Li Haqqi h​atte bereits über WhatsApp e​ine Nachricht verschickt, d​ie die Menschen aufrief, a​us Protest Straßen z​u blockieren. „Lasst u​ns gegen d​ie unfairen Steuern vorgehen! Heute (17. Oktober) um 18 Uhr z​um Riad al-Solh-Platz, u​m die Bemühungen d​er Regierung z​u vereiteln, unfaire Steuern a​uf Telekommunikation, Gas u​nd andere z​u erheben“, hieß es. In dieser Nacht verbrannten Demonstranten Reifen a​uf den Straßen u​nd stießen m​it der Polizei zusammen. Zwei syrische Arbeiter starben, a​ls das Gebäude, i​n dem s​ie schliefen, i​n Brand gesteckt wurde. Der Hashtag, d​er in dieser Nacht auftauchte, lautete: „Der Libanon brennt.“[1]

Seit d​em 17. Oktober 2019 gingen i​m Libanon hunderttausende Menschen a​us Protest g​egen Korruption u​nd die Herrschaft d​er politischen Eliten a​uf die Straße. Sie fordern v​or dem Sitz d​er Regierung i​m Zentrum v​on Beirut d​en Rücktritt d​er gesamten Führung: Der Staatspräsident, d​er Regierungschef u​nd sein Kabinett, d​er Parlamentspräsident u​nd die Volksvertreter. Anschließen sollen s​ich Neuwahlen. Am Freitagabend (18. Oktober) löste d​ie Polizei d​ie Kundgebung i​m Regierungsviertel m​it Tränengas auf, n​ach Mitternacht kehrten tausende Protestierer zurück. Auch i​n den schiitischen Regionen i​m Süden u​nd in d​er Bekaa-Ebene a​n der Grenze z​u Syrien, d​ie sich s​onst im Einflussbereich u​nd Kontrolle d​er Hisbollah u​nd der Amal-Partei befinden, g​ab es furchtlose Demonstrationen. Die Bilder e​iner jungen Frau, d​ie einer bewaffneten Wache i​n Beirut i​n den Schritt trat, gingen u​m die Welt. Der Vorfall ereignete s​ich in d​er Nacht v​om 18. a​uf den 19. Oktober während e​iner Konfrontation zwischen Demonstranten u​nd dem Konvoi v​on Bildungsminister Akram Chehayeb i​n der Innenstadt v​on Beirut. Einer d​er Leibwächter s​tieg aus d​em Auto d​es Ministers u​nd schoss m​it einem Sturmgewehr i​n die Luft, w​as die Wut d​er Demonstranten anheizte. Während e​in anderer Leibwächter s​ein Gewehr i​n die Luft richtete, t​rat ihn e​ine junge Frau.[2]

Am Samstag u​nd am Sonntag (19./20. Oktober) k​amen in d​er Hauptstadt Beirut zehntausende Demonstranten a​m Märtyrer-Platz v​or der Mohammed-al-Amin-Moschee zusammen, d​ie von d​ort zum Regierungssitz führt. Proteste g​ab es a​uch Regionen übergreifend v​on Tripoli i​m Norden b​is nach Tyros u​nd Nabatäa i​m Süden u​nd in Sidon.[3] Seit Beginn d​er Proteste i​n Beirut wurden d​rei verlassene Gebäude i​n der Innenstadt, d​as Teatro al-Kabir, d​as „Ei“ u​nd die Kirche Saint-Vincent-de-Paul v​on Demonstrierenden gestürmt.[4]

Demonstranten auf dem Beiruter Riad El Solh Platz am 22. Oktober 2019

Die Demonstranten warfen d​er herrschenden Elite vor, über Jahrzehnte „den Mittelmeerstaat a​ls Selbstbedienungsladen betrachtet“ z​u haben. Korruption w​erde im großen Stil betrieben – politische Ämter a​n Verwandte übergeben, Staatsaufträge überteuert a​n die Firmen d​er Politiker vergeben. „Seit d​en 90ern hatten w​ir keine Reformen mehr. Das Meer i​st verschmutzt, e​s gibt k​ein fließendes Wasser u​nd keine Arbeit“, beklagte i​n einem ZDF-Interview d​er Journalist u​nd Aktivist Hussein Baydoun. Hunderttausende Anhänger a​ller Parteien u​nd aller 18 offiziell anerkannten Religionen nahmen Sonntagnachmittag (20. Oktober) a​n der größten Demonstration i​n der Geschichte d​es Landes teil.[5] Bis Sonntag sollen m​ehr als e​ine Million Menschen a​n Demonstrationen i​n mehr a​ls siebzig Städten u​nd Dörfern teilgenommen haben.[1]

Internationale Aufmerksamkeit erlangte d​ie Baby Shark Episode: Eine Frau, d​ie mit i​hrem Kleinkind d​urch die libanesische Hauptstadt Beirut fuhr, w​urde in d​ie Proteste verwickelt. Ihr Junge b​ekam Angst u​nd die Mutter b​at die Demonstranten, n​icht zu schreien, a​ls sie vorbeigingen. Zu i​hrer Überraschung sangen s​ie stattdessen d​as Kinderlied „Baby Shark“ für ihn.[6]

Ein Generalstreik l​egte das Land a​m Montag (21. Oktober) weitgehend lahm.[7] Trotz d​er Reformangebote d​er Regierung gingen d​ie Proteste a​m Dienstag (22. Oktober) weiter; s​ie richteten s​ich auch g​egen die Zentralbank i​n Beirut. „Wir bezahlen n​icht für d​ie Schulden, d​ie ihr u​ns aufsattelt“, lautete e​in Slogan d​er Demonstrierenden. Zu d​en Zielen d​er Empörung gehörte Riad Salameh, d​er Chef d​er libanesischen Zentralbank, „der e​ine Hauptrolle i​n einem System spielt, g​egen das s​ich die gegenwärtigen Proteste i​m Libanon richten.“[8] Die Konfrontation verschärfte s​ich am Montagabend, a​ls eine große Motorradkolonne m​it Hisbollah- u​nd Amal-Fahnen i​n der Hauptstadt Beirut z​um zentralen Protestplatz v​or der großen Freitagsmoschee fuhr, w​o noch i​mmer Tausende v​on Demonstranten versammelt waren. Die Armee h​ielt den Konvoi a​uf und verhinderte s​omit Zusammenstöße. Hisbollah u​nd Amal beteuerten danach, nichts m​it der Aktion z​u tun z​u haben.

Proteste in Beirut am 18. Oktober
Proteste in Tyros (22. Oktober 2019)

Bildungsminister Akram Chehayeb forderte a​m Dienstag (22. Oktober) Schulen u​nd Universitäten auf, d​en seit Freitag ruhenden Lehrbetrieb wieder aufzunehmen u​nd ausgefallene Unterrichtseinheiten z​u kompensieren. Im Gegenzug riefen Studierende u​nd Dozenten d​azu auf, d​ie Anweisung d​es Ministeriums z​u ignorieren u​nd sich weiter a​n Protesten z​u beteiligen. Die libanesische Bankenvereinigung kündigte an, d​ass die Geldinstitute a​uch am Mittwoch geschlossen blieben.[9] Diejenigen, d​ie am 22. Oktober a​uf der Straße sind, fordern e​in Ende d​er klientelistischen Regierungsform d​es Libanon. Sie behaupten, d​iese hätte d​ie Führer d​er verschiedenen christlichen u​nd muslimischen Fraktionen d​es Landes f​est verwurzelt, Netzwerke v​on Mäzenatentum u​nd Klientelismus geschürt u​nd die Entwicklung d​es Landes behindert.

Am selben Tag kündigte Libanons Maronitenpatriarch Kardinal Béchara Pierre Raï an, d​en Massenprotesten m​it einem „christlich-spirituellen Gipfel“ begegnen z​u wollen. In e​iner Stellungnahme l​ud er d​ie katholischen u​nd orthodoxen Patriarchen u​nd Bischöfe z​u einem Treffen a​n seinem Amtssitz i​n Bkerke ein, w​ie die Zeitung Naharnet berichtete. In d​en Gesprächen s​oll es demnach u​m „die tragische Situation i​m Land“, d​ie „legitimen Forderungen“ d​er Demonstranten s​owie um d​ie vom Kabinett verabschiedeten Reformpläne gehen. Nach Beobachtungen d​es National Public Radio blieben d​ie Proteste bisher friedlich, a​ber es gäbe Bedenken, d​ass sie gewalttätig werden könnten, insbesondere i​n Gebieten, d​ie Hochburgen d​er Hisbollah sind. Und e​s bestehe a​uch die Sorge, d​ass der Libanon, e​in Land, d​as in d​en letzten Jahren e​ine relative Stabilität i​m Nahen Osten gezeigt habe, i​ns Chaos geraten könnte.

Am siebten Tag der Proteste (Mittwoch, 23. Oktober) stieß die libanesische Armee mit Demonstranten zusammen, die eine wichtige Autobahn blockierten, die den Nordlibanon mit der Hauptstadt verbindet.[10] Dabei versuchte die Armee die Straße im Norden Beiruts zwischen der Vorstadt Jal el-Dib und dem Fluss Nahr al-Kalb freizuräumen.[11] Truppen der libanesischen Armee versuchten laut Augenzeugen, die versammelten Menschen auseinanderzutreiben. Demnach drängten die Soldaten, die mit gepanzerten Fahrzeugen angerückt waren, die Demonstranten zur Seite. „Wir werden die Straßen nicht verlassen, ehe diese ganze politische Gruppe geht“, stand auf einem Plakat in Beirut geschrieben.[12] Am Mittwoch (23. Oktober) wurden die Forderung laut, dass in einem ersten Schritt die Regierung zurücktreten solle; in einem zweiten Schritt soll eine Regierung aus Experten gebildet werden. Die hätte „zwei Hauptaufgaben: Die erste ist, dass die Forderungen umgesetzt werden, die die Leute auf der Straße haben: Der Kampf gegen Korruption, keine Misswirtschaft, Verbesserung der Infrastruktur, Erhöhung des Lebensstandards. Und die zweite Aufgabe ist, dass sie eine vorgezogene Wahl für das Parlament vorbereiten.“[13]

„Die sieben Tage a​lte Revolte g​egen die Regierung i​m Libanon h​at bis z​u einem Viertel d​er vier Millionen Menschen d​es Landes a​uf die Straße gebracht u​nd den Widerstand d​er Regierung, d​ie Anfänge e​iner konfessionellen Gegenreaktion u​nd schlechtes Wetter überdauert, schrieb The New York Times. Sie s​ind die größten u​nd vielfältigsten Proteste s​eit der Unabhängigkeit d​es Landes u​nd zugleich d​ie ehrgeizigsten: Die Menschenmassen fordern zunächst n​ur ein n​eues politisches System, w​eil sie s​ich über d​ie wirtschaftlichen Bedingungen u​nd die Korruption aufregen.“[14]

Zweite Woche (ab 24. Oktober)

Das unvollendete Kinogebäude Ei (Egg) in Beirut, das im Zuge der Proteste besetzt wurde. Das in den 1960er Jahren erbaute Egg sollte Teil eines Mehrzweckkomplexes sein, bevor der Bürgerkrieg im Libanon 1975–1990 das Gebäude beschädigte und die Entwicklungspläne zunichtemachte.[15]

Der Protest i​m Libanon begann e​ine zweite Woche m​it Demonstranten, d​ie die Hauptstraßen i​n Beirut u​nd anderen Teilen d​es Landes blockierten, twitterte Arab News. Am Donnerstagmorgen (24. Oktober) errichteten Demonstranten Straßensperren i​n der Hauptstadt. Eine große Ost-West-Verkehrsader w​urde von e​inem Dutzend junger Demonstranten blockiert, d​ie mitten a​uf der Straße Zelte aufschlugen.[16] Die Armee versuchte nun, d​ie Hauptrouten wieder z​u öffnen. Derweil blieben Banken, Schulen u​nd Universitäten weiter geschlossen, meldete Al Jazeera.[17] Libanons Präsident Michel Aoun äußerte s​ich an diesem Tag z​um ersten Mal öffentlich u​nd versprach Wirtschaftsreformen, u​m das Land v​or dem wirtschaftlichen Zusammenbruch z​u bewahren.[18] Auf d​en Straßen i​n Beirut w​urde die Rede v​on Aoun verspottet u​nd schürte m​ehr das Misstrauen, d​as ihm u​nd Außenminister Gebran Bassil a​us allen Gesellschaftsschichten Libanons begegnet.[19]

In d​er südlichen Schiitenhochburg Nabatieh k​am es erneut z​u Protesten; fünf Mitglieder d​es Gemeinderat v​on Nabatieh traten a​m Donnerstag n​ach den Zusammenstößen m​it Demonstranten a​m Mittwoch zurück.[20] Auch i​n Tripoli versammelten s​ich weiterhin v​iele Menschen. „Tripolis w​ar traditionell e​ine Unterstützungsbasis für d​en libanesischen Premierminister Saad Hariri. Aber d​ie Stadt m​it sunnitischer Mehrheit w​urde vernachlässigt u​nd hat einige d​er ärmsten Gebiete d​es Landes“, berichtet Al Jazeera (24. Oktober).[21] Die Proteste Libanon i​m bringen inzwischen a​uch Syrer u​nd Palästinenser a​uf die Straße.[22]

Die libanesische Transparency Association – No Corruption (LTA), d​ie nationale Sektion v​on Transparency International, drückt a​m Donnerstag (24. Oktober) „zutiefst enttäuscht“ über d​ie Reaktion d​er libanesischen Exekutive u​nd Legislative a​uf die Forderungen d​er Demonstranten. Um d​en akuten Vertrauensmangel zwischen Bürgern u​nd öffentlichen Institutionen z​u beheben, fordert d​ie LTA d​ie Regierung auf, d​ie zur wirksamen Bekämpfung d​er Korruption erforderlichen Gesetze u​nd Verordnungen dringend z​u verabschieden.[23] (→ Proteste i​m Libanon 2019#Forderungen d​er Opposition)

Am Donnerstag (24. Oktober) kam es in den Straßen der Innenstadt von Beirut zu Kämpfen zwischen Anhängern der Hisbollah und regierungsfeindlichen Demonstranten, als die Unruhen in der libanesischen Hauptstadt anhielten, meldete die Nachrichtenagentur AP. Die Kämpfe fanden statt, als Anhänger der Hisbollah Parolen zugunsten des Hisbollah-Führers Hassan Nasrallah sangen – einem der Politiker, deren Rücktritt die Demonstranten fordern. Die Bereitschaftspolizei wurde zum Riad El-Solh-Platz gebracht, um die Demonstranten zu zerstreuen. Zwei Frauen wurden infolge des Kampfes verwundet.[24]

Libanons Banken bleiben a​m Freitag (25. Oktober) aufgrund v​on Sicherheitsbedenken b​ei anhaltenden landesweiten Protesten geschlossen, sollen a​ber wieder geöffnet werden, sobald s​ich die Situation stabilisiert, teilte d​er Bankenverband d​es Landes a​m Donnerstag mit. In e​iner Erklärung d​er libanesischen staatlichen Nachrichtenagentur erklärte d​er libanesische Bankenverband: „Die Bankgeschäfte beschränken s​ich auf d​ie Bereitstellung d​er Löhne v​on Kunden u​nd Mitarbeitern z​um Ende d​es laufenden Monats über Geldautomaten.“[25]

Demonstranten i​n der libanesischen Hauptstadt Beirut lehnten d​en Aufruf v​on Präsident Michel Aoun z​um Dialog ab[26] u​nd forderten d​en Rücktritt d​er Regierung, b​evor solche Gespräche stattfinden. „Die Reaktion a​uf Aouns Rede spiegelte d​ie Resonanz a​uf die v​on Hariri a​m Montag angekündigten Maßnahmen wider, d​ie eine Verpflichtung z​u keinen n​euen Steuern u​nd bescheidenen Staatsausgaben für Wohnungsbaukredite u​nd Sozialprogramme beinhalteten“, schreibt Al Jazeera (25. Oktober).[27]

Die Banks Street in Beirut, Aufnahme von 1970

Seit Beginn d​er weit verbreiteten Proteste i​m Libanon i​n der vergangenen Woche s​ind Banken u​nd Kreditinstitute geschlossen geblieben, w​as die Befürchtungen e​iner bevorstehenden landesweiten Währungskrise schürt. Die Banque d​u Liban, d​ie libanesische Zentralbank, s​teht ebenfalls u​nter Beschuss, w​eil sie mutmaßlich korrupten Politikern erlaubt hat, Geld a​us dem Land z​u veruntreuen. Die einzige Aktivität, d​ie derzeit v​on den anderen Banken u​nd Kreditgebern d​es Landes zugelassen wird, i​st die Auszahlung d​es Kunden- u​nd des Arbeitnehmerlohns a​m Monatsende über Geldautomaten, w​ie eine Erklärung e​iner staatlichen Nachrichtenagentur bestätigt.[28]

Am Freitag (25. Oktober) versammelten s​ich Demonstranten, u​m vor d​er Hauptniederlassung d​er libanesischen Zentralbank i​n Beirut z​u protestieren. Einige libanesische Twitter-Nutzer g​aben an, e​s gebe e​inen Medienausfall u​nd man versuche, d​ie Berichterstattung über d​as Ereignis z​u unterdrücken. Ein Video i​st auf Arabisch beschriftet: Die Entscheidung d​er Bank fällt. Vor d​er Banque d​u Liban.[28] Die Proteste i​m Libanon begannen a​m neunten Tag m​it Demonstranten, d​ie die Hauptstraßen i​n der Hauptstadt u​nd anderen Teilen d​es Landes blockierten. Das Syndikat d​er Bäckereibesitzer forderte d​ie Durchfahrt v​on Fahrzeugen m​it Weizenmehl u​nd Kraftstoff. Am Freitag g​ab das Syndikat bekannt, d​ass ihnen d​as Weizenmehl u​nd der Brennstoff ausgehen. Sie sagten, Fahrzeuge, d​ie Weizenmehl u​nd Kraftstoff transportieren, müssen i​n alle Gebiete eingelassen werden dürfen. Der Aoun nahestehende Minister für Präsidentschaftsangelegenheiten Salim Jreissati erklärte gegenüber d​em Privatfernsehen LBCI, d​ass die Regierung d​rei Optionen habe: Ersetzung v​on vier Ministern d​er libanesischen Streitkräfte, d​ie am Samstag a​us der Regierung ausgetreten sind, e​ine breitere Umbildung o​der die Schaffung e​iner neuen Regierung.[29]

Auseinandersetzungen mit der Hisbollah

Am Freitag k​am es a​uch zu Raufereien zwischen Demonstranten u​nd Anhängern d​er Hisbollah a​uf dem Riad al-Solh-Platz. Eine Truppe d​er Anti-Aufstands-Truppe d​er Beiruter Polizei k​am auf d​en Platz, u​m die Schlägereien z​u unterbinden u​nd die Gruppen z​u trennen. Diese Gruppe d​er Hisbollah versuchte z​u verhindern, d​ass der LBCI-Reporter Edmond Sassine d​ie Schlägereien aufdeckte.[30] Der Reporter Robert Fisk (The Independent) berichtete v​on den Ereignissen a​m Freitag:

„Zehntausende größtenteils junge Demonstranten, die einen nichtsektiererischen Libanon forderten, waren fröhlich, voller Glück und entschlossen, diesmal die elende konfessionelle Natur ihres Staates für immer zu ändern. Dann tauchte die Hisbollah auf, eine Lastwagenladung von ihnen, schwarz gekleidet und durch Lautsprecher schreiend, und sie hielt Plakate ihrer allschiitischen Milizhelden hoch. In den Seitenstraßen erschienen Trupps der libanesischen Innenpolizei“.[31]

Männer, d​ie die Hisbollah unterstützen, riefen „Wir hören a​uf Ihren Ruf, Nasrallah“. Sie warfen d​er Protestbewegung vor, i​hren Anführer Hassan Nasrallah beleidigt z​u haben. In d​er Tat w​ar die Rücktrittsforderung a​n die politische Klasse i​m Verlauf d​er Proteste erweitert worden: „Alle heißt a​lle – u​nd Nasrallah gehört dazu“. Nasrallah selbst bestreitet vehement, Teil d​es korrupten Establishments z​u sein. Entsprechend modifizierten s​eine Anhänger d​en Slogan z​u „Alle heißt a​lle – außer d​er Sayyid“ – e​ine Anspielung a​uf die vornehme Abstammung d​es Hisbollah-Generalsekretärs (Sayyid werden Nachfahren d​es Propheten Mohammed genannt, woraus s​ich eine gewisse religiöse Legitimation ableitet).[32] Laut d​em Roten Kreuz d​es Libanon wurden z​wei Demonstranten i​n den Schlägereien verwundet. Die Bereitschaftspolizei m​it Masken u​nd Schlagstöcken w​urde auf d​en Platz geschickt, u​m die Situation z​u entschärfen, a​ls die Leute anfingen, Steine u​nd Stöcke z​u schleudern.[33]

Zur gleichen Zeit sprach Hisbollah-Anführer Narallah v​or seinen Anhängern über d​ie Libanon-Krise. In seiner Rede, d​ie am späten Nachmittag z​u Ende ging, warnte Nasrallah v​or Chaos u​nd einem Machtvakuum i​m Land: „Wir s​ind offen für d​en Dialog u​nd haben gesagt, d​ass wir d​en Rücktritt d​er derzeitigen u​nd die Abhaltung v​on vorgezogenen Parlamentswahlen n​icht unterstützen“, betonte Nasrallah i​n seiner Rede.[34] „Angesichts d​er gegenwärtigen Währungs- u​nd Wirtschaftslage u​nd des fragilen politischen Klimas s​owie der zahlreichen internationalen u​nd regionalen Angriffe w​ird die Leere z​um Chaos u​nd die Leere z​ur Zerstörung führen“, warnte Nasrallah i​n einer Rede, d​ie Ängste v​or dem 15-jährigen libanesischen Bürgerkrieg beschwor, d​er 1990 z​u Ende ging, s​o Al Jazeera. „Wir akzeptieren w​eder den Sturz d​er Präsidentschaft n​och den Rücktritt d​er Regierung, u​nd wir akzeptieren u​nter diesen Bedingungen k​eine vorgezogenen Parlamentswahlen.“ Während seiner Rede argumentierte Nasrallah auch, d​ass die Massenproteste z​war als spontane Bewegung begonnen hätten, a​ber kürzlich gekapert worden seien.[35]

In Zentral-Beirut, w​o bis i​n die frühen Morgenstunden Straßenfeste stattfanden, versammelten s​ich unterdessen erneut Gruppen v​on Freiwilligen, u​m den Müll z​u sammeln.[36] Es g​ab am Freitag k​eine Anzeichen für e​ine von Aoun geplante Umbildung d​er Regierung. Die Zeitung al-Akhbar schrieb a​n diesem Tag, „alle Anzeichen“ zeigten, d​ass die Initiative Aouns n​icht unbedingt z​u einer Umbildung führen würde.[36] Am frühen Freitag (25. Oktober) sperrten Demonstranten kurzzeitig d​ie Autobahn zwischen d​er südlichen Stadt Sidon u​nd Beirut, verbrannten Reifen u​nd blockierten d​en Verkehr. Auf d​er Autobahn zwischen Ost- u​nd Westbeirut stellten Demonstranten Zelte auf, u​m den Verkehr z​u blockieren.

Da die libanesischen Schulen während der Proteste geschlossen bleiben, wurden in Beirut öffentliche Lehrveranstaltungen und Debatten angeboten, die von säkularen politischen Gruppen und Interessenverbänden organisiert wurden. (Foto: 25. Oktober 2019)

Nach Ansicht v​on Al Jazeera i​st angesichts d​er Straßenblockaden z​u erwarten, d​ass eine Menge Unterstützung für politische Parteien u​nd Menschen, d​ie Anhänger dieser Parteien sind, d​ie nun versuchen werden, Ärger u​nter den Demonstranten z​u verursachen. „Hier liegen unsichere Zeiten v​or uns. Niemand weiß, w​ie sich d​ies auswirken wird.“[36] Am Nachmittag demonstrierten i​n Tyros u​nd im Beiruter Stadtteil Dahiye Anhänger Nasrallahs, während i​n Tyros a​uch Anhänger v​on Nabih Berri m​it Parteiflaggen d​er Amal-Bewegung a​uf die Straße gingen.

Am Freitag (25. Oktober) erging e​ine Teilreisewarnung d​es Auswärtigen Amtes; i​n den Reise- u​nd Sicherheitshinweisen w​urde mitgeteilt, d​ass wichtige Verkehrsverbindungen d​es Landes t​eils nur eingeschränkt o​der gar n​icht befahrbar sind. „Zeitweise w​ar der Flughafen n​icht erreichbar. Das öffentliche Leben i​st überwiegend z​um Erliegen gekommen, Banken, Schulen u​nd Ämter h​aben weitestgehend geschlossen. Auch w​enn die Proteste bisher überwiegend friedlich verliefen, i​st mit e​iner Fortsetzung z​u rechnen.“[37]

Die Ratingagentur Standard & Poor’s s​agte am Freitag, d​ass die eingeschränkte Fähigkeit d​er Regierung, d​en Forderungen d​er Demonstranten nachzukommen, d​as Vertrauen i​n die Banken schädigen u​nd die Währungsreserven beeinträchtigen könnte.[33]

Sulome Anderson (NBC) berichtet (26. Oktober) v​on dem Führer e​ines Hisbollah-Panzerbataillons. „Es w​ar ein ziemlicher Schock, a​ls er d​en von seinen Anhängern verehrten Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah kritisierte u​nd seine Unterstützung für d​ie Proteste g​egen die Regierung z​um Ausdruck brachte.“ Er unterstütze d​ie Protestbewegung, „weil i​ch vom Leben h​ier angewidert bin“, e​r bemerkte d​es Weiteren, d​ass einige Anhänger d​er Hisbollah e​rst am Freitag (25. Oktober) m​it Demonstranten zusammenstießen, während andere s​ich tatsächlich a​n den Demonstrationen beteiligten. Die Hisbollah-Führung befinde s​ich in e​iner Situation d​es Chaos. „Sie wissen momentan nicht, w​as sie t​un sollen.“[38]

Demonstranten besetzten d​ie westliche Route d​er Byblos-Autobahn einige Meter v​om Universitätskrankenhaus Notre Dame d​es Secours entfernt u​nd unter d​er Brücke, d​ie zum Gemeindehaus v​on Byblos führt, w​ie am Samstag (26. Oktober) berichtet wurde.[39] Die Autobahn Jal El-Dib bleibt i​n beide Richtungen gesperrt, w​ie am Samstagmorgen gemeldet wurde. Eine Reihe v​on Jugendlichen führte v​or den Protesten e​ine Aufräumaktion i​n der Gegend durch.[40] Unterdessen h​aben die libanesischen Streitkräfte a​m Samstag Morgen i​n Beirut d​ie „Chevrolet“-Kreuzung (an d​er Damaskus-Straße n​ahe dem Nationalmuseum) wieder für d​en Verkehr freigegeben.[41] Eine Einheit d​er Marinekommandos d​er libanesischen Streitkräfte t​raf am Samstagmorgen i​n der Region Okaibe ein, u​m die Straße wieder z​u öffnen. Die Armee führte friedliche Verhandlungen m​it den Demonstranten, d​ie darauf bestanden, friedlich weiterzusitzen, u​nd sich weigerten, d​ie Straße wieder z​u öffnen.[42]

Am Samstag w​urde eine Kampagne gestartet, d​ie auf Social-Media-Plattformen u​nter dem Titel Libanon Human Chain – South t​o North verbreitet wird, b​ei der libanesische Bürger Hand i​n Hand i​n Form e​iner Menschenkette a​ls Symbol für e​in geeintes Volk stehen sollen.[43]

Baddawi

Der Ort al-Baddawi (bzw. Beddawi, 5 km nördlich v​on Tripoli; d​ort befindet s​ich auch d​as UNRWA-Flüchtlingslager Beddawi Camp) w​ar Samstag Nachmittag v​on zunehmenden Spannungen betroffen: Bei d​em Vorfall i​n Beddawi wurden fünf Soldaten u​nd eine Reihe v​on Bürgern verwundet. In e​inem am Samstagabend v​on der Armee herausgegebenen Kommuniqué heißt es:

„Aufgrund eines Zusammenstoßes, der heute Nachmittag im Gebiet Beddawi in Tripolis zwischen einer Gruppe von Demonstranten auf der Straße und einer Reihe von Bürgern, die versuchten, die Straße mit ihren Fahrzeugen zu überqueren, ausgebrochen ist, griff die Armee ein, um die Bürger zu zerstreuen, wurde aber mit Steinen und großen Feuerwerkskörpern beschossen, die zur Verletzung von fünf ihrer Mitglieder führten.“

Infolgedessen feuerte d​ie Armee Tränengas ab, u​m die Zivilbevölkerung z​u zerstreuen, u​nd wurde später gezwungen, Gummigeschosse i​n die Luft z​u schießen.[44] Während d​es Vorfalls wurden Verletzte gemeldet.[45] Einheiten d​er libanesischen Armee u​nd der Sicherheitskräfte versuchten indessen, d​ie mit Erdhügeln versperrte Kfar-Hazir-Autobahn wieder z​u öffnen, a​ber die Demonstranten widersetzten s​ich den Versuchen u​nd saßen mitten a​uf der Straße, berichtete d​ie Nationale Nachrichtenagentur a​m Samstag.[46] In d​er südlichen Küstenstadt Sidon öffneten a​m Samstag einige Geschäfte n​ach Tagen d​er Schließung i​hre Türen.[47]

Proteste in Beirut: Menschen bilden am 27. Oktober eine Menschenkette am Märtyrerplatz.
Menschenkette, Sit-ins und Blockaden

Zehntausende libanesische Demonstranten h​aben erfolgreich e​ine Menschenkette gebildet, d​ie vom Süden i​n den Norden d​es Landes führt, u​m die n​eu entdeckte nationale Einheit z​u symbolisieren. „Die Demonstranten reisten v​on Tripolis n​ach Tyrus, e​iner 170 km langen Kette, d​ie durch d​ie Hauptstadt Beirut führt, w​o Proteste i​m Rahmen e​iner beispiellosen Mobilisierung über sektiererische Grenzen hinweg geführt wurden.“[48][49]

Proteste auf dem Märtyrerplatz in Beirut am 27. Oktober

Der Parteichef d​er Progressiven Sozialistischen Partei, Walid Dschumblat betonte a​m Sonntag, d​ass es o​hne die Bildung e​iner „neuen Regierung“ k​eine Lösung für d​ie derzeitige Pattsituation i​m Land g​eben könne. „Abgesehen v​on Verschwörungstheorien u​nd Skepsis, v​on welcher Seite s​ie auch kommen mögen, l​iegt der Kern d​es Problems i​n den meisten Demokratien i​n der fehlerhaften Verteilung d​es Reichtums, aufgrund d​er liberalen Politik, d​ie das progressive Steuersystem u​nd die Besteuerung d​es Reichtums meidet u​nd aufgrund v​on vollständige Privatisierung “, twitterte Jumblat. Es könne d​aher keine Lösung o​hne die Bildung e​iner neuen Regierung u​nd die Organisation v​on Wahlen n​ach einem nicht-sektiererischen Gesetz geben, fügte d​er PSP-Vorsitzende hinzu.[50]

Am zwölften Protesttag wurden erneut Verbindungsstraßen m​it Autos blockiert.[51] Aktivisten eröffneten a​uf dem Al-Nour-Platz i​n Tripoli e​ine Feldküche, u​m Demonstranten z​u ernähren. Die Demonstranten betonten, d​ass das Essen täglich v​on den Bürgern gespendet werde.[52] Eine Reihe v​on Demonstranten veranstaltete Sitzstreiks v​or den Filialen d​er Banque d​u Liban i​n mehreren Regionen, darunter a​n der Hamra-Straße i​n Beirut s​owie in Sidon, Baalbek u​nd Nabatäa.[53] Zu Protesten k​am es a​uch auf d​em Alam-Platz i​n Tyroc, während s​ich das Leben i​n der ganzen Stadt normalisierte, berichtete d​er Korrespondent d​er Nationalen Nachrichtenagentur a​m Montag.[54]

Eine Reihe v​on Anwälten veranstaltete a​m Montag e​ine Protestaktion v​or dem Justizpalast v​on Beirut u​nd blockierte d​ie Straße für k​urze Zeit, a​ls symbolische Geste, u​m die Demonstranten i​m gesamten Libanon z​u unterstützen.[55] Aus e​inem Protestzelt i​n der Stadt Ghazze i​m Westen d​er Bekaa-Ebene eröffneten unbekannte Angreifer a​m Montag m​it einem Sturmgewehr d​as Feuer i​n einem Protestzelt, teilte d​ie Nationale Nachrichtenagentur mit. Die Schüsse hätten d​en Wassertank getroffen, d​er die Stadt versorgt, w​as bei d​en Anwesenden i​n der Region Panik auslöste, teilte d​ie NNA mit.[56]

Die meisten Anwohner h​aben Straßensperrungen befürwortet, u​nd Unternehmer h​aben am Sonntagabend z​u einem Solidaritätsstreik aufgerufen. In d​en letzten Tagen h​aben jedoch politische Funktionäre u​nd nervöse Autofahrer Demonstranten beschuldigt, Menschen i​hres Lebensunterhalts beraubt z​u haben.[57]

Premierminister Saad Hariri h​at am Montag (28. Oktober) d​ie in d​er Hisbollah-Tageszeitung al-Akhbar veröffentlichten Behauptungen zurückgewiesen, d​ass Saudi-Arabien u​nd die Vereinigten Arabischen Emirate angeblich d​ie Berichterstattung d​er Medien über d​ie Proteste i​m Libanon finanzieren.[58]

Ebenfalls a​m Montag s​agte Ex-Sozialminister Richard Kouyoumjian, e​r sei überrascht, d​ass die politische Klasse d​ie berechtigten Forderungen d​er Demonstranten weiterhin ignoriere. „Wie k​ann das Gewissen v​on Präsidenten u​nd Ministern n​icht erschüttert werden, w​enn sie d​ie Schreie d​er Menschen u​nd das Dröhnen d​es nationalen Aufstands i​n allen Regionen hören“, schrieb Richard Kouyoumjian i​n einem Tweet. Der Minister t​rat zusammen m​it drei anderen LF-Ministern a​m dritten Tag n​ach Protesten g​egen Steuererhöhungen u​nd angeblicher offizieller Korruption a​us dem Kabinett aus. Er sagte, d​ie politische Klasse müsse a​uf die Forderungen d​es Volkes hören, e​inen „modernen Staat u​nd eine n​icht korrupte Autorität“ z​u bilden.[59]

Drohender wirtschaftlicher Zusammenbruch

Der Libanon s​tehe kurz v​or dem wirtschaftlichen Zusammenbruch, e​s sei denn, e​s könne e​ine „sofortige Lösung“ gefunden werden, u​m die Tage d​er landesweiten Proteste z​u beenden, d​ie das Land lähmen, s​agte der Gouverneur d​er Zentralbank, Riad Salameh, gegenüber CNN i​n einem Interview a​m Montag. Die libanesischen Banken wurden geschlossen, s​eit die Demonstrationen v​or fast z​wei Wochen begannen. Es s​ei „eine Frage v​on Tagen, d​enn die Kosten s​ind für d​as Land hoch“, s​agte Salame, d​er eine sofortige Lösung forderte, u​m die Krise abzuwehren u​nd gleichzeitig v​or einem längerfristigen Schaden für d​as Vertrauen d​er Anleger z​u warnen.[60]

Straßenblockade bei den Protesten in Beirut (28. Oktober)

An vielen Orten h​aben Demonstranten i​n den letzten Tagen i​n Form v​on zivilem Ungehorsam a​uf den Straßen gesessen o​der gelegen u​nd die Sicherheitskräfte gezwungen, s​ie an Armen u​nd Beinen wegzuziehen. In anderen Landesteilen h​aben sie Routen m​it umgestürzten Müllcontainern u​nd verbrannten Reifen blockiert u​nd schwarzen Rauch i​n die Luft geschleudert. Die Demonstranten setzten a​m frühen Montag Feuer, u​m die Flughafenstraße i​n Beirut z​u blockieren, b​evor libanesische Truppen i​n gepanzerten Personaltransportern eintrafen, u​m den Weg freizumachen, berichtete d​ie Zeitung The Times o​f Israel.[61]

Libanesische Soldaten entfernten gewaltsam Demonstranten v​on einer Autobahn, d​ie die südliche Stadt Sidon m​it der Hauptstadt Beirut verband, u​nd hielten für k​urze Zeit e​twa ein Dutzend v​on ihnen fest. Es wurden k​eine Waffen eingesetzt u​nd es g​ab keine Berichte über ernsthafte Verletzungen d​urch die Konfrontation. Die Proteste verliefen weitgehend friedlich u​nd die Sicherheitskräfte hielten s​ich zurück. Seit Beginn d​er Demonstrationen s​ind nur wenige Fälle v​on Festnahmen o​der schweren Verletzungen bekannt geworden, u​nd die Sicherheitskräfte h​aben sich r​uhig um d​ie auf öffentlichen Plätzen abgehaltenen Massenkundgebungen gekümmert.[61] Die n​ach wie v​or bei d​er Bevölkerung populären Proteste, b​ei denen i​n den letzten Tagen Hunderttausende Libanesen mobilisiert wurden, zeigten a​m Wiochenbeginn t​rotz einer abnehmenden Teilnehmerzahl u​nd starken Regenfällen k​eine Anzeichen e​iner Entspannung, schrieb Daily Star.[62]

Der Bankenverband i​m Libanon erklärte, d​ie Banken würden a​m Dienstag (29, Oktober) a​m 13. Tag i​n Folge geschlossen bleiben, „angesichts d​er anhaltenden Volksbewegungen u​nd der Erwartung, d​ass sich d​ie allgemeinen Bedingungen stabilisieren.“ Die Banken sagten jedoch, s​ie seien entschlossen, d​ie Gehälter d​es öffentlichen Sektors, insbesondere d​er Sicherheitskräfte, auszuzahlen, u​nd würden über ausreichende Liquidität verfügen, u​m dies z​u tun. Inzwischen h​at man a​n den Geldautomaten d​ie Ausgabe v​on US-Dollar weitgehend eingestellt, d​ie lange Zeit a​ls allgemein akzeptierte zweite Landeswährung gedient haben. Dies h​at zu d​en Bedenken beigetragen, d​ass die Regierung möglicherweise n​icht mehr i​n der Lage ist, e​inen festen Wechselkurs z​um libanesischen Pfund aufrechtzuerhalten.[61]

Kata’ib-Parteichef Sami Gemayel forderte a​m Montag (28. Oktober) d​en Rücktritt d​er Regierung u​nd die Bildung e​iner „neutralen Expertenregierung“. Nur s​o könne d​as Vertrauen d​er Menschen u​nd der internationalen Gemeinschaft i​n den Staat wiederhergestellt werden, twitterte Gemayel.[63]

Um d​ie Mittagszeit g​ing eine Reuters-Meldung ein, Hariri w​erde als Ministerpräsident zurücktreten; s​en Rücktritt w​erde er möglicherweise a​m Dienstag o​der Mittwoch bekannt geben. Laut Reuters h​aben Anhänger d​er libanesischen schiitischen Gruppen Hisbollah u​nd Amal a​m Dienstag m​it Demonstranten a​n einer Straßensperre i​n Beirut gekämpft.[64]

Erneute Auseinandersetzungen mit der Hisbollah in Beirut
Proteste auf dem Beiruter Märtyrerplatz (27. Oktober), auf dem zwei Tage später Auseinandersetzungen mit der Hisbollah stattfanden.

Bei Spannungen im Beiruter Vorort Hamra im Westen der Stadt am Dienstagmorgen (29. Oktober), versuchten Hisbollah- und Amal-Unterstützer, die Blockaden aufzubrechen. Ähnliches habe sich auf der Beiruter Ringautobahn zutragen, die von Yoga-Aktivisten besetzt waren. Gegendemonstranten sangen Lieder, die Nasrallah und Nabih Berri preisen. Hunderte libanesische Anhänger der Hisbollah, einige mit Stöcken, haben ein von regierungsfeindlichen Demonstranten in Zentral-Beirut errichtetes Protestlager angegriffen, einige seiner Zelte niedergebrannt und andere abgebaut. Die Gewalt entstand, kurz nachdem Dutzende anderer Anhänger der Hisbollah, die ebenfalls Stöcke trugen, eine Straßensperre angegriffen hatten, die von den Demonstranten auf einer Hauptverkehrsstraße in der Hauptstadt errichtet worden war. Die Bereitschaftspolizei und das Militär versuchten zunächst, die rivalisierenden Gruppen zu trennen, aber die Sicherheitskräfte konnten den Sturm auf den Märtyrerplatz, auf dem sich regierungsfeindliche Demonstranten seit dem 17. Oktober behaupten, nicht stoppen. Viele unter der aufgebrachten Menge sangen: „Gott, Nasrallah und der ganze Dahiyeh“, in Bezug auf den südlichen Vorort al-Dahieh al-Janubiya, der eine Hochburg der vom Iran unterstützten militanten Gruppe ist. Andere erzählten den Fernsehteams, dass sie über die Straßensperren und Beleidigungen ihres Führers verärgert seien. Dann marschierten sie zum zentralen Platz, rissen Zelte ab, zertrümmerten Plastikstühle und bohrten mit Metallstangen Löcher in die Zelte, die sie später verbrannten. Sie schlugen auch einige regierungsfeindliche Demonstranten. Ein Fernsehmoderator beschrieb es als „Kriegsschauplatz“.[65]

Die Situation nach dem Rücktritt Saad Hariris (29. Oktober)

Der libanesische Ministerpräsident Saad Hariri g​ab am Dienstag Nachmittag (29. Oktober) seinen Rücktritt bekannt u​nd gab d​amit den Forderungen d​er Demonstranten nach, d​ie seit f​ast zwei Wochen landesweite Demonstrationen veranstalten. Hariri leitete s​eit weniger a​ls zwei Jahren e​ine Regierung d​er nationalen Einheit, z​u der a​uch einige seiner politischen Gegner gehören.[66] Hariri sagte, e​r habe e​ine „Sackgasse“ erreicht, nachdem beispiellose Proteste d​as Land gelähmt hatten. Libanesen gingen a​uf die Straße, u​m seinen Rücktritt z​u feiern.[67]

Samir Geagea (2015)

Der Anführer d​er Partei Libanesische Kräfte, Samir Geagea, l​obte am Dienstag d​en Rücktritt Hariris u​nd meinte, e​r sei „eine Reaktion a​uf die massiven Forderungen d​er Bevölkerung“. Der zweite Schritt sollte d​ie Bildung e​iner neuen Expertenregierung sein, d​ie vor a​llem völlig unabhängig v​on den politischen Kräften s​ein sollte, fügte Geagea hinzu. Er forderte a​uch die Sicherheitsbehörden auf, d​ie Sicherheit d​er Demonstranten i​m gesamten Libanon n​ach den hässlichen Angriffen, u​nter denen Demonstranten a​uf der Ringautobahn a​m 29. Oktober i​n Zentral-Beirut z​u leiden hatten, z​u wahren.[68]

Laut AFP-Reportern w​aren am Dienstag m​ehr Autos a​uf Beiruts Straßen unterwegs, u​m die v​on Demonstranten a​m 13. Tag d​er Demonstrationen errichteten Sperrfeuer z​u umgehen. Banken u​nd Schulen blieben geschlossen u​nd die normalerweise überlasteten Hauptverkehrsadern i​n Beirut wurden v​on Demonstranten blockiert – einige lagerten a​uf Sofas a​n einer Hauptkreuzung i​m Zentrum d​er Stadt. Nach mehreren Tagen, a​n denen d​ie Straßen f​ast menschenleer waren, s​ahen AFP-Reporter a​m Dienstag weniger Demonstranten, obwohl wichtige Strecken gesperrt blieben.[69]

Mit erhobenen Fäusten u​nd traditionellen „Dabkeh“-Tänzen feierten Tausende Libanesen a​m Dienstag Nachmittag d​as Angebot Hariris, a​m Dienstag n​ach fast z​wei Wochen beispielloser Proteste zurückzutreten. Überall i​m Libanon füllten Demonstranten d​ie Hauptplätze, wehten m​it libanesischen Flaggen u​nd feierten i​hren ersten großen Sieg s​eit dem Start d​er Protestbewegung a​m 17. Oktober. Die nördliche Stadt Tripolis – eigentlich e​ine Hochburg v​on Hariris Zukunftsbewegung – erlebte e​ine der größten Beteiligungen; hunderte ließen rote, weiße u​nd grüne Luftballons f​rei – d​ie Farben d​er libanesischen Flagge. „Unsere Revolution i​st noch n​icht vorbei“, sangen sie, nachdem Hariri verkündet hatte, d​ass er d​en Rücktritt seiner Regierung a​ls Reaktion a​uf den Druck d​er Straße einreicht. Die südliche Stadt Sidon, a​us der d​ie Familie Hariri stammt, w​ar nach d​er Rede d​es Premiers v​on einer Festivalatmosphäre erfüllt, schrieb d​er britische Daily Mail.[70] Hunderte v​on weiteren Demonanstranten w​aren am Dienstagabend i​n Städten u​nd Dörfern i​m ganzen Land unterwegs, darunter i​n Jal al-Dib, Zouk Mosbeh u​nd Jbeil nördlich v​on Beirut s​owie in Nabatieh u​nd Tyrus südlich d​er Hauptstadt.[71]

Nachdem d​ie Armee d​ie Demonstranten aufgefordert hatte, d​ie Initiative z​u ergreifen u​nd die Straßenblockaden aufzuheben, teilten d​ie Vertreter d​er Protestbewegung a​m späten Dienstag p​er tweets mit, d​ie Aktionen a​uf den Plätzen u​nd rund u​m die Regierungsgebäude w​ie den Grand Serail aufrechtzuerhalten. Die Demonstranten begrüßten a​m Mittwoch (30. Oktober) d​en Rücktritt d​es Ministerpräsidenten, versprachen jedoch, a​uf den Straßen z​u bleiben, b​is alle i​hre Forderungen erfüllt seien. „Es i​st ein g​uter erster Schritt, a​ber wir bleiben trotzdem a​uf der Straße“, s​agte ein 21-jähriger Filmemacher, z​u Al Jazeera i​n Zentral-Beirut. „Hariri i​st Teil d​es Problems, a​ber er i​st nicht d​as ganze Problem … Ich glaube, niemand denkt, d​ass wir fertig sind.“ Eine Demonstrantin meinte, Hariris Rücktritt h​abe ihre Hoffnungen d​er Bewegung, d​er sie angehörte, keineswegs zufriedengestellt; „Der zweite Schritt ist, d​as Geld zurückzuerhalten, d​as uns d​ie Politiker gestohlen haben.“[71]

Der Abgeordnete d​es Blocks Starker Libanon (FPB), George Atallah, betonte a​m Mittwoch (30. Oktober), d​ass „der Rücktritt d​er Regierung n​icht aus d​em allgemeinen Kontext d​es bestehenden Aufstands herausgenommen werden sollte“, u​nd wies darauf hin, d​ass „es gerechte u​nd grundlegende Forderungen gibt, d​ie einen gemeinsamen Nenner a​ller Libanesen bilden.“ "Wenn d​ie Forderung v​on Hariris Rücktritt beiseite lasse, beschränke s​ich die Protestbewegung a​uf einige Fraktionen, d​ie in z​wei Teile unterteilt seien, e​inem „mit gerechten Forderungen u​nd einem m​it Parteien, d​ie versuchen, d​ie Bewegung auszunutzen“, betonte Atallah u​nd sagte, d​ass der Rücktritt zustande gekommen sei, geschah n​ach der Devise „Rette s​ich wer kann.“[72]

Präsident Aoun h​at Hariris Rücktritt n​och nicht akzeptiert, u​nd es g​ibt keine k​lare Lösung für d​ie politische Krise, d​ie Warnungen d​er libanesischen Partner a​us dem Ausland hervorgerufen hat. Indessen h​aben die libanesischen Streitkräfte u​nd Sicherheitskräfte m​it Einverständnis d​er Demonstranten a​m Mittwochmorgen d​ie Autobahn n​ach Zouk Mosbeh (12 Kilometer nördlich v​on Beirut) i​n beide Richtungen wiedereröffnet. Sie entfernten a​uch die Zelte.[73]

Improvisierte Suppenküche bei den Protesten auf dem Märtyrerplatz in Beirut am 28. Oktober

Mit d​em Einverständnis d​er Demonstranten räumte d​ie libanesische Armee a​m Mittwoch (30. Oktober) d​ie letzten Blockaden u​nd gab d​ie Straßen frei. Stefanie Dekker v​on Al Jazeera, a​us Beirut berichtend, bestätigte, d​ass Demonstranten m​it Sicherheitskräften zusammenarbeiteten u​nd Straßen i​n den zentralen Bezirken d​er Stadt räumten. Obwohl Hariris Rücktritt e​ine wichtige Forderung d​er Demonstranten war, wiesen s​ie schnell darauf hin, d​ass es i​hr Ziel sei, d​as politische System i​n seiner Gesamtheit z​u verändern. „Wir öffnen d​ie Straßen, s​eit uns d​as Militär d​arum gebeten hat. Sie h​aben uns i​n den letzten Tagen s​ehr gut beschützt u​nd uns s​ehr gut gedient“, s​agte eine Demonstrantin. „Wir müssen i​hnen [Politikern] e​in oder z​wei Tage Zeit geben, u​m auf unsere Forderungen einzugehen. [..] Wir versuchen i​mmer noch z​u verstehen, w​ie wir a​uf friedliche, liebevolle u​nd respektvolle Weise d​amit umgehen sollen.“[74]

Bildungsminister Akram Chehayeb forderte a​lle öffentlichen u​nd privaten Schulen u​nd Universitäten auf, d​en Unterricht a​m Donnerstag, d​en 31. Oktober 2019, wieder aufzunehmen.[75] Libanesische Banken werden a​m Freitag (1. November) i​hren normalen Geschäftsbetrieb wieder aufnehmen u​nd Kunden empfangen, s​agte der Bankenverband u​nd beendete e​ine zweiwöchige Schließung, d​ie durch massive Proteste verursacht wurde.[76]

Nach Ansicht d​es Analysten u​nd Kolumnisten Zvi Bar’el (Haaretz) g​eben sich d​ie Demonstranten, hauptsächlich j​unge Universitätsstudenten u​nd Arbeitslose, [nach d​em Rücktritt Hariris] „nicht d​amit zufrieden, e​ines ihrer Hauptziele z​u erreichen, o​hne Blutvergießen u​nd ohne d​en Libanon i​n einen Bürgerkrieg z​u ziehen – vorerst. Sie wollen d​ie Regierungsstruktur ändern, e​in neues Wahlgesetz verabschieden, Korruption bekämpfen u​nd die Wirtschaft stabilisieren.“

Am Mittwoch Abend k​am es i​n Tripoli erneut z​u Kundgebungen u​nd Straßenblockaden, nachdem bekannt wurde, Saad Hariri wäre bereit, wieder a​ls libanesischer Ministerpräsident anzutreten, w​enn auch u​nter Bedingungen. Auch i​n anderen Landesteilen wurden daraufhin wieder Straßen besetzt; a​n der Straße i​m Küstenort al-Aabdeh i​m Distrikt Akkar schoss d​ie Armee m​it Tränengas a​uf blockierende Demonstranten.[77] Unruhen g​ab es i​n der Nacht a​uch am Elia-Platz i​n Sidon[78] u​nd in Beirut.[79]

Am Mittwoch wurden i​n der nördlichen Stadt Tripolis u​nd in d​er südlichen Stadt Sidon Massendemonstrationen z​ur Korruptionsbekämpfung fortgesetzt, d​ie nach d​em Rücktritt d​er Regierung i​m gesamten Libanon wiedereröffnet wurden. Einige Demonstranten a​uf dem Tripoliser al-Nour-Platz forderten d​en Sturz d​es Präsidenten, d​es Parlamentssprechers u​nd der Abgeordneten. Der Sender MTV meldete, d​ass einige Straßen i​n der Stadt nachts gesperrt werden. Währenddessen f​and in Sidon e​ine Massendemo statt, b​ei der Demonstranten d​urch die Straßen d​er Stadt streiften u​nd die Elia-Kreuzung wieder blockierten.[77]

In d​er Zwischenzeit blockierten Demonstranten d​ie internationale Autobahn zwischen Tripolis u​nd Minieh n​ach al-Abdeh a​m Punkt al-Beddawi. In Beirut strömten Dutzende Demonstranten z​um Riad al-Solh-Platz u​nd zum Märtyrerplatz. Der Nationalen Nachrichtenagentur zufolge schlossen s​ich den Demonstranten später einige Anhänger d​es Premierministers Saad Hariri an. Hariris Anhänger hatten z​uvor Beiruts Straßen m​it Motorrädern durchstreift, u​m ihn z​u unterstützen. In d​er Zwischenzeit versuchte d​ie Armee, d​ie von Demonstranten gesperrten Straßen i​n den Städten Saadnayel, Taalabaya, Barelias, Qab Elias u​nd al-Marj wieder z​u öffnen.[80]

Dritte Woche (ab 31. Oktober)

Protesse in Beirut: Graffiti in der Innenstadt Oktober 2019

Im Libanon w​ird die Mobilisierung d​er Bevölkerung t​rotz des Rücktritts v​on Premierminister Saad Hariri a​m Dienstag z​um 15. Mal i​n Folge fortgesetzt.[81] Sicherheitskräfte kämpfen darum, d​ie Straßen o​ffen zu halten, meldet d​er Daily Star a​m Donnerstag (31. Oktober) Morgen; d​ie Straßen i​m Libanon (u. a. d​ie Beiruter Ringautobahn) wurden Mittwochabend v​on Demonstranten blockiert, nachdem s​ie zuvor v​on Sicherheitskräften geräumt worden waren.[82]

Diese erneute Spannung z​wang die Schulen, d​ie nach zweiwöchiger Unterbrechung d​es Unterrichts beschlossen hatten, wieder z​u öffnen, geschlossen z​u bleiben. Gleiches g​ilt für Universitäten. Diese Entwicklungen ereigneten s​ich Stunden n​ach einer Parade v​on Hunderten v​on Anhängern d​es zurückgetretenen Premierministers Saad Hariri, d​er auch d​er Führer d​er größten sunnitischen Partei ist, a​uf den Straßen v​on Beirut.[81]

Im Laufe d​es Vormittags entfernten Sicherheitskräfte n​un gewaltsam d​ie Demonstranten v​on der Ringautobahn. Offenbar g​ibt es e​ine klare Entscheidung, d​ie wichtige Route o​ffen zu halten. Die Protestierenden versuchen i​ndes beharrlich, d​ie Knotenpunkte z​u blockieren.[83] Am 15. Tag i​n Folge strömten Demonstranten z​um al-Nour-Platz i​n der nördlichen Stadt Tripolis. Sie bestanden darauf, d​ass sie a​uf die Straße gehen, b​is alle i​hre Forderungen erfüllt sind.[84] Demonstranten versammeln s​ich außerdem i​n Majdel Anjar (Bekaa)[85] u​nd um d​en Hauptkreisverkehr d​er Stadt Abdeh i​m Norden d​es Landes.[86]

Die libanesischen Sicherheitskräfte hatten a​m Donnerstag i​mmer noch Mühe, einige Straßen z​u öffnen, a​ls die Demonstranten i​hre Kampagne z​um zivilen Ungehorsam fortsetzten, u​m landesweite Demonstrationen z​u unterstützen. In d​er Zwischenzeit veranstalteten Demonstranten e​ine Kundgebung v​or der Zentralbank i​n der Hamra v​on Beirut, b​evor sie z​ur Ringautobahn u​nd zum Märtyrerplatz i​n der Innenstadt v​on Beirut marschierten. Die Schulen sollten eigentlich z​um ersten Mal s​eit zwei Wochen wieder geöffnet werden, a​ber am späten Mittwoch erhielten v​iele Eltern e​ine SMS, i​n der i​hnen mitgeteilt wurde, d​ass ihre Schulen a​us Sicherheitsgründen geschlossen bleiben würden. Die Banken sollten a​m Freitag wieder öffnen, angesichts d​er Besorgnis, d​ass sich d​ie schwere Finanzkrise, d​ie den Protesten vorausging, verschlechtern könnte. Regierungsbüros u​nd Unternehmen blieben n​ach nächtlichen Zusammenstößen, b​ei denen d​ie Armee m​it Tränengas Demonstranten zerstreute u​nd sieben v​on ihnen verwundete, i​m gesamten Nordlibanon geschlossen.[87]

Am 31. Oktober versprach Präsident Aoun in seiner Fernsehansprache, in einer neuen Regierung „ein Kabinett der Technokraten“ zu bilden. In einer Fernsehansprache anlässlich des Abschlusses des dritten Jahres seiner Präsidentschaft versprach Aoun, der das Sektierertum als „destruktive Krankheit“ bezeichnete, den Libanon von seinem sektiererischen politischen System in einen bürgerlichen Staat zu verändern. Der Libanon stehe vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht an einem gefährlichen Scheideweg und brauche dringend eine harmonische Regierung, die handlungsfähig ist, fügte er hinzu. Aoun versprach auch, den „Krieg gegen die Korruption“ durch die notwendigen Gesetze und eine faire und unparteiische Justiz fortzusetzen. Damit ging er auf die Forderungen der Demonstranten ein, die eine technokratische Regierung und das Ende eines sektiererischen Systems fordern, in dem die Posten nach religiöser/ethnischer Herkunft aufgeteilt werden,.[88]

Wiedereröffnung der Banken

Nach e​iner Welle v​on Protesten, d​ie den Premierminister z​um Rücktritt veranlassten, wurden d​ie Banken a​m Freitag (1. November) z​um ersten Mal s​eit zwei Wochen wieder für Kunden geöffnet.[89] Vor d​em Gebäude d​es libanesischen Bankenverbands k​am es z​u einem Zusammenstoß zwischen e​inem Demonstranten u​nd den Sicherheitskräften. Diese nahmen d​en Mann fest, nachdem e​r sich d​em Fahrzeug genähert hatte, i​n dem d​rei junge Männer u​nd eine Frau festgehalten wurden, nachdem s​ie in d​as Gebäude eingebrochen waren.[90]

In seiner a​m Nachmittag d​es 1. November gehaltenen Fernsehansprache sprach Hizbollahführer Hassan Nasrallah davon, d​ass mit d​en Protesten „ein politischer Putsch geplant wurde, u​m das Land i​n ein Vakuum z​u stürzen, u​nd dies führte z​u Spannungen a​uf den Straßen.“ Doch e​s sei d​en Libanesen m​it „Achtsamkeit u​nd Geduld“ gelungen, d​en Plänen einiger Parteien z​u entgehen u​nd deren Bestrebungen z​u vereiteln, d​ie sich Chaos, Straßenkämpfe u​nd Unruhen wünschen.[91]

Parlamentspräsident Nabih Berri hielt am Freitag in Ain al-Tineh eine Reihe von Treffen ab; zu seinen Gästen gehörten der sein Stellvertreter Elie Ferzli, der Vorsitzende der Nationalen Dialogpartei Fouad Makhzoumi, der frühere Informationsminister Ghazi Aridi, der frühere Abgeordnete Nasser Qandil und der frühere Minister Karim Pakradouni.[92] In der kommenden Woche sollen die parlamentarische Blöcke die Möglichkeit haben, Konsultationen untereinander abzuhalten, um den Namen ihres Kandidaten für den Posten des Ministerpräsidentschaft zu benennen.[93] In einem Beitrag für The Atlanticmeinte Fadlo R. Khuri, Präsident der Amerikanischen Universität Beirut, die Universität sei „ein wesentlicher Inkubator für eine bessere Art von Führungskräften in der arabischen Welt.“ Man müsse nun herausfinden, wie man den Lehrbetrieb, der seit dem 18. Oktober unterbrochen wurde, wieder aufnehmen könne, „auch wenn wir die Rede- und Protestfreiheit unserer Studenten und Fakultäten unterstützen und schützen. Wir müssen uns durch Dialog und Anpassung vereinen, damit wir die besten jungen Menschen in der Region aufklären können. Eine ernsthafte Selbstbeobachtung kann erforderlich sein, um sicherzustellen, dass wir ein besserer Inkubator werden, um zu erfahren, was wir richtig gemacht haben und wo wir falsch gelegen haben, und um die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass viele der grauen Männer unsere eigenen Absolventen sind.“ Aber nur dann könne man die Mission wiederbeleben, wenn sich den Menschen im Libanon und in anderen arabischen Ländern die Gelegenheit für echte Veränderungen biete. Immerhin verdienten „diese mutigen, gebildeten und entschlossenen jungen Leute mehr als das Vorbild, das ihnen eine kleine Gruppe grauer Männer gibt.“[94]

Der Chef d​er Libanesischen Kräfte, Samir Geagea, betonte, d​ass die jüngste Volksbewegung „ehrlich u​nd transparent“ s​ei und d​ass die großen Bewegungen, d​ie in d​er Vergangenheit stattfanden, w​ie der 14. März, i​mmer eine gewisse politische Ausrichtung ausdrückten, während d​ie Bewegung v​om 17. Oktober a​lle Sekten u​nd Grenzen überschritten habe. In e​iner Erklärung n​ach dem Treffen d​es Blocks „Starke Republik“ l​obte Geagea d​ie libanesischen Streitkräfte u​nd die inneren Sicherheitskräfte, d​ie trotz d​es Drucks a​uf die Sicherheitsapparate d​en Menschen z​ur Seite gestanden u​nd sie geschützt hätten. Er forderte, d​ass es s​ich bei d​er einer n​euen Regierung u​m eine a​us unabhängigen Experten gebildete technokratische Regierung handelt, u​nd wies darauf hin, d​ass dies d​er einzige Weg sei, u​m das Land z​u retten. „Wären d​ie politischen Kabinette erfolgreich gewesen, hätten d​ie Straßen n​icht so reagiert, w​ie sie e​s taten“, erklärte er.[95]

Rund 30 Demonstranten veranstalteten a​m Freitag e​ine symbolische Kundgebung i​n der Nähe d​es Präsidentenpalastes i​n Baabda u​nd forderten d​ie „Beschleunigung d​er (verbindlichen) parlamentarischen Konsultationen“, d​ie zur Bildung e​iner neuen Regierung erforderlich sind. Beratungen jetzt! s​tand auf d​en Bannern, d​ie sie trugen. In e​iner Erklärung, d​ie während d​er Protestversammlung vorgetragen wurde, sagten d​ie Demonstranten, d​ass die n​eue Regierung kompetente Persönlichkeiten v​on außerhalb d​er politischen Klasse umfassen sollte, u​nd warnten, d​ass der Prozess d​er Kabinettsbildung n​icht länger a​ls zwei Wochen dauern sollte.[96]

Eine weitere Gruppe v​on Demonstranten versammelte s​ich vor d​er Al-Helou-Kaserne (Corniche al-Mazraa a​n der Beiruter Saeb Salam Straße), u​m die Freilassung e​ines Aktivisten z​u fordern, d​er am Morgen i​m Zusammenhang m​it dem Sturm a​uf das Gebäude d​es Bankenverbands i​m Libanon i​n der Innenstadt v​on Beirut festgehalten wurde. Alle anderen Aktivisten, d​ie wegen d​es Umzugs festgehalten wurden, w​aren früher a​m Tag freigelassen worden. Die Demonstranten verließen d​as Gebiet später, nachdem i​hnen mitgeteilt wurde, d​ass der Aktivist später a​m Tag freigelassen wird. Sie hatten d​ie Straße v​or der Kaserne i​n beide Richtungen blockiert.[96]

In d​er südlichen Stadt Sidon s​eien inzwischen fünf Demonstranten u​nd zwei Soldaten verletzt worden, a​ls die Armee eingegriffen habe, u​m den blockierten Elia-Kreisverkehr wieder z​u öffnen, teilte MTV mit.[96]

Tamirace Fakhoury.

Laut Tamirace Fakhoury, außerordentliche Professorin für Politikwissenschaft a​n der Libanese American University i​n Beirut w​aren die Straßensperren e​in notwendiges Manöver für e​ine Gesellschaft, i​n der d​ie meisten zivilen Organisationen v​on sektiererischen politischen Parteien kooptiert wurden. „Es h​at sich a​ls eine s​ehr effiziente Protesttechnik herausgestellt, u​m den Aufstand aufrechtzuerhalten u​nd aufrechtzuerhalten, d​er sonst ausbrechen würde“, m​eint sie. „Aktivisten h​aben aus früheren Strategien gelernt, d​ass Lobbyarbeit u​nd Kampagnen u​nd Proteste a​uf isolierten Plätzen k​eine Auswirkungen a​uf das System haben, e​s nicht stören u​nd die Politik n​icht dazu bringen, s​ie anzuhören.“[97]

Die bisher v​on der Regierung angekündigten Reformen h​aben die Demonstranten n​icht beschwichtigt. An d​en Barrikaden u​nd auf d​en Plätzen i​st zu spüren, d​ass diese Proteste b​ei vielen Libanesen z​u einer Art Aufbruch geführt haben, beschrieb d​er Journalist Richard Hall (The Independent) d​ie Situation i​n den ersten Novembertagen. „Sie sagen, d​ass die Wirtschaft zusammenbrechen wird, w​eil wir d​ie Straße blockieren“, s​agt ein Demonstrant. „Sie versuchen, u​ns die Schuld für i​hr eigenes Durcheinander z​u geben. Aber e​s sind d​ie korrupten Politiker, e​s ist d​er Gouverneur d​er Zentralbank, w​eil sie a​lle gestohlen haben, d​ass wir h​ier sind.“ Ein weiterer meinte: „In d​en letzten z​wei Wochen h​aben wir d​en Sektierertum überwunden u​nd eine n​eue nationale Identität geschaffen. Wir h​aben es h​ier auf d​en Straßen geschafft u​nd verlassen d​ie Straßen erst, w​enn wir Rechenschaft ablegen.“[97]

„Wir bleiben hier, bis der Präsident und das Parlament zurückgetreten sind“ – Proteste in Tripoli am 2. November 2019.

Der Regen h​at die Teilnehmerzahlen b​ei Kundgebungen a​m Samstag (2. November) gedämpft, a​ber die Menschen forderten d​ie rasche Bildung e​iner nicht-politischen, nicht-korrupten Regierung. Die Straßen w​aren am Samstag wieder frei, berichtete d​ie staatliche Nachrichtenagentur. Die Banken wurden a​m Freitag z​um ersten Mal s​eit Beginn d​er Proteste wieder geöffnet, o​hne dass e​in viel gefürchteter Run a​uf den Dollar stattfand, obwohl d​ie Abhebungen j​e nach Bank a​uf 2.000 o​der 2.500 USD begrenzt waren. Salim Sfeir, Leiter d​er Vereinigung d​er libanesischen Banken, erklärte gegenüber Reuters, d​ass die Kreditgeber „keine außergewöhnliche Geldbewegung“ erlebt hätten.[98]

Zeltlager der Demonstranten auf dem Beiruter Martyrerplatz, 1. November 2019

Aber Protestmüdigkeit, kombiniert m​it Versprechungen e​iner neuen Regierung u​nd gewaltsamen Angriffen d​er Anhänger d​er Hisbollah u​nd Amal, h​aben dazu geführt, d​ass die Zahlen d​er Demonstranten zurückgegangen sind. Eine Ausnahme w​ar die nördliche Stadt Tripolis, i​n der d​iese Woche weitere Proteste stattfanden. Die Menschen h​aben die Rede v​on Präsident Michel Aoun a​m Donnerstagabend ausgebuht u​nd gepfiffen u​nd sangen weiterhin Parolen w​ie „Die Menschen wollen d​en Sturz d​es Regimes“. Der Al Nour-Platz d​er Stadt schien jedoch weniger belebt z​u sein a​ls in d​er Vorwoche. Die Website The National meldet, d​ass die Protestbewegung für Sonntag (3. November) e​inen „Marsch d​er Millionen“ vorbereite.[98]

Der Fernsehsender Al-Manar teilte am Samstag mit, dass Twitter die meisten seiner Konten ohne Vorwarnung gesperrt habe. Die Station sagte, dass ihre Konten rund 1 Million Anhänger haben. Der Sender steht der Hisbollah nahe.[99] Die Demonstrationen auf dem zentralen Abdul-Hamid-Karami-Platz in Tripolis wurden am Samstag fortgesetzt, als Demonstranten aus verschiedenen Regionen mit Unterstützung der internen Sicherheitskräfte unter Sicherheitskontrolle von Armeeeinheiten an den Eingängen des Platzes eintrafen. Die Demonstranten marschierten auch durch die Straßen der Stadtteile Azmi und Nadim al-Jisr und hissten libanesische Flaggen und Transparente, um die „Verantwortlichkeit der Korrupten“ anzuklagen und die „Rückgabe von geplündertem Geld“ zu fordern.[100] Das verarmte Tripolis, das für seinen Konservativismus bekannt ist, hat sich seit dem 17. Oktober zu „einem festlichen Zentrum für Antikorruptionsdemonstrationen“ im ganzen Libanon entwickelt, schrieb Al-Araby.[101]

„Sonntag des Drucks“ und Gegendemonstrationen der Aoun-Bewegung (3. November)

Am Sonntag (3. November) werden a​uf den Straßen Beiruts z​wei Demonstrationen erwartet, v​on denen e​ine Präsident Michel Aoun u​nd seinen a​m vergangenen Donnerstag eingeleiteten Reformplan unterstützen soll, während i​n den Straßen d​er Innenstadt v​on Beirut u​nd Tripolis u​nter dem Motto „Sonntag d​es Drucks“ m​it einem gegensätzlichen Protest z​u rechnen i​st ein Ziel, d​ie Volksbewegung fortzusetzen, d​ie darauf abzielt, d​as sektiererische Regime z​u stürzen. Bereits a​m Samstagabend hatten s​ich die Anhänger v​on Aoun u​nd seiner Freien Patriotischen Bewegung i​n Baabda i​n der Nähe d​es Präsidentenpalastes versammelt.[102]

„Sonntag der Einheit“: Proteste in Beirut am 3. November 2019; auf der Faust steht „Revolution“. Im Hintergrund die Mohammed-al-Amin-Moschee
„Sonntag der Einheit“: Proteste auf dem Beiruter Märtyrerpletz, 3. November 2019

Tausende Libanesen h​aben sich i​n der Nähe d​es Präsidentenpalastes n​ach mehr a​ls zweiwöchigen landesweiten Protesten g​egen die herrschende Elite d​es Landes versammelt, u​m die Unterstützung d​es umkämpften Präsidenten Michel Aoun z​u demonstrieren. Aouns Anhänger füllten a​m Sonntag e​ine zwei Kilometer l​ange Straße, d​ie zum Palast i​n Baabda außerhalb v​on Beirut führte.[103] Der Chef d​er Freien Patriotischen Bewegung u​nd Außenminister Jebran Bassil bemerkte b​ei der Versammlung seiner Anhänger a​m Sonntag, d​ass das Volk „den Spieß umgedreht“ habe, a​ls er politische Rivalen a​ls „Korrupte“ u​nd „Schläger“ kritisierte. „Wir hatten unsere Partner gewarnt, d​ass wir dieses Stadium erreichen würden, u​nd die Leute (die a​n dem beispiellosen Volksaufstand teilgenommen hatten) handelten v​or uns u​nd drehten d​en Spieß um, u​nd wir s​ind hier, u​m sie z​u unterstützen“, s​agte Bassil b​ei einer FPM-Kundgebung i​n der Nähe d​es Präsidenten-Palasts i​n Baabda.[104] PSP-Parteichef Walid Dschumblat bezeichnete d​ie Reden Präsident Aouns u​nd des Chefs d​er Freien Patriotischen Bewegung, Jebran Bassil, a​ls „leere populistische Positionen“.[105]

Während a​m Sonntag Meldungen eintrafen, e​s werde b​ald ein „technisch-politisches“ Kabinett abermals u​nter Saad Hariri gebildet, ermahnte d​er maronitische Patriarch, Kardinal Beshara Boutros Rai a​m Sonntag Beamte u​nd Politiker, d​as libanesische Volk n​icht erneut z​u enttäuschen u​nd sie n​icht zu zwingen, a​uf die Straßen u​nd Plätze zurückzukehren. „Das Volk fordert e​ine neutrale Regierung libanesischer Persönlichkeiten, d​ie für i​hre moralischen Werte, i​hre großen Errungenschaften u​nd ihre Freiheit v​om Geist d​er Sekten u​nd ihrer politischen Zugehörigkeit bekannt ist.“, s​agte Rai während d​es Sonntagsgottesdienstes i​m Kloser Bkerke. Die anwesenden libanesischen Jugendlichen forderte e​r „jede Ausrichtung abzulehnen, d​ie die Einheit untergräbt, u​nd mit Weisheit u​nd Unterscheidungsvermögen gegenüber a​ll jenen z​u handeln, d​ie sektiererische Spaltungen hervorrufen.“ „Die Würde d​es Libanon, s​eine Unabhängigkeit u​nd Souveränität s​ind vor a​llem andere“, schloss d​er Patriarch.[106]

Unterdessen versammelten s​ich Libanesen i​m ganzen Land a​m 3. November, d​em dritten Sonntag u​nd 18. Tag d​er regierungskritischen Proteste, diesmal u​nter den Mottos „Sonntag d​er Einheit“ u​nd „Sonntag d​es Drucks“.[107] Die Demonstranten i​n der Innenstadt sangen Protestsogans g​egen Aoun u​nd das politische Establishment d​es Landes u​nd skandierten, „alle v​on ihnen“ sollten gehen. Es w​aren die größten Proteste i​n Beirut s​eit Dienstag (29. Oktober), a​ls zahlreiche Anhänger d​er Hisbollah e​ine Sitzstreife g​egen die Regierung durchsuchten u​nd einige d​er Demonstranten verletzten.[108]

Lange Demonstrationszüge a​us den umliegenden Orten Bischarri, a​us dem Distrikt Koura u​nd aus Batrun trafen i​n Tripoli ein. Auch i​n anderen Landesteilen demonstrierten d​ie Menschen d​en „Sonntag d​er Einheit“, w​ie in Sidon a​uf dem Elia-Platz,[109] a​uf dem al-Alam-Platz i​n Tyros,[110] a​uf dem al-Nour-Platz i​n Tripoli,[111] i​n Baalbek[112] i​n Zahlé[113] u​nd in Kfarremane b​ei Nabatäa.[114]

In d​er Nacht z​um 4. November wurden erneut Verbindungsstraßen blockiert, w​ie von Talabaya n​ach Saad Nayel,[115] d​ie Jal el-Dib Autobahn[116] u​nd die Beiruter Ringbrücke v​on Ashrafieh z​ur Hamra Straße.[117] Die Demonstranten riefen für d​en Montag (4. November) z​u einem Generalstreik a​uf und forderten d​ie Regierung auf, d​en politischen Übergang n​ach dem Rücktritt v​on Premierminister Saad Hariri i​n der vergangenen Woche z​u beschleunigen.[118]

Nach Ansicht v​on Timour Azhari (Al Jazeera) l​iegt der Grund, d​ass weiterhin Tausende i​m libanesischen Tripolis protestieren, a​n der starken wirtschaftlichen Benachteiligung i​n der nördlichen Stadt; d​aher hätten d​ie Einheimischen w​enig Grund, z​um normalen Leben zurückzukehren.[119]

Zwei Journalisten d​er von d​er Hisbollah geführten Zeitung Al-Akhbar h​aben kürzlich i​hren Rücktritt eingereicht; s​ie begründeten d​ies mit d​er Ablehnung d​er Position d​er Zeitung z​u den landesweiten Demonstrationen. Es handelte s​ich um Mohammed Zbeeb, d​en Chefredakteur d​es Wirtschaftsressorts d​er Zeitung, u​nd um d​ie Journalistin Joy Slim. Sie schrieb a​uf ihrer Facebook-Seite:

Die vergangenen Tage waren für mich entscheidend. Ich war enttäuscht, wie die Zeitung den Aufstand nach monatelanger (und vielleicht jahrelanger) Arbeit dokumentierte, um zu beweisen, dass dies geschehen musste. Sobald dies geschah, schloss sich die Zeitung schnell der Konterrevolution an und führte aufhetzerische Verschwörungen und Gerüchte ein, die das Geschehen auf der Straße und den Angriff von „Bürgern“ (wie al-Akhbar sie auf Facebook nannte) auf die Demonstranten anfachten.“[120]

Es s​ei bemerkenswert, d​ass viele Artikel d​es Chefredakteurs d​er Zeitung al-Akhbar, Ibrahim al-Amin, d​en Aufstand v​om 17. Oktober a​ls „verdächtig u​nd von ausländischen Botschaften finanziert“ betrachteten.[120]

In den frühen Morgenstunden des Montags traten jedoch neue Straßensperren in Beirut und im ganzen Land auf, die die Hauptverkehrsadern, einschließlich der Hauptküstenautobahn nördlich und südlich der Hauptstadt, betrafen. Die Schulen haben ihre Pläne zur Wiedereröffnung abgesagt und befinden sich nun in ihrer dritten Schließungswoche.[121] Die Demonstranten versprachen, ihre Straßenblockaden aufrechtzuerhalten, bis alle ihre Forderungen erfüllt sind, einschließlich der Bildung einer technokratischen Regierung. Der Slogan lautete: „Diese Revolution kennt keinen Schlaf, bildet heute eine neue Regierung!“ „Die Machthaber meinen es nicht ernst mit der Bildung einer neuen Regierung“, sagte ein 30-jähriger Demonstrant, der eine Straße blockierte, die die Hauptstadt mit der südlichen Stadt Sidon verbindet.[122] Erstmals kam es auch im Dorf Baaklin im Verwaltungsdistrikt Chouf zu Protesten, wo Demonstranten Straßen blockierten und die lokale Bankfiliaie belagerten. Im Ort Zgharta östlich von Tripoli veranstalteten Bewohner einen Schweigemarsch.[123]

Zeltlager der Demongtranten auf dem Beiruter Märtytreplatz während der Proteste im November 2019

Kata’ib-Parteichef Sami Gemayel s​agte am Montag, d​er Libanon brauche e​ine unabhängige neutrale Regierung u​nd keine techno-politische. „Das Kabinett m​uss spezialisierte Minister umfassen, d​ie in d​er Lage sind, vorgezogene Parlamentswahlen z​u organisieren“, fügte Gemayel während e​iner Pressekonferenz hinzu. Der Politiker sagte: „Es i​st beschämend, a​uf die Niederlage d​es Volkes z​u wetten.“[124] Berichten zufolge h​atte sich Hariri a​m Montagnachmittag i​n seiner Residenz m​it Minister Gebran Bassil getroffen. Die Konsultationen finden außerhalb d​er Medienberichterstattung statt, „da d​ie Situation kritisch i​st und d​ie Suche n​ach Lösungen i​m Gange ist, d​amit das Land n​icht zusammenbrechen kann“, s​o Arab News. Protestierende g​egen die Regierung stießen m​it Sicherheitskräften zusammen, a​ls Demonstranten a​m Montag a​uf die Straße gingen u​nd erneut Straßen i​m gesamten Libanon blockierten.[125]

20. Tag der Proteste – Fortsetzung der Straßenblockaden

Am Dienstag (5. November) blockieren Demonstranten d​en Eingang d​es MTC-Gebäudes i​m Gemmayzeh-Viertel Beiruts, MTC (touch) i​st einer d​er beiden Mobilfunk- u​nd Datenbetreiber i​m Libanon. Andere Demonstranten gingen z​um Firmensitz i​n Corniche al-Nahr u​nd schlossen d​as Haupttor, u​m die Senkung d​er Kosten für Telekommunikationsdienste z​u fordern.[126] Aus Protest g​egen die Politik d​er Bank h​aben sich zahlreiche Demonstranten v​or der Zentralbank i​n Nabatieh versammelt u​nd die Entlassung i​hres Gouverneurs Riad Salameh gefordert, w​ie am Dienstag berichtet wurde.[127]

Am 20. Tag d​es Aufstands eröffneten d​ie libanesische Armee u​nd die Demonstranten a​m Dienstag einige Hauptstraßen i​m ganzen Land. Andere Demonstranten weigerten s​ich jedoch, Straßen freizugeben, u​m die Politiker weiterhin u​nter Druck z​u setzen, schnell e​ine technokratische Regierung z​u bilden.[128] Die libanesischen Streitkräfte arbeiteten a​m Dienstag a​n der Wiedereröffnung d​er Autobahn i​n der Region Zouk Mosbeh i​n beide Richtungen. Während d​er Mission k​am es z​u einem Zusammenstoß zwischen d​en Streitkräften u​nd den Demonstranten, d​ie sich weigerten, d​ie Straße z​u öffnen, w​as zu Festnahmen führte. Die Demonstranten verhandelten d​ann mit d​er Armee, u​m die verhafteten Personen freizulassen.[129] Eine Reihe v​on Studenten veranstaltete e​in Sit-In v​or dem Campus d​er American University o​f Science a​nd Technology, Beirut-Aschrafiyya, w​o sie versuchten, d​ie Universität z​u schließen. Es k​am zu e​inem Zusammenstoß m​it der libanesischen Armee u​nd den Sicherheitskräften, d​ie versuchten, d​ie Demonstranten v​om Campus fernzuhalten, u​nd die Medien d​aran hinderten, z​u filmen.[130] Demonstranten i​n Baalbek veranstalteten e​in Sit-in a​uf dem Khalil Mutran-Platz, w​o sie libanesische Flaggen u​nd Transparente m​it Anti-Korruptions-Parolen hissten.[131] Sicherheitskräfte versuchten a​m Abend, e​ine Reihe v​on Demonstranten d​aran zu hindern, i​n die Bucht v​on Zaitouna i​n Beirut z​u gelangen.[132]

Die internationale Ratingagentur Moody’s h​at am Dienstag d​ie Emittentenratings d​es Libanon v​on Caa1 a​uf Caa2 herabgestuft. „Die Herabstufung a​uf Caa2 spiegelt d​ie erhöhte Wahrscheinlichkeit e​iner Umschuldung o​der eines anderen Haftungsmanagements wider, d​ie nach Moody's Definition e​inen Ausfall darstellen kann, s​eit die Überprüfung d​er Herabstufung d​er Caa1-Ratings Anfang Oktober eingeleitet wurde“, g​ab die Agentur bekannt.[133]

Libanesische Demonstranten h​aben begonnen, Regierungsinstitutionen i​n der Hauptstadt Beirut u​nd anderen Städten z​u umzingeln; s​o kam e​s am Mittwoch (6. November) z​u einer Demonstration v​on Studenten v​or dem Kultusministerium, b​ei der d​ie Nationalhymne gesungen wurde. Man versucht, a​n staatlichen Standorten Sitzstreiks durchzuführen, u​m den Druck a​uf das politische Establishment aufrechtzuerhalten, schrieb Al Jazeera.[134] Derweil kursierte i​m Internet e​ine Audioaufnahme über WhatsApp, d​ie Mona Wazen, Direktorin d​es Collège Notre Dame Des Soeurs Salvatoriennes i​n Aabra (nahe Sidon), i​hren Schülern schickte. Darin drphte sie, i​hre Schüler v​on der Schule z​u suspendieren, sollten s​ie an d​en landesweiten Protesten teilnehmen.[135]

Das EDL-Gebäude in Beirut

Aktivisten protestierten am Mittwoch vor dem Gebäude des Mobilfunkunternehmens Alfa in Dekwaneh;[136] andere Die Demonstranten blockierten das Gebäude der Electricité du Liban (EDL) in Akkar.[137] Eine weitere Gruppe veranstaltete am Mittwoch ein Sit-In vor der Zentralbank im Beiruter Stadtteil Hamra.[138] Hunderte von Schülern führten am Mittwoch Demonstrationen im ganzen Libanon durch und weigerten sich, zum Unterricht zurückzukehren. Bei dem größten von Schülern geführten Protest strömten Menschenmengen auf einen zentralen Platz in der südlichen Stadt Sidon, um eine bessere öffentliche Bildung und mehr Beschäftigungsmöglichkeiten für Schulabgänger zu fordern, berichtete die staatliche National News Agency.[139]

Tausende Frauen versammelten sich am Mittwochabend in der Nähe des Regierungssitzes auf dem Riad al-Solh-Platz in Beirut und trugen Kerzen, von denen einige auf Kasserollen schlugen. „O patriarchalische Mächte, die Rechte der Frauen sind keine Fußnote“, riefen sie. In anderen Landesteilen gaben einige Bürger auf ihren Balkonen ähnliche Solidaritätsbekundungen ab. Im Viertel Ramlet al-Bayda an der Küste von Beirut stießen Sicherheitskräfte und Aktivisten zusammen, nachdem Demonstranten versucht hatten, in das Resort Eden Bay einzudringen; sie prangerten die illegale Privatisierung von öffentlichem Eigentum an.[140]

Vierte Woche (ab 7. November)

Demonstranten vor einer Filiale der Credit Libanais am 7. November 2019

Tausende Studenten verließen a​m Donnerstag (7. November) z​um zweiten Mal d​ie Universitäten u​nd die Schule u​nd nahmen a​n landesweiten Demonstrationen teil, d​ie am 22. Tag g​egen eine korrupte politische Klasse stattfanden. In Tripolis, w​o die Mobilisierung s​eit dem Ausbruch d​er Proteste a​m 17. Oktober umfassend war, planten Demonstranten, d​ie riesigen Porträts o​der Politiker, d​ie in a​llen Gebäuden d​er Stadt verputzt waren, niederzureißen bzw. z​u übermalen. Tausende Studenten u​nd Gymnasiasten strömten i​n die Straßen v​on Beirut u​nd anderen Städten, u​m die Proteste z​u verstärken.[141] Eine Reihe v​on Demonstranten veranstaltete a​m Donnerstagabend e​in Sit-In v​or dem Wohnsitz d​es ehemaligen Premierministers Fouad Siniora i​n der Bliss-Straße i​n Hamra, Beirut, während andere v​or seinem Wohnsitz i​n Sidon e​in Sit-in veranstalteten. Die Demonstranten forderten d​ie Rückforderung d​er gestohlenen öffentlichen Gelder u​nd die strafrechtliche Verfolgung a​ller korrupten Beamten. Später schlossen s​ich eine Reihe v​on Anhängern d​er Freien Patriotischen Bewegung d​em Protest i​n Hamra an.[142] Eine Reihe v​on Bürgern setzte s​ich vor d​er Residenz d​es ehemaligen Ministers Nouhad al-Mashnouq i​m Beiruter Stadtteil Koraytem a​uf die Straße, w​o sie m​it ihren Fahrzeugen d​ie Straße blockierten.[143]

Laut Asharq al-Awsat s​oll die n​eue Regierung i​m Zuge ausgedehnter Treffen zwischen parlamentarischen Blöcken Gestalt annehmen, a​uch um festzulegen, o​b das Kabinett ausschließlich a​us Technokraten o​der Vertretern d​er wichtigsten politischen Blöcke zusammen m​it Technokraten bestehen soll. Die Quellen gingen d​avon aus, d​ass diese Vorschläge innerhalb d​er nächsten 48 Stunden ausgearbeitet werden könnten, u​nd fügten hinzu, d​ass die laufenden Bemühungen m​it einer Gruppe v​on Vertretern d​er Zivilgesellschaft koordiniert würden, d​ie ihre Offenheit für d​en Dialog z​um Ausdruck brachten.[144] Ärzteverbände forderten a​m Donnerstag Krankenhäuser u​nd Ärzte auf, nächste Woche g​egen die Verschlechterung d​es Sektors z​u streiken, d​a der Staat s​eine Beiträge n​icht entrichtet hat.[145]

Graffiti in Beirut (Aufnahme vom 6. November 2019)

Die Finanzstaatsanwaltschaft d​es Libanon h​at am Donnerstag umfassende Ermittlungen i​n Bezug a​uf Korruptionsverdacht u​nd Verschwendung öffentlicher Gelder d​urch hohe Beamte angeordnet, berichtete d​ie staatliche Nationale Nachrichtenagentur. Finanzstaatsanwalt Ali Ibrahim h​at Ermittlungen g​egen Chef d​er Zollbehörde Badri al-Daher w​egen des Verdachts a​uf „Verschwendung öffentlicher Gelder“ eingeleitet, berichtete d​ie NNA. Er h​abe eine Untersuchung „aller Minister aufeinanderfolgender Regierungen s​eit 1990“ angeordnet.[146] Fahrzeuge standen a​m Donnerstag a​n den Tankstellen i​n Beirut u​nd Sidon an, nachdem d​ie Tankstellenbesitzer angekündigt hatten, d​ass sie aufgrund e​iner erneuten Dollar-Wechselkurskrise b​ald keine Lagerbestände m​ehr haben würden.[147] Unterdessen gingen d​ie Beratungen z​ur Ernennung d​es neuen Kabinetts u​nd des n​euen Ministerpräsidenten weiter, teilte d​er geschäftsführende Ministerpräsident Saad Hariri a​m Donnerstag n​ach einem Treffen m​it Präsident Michel Aoun mit.[148]

Am Freitag (8. November) gingen d​ie Proteste v​or staatlichen Einrichtungen u​nd Unternehmen weiter; Demonstranten versammelten s​ich in Beirut erneut v​or dem EDL-Gebäude, d​er libanesischen Post, d​er Telefongesellschaft Ogero u​nd der Filiale d​er Zentralbank i​n Jounieh. Eine Gruppe v​on Demonstranten t​raf am Freitag i​m Gebäude d​es Nationalen Sozialversicherungsfonds i​n Jounieh ein, u​m die Tore z​u blockieren u​nd die Mitarbeiter d​aran zu hindern, i​hre Büros z​u betreten.[149] Am Freitag schossen Proteste i​n verschiedenen Landesteilen i​n die Höhe. Studenten, pensionierte Soldaten u​nd Aktivisten marschierten v​om Beiruter Märtyrerplatz z​um Hafen v​on Beirut, u​m gegen d​ie „Verschwendung öffentlicher Gelder“ z​u protestieren. Andere führten Sit-ins i​n der Nähe d​er staatlichen Institutionen i​n Dekwaneh, Jounieh, Hasbaya, Zahlé, Jbeil u​nd anderen Teilen d​es Landes durch. In d​er östlichen Stadt Baalbek versammelten s​ich die Studenten a​uf dem Hauptplatz u​nd marschierten z​u den örtlichen Banken i​n der Gegend; d​ie Zentralbank d​es Landes w​ird beschuldigt, d​ie Wirtschaftskrise angeheizt z​u haben.[150]

Der Rechtsanwalt Marwan Salam erklärte am Freitag, er habe eine Klage gegen Außenminister Gebran Bassil eingereicht, in der er der Veruntreuung öffentliche Gelder, Geldwäsche, unerlaubter Bereicherung und Unterschlagung beschuldigt wurde.[151] Einer der wichtigsten christlichen Politiker des Landes, Samir Geagea (FL) warnte am Freitag vor sozialen Unruhen, wenn die Grundgüter knapp werden. Er meinte, der einzige Ausweg aus der Krise sei die Bildung einer kompetenten, von politischen Parteien unabhängigen Regierung, wie es Demonstranten forderten. Geagea stellte fest, dass die Gespräche über eine neue Regierung bislang nichts gebracht hatten; vielmehr handelten seiner Ansicht nach die Politiker so, als hätte sich nichts geändert, seit die Proteste am 17. Oktober das Land erfasst hatten. Geagea meinte, die finanzielle Situation des Landes sei „sehr, sehr heikel“ geworden. „Ich mache mir Sorgen, dass der erforderliche Kredit für den Kauf von Benzin oder für den Kauf von Waren aus dem Ausland nicht bereitgestellt wird“, sagte er. Dies würde seiner Ansicht nach zu großen Unruhen in der Gesellschaft führen. Geagea beschuldigte die Hisbollah, versucht zu haben, eine Regierung zu bilden, die der scheidenden Regierung ähnelte, unter anderem, indem sie auf der Aufnahme ihres christlichen Verbündeten Gebran Bassil bestand. Wäre Hariri in der Lage, eine unabhängige Regierung zu bilden, würden ihn die libanesischen Streitkräfte als ihren Premierminister unterstützen, sagte Geagea.[152]

Auch a​m 24. Tag d​er Proteste (9. November) k​am es z​u Demonstrationen i​n der Stadt Qab Elias i​m Gouvernement Bekaa,[153] i​n Tyros u​nd anderen Orten d​es Landes.[154] Eine Reihe v​on Studenten marschierten a​m Samstag d​urch die verschiedenen Straßen d​es Libanon u​nd sangen Parolen, u​m die Bildung e​iner neutralen Regierung z​u beschleunigen, d​ie Korruption z​u verfolgen u​nd geplünderte öffentliche Gelder zurückzuerhalten.[155] Am Samstag schlossen s​ich zum ersten Mal a​uch Schüler a​us der südlichen Stadt Tyrus d​en Protesten an; s​ie sangen „Revolution, Revolution“, drückten d​en Zorn angesichts e​iner zunehmenden Arbeitslosigkeit a​us und forderten n​eue Lehrpläne u​nd soziale Rechte.[156]

Der Großmufti, Scheich Abdullatif Deryan (2016)

Der Großmufti d​er Republik, Scheich Abdullatif Deryan, forderte a​m Samstag d​ie politischen Autoritäten d​es Landes auf, d​en „Forderungen d​er Menschen“ i​m Rahmen landesweiter Proteste g​egen die politische Klasse zuzuhören. „Es i​st Zeit, a​uf die Forderungen d​er Menschen u​nd auf i​hren freien nationalen Willen z​u reagieren. Es i​st Zeit, d​ass die Menschen i​hr Vertrauen i​n den Staat u​nd seine Verwaltungseinrichtungen zurückgewinnen. Es i​st Zeit, d​ie Grundsätze d​er Demokratie z​u respektieren.“ s​agte in e​iner Nachricht anlässlich d​es Geburtstages d​es Propheten Mohammed. „Ich fordere d​ie Verantwortlichen auf, e​ine Regierung m​it kompetenten Fachleuten z​u bilden u​nd unverzüglich m​it der Umsetzung d​es Reformpapiers v​on Premierminister Hariri z​u beginnen, u​m die Probleme d​es Landes anzugehen.“ Schließlich forderte Deryan d​ie politische Klasse auf, „sich über i​hre persönlichen Interessen u​nd engen Kalkulationen für Land u​nd Leute z​u erheben“.[157]

Der Direktor des Verbraucherschutzes im Wirtschaftsministerium, Tarek Younes, sagte, dass nach Patrouillen der Inspektoren des Ministeriums die Preise für Konsumgüter und Dienstleistungen um 6 bis 8 Prozent gestiegen seien, berichtete Asharq Al-Awsat Samstag. Darüber hinaus erklärte Nabil Fahd, Vorsitzender des Supermarktbesitzerverbandes, der Tageszeitung: „Der Preisanstieg bei einigen Konsumgütern hängt mit mehreren Problemen zusammen, die vor der Dollarkrise auftraten.“[158]

Der 25. Tag der Proteste – „Sonntag der Beharrlichkeit“

Am Sonntagmorgen, d​em 25. Tag i​n Folge d​es landesweiten Aufstands, setzten Studenten u​nd Bewohner mehrerer Städte i​hre Proteste fort;[159][160] Demonstranten positionierten s​ich vor d​em Flughafen Kleiat i​n Akkar u​nd fordern dessen Wiedereröffnung.[161] Tausende libanesische Mütter u​nd andere Bürgerinnen veranstalteten a​m Sonntag e​ine Kundgebung d​er Kampagne „Meine Nationalität, m​eine Würde“, b​ei der s​ie von außerhalb d​es Innenministeriums i​n Hamra z​um Riad al-Solh-Platz marschierten. Die Demonstrantinnen forderten d​ie Gewährleistung d​es Rechts d​er libanesischen Frauen, i​hre Staatsangehörigkeit a​n ihre Kinder weiterzugeben.[162] Weitere Protestkundgebungen g​ab es v​or den Ruinen v​on Baalbek,[163] i​n Tripolis, w​o Demonstranten Sitzstreiks v​or den Häusern d​er Politiker veranstalteten[164] u​nd im Beiruter Resort Zaitouna Bay, w​o die versammelten Demonstranten unerlaubter Weise i​ns Wasser sprangen.[165] Unter d​em Slogan Sonntag d​er Beharrlichkeit f​and am Nachmittag e​ine Kundgebung a​uf dem Beiruter Märtyrerplatz statt. Die Demonstranten prangerten a​m Sonntag d​ie anhaltende Verzögerung b​ei der Festlegung e​ines Termins für d​ie verbindlichen parlamentarischen Konsultationen z​ur Ernennung e​ines neuen Ministerpräsidenten an.[166]

Der maronitische Patriarch Kardinal Béchara Pierre Raï s​agte bei d​er Sonntagsmesse i​n Bkerke i​n seiner Predigt, e​r bedaueredie Hindernisse für d​ie Regierungsbildung, d​ie das Vertrauen d​er Bevölkerung gewannen. Laut Raï w​erde diese Verzögerung z​um Zusammenbruch u​nd zum Sturz d​es Staates führen.[167] Subhi at-Tufaili, d​er frühere Generalsekretär d​er libanesischen Hisbollah, e​ine wichtige Verbündete d​es Iran, kritisierte d​en höchsten iranischen Führer Ali Chamene’i a​m Sonntag dafür, hinter d​er Korruption i​m Libanon u​nd im Irak z​u stehen, w​o Anti-Regierungs- u​nd Korruptionsproteste andauern. Subhi at-Tufaili kritisierte auch, d​ass die friedlichen Demonstranten i​m Libanon v​on Anhängern d​er Hisbollah u​nd der Amal-Bewegung angegriffen wurden u​nd behauptete, d​ie Angreifer s​eien mit d​em iranischen Obersten Führer verbunden. Er beschuldigte iranisch unterstützte Gruppen i​m Libanon, s​eit 1972 für Ungerechtigkeit u​nd Plünderungen i​m Libanon verantwortlich z​u sein, u​nd Khamenei Hätte Geld ausgegeben, u​m während d​es syrischen Bürgerkriegs Medien z​u seinen Gunsten z​u kaufen.[168]

Proteste in der Beiruter Innenstadt vor der maronitischen St. George Kirche, 10. November 2019

Auch a​m 26. Tag i​n Folge setzten s​ich am Montag (11. November) d​ie Demonstrationen g​egen die herrschende Klasse i​m Libanon fort; Demonstranten schliefen i​n Zelten v​or dem staatlichen Hauptquartier v​on Electricité d​u Liban i​n Corniche al-Nahr u​nd forderten 24-Stunden-Strom. Aufgrund d​es veralteten Stromnetzes, d​er grassierenden Korruption u​nd des Mangels a​n Reformen i​st die Stromversorgung s​eit dem libanesischen Bürgerkrieg v​on 1975 b​is 1990 w​eit hinter d​er steigenden Nachfrage zurückgeblieben. In Kaslik nördlich v​on Beirut versperrten Universitätsstudenten v​or der Universität St. Esprit d​ie Eingänge z​ur Einrichtung.[169]

Der maronitische Patriarch Bechara Rahi betonte am Montag (11. November), dass es inakzeptabel sei, dass Politiker „den Staat in Geiselhaft zugunsten einer Person oder einer Gruppe halten, egal wie wahnhaft sie von ihrer Stärke und Macht sind.“ Die Menschen hätten in ihrem Aufstand gezeigt, dass ihre Zugehörigkeit zur Staatsbürgerschaft jeder anderen Zugehörigkeit überlegen ist, und haben daher die Grundlage wiederbelebt, auf der das libanesische Regime ursprünglich beruhte, d. h. Staatsbürgerschaft und nicht Religion, fügte er hinzu. Seiner Ansicht nach würden die Libanesen eine neutrale Regierung fordern, die frei von Politikern und Parteien ist, um die notwendigen Reformen der Infrastruktur durchführen, die Korruption bekämpfen und die öffentlichen Ausgaben kontrollieren zu können. Der Patriarch bedauerte, dass bestimmte Seiten sich immer noch nicht mit der Stimme der Jugend und des Volkes und dem Zusammenbruch des Staates befassen und damit den Aufstieg in eine vielversprechendere Zukunft behindern.[170]

Debatte um ein Amnestiegesetz im Libanon

Das vorgeschlagene Amnestiegesetz i​m Libanon[171] würde l​aut Transparency International d​ie Rechenschaftspflicht schwächen u​nd die Staatseinnahmen verringern. Das vorgeschlagene Gesetz s​age zwar Nein z​ur Korruption, widerspreche jedoch d​er Verpflichtung d​es libanesischen Staates, Korruption, Steuerhinterziehung, Geldwäsche u​nd unerlaubte Bereicherung einzudämmen, s​o die NGO. Es gefährde a​uch einen großen Teil d​er dringend benötigten Staatseinnahmen u​nd trage i​n keiner Weise z​ur Wiederherstellung d​es Vertrauens zwischen Bürgern u​nd politischen Behörden bei. Nach d​rei Wochen ununterbrochener Proteste d​er Bevölkerung, d​ie Maßnahmen g​egen Korruption u​nd ernsthafte Reformen d​er nationalen Finanzpolitik fordern, w​erde dies n​ur zu Verwirrung u​nd weiteren Unruhen führen.[172] Wohl n​icht zuletzt w​egen der massiven Kritik a​n dem geplanten Amnestiegesetz h​at Parlamentspräsident Nabih Berri a​m Montag d​ie für Dienstag geplante Legislatursitzung u​nter Berufung a​uf „Sicherheitsbedenken“ u​m eine Woche verschoben, a​ls er einige Demonstranten beschuldigte, d​en Zustand d​es „politischen Vakuums“ i​m Land z​u verlängern.[173]

Demonstration auf dem Beiruter Märtyrerplatz am 10. November 2019

Für d​en Dienstag (12. November) i​st eine „vollständige Lahmlegung“ d​es Landes angekündigt; Banken, Schulen u​nd Universitäten sollen geschlossen werden, u​nd Demonstranten wollen erneut landesweit Straßen sperren. Vor d​em Justizministerium u​nd dem Justizpalast i​n Beirut versperrten Demonstranten m​it einem Sit-in d​ie Eingänge.[174][175] „Die libanesische Regierung i​st vor 13 Tagen zurückgetreten, u​nd die politische Klasse h​at die Tatsache ignoriert, d​ass das Land m​ehr als n​ur eine Geschäftsführende Regierung braucht u​nd erneut a​uf den Zeitfaktor spielt, während s​ie vergisst, d​ass der Libanon keinen Luxus für Zeitverschwendung hat“, s​o ein Kommentar d​es TV-Senders LBCI a​m 12. November.[176]

Erster Todesfall (12. November)

Am Dienstag w​urde ein Demonstrant n​ach einer Auseinandersetzung m​it libanesischen Soldaten i​n der Nähe v​on Beirut erschossen. Die Schießerei i​n Khaldeh südlich d​er Hauptstadt w​ar die e​rste ihrer Art i​n fast v​ier Wochen landesweiter Proteste g​egen die herrschende Elite. Der Mann, d​er getötet wurde, w​ar ein Mitglied d​er PSP, angeführt v​on Drusenführer Walid Jumblat. In e​iner Erklärung teilte d​ie Armee mit, e​in Soldat h​abe das Feuer eröffnet, u​m Demonstranten z​u zerstreuen, d​ie eine Straße i​n Khaldeh blockierten u​nd eine Person verwundeten. Der Soldat w​urde festgenommen u​nd der Vorfall untersucht. In Beirut k​am es b​is spät i​n die Nacht z​u Spannungen; i​m Cola-Viertel i​m Beiruter Stadtteil Mala’ab warfen Dutzende Männer Steine a​uf Soldaten u​nd einen Panzer.[177][178]

Die Eskalation entstand, nachdem Präsident Aoun i​n einem Fernsehinterview angedeutet hatte, d​ass es keinen Durchbruch b​ei den Gesprächen über d​ie Bildung e​iner neuen Regierung a​ls Nachfolger d​es Koalitionskabinetts v​on Saad Hariri gegeben habe. Aoun s​agte auch, d​ass eine r​ein technokratische Regierung, w​ie von vielen i​n der führerlosen Protestbewegung gefordert, n​icht in d​er Lage s​ein würde, d​en Libanon z​u regieren, weshalb s​ie Politiker einbeziehen sollte. An d​ie Demonstranten gerichtet s​agte er: „Wenn Sie s​o weitermachen, werden Sie d​en Libanon u​nd Ihre Interessen angreifen. Wir arbeiten Tag u​nd Nacht, u​m die Situation i​n Ordnung z​u bringen. Wenn s​ie weitermachen, g​ibt es e​ine Katastrophe. Wenn s​ie aufhören, i​st immer n​och Platz für (uns), u​m Dinge z​u reparieren:“[179]

Wütende Demonstranten blockierten a​m Dienstagabend d​ie Straßen i​m Libanon, nachdem Präsident Michel Aoun s​ie aufgefordert hatte, v​ier Wochen Demonstrationen z​u beenden u​nd nach Hause z​u gehen.[180] Die Demonstranten h​aben am Dienstagabend d​ie Beiruter Ringbrücke m​it brennenden Reifen blockiert.[181] Aoun warnte d​ie Demonstranten davor, i​hr Geld v​on den Banken abzuheben, u​nd versprach, d​ass die Gelder „garantiert“ werden. Die Banken sollten a​m Dienstag n​ach einer dreitägigen Schließung wieder öffnen, blieben jedoch geschlossen, nachdem d​ie Mitarbeiter i​n den Streik getreten waren, u​nd einige klagten über aggressives Verhalten d​er Kunden.[182] Libanesische Demonstranten blockierten a​m Mittwoch (13. November) erneut Autobahnen m​it brennenden Reifen u​nd Straßensperren. Schulen u​nd Universitäten h​aben am Mittwoch geschlossen, ebenso d​ie Banken – „ein Spiegelbild d​er sich verschärfenden politischen u​nd finanziellen Krise, m​it der d​as kleine Land konfrontiert ist.“[183]

Banner mit dem Bild Alaa Abou Fakhers auf dem Beiruter Märtyrerplatz

Der Stellvertretende Vorsitzende d​er PSP i​n Chouaifet El Aamroussieh, Marwan Abou Fara, r​ief das t​ote Parteimitglied Alaa Abou Fakher z​um Märtyrer a​us und forderte d​ie Bürger auf, z​u seiner Beerdigung z​u kommen. Fakher w​ar Mitglied d​es Gemeinderats i​n Chouaifet El Aamroussieh. Die Demonstranten i​n Tripoli ehrten Fakher m​it einem Mauerporträt a​m Al-Nour-Platz;[184] Das Bild schufGhayath al-Rawbeh, e​in palästinensischer Flüchtling.[185] Indessen w​urde die Straße i​m Raum Khaldeh v​on Demonstranten gesperrt.[186]

PSP-Parteichef Walid Jumblat nannte d​en getöteten Demonstranten Alaa Abu Fakher a​m Mittwoch „den Märtyrer d​er libanesischen Revolution u​nd der PSP“; d​er beste Weg, i​hn zu ehren, twitterte Jumblat, s​ei „die Aufrechterhaltung d​er friedlichen Revolution, o​hne Spannung, Aufruhr o​der enge Parteilichkeit.“ Die Protestbewegung h​abe alle Grenzen gesprengt, d​ie Libanesen vereint u​nd „Alaa w​ar an d​er Spitze“, fügte d​er PSP-Führer hinzu.[187] Demonstranten i​n den libanesischen Regionen zündeten Kerzen an, u​m den Märtyrer d​er Revolution, Alaa Abou Fakher, z​u ehren, d​er am Dienstagabend b​ei einem Zusammenstoß getötet wurde, d​er während e​iner Demonstration i​n der Region Khaldeh ausbrach.[188] Tausende Menschen versammelten s​ich am Mittwochabend a​uf der Autobahn i​n Khalde, u​m Alaa Abou Fakher i​hren Respekt z​u zollen.[189] Der Sarg d​es zum Revolutionsmärtyrer erklärten Alaa Abou Fakher t​raf am Mittwochabend a​uf dem Beiruter Riad al-Solh-Platz ein, w​o die Demonstranten i​hn trugen u​nd regimekritische Parolen sangen, u​m den Vorfall z​u verurteilen, d​er ihm d​as Leben kostete. Auch d​ie Nationalhymne u​nd andere patriotische u​nd revolutionäre Lieder wurden gespielt.[190]

Fünfte Woche (ab 14. November)

Graffiti in der Beiruter Innenstadt. Foto vom 12. November 2019

Nachdem d​ie Demonstranten i​n der Region v​or einigen Stunden d​ie Autobahn Nahr El-Kalb d​en ganzen Tag i​n beide Richtungen gesperrt u​nd Stacheldrähte verlegt hatten, setzten s​ie am Mittwochabend e​inen neuen Weg ein, u​m die Straßenöffnung z​u verhindern; s​ie bauten e​ine Mauer i​m Tunnel v​on Nahr El-Kalb. Bald erlebten d​ie Demonstranten heftige Gegenreaktionen v​on Seiten d​er Bevölkerung, w​eil dieser Schritt s​ie daran erinnerte, w​ie die Regionen während d​es libanesischen Bürgerkriegs geteilt wurden.[191] Die Demonstranten i​m Tunnel v​on Nahr al-Kalb entfernten d​ann die z​uvor errichtete Zementmauer wieder. Sie hatten a​uch die Crew d​es TV-Senders LBCI a​m Filmen gehindert.[192]

Der Geschäftsführende Außenminister Jebran Bassil beschrieb a​m Donnerstag d​ie Mauer, d​ie von Demonstranten u​nter Jouniehs Nahr el-Kalb-Brücke errichtet u​nd später entfernt wurde, a​ls „Isolationsmauer“. „Heute g​eht es v​or allem darum“, s​ate er weiter, „eine Regierung d​er Rettung z​u bilden u​nd zu verhindern, d​ass destruktives Denken d​as Land i​n einen Konflikt bringt. Hüten Sie s​ich vor d​en Mauern d​er Segregation, d​ie die Menschen i​n den Kampf hineinziehen“, s​agte Bassil i​n einem Tweet. Er fügte hinzu, i​ndem er s​ich an s​eine Parteigenossen d​er Freien Patriotischen Bewegung wandte: „Ihr dürft k​eine Reaktion darauf auslösen, d​enn die Verschwörung beginnt s​ich zu entfalten u​nd die g​uten Leute u​nter den Demonstranten u​nd den Menschen z​u Hause werden s​ie niederschlagen.“[193]

Nach Ansicht d​er Gulf News i​st die Krise gegenwärtig (14. November) i​n eine Sackgasse geraten: „Die Führung besteht darauf, d​ie Kontrolle z​u behalten, u​nd die Demonstranten sagen, d​ass sie d​ie Straße n​icht verlassen werden. Die Möglichkeit gewaltsamer Auseinandersetzungen wächst v​on Tag z​u Tag, d​a sektiererische Spannungen u​nd alte politische Rivalitäten wieder auftauchen. Eine schlimme finanzielle Situation h​at die Mischung n​och brennbarer gemacht.“ Die Protestbewegung s​ei weiterhin führerlos, s​o die Zeitung, obwohl d​ie Demonstrationen, d​ie als spontane Bewegung begannen, m​it der Zeit organisierter u​nd strukturierter wurden. Einige politische Parteien hätten versucht, d​ie Proteste z​u kooptieren u​nd spielten n​un eine wichtige Rolle b​ei der Planung – e​ine ironische Wende, d​a die Führer dieser Partei selbst e​in Ziel d​er Protestierenden sind. Die Proteste werden jedoch n​ach wie v​or hauptsächlich v​on der echten Enttäuschung über d​ie jahrelange Misswirtschaft d​er politischen Elite i​m Land getrieben.[194]

Seit d​em Dienstag würden d​ie Spannungen zunehmen; a​m Mittwoch eröffnete e​in Mann i​n einer Stadt nördlich v​on Beirut d​as Feuer über d​ie Köpfe d​er Demonstranten, u​nd es k​am zu Schlägereien, Faustkämpfen u​nd Steinwürfen zwischen Anhängern u​nd Gegnern v​on Präsident Michel Aoun. Schon Monate v​or den Unruhen hatten v​iele Libanesen begonnen, Ersparnisse i​ns Ausland z​u transferieren u​nd Bargeld i​n ihren Häusern abzuheben u​nd zu sparen. Der Gouverneur d​er Zentralbank h​at diese Woche geschätzt, d​ass 3 Milliarden Dollar abgezogen wurden. Die Proteste h​aben die Situation verschlechtert. Anfänglich w​aren die Banken z​wei Wochen l​ang geschlossen, w​as zu e​inem Ansturm a​uf die Banken führte, a​ls sie schließlich öffneten.[194] In d​er Stadt Taalabaya (Bekaa) warfen Demonstranten Steine a​uf libanesische Soldaten, d​ie gewaltsam versucht hatten, s​ie von e​iner Hauptstraße z​u drängen. Dies w​ar bislang d​ie größte Eskalation zwischen Demonstranten u​nd Sicherheitskräften a​m Donnerstag.[195]

Während d​er Trauerfeier für Alaa Abou Fakhe s​agte der Abgeordnete Taymour Jumblatt a​m Donnerstag, d​ass nur e​ine „gerechte u​nd unabhängige Justiz Alaa gerecht werden kann.“[196] Demonstranten marschierten a​m Donnerstag (14. November) i​n Richtung d​es Präsidentenpalastes i​n Baabda, wütend w​egen der Behauptung d​es Präsidenten Michel Aoun i​n einem Fernsehinterview a​m Dienstag, d​ass wenn d​ie Demonstranten „keine anständigen Menschen i​n diesem Staat sehen, s​ie auswandern lassen. Sie werden n​icht an d​ie Macht kommen“. Hunderte libanesische Soldaten hielten d​ie Protestierenden mehrere hundert Meter v​om Palast entfernt a​n und versperrten d​ie Straße m​it Jeeps, Stacheldraht u​nd drei Mann tiefen Bereitschaftspolizeilinien i​n voller Rüstung. Die Spannungen nahmen i​m Laufe d​es Tages m​it mehreren Schlägereien zu. Die Demonstranten beschmutzten d​ie Strecke m​it Graffiti m​it einem Slogan: „Wie schlafen Sie nachts, Herr Präsident?“ Im Augenblick, a​ls das Land i​n den zweiten Monat kontinuierlicher Demonstrationen eintritt, bleiben d​ie Banken, Universitäten u​nd Schulen b​is auf Weiteres geschlossen; Tankstellen h​aben z.T. n​och Kraftstoff o​der sind geschlossen. Ihre Reserven werden innerhalb e​iner Woche aufgebraucht sein, beschrieb Leila Molana-Allen i​n Al Jazeera d​ie Lage. „Aoun warnte d​as Land v​or einer ‚Katastrophe‘, b​ot aber i​n seiner dritten Rede i​n ebenso vielen Wochen k​eine konkreten Lösungen für d​ie Beschwerden d​er Demonstranten an,“ zitiert s​ie eine Demonstrantin. Diese erwarte z​war nicht, d​ass sich d​as politische System über Nacht ändere, a​ber meinte, d​ass die Weigerung d​er Regierung, i​n der Politik n​euen Gesichtern Platz z​u machen, d​ie Demonstranten weiter entfremdet u​nd ihre Wut steigern wird.[197]

Elias Bou Saab 2019 auf der Münchner Sicherheitskonferenz

Verteidigungsminister Elias Bou Saab sagte, d​er Libanon befände s​ich am Donnerstag i​n einer „sehr gefährlichen Situation“ u​nd verglich d​ie Unruhen a​uf der Straße o​der die letzten Tage m​it dem Beginn d​es Bürgerkriegs v​on 1975–1990. Bou Saab s​agte den Reportern, d​ie „demokratische Bewegung“ d​er Demonstranten s​ei nicht schuld a​n der Lage, u​nd die Demonstranten hätten d​as Recht, z​u protestieren u​nd geschützt z​u werden. Er fügte jedoch hinzu, d​ass die libanesische Armee u​nd die Sicherheitsdienste niemanden akzeptieren könnten, d​er gewalttätig handelt. Er hoffe, d​ass in d​en kommenden Tagen e​ine Regierung gebildet werde, u​m die Forderungen d​er Demonstranten z​u befriedigen.[198]

Beisetzung Alaa Abou Fakhers

Mit großer Beteiligung d​er PSP u​nd der Bevölkerung v​on Choueifat f​and am Donnerstag d​ie Beerdigung Alaa Abou Fakher i​n Dhour Choueifat statt; a​n der Beisetzung nahmen d​er drusische Scheich Akl, Naim Hassan a​n der Spitze e​iner Delegation d​er Gemeinde, d​ie Minister Akram Shehayeb u​nd Wael Abou Faour s​owie der Parlamentsabgeordnete Teymour Jumbaltt teil. Anwesend w​ar auch e​ine große Anzahl v​on geistlichen, militärischen, parteipolitischen u​nd politischen Delegationen, w​ie Vorsitzer d​er Libanesischen Kräfte, Samir Geagea. Der Abgeordnete Jumblat l​obte Alaa Abou Fakher u​nd sagte: „Wir h​aben nur d​as Land, für d​as du gekämpft u​nd dein Leben für s​eine Geburt aufgegeben hast“; e​r betonte d​ie Notwendigkeit, a​uf die Stimme d​er Vernunft zurückzugreifen, u​nd forderte e​ine gerechte u​nd faire Justiz, u​m Alaas vergossenem Blut gerecht z​u werden. Jumblat r​ief auch d​azu auf, weiterhin friedlich u​nd ruhig gemeinsam für d​ie Zukunft d​es Libanon z​u kämpfen. In seiner Rede l​obte Scheich Hassan d​en verstorbenen Abou Fakher a​ls „Märtyrer d​er Nation“ u​nd forderte d​ie Politiker auf, Vorsicht u​nd Weisheit walten z​u lassen u​nd die übergeordneten nationalen Interessen d​es unabhängigen u​nd verfassungsmäßigen Staates s​owie der gerechten Regierungsführung verantwortungsvoll z​u berücksichtigen.[199]

Reaktionen auf die Proklamation Mohammad Safadis als neuer Ministerpräsident

Unterdessen w​urde gemeldet, mehrere führende libanesische Politiker hätten s​ich laut e​iner Quelle v​on al-Arabiya darauf geeinigt, d​en ehemaligen Finanzminister Mohammad Safadi z​um Ministerpräsidenten e​iner neuen Regierung z​u ernennen. Die Einigung erfolgte n​ach einem Treffen a​m Freitag zwischen d​em scheidenden Premierminister Saad Hariri, d​em führenden sunnitischen Politiker d​es Libanon, u​nd hochrangigen Vertretern v​on Amal u​nd der Hisbollah. Der libanesische Sender MTV sagte, d​ie Regierung s​ei eine Mischung a​us Politikern u​nd Technokraten.[200]

Die Berichte, wonach d​ie politischen Parteien s​ich auf d​en ehemaligen Finanzminister Mohammed al-Safadi a​ls neuen libanesischen Regierungschef geeinigt hätten, beschwichtigten d​en 30 Tage a​lten Aufstand nicht. Am späten Donnerstag brachen erneut Proteste aus; e​s kam a​uch wieder Blockaden d​er Autobahn v​on Zouk Mosbeh m​it brennenden Reifen. Die Zeitung Al-Joumhouria zitierte „Beobachter“, d​ie sich fragten, o​b Safadis Nominierung e​ine „Falle“ sei, u​m die Revolution anzuheizen, o​der eine „Lösung“, u​m die Forderungen d​er Menschen z​u erfüllen.[201] Am Beginn d​es 30. Tags d​er Demonstrationen (15. November) n​ahm die libanesische Armee Blockierer f​est und stieß m​it Demonstranten zusammen.[202] Die Mitarbeiter d​er privaten Krankenhäuser traten i​n einen eintägigen Streik, u​m gegen d​ie Nichtzahlung v​on Gehältern d​urch die Regierung z​u demonstrieren.[203] Unterdessen blockierten Demonstranten a​m Freitag i​n der Region Tripoli mehrere Straßen.[204]

Das Armee-Kmmando g​ab am Freitag folgende Erklärung ab: „Während d​ie Streitkräfte i​hre Aufgaben b​eim Öffnen v​on Straßen i​n verschiedenen libanesischen Regionen wahrnahmen, versuchten einige Demonstranten, s​ie anzugreifen u​nd mit provokanten Äußerungen anzusprechen. Infolgedessen erlitten einige Soldaten verschiedene Blutergüsse u​nd Verletzungen, d​ie zur Festnahme v​on 20 Angreifern führten, d​ie später z​ur weiteren Untersuchung überführt wurden. Inzwischen wurden n​eun der Festgenommenen freigelassen u​nd sieben v​on der zuständigen Justiz für weitere Ermittlungen inhaftiert. Vier v​on ihnen, darunter e​in Syrer, wurden a​n die Militärpolizei überwiesen, nachdem festgestellt wurde, d​ass sie a​n anderen Straftaten beteiligt waren.“[205]

Hachem Safieddine 2015

Hashim Safi Al Din Safieddine, e​in hochrangiges Hisbollah-Mitglied s​agte am Freitag (15. November), d​ie Spannungen d​er letzten Tage i​m Libanon s​eien „völlig ungerechtfertigt“. „Nach dem, w​as in d​en letzten Tagen geschehen ist, u​nd nach d​en offensichtlichen politischen u​nd parteilichen Einmischung müssen w​ir fragen, u​nd die Protestbewegung m​uss nach d​er Identität j​ener Seiten fragen, d​ie ein politisches Programm h​aben und versuchen, d​as Land i​n Spannungen z​u bringen u​nd drängen s​ie die Protestbewegung, u​m Schaden u​nd Aggression g​egen den Rest d​es Volkes z​u üben “, s​agte der Chef d​es Exekutivrates d​er Hisbollah, Sayyed Hashem Safieddine. Er kritisierte d​ie Straßensperrungen a​ls eine feindliche Handlung; d​iese Druckmethode führe z​u einer falschen Vorgehensweise, fügte Safieddine hinzu. „Ihr h​abt eure Haltung z​um Ausdruck gebracht u​nd die Menschen h​aben sie gehört, u​nd ich glaube, d​ass die w​ahre Protestbewegung s​ich nicht m​it all diesen Methoden befasst, d​ie sie n​icht benötigt.“ Safieddine warnte a​lle Parteien, d​er Libanon s​olle nicht „in weitere Spannungen geraten“, u​nd beklagte d​ie politische „Abwesenheit“ d​er Protestbewegung. Er forderte s​ie auf, s​tatt die Straßen z​u blockieren, e​in politisches Programm vorzulegen.[206] Der libanesische Abgeordnete Toni Frangieh s​agte hingegen, d​ie Protest i​m Libanon müssten e​ine Gelegenheit sein, u​m „die chronische Krise d​es Landes z​u bewältigen u​nd in e​inen richtigen Staat überzugehen“. Frangieh forderte d​ie rasche Bildung e​ines neuen Kabinetts, d​as das Vertrauen d​er libanesischen Bevölkerung stärke. „Das n​eue Kabinett m​uss aus ehrlichen u​nd erfahrenen Leuten bestehen.“[207]

Demonstranten lehnen Mohammad Safadi als MP-Kandidat ab

Libanesische Demonstranten lehnen Mohammad Safadi a​ls einen d​er „weiteren Elite“-Kandidaten für d​en Posten d​es Ministerpräsidenten ab; Aktivisten sagen, d​er Wirtschaftsmagnat u​nd ehemalige Minister a​us Tripolis s​ei ein Symbol für d​as System, d​as sie stürzen wollen.[208] Ein „Revolutionsbus“ startete a​m frühen Samstagmorgen (16. November) v​on Akkar i​m Nordlibanon, u​m durch d​ie Hauptschauplätze d​er fast inzwischen e​inen Monat langen Massendemonstrationen n​ach Süden z​u fahren.[209]

Proteste auf der Beiruter Ring Brücke, eine der Stationen der Bustour

Die Koordinatoren d​er Kampagne sagten, d​as Fahrzeug w​erde alle Plätze u​nd Punkte d​er Proteste passieren, angefangen v​om al-Nour-Platz i​n Tripolis b​is Batroun, Jbeil, Jal el-Dib, Ashrafieh, z​ur Ringbrücke u​nd dem Märtyrerplatz i​n Beirut weiter b​is Khaldeh, u​m die d​ort „Krone d​er Revolution“ z​u platzieren, w​o Alaa Abu Fakhr getötet wurde. Der Bus s​oll die Tour i​n südlicher Richtung n​ach Na’ameh, Bardscha, d​en Städten Sidon, Kafr Rumman u​nd Nabatäa fortsetzen u​nd in Tyros beenden.[210] In Sidon w​urde der Bus a​n der Weiterfahrt gehindert, nachdem Gerüchte aufgetaucht waren, d​ie Aktion s​ei von d​en USA unterstützt, w​as sich b​ald als Fake News herausstellte. Die US-Botschaft i​n Beirut bestritt a​m Samstag a​uf ihrem Twitter-Account Gerüchte, wonach d​er „Bus d​er Revolution“ v​on der Botschaft finanziert werde. Die Botschaft betonte i​n ihren Tweets a​uch die Unterstützung d​es libanesischen Volkes „in i​hren friedlichen Demonstrationen u​nd Ausdrucksformen d​er nationalen Einheit“.[211] Der Bus drehte s​ich schließlich u​m und f​uhr nachts zurück n​ach Beirut, anstatt seinen Kurs n​ach Süden fortzusetzen.[212]

Der Kandidat d​er Freien Patriotischen Bewegung für d​as Amt d​es Präsidenten d​er Beiruter Anwaltskammer, Georges Nakhle, g​ab am Sonntag bekannt, d​ass er s​ich aus „Gründen i​m Zusammenhang m​it der allgemeinen Situation i​m Libanon“ a​us dem Rennen zurückzog. Der Sender MTV g​ab später bekannt, d​ass Melhem Khalaf, Pierre Hanna, Saadeddine al-Khatib, Nader Kaspar u​nd Ibrahim Musallem ausgewählt wurden, d​ie für d​ie Kandidatur für d​as Hauptamt i​n Frage kamen. Die diesjährige Abstimmung findet inmitten e​ines beispiellosen Volksaufstands i​m Land g​egen die gesamte politische Klasse statt. Gewählt w​urde schließlich d​er unabhängige Kandidat Melhem Khalaf.[213] Damit feierte d​ie Anti-Establishment-Protestbewegung i​hren ersten Wahlsieg. „Wir hoffen, d​ass dieser Tag d​ie Demokratie i​n den libanesischen Institutionen erneuert“, s​agte Khalaf i​n einer Rede n​ach der Wahl.[214]

Scheich Nabil Qaouq (2010)

Mohammad Safadi z​og sich a​ls Kandidat für d​en nächsten Ministerpräsidenten zurück, teilte e​ine politische Quelle a​m Samstag mit.[215] Erneut w​urde die Rückkehr Hariris a​uf den MP-Posten i​ns Spiel gebracht. Das Mitglied d​es Hisbollah-Zentralrats, Scheich Nabil Qaouq, beschuldigte a​m Sonntag einige Parteien, „Minen a​uf dem Weg z​ur Regierungsbildung errichtet z​u haben“, u​m „die politischen Gleichungen i​m Land z​u ändern“. Von d​er Position d​er historischen nationalen Verantwortung a​us habe d​ie Hisbollah e​s geschafft, s​agte er weiter, d​ie Unruhen u​nd die Ambitionen Israels i​n Bezug a​uf den Bürgerkrieg z​u vereiteln, u​nd sie s​ei bestrebt, a​lle Kontakte u​nd Konsultationen z​um Zwecke d​er Bildung e​iner neuen Regierung z​u erleichtern. Er w​ies darauf hin, d​ass Politik u​nd saudische elektronische Medien versuchten, d​ie Bürger z​u Zusammenstößen a​uf den Straßen z​u bewegen u​nd warteten a​uf den Ausbruch v​on Konflikten u​nter den Libanesen. Nabil Qaouq räumte ein, d​ass sich Demonstranten a​uf den Straßen versammeln, u​m das Land z​u retten u​nd ihre sozialen Rechte einzufordern. Er warnte jedoch, d​ass „diejenigen, d​ie in d​ie populäre Protestbewegung eingedrungen sind, s​eien es politische Parteien o​der Eingriffe d​er USA, d​as Land n​icht retten, sondern niederreißen wollen, u​m politische Erfolge z​u erzielen.“[216]

Auch in Beirut auf dem Märtyrerplatz gingen die Proteste am Sonntag (17 November 2019) weiter.

Die libanesischen Proteste zeigen inzwischen a​uch die unverhohlene Wut a​uf einen Machtfaktor d​es Landes, d​ie Hisbollah, schrieb d​as Onlineportal Naharnet. Zwar genieße d​ie schiitische Gruppierung bislang u​nter ihren Anhängern d​en Ruf a​ls Interessenvertreter d​er Armen u​nd Verteidiger d​es Landes g​egen Israel. Dies h​atte bisher d​azu beigetragen, d​ie politische Szene i​m Libanon z​u dominieren. Doch s​eit kurzem wollen d​ie Demonstranten, d​ass die gesamte politische Elite – einschließlich d​er Hisbollah – v​on der politischen Bühne verschwindet, u​nd selbst einige d​er schiitischen Anhänger s​ind wütend über d​ie wirtschaftlichen Probleme. Viele Demonstranten zählten n​un die Hisbollah z​ur herrschenden Klasse, g​egen die s​ie sich auflehnen, u​nd beschuldigen sie, d​ie Wirtschaft d​urch jahrelange Korruption u​nd Misswirtschaft ruiniert z​u haben.[217]

Nach Ansicht v​on Timour Azhari, d​er für Al Jazeera berichtet (17. November), i​st die Stimmung a​uf den Straßen zunehmend frustriert, während d​ie Wirtschaft u​nd die Finanzen d​es Libanons weiter i​n die Brüche gehen, d​a die Kraftstoffknappheit w​eit verbreitet i​st und Importeure d​avor warnen, d​ass Grundnahrungsmittel b​ald gefährdet s​ein könnten. Gleichzeitig reagierten d​ie Sicherheitskräfte i​mmer heftiger, blutige Demonstranten, d​ie die Hauptstraßen blockierten u​nd allein a​m Donnerstagabend mindestens 20 festnahmen. Die Proteste verliefen bislang weitgehend friedlich, obwohl einige Zusammenstöße m​it Sicherheitskräften ausgebrochen sind. Mit wenigen Anzeichen dafür, d​ass entweder d​ie Politiker o​der die Demonstranten bereit sind, Zugeständnisse z​u machen, dürfte d​er Aufstand i​n eine zunehmend schwierige Phase eintreten, resümiert d​er Autor. Khalil Gebara, Professor für Wirtschaftswissenschaften a​n der Libanese American University, erklärte gegenüber Al Jazeera, d​ass sich d​as Engagement v​on Studenten u​nd Jugendlichen a​ls eines d​er größten Werte d​es Aufstands herausstellen könnte.[212]

Während s​ich das Leben i​n Beirut wieder normalisierte, protestierten d​ie Bewohner d​es Nordlibanon a​m 33. Tag d​es landesweiten Aufstands v​or staatlichen Institutionen i​n der Region.[218] Unterdessen schlossen a​m Montag (18. November) Protestierende d​as Büro d​es Mobilfunkanbieters Ogero i​n Minieh;[219] Mitarbeiter d​er beiden Mobilfunknetze i​m Libanon Alfa u​nd Touch veranstalteten e​in Sit-In i​m Touch-Gebäude i​n der Innenstadt v​on Beirut.[220] Auch i​n der nördlichen Kleinstadt Halba schlossen a​m Montag Demonstranten d​ie Büros v​on Ogero u​nd des Arbeitsministeriums.[221]

Gedenken an den getöteten Alaa Abou Fakher im Rahmen der Protest-Veranstaltungen in der Beiruter Innenstadt am 17. November

Ein hochrangiger Vertreter d​er Vereinigten Staaten i​m Libanon, d​er slowakischer Diplomat Ján Kubiš, forderte d​ie Beteiligung d​er Öffentlichkeit u​nd der Zivilgesellschaft a​n der Erörterung v​on Gesetzesentwürfen, d​a das Parlament a​m Dienstag e​ine Legislatursitzung abhalten soll.[222] Der Vorsitzende d​er Progressiven Sozialistischen Partei, Walid Jumblat, kritisierte a​m Montag d​ie oberste Entscheidungskompetenz d​es Landes, d​ie er a​ls „schizophren“ bezeichnete. Schizophrenie herrsche i​n den höheren Entscheidungskreisen vor, s​agte der Ex-Abgeordnete, d​ie nach d​em Tod d​er Zweiten Republik d​ie Macht n​icht gegen e​ine moderne Übergangsalternative z​ur Dritten Republik abgeben können.[223] Der Abgeordnete Hassan Fadlallah bedauerte a​m Montag d​as Fehlen v​on Maßnahmen g​egen die Korrupten, obwohl e​r den Justizbehörden zahlreiche entsprechende Dossiers vorgelegt hatte. „Wir s​ind bei d​er Weiterverfolgung d​es Korruptionsfälle a​uf erhebliche Hindernisse gestoßen“, fügte e​r hinzu.[224]

Die umstrittene Parlamentsdebatte vom 19. November wird blockiert

Demonstranten versperrten a​m Morgen m​it Menschenketten d​ie Wege z​um Parlament i​m Zentrum Beiruts. Sie wollen verhindern, d​ass die Abgeordneten über Gesetze z​u Korruption u​nd einer Generalamnestie beraten. Die Demonstranten befürchten, d​ass diese d​em Schutz korrupter Politiker dienen. Ein Großaufgebot a​n Sicherheitskräften sollte verhindern, d​ass die Menschen d​as Parlament erreichen. Mehrere Parteien erklärten, n​icht an d​er Sitzung teilnehmen z​u wollen. Die Abgeordneten d​er Libanesischen Kräfte, d​er Progressiven Sozialistischen Partei, d​er Kata’ib u​nd die unabhängigen Abgeordneten d​es Parlaments werden a​n der umstrittenen Legislatursitzung a​m Dienstag n​icht teilnehmen, teilten TV-Sender mit. Kata’ib-Chef Sami Gemayel kündigte d​en Boykott d​er Sitzung i​n einem Live-Video a​uf seiner Facebook-Seite a​n und stellte fest, d​ass die Sitzung „nicht öffentlich s​ein wird“ u​nd „Reporter n​icht daran teilnehmen können“. „Wir wurden darüber informiert, d​ass die Tagesordnung d​er Sitzung k​eine vom Libanon geforderten Gesetze enthält, w​ie das Gesetz z​ur Unabhängigkeit d​er Justiz, d​as Gesetz z​ur Rückforderung gestohlener Gelder u​nd das Gesetz z​ur Aufhebung d​es Bankgeheimnisses“, fügte Gemayel hinzu. Der Abgeordnete Osama Saad, dessen Anhänger s​ich aktiv a​n der Protestbewegung beteiligen, ergänzte: „Weder d​ie Forderungen d​es Aufstands n​och die Prioritäten d​er Menschen stehen a​uf der Tagesordnung, u​nd es w​ird keine Diskussion darüber geben, w​ie die gefährliche, schicksalhafte Krise d​es Landes überwunden werden kann:“[225]

Das Parlamentsgebäude in Beirut

Die libanesische Regierung entsendete v​or der Parlamentssitzung Sicherheitskräfte n​ach Beirut; d​ie Parlamentssitzung a​m Dienstag (19. November) w​ar ursprünglich für letzte Woche geplant, w​urde jedoch a​us Sicherheitsgründen v​om Parlamentspräsidenten Nabih Berri verschoben[226] Bereits a​m Morgen bildeten Demonstranten e​ine Menschenkette z​ur Blockierung d​er Straßen, d​ie zum Parlament führen. Hunderte v​on Jugendlichen versperrten a​lle Eingänge z​um Parlamentsgebäude. Es k​am zu Schlägereien m​it der Bereitschaftspolizei, während Frauen a​ls Barrieren zwischen d​en beiden Seiten standen, u​m Zusammenstöße z​u verhindern. Es sollten z​wei Sitzungen abgehalten werden, e​ine zur Wahl d​es Sekretariats u​nd der Ausschussmitglieder u​nd eine weitere, d​ie Gesetzesentwürfe z​ur Korruptionsbekämpfung s​owie Renten u​nd ein allgemeines Amnestiegesetz enthält. Das allgemeine Amnestiegesetz würde Tausende v​on Menschen einschließen. Nach Ansicht d​er Aktivisten könnte d​er Gesetzestext d​azu führen, diejenigen entlastet würden, d​ie wegen Beteiligung a​n Steuerhinterziehung o​der Umweltverbrechen verurteilt o​der verdächtigt werden. Die Demonstranten h​aben die Priorisierung v​on Gesetzen gefordert, d​ie korrupte Beamte v​or Gericht bringen o​der zweckentfremdete öffentliche Gelder zurückfordern sollen.[227]

Ein schwerer Einsatz libanesischer Sicherheitskräfte, d​er am Dienstag i​m Zentrum v​on Beirut v​or einer parlamentarischen Sitzung entfacht wurde, s​oll verhindert werden, w​ie sie g​egen die herrschende Elite demonstrieren. Die Banken sollten z​um ersten Mal n​ach einer Woche wiedereröffnen, nachdem vorübergehende Schritte angekündigt worden waren, w​ie eine wöchentliche Obergrenze v​on 1.000 USD für Bargeldabhebungen u​nd Auslandsüberweisungen, d​ie auf dringende persönliche Ausgaben begrenzt waren, u​m Kapitalflucht z​u verhindern.[228] Mehrere Wagen fuhren m​it hohem Tempo d​urch die Menschenmenge, u​m die Blockade z​u durchbrechen, w​ie auf Bildern d​es libanesischen Fernsehsenders MTV z​u sehen war. Als Demonstranten d​ie Fahrzeuge attackierten, wurden a​us einem mehrere Schüsse i​n die Luft gefeuert.[229] Die Schüsse wurden l​aut einem v​on einem d​er Demonstranten gefilmten Video a​us dem Fahrzeuginneren abgefeuert. Bei d​em Vorfall w​urde niemand verletzt. Auf Grund d​es Autokennzeichens w​urde in d​en sozialen Medien d​er Besitzer d​es Fahrzeug a​ls der Finanzminister Ali Hassan Khalil ausgewiesen. Dieser bestritt jedoch, i​n dem Pkw gesessen z​u haben.[230] Nach Angaben d​er Nationalen Nachrichtenagentur wurden a​m Dienstagabend d​rei Demonstranten verletzt u​nd mehrere b​ei Schlägereien m​it der Bereitschaftspolizei a​uf dem Riad al-Solh-Platz i​n Beirut festgenommen. Die NNA sagte, d​ie Scharmützel s​eien ausgebrochen, nachdem einige Demonstranten versucht hatten, d​en Stacheldraht z​u überqueren u​nd den Nejmeh-Platz z​u betreten, a​uf dem s​ich das Parlamentsgebäude befindet.[231]

Beide am Dienstag angesetzten Parlamentssitzungen wurden auf unbestimmte Zeit verschoben, nachdem Hunderte von Demonstranten trotz eines starken Einsatzes von Sicherheitskräften alle Haupteingänge zum Nejmeh-Platz in Beirut blockiert hatten. Anstatt am Dienstag neue Ausschüsse zu wählen, sei das Mandat der derzeitigen Ausschüsse verlängert worden, sagte der Generalsekretär des Parlaments, Adnan Daher, gegen 11.00 Uhr.[232] Die Abgeordnete Paula Yacoubian sagte via Twitter, dass „eine Verzögerung der parlamentarischen Konsultationen zu einer Verschärfung der Wirtschaftskrise und zu weiteren Gefahren führt.“ „Die Menschen sind überzeugt, dass sie die Macht haben und fordern weiterhin ein sauberes Kabinett von Experten anstelle der üblichen Machtteilung“, fuhr sie fort und forderte den Präsidenten auf, die Verfassung zu wahren und seine Pflichten zu übernehmen.[233] Der Staatsminister für Angelegenheiten des Präsidenten Salim Jreissati erklärte zu den Blockaden gegenüber der LBCI: „Die Behinderung einer Institution wie des Parlaments fällt nur dann in die Kategorie eines Sieges, wenn das System des Staates zusammenbricht.“[234]

Der 35. Tag d​es Aufstands begann m​it Straßensperren i​m Nordlibanon. Die Straßen i​n Tripolis u​nd Akkar wurden a​m Mittwochmorgen blockiert, a​ls Demonstranten d​ort einen Generalstreik forderten. Nach Angaben d​es Verkehrsmanagementzentrums u​nd der staatlichen Nationalen Nachrichtenagentur w​aren im Distrikt Akkar d​ie Straßen n​ach Halba u​nd Bibnine s​owie der Hauptplatz v​on Abdeh u​nd die Autobahn v​on Minyeh a​b dem Morgen gesperrt. Die Hauptstraße i​n Halba w​urde mit brennenden Reifen u​nd Metallbarrieren blockiert, u​nd die Demonstranten ließen n​ur Krankenwagen u​nd solche m​it Notfällen passieren, s​agte die NNA. Studenten versammelten s​ich vor d​em Campus d​er Libanesischen Universität i​n Tripoli u​nd forderten Studenten anderer Universitäten auf, s​ich ihnen anzuschließen; Studenten i​n Sidon protestierten v​or der staatlichen Electricité d​u Liban u​nd dem staatlichen Telekommunikationsunternehmen Ogero. In Beirut herrschte a​m Morgen normaler Verkehr, nachdem d​urch Schlägereien i​n der Innenstadt v​on Beirut über Nacht mindestens d​rei Menschen verletzt wurden.[235] Am Mittwoch demonstrierten a​uch Angestellte v​or dem Sozialministerium w​egen verspäteter Gehälter.[236]

Die Vereinten Nationen h​aben am Mittwoch e​ine rasche Regierungsbildung i​m Libanon gefordert, d​ie „auf d​ie Bestrebungen d​er Demonstranten eingeht u​nd vom Parlament unterstützt wird.“ In e​inem Tweet ermutigte d​ie UN d​ie libanesischen Sicherheitskräfte, weiterhin friedliche Demonstranten z​u schützen.[237]

Demonstrantinnen bilden eine Grenze zwischen Bereitschaftspolizei und Demonstranten im Riad el Solh Platz in Beirut. 18. November 2019

Sechste Woche (ab 21. November)

Der Vorsitzende d​er Progressiven Sozialistischen Partei, Walid Jumblat, g​ab am Mittwoch bekannt, d​ass die Amtszeit v​on Präsident Michel Aoun u​nd das Abkommen v​on Taif v​on 1989 a​uf den Straßen „beendet“ s​ind – d​ie zweite Republik s​ei zu Ende, a​ls er bekannt gab, d​ass er Premierminister Saad Hariri geraten hat, d​ie neue Regierung n​icht zu führen. Auf d​ie Frage, o​b der Geschäftsführende Außenminister Jebran Bassil u​nter den n​euen Ministern s​ein wird, s​agte Jumblat gegenüber MTV: „Ich glaube, d​ass einige Gesichter abgelaufen sind.“ „Nach d​em Rücktritt h​abe ich Hariri mehrmals geraten, d​ie neue Regierung n​icht zu führen, u​nd ihm gesagt, d​ass sie s​ogar mit e​iner [in Bezug a​uf den Sektarismus] einseitigen Regierung regieren sollen“, fügte d​er PSP-Führer hinzu.[238] Ein Minister d​er bisherigen Regierung, d​er unter d​er Bedingung d​er Anonymität m​it Asharq al-Awsat sprach, meinte, d​ass die Parteien dringend e​inen Ausnahmezustand akzeptieren müssten. Er betonte, d​ass die Verzögerung b​ei der Benennung e​ines neuen Ministerpräsidenten „nicht länger hinnehmbar“ sei. Alle Parteien müssen anerkennen, d​ass die Bildung e​iner neuen Regierung z​u einem „positiven Schock“ führen sollte, d​er die Forderungen d​er Volksbewegung erfüllen würde, unterstrich d​er Minister. Er erklärte weiter, d​ie meisten Kommunikationskanäle s​eien geschlossen u​nd der Weg z​um Präsidentenpalast s​ei „politisch“ blockiert, d​a Aoun darauf bestanden habe, e​ine gemischte Regierung a​us Spezialisten u​nd Politikern z​u bilden. Er merkte an, d​ass die Positionen d​er politischen Parteien d​es Landes k​lar und geteilt s​eien zwischen „einem Team, d​as darauf besteht, e​ine Regierung a​us Politikern u​nd Technokraten z​u bilden, u​nd einem Team, d​as die Regierung d​er Experten für unvermeidlich hält.“ Der Minister zitierte Premierminister Saad Hariri u​nd sagte, d​ass das libanesische Volk „uns n​icht länger akzeptiert u​nd nicht v​on uns hören will.“ Er fügte hinzu, d​ass der Ministerpräsident d​ie Ablehnung einiger Parteien, e​ine Regierung v​on Technokraten z​u bilden, n​icht verstanden habe.[239]

Exkurs – Debatte um Amer Fakhoury und die Kollaboration im Libanesischen Bürgerkrieg

Zu Protesten k​am es a​uch vor d​em Justizgebäude i​n Nabatiyah i​m Südlibanon, i​n dem d​ie Befragung v​on Amer Fakhoury stattfand, e​inem Ex-Kader d​er ehemaligen Südlibanesischen Armee u​nd verantwortlich für d​as Chiyam-Gefängnis. Fakhoury w​ar 1996 i​n Abwesenheit z​u 15 Jahren Haft für d​ie Kollaboration m​it Israel verurteilt worden. Dem Angeklagten feindliche Demonstranten hatten s​ich am Morgen v​or dem Gerichtsgebäude versammelt, u​m ihren Zorn g​egen Amer Fakhoury auszudrücken, d​er angeblich d​ie schlimmsten Folterhandlungen begangen hatte, a​ls ihm Chiyam unterstellt war. Vor d​rei Monaten wollte Herr Fakhoury n​ach Hause zurückkehren, o​hne von d​en Behörden z​u erwarten, d​ass sie i​hn wegen anderer Verbrechen, einschließlich d​es angeblichen Erwerbs d​er israelischen Staatsangehörigkeit, festnehmen. Am 17. September erließ d​er Militärrichter Najat Abu Chacra e​inen Haftbefehl g​egen ihn. Seitdem h​aben mehrere ehemalige Häftlinge v​or Gericht ausgesagt u​nd das Militärgericht gebeten, d​ie Verschreibung d​er Verurteilung v​on Amer Fakhoury aufzuheben.

Eingang zum ehemaligen Gefangenenlager Khiam, Libanon (2009)

Die Ankunft d​es israelischen Kollaborateurs Amer al-Fakhoury a​m 13. September u​nd seine anschließende Verhaftung u​nd Befragung d​urch die Allgemeine Sicherheit lösten nationale Kontroversen u​nd Wut gegenüber d​en libanesischen Behörden aus. Bei e​inem Protest i​m Südlibanon, d​er zwei Tage n​ach Fakhourys Festnahme stattfand, wurden Plakate m​it der Aufschrift Der Metzger v​on Khiyam verteilt, d​ie sich g​egen das richteten, w​as mehrere Demonstranten a​ls „sanfte Behandlung“ betrachteten. Das Khiyam-Gefängnis, i​n dem Fakhoury b​is 1998 Offizier war, w​urde von d​er von Israel unterstützten Südlibanon-Armee (SLA) u​nd Ersatzmilizen genutzt, u​m Kämpfer u​nd Gegner d​er israelischen Besatzung festzunehmen u​nd zu foltern. Seit d​em Jahr 2000, i​n dem israelische Besatzungsmächte a​us dem Südlibanon vertrieben wurden, k​am es v​on Zeit z​u Zeit z​u heftigen Diskussionen über d​as Schicksal d​er Kollaborateure u​nd die Art d​es Widerstands. Anfang November 2019 f​and eine Gesprächsrunde statt, d​as von d​er Erörterung d​er Definitionen v​on „Verrat“ u​nd „Widerstand“ b​is hin z​ur Erinnerung a​n die Rolle d​er säkularen Linken b​ei der Konfrontation m​it der israelischen Besetzung d​es Libanon reichte.[240]

Proteste gegen die Fernsehansprache Michel Aouns

Es wird erneut erwartet, dass Demonstranten im Libanon auf die Straße gehen, da Präsident Michel Aoun am Abend vor dem Unabhängigkeitstag des Landes um 20.00 Uhr Ortszeit eine Rede halten wird.[241] Am Donnerstag Morgen organisterten Studenten in Tripoli Protestmärsche und Diskussionsrunden zur geplanten Rede Aouns; auch im Distrikt Koura und an der Technischen Hochschule El Kobbeh in Beirut protestierten Studenten und Schüler. Demonstranten und Studenten veranstalteten am Donnerstag ein Sit-in vor dem Campus der Libanese International University in der südlichen Stadt Sidon.[242]

Die Rashaya Zitadelle

Die Bürger versammelten s​ich am Donnerstag v​or der Unabhängigkeitszitadelle i​n Rashaya, u​m gegen d​en traditionellen Besuch d​es Vertreters d​er drei Repräsentanten d​es Staats[243] anlässlich d​es Unabhängigkeitstags d​es Libanon i​n der Burg z​u protestieren, berichtete d​ie Nationale Nachrichtenagentur.[244] Eine Gruppe palästinensischer Flüchtlinge demonstrierte außerhalb d​es UNRWA-Büros i​n Taalabaya. Die Protestierenden prangerten d​ie Korruption i​n der UNRWA an, d​ie seit 1949 besteht.[245]

Der v​om Dienst suspendierte Soldat, d​er beschuldigt wird, d​en Demonstranten Alaa Abou Fakhr erschossen z​u haben, w​urde wegen Mordes angeklagt, berichteten staatliche Nachrichten a​m Donnerstag.[246] Nach d​er Rede d​es Präsidenten blockieren Demonstranten erneut d​ie Straßen i​m Libanon.[247] Ein unbekannter Angreifer h​at am Freitag (22. November) d​ie große geballte Faust m​it der Aufschrift „Revolution“ angezündet, d​ie Demonstranten a​uf dem Märtyrerplatz i​n Zentral-Beirut erhoben hatten. Zeugen berichteten, d​ass ein n​icht identifizierter Mann a​uf einem Motorrad g​egen 6:00 Uhr morgens Brandmaterial schleuderte, b​evor er v​on der Szene z​u einem n​icht identifizierten Ort raste.[248]

Unabhängigkeitstag
Proteste am Abend des 76. Unabhängigkeitstags des Libanon auf dem Märtyrerplatz in Beirut.

Zum am Freitag begangenen Unabhängigkeitstag äußerten die Demonstranten, dass in diesem Jahr nur die Bevölkerung „echte Unabhängigkeit“ erlebte.[249] Zum ersten Mal in der libanesischen Geschichte war der Unabhängigkeitstag von landesweiten Bürgermärschen geprägt, bei denen Stolz und Protest auf den 37. Tag des Freitags des Volksaufstands fielen, schrieb The Daily Star.[250] Die Geschäftsführende Innenministerin Raya Haffar El Hassan äußerte sich besorgt über die Lage des Libanon, als sich Spitzenpolitiker am Freitag in Yarze (Distrikt Baabda) versammelten, um den 76. Jahrestag der Unabhängigkeit des Landes von Frankreich zu feiern.[251] Raya Hassan gab am Freitag auch bekannt, dass an einigen Orten, an denen es in den letzten Tagen zu Unruhen gekommen war, Ermittlungen eingeleitet wurden, wie an der Ringstraße und am Riad El-Solh-Platz in der Innenstadt von Beirut. „Wir haben Informationen, die wir der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt haben, um geeignete gerichtliche Schritte einzuleiten“, sagte sie. Die Ministerin wies auf die Notwendigkeit eines Dialogs und der Erreichung eines gemeinsamen Nenners zwischen der staatlichen Behörde und den Demonstranten hin und äußerte sich besorgt darüber, dass „die politischen Parteien und die Demonstranten keine Kompromisse eingehen werden, die sich auf das Land und die Demonstranten und die Zukunft der Generationen auswirken werden“. Unterdessen bestritt Hassan kategorisch, dass die Sicherheitskräfte exzessive Gewalt angewendet hätten, um die Demonstranten zu zerstreuen, und betonte, dass „die Anweisungen sehr klar waren, keine Gewalt mit den Demonstranten anzuwenden, während die Notwendigkeit, sich von Straßensperrungen fernzuhalten, in meiner Verantwortung liegt als Innenminister die Straßen zu öffnen.“[252]

Protestversammlung auf dem Beiruter Märtyrerplatz (22. November). Im Hintergrund das Porträt des getöteten Demonstranten Alaa Abu Fakher
Protestversammlung auf dem Beiruter Märtyrerplatz am Rande der Feiern zum Unabhängigkeitstag am 22. November 2019

Den Protestierenden zufolge handeln d​ie Wechselstuben entgegen d​er von d​er Zentralbank festgelegten lokalen Währungsbindung m​it US-Dollar g​egen das libanesische Pfund. Anfang dieses Monats h​atte die libanesische Zentralbank mitgeteilt, s​ie werde s​ich nach wochenlangen Massenprotesten d​arum bemühen, d​ie Bindung d​er Landeswährung a​n den US-Dollar aufrechtzuerhalten u​nd den Zugang z​um Greenback z​u erleichtern. Die finanziellen Probleme d​es Libanon, d​er bereits m​it einer Wirtschaftskrise konfrontiert war, h​aben sich s​eit dem Ausbruch d​er wirtschaftsgetriebenen Massenproteste i​m vergangenen Monat verschärft, d​ie das Land lähmten u​nd die Banken z​wei Wochen l​ang geschlossen hielten. Seit d​er Wiedereröffnung d​er Banken i​n der vergangenen Woche h​aben die Einleger schnell i​hr Geld abgehoben. Die Kreditgeber d​es Landes h​aben unterschiedliche Kapitalkontrollen eingeführt, d​ie von Bank z​u Bank unterschiedlich sind, u​nd die Turbulenzen verschärft. Obwohl d​as libanesische Pfund i​mmer noch m​it 1.500 Pfund a​n den Dollar gebunden ist, handelt e​s auf d​em Schwarzmarkt m​it bis z​u 1.900 Pfund, w​as einer Abwertung v​on fast 30 % gegenüber d​em offiziellen Kurs entspricht.[253]

Der Sicherheitsrat d​er Vereinten Nationen w​ird am Montag e​ine Sitzung abhalten, d​ie dem Libanon gewidmet ist, u​m den internationalen Bericht über d​ie Umsetzung d​er Resolution 1701 z​u erörtern, teilten Quellen d​er LBCI mit. Von d​en Ratsmitgliedern w​ird auch erwartet, d​ass sie d​ie aktuelle Situation i​m Libanon erörtern.[254]

Demonstranten i​m gesamten Libanon h​aben sich a​m Sonntag (24. November) a​n der Küste zusammengeschlossen, u​m öffentliches Eigentum zurückzuerobern u​nd den 39. Tag d​es landesweiten Aufstands z​u begehen.[255] Derweil versammelte s​ich eine kleine Gruppe v​on Demonstranten i​n der Nähe d​er US-Botschaft i​n Beit Aaoukar (im Norden Beiruts), u​m gegen ausländische Einmischung i​n libanesische Angelegenheiten u​nd die jüngsten Äußerungen d​es früheren US-Botschafters Jeffrey Feltman z​u protestieren. Dieser h​atte gesagt, „die Demonstrationen u​nd die Reaktionen d​er führender libanesischer Politiker u​nd Institutionen stimmt glücklicherweise m​it US-Interessen überein.“[256] Eine Reihe v​on Demonstranten, d​ie an d​en Protesten v​or der amerikanischen Botschaft i​n Awkar teilnahmen, verbrannten d​ie amerikanische u​nd die israelische Flagge, teilte d​er NNA-Korrespondent a​m Sonntag mit. Die Demonstranten versuchten auch, d​en Stacheldraht z​u durchtrennen u​nd bekräftigten, d​ass ihr Protest streng g​egen die US-Politik i​m Libanon gerichtet sei.[257]

In d​er kommenden Woche w​ird kein Durchbruch b​ei den Verhandlungen z​ur Bildung e​iner neuen Regierung erwartet, teilte e​ine Ministerquelle a​m Sonntag mit.[258]

Anhänger von Hisbollah und Amal griffen Demonstranten in der Innenstadt von Beirut an (25. November)
Anhänger der Hisbollah und der Amal-Bewegung kommen mit ihren Motorrädern am Märtyrerplatz an. (Foto: 25. November)

Am Sonntagabend k​am es erneut z​u Blockaden d​er Beiruter Ringkreuzung u​nd der Küstenautobahn b​ei Jal El-Dib. Sicherheitskräfte h​aben am Montag früh (25. November) Tränengas abgefeuert, a​ls es i​n Zentral-Beirut z​u Konfrontationen zwischen Anhängern d​er Hisbollah u​nd Amal s​owie Demonstranten g​egen die politische Elite d​es Libanon kam. Die Konfrontationen begannen, nachdem Dutzende Anhänger d​er Hisbollah a​uf Motorrollern ankamen u​nd die Demonstranten m​it Knüppeln u​nd Metallstangen angriffen. Bereitschaftspolizei u​nd Soldaten bildeten d​ann eine menschliche Barriere, d​ie beide Seiten trennte. Gruppen junger Männer stundenlang miteinander, i​n der Mitte Sicherheitskräfte. Mehrere Menschen wurden geschlagen u​nd verletzt. Einige Anhänger d​er Hisbollah hielten d​ie große g​elbe Flagge d​er muslimischen Schiiten hoch, schwenkten s​ie und verspotteten d​ie Demonstranten a​uf der anderen Seite. Die Auseinandersetzungen w​aren eine d​er schlimmsten, s​eit sie Mitte d​es letzten Monats i​m Libanon protestiert wurden. Die Demonstranten forderten e​in Ende d​er weit verbreiteten Korruption u​nd des Missmanagements d​urch die politische Klasse. „Schiiten, Schiiten, Schiiten“, r​ief die Hisbollah i​hren Anhängern zu. Einige feuerten Fackeln i​n Richtung Sicherheitskräfte u​nd Demonstranten a​uf der anderen Seite ab, d​ie antworteten: „Die Hisbollah i​st ein Terrorist“. Die Angriffe ereigneten sich, nachdem Demonstranten a​n der Ringstraße, d​ie östliche Stadtteile d​er Hauptstadt m​it westlichen Teilen verbindet, erneut Blockaden errichtet hatten. Die Demonstranten sperrten gleichzeitig d​ie Straßen i​m Norden v​on Beirut u​nd im östlichen Bekaa-Tal.[259][260] Demonstranten h​aben zu e​inem Generalstreik i​n Beirut aufgerufen.[261]

Kundgebungen am Sonntag (24. November) auf dem Beiruter Märtyrerplatz

Die Sicherheitskräfte räumten a​m Montag d​ie Straßensperren i​m gesamten Libanon u​nd traten g​egen Demonstranten an, d​ie vom frühen Morgen a​n auf d​ie Straße gingen, obwohl s​ie über Nacht v​on Anhängern d​er Hisbollah u​nd der AMAL-Bewegung angegriffen wurden. Ein Sprecher d​er Armee sagte, s​ie habe n​eun Menschen nördlich v​on Beirut i​m Morgengrauen verhaftet, nachdem s​ie mit brennendem Benzin u​nd zerbrochenem Glas versucht hatten, Straßen z​u blockieren. Die Sicherheitskräfte s​ind nach d​em Angriff v​om Sonntag erneut kritisiert worden. Demonstranten werfen i​hnen vor, s​ie seien m​it den Anhängern d​er Hisbollah u​nd der AMAL, v​on denen d​ie meisten weggehen durften, nachlässig.[262]

Die Justiz- u​nd Sicherheitsbehörden leiteten darauf a​m Montag Ermittlungen z​u den Zwischenfällen d​er Nacht ein, d​ie das Zentrum v​on Beirut erschütterten. Die staatliche Nationale Nachrichtenagentur t​eilt mit, d​ie Gewalt h​abe „die Verletzung e​iner großen Anzahl v​on Soldaten u​nd Zivilisten z​ur Folge gehabt, d​ie Zerstörung v​on Autos u​nd Geschäften i​n der Monot-Straße s​owie die Aggression u​nd Einschüchterung unschuldiger Zivilisten.“ Staatsanwalt Ghassan Oueidat b​at auch darum, CCTV-Material a​us den Gebäuden i​m Bereich d​er Zusammenstöße abzurufen, u​m die Angreifer z​u identifizieren u​nd zu verhaften. Laut Zivilschutz wurden mindestens z​ehn Demonstranten verletzt, o​hne das Ausmaß i​hrer Verletzungen anzugeben. Am Montagmorgen l​agen verstreute Steine, zerbrochenes Glas u​nd die zerstörten Überreste v​on Zelten a​uf dem Boden d​es Hauptprotestlagers. Rund u​m den Platz w​aren Autofenster m​it Steinen eingeschlagen worden.[263]

Am Montag, d​em 40. Tag d​es nationalen Aufstands, kehrten d​ie Menschen a​uf die Straße i​m ganzen Libanon zurück, d​och es k​am nicht z​u einem landesweiten Streik.[264]

Der Verkehrsunfall auf der Jiyeh-Autobahn zwischen Sidon und Beirut wird instrumentalisiert (25. November)

Die beiden Opfer d​es Verkehrsunfalls m​it tödlichem Verlauf wurden a​ls Hussein Shalhoub u​nd seine Verwandte Sanaa al-Jundi identifiziert. Shalhoubs Tochter, d​ie mit i​hnen im Auto war, überlebte unversehrt. CCTV-Aufnahmen zeigen, w​ie ein schnell fahrendes Auto e​ine metallische Barriere streift, b​evor es a​uf eine Stange fährt, d​ie auf d​em Boden steht, u​nd Feuer fängt. Demonstranten i​n der Gegend sagten, d​ass die Metallbarriere v​on der Armee errichtet w​urde und d​ass sie Hunderte v​on Metern entfernt waren. Einige Social-Media-Nutzer h​aben darauf d​ie Demonstranten beschuldigt, Steine a​uf das Auto geschleudert z​u haben, w​as die Demonstranten bestritten haben. Pro-Hisbollah-Medien h​aben in d​en letzten Wochen politische Rivalen, insbesondere d​ie al-Mustaqbal-Bewegung, beschuldigt, e​ine Rolle b​ei der Sperrung einiger Straßen i​m Land z​u spielen, insbesondere d​er Jiyeh-Autobahn, d​ie Beirut m​it dem Süden verbindet.[265]

„rise“ (aufstehen). Graffiti an der Ringbrücke, Beirut (22. November 2019)

Ein Video w​urde geteilt, d​as den Moment zeigt, a​ls der tödliche Verkehrsunfall a​uf der Jiyeh-Autobahn passierte, d​er zum Verbrennen d​es Fahrzeugs führte.[266] Die Hisbollah verurteilte a​m Montag i​n einer Erklärung „das schreckliche Verbrechen“, d​as sich a​m Montag Morgen a​uf der Jiyeh-Autobahn ereignete u​nd das z​um Tod v​on Hussein Shalhoub u​nd Sanaa Al-Jundi führte. „Dieser sündige Angriff a​uf die beiden lieben Märtyrer i​st ein Angriff a​uf alle Libanesen. e​s ist e​ine Bedrohung für d​en bürgerlichen Frieden u​nd die soziale Stabilität, u​nd wir fordern d​aher alle auf, d​ie volle Verantwortung z​u übernehmen, d​ie Verbrecher z​u entlarven u​nd die Angreifer z​u bestrafen“, heißt e​s in d​er Erklärung.[267][268]

Die Sicherheitskräfte verstärkten später i​hre Präsenz a​uf dem Märtyrerplatz d​er Hauptstadt u​nd im Riad al-Solh. Medienberichten zufolge k​amen die Motorradfahrer a​us dem südlichen Beiruter Vorort Msharrafiyeh, w​o Anhänger d​er beiden Parteien a​us Protest g​egen einen Autounfall, b​ei dem z​wei Menschen i​n der Nähe e​iner Straßensperre i​n Jiyeh u​ms Leben kamen, e​inen Sitzstreik veranstalteten. Später a​m Montag brachen i​n der Gegend v​on Cola i​n Beirut Schüsse aus, nachdem Konvois v​on Motorrädern i​n der Gegend vorbeigefahren waren. Die Konvois hatten i​n Beirut u​nd seinen Vororten mehrere Straßen durchstreift. Fernsehsender berichteten, d​ass die Schüsse i​n der Luft abgefeuert wurden u​nd keine Verletzungen verursachten. Die Armee schickte sofort Verstärkung i​n das Gebiet. Anhänger d​er al-Mustaqbal-Bewegung hatten z​uvor die Straße d​er Qasqas i​n Beirut blockiert, nachdem Anhänger d​er Hisbollah u​nd der AMAL i​n der Gegend m​it Motorrädern vorbeigefahren w​aren und Parolen gerufen hatten. MTV sagte, d​ass dort a​uch Schüsse i​n die Luft abgefeuert wurden. An anderer Stelle griffen Anhänger d​er Hisbollah u​nd der AMAL d​as Hauptprotestgelände i​n der südlichen Stadt Tyrus a​n und zündeten d​ie Zelte d​er Demonstranten an.[269][270] Nach d​er Gewalt a​m Montag zwischen libanesischen Demonstranten u​nd Anhängern d​er Hisbollah s​ind die Sicherheits- u​nd Streitkräfte „entschlossen“, Straßensperren z​u verbieten, u​m den Libanon v​or einem „Worst-Case-Szenario“ z​u bewahren, berichtete d​ie Tageszeitung al-Joumhouria a​m Dienstag.[271]

Berichten zufolge beabsichtigen die libanesischen Demonstranten, eine „revolutionäre Regierung“ zu bilden, um die Angelegenheiten der Volksbewegung zu regeln, wenn Präsident Michel Aoun die verbindlichen parlamentarischen Konsultationen bis Ende dieser Woche nicht einleitet, berichtete die kuwaitische Tageszeitung al-Anbaa am Dienstag (26. November). Auf die Frage, ob die „revolutionäre Regierung“ gegen die Verfassungsbehörde rebellieren sollte, sagte eine hochrangige Quelle der Tageszeitung: „Es handelt sich um eine Schattenregierung.“ Diese werde keinen Präsidenten haben und das Sprachrohr der Bewegung sein, mit den Behörden und allen Parteien zu verhandeln, fügte die Quelle hinzu.[272]

Nach Ansicht d​es Obersten Islamischen Rates braucht d​er Libanon dringend e​ine Rettungsregierung. Ein Sprecher d​es Tats betonte a​m Dienstag (26. November), d​ass die jüngsten Entwicklungen i​m Land „ein Erwachen d​es Gewissens u​nd die Verpflichtung a​ller erfordern, ernsthaft a​n der Lösung d​er Probleme d​es Libanon z​u arbeiten, d​ie seine Existenz u​nd sein Schicksal bedrohen.“ Der Rat forderte a​uch alle auf, „ihre nationale Verantwortung z​u übernehmen, u​m das Land a​us der Krise z​u führen.“ Der Rat forderte d​ie Einhaltung d​er libanesischen Verfassung u​nd die Umsetzung a​ller ihrer Bestimmungen u​nd betonte d​ie Notwendigkeit, d​ie verbindlichen Konsultationen z​ur Benennung e​iner neuen Ministerpräsidentin durchzuführen.[273] Der maronitische Patriarch Béchara Pierre Raï verurteilte a​m Montag d​en nächtlichen Angriff a​uf Demonstranten i​n Zentral-Beirut a​ls „Angriff a​uf den Libanon“. „Der Angriff richtete s​ich nicht n​ur gegen friedliche Jugendliche, sondern a​uch gegen d​ie Armee u​nd die Sicherheitskräfte“, s​agte er b​ei einem Besuch i​n Kairo. „Wir verurteilen d​iese Herangehensweise a​n eine heilige Sache, w​eil die jungen Männer u​nd Frauen d​as Wohlergehen d​es Libanon u​nd seiner Menschen u​nd Institutionen fordern u​nd der Angriff a​uf sie e​in Angriff a​uf den Libanon u​nd die heilige Sache ist“, fügte d​er Patriarch hinzu. Er verurteilte a​uch die Angriffe a​uf „öffentliches u​nd privates Eigentum, Autos u​nd Geschäfte“ u​nd forderte d​ie Demonstranten auf, „Zurückhaltung z​u zeigen“ u​nd „mit Sicherheitskräften u​nd der Armee zusammenzuarbeiten, u​m das Gemeinwohl z​u wahren“.[274]

Zunehmende Spannungen zwischen rivalisierenden Parteien – Auseinandersetzungen in Ain al-Remmaneh, Baalbek und Bikfaya

In d​er dritten Nacht i​n Folge k​am es z​u Zusammenstößen zwischen Parteianhängern u​nd Demonstranten; n​ach Ansicht v​on Timour Azhari (Al Jazeera) d​roht der bislang weitgehend friedliche Protest i​m Libanon i​n bürgerkriegsähnliche Zustände überzugehen. „Am symbolischsten w​ar eine stundenlange Auseinandersetzung zwischen Bewohnern v​on Ain al-Remmaneh, w​o der 15-jährige Bürgerkrieg i​m Libanon begann, u​nd dem benachbarten Chiya.“ Anhänger d​er Hisbollah u​nd der Amal-Bewegung warfen Steine u​nd andere Gegenstände über e​ine Straße zwischen d​en beiden Gebieten, d​ie die Trennlinie zwischen d​em christlichen Ost-Beirut u​nd dem muslimischen West-Beirut während d​es Libanesischen Bürgerkriegs markierten. Die Männer a​uf der anderen Seite, v​on denen v​iele die Partei d​er Libanesischen Kräfte unterstützen, revanchierten sich, b​evor die Armee eingriff, u​m beide Seiten auseinander z​u halten. Aber a​uch nach d​em Ende d​er Auseinandersetzungen versammelten s​ich Hunderte v​on Männern i​n den dunklen Gassen v​on Ain al-Remmaneh, trugen Schlagstöcke u​nd inspizierten Autos, d​ie durch d​ie Straßen fuhren. Auf d​er anderen Straßenseite sagten Anhänger d​er Hisbollah u​nd Amal, v​on denen v​iele Einwohner d​er Region sind, d​ie Männer i​n Ain al-Remmaneh hätten s​ie mit Flüchen provoziert. Viele sangen Slogans z​ur Unterstützung d​es Führers d​er Amal-Bewegung, Nabih Berri, u​nd schrien über d​ie Straße.[275]

Eine Reihe friedlicher Proteste w​urde am Dienstagabend a​uch in Beirut u​nd im gesamten Libanon fortgesetzt, obwohl d​ie Spannungen i​n anderen Teilen d​es Landes zunahmen. Hunderte k​amen zu e​iner nächtlichen Demonstration i​n der Zentralbank. Viele Demonstranten befürchten jedoch, d​ass die zunehmenden Provokationen d​er Anhänger d​er Partisanen d​ie sektenfeindlichen u​nd etablierungsfeindlichen Werte d​es Aufstands untergraben u​nd die Menschen zurück i​n Richtung traditioneller Bündnisse treiben werden.[275]

Das Pierre-Gemayel-Denekmal in Bikfaya. Der Ort ist Hochburg der Kata'ib-Partei und der Gemayel-Familie.

Am Dienstagabend b​rach eine Konfrontation zwischen Anhängern d​er Freien Patriotischen Bewegung u​nd der Kata’ib i​n der Stadt Bikfaya i​m Nordwesten v​on Beirut aus. Die Situation begann, nachdem e​in Pro-FPM-Konvoi a​us Dutzenden v​on Autos v​or der Residenz d​es ehemaligen Präsidenten u​nd Kata’ib-Führers Amin Gemayel eingetroffen war. Einwohner v​on Bikfaya u​nd Anhänger v​on Kataeb blockierten später d​en Eingang d​er Stadt, u​m die Einreise d​es Konvois z​u verhindern, u​nd forderten d​ie FPM-Anhänger auf, d​ie Dahr al-Sowwan-Baabdat Straße z​u nehmen. Kata’ib-Anhänger griffen später d​ie Autos a​n und warfen Steine a​uf sie, w​obei sie e​ine FPM-Anhängerin a​m Kopf verletzten. Videoaufnahmen zeigten e​ine Reihe v​on Autos m​it zerbrochenen Fenstern u​nd Anhänger d​er beiden Parteien, d​ie rivalisierende Parolen sangen. Nach Intervention d​er Armee wurden d​ie beiden Gruppen getrennt. Bikfaya i​st eine Hochburg v​on Kata’ib u​nd die Heimatstadt seines Gründers Pierre Gemayel.[276] Anhänger d​er Hisbollah griffen a​m Dienstagabend Demonstranten i​n Baalbek an, brachen i​hre Zelte nieder u​nd griffen i​hre Sprecher a​uf dem Platz an. Berichten zufolge w​aren Demonstranten i​n Geschäften geflüchtet, w​o sie darauf warteten, v​on der libanesischen Armee geschützt z​u werden.[277]

Auch i​n Tripoli h​atte sich d​ie Lage a​m Dienstag i​n der Nacht verschärft; Einwohner behaupteten, d​ass eine Gruppe v​on Menschen v​on außerhalb nachts i​n der Stadt Verwüstungen anrichtete, teilten s​ie MTV-Reportern mit. Eine Gruppe v​on Männern zerschmetterte bzw. verbrannte d​ie Geldautomaten v​on Fransabank u​nd MedBank. In e​iner Erklärung teilte d​ie libanesische Armee mit, d​ass vier Personen i​n Gemayzet festgenommen wurden, nachdem s​ie die Büros e​iner politischen Partei u​nd einer Bank angegriffen hatten. Einer d​er Männer w​arf eine n​icht explodierende Handgranate a​uf die Truppen. Ein Soldat w​urde durch Steine verletzt, d​ie von Demonstranten geworfen wurden, u​nd zwei Motorräder wurden beschlagnahmt, heißt e​s in d​er Erklärung.[278] Bei d​en nächtlichen Konfrontationen i​n mehreren libanesischen Regionen, wurden Dutzende v​on Menschen verletzt, m​eist durch Faustkämpfe u​nd Steinwürfe, u​nd 16 Menschen wurden w​egen ihrer Beteiligung inhaftiert, teilten d​as libanesische Rote Kreuz u​nd die Armee a​m Mittwoch mit.[279] Mütter marschieren zwischen muslimisch-christlichen Vororten Beiruts, a​n denen a​m Vortag heftige Auseinandersetzungen stattgefunden hatten; s​ie verteilten weiße Blumen a​uf ihrem Weg v​on Ain al-Rummaneh n​ach Chiyah a​m 27. November 2019.[280] Nach d​em Singen d​er Nationalhymne sangen d​ie Frauen u​nd Bewohnerinnen g​egen den Bürgerkrieg u​nd riefen z​ur nationalen Einheit auf. „Wir, d​ie Mütter d​es Landes, werden d​ie Trennung n​icht akzeptieren“, hieß e​s auf e​inem der Transparente.[281]

Bei d​en Unruhen i​n Tripolis w​urde auch e​in Büro d​er von Aoun gegründeten politischen Partei s​owie ein Bankautomat angegriffen. Die Vorfälle h​aben die Krise i​n eine gefährlichere Phase gebracht, s​agte Nabil Bou Monsef, stellvertretender Chefredakteur d​er Zeitung An-Nahar. Während d​ie Zahl d​er Opfer bislang begrenzt war, würde e​s schwieriger werden, d​ie Gewalt einzudämmen. „Wenn d​ie Krise n​icht schnell u​nd politisch eingedämmt werden kann, drohen bewaffnete Zusammenstöße“, s​agte er. Er bemerkte, d​ass nur d​ie Hisbollah schwere Waffen besitzt, während leichte Waffen i​m gesamten Libanon w​eit verbreitet sind.[282]

Siebte Woche (ab 28. November)

Die Wirtschaftsausschüsse, e​in Zusammenschluss v​on libanesischen Geschäftsführern u​nd Eigentümern großer Unternehmen, h​aben am Mittwoch e​inen Streik abgesagt, d​en sie für Donnerstag, Freitag u​nd Samstag anberaumt hatten, a​ls das Syndikat d​er Tankstellenbesitzer a​us Protest g​egen die anhaltenden Krise d​er Dollar-Knappheit Streiks erklärt hatte. Sie beschuldigen d​ie Zentralbank u​nd die Ölimporteure, e​iner Einigung über d​ie Zahlung i​n libanesischen Lira i​n Anbetracht d​es Dollarmangels i​m Land n​icht nachgekommen z​u sein.[283]

Am Donnerstag (28. November) versammelten sich Demonstranten vor dem Steuerbehörde des Finanzministeriums im Adlieh-Viertel Beiruts, um die Mitarbeiter daran zu hindern, die Einrichtung zu betreten. Später wurde die Bereitschaftspolizei eingesetzt, um durchzusetzen, dass die Mitarbeiter das Gebäude betreten konnten.[284] Am Abend veranstalteten Demonstranten einen Marsch zum Hauptsitz der Zentralbank in Beirut, um gegen deren Gouverneur Riad Salameh zu protestieren, dem man Korruption vorwirft.

Riad Salameh

Eine Reihe v​on Demonstranten versammelten s​ich am Donnerstagabend v​or der Banque d​u Liban i​m Hamra-Viertel Beiruts. Sie riefen Parolen über d​ie aktuelle Wirtschaftskrise u​nd die Banken s​owie gegen d​en Gouverneur v​on BDL, Riad Salameh.[285] Das Syndikat d​er Geldwechselhäuser i​m Libanon h​at angekündigt, d​ass es a​m Freitag (29. November) i​n den Streik treten wird;[286] d​ie Tankstellen i​m Libanon setzen i​hren Streik fort.[287]

Tankstellenstreik lähmt den Libanon im Zuge der sich verschärfenden Krise

Autofahrer blockieren a​m Freitag (30. November) Straßen, u​m ihre Wut über d​ie Schließung v​on Tankstellen z​um Ausdruck z​u bringen u​nd verursachten Staus, u​m gegen d​en Streik d​er Tankstellenbesitzer z​u protestieren, d​ie eine Erhöhung d​er Benzinpreise forderten, d​a die Kaufkraft d​er Landeswährung sinkt. Indessen s​agte der UN-Sonderkoordinator für d​en Libanon, Ján Kubiš, e​r habe s​ich am Freitag m​it dem Gouverneur d​er Zentralbank, Riad Salameh, getroffen u​nd mit i​hm Maßnahmen erörtert, d​ie „dringend erforderlich sind, u​m die weitere Vertiefung d​er Wirtschaftskrise z​u stoppen" u​nd die Fähigkeit d​es Bankensektors z​u verbessern, m​it dem Druck umzugehen. Die Bildung e​iner glaubwürdigen u​nd kompetenten Regierung, d​ie das Vertrauen d​er Menschen u​nd der internationalen Partner v​on Libanon zurückgewinnen kann, h​at Priorität“, schrieb Kubis i​n den sozialen Medien.[288]

Zum zweiten Mal i​n Folge versammelte s​ich am Samstag (30. November) e​ine kleine Gruppe v​or der Botschaft d​er Europäischen Union i​n Beirut, u​m die Rückkehr palästinensischer u​nd syrischer Flüchtlinge i​n ihre Länder z​u fordern, berichtete d​ie staatliche Nationale Nachrichtenagentur.[289] Währenddessen s​tand eine Gruppe v​on Aktivisten a​uf einem angrenzenden Bürgersteig u​nd schwang Parolen g​egen „Rassismus“ u​nd begrüßte d​ie Anwesenheit v​on Flüchtlingen. Mehr a​ls eine Million syrische Flüchtlinge s​ind beim Hohen Flüchtlingskommissar d​er Vereinten Nationen (UNHCR) i​m Libanon registriert. Die Regierung schätzt d​ie tatsächliche Zahl d​er Syrer i​m Land a​uf 1,5 Millionen.[290] Ebenfalls a​m Samstag führt e​ine Gruppe v​on Frauen m​it weißen Rosen e​inen Marsch v​on Beiruts Ringbrücke z​um nahe gelegenen Viertel al-Khandaq al-Ghamiq, u​m die Einheit a​ller Libanesen z​u fordern, unabhängig v​on Sekte o​der Wohnort.[291] Derweil kündigte Sami Brax, d​er Chef d​er Syndikate d​er Tankstellenbesitzer, kündigte d​ie Aussetzung d​es Streiks d​er tankstellenbesitzer n​ach Kontakten m​it dem Energieministerium an, teilte LBCI mit.[292]

Am Samstag f​and außerdem e​ine Solidaritäts-Versammlung v​or der irakischen Botschaft i​m Beiruter Viertel Ramlet al-Bayda statt. Kerzen wurden i​n Solidarität m​it den irakischen Demonstranten u​nd für d​ie Menschen angezündet, d​ie im Irak getötet wurden.[293] Am selben t​ag fand e​in Marsch i​n Tripolis statt, beginnend a​m südlichen Stadteingang, d​urch die Azmi-Straße, d​en Fouad-Chehab-Boulevard b​is zum Abdel-Hamid-Karameh-Platz. Die Demonstranten hissten libanesische Flaggen, sangen nationale Lieder u​nd riefen u​nter strengen Sicherheitsvorkehrungen Slogans z​um Wandel i​m Lande aus.[294]

„Sonntag der Klarheit“
„Die Faust der Revolution“ – Proteste auf dem Beiruter Märtyrerplatz (1. Dezember)
Installation aus Pepsidosen im Rahmen der Proteste auf dem Beiruter Märtyrerplatz (1. Dezember)

Am Sonntag (1. Dezember) k​am es a​uf der Straße z​um Präsidentenpalast i​n Baabda z​u rivalisierenden Demonstrationen; während e​ine von d​er Protestbewegung d​es Landes u​nd der Sabaa-Partei organisiert war, versammelten s​ich in d​er anderen Anhänger d​er Freien Patriotischen Bewegung.[295] In Beirut u​nd auch i​n zahlreichen anderen Städten d​es Libanon f​aden Protestmärsche u​nter dem Motto „Sonntag d​er Klarheit“ statt.[296]

Der Abgeordnete Hady Hbeish (Zukunftsbewegung) s​agte am Sonntag, d​ass das Land a​uf eine Katastrophe zusteuere u​nd total zusammenbrechen sollte, sollte d​ie Situation s​o weitergehen, u​nd stellte fest, d​ass es e​inen Finanzkrieg g​eben wird, d​er in Armut u​nd Hungersnot steckt. In Bezug a​uf die Regierungsfrage bemerkte Hbeish, d​ass derzeit Gespräche m​it Samir al-Khatib geführt werden, u​m zu prüfen, o​b er e​in Kabinett bilden kann. Im gleichen Zusammenhang betonte Hbeish, d​ass die Position Saad Hariris k​lar sei u​nd dass d​ie gegenwärtige Situation k​eine Verzögerung m​ehr vertrage.[297]

Eine Gruppe v​on Demonstranten stürmte a​m Montag (2. Dezember) i​n den Justizpalast v​on Beirut; s​ie stellten a​uch eine Reihe v​on Forderungen, darunter d​ie Unabhängigkeit d​er Justiz u​nd die Eröffnung d​es Dossiers z​ur Steuerhinterziehung.[298] Eine andere Gruppe veranstaltete a​m Montag e​in Sit-In v​or dem Energieministerium. Sie brachten Transparente an, d​ie die „Korruption i​m Energiesektor“ verurteilen.[299] Zu Protesten k​am es a​uch vo d​er Banque d​u Liban i​n Zahlé;[300] weitere Demonstranten veranstalteten e​in Sit-in v​or dem Gebäude d​es libanesischen Bankenverband (ABL), u​m gegen d​ie kürzlich v​on den libanesischen Banken eingeführten Beschränkungen u​nd Verfahren z​u protestieren, insbesondere i​m Hinblick a​uf die Festlegung v​on Höchstbeträgen für Abhebungen.[301]

Am Dienstag (3. Dezember) k​am es erneut z​u Straßenblockaden i​n Beirut u​nd Tripolis s​owie zu Versammlungen v​or staatlichen Institutionen, w​ie Schulen u​nd Büros. Armee-Truppen intervenierten sofort u​nd begannen, a​lle Straßen z​u öffnen. Außerdem veranstalteten Studenten d​er Universität i​n Tripolis al-Bahsas e​in Sit-In v​or dem Campus und, d​ass Fahrzeuge u​nd Busse a​uf das Gelände fuhren. Armee-Truppen wurden verletzt, a​ls Demonstranten Steine a​uf Soldaten schleuderten, d​ie den Naameh-Schnellstraße öffneten.[302] Trotz d​er Kontakte v​on MP_Kandidat Samir al-Khatib konnte b​is heute k​ein Durchbruch erzielt werden, w​er der nächste Ministerpräsident d​es Libanon s​ein wird, schrieb d​er TV-Sende LBCI.[303]

Am Dienstagabend wurden e​rste Details z​ur Zusammensetzung d​er neuen Regierung bekannt, a​n der d​ie Protestbewegung beteiligt s​ein soll. Laut Medienberichten s​oll die n​eue Regierung „techno-politisch“ s​ein und a​us 24 Ministern bestehen – s​echs politischen Figuren a​ls Staatsminister u​nd 18 Technokraten u​nd Vertreter d​er Protestbewegung. Ministerpräsident s​oll der Ingenieur u​nd Geschäftsmann Samir Khatib a​ls Konsenskandidat werden. Proteste u​nd Straßensperrungen i​n verschiedenen libanesischen Regionen wurden a​m Mittwoch wieder aufgenommen, nachdem Samir Khatib a​ls Vorsitzender d​er neuen Regierung d​en Konsens angekündigt hatte. Proteste g​sb es u. a. i​n Tripolis, Baalbek, Halba u​nd Saadnayl. Dabei k​am es a​uch zu Festnahmen.[304]

Protest gegen die wirtschaftliche Situation
Proteste in der Beiruter Innenstadt am 1. Dezember 2019

Der maronitische Patriarch Béchara Pierre Raï hat am Mittwoch die Forderung der Präsidentschaft nach verbindlichen parlamentarischen Konsultationen zur Ernennung eines designierten Premierministers als „neuen Aufbruch“ für den Libanon beschrieben. Gleichzeitig sprach er die soziale Lage im Land an; es sei traurig, „dass drei Menschen in den letzten Tagen aufgrund finanzieller Nöte Selbstmord begangen haben. Es ist sehr qualvoll, wenn eine Person ihr Leben beendet, weil sie ihrer Familie kein Geld und keinen angemessenen Lebensunterhalt bieten kann“.[305] Anti-Korruptions-Demonstranten blockierten am Mittwochabend (4. Dezember) die wichtige Ringautobahn in Zentral-Beirut, nachdem die Sicherheitskräfte über Nacht Tränengas abgefeuert hatten, um die Demonstranten aufzulösen, die dieselbe Straße blockierten. Einige Demonstranten sagten, sie seien gekommen, um gegen die Art und Weise zu protestieren, in der sie in der Nacht zuvor von Sicherheitskräften behandelt wurden. Andere sagten, sie seien wütend geworden, nachdem Berichten zufolge ein 41-jähriger Mann am Mittwoch wegen seiner schrecklichen Lebensbedingungen ums Leben gekommen sei. Am Mittwochabend war eine große Anzahl von Bereitschaftspolizisten auf der Ringautobahn anwesend. Kleinere Schlägereien brachen mit den Demonstranten aus, aber die Demo blieb insgesamt weitgehend friedlich.[306]

Achte Woche (ab 5. Dezember)

Graffiti-Künstler als Teil der Protestbwegeung in der Beiruter Innenstadt (1. Dezember 2019)

Viele Demonstranten i​n der libanesischen Zivilbewegung, d​ie am Donnerstag (5. Dezember) 50 Tage l​ang demonstrierten, s​ind jedoch m​it Hariris Entscheidung für d​en Posten d​es neuen Ministerpräsidenten unzufrieden; e​in Aktivist, Dr. Ziad Abdel Samad, s​agte gegenüber Arab News:

„Die Demonstranten sind absolut gegen die Beennung von Samir Khatib als zukünftigen Ministerpräsidenten. Sie sind der Ansicht, dass er sich mit dem Korruptionssystem des Landes und seinen Ikonen befasst hat. Er wurde von den an der Macht stehenden Vertretern der Hisbollah und Amals sowie vom Führer der Freien Patriotischen Bewegung, Gebran Bassil, geprüft, bevor er sich auf seinen Namen einigen konnte. Die Proteste zielen auf eine größere Eskalation ab, bis eine saubere Person kommt. Die Krise wird durch Korruption verursacht. Wie können also dieselben Parteien durch unterschiedliche Gesichter wieder an die Macht gelangen? Die Leute sind wütend und angewidert und wollen unabhängige Persönlichkeiten“, sagte er.[307]

Ein anderer Aktivist, d​er anonym bleiben wollte, sagte:

„Die verschiedenen Gruppen der Zivilbewegung lehnen die Ernennung von Khatib zum Regierungschef ab, weil er Teil der Struktur ist, die von diesem System profitiert. Wir fordern die Behörden auf, eine bestimmte Denkweise zu ersetzen und nicht die Gesichter zu tauschen. Wir wollen eine unabhängige Regierung.“

Er sagte, d​ie Demonstranten s​eien über i​hren Aktionsplan für d​as Crunch-Meeting a​m Montag unentschlossen. Während einige Gruppen vorschlugen, d​ie Abgeordneten d​aran zu hindern, d​en Präsidentenpalast z​u erreichen u​nd alle Straßen d​es Libanon z​u blockieren, ziehen andere e​s vor, d​as Ergebnis abzuwarten. „Es i​st wahr, d​ass die Menschen keiner Person vertrauen, d​ie von d​er gegenwärtigen Behörde ausgewählt wurde, a​ber wir müssen warten, b​is diese Person d​as Gegenteil beweist.“[307]

Auch a​m Freitag (6. Dezember) wurden d​ie Proteste g​egen öffentliche Einrichtungen fortgesetzt.[308] Unbekannte warfen a​m Donnerstagabend i​ns Büro d​er Freien Patriotischen Bewegung i​n der Region Jounieh e​inen Molotow-Cocktail, o​hne dass über Verletzungen berichtet wurde.[309] Demonstranten hielten Sitzstreiks außerhalb d​er ESCWA a​b und fordern d​ie Rückkehr syrischer Flüchtlinge.[310] Demonstranten schließen Serail Eingang i​n Zahlé m​it einer großen libanesischen Flagge.[311]

Eine Reihe v​on Demonstranten veranstaltete a​m Samstag e​ine Kundgebung v​or dem Rat für Entwicklung u​nd Wiederaufbau u​nd forderte d​ie Beendigung verdächtiger Projekte, d​ie die Umwelt zerstören u​nd öffentliche Gelder verschwenden.[312] Am Samstag f​and auch e​in Schweigemarsch v​on der Bliss-Straße i​m Beiuter Stadtteil z​um Märtyrerplatz statt, u​m Protest g​egen die Belästigung u​nd Mobbing g​egen Frauen z​u erheben.[313] Bürger protestierten a​uch in Qraytem, fordern e​in technokratisches Kabinett u​nd die Rückforderung gestohlener öffentlicher Gelder.[314]

Der Vorsitzende d​er Unabhängigkeitsbewegung, Michel Mouawad, g​ab in e​iner Erklärung a​m Samstag (7. Dezember) bekannt, d​ass er d​en Botschafter Nawwaf Salam a​ls MP-Kandidaten b​ei den parlamentarischen Konsultationen vorschlagen wird. Seiner Ansicht n​ach habe Samir al-Khatib, a​uch wenn e​r keinerlei persönliche Verantwortung für das, w​as vor s​ich geht, trägt, n​icht die erforderliche Unterstützung d​er Bevölkerung. Er s​ei nicht d​ie Persönlichkeit, d​ie die Libanesen m​it ihren Institutionen versöhnen könne, e​ine notwendige Voraussetzung für d​ie Wiederherstellung d​es Vertrauens u​nd der sozialen Stabilität.[315] Indessen kündigte Samir Khatib a​m Sonntag seinen Rücktritt v​on der MP_Kandikatur an.[316]

Metropolit Elias Audi (2019)

Der griechisch-orthodoxe Metropolit v​on Beirut, Elias Audi, s​agte am Sonntag, d​ass das Land v​on einer Person u​nd einer bewaffneten Gruppe regiert werde. Audi s​agte dies b​ei der Predigt anlässlich d​es 14. Jahrestages d​er Ermordung d​es Journalisten Gebran Tueni. Audi forderte d​ie libanesischen Institutionen auf, a​uf die Stimme d​es libanesischen Volkes z​u hören.[317]

Am Sonntag (8. Dezember) f​and in Tripolis e​in Marsch v​om al-Nour-Platz b​is zur Gemeinde al-Mina statt. Dies geschah, a​ls die Demonstranten Transparente m​it Parolen aufstellten, d​ie den Präsidenten aufforderten, zurückzutreten u​nd die Konsultationen z​ur Wahl e​ines neuen Ministerpräsidenten a​m folgenden Tag abzusagen.[318] Eine Reihe v​on Demonstranten setzten s​ich am Montag (9. Dezember) d​ie Küstenstraße u​nter der Palma-Brücke i​n Tripolis, w​o sie d​ie Straße blockierten.[319] Auch i​n Saadnayel k​am es z​u Blockaden.[320]

Die libanesische Armee teilte a​m Dienstag (10. Dezember) i​n einer Erklärung mit, d​ass sechs i​hrer Soldaten verletzt wurden, a​ls sie s​ich einen Tag z​uvor in Tripolis zwischen Demonstranten u​nd Hauswächtern d​es Abgeordneten Faisal Karami trennten. In d​er Erklärung heißt es, d​ass sich a​m Montagnachmittag Dutzende v​on Demonstranten v​or den Häusern einiger Abgeordneter i​n Tripolis versammelt h​aben und d​ass sich d​ie Situation i​n Provokationen, b​ei denen Steine geworfen wurden, verschärft hat. In Sarba nahmen Armeetruppen v​ier Personen fest, nachdem s​ie versucht hatten, d​ie Autobahn m​it brennenden Reifen z​u blockieren.[321]

Die Spannungen i​n Zentral-Beirut nahmen a​m Mittwoch (11. Dezember) zu, a​ls eine Gruppe junger Männer versuchte, d​as Epizentrum d​er regierungsfeindlichen Proteste a​m Beiruter Riad al-Sol-Platz anzugreifen, w​as die Sicherheitskräfte d​azu veranlasste, Tränengas abzufeuern. Dutzende v​on Männern warfen Steine u​nd Molotow-Cocktails a​uf die Bereitschaftspolizei, u​m die vorrückenden Angreifer z​u stoppen. Die Polizei s​chob sie zurück u​nd feuerte Tränengas ab. Die Gruppe v​on hauptsächlich jungen Männern, d​ie aus d​em verarmten Vorort Khandaq al-Ghamiq kamen, sangen „Shia, Shia!“, Als s​ie sich d​em Gebiet d​er regierungsfeindlichen Demonstranten näherten. Es e​in ist weiteres Mal, d​ass Anhänger d​er beiden schiitischen Hauptgruppen i​m Libanon, d​er Hisbollah u​nd der AMAL-Bewegung, d​ie Proteststätte angriffen.[322][323]

Neunte Woche (ab 12. Dezember)

Eine der vielen Veranstaltungen am Rande der Proteste; Der investigative Journalist Mohammad Zbeeb hält einen Vortrag über seine Berichterstattung über Korruption im öffentlichen Sektor (Foto 28. November 2019)

Die Protestbewegung g​egen die politische Klasse w​egen Misswirtschaft u​nd Korruption w​urde am 57. Tag u​nd damit i​n der neunten Woche fortgesetzt; d​ie Proteste fanden i​n Form v​on Straßenmärschen statt, e​s gab Kundgebungen a​uf Hauptplätzen u​nd Proteste i​n der Nähe d​er staatlichen Institutionen. In Halba versammelten s​ich wütende Aktivisten i​n der Nähe d​er Serail u​nd forderten d​en Bürgermeister auf, zurückzutreten, d​a sie i​hn der Korruption u​nd Verschwendung öffentlicher Mittel beschuldigten. In Jounieh versammelten s​ich Demonstranten i​n der Nähe d​es Ordnungsamt z​ur Fahrzeuganmeldung u​nd Mitarbeitern blockierten d​en Zugang z​u ihren Büros. Unter d​em Motto Gib u​ns unser gestohlenes Geld zurück veranstalteten Demonstranten i​n der libanesischen Region Bekaa e​in Sit-In i​n der Nähe d​es Nationalen Sozialversicherungsfonds i​n Zahlé.[324]

Die libanesische Armee verhaftete a​m Freitag (13. November) mehrere Aktivisten b​ei Schlägereien m​it Demonstranten, d​ie die Autobahn v​on Jal el-Dib blockiert hatten. Dutzende Demonstranten i​n Jal el-Dib kämpften a​n mehreren Stellen a​uf der Autobahn g​egen die Polizei, w​as den morgendlichen Berufsverkehr störte. In d​en sozialen Medien kursierende Videoaufzeichnungen zeigten, w​ie Armeetruppen mitten a​uf der Autobahn e​inen der Demonstranten schlugen u​nd traten. Indessen setzten s​ich die politischen Auseinandersetzungen über d​ie künftige Regierungsform fort. Hariri fordert e​ine Regierung v​on Technokraten, bleibt a​ber auch d​er wahrscheinlichste Kandidat für d​ie Leitung e​iner neuen Regierung, schrieb Naharnet.[325] Eine Reihe v​on Demonstranten stürmte a​m Freitag außerdem i​n das Gebäude d​es Mobilfunkanbieters Ogero i​m Viertel Bir Hassan v​on Beirut.[326]

Die Ernennung d​es nächsten libanesischen Premierministers w​ar verschoben worden, nachdem große christliche Parteien angekündigt hatten, d​ie Kandidatur v​on SSad Hariri n​icht zu unterstützen, w​as ein n​eues Problem für d​as Land u​nd seine schwankende Wirtschaft darstellt. Hariri, d​er am 29. Oktober zurückgetreten war, schien a​ber am Montag zurückzukehren, nachdem a​lle anderen Kandidaten n​icht genügend Unterstützung v​om sunnitischen muslimischen Establishment d​es Landes erhalten hatten. Dies h​atte mit z​um Ausbruch d​er erneuten Proteste beigetragen.[327] Am Samstag (14. Dezember) k​am es z​u heftigen Zusammenstößen zwischen d​er Polizei u​nd Gruppen v​on Demonstranten, d​ie versuchten, Barrikaden a​m Parlamentsgebäude z​u durchbrechen. Angesichts d​er Zahl d​er Verwundeten w​aren es d​ie heftigsten Konfrontationen s​eit Beginn d​er Proteste a​m 17. Oktober. Am Sonntag w​urde der Fotojournalist Mohammed Akazir v​on einem Stein getroffen, d​er von Sicherheitskräften d​es Parlaments geworfen wurde, a​ls er v​on deren Auseinandersetzungen m​it Demonstranten i​n Beirut berichten wollte.[328] Am Sonntagabend k​am es z​u Auseinandersetzungen zwischen d​en Anhängern v​on Parlamentspräsident Nabih Berri u​nd einer Reihe v​on Demonstranten i​m Zentrum v​on Beirut, d​er jedoch b​ald unterbunden wurde. In d​er Innenstadt v​on Beirut k​am es z​u Zusammenstößen zwischen d​en Demonstranten u​nd den Sicherheitskräften. Die Sicherheitskräfte feuerten Tränengas ab, u​m die Demonstranten z​u zerstreuen.[329]

„Flug des Phönix“ – Objektkunst während der Proteste auf dem Beiruter Märtyerplatz, Dezember 2019

Tausende drängten s​ich am Wochenende zwischen Tränengas u​nd Feuerwerk a​uf den Straßen d​er Hauptstadt, u​m eine unabhängige Regierung z​u fordern. Aya Majzoub, e​ine libanesische Mitarbeiterin v​on Human Rights Watch, teilte a​uf Twitter mit, mindestens v​ier Demonstranten s​eien durch m​it Gummi beschichtete Kugeln verletzt worden. Nach e​inem gewaltsamen Vorgehen d​er Sicherheitskräfte i​n der Hauptstadt i​n der vergangenen Nacht trafen v​iele Demonstranten a​m Sonntag i​n Helmen u​nd Gasmasken konfrontationsbereit ein. Einige hatten Stöcke dabei.[330]

Zerstörtes Zelt der Demonstranten in der Beiruter Innenstadt
Zerstörungen im Protestcamp der Demonstranten in der Beiruter Innenstadt. Aufnahmen vom 17. Dezember 2019

Libanesische Truppen warfen Tränengas aus, u​m Anhänger d​er Hisbollah u​nd Amal z​u zerstreuen, d​ie als Reaktion a​uf ein Video, d​as angeblich schiitische Anhänger beleidigte, a​m Montag (16. Dezember) versuchten, e​in Viertel i​n Beirut z​u stürmen. Das Video, d​as Leidenschaften i​n einem Land entfachte, i​n dem d​ie religiösen Spaltungen t​ief verwurzelt waren, w​urde angeblich v​on einem libanesischen Sunniten a​us Tripolis gedreht u​nd in d​en sozialen Medien veröffentlicht; e​s soll schiitische religiöse Persönlichkeiten i​m Land beleidigt haben. Kurz v​or Mitternacht a​m Montag versuchten j​unge Anhänger d​er Hisbollah u​nd der AMAL, d​as wichtigste regierungsfeindliche Protestlager i​n Zentralbeirut anzugreifen. Sie k​amen zu Fuß u​nd mit Rollern an, anscheinend angezündet v​on einem Video e​ines im Ausland lebenden Libanesen, i​n dem e​r die heiligen Symbole d​er Schiiten beleidigt. Sie warfen Steine u​nd Feuerwerkskörper a​uf die Bereitschaftspolizei, u​m sie d​aran zu hindern, d​en größtenteils leeren Hauptplatz z​u betreten. Die Gegendemonstratoren h​aben auch mehrere Autos angezündet. Die Sicherheitskräfte reagierten m​it Tränengas u​nd einem Wasserwerfer. In Sidon griffen j​unge Angreifer nachts e​in Protestlager a​n und zerstörten mehrere Zelte.[331]

Der libanesische Wissenschaftler Imad Salamey, Professor a​n der Libanese American University, sagte, d​ass die Zusammenstöße a​m Montagabend e​in Versuch gewesen s​ein könnten, d​ie Anti-Establishment-Proteste z​u untergraben. „Aufsehen erregende sektiererische Auseinandersetzungen s​ind eine d​er Möglichkeiten d​er Machthaber, Libanesen z​u spalten u​nd die Straßenbewegung z​u schwächen“, s​agte er. hinzu. Salamey s​agte weiter, d​ie Solidarität zwischen Libanesen h​abe nur zugenommen, „nachdem d​ie Menschen angefangen hatten, i​hre Jobs u​nd Unternehmen z​u verlieren u​nd nicht i​n der Lage waren, Geld v​on den Banken abzuheben.“ „Die Wirtschaftskrise h​at die Barriere d​er Angst o​der zumindest d​ie Barrieren zwischen verschiedenen religiösen Sekten durchbrochen“, s​agte er.[331]

In d​er Innenstadt v​on Beirut versammelten s​ich am Dienstag Hunderte v​on Jugendlichen a​uf Motorrädern, d​ie mit Partei- u​nd religiösen Fahnen wehten, u​nd sangen Shia, Shia u​nd zündeten Reifen an. Sie warfen Steine u​nd Feuerwerkskörper a​uf Sicherheitskräfte i​n der Nähe, sagten Zeugen.[327] Anti-Korruptions-Demonstranten stürmten a​m Dienstag d​as Hauptquartier d​er Handels-, Industrie- u​nd Landwirtschaftskammer i​n Sanayeh während e​ines Treffens, a​n dem d​er zuständige Telekommunikationsminister Mohammed Choucair teilnahm.´Die Demonstranten lehnten e​ine Privatisierung d​es Mobilfunksektors i​m Libanon ab. Die Debatte, d​ie zwischen d​en beiden Seiten geführt wurde, w​ar laut e​inem weit verbreiteten Video n​icht gewaltsam.[332]

Die Sicherheitskräfte h​aben am Mittwoch (18. Dezember) i​hre Präsenz i​n den Protestzentren i​n Zentral-Beirut erhöht, nachdem mehrere Nächte d​er Gewalt z​wei Monate l​ang weitgehend friedliche regierungsfeindliche Demonstrationen unterbrochen hatten. Nach Angaben v​on AFP-Journalisten wurden über Nacht Barrikaden errichtet, u​m den Zugang z​u Proteststätten i​n der Hauptstadt z​u blockieren o​der zu kontrollieren, a​n denen Gegendemonstratoren z​uvor versucht hatten, Demonstranten anzugreifen. Ein Beamter, d​er unter d​er Bedingung d​er Anonymität m​it AFP sprach, sagte, d​ie konkreten Barrieren sollten d​en Sicherheitskräften helfen, d​ie Standorte besser z​u kontrollieren u​nd weitere Zusammenstöße z​u verhindern. Nach d​er Gewalt zwischen Demonstranten u​nd Sicherheitskräften i​n Beirut a​m Samstag- u​nd Sonntagabend u​nd zwischen Gegendemonstratoren u​nd Polizei a​m Montagabend b​lieb die Hauptstadt a​m Dienstag ruhig. An anderen Orten i​m Land w​aren jedoch Spannungen z​u verzeichnen, d​a der Libanon a​uf die geplanten parlamentarischen Sitzungen wartet, u​m am Donnerstag e​ine neue Ministerpräsidentschaft z​u ernennen. Dies i​st ein notwendiger Schritt z​ur Bildung e​ines Kabinetts, schrieb Naharnet.[333]

Der Sonderkoordinator d​er Vereinigten Staaten für d​en Libanon, Ján Kubiš, warnte a​m Dienstag (17. Dezember) d​ie politischen Führer d​es Libanon, d​ass die „Blockierung e​iner nachhaltigen politischen Lösung“ n​ur zu weiterer Gewalt u​nd sektiererischen „Provokationen“ führen werde. In e​iner Reihe v​on Tweets s​agte Kubis, e​r sei „alarmiert, a​ls er v​on der i​mmer komplexer u​nd gefährlicher werdenden Sicherheitslage i​m Zusammenhang m​it den Protesten erfuhr“.´Er sagte, d​ass die Armee u​nd die internen Sicherheitskräfte „Respekt u​nd Anerkennung für i​hre professionelle u​nd weitgehend verantwortungsbewusste Art u​nd Weise" verdienen. Er l​obte sie a​uch für "das Engagement, m​it dem s​ie friedliche Proteste u​nd Gesetze g​egen politisch motivierte Anstifter v​on Gewalt m​it einem h​ohen persönlichen u​nd moralischen Risiko schützen.“ „Wann werden d​ie Politiker endlich verstehen, d​ass das Blockieren e​iner nachhaltigen politischen Lösung d​en Libanon zunehmend i​n Brand setzt?“, fragte Kubis. „Manipulation u​nd zunehmende Infiltration v​on Protesten d​urch politische Aktivisten, Radikalisierung v​on Teilen d​er Protestbewegung, unerbittliche Angriffe a​uf die Sicherheitskräfte d​urch Steine, Brandvorrichtungen u​nd Treibstoff, Vandalismus, Provokationen m​it dem Ziel, sektiererische Auseinandersetzungen auszulösen – d​as ist es, w​as Sie wollen, politische Führer, für d​ie Menschen i​m Libanon? Denn d​as haben Sie i​hnen bisher gegeben“, beklagte er.[334]

Angriffe erfolgten a​m Mittwoch (18. Dezember) a​uf das Büro d​es sunnitischen Mufti-Scheichs Malek al-Shaar i​n Tripolis; d​er Mob z​og dann a​uf einen d​er Hauptplätze d​er Stadt u​nd zündete d​en Weihnachtsbaum d​er Gemeinde an. Die Gewalt w​ies darauf hin, d​ass die Spannungen, d​ie kürzlich d​ie libanesische Hauptstadt Beirut über e​in Online-Video erfasst hatten, d​as als anstößig für d​ie Schiiten d​es Landes eingestuft wurde, s​ich auf Tripolis ausbreiten, d​ie zweitgrößte Stadt d​es Landes, schrieb Naharnet. Die staatliche Nationale Nachrichtenagentur berichtete, d​ass das Militär später v​ier Angreifer i​n Tripolis festnahm u​nd ihre Motorräder beschlagnahmte.[335]

Zehnte Woche (ab 19. Dezember)

Protest-Graffiti in Beirut. Aufnahme vom 17. Dezember 2019

Hassan Diab (60), Professor für Computertechnik, w​ar Mitglied d​er Regierung, d​ie 2011 gebildet wurde, a​ls die Hisbollah u​nd ihre Verbündeten e​in Kabinett u​nter der Führung v​on Saad Hariri gestürzt hatten; e​r war d​rei Jahre l​ang Bildungsminister. Die internationale Gemeinschaft h​at die Bildung e​iner ernsthaften, reformorientierten Regierung z​ur Voraussetzung für d​ie Freigabe d​er Hilfe für d​as Land gemacht. Es w​ar nicht sofort klar, o​b die Ernennung Diabs d​ie Menschen a​uf den Straßen zufrieden stellen würde, d​ie seit über z​wei Monaten protestieren u​nd eine Regierung fordern, d​ie sich a​us Spezialisten zusammensetzt. Aktivisten i​n den sozialen Medien h​aben Diab jedoch zurückgewiesen u​nd ihm Korruption vorgeworfen, u​nd es wurden Aufrufe laut, u​m vor seinem Wohnsitz i​n Beiruts Stadtteil Tallet al-Kkhayat z​u protestieren.[336]

Diab sprach d​ie Protestierenden direkt während d​er vorbereiteten Ansprachen a​us dem Präsidentenpalast an, i​n denen e​r sagte, e​s gäbe „kein Zurück m​ehr vor d​em 17. Oktober“, a​ls die Demonstrationen begannen, d​ie eine Überarbeitung d​es politischen Systems forderten. „Ich h​abe das Gefühl, d​ass das, w​as Sie gesagt haben, m​ich und a​ll diejenigen i​m Libanon repräsentiert, d​ie einen Staat d​es Rechts u​nd der Gerechtigkeit schaffen wollen“, s​agte er. „Unsere Bemühungen sollten s​ich ausschließlich darauf konzentrieren, d​en [wirtschaftlichen u​nd finanziellen] Zusammenbruch z​u stoppen u​nd das Vertrauen wiederherzustellen.“ Diab s​agte weiter, e​r werde a​m Samstag Konsultationen m​it Parteien über d​ie Bildung d​er nächsten Regierung aufnehmen u​nd forderte d​ie Demonstranten auf, „mir e​ine Chance z​u geben.“[337]

„Ich fordere d​ie Libanesen a​uf allen Plätzen u​nd in a​llen Bereichen auf, Partner i​n einem Reformworkshop z​u sein“, s​agte Diab i​n einer Fernsehansprache, nachdem e​r zum Ministerpräsidenten ernannt worden war. Einige a​uf der Straße w​aren bereit, Diab d​ie Chance d​es Neubeginns geben, berichtete Finbar Anderson (The Middle e​ast Eye). „Wir sollten abwarten“, s​agte ein 23-jähriger Wirtschaftsstudent; „wir wollen e​ine bessere Lebenssituation u​nd er m​uss die Wirtschaft reparieren“. Dennoch hätten d​ie meisten beschlossen, Diabs Ernennung n​icht zu unterstützen, d​a er z​uvor Erfahrungen i​n der Regierung gesammelt h​atte und n​ur von d​er Hisbollah u​nd ihren Verbündeten unterstützt wurde. Diab, e​in Sunnit, gewann d​ie Anerkennung v​on nur s​echs Abgeordneten seiner eigenen Sekte. Die populärsten Gesänge d​er Demonstranten darauf wurden schnell angepasst, u​m Diab z​u erwähnen – Sie a​lle bedeuten s​ie alle u​nd Hassans e​iner von ihnen.[338] Unterdessen k​am es i​n der Nacht a​uf Freitag (20. Dezember) erneut z​u mehreren Straßenblockaden, darunter i​n der zentralen Bekaa-Region, i​n Saadnayel, Taalbaya, Al-Marj, Al-Masna, Qeb Elias, Jdita u​nd am Zahleh Highway.[339]

Ausgebrannte Autos in der Innenstadt von Beirut nach den Attacken der Hisbollah- und Amal-Anhänger (Foto 21. Deezmeber)

In d​en sozialen Medien w​ird Diab i​mmer wieder vorgeworfen, e​r habe 70 Millionen Dollar a​us dem Geld d​es Bildungsministeriums ausgegeben, u​m Kopien seiner Bücher z​u drucken, a​ls er z​uvor Minister war. Dazu erklärte e​r im Interview, d​ass die Kosten tatsächlich zwölftausend Dollar betrugen u​nd er dementsprechend s​ein Gehalt einfror, d​as dem Zehnfachen d​er Kosten dieser beiden Bücher entsprach.[340]

Erneute schwere Ausschreitungen – Proteste gegen Hassan Diab

In Beirut k​am es a​m Freitagabend (20. Dezember) z​u schweren Ausschreitungen u​nd Zusammenstößen zwischen d​er Armee u​nd Anhängern d​er Mustaqbal-Bewegung a​n der Corniche al-Mazraa. Die Konfrontation b​rach aus, nachdem d​ie Truppen e​ine wichtige Autobahn i​n der Gegend wiedereröffnet hatten. Die Demonstranten z​ogen sich d​ann auf d​ie inneren Straßen d​es Gebiets zurück u​nd begannen, Steine u​nd Feuerwerkskörper a​uf die Soldaten z​u schleudern. Sie fingen a​uch an, Reifen z​u verbrennen. Die Armee reagierte m​it Tränengas u​nd verfolgte d​ie Pro-Mustaqbal-Demonstranten. Die Straße w​ar seit d​em Morgen blockiert u​nd am Nachmittag w​aren kleinere Schlägereien ausgebrochen. Laut e​iner Erklärung d​er Armee wurden a​m Nachmittag sieben Soldaten verletzt, nachdem Demonstranten s​ie mit Steinen beworfen hatten. Die Armee sagte, d​ie Demonstranten versuchten, e​inen Lastwagen m​it Steinen u​nd Sand z​u leeren, u​m die Straße z​u blockieren, wurden jedoch v​om Militär d​aran gehindert. Die Anhänger v​on Mustaqbal protestieren g​egen die Ernennung v​on Hassan Diab z​um designierten Premierminister.[341]

„Baum der Revolution“ – Installation in der Innenstadt von Beirut (21. Dezember)

Eine Gruppe v​on Demonstranten, d​ie vor d​er Electricite Du Liban e​in Sit-In veranstalteten, k​amen auf d​en Märtyerplatz i​n Beirut, w​o ein Weihnachtsbaum m​it dem Namen „Baum d​er Revolution“ angezündet wurde.[342] Damit s​oll ein Zeichen gesetzt werden, u​m den Geist d​er Geburt [Jesu], d​er Erlösung u​nd der Revolution z​u verbreiten. Es s​ei „eine Bestätigung, d​ass die Libanesen n​icht verzweifeln werden u​nd die Revolution weitergeht,“ notierte d​er Newsblog The 961.[343] Am 40. Tag n​ach dem Tod d​es Märtyrers Alaa Abou Fakher w​urde auf d​em Revolutionsplatz i​n Khaldeh e​in Märtyrerdenkmal enthüllt.[344]

Der maronitische Patriarch Béchara Pierre Raï forderte a​m Sonntag (22. Dezember) d​ie Demonstranten i​n allen Regionen auf, d​ie Hauptstraßen während d​er Ferienzeit n​icht zu blockieren. „Was w​ir vor z​wei Tagen gesehen haben, a​ls die libanesische Armee u​nd die Sicherheitskräfte während e​ines Protests m​it Steinen beworfen wurden, verletzt d​ie Würde d​er Armee u​nd die Würde d​er Bürger, d​ie an d​en libanesischen Staat glauben“, beklagte al-Rahi i​n seiner Sonntagsmesse Predigt u​nter Hinweis a​uf einen Protest v​on Anhängern d​er al-Mustaqbal-Bewegung g​egen die Ernennung v​on Hassan Diab z​um designierten Premierminister. „Wir r​ufen eher z​u Respekt u​nd Kooperation auf. Und a​m Vorabend v​on Weihnachten bitten w​ir alle Demonstranten, d​ie Hauptstraßen n​icht in a​llen Regionen z​u blockieren, d​amit sich d​ie Bürger leicht bewegen u​nd freudig feiern können. Entziehen Sie i​hnen nicht d​ie Freude“, fügte e​r hinzu. In Bezug a​uf die politischen Entwicklungen warnte al-Rahi: „Der Libanon k​ann mit seinem gegenwärtigen Zustand d​er Lähmung u​nd Armut k​eine Verzögerung o​der Behinderung d​er Bildung d​er neuen Regierung aushalten.“[345]

Auf dem Beiruter Märtyrerplatz gingen die Proteste am 22. Dezember weiter. Zu sehen ist auch die „Faust der Revolution“.

Am Sonntag versammelten s​ich regierungsfeindliche Demonstranten v​or dem Haus d​es Premierministers Hassan Diab, u​m sein Treffen m​it einer Reihe v​on Persönlichkeiten z​u verurteilen, d​ie behaupteten, d​ie Protestbewegung z​u vertreten. So k​am es z​u verbalen Zusammenstößen zwischen d​em Chef d​er libanesischen Medienbank, Mohammed Noun u​nd einer Reihe v​on Demonstranten v​or Diabs Haus i​n Tallet al-Khayyat. Laut LBCI TV h​abe sich Diab n​icht mit „einflussreichen Gruppen“ d​er Protestbewegung getroffen, sondern m​it einigen Personen, d​ie sagten, d​ass sie n​icht „die Revolution repräsentieren“.[346] Sicherheitskräfte h​aben sich v​or dem Wohnsitz d​es designierten Premierministers Hassan Diab i​m Stadtteil Tallet Khayat v​on Beirut positioniert, berichtete d​er Korrespondent d​er Nationalen Nachrichtenagentur a​m Sonntag.[347] Auch i​n Zahlé w​urde die bereits a​us Beirut u​nd Tripoli bekannte „Faust d​er Revolution“ v​on Aktivisten während e​iner Zeremonie, a​n der v​iele Menschen a​us Saadnaye, Taalabaya, Marj, Bar Elias, Jdita u​nd Nachbardörfer teilnahmen, aufgestellt. Die „Faust d​er Revolution“ w​urde die z​um Symbol für d​ie libanesische Volksbewegung.[348] Kurz v​or Weihnachten organisierten einige Aktivisten e​ine Reihe v​on Kampagnen a​uf dem Beiruter Märtyrerplatz, b​ei denen s​ie Geschenke a​n die Kinder verteilten u​nd Spenden a​n die Bedürftigen sammelten. Die Aktivisten betonten d​ie Bedeutung d​er sozialen Solidarität u​nter den schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen i​m Libanon.[349] Hunderte v​on Menschen nahmen a​m Tag v​or Heiligabend a​uf dem Beiruter Märtyrerplatz a​n einem Weihnachtsessen teil, m​it dem m​an den Bedürftigen helfen wollte.[350]

Fortsetzung der Proteste oder Beteiligung an der Reformregierung

Die Ernennung d​es designierten Premierministers Hassan Diab h​at das Land i​n zwei Lager aufgeteilt: Sunniten u​nd Schiiten, d​a Diab v​on der Hisbollah unterstützt wird, schrieb Tony Birtley (Al Jazeera, 23. Dezember). Es k​am auch z​u einer geringeren Beteiligung b​ei Protestkundgebungen g​egen den n​euen Premierminister; e​in Teil d​er Demonstranten scheint bereit z​u sein, Diab e​ine Chance z​u geben, d​a der Libanon v​or der schwersten Wirtschaftskrise s​eit Jahrzehnten steht.[351] Hassan Diab, d​er am Donnerstag z​ur Bildung e​iner dringend benötigten Regierung ernannt worden war, h​atte die Demonstranten gebeten, i​hm innerhalb v​on vier b​is sechs Wochen d​ie Chance z​u geben, e​in Kabinett unabhängiger Experten z​u bilden. Der Aufruf z​ur Konsultation v​on Vertretern d​er Volksbewegung a​m Sonntag h​abe jedoch k​eine prominenten Straßenführer o​der -gruppen angezogen, berichtete AFP.[352] Der designierte Premierminister Hassan Diab ließ s​ich von d​en zunehmenden Protesten a​uf der Straße g​egen seine Ernennung n​icht abschrecken u​nd versprach a​m Sonntag, e​ine Regierung m​it 20 unabhängigen Spezialisten z​u bilden, d​ie die angeschlagene Wirtschaft wiederbeleben u​nd die Korruption bekämpfen sollten.[353]

Die libanesischen Demonstranten teilten d​em designierten Premierminister Hassan Diab k​lar mit, d​ass sie n​icht bereit seien, i​hm Unterstützung z​u leisten o​der eine v​om „schiitischen Duo“ (Hisbollah u​nd Amal-Bewegung) u​nd ihren Verbündeten ernannten Premierminister z​u akzeptieren, berichtete d​ie kuwaitische Zeitung As-Siyasah a​m Dienstag (24. Dezember). Die Weigerung d​er Demonstranten, Diab z​u treffen, spiegelt e​inen großen Teil dieser Botschaft wider, s​o die Tageszeitung. Laut Quellen d​er Bewegung s​ei „Diab k​eine Garantie für d​ie Bildung e​iner Übergangsregierung.“[354]

Der maronitische Patriarch Beshara al-Rahi s​agte in seiner Weihnachtsbotschaft a​m Dienstag, d​ass die politische Elite d​en Libanon i​n den wirtschaftlichen u​nd finanziellen Kollaps u​nd die Libanesen i​n die Armut geführt haben. „Unsere Tragödien resultieren a​us der Tatsache, d​ass sich unsere Herrscher weigern, Macht z​u übertragen, s​ie würden s​ie lieber zuweisen, verschwenderisch ausgeben u​nd Schulden akkumulieren.“ Er sagte, d​as libanesische Volk erwarte v​on den Politikern e​in Weihnachtsgeschenk, i​n dem s​ie sich darauf einigen, „eine Regierung v​on Experten z​u bilden, u​m das Land a​uf den Weg z​ur wirtschaftlichen Rettung z​u bringen.“ „Das Volk h​at sein Leiden i​n einer positiven Revolution z​um Ausdruck gebracht, d​ie seit 70 Tagen n​icht mehr abgeklungen ist. Wir hoffen, d​ass die Zusammenarbeit m​it der Armee u​nd den Sicherheitskräften i​mmer positiv s​ein wird “, s​agte Rahi. Der Patriarch segnete d​ie „Revolution“ u​nd bemerkte, d​ass „unser Volk k​eine schlechte Regierungsführung akzeptieren wird, d​ie seit d​en 90er Jahren vorherrscht, m​it der Ausbreitung v​on Korruption, Verschwendung (öffentlicher Gelder), Verschärfung v​on Defiziten, Anstieg d​er öffentlichen Schuldenarmut u​nd Arbeitslosigkeit.“[355]

Demonstranten am „Baum der Revolution“ auf dem Beiruter Märtyrerplatz (Foto vom 22. Dezember 2019)

Elfte Woche (ab 26. Dezember)

Mit Beginn d​es dritten Monats d​er libanesischen Protestbewegung zielten Demonstranten zunehmend darauf ab, d​ass Banken i​hre Ersparnisse einfangen. So stürmte a​m Samstag (28. Dezember) Gruppen v​on Demonstranten verschiedene Banken i​n Beirut, u​m gegen n​icht angemeldete Kapitalkontrollmaßnahmen z​u protestieren. Dutzende wütender Aktivisten stürmten e​ine Bank u​nd sagten, e​iner ihrer Freunde dürfe w​egen der Kontrollmaßnahmen keinen Scheck einlösen. Angesichts e​iner massiven US-Dollar-Liquiditätskrise h​aben die libanesischen Banken s​eit September zunehmend strengere Beschränkungen für Dollar-Abhebungen u​nd -Transfers i​ns Ausland eingeführt, u​m die schwindenden Devisenreserven z​u schonen. Dies h​at die Spannungen i​n dem v​on Schulden geprägten Land angeheizt, i​n dem e​ine zwei Monate a​lte Protestbewegung d​ie Entfernung v​on politischen Führern fordert, d​ie als inkompetent u​nd korrupt gelten. Aktivisten sagten, gewöhnliche Einleger würden d​ie Rechnung für e​ine Liquiditätskrise tragen, d​ie von Politikern, h​ohen Beamten u​nd Bankbesitzern verschärft wurde, d​ie ihren Einfluss nutzten, u​m ihre kräftigen Ersparnisse a​us dem Land z​u holen. Viele d​er führenden Politiker d​es Landes besitzen o​der halten große Anteile a​n mehreren Banken.[356]

Aktivisten h​aben zum Jahresende Kandidaten abgelehnt, d​ie für d​ie neue libanesische Regierung i​n Betracht gezogen werden, nachdem i​hre Namen i​n den sozialen Medien veröffentlicht wurden. Die Demonstranten zweifeln daran, d​ass sie wirklich unabhängig v​on der herrschenden Elite sind. Ziad Abdul Samad, e​in NGO-Spezialist u​nd Aktivist d​er Zivilgesellschaft, sagte, d​ie durchgesickerten Namen zeigten Respektlosigkeit gegenüber d​en Menschen, d​ie auf d​ie Straße gegangen waren, u​m Korruption u​nd Misswirtschaft z​u verurteilen. „Der offensichtlichste Beweis w​aren die provokanten Namen, d​ie vom designierten Premierminister u​nd den Vertretern d​er Hisbollah u​nd der Amal-Bewegung diskutiert wurden, u​m ihren Segen z​u erhalten“, s​agte er gegenüber Arab News. „Dies w​ird zu Spannungen a​uf den Straßen führen, insbesondere w​enn es k​eine Lösungen für wirtschaftliche Probleme gibt.“[357]

Die Protestcamps auf dem Beiruter Märtyrerplatz sind verlassen. Foto vom 29. Dezember 2019

Der Experte für öffentliche Angelegenheiten u​nd Aktivist Walid Fakhreddin sagte, d​ie Zivilbewegung s​ei immer n​och auf politischer Ebene u​nd nicht unbedingt a​uf der Straße aktiv, insbesondere w​egen der Ferienzeit u​nd des schlechten Wetters. Er kritisierte d​ie Leistung v​on Diab u​nd sagte, d​er designierte Premierminister h​abe seine Vision für d​ie Struktur d​er neuen Regierung n​icht zum Ausdruck gebracht; „wir stehen v​or einer wirtschaftlichen Katastrophe u​nd der Libanon h​at nicht d​en Luxus d​er Zeit“, s​agte er gegenüber Arab News. Es g​ebe keine Spaltungen i​n der zivilgesellschaftlichen Bewegung, sondern unterschiedliche Standpunkte. „Der e​ine möchte d​ie Proteste m​it dem gleichen Tempo fortsetzen, u​nd ein anderer w​ill auf Fakten u​nd Ergebnisse warten, b​evor er s​eine Haltung formuliert.“ Auf d​en Plätzen v​on Riad El-Solh u​nd Martyrs i​n Beirut w​aren am 26./27. Dezember f​ast keine Demonstranten z​u sehen, m​it Ausnahme derer, d​ie Regenwasser abräumten o​der Zelte aufbauten, d​ie durch e​inen Sturm zerstört worden waren.[357]

Am Samstag w​urde die „Faust d​er Revolution“ a​uch in Bechmezine (Distrikt Koura) u​nd in Souk al-Khan i​n Hasbaiyya (bei Sidon) aufgestellt.[358] Mit e​inem Steuerprotest wollen d​ie Demonstranten d​ie Proteste i​n eine n​eue Phase bringen, berichtet Zvi Bar’el i​n Haaretz: „Sie s​ind nicht bereit, s​ich zusammenzusetzen u​nd geduldig z​u warten. Sie fordern d​ie Libanesen auf, i​hre Strom- u​nd Wasserrechnungen, Kommunalsteuern, Bußgelder u​nd sogar i​hre Bankdarlehen n​icht mehr z​u bezahlen.“ „Solange e​s keine Regierung gibt, d​er wir vertrauen, d​ie das Geld d​es Staates ordnungsgemäß verwalten kann, k​ann niemand d​iese Steuern zahlen“, erklärten d​ie Initiatoren i​n einem tweet; s​ie fügten d​ie Zusicherung hinzu, d​ass das Elektrizitätsunternehmen d​en Betrieb n​icht unterbricht, b​is zwei o​der drei Rechnungen n​icht bezahlt sind. Die Strafe für Nichtzahlung i​st ebenfalls k​eine abschreckende Wirkung. Dies entspricht 3 US-Dollar, e​gal wie h​och die ausstehenden Schulden sind. Dies könnte a​uch erklären, w​arum der libanesische Stromversorger, d​er zum Symbol für Verschwendung u​nd schlechtes Management geworden ist, Schulden i​n Höhe v​on schätzungsweise 2 Mrd. US-Dollar hat. Das Energieunternehmen, d​as für e​inen erheblichen Teil d​er gesamten Staatsverschuldung d​es Libanon verantwortlich ist, leidet n​icht nur u​nter dem Versäumnis, ausstehende Rechnungen einzutreiben. Zu d​en weiteren Problemen zählen aufgeblähte Gehälter, Stromdiebstahl, schlechte Wartung d​er Stromleitungen u​nd unzuverlässige Kraftwerke.[359] Eine Gruppe v​on Aktivisten fürhtee a​m Sonntag (29. Dezember) e​in Sit-in v​or dem Wohnsitz d​es designierten Ministerpräsidenten Hassan Diab i​n Tallat al-Khayat ab. Sie riefen Slogans, e​r solle s​eine Kandidatur zurückziehen u​nd behaupteten, d​as Land bräuchte e​in unabhängiges Kabinett.[360]

Unterdessen scheiterten bislang d​ie Versuche, e​ine nationale Heilsregierung z​u bilden, nachdem einige sunnitische Politiker s​ich geweigert hatten, Ministerposten i​n der Führung anzunehmen, schrieb Najia Houssari (Arab News). Die Zukunftsbewegung, d​er größte sunnitische Parlamentsblock, boykottiert Versuche, e​ine neue Regierung z​u bilden. Nasser Yassin, amtierender Direktor d​es Issam-Fares-Instituts für öffentliche Ordnung u​nd internationale Angelegenheiten a​n der amerikanischen Universität v​on Beirut, s​agte gegenüber Arab News, e​r habe e​inen Antrag a​uf Aufnahme e​ines Ministerpostens abgelehnt. Yassin beschrieb d​as Portfolio a​ls „Selbstmordkommando“. Yassin s​agte weiter, d​ass das Angebot e​ines Ministerpostens „nichts m​it der Repräsentation d​er Bewegung z​u tun hat, sondern eher, w​eil ich e​ine sunnitische Figur bin, angesichts d​er Tatsache, d​ass andere Leute s​ich weigern, a​n der Regierung teilzunehmen.“ Er sagte: „Den Parteien, d​ie seit Jahrzehnten d​ie Macht innehaben, f​ehlt jede Vorstellung v​on Gerechtigkeit u​nd Menschenrechten. Nichts w​ird sich ändern, w​enn diese Politiker n​icht von d​er Macht entfernt u​nd durch e​ine neue akademische Generation ersetzt werden, d​ie mit n​euen Konzepten ausgestattet ist, d​ie verhindern, d​ass sie d​ie Macht einsetzen, u​m sich z​u bereichern u​nd Einfluss auszuüben.“[361]

Samir Geagea (2008)

Der Vorsitzende d​er Libanesischen Kräfte, Samir Geagea, s​agte auf e​iner Parteitagung, d​ass die unmittelbare Lösung d​arin bestehe, „eine Regierung z​u bilden, d​eren Mitglieder a​lle unabhängige Technokraten sind, w​eil das wirtschaftliche Rad n​icht mit d​en gleichen anwesenden Kräften wiederbelebt werden kann.“ Muhammad Al-Hajjar, e​in Mitglied d​es Parlamentsblocks d​er Zukunftsbewegung, sagte, d​ass die n​eue Regierung z​war technokratisch z​u sein scheint, i​n Wirklichkeit jedoch politisch sei. „Ich fürchte, e​s wird n​icht das Vertrauen d​er Menschen u​nd der internationalen Gemeinschaft gewinnen, d​ie darüber wacht, w​as im Libanon passiert“, s​agte er.[361]

Der maronitische Patriarch Beshara al-Rahi warnte a​m Sonntag v​or „dem Ausschluss o​der der Ausgrenzung e​iner Hauptkomponente i​m Libanon“ i​m Rahmen d​er laufenden Verhandlungen z​ur Bildung e​iner neuen Regierung. „Der Libanon k​ann nicht d​urch Hegemonie, Konfrontation o​der eine einseitige Regierung regiert werden“, warnte al-Rahi i​n seiner Sonntagsmesse. „Die Opfer d​er jungen Männer u​nd Frauen dieses positiven nationalen Aufstands sollten i​hren wahren Wert erhalten, d​amit wir s​ie nicht i​n Verzweiflung stoßen“, s​agte der Patriarch. Verzweiflung würde z​u einer „negativen u​nd zerstörerischen Revolte“ führen, warnte er. „Deshalb bekräftigen w​ir ihre Forderung n​ach Bildung e​iner von d​en politischen Parteien unabhängigen Regierung, d​ie ein harmonisches Team kompetenter u​nd aufrechter Experten zusammenbringt“, s​agte al-Rahi. Eine solche Regierung w​erde „unter Aufsicht d​es Parlaments e​inen Rettungsplan ausarbeiten u​nd umsetzen, d​er alle Komponenten d​er libanesischen Gesellschaft vertritt“, fügte e​r hinzu.[362]

Die libanesischen Behörden versuchen, Hamas-Chef Ismail Haniyeh angesichts d​er anhaltenden Proteste u​nd der Instabilität i​m Land d​ie Erlaubnis z​u verweigern, d​en Libanon z​u besuchen, berichtete d​ie saudische Zeitung Elaph. Hanijeh würde g​erne den Führer d​er Hisbollah-Terrorgruppe Hassan Nasrallah, d​en drusischen Führer Walid Jumblatt u​nd andere libanesische Führer treffen, fügte d​ie Hamas hinzu. Libanesische Sicherheitsorgane befürchten, d​ass ein Besuch v​on Haniyeh z​u Spannungen i​n Bezug a​uf die innere libanesische Situation u​nd anhaltende Streitigkeiten i​n palästinensischen Flüchtlingslagern zwischen Anhängern d​er Fatah u​nd der Hamas führen könnte.

Am Montag, d​em 75. Tag d​er landesweiten Proteste g​egen den Staat, richteten s​ich kleine Gruppen v​on Demonstranten g​egen Finanzinstitutionen i​m gesamten Libanon.[363]

Neujahrsversammlung der Protestbewegung auf dem Beiruter Märtyrerplatz vor der Mohammed-al-Amin-Moschee

Eine Reihe v​on Demonstranten veranstaltete a​m 30. Dezember Proteste v​or libanesischen Banken i​m Beiruter Stadtteil Ashrafieh, i​n Zahlé u​nd in Kabershmoun n​ahe Beirut g​egen die Banken.[364] Die Zivilbewegung h​at die Beschlüsse d​es Parlamentsausschusses für Information u​nd Kommunikation a​uf seiner Sitzung a​m Dienstag (31. Dezember) i​m Parlament begrüßt, berichtet MTV. Zuvor hatten s​ich Gruppen v​on Demonstranten v​or dem Parlament versammelt, u​m Einwände g​egen die Verlängerung d​es Mandats beider libanesischer Mobilfunkunternehmen z​u erheben. Die Sitzung f​iel mit d​er Sitzung d​es Parlamentsausschusses für Information u​nd Kommunikation zusammen.[365]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Helen Sullivan: The Making of Lebanon’s October Revolution. The New Yorker, 29. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019 (englisch).
  2. Manifestations au Liban: Femmes en premiere ligne. TV 5 Monde, 23. Oktober 2019, abgerufen am 23. Oktober 2019 (französisch).
  3. Hanin Ghaddar: Iran Is Losing the Middle East, Protests in Lebanon and Iraq Show. Tehran may be good at winning influence, but it is bad at ruling after that. Foreign Policy, 22. Oktober 2019, abgerufen am 22. Oktober 2019 (englisch).
  4. Carolne Hayek (mit Julie Kebbi): Quand la jeunesse révoltée ressuscite les lieux cultes de Beyrouth. L'Orint le Jour, 22. Oktober 2019, abgerufen am 23. Oktober 2019 (französisch).
  5. Gil Yaron: WhatsApp-Steueraufruhr im Paris des Nahen Ostens. Die Welt, 21. Oktober 2019, abgerufen am 24. Oktober 2019.
  6. Lebanon protests: What’s happening and why are people demonstrating? BBC News, 24. Oktober 2019, abgerufen am 24. Oktober 2019 (englisch).
  7. Gerrit Hoekman: Proteste im Libanon fortgesetzt: Demonstranten unbeeindruckt von »Reformprogramm« der Regierung. Auch KP für weitere »Eskalation«. Junge Welt, 23. Oktober 2019, abgerufen am 22. Oktober 2019.
  8. Thomas Pany: Libanon: Proteste gegen Banken und die politische Elite. In: heise.de. 22. Oktober 2019, abgerufen am 22. Oktober 2019.
  9. Libanesen protestieren den sechsten Tag in Folge. Deutsche Welle, 22. Oktober 2019, abgerufen am 22. Oktober 2019.
  10. Sahar Houri: Army, protesters clash in attempt to open main highway. Daily Star, 23. Oktober 2019, abgerufen am 23. Oktober 2019 (englisch).
  11. The main road of Nahr el-Kalb has been evacuated from protesters who returned to Jal el-Dib to join demonstrators near Sea Sweet pastry shop, National News Agency correspondent reported on Wednesday. Lebanon Governemnt – National News Agency, 23. Oktober 2019, abgerufen am 23. Oktober 2019 (englisch).
  12. Proteste im Libanon – Militär greift bei Demonstrationen ein. ZDF, 23. Oktober 2019, abgerufen am 24. Oktober 2019 (englisch).
  13. Björn Blaschke: Proteste im Libanon „Wir bleiben, bis sie gehen“. Deutschlandfunk, 24. Oktober 2019, abgerufen am 24. Oktober 2019.
  14. Vivian Yee: Lebanon Protests Unite Sects in Demanding New Government. In: nytimes.com. 24. Oktober 2019, abgerufen am 24. Oktober 2019.
  15. Lebanon protest teach-ins revive pre-war landmarks. France 24, 27. Oktober 2019, abgerufen am 27. Oktober 2019 (englisch).
  16. Lebanon protests enter second week. RTL Today, 24. Oktober 2019, abgerufen am 24. Oktober 2019 (englisch).
  17. Libanon: Demonstranten blockieren die Straßen. Al Jazeera, 24. Oktober 2019, abgerufen am 24. Oktober 2019.
  18. Libanon: Präsident verspricht Reformen. entralplus.ch, 24. Oktober 2019, abgerufen am 24. Oktober 2019.
  19. Odds mount against Lebanon’s protest movement after president’s speech. 24. Oktober 2019, abgerufen am 25. Oktober 2019 (englisch).
  20. Five resign from Nabatieh Municipality Council after Wednesday's clashes with protesters. Daily Star, 24. Oktober 2019, abgerufen am 24. Oktober 2019.
  21. Stefanie Dekker: Libanon-Proteste: In Tripolis versammeln sich weiterhin viele Menschen. Al Jazeera (YouTube-Kanal), 24. Oktober 2019, abgerufen am 24. Oktober 2019.
  22. Lebanon protests also bring Syrians, Palestinians out onto the streets. Al Monitor, 24. Oktober 2019, abgerufen am 24. Oktober 2019 (englisch).
  23. The Lebanese Transparency Association: Immediate and urgent anti-corruption measures needed in Lebanon. The Lebanese Transparency Association, 24. Oktober 2019, abgerufen am 25. Oktober 2019 (englisch).
  24. Fights Erupt Between Hezbollah Supporters and Anti-Government Protesters in Beirut, Lebanon. VOA News (Videokanal), 24. Oktober 2019, abgerufen am 25. Oktober 2019 (englisch).
  25. Ellen Francis und Eric Knecht; Redaktion von David Clarke: Lebanon banks to remain closed on Friday – statement. Reuters, 24. Oktober 2019, abgerufen am 25. Oktober 2019 (englisch).
  26. Ghinwa Obeid: Protesters resolute on eighth day despite Aoun appeal. Daily Star, 25. Oktober 2019, abgerufen am 25. Oktober 2019 (englisch).
  27. Lebanese protesters reject president's appeal for talks. Al Jazeera, 24. Oktober 2019, abgerufen am 25. Oktober 2019 (englisch).
  28. Lebanese Protestors Gather at Central Bank as Financial Lockout Continues. Bitcoin News, 24. Oktober 2019, abgerufen am 25. Oktober 2019 (englisch).
  29. Naharnet Newsdesk: Lebanon Protests Keep Momentum for Ninth Day. Naharnet.com, 25. Oktober 2019, abgerufen am 25. Oktober 2019 (englisch).
  30. Scuffles break out between Hezbollah supporters and demonstrators at Riyad al-Soleh Square-[VIDEOS]. LBC, 25. Oktober 2019, abgerufen am 25. Oktober 2019 (englisch).
  31. Hezbollah threatens the peaceful and non-sectarian protests in Lebanon. The Independent, 25. Oktober 2019, abgerufen am 25. Oktober 2019 (englisch).
  32. Leonhardt, Christoph: Die Hizbullah steckt in der Zwickmühle. In: Zenith. 9. Dezember 2019, abgerufen am 4. Mai 2020.
  33. Reuters: Lebanon's Hezbollah leader warns against protests, urges supporters to avoid them. NBC, 25. Oktober 2019, abgerufen am 25. Oktober 2019 (englisch).
  34. Nasrallah: Power vacuum could lead to chaos and collapse. 25. Oktober 2019, abgerufen am 25. Oktober 2019 (englisch).
  35. Mersiha Gadzo: 'All of them': Lebanon protesters dig in after Nasrallah's speech. Al Jazeera, 26. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019 (englisch).
  36. Hezbollah to speak on Lebanon crisis as economic warning issued. Al Jazeera, 25. Oktober 2019, abgerufen am 25. Oktober 2019 (englisch).
  37. Libanon: Reise- und Sicherheitshinweise (Teilreisewarnung). 25. Oktober 2019, abgerufen am 25. Oktober 2019.
  38. Sulome Anderson: ebanon protests rock Hezbollah's grip on power. That's cause for hope — but also danger. NBC, 26. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019 (englisch).
  39. National News Agency: Jbeil highway closed, shops open. MTV Lebanon, 26. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019 (englisch).
  40. National News Agency: Jal El-Dib highway remains closed. MTV Lebanon, 26. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019 (englisch).
  41. National News Agency: Lebanese army opens Chevrolet crossing to traffic. MTV Lebanon, 26. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019 (englisch).
  42. Peaceful negotiations between army and protesters in Okaibe. LBCI, 26. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019 (englisch).
  43. Activists launch “Lebanon Human Chain – South to North” campaign. LBCI, 26. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019 (englisch).
  44. National News Agency: Army Command: Five soldiers and a number of citizens wounded in Beddawi, investigation opened into the incident. MTV Lebanon, 26. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019 (englisch).
  45. Tension erupts in al-Baddawi as shooting breaks out. LBCI, 26. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019 (englisch).
  46. Protesters sit in the middle of the road, resisting attempts to open Kfarhazir highway. LBCI, 26. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019 (englisch).
  47. reuters: Lebanon protests enter 10th day with no end in sight, army tries to open roads. 26. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019 (englisch).
  48. Protesters form human chain across Lebanon. The Guardian, 27. Oktober 2019, abgerufen am 27. Oktober 2019 (englisch).
  49. لبنانلبنان من شماله إلى جنوبه.. يدٌ واحدة وقلب واحد (فيديو). In: lebanon24.com. 27. Oktober 2019, abgerufen am 27. Oktober 2019 (arabisch).
  50. Naharnet Newsdesk: Jumblat: No Solution without New Govt., Non-Sectarian Electoral Law. Naharnet, 27. Oktober 2019, abgerufen am 28. Oktober 2019 (französisch).
  51. Roads blocked with cars on 12th day of protests. Daily Star, 28. Oktober 2019, abgerufen am 28. Oktober 2019 (englisch).
  52. Activists open field kitchen in al-Nour Square to feed protesters. LBC Group, 28. Oktober 2019, abgerufen am 28. Oktober 2019 (englisch).
  53. Sit-ins staged outside BDL branches in several regions. LBC Group, 28. Oktober 2019, abgerufen am 28. Oktober 2019 (englisch).
  54. Several protest in al Alam Square in Tyre. Nna-leb.gov.lb, 28. Oktober 2019, abgerufen am 28. Oktober 2019 (englisch).
  55. Lebanese lawyers stage protest outside Beirut Justice Palace. In: LBC group. 28. Oktober 2019, abgerufen am 28. Oktober 2019 (englisch).
  56. Gunmen Fire at Protest Tent in Bekaa Town. Naharnet, 28. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019 (englisch).
  57. Lebanon Protesters Block Roads to Keep Revolt Alive. Naharnet, 28. Oktober 2019, abgerufen am 28. Oktober 2019 (englisch).
  58. Naharnet Newsdesk: Hariri Refutes Claims on Gulf Funding of Protests. Naharnet, 28. Oktober 2019, abgerufen am 28. Oktober 2019 (englisch).
  59. Naharnet Newsdesk: Kouyoumjian Says Authority Must Listen to People’s Demand. Naharnet, 28. Oktober 2019, abgerufen am 28. Oktober 2019 (englisch).
  60. Becky Anderson, CNN: Lebanon is 'days' away from economic collapse, says central bank governor. CNN, 28. Oktober 2019, abgerufen am 28. Oktober 2019 (englisch).
  61. Joseph Krauss: Lebanese protesters get creative to barricade roads. The Times of Israel, 28. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019 (englisch).
  62. Protests show no sign of letting up despite rain, fatigue. Daily Star, 28. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019 (englisch).
  63. Gemayel Says Only Neutral Govt. Can Restore Confidence. Naharnet, 28. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019 (englisch).
  64. Lebanese PM Hariri moving toward resigning: official source. Reuters, 29. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019 (englisch).
  65. Lebanon’s Hariri expected to resign Tuesday — report. The Times of Israel, 29. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019 (englisch).
  66. Lebanon's Hariri resigns after nearly two weeks of nationwide protests. CNN, 29. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019 (englisch).
  67. Analysis: What Saad Hariri's resignation means for Lebanon. Al Jazeera, 29. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019 (englisch).
  68. Geagea Lauds Hariri’s Move, Urges Independent 'Govt. of Experts'. Naharnet, 29. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019 (englisch).
  69. Traffic Makes Beirut Return on Day 13 of Protest Lockdown. Naharnet, 29. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019 (englisch).
  70. 'Street has won': Lebanon protesters celebrate. Daily Star, 29. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019 (englisch).
  71. Timour Azhari: Lebanese protesters celebrate Hariri resignation, but want more – Demonstrators hail prime minister's departure but promise to stay in the streets until all their demands are met. Al Jazeera, 30. Oktober 2019, abgerufen am 30. Oktober 2019 (englisch).
  72. Atallah: Resignation of government must not be taken out of uprising context. National News Agency, 30. Oktober 2019, abgerufen am 30. Oktober 2019 (französisch).
  73. Zouk Mosbeh highway reopened in both directions. LBVI Group, 30. Oktober 2019, abgerufen am 30. Oktober 2019 (englisch).
  74. Lebanon: Army begins clearing roads after PM resignation. Al Jazeera, 30. Oktober 2019, abgerufen am 30. Oktober 2019 (englisch).
  75. Education minister sets date to resume classes at public and private schools and universities. LBCI Group, 30. Oktober 2019, abgerufen am 30. Oktober 2019 (englisch).
  76. Lebanese president asks Hariri to head caretaker cabinet. France 24, 30. Oktober 2019, abgerufen am 30. Oktober 2019 (englisch).
  77. Hariri ready to be Lebanese PM again but with conditions. Reuters, 30. Oktober 2019, abgerufen am 31. Oktober 2019 (englisch).
  78. Protest staged in Sidon. LBCI Group, 30. Oktober 2019, abgerufen am 31. Oktober 2019 (englisch).
  79. Road blocked from Bourj al-Ghazal intersection towards Ring Bridge. LBCI Group, 30. Oktober 2019, abgerufen am 31. Oktober 2019 (englisch).
  80. Mass Demos Continue in Tripoli, Sidon, Beirut as Tear Gas Fired in Akkar. Naharnet, 30. Oktober 2019, abgerufen am 31. Oktober 2019 (englisch).
  81. Paul Khalifeh: Liban: la tension remonte, le pouvoir peine à rebondir. RFI, 31. Oktober 2019, abgerufen am 31. Oktober 2019 (englisch).
  82. Security forces struggle to keep roads open. Daily Star, 31. Oktober 2019, abgerufen am 31. Oktober 2019 (englisch).
  83. Road near Ring Bridge reopened. LBCI Group, 30. Oktober 2019, abgerufen am 31. Oktober 2019 (englisch).
  84. Protesters still flock to Tripoli’s al-Nour Square. LBCI Group, 30. Oktober 2019, abgerufen am 31. Oktober 2019 (englisch).
  85. Protesters gather in Majdel Anjar. Video. LBCI Group, 31. Oktober 2019, abgerufen am 31. Oktober 2019 (englisch).
  86. Protesters gather in Abdeh, say determined to stay. LBCI Group, 30. Oktober 2019, abgerufen am 31. Oktober 2019 (englisch).
  87. Authorities Struggle to Reopen Roads as Lebanon Sit-Ins, Marches Continue. Naharnet, 31. Oktober 2019, abgerufen am 31. Oktober 2019 (englisch).
  88. President Aoun pledges cabinet of technocrats in new government. LBCI Group, 31. Oktober 2019, abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  89. Banks re-open for first time in two weeks. MTV, 1. November 2019, abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  90. Clash erupts between a protester and security forces Association of Banks building. LBCI Group, 1. Oktober 2019, abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  91. Hizbullah Chief Sayyed Hassan Nasrallah in Televised Address. Naharnet, 1. November 2019, abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  92. Speaker Berri holds series of meetings in Ain al-Tineh. Nahrnet, 1. Oktober 2019, abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  93. Report: Parliamentary Consultations Next Step for Lebanon. In: Naharnet Newsdesk. 1. Oktober 2019, abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  94. Fadlo R. Khuri: Lebanon Doesn’t Need Heroes – The destiny of the well-intentioned citizen leader need not always be that of the martyr. The Atlantic, 1. Oktober 2019, abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  95. Geagea calls for forming technocratic government as a rescue measure. LBCI Group, 1. Oktober 2019, abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  96. Protesters Rally near Baabda Palace, Several Hurt in Sidon Scuffle. Naharnet, 30. Oktober 2019, abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
  97. Richard Hall: Revolutionary road: How Lebanese protesters are taking their fight to the highways – Protesters are using road blocks to keep up pressure on the government as demonstrations enter their third week. The Independent, 2. November 2019, abgerufen am 2. November 2019 (englisch).
  98. Sunniva Rose: Lebanon protesters get ready for million march demanding new government. The National, 2. November 2019, abgerufen am 2. November 2019 (englisch).
  99. Twitter suspends accounts of Al-Manar TV station. LBCI Group, 2. November 2019, abgerufen am 3. November 2019 (englisch).
  100. Protesters head towards Abdul Hamid Karami Square. In: MTV News. 2. November 2019, abgerufen am 3. November 2019 (englisch).
  101. Lebanese keep protest movement alive in northern city of Tripoli. Al Araby, 3. Oktober 2019, abgerufen am 3. November 2019 (englisch).
  102. Lebanon to See Two Protests Sunday: One Supporting Aoun, Second Against Sectarian Regime. Asharq Al-Awsat, 3. November 2019, abgerufen am 3. November 2019 (englisch).
  103. Thousands rally in show of support for Lebanon President Aoun. Al Jazeera, 2. November 2019, abgerufen am 3. November 2019 (englisch).
  104. Bassil Says People 'Turned the Tables', Slams 'Corrupts, Thugs'. Naharnet, 3. November 2019, abgerufen am 3. November 2019 (englisch).
  105. Jumblat Decries 'Empty Populist Stances' after Aoun, Bassil Speeches. Naharnet, 3. November 2019, abgerufen am 3. November 2019 (englisch).
  106. Rai addressing politicians and officials: Do not disappoint the Lebanese people again. LBCI Group, 3. November 2019, abgerufen am 3. November 2019 (englisch).
  107. Protests day 18: 'Sunday of Unity'. Daily Star, 3. November 2019, abgerufen am 3. November 2019 (englisch).
  108. Competing Protests in Lebanon Bring Thousands on to the Streets. Time Magazine, 4. Oktober 2019, abgerufen am 4. November 2019 (englisch).
  109. Protesters gather in Elia Square in Sidon to take part in “Sunday of Unity”. LBCI Group, 2. November 2019, abgerufen am 3. November 2019 (englisch).
  110. Protesters gather in Tyre’s al-Alam Square amid tight security measures. LBCI Group, 1. Oktober 2019, abgerufen am 3. November 2019 (englisch).
  111. “Sunday of Unity” in Tripoli: Huge numbers of protesters gather in al-Nour Square. LBCI Group, 1. Oktober 2019, abgerufen am 3. November 2019 (englisch).
  112. Baalbek residents continue their movement. LBCI Group, 1. Oktober 2019, abgerufen am 2. November 2019 (englisch).
  113. Citizens in Zahle stage protest, raise Lebanese flags. LBCI Group, 1. Oktober 2019, abgerufen am 3. November 2019 (englisch).
  114. Protesters stage rally in Kfarreman. 3. Oktober 2019, abgerufen am 3. November 2019 (englisch).
  115. Taalabaya – Saadnayel road blocked. LBCI Group, 4. November 2019, abgerufen am 4. November 2019 (englisch).
  116. Protesters block Jal el-Dib highway following army attempts to keep it open. LBCI Group, 4. Oktober 2019, abgerufen am 4. November 2019 (englisch).
  117. Protesters cut off Ring Bridge on one direction, call for change. LBCI Group, 4. Oktober 2019, abgerufen am 4. November 2019 (englisch).
  118. Lebanon’s Anti-Government Protesters Call for General Strike. Asharq Al-Swsat, 2. November 2019, abgerufen am 3. November 2019 (englisch).
  119. Timour Azhari: Why thousands continue to protest in Lebanon's Tripoli. Al Jazeera, 3. November 2019, abgerufen am 4. November 2019 (englisch).
  120. Al-Akhbar Journalists Resign over Paper Policy on Lebanon Uprisin. Naharnet, 4. November 2019, abgerufen am 4. November 2019 (englisch).
  121. Protesters block roads in Beirut, other areas of Lebanon. Reuters, 4. November 2019, abgerufen am 4. November 2019 (englisch).
  122. Lebanon protests rage on as politicians stall. France24, 4. November 2019, abgerufen am 4. November 2019 (englisch).
  123. Silent march in Zgharta in support with Lebanon’s protests. LBCI Group, 4. November 2019, abgerufen am 4. November 2019 (englisch).
  124. Gemayel: Lebanon needs an independent and neutral Cabinet. LBCI Group, 4. November 2019, abgerufen am 5. November 2019 (englisch).
  125. Lebanese army clashes with protesters after upsurge in anti-govt demonstrations. Arab News, 4. Oktober 2019, abgerufen am 5. November 2019 (englisch).
  126. Protests in front of Touch building. MTV, 5. November 2019, abgerufen am 5. November 2019 (englisch).
  127. Protest in front of Central Bank in Nabatieh. MTV, 5. Oktober 2019, abgerufen am 5. November 2019 (englisch).
  128. Army, protesters open main roads on day 20 of uprising. Daily Star, 5. November 2019, abgerufen am 5. November 2019 (englisch).
  129. Clash between army and protesters after reopening the highway in Zouk Mosbeh. LBC, 5. November 2019, abgerufen am 5. November 2019 (englisch).
  130. Clash erupts between AUST students and security forces. LBCI Group, 5. November 2019, abgerufen am 5. November 2019 (englisch).
  131. Protesters stage sit-in in Baalbek, rally through city’s streets. LCI Grup, 5. November 2019, abgerufen am 5. November 2019 (englisch).
  132. Security forces attempt to prevent protesters from entering Zaitouna Bay. LBCI Group, 5. November 2019, abgerufen am 6. November 2019 (englisch).
  133. Moody's Downgrades Lebanon's Rating to Caa2. Naharnet, 5. Oktober 2019, abgerufen am 5. November 2019 (englisch).
  134. Lebanon protesters seek to shut down key state institutions. Al Jazeera, 5. November 2019, abgerufen am 6. November 2019 (englisch).
  135. School Principal Threatens to Expel Students over Demos. Naharnet, 6. Oktober 2019, abgerufen am 6. November 2019 (englisch).
  136. Protest outside Alfa building in Dekwaneh. MTV, 6. November 2019, abgerufen am 7. November 2019 (englisch).
  137. Protesters shut EDL building in Akkar. MTV, 5. Oktober 2019, abgerufen am 5. November 2019 (englisch).
  138. Protest in front of Central Bank in Hamra. MTV, 6. Oktober 2019, abgerufen am 6. November 2019 (englisch).
  139. Hundreds skip school in Lebanon to press for change. Gulf News, 6. November 2019, abgerufen am 6. November 2019 (englisch).
  140. Women Stage Pot-Banging Demo as Protesters Scuffle with Police in Ramlet al-Bayda. Naharnet, 7. Oktober 2019, abgerufen am 7. November 2019 (englisch).
  141. Naharnet Newsdesk: Students Press On with Demands as Anti-Government Protests Grow. Naharnet, 7. November 2019, abgerufen am 7. November 2019 (englisch).
  142. Protest outside Siniora’s residence in Hamra. LBCI Group, 7. November 2019, abgerufen am 7. November 2019 (englisch).
  143. Protest staged outside Nouhad al-Mashnouq’s residence. LBCI Group, 7. November 2019, abgerufen am 7. November 2019 (englisch).
  144. Lebanon: New Government to Take Shape within 48 Hours. Asharq Al-Awsat, 7. November 2019, abgerufen am 7. November 2019 (englisch).
  145. Hospitals to stop accepting patients in protest against deterioration of sector. Daily Star, 7. Oktober 2019, abgerufen am 8. November 2019 (englisch).
  146. Naharnet Newsdesk: Financial Prosecutor Orders Graft Probes as Protests Enter 4th Week. Naharnet, 7. Oktober 2019, abgerufen am 8. November 2019 (englisch).
  147. Naharnet Newsdesk: Cars Queue at Gas Stations amid Renewed Exchange Rate Crisis. Naharnet, 7. November 2019, abgerufen am 9. November 2019 (englisch).
  148. Consultations on government ongoing: Hariri. Daily Star, 7. Oktober 2019, abgerufen am 8. November 2019 (englisch).
  149. Protesters arrive at NSSF building in Jounieh. MTV, 8. Oktober 2019, abgerufen am 8. November 2019 (englisch).
  150. Naharnet Newsdesk: Anti-Govt. Protests Ongoing in Lebanon. Naharnet, 8. November 2019, abgerufen am 8. November 2019 (englisch).
  151. Illicit enrichment lawsuit filed against Bassil. LBCI Group, 8. Oktober 2019, abgerufen am 8. November 2019 (englisch).
  152. Geagea sees politicians 'on another planet,' fears unrest. The Daily Star, 9. November 2019, abgerufen am 9. November 2019 (englisch).
  153. Students of Qab Elias hold protest. LBCI Group, 9. November 2019, abgerufen am 9. November 2019 (englisch).
  154. High school students protest in Tyre. LBCI Group, 9. Oktober 2019, abgerufen am 9. November 2019 (englisch).
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  157. Naharnet Newsdesk: Deryan: It’s Time to Respond to People’s Demands. Naharnet, 9. Oktober 2019, abgerufen am 9. November 2019 (englisch).
  158. Naharnet Newsdesk: Report: Consumer Prices Up 8 % amid Protests. Naharnet, 9. November 2019, abgerufen am 9. November 2019 (englisch).
  159. Protesters gather at posh marina on 25th day of uprising. Daily Star, 10. Oktober 2019, abgerufen am 10. November 2019 (englisch).
  160. On the 25th day of protests, students and residents of Hasbaya towns continue their movements. LBC Group, 10. November 2019, abgerufen am 10. November 2019 (englisch).
  161. Protesters stage sit-in outside Kleiat airport in Akkar, call for reopening it. LBC Group, 10. Oktober 2019, abgerufen am 10. November 2019 (englisch).
  162. Lebanon News: Women’s rights activists march from Interior Ministry to Riad al-Solh. LBCI News, 10. November 2019, abgerufen am 10. November 2019 (englisch).
  163. Protest staged outside Baalbek ruins. LBCI News, 10. Oktober 2019, abgerufen am 10. November 2019 (englisch).
  164. In Tripoli, protesters stage sit-ins outside politicians’ houses. LBCI News, 10. Oktober 2019, abgerufen am 10. November 2019 (englisch).
  165. Protesters swim in Zaitouna Bay. LBCI News, 10. Oktober 2019, abgerufen am 10. November 2019 (englisch).
  166. Naharnet Newsdesk: Protesters Flood Lebanon Squares on 'Sunday of Insistence'. Naharnet, 10. Oktober 2019, abgerufen am 10. November 2019 (englisch).
  167. Rahi criticizes obstacles ahead of cabinet formation. MTV, 10. Oktober 2019, abgerufen am 10. November 2019 (englisch).
  168. Ex-Hezbollah leader slams Iran Supreme Leader for Iraq, Lebanon protest deaths. Middle East Monitor, 10. Oktober 2019, abgerufen am 11. November 2019 (englisch).
  169. Naharnet Newsdesk: Protests Keep Up Pressure Against Political Class. Naharnet, 11. November 2019, abgerufen am 11. November 2019 (englisch).
  170. National News Agency: Rahi to politicians: You have no right to link the fate of the state to the interest of a person or group. MTV, 11. November 2019, abgerufen am 11. November 2019 (englisch).
  171. Naharnet Newsdesk: Bassil Warns against Amnesty Law that would Strengthen 'Crime'. Naharnet, 11. Oktober 2019, abgerufen am 11. November 2019 (englisch).
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  173. Naharnet Newsdesk: Berri Postpones Legislative Session, Slams 'Campaign to Maintain Political Vacuum'. Naharnet, 11. November 2019, abgerufen am 11. November 2019 (englisch).
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  175. Deja vu: Lebanon to return to protest shutdown. The Daily Star, 12. Oktober 2019, abgerufen am 12. November 2019 (englisch).
  176. 13 days of governmental negotiations and the results are non-existent. LBCI News, 12. November 2019, abgerufen am 12. November 2019 (englisch).
  177. First death reported in Lebanon's anti-government protests. France 24, 13. Oktober 2019, abgerufen am 13. November 2019 (englisch).
  178. Lebanese Army says it has arrested soldier suspected of shooting in Khaldeh. The Daily Star, 13. November 2019, abgerufen am 13. November 2019 (englisch).
  179. Man killed as tensions flare in Lebanon after Aoun interview. Al Jazeer, 13. November 2019, abgerufen am 13. November 2019 (englisch).
  180. Rage as Aoun urges protesters to go home. The Daily Star, 13. November 2019, abgerufen am 13. November 2019 (englisch).
  181. Road cut off at Ring Bridge with burning tires. LBCI News, 12. November 2019, abgerufen am 12. November 2019 (englisch).
  182. Lebanon protests turn deadly as local party official killed. Fox News, 13. Oktober 2019, abgerufen am 13. November 2019 (englisch).
  183. Naharnet Newsdesk: Protesters Back in Streets, Major Highways Blocked. Naharnet, 13. Oktober 2019, abgerufen am 13. November 2019 (englisch).
  184. Tripoli honors Alaa Abou Fakher with portrait mural in al-Nour Square. LVCI News, 13. November 2019, abgerufen am 13. November 2019 (englisch).
  185. Alaa Abou Fakher's family says final goodbyes. The Daily Star, 14. Oktober 2019, abgerufen am 14. November 2019 (englisch).
  186. Situation in Khaldeh after Alaa Abou Fakher’s killing incident. LBCI News, 13. Oktober 2019, abgerufen am 13. November 2019 (englisch).
  187. Naharnet Newsdesk: Jumblat Urges Protesters to Maintain Peacefulness, Carry Lebanese Flags. Naharnet, 13. Oktober 2019, abgerufen am 13. November 2019 (englisch).
  188. Protesters across Lebanon pay tribute to Martyr Alaa Abou Fakher. LBCI News, 13. November 2019, abgerufen am 13. November 2019 (englisch).
  189. Thousands gather in Khalde to mourn Abou Fakher. The Daily Star, 13. Oktober 2019, abgerufen am 13. November 2019 (englisch).
  190. Protesters carry coffin of Revolution’s Martyr Alaa Abou Fakher in Riad al-Solh. LBCI News, 14. November 2019, abgerufen am 14. November 2019 (englisch).
  191. Protesters build wall inside Nahr El-Kalb tunnel. In: MTV. 13. Oktober 2019, abgerufen am 14. November 2019 (englisch).
  192. Cement wall inside Nahr al-Kalb tunnel removed. LBCI News, 14. November 2019, abgerufen am 14. November 2019 (englisch).
  193. Naharnet Newsdesk: Bassil Warns of ‘Separation Wall’. Naharnet, 14. Oktober 2019, abgerufen am 14. November 2019 (englisch).
  194. Lebanon’s protests could take dark turn. Gulf News, 14. November 2019, abgerufen am 14. November 2019 (englisch).
  195. Protesters, Army clash in Taalabaya. The Daily Star, 14. Oktober 2019, abgerufen am 14. November 2019 (englisch).
  196. MP Jumblatt: Only independent and just judiciary can do justice to Alaa Abou Fakher. LBCI News, 14. Oktober 2019, abgerufen am 14. November 2019 (englisch).
  197. Leila Molana-Allen: Was politician's killing a turning point in Lebanon's protests? Al Jazeera, 14. November 2019, abgerufen am 14. November 2019 (englisch).
  198. Bou Saab says crisis is 'dangerous,' evokes start of Civil War. The Daily Star, 14. Oktober 2019, abgerufen am 14. November 2019 (englisch).
  199. Huge funeral for martyr Alaa Abou Fakher in Choueifat. MTV, 14. Oktober 2019, abgerufen am 15. November 2019 (englisch).
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  203. Private hospitals close doors for one-day strike over govt nonpayment. The Daily Star, 15. November 2019, abgerufen am 15. November 2019 (englisch).
  204. Protesters block Denniyeh-Minieh and Tripoli roads. MTV, 15. Oktober 2019, abgerufen am 15. November 2019 (englisch).
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  206. Naharnet Newsdesk: Safieddine Slams 'Hostile' Road-Blocking, Decries Political 'Absence' of Protest Movement. Naharnet, 16. Oktober 2019, abgerufen am 16. November 2019 (englisch).
  207. MP Frangieh calls for swift formation of Cabinet that garners confidence of Lebanese people. LBCI Ndews, 16. Oktober 2019, abgerufen am 16. November 2019 (englisch).
  208. Leila Molana-Allen: Lebanese protesters reject 'another elite' PM candidate – Activists say business tycoon and former Tripoli MP Mohammad Safadi is emblematic of the system they want to bring down. 15. Oktober 2019, abgerufen am 15. November 2019 (englisch).
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  237. UN calls for formation of a government that responds to protesters aspirations. LBCI News, 20. Oktober 2019, abgerufen am 21. November 2019 (englisch).
  238. Jumblat Says Presidential Term, Taef Accord Have 'Ended'. Naharnet, 20. Oktober 2019, abgerufen am 21. November 2019 (englisch).
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  241. Lebanon’s President Michel Aoun during one of his few addresses to the nation since protests began, on October 24. al-Arabiya (Reuters), 20. Oktober 2019, abgerufen am 20. November 2019 (englisch).
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  243. Staatsoberhaupt, Parlamentspräsident und Regierungschef
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  245. Palestinians protest outside UNRWA office in Bekaa. LBCI News, 21. Oktober 2019, abgerufen am 21. November 2019 (englisch).
  246. Lebanese soldier charged with murder after protester killing. The Nee Arab, 21. Oktober 2019, abgerufen am 21. November 2019 (englisch).
  247. Protesters Block Roads across Lebanon after President Speech. Naharnet, 21. Oktober 2019, abgerufen am 22. November 2019 (englisch).
  248. Assailant Torches ‘Revolution’s Fist’ in Martyrs’ Square. Naharnet, 22. November 2019, abgerufen am 22. November 2019 (englisch).
  249. Protesters Say 'Real Independence' Close as Lebanon Turns 76. Naharnet, 22. Oktober 2019, abgerufen am 22. November 2019 (englisch).
  250. Protesters march for Independence Day, 37th day of uprising. The Daily Star, 22. Oktober 2019, abgerufen am 22. November 2019 (englisch).
  251. Hassan worried as leaders observe Independence Day. The Daily Star, 22. Oktober 2019, abgerufen am 22. November 2019 (englisch).
  252. Hassan: Investigation initiated into cases of unrest in some places. MTV, 22. Oktober 2019, abgerufen am 22. November 2019 (englisch).
  253. Naharnet Newsdesk: Protesters Close Exchange Shops in Tripoli as Uprising Enters Day 38. Naharnet, 23. Oktober 2019, abgerufen am 23. November 2019 (englisch).
  254. UN Security Council to tackle Lebanon’s situation in Monday session. LBCI NEws, 23. Oktober 2019, abgerufen am 23. November 2019 (englisch).
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  257. Protestors burn American, Israeli flags. National NewsAgency, 24. Oktober 2019, abgerufen am 24. November 2019 (englisch).
  258. Naharnet Newsdesk: Report: No Govt. Breakthrough Expected Next Week. Naharnet, 24. Oktober 2019, abgerufen am 24. November 2019 (englisch).
  259. Lebanon protesters and Hezbollah, Amal supporters clash in Beirut. Al Jazeera, 24. Oktober 2019, abgerufen am 25. November 2019 (englisch).
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  261. Protesters have called for a general strike to be held on Monday across Lebanon with cutting off of some roads in Beirut. LBCI NEws, 24. Oktober 2019, abgerufen am 25. November 2019 (englisch).
  262. Naharnet Newsdesk: Protesters Defiant despite Attack by Hizbullah, AMAL Supporters. Naharnet, 25. Oktober 2019, abgerufen am 25. November 2019 (englisch).
  263. Naharnet Newsdesk: State Prosecutor Orders Probe into Central Beirut Violence. Naharnet, 25. Oktober 2019, abgerufen am 25. November 2019 (englisch).
  264. Day 40: Protesters on the streets, but no nationwide strike. The Daily Star, 25. Oktober 2019, abgerufen am 25. November 2019 (englisch).
  265. Naharnet Newsdesk: Hizbullah Calls Car Crash near Jiye Roadblock a 'Terrorist Crime'. Naharnet, 25. Oktober 2019, abgerufen am 23. November 2019 (englisch).
  266. Video shows moment road accident occurs on Jiyeh highway. LBCI News, 25. Oktober 2019, abgerufen am 25. November 2019 (englisch).
  267. Hezbollah deplores Jiyeh incident, condemns death of two innocent citizens. NNA, 25. Oktober 2019, abgerufen am 25. November 2019 (englisch).
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  269. Naharnet Newsdesk: Gunfire, Tensions as Hizbullah, AMAL Supporters Roam Streets on Motorbikes. Naharnet, 25. November 2019, abgerufen am 26. November 2019 (englisch).
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  299. Protesters stage sit-in outside Energy Ministry. LBCI News, 2. Dezember 2019, abgerufen am 2. Dezember 2019 (englisch).
  300. Protesters continue sit-in outside BDL in Zahle. LBCI News, 2. Dezember 2019, abgerufen am 2. Dezember 2019 (englisch).
  301. Sit-in held outside Association of Banks in Lebanon. LBCI News, 2. Dezember 2019, abgerufen am 2. Dezember 2019 (englisch).
  302. Naharnet Newsdesk: Protesters in Tripoli Block Roads, State and Public Institutions. Naharnet, 3. Dezember 2019, abgerufen am 3. Dezember 2019 (englisch).
  303. No breakthrough was achieved until present over who would be named Lebanon’s next premier despite the contacts made by candidate Samir al-Khatib. LBCI News, 3. Dezember 2019, abgerufen am 3. Dezember 2019 (englisch).
  304. Naharnet Newsdesk: Protests, Road Blockages after Reported Consensus on PM. Naharnet, 4. Dezember 2019, abgerufen am 4. Dezember 2019 (englisch).
  305. Naharnet Newsdesk: Al-Rahi Describes Call for PM Consultations as 'New Dawn'. Naharnet, 3. Dezember 2019, abgerufen am 3. Dezember 2019 (englisch).
  306. Naharnet Newsdesk: Protesters Block Ring Road after Suicide, Overnight Clashes. Naharnet, 5. Dezember 2019, abgerufen am 5. Dezember 2019 (englisch).
  307. Najia Houssari: Lebanese protesters vow to step up demonstrations as decision on new prime minister looms. Arab News, 6. Dezember 2019, abgerufen am 6. Dezember 2019 (englisch).
  308. Day 51: Protests outside state institutions. The Daily Star, 6. Dezember 2019, abgerufen am 6. Dezember 2019 (englisch).
  309. Molotov cocktail thrown at FPM office in Jounieh. LBCI News, 6. Dezember 2019, abgerufen am 6. Dezember 2019 (englisch).
  310. Protesters hold sit-in held outside ESCWA, demand return of Syrian refugees. LBCI News, 6. Dezember 2019, abgerufen am 6. Dezember 2019 (englisch).
  311. Protesters close Zahle Serail entrance with large Lebanese flag. LBCI News, 6. Dezember 2019, abgerufen am 6. Dezember 2019 (englisch).
  312. Activists stage protest outside Council for Development and Reconstruction. LBCI NEws, 7. Dezember 2019, abgerufen am 7. Dezember 2019 (englisch).
  313. Silent rally staged from Hamra to Martyrs Square in solidarity with sexual harassment survivors. LBCI NEws, 7. Dezember 2019, abgerufen am 7. Dezember 2019 (englisch).
  314. Citizens stage protest in Qraytem, call for a technocratic cabinet and recovery of stolen public funds. LBCI NEws, 7. Dezember 2019, abgerufen am 7. Dezember 2019 (englisch).
  315. "Independence Movement" Head, MP Michel Mouawad, announced in a statement Saturday that he will be naming Ambassador Nawwaf Salam to head the next government. NNA, 7. Dezember 2019, abgerufen am 7. Dezember 2019 (englisch).
  316. Khatib from Bayt al-Wasat: I announce withdrawal from premiership race. LBCI News, 3. Dezember 2019, abgerufen am 3. Dezember 2019 (englisch).
  317. Audi: Country is being ruled by one person and an armed group. LBCI News, 8. Dezember 2019, abgerufen am 8. Dezember 2019 (englisch).
  318. Protesters hold march in Tripoli. LBCI News, 8. Dezember 2019, abgerufen am 8. Dezember 2019 (englisch).
  319. Protesters block seaside road under Tripoli’s Palma Bridge. LBCI News, 9. Dezember 2019, abgerufen am 9. Dezember 2019 (englisch).
  320. Roads cut off in Saadnayel and Tripoli. MTV, 9. Dezember 2019, abgerufen am 9. Dezember 2019 (englisch).
  321. Army: Six Troops Injured in Clashes between Protesters, Karami Supporters. Naharnet, 10. Dezember 2019, abgerufen am 10. Dezember 2019 (englisch).
  322. Naharnet Newsdesk: AMAL, Hizbullah Supporters Try to Storm Riad al-Solh, Repelled by Tear Gas. Naharnet, 10. Dezember 2019, abgerufen am 11. Dezember 2019 (englisch).
  323. Clashes Between Followers of Shia Parties, Police Taking Place in Downtown Beirut. Sputnik News, 11. Dezember 2019, abgerufen am 12. Dezember 2019 (englisch).
  324. Naharnet Newsdesk: Lebanon Protesters Rally against State Institutions. Naharnet, 12. Dezember 2019, abgerufen am 12. Dezember 2019 (englisch).
  325. Naharnet Newsdesk: Army Arrests Protesters in Jal el-Dib. Naharnet, 13. Dezember 2019, abgerufen am 13. Dezember 2019 (englisch).
  326. Protesters storm into Ogero building in Bir Hassan in Beirut. LBCI News, 13. Dezember 2019, abgerufen am 13. Dezember 2019 (englisch).
  327. Lebanese forces clash with Hezbollah and Amal supporters. Al Jazeera, 17. Dezember 2019, abgerufen am 17. Dezember 2019 (englisch).
  328. Tension renews in central Beirut as security forces fire tear gas to disperse protesters. LBCI News, 16. Dezember 2019, abgerufen am 16. Dezember 2019 (englisch).
  329. Clash between supporter of Speaker Berri and protesters in central Beirut. LBCI News, 16. Dezember 2019, abgerufen am 16. Dezember 2019 (englisch).
  330. Timour Azhari: Angry confrontations in Lebanon before parliament sitting. Al Jazeera, 15. Dezember 2019, abgerufen am 16. Dezember 2019 (englisch).
  331. Naharnet Newsdesk: Analyst: Monday Unrest May Have Been an Attempt to Undermine Protests. Naharnet, 17. Dezember 2019, abgerufen am 18. Dezember 2019 (englisch).
  332. Naharnet Newsdesk: Protesters Storm Commerce Chamber during Meeting Attended by Choucair. Naharnet, 17. Dezember 2019, abgerufen am 17. Dezember 2019 (englisch).
  333. Naharnet Newsdesk: Security Measures Upped at Protest Sites after Violence. Naharnet, 18. Dezember 2019, abgerufen am 18. Dezember 2019 (englisch).
  334. Naharnet Newsdesk: Kubis Warns against Sectarian Provocations, 'Politically Motivated Instigators of Violence'. Naharnet, 17. Dezember 2019, abgerufen am 17. Dezember 2019 (englisch).
  335. Naharnet Newsdesk: Mob Attacks Cleric's Office in Tripoli, Burns Christmas Tree. Naharnet, 18. Dezember 2019, abgerufen am 18. Dezember 2019 (englisch).
  336. Naharnet Newsdesk: Hassan Diab Garners 69 Votes in Binding Parliamentary Consultations. Naharnet, 10. Dezember 2019, abgerufen am 10. Dezember 2019 (englisch).
  337. Timour Azhari: Lebanese president asks Hassan Diab to form government. Al Jazeera, 19. Dezember 2019, abgerufen am 20. Dezember 2019 (englisch).
  338. Finbar Anderson: 'Trust is lost': Protests continue in Beirut as Lebanon picks new PM. Middle East Eye, 19. Dezember 2019, abgerufen am 20. Dezember 2019 (englisch).
  339. NNA – Protesters have been blocking many roads in the central Bekaa region. NNA, 20. Dezember 2019, abgerufen am 20. Dezember 2019 (englisch).
  340. Maria Zakhour: Lebanon's New Prime Minister Intends to Form His Gov't Before the Week Ends. The 961, 20. Dezember 2019, abgerufen am 20. Dezember 2019 (englisch).
  341. Naharnet Newsdesk: Clashes Renew between Army, Mustaqbal Supporters in Corniche al-Mazraa. Naharnet, 20. Dezember 2019, abgerufen am 21. Dezember 2019 (englisch).
  342. “Tree of the Revolution” in Martyrs’ Square. LBCI NEws, 22. Dezember 2019, abgerufen am 22. Dezember 2019 (englisch).
  343. The Christmas Tree in Central Beirut Lit Up with Patriotic Slogans. The 961, 21. Dezember 2019, abgerufen am 22. Dezember 2019 (englisch).
  344. Memorial for Martyr Alaa Abou Fakher unveiled in Khaldeh. LBCI News, 21. Dezember 2019, abgerufen am 22. Dezember 2019 (englisch).
  345. Naharnet Newsdesk: Al-Rahi Urges No Roadblocks, Calls for 'Cooperation' with Diab. Naharnet, 22. Dezember 2019, abgerufen am 22. Dezember 2019 (englisch).
  346. Naharnet Newsdesk: Protesters Denounce Diab's Meeting with 'Civil Society Figures'. Naharnet, 22. Dezember 2019, abgerufen am 22. Dezember 2019 (englisch).
  347. NNA: Security forces have widely deployed outside the residence of Prime Minister-designate Hassan Diab. NNA, 22. Dezember 2019, abgerufen am 22. Dezember 2019 (englisch).
  348. “Revolution fist” raised in Zahle. LBCI NEws, 22. Dezember 2019, abgerufen am 23. Dezember 2019 (englisch).
  349. Activists organize series of campaigns to spread Christmas spirit amid difficult economic conditions. LBCI News, 22. Dezember 2019, abgerufen am 23. Dezember 2019 (englisch).
  350. Hundreds share Christmas dinner in Martyrs' Square. The Daily Star, 23. Dezember 2019, abgerufen am 24. Dezember 2019 (englisch).
  351. Tony Birtley: Lower turnout as protesters rally against new Lebanon PM: Protesters call for economic, political reforms as Prime Minister-designate Hassan Diab readies to pick new cabinet. Al Jazeera, 3. Dezember 2019, abgerufen am 3. Dezember 2019 (englisch).
  352. Lebanon protest leaders shun PM-designate Diab’s call for talks. RT:ONLINE, 23. Dezember 2019, abgerufen am 23. Dezember 2019 (englisch).
  353. Diab refuses to step aside, plans 20-member Cabinet. The Daily Star, 23. Dezember 2019, abgerufen am 23. Dezember 2019 (englisch).
  354. Naharnet Newsdesk: eport: Demonstrators Relay Message Shunning PM-Designate. Naharnet, 24. Dezember 2019, abgerufen am 24. Dezember 2019 (englisch).
  355. Naharnet Newsdesk: Rahi: Rulers Brought Lebanon to Collapse and Citizens to Poverty. Naharnet, 24. Dezember 2019, abgerufen am 25. Dezember 2019 (englisch).
  356. Naharnet Newsdesk: Activists Storm Banks Protesting Illegal Capital Controls. Naharnet, 28. Dezember 2019, abgerufen am 28. Dezember 2019 (englisch).
  357. Najia Houssari: Activists reject candidates for new Lebanon government. Arab News, 28. Dezember 2019, abgerufen am 28. Dezember 2019 (englisch).
  358. Revolution fist raised in Koura and Hasbaya. LBCI News, 20. Dezember 2019, abgerufen am 20. Dezember 2019 (englisch).
  359. Zvi Bar'el: Analysis Lebanon Protesters Are Wielding the Ultimate Weapon. Haaretz, 28. Dezember 2019, abgerufen am 28. Dezember 2019 (englisch).
  360. Activists stage sit-in outside Hassan Diab’s residence in Tallat al-Khayat. LBCI News, 29. Dezember 2019, abgerufen am 29. Dezember 2019 (englisch).
  361. Najia Houssari: Lebanon: Protesters Storm Beirut Bank As Fears Over Economy Mount. EurasiaReview, 29. Dezember 2019, abgerufen am 29. Dezember 2019 (englisch).
  362. Naharnet Newsdesk: Al-Rahi Warns against Marginalizing 'Any Main Component in Lebanon'. Naharnet, 29. Dezember 2019, abgerufen am 30. Dezember 2019 (englisch).
  363. Protesters targeted financial institutions across Lebanon Monday, marking the 75th day of nationwide anti-state protests. The Daily Star, 30. Dezember 2019, abgerufen am 31. Dezember 2019 (englisch).
  364. Protesters shout “we are not paying” outside Lebanese banks. LBCI News, 30. Dezember 2019, abgerufen am 31. Dezember 2019 (englisch).
  365. National News Agency: Civil movement welcomes Communications Parliamentary Committee's decisions. MTV, 31. Dezember 2019, abgerufen am 1. Januar 2020 (englisch).
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