Carl Flemming (Unternehmer)
Carl Flemming[1] (auch: Karl Flemming;[2] * 12. Dezember 1862 in Hannover; † 17. November 1934 in Wiesbaden)[1] war ein deutscher Ingenieur,[3] Industrieller, Verbandsfunktionär der Ziegel- und Ton-Industrie sowie Konsul.[4]
Leben
Karl Flemming trat Anfang des 20. Jahrhunderts als Unternehmer und Autor in Erscheinung. Über die Gaskoksgroßhandlung Keune, Flemming & Co. mit Sitz in Hannover,[5] die schon 1903 beispielsweise als Aufkäufer von 11.000 t Koks auftrat,[6] veröffentlichte der Ingenieur, der als „Spezialfachmann“ für die Bedienung von Heizkesseln galt,[3] um 1910/11 eine an Hausbesitzer gerichtete 15-seitige Schrift über den Brennstoff für Zentral-Heizungskessel, in der er den Gebrauch von Heizungskoks und vor allem Gaskoks empfahl.[5]
Schon zuvor, 1905, errichtete der Architekt Ferdinand Eichwede in der damaligen Tiergartenstraße 45, später Hindenburgstraße 45, eine Villa für „Karl Flemming“, über die wenige Jahre später die Wiener Bauindustrie-Zeitung berichtete.[2]
Flemmings am 23. Juni 1891 geborener Sohn Ewald Flemming, der im Deutschen Kaiserreich als Leutnant im Husaren-Regiment 19 gedient hatte, fiel im Ersten Weltkrieg an der Westfront in der französischen Gemeinde Pierre-Morains. Dem „lieben Sohne“ zum Gedächtnis ließen die Eltern auf dem Stadtfriedhof Engesohde einen Stein setzen mit einer Skulptur des Bildhauers Georg Herting.[7][8]
Mitten im Krieg erteilte Keune, Flemming u. Co. dem Oberstadtdirektor Heinrich Tramm auf dessen Bittschriften zur Förderung deutscher Künstler teils Absagen, da die Linderung zahlreicher sozialer Nöte in Kriegszeiten vordringlicher wären, teils erbat sich die Firma „im Gegenzug einen Zentner Zucker für ihre Apfelplantage in Kirchrode“.[9]
Zu Beginn der Weimarer Republik importierte Keune, Flemming u. Co. Gaskohle aus Amerika mittels Kohlendampfer über den Atlantik.[10] 1920[10] geriet der mit firmeneigenen 7000 t Gaskohle beladene Dampfer SS William O'Brien, dessen Ladung für die nord- und die süddeutsche Industrie gedacht war, auf der Fahrt von Hampton Roads nach Rotterdam in Brand und sank.[10] Nach mehreren Tagen wurde die Suche nach der Besatzung aufgegeben – von 36 Menschen fand sich nie wieder eine Spur.[11]
Ebenfalls bis 1920 betrieb das Unternehmen mit dem Zweck „Ausfuhr von Bergwerkserzeugnissen“ eine Dependance in Dresden unter der Adresse Albrechtstraße 12.[12]
Kurz vor dem Höhepunkt der Deutschen Hyperinflation ließ Flemming beim Amtsgericht Hannover im Handelsregister unter der Nummer HRA 15767 die in Altwarmbüchen betriebene und nach ihm benannte Dampfziegelei Altwarmbüchen Carl Flemming OHG, Hannover eintragen,[13] von der noch heute die als Teich erhaltene Flemmingsche Tonkuhle zeugt.[14]
Wenig später erwarb Flemming in Berenbostel bei Garbsen die Ziegelei,[15] dessen Grundstück ebenfalls als Flemmingsche Tonkuhle bekannt wurde.[16]
Noch zur Zeit der Weimarer Republik wurde Carl Flemming zu Weihnachten am 24. Dezember 1931 Exequatur erteilt als Wahl-Vizekonsul von Argentinien.[17]
Carl Flemming war zuletzt Mitglied der Fachgruppe Ziegelindustrie,[4] der nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten vereinheitlichten ehemaligen Verbände der deutschen Ziegel- und Tonindustriellen, in der ab dem 1. Juli 1934 sämtliche Ziegelwerke Deutschlands zwangsweise Mitglied sein mussten. Die Fachgruppe war seitdem der Wirtschaftsgruppe Steine und Erden untergeordnet.[18] Bis dahin hatte sich Flemming als Vorsitzender des Bezirks Niedersachsen der Fachgruppe „Verdienste [...] für die deutsche Ziegelindustrie und im Besonderen seiner Heimat Niedersachsen“ erworben.[4]
Flemming starb nach kurzer Krankheit im Alter von knapp 62 Lebensjahren.[4]
Carl Flemming wurde in seinem Familiengrab auf dem Stadtfriedhof Engesohde bestattet.[7][8]
Die Firma Keune, Flemming & Cie. agierte jedoch noch in der Nachkriegszeit in der niedersächsischen Landeshauptstadt und hatte ihren Firmensitz zeitweilig in der Bödekerstraße 7.[19]
Schriften
- Wie bediene ich meinen Heizungskessel, und wie kann ich dabei sparen? (Zentralheizungskoks), [1910?]
Flemmingstraße
- 1961 wurde im hannoverschen Stadtteil Ledeburg die nach dem Ziegelwerk-Besitzer und Konsul benannte Flemmingstraße angelegt, die von der Immelmannstraße zu Verdener Straße führt.[1]
- Im Garbsener Stadtteil Berenbostel wurde zur Erinnerung an Carl Keune die Straße, die von der Straßengabelung Auf dem Kampe und Im Fuchsfeld bis zur Bundesstraße 6 am Heidehauswald führt, nach dem Kohlenhändler und Betreiber der Flemmingschen Ziegelwerke benannt.[20]
Archivalien
Archivalien von und über Carl Flemming finden sich beispielsweise
- als Akte mit dem Titel Rundschreiben des Absenders Keune, Flemming u. Cie für die Laufzeit von 1892 bis 1920 bei der Stiftung Niedersächsisches Wirtschaftsarchiv in Braunschweig, Archivsignatur WirtA BS NWA 38 Zg. 2010/022 Nr. 279[21]
- als verschiedene Antwortschreiben der Firma Keune, Flemming & Co. an Oberstadtdirektor Heinrich Tramm bezüglich Kunst-Mäzenatentums, Zeitraum 1915 bis 1916; Stadtarchiv Hannover, Archivsignatur StAH HR X.C.7.14[9]
Weblinks
Einzelnachweise
- Helmut Zimmermann: Flemmingstraße, in ders.: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 79
- Reinhard Glaß: Eichwede, Eduard Karl Ferdinand in der Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902), ein Forschungsprojekt von Günther Kokkelink, Monika Lemke-Kokkelink und Reinhard Glaß [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 11. Februar 2020
- Wasser und Gas. Wochenschrift, erster Jahrgang (1920), S. 257; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Konsul Carl Flemming †, in: Tonindustrie-Zeitung, Nummer 93, 58. Jahrgang (1934), S. 1137; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Journal für Gasbeleuchtung und verwandte Beleuchtungsarten, sowie für Wasserversorgung. Organ des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern, München; Berlin: R. Oldenbourg, 1911, S. 116; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Schilling's Journal für Gasbeleuchtung und verwandte Beleuchtungsarten sowie für Wasserversorgung, R. Oldenbourg, 1903, S. 39
- Max Osborn: Brüder Siebrecht, Berlin, 1928, Abbildung 30
- Werk und Kunst, Nr. 5: Bau Raum Gerät und Erzieung. Werk & Kunst in Hannover, 1930, S. 154
- Ines Katenhusen: Kunst und Politik. Hannovers Auseinandersetzungen mit der Moderne in der Weimarer Republik, zugleich Dissertation an der Universität Hannover unter dem Titel Das Verständnis für eine Zeit gewinnt man vielleicht am besten aus ihrer Kunst, in der Reihe Hannoversche Studien, Schriftenreihe des Stadtarchivs Hannover, Band 5, Hannover: Hahn, 1998, ISBN 3-7752-4955-9, Anm. 174 und 180 auf S. 315; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Verlust eines Kohlendampfers, in: Wasser und Dampf, Band 10, 1919/1920, S. 665; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Give Up Hunt For Freighter.. In: Boston Post, 25. April 1920, S. 9. Abgerufen am 22. Oktober 2019. (Gratis-Snippet)
- Journal für Gasbeleuchtung und verwandte Beleuchtungsarten sowie für Wasserversorgung, Band 63, München, Berlin: R. Oldenbourg, 1920, S. 354, 359; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Angaben auf der Seite northdata.de
- o.V.: Die Flemmingsche Tonkuhle auf der Seite hannover.de [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 11. Februar 2020
- Werner Baesmann: Geschichte / Berenbostel − ein Stadtteil der heutigen Stadt Garbsen auf der Seite des Heimatvereins Berenbostel [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 11. Februar 2020
- Markus Holz: Giftmüll am Rand von Stelingen Im Boden brodeln die Altlasten / Die Region Hannover hat in zwei ehemaligen Sandgruben am Rand von Stelingen alten Giftmüll entdeckt. An beiden Stellen ist das Grundwasser belastet, in einem Fall sogar erheblich. Nachgewiesen sind krebserregende chlorierte Kohlenwasserstoffe sowie Ammonium und Zink., Artikel auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 5. Juli 2016, aktualisiert am 8. Juli 2016, zuletzt abgerufen am 11. Februar 2020
- Reichsministerialblatt. Zentralblatt fèur das Deutsche Reich, Bd. 60, Reichs- und Staatsverlag, 1932, S. xxv; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Angaben der Deutschen Nationalbibliothek
- Der große Hartmann. Branchen- und Warenbezugsquellen-Nachweis, Bonn: Hartmann, S. 1763; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Werner Kaemling, Heinrich Bremer, Hans Ehlich, Anton Freytag, Karl-Heinz Strehlke, Erhard Tegtmeyer, Hans Ulrich: Stadt Garbsen. Geschichtliche Entwicklung, hrsg. von der Stadt Garbsen, 1978, S. 259; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Angaben über das Archivinformationssystem Arcinsys Niedersachsen Bremen