Max Osborn

Max Osborn (* 10. Februar 1870 i​n Köln; † 24. September 1946[1] i​n New York City) w​ar ein deutscher Kunstkritiker u​nd Journalist.

Max Osborn (1928)

Leben

Max Osborn stammte a​us einer sephardischen Bankiersfamilie, s​ein Vater änderte n​ach der Geburt d​es Stammhalters Max d​en Familiennamen v​on Ochse n​ach Osborn. Max Osborn besuchte d​as Apostelgymnasium i​n Köln, b​evor die Eltern n​ach Berlin übersiedelten, w​o er a​m Wilhelms-Gymnasium d​as Abitur machte. Osborn studierte Germanistik u​nd Kunstgeschichte i​n Heidelberg, München u​nd Berlin, w​o er 1893 b​ei Erich Schmidt promoviert wurde. Während seines Studiums w​urde er 1889 Mitglied d​er Burschenschaft Danubia München.[2] Er heiratete 1896 Martha Boas, s​ie hatten d​ie Kinder Hilde u​nd Franz-Joachim.[3]

Osborn g​ab von 1894 b​is 1914 d​ie Jahresberichte für neuere Deutsche Literaturgeschichte m​it heraus, w​ar ab 1900 Redakteur b​ei der Berliner National-Zeitung u​nd von 1914 b​is 1933 Kunstkritiker d​er Vossischen Zeitung. Für d​ie Vossische Zeitung w​ar er Ersten Weltkrieg Kriegskorrespondent a​n allen deutschen Fronten. Osborn machte a​ls Verfasser u​nd Herausgeber zahlreicher kunst- u​nd literaturkritischer Werke s​ich einen Namen. Er w​ar zusammen m​it Adolf Michaelis, Josef Neuwirth, Adolf Philippi u​nd Felix Becker Herausgeber d​es Handbuchs d​er Kunstgeschichte. Für d​ie Reihe Berühmte Kunststätten d​es Leipziger Verlags E. A. Seemann verfasste e​r den 1909 erschienenen Band 43 m​it dem Titel Berlin, d​er mit 179 Abbildungen versehen w​ar und e​ine Gesamtdarstellung d​er Berliner Kunstgeschichte bot.[4] Weitere Werke befassten s​ich etwa m​it Fritz August Breuhaus d​e Groot o​der Franz Krüger.

Nach d​er Machtübergabe a​n die Nationalsozialisten 1933 fielen Werke Osborns d​en nationalsozialistischen Bücherverbrennungen z​um Opfer. Osborn w​urde 1933 Mitgründer u​nd Mitarbeiter d​es Jüdischen Kulturbundes. 1934 u​nd 1935 h​ielt er s​ich zeitweise i​n Palästina auf. 1936 gehörte e​r mit Josef Bato (1888–1966), Lisbeth Cassirer, Franz Landsberger, Rachel Wischnitzer-Bernstein u​nd Erich Wolfsfeld z​ur Jury d​er Reichsausstellung Jüdischer Künstler i​m Berliner Jüdischen Museum.[5] 1938 emigrierte e​r nach Paris; 1941 f​loh er i​n die USA. 1945 erschienen i​n New York s​eine Memoiren u​nter dem Titel Der b​unte Spiegel, m​it einem Vorwort v​on Thomas Mann.

Max Osborn w​ar Präsident d​es Verbandes deutscher Kunstkritiker.

Schriften (Auswahl)

Anzeige in einer Berliner Tageszeitung

Hauptwerke (Auswahl)

  • Die Teufel-Literatur des 16. Jahrhunderts. In: Acta Germanica 1894. Verlag Mayer und Müller, Berlin, PDF.
  • Der Holzschnitt (= Sammlung Illustrierter Monographien, Bd. 16). Velhagen & Klassing, Bielefeld / Leipzig 1905 (Digitalisat im Internet Archive)
  • Joshua Reynolds. Velhagen und Klasing, Bielefeld / Leipzig 1908.
  • Franz Krüger. Velhagen und Klasing, Bielefeld 1910.
  • Berlin. Berühme Kunststätten, Band 43. E. A. Seemann, Leipzig 1909. (Digitalisat)
  • Geschichte der Kunst. Eine kurzgefaßte Darstellung ihrer Hauptepochen. Ullstein, Berlin 1909 (viele weitere Auflagen - 70. Auflage 1933) (Digitalisat).
  • Drei Straßen des Krieges: Arras, Champagne, Flandern. Ullstein, Berlin 1916
  • Gegen die Rumänen : Mit der Falkenhayn-Armee bis z. Sereth. Eingeleitet durch ein Vorwort von Erich von Falkenhayn. Ullstein, Berlin u. a. 1917.
  • Emil Orlik. Neue Kunsthandlung, Berlin 1920. Reihe Grafiker der Gegenwart.
  • Max Pechstein. Propyläen Verlag, Berlin 1922.
  • Max Oppenheimer - Mopp. Zusammen mit Alfred Stix, Thomas Mann, Otto Brattskoven, Wilhelm Michel u. a., Werkkunstverlag, Berlin 1927.
  • Berlin 1870–1929. Der Aufstieg zur Weltstadt. Ein Gedenkbuch. Hrsg. vom Verein Berliner Kaufleute und Industrieller aus Anlaß seines 50-jährigen Bestehens. Beiträge auch von Adolph Donath und Franz M. Feldhaus, Reimar Hobbing, Berlin 1929. Nachdruck, hrsg. vom Museumspädagogischen Dienst Berlin, Gebr. Mann, Berlin 1994, ISBN 3-7861-1373-4.
  • Die Kunst des Rokoko. Propyläen, Berlin 1929.
  • Leonid Pasternak: Mit 4 Fragmenten aus der Selbstbiographie des Künstlers. Stybel Verlag, Warschau 1932 sowie Hartberg, Berlin 1932.
  • Das Kaufhaus des Westens. Werbefestschrift, Redaktion Max Osborne, Kaufhaus des Westens, Berlin 1932.
  • Der bunte Spiegel. Erinnerungen aus dem Kunst-, Kultur- und Geistesleben der Jahre 1890 bis 1933. Mit einem Brief an Verf. von Thomas Mann? Verlag Friedrich Krause, New York 1945. Neuauflage: Der bunte Spiegel. Erinnerungen aus dem Kunst-, Kultur- und Geistesleben der Jahre 1890 bis 1933. Mit einer Hommage von Thomas Mann und Reminiszenzen von Ruth Weyl. Hrsg. Thomas B. Schumann. Edition Memoria, Hürth bei Köln 2013, ISBN 978-3-930353-31-6.

Miszellen

In d​er Publikationsreihe Neue Werkkunst m​it Werkmonografien v​on seinerzeit bekannten Architekten verfasste Osborn Vorworte bzw. Einleitungen z​u folgenden Bildbänden:

  • Jean Krämer. F. E. Hübsch, Berlin et al., 1927
    • Nachdruck (mit einem Nachwort von Piergiacomo Bucciarelli): Gebr. Mann, Berlin 1996, ISBN 3-7861-1832-9.
  • Oskar Kaufmann. F. E. Hübsch, Berlin et al., 1928
    • als Nachdruck (mit einem Nachwort von Myra Warhaftig): Gebr. Mann, Berlin 1996, ISBN 3-7861-1916-3.
  • Brüder Siebrecht. F. E. Hübsch, Berlin et al. 1928
  • Fritz August Breuhaus de Groot. Mit Herbert Eulenberg. F. E. Hübsch, Berlin/Leipzig/Wien 1929. F. E. Hübsch, Berlin et al., 1929 (zweisprachig: deutsch / englisch).
    • als Nachdruck (mit einem Nachwort von Catharina Berents): Gebr. Mann, Berlin 1999, ISBN 3-7861-2281-4.
  • Michael Rachlis: Räume. F. E. Hübsch, Berlin et al. 1929.
  • Kaufmann und Wolffenstein, Architekten, Berlin. F. E. Hübsch, Berlin et al. 1930.
  • Johann Emil Schaudt, Architekt BDA. F. E. Hübsch, Berlin et al. 1931.
    • als Nachdruck (mit einem Nachwort von Wolfgang Schäche): Gebr. Mann, Berlin 1995, ISBN 3-7861-1831-0.

Literatur

  • Andreas Zeising: Ein bekannter Unbekannter. Der jüdische Kunstschriftsteller Max Osborn (1870–1946), in: Stephanie Marchal, Andreas Zeising u. Andreas Degner (Hrsg.): Kunstschriftstellerei. Konturen einer kunstkritischen Praxis, Edition Metzel, München 2020, ISBN 978-3-88960-182-7, S. 242–275
  • Ulrike Wendland: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler. Teil 2: L–Z. K. G. Saur, München 1999, ISBN 3-598-11339-0, S. 465–470.
  • Osborn, Max. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 17: Meid–Phil. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. De Gruyter, Berlin u. a. 2009, ISBN 978-3-598-22697-7, S. 404–414.
  • Werner Röder; Herbert A. Strauss, (Hrsg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945, Band II, 2, K. G. Saur, München 1983, ISBN 3-598-10089-2, S. 879.
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 529–531.
Wikisource: Max Osborn – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. John F. Oppenheimer (Red.) u. a.: Lexikon des Judentums. 2. Auflage. Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh u. a. 1971, ISBN 3-570-05964-2, Sp. 607.
  2. Verzeichnis der Alten Herren der Deutschen Burschenschaft. Überlingen am Bodensee 1920, S. 198.
  3. Franz-Joachim Osborn, (1903–1955), Pianist, bei Lexm. Hilde Grünfeld ist die Mutter von Ruth Weyl.
  4. Das Buch gehörte 1915 zur Frontlektüre Adolf Hitlers. Timothy W. Ryback: Hitler's Private Library. The Books That Shaped His Life. New York 2010, S. 7–9.
  5. Geschlossene Vorstellung. Der jüdische Kulturbund in Deutschland 1933 bis 1941. Akademie der Künste Berlin, Edition Hentrich, 1992. S. 147 (mit Abbildung)
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