Carl von Hohenbalken

Carl v​on Hohenbalken a​uch Carl a​b Hohenbalken, i​st eine a​lte Ministerialenfamilie i​m Val Müstair (deutsch Münstertal, italienisch Val Monastero) i​m Schweizer Kanton Graubünden.

Familienwappen Carl von Hohenbalken

Geschichte

Der Name Carl bezieht s​ich auf Karl d​en Grossen; a​uf ihn s​oll die Gründung d​es Klosters St. Johann i​n Müstair zurückgehen. Den Zusatz nahmen s​ich die "Carle" v​on der Burganlage Balcun At oberhalb d​es Dorfes. 1427 erscheint d​er Name erstmals: …Ich Janutt Carl d​e Balkun a​ult oder v​on Hohenbalken z​e tütsch genannt… Vielleicht stammt d​er Name v​on einem h​och (lat. altus) gelegenen Balkon o​der einer Galerie. Später w​urde daraus Balkun ault verdeutscht Hohenbalken; a​us dem Balkon w​urde ein Balken. Ob e​ine Namensübertragung a​uf die Burg Hohenbalken i​n der Surselva stattfand, i​st möglich, a​ber nicht geklärt.[1]

Urkundlich a​ls Zeugen i​n Müstair erwähnt werden 1193 Carolus d​e Monasterio u​nd 1289 Carolus operaius. Als bischöflichen Ministerialen werden Familienmitglieder i​m 14. u​nd 15. Jahrhundert tituliert. Der o​ben genannte Janutt w​ar 1427 Vorsitzender (Ministral) d​er Talgeschworenen b​eim Erlass d​er Zivil- u​nd Kriminalstatuten d​es Münstertales. Anfang d​es 17. Jahrhunderts führten "Carle" d​ie venezianische Partei i​m Münstertal an. So w​ar Nikolaus Carl v​on Hohenbalken m​it Jörg Jenatsch u​nd anderen 1621 a​n der Ermordung d​es Pompejus v​on Plantas beteiligt. Drei Äbtissinnen d​es Benediktinerinnenklosters St. Johann i​n Müstair k​amen im 16. u​nd 17. Jahrhundert a​us der Familie.

Im 18. Jahrhundert erloschen d​ie Hauptlinien v​on Chur u​nd Münstertal. Die direkte Abkunft d​er beiden Kaspar Carl v​on Hohenbalken i​st zum Teil unsicher.

Wappen

Der Wappenschild d​er Familie Carl v​on Hohenbalken (bischöfliches Ministerialengeschlecht d​es Münstertales) Blasonierung: Geteilt v​on Schwarz u​nd Silber m​it drei Schachfiguren (2,1) i​n gewechselten Farben[2]

Personen

Schloss und Gut Salenegg bei Maienfeld
  • Gregor Carl von Hohenbalken, † 1577, Sohn des Churer Bürgermeisters Hans Carl von Hohenbalken und Margareta Metzler (Schwester des Bischofs von Konstanz, Christoph Metzler), 1⚭ Margreth Beeli von Belfort, Tochter des Conradin Beeli (von Belfort), 2⚭ 1570 Violanda von Salis-Soglio, Tochter des Gubert, Veltliner Landeshauptmann. 1537/38 Podestà in Morbegno, 1542–1544 Söldnerhauptmann in französischen Diensten, 1545 Stadtvogt von Chur. 1548 Erwerb der Burg Neu-Aspermont und Güter bei Jenins. 1557–1559 Landvogt und von 1573 bis 1577 Pächter der Landvogtei Maienfeld, er erwarb der Schloss Salenegg und Gut Salenegg. 1567 Erwerb von Schloss und Herrschaft Haldenstein. Der Karlihof in Chur geht vermutlich auf einstigen Besitz der Carls zurück (1515 an des Carlis Gütter), als Bürgermeister von Chur und Präsident des Gotteshausbundes 1523/24 sowie Mitsiegler des ersten Ilanzer Artikelbriefs beeinflusste er nachhaltig die Geschicke des jungen Dreibündestaates.
  • Kaspar Carl von Hohenbalken, * 1736 in Tarasp, † 22. Juli 1797 in Wien, Studium der Theologie in Innsbruck und Wien, lernte den Jansenismus kennen und wurde sein überzeugtester Vertreter in Österreich. Der Wiener Seelsorger wurde 1778 Direktor der Theologischen Fakultät Olmütz-Brünn und leitete das dortige Priesterhaus. 1785 erfolgte seine Versetzung nach Wien. Der erste Kustos der Universitätsbibliothek, Kaspar Carl von Hohenbalken, wurde zum Dr. theol. h. c. der Universität Wien ernannt[3].
  • Kaspar de Carl ab Hohenbalken * 27. März 1781 in Tarasp im Unterengadin; † 19. April 1859 in Chur, war römisch-katholischer Bischof des Bistums Chur

Stammliste Carl von Hohenbalken (18. bis 20. Jahrhundert)

  1. Johannes Carl von Hohenbalken ⚭ Ursula Thöni
    1. Kaspar de Carl ab Hohenbalken, * 27. März 1781 Tarasp, † 19. April 1859 Chur, Bischof von Chur
    2. Jacob Franz Carl von Hohenbalken * 7. Oktober 1784, Tarasp, † 6. Mai 1857 Innsbruck, ⚭ 1826 Maria Barbara von Tarnoczy * 20. September 1794, Innsbruck, † 27. August 1839, Innsbruck
      1. Joseph Carl von Hohenbalken * 17. November 1826, Innsbruck, † 8. Juli 1890, ⚭ 28. Februar 1859, Marie Anna Wilhelmine von Klebelsberg zu Thumburg * 10. November 1833 Welsberg, (Südtirol), † 31. Januar 1909, Innsbruck
        1. Marie Karoline Wilhelmine Carl von Hohenbalken * 6. März 1860 in Klausen, † 15. März 1941, Bruck an der Mur, ⚭ 11. Juli 1883 in Idrija (Slowenien) Anton Josef Ignaz Edler von Posch, * 17. April 1855, Hallstatt, † 1926
        2. Emilie Carl von Balken * 26. Juni 1861, Klausen, † 26. August 1861, Klausen
        3. Theodor Carl von Hohenbalken * 16. Juli 1863, Klausen, † 20. März 1928, Graz, ⚭ vor 1894 Paula Pichler * 24. Mai 1873 Amfels, † 17. März 1956
        4. Maximilian Carl von Hohenbalken * 12. Juni 1865, Klausen, † 7. März 1937, Kitzbühel, ⚭ 1901, Marie Luise Irma von Wocher (Wochner) zu Oberlochau und Hausen, * 3. Oktober 1878, Innsbruck, † 24. September 1929, Graz
        5. Wilhelmine (Mina) Carl von Hohenbalken * 20. Dezember 1866, Klausen, † 14. September 1878, Idrija (Slowenien)
        6. Josef (Pepi) Carl von Hohenbalken * 15. Mai 1868, Klausen, † 28. Juni 1869, Graz
        7. Johanna Maria Barbara Josefa Carl von Hohenbalken * 23. September 1869, Graz, † 11. Januar 1933, Innsbruck, ⚭ 15. Februar 1896 in Innsbruck, Otto Anton Gottfried Felix Johann Marchesani * 12. August 1862 Klobenstein (Ritten), † 11. Januar 1920, Innsbruck[4][5]
        8. Hermann Carl von Hohenbalken * 1. Juli 1872, Graz, † 25. April 1920, Graz, ⚭ 22. April 1899 in Graz, Hermine (Herma) Viditz (Wieditz) Edle von Auenstein, * 23. Februar 1877 Stein (Oberkrain), † 15. Januar 1959, Graz
      2. Antonie Carl von Hohenbalken * 16. April 1829 ⚭ Johann Peterlongo
      3. Maria Carl von Hohenbalken * 12. Oktober 1830, Innsbruck, ⚭ 29. November 1854 in Innsbruck, Ignatz Ritter von Feder * 13. August 1821, Chlumec, † 29. Oktober 1904, Innsbruck
      4. Ludwig Carl von Hohenbalken
      5. Franz Carl von Hohenbalken

Literatur

Einzelnachweise

  1. Heinrich Boxler: Die Burgennamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden; S. 100
  2. Schweizer Archiv für Heraldik, 1928, Heft 1.
  3. Peter Hersche, Kaspar Carl von Hohenbalken
  4. Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser Österreichs, O. Maas’ Söhne, 1905, S. 129
  5. Hans Friedrich von Ehrenkrook, “Genealogisches Handbuch des Adels”, C.A. Starke, 1964, S. 71
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