Blackout
Blackout (deutsch „Verdunkelung“) ist der Anglizismus für ein Polysem, das in vielen Fachgebieten für einen temporären Ausfall von Funktionen verwendet wird.
Allgemeines
Das Wort setzt sich aus „schwarz“ (englisch black) und – nur in diesem Kontext – „völlig, absolut, total“ (englisch out) zusammen.[1] Ursprünglich wurde das Wort in der englischen Theatersprache für eine plötzliche Verdunkelung der Scheinwerfer am Ende einer Szene im Kabarett als ein die Pointe unterstreichender Lichteffekt eingesetzt und später auch im Theater und Kinofilm hierfür verwendet.[2] Auch im Fernsehen wurde der Effekt genutzt, unter anderem bei Ilja Richters Musiksendung Disco („Licht aus, Spot an!“).[3] Folge war, dass durch die starke Verringerung des Kontrastes die Zuschauer nichts mehr sehen konnten – es wurde ihnen „schwarz vor Augen“. Vom Theaterwesen ausgehend wurde das Wort „Blackout“ in vielen Fachgebieten im übertragenen Sinne übernommen.
Fachgebiete
In den meisten Fachgebieten hat der Blackout einen unterschiedlichen Begriffsinhalt:
- Bankwesen: Die Blackout-Frist ist bei Wertpapieren (insbesondere Aktien beim Börsengang) der Zeitraum, in welchem die Veröffentlichung von Finanzanalysen untersagt ist.[4] Diese Regel gilt in einigen Staaten wie den USA und seit September 2002 in Deutschland, wobei gemäß Börsenordnung die an der Aktienemission beteiligten Kreditinstitute innerhalb von zwei Wochen vor dem öffentlichen Angebot keine emissionsbezogenen Analysen veröffentlichen dürfen.[5]
- Kritische Infrastruktur: Insbesondere Energieversorgung, Gesundheitswesen, Informationstechnik, Telekommunikation, Transport und Verkehr sind aufgrund ihrer Komplexität und gegenseitiger Interdependenzen hochgradig verletzbar, so dass äußere Einwirkungen etwa durch Naturkatastrophen, Terrorismus oder Unglücksfälle zum Systemausfall führen können.[6] Ein Systgemausfall trifft sensible Netzwerke, die sich auch gegenseitig anstecken können.
- Medien: Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland ein dreimonatiges Publikationsverbot für Zeitungen, den so genannten „Black Out“. Die militärische Medienpolitik im Jahr 1945 sah in den vier Besatzungszonen vor, dass Presselizenzen ausschließlich an Verleger vergeben werden durften, die vor 1945 noch nicht publizistisch tätig gewesen waren.[7] Grundlage war das Gesetz Nr. 191 vom 24. November 1944, wonach ab Juni 1945 die Herausgabe einer Zeitung von einer alliierten Lizenz abhängig war.
- Medizin:
- In der Flugmedizin ist der Blackout die als Folge hoher Gravitationskräfte auf den Kopf entstehende Sehstörung, zunächst als Grauwerden (Greyout) und dann als Schwarzwerden (Blackout) durch Blut- und Sauerstoffarmut der Netzhaut.[8] Das Gegenteil des Blackout ist der Redout.
- Die Allgemeinmedizin versteht unter dem Blackout eine physische oder psychische Bewusstseinsstörung, Erinnerungsverlust oder Gedächtnisschwund.[9]
- Stromausfall: In deutschsprachigen Ländern wird ein Blackout häufig mit dem Stromausfall assoziiert. Da neben dem Stromnetz auch andere stromabhängige Netzwerke (Funknetz, Gasnetz, Mobilfunknetz, Rechnernetz, Schienennetz, Straßennetz, Telekommunikationsnetz, Versorgungsnetz, Wasserstraßennetz) hiervon betroffen sein können, kommt es zu einer generellen Netzstörung. Als in weiten Teilen Südamerikas im Juni 2019 das Stromnetz völlig zusammenbrach, bezeichnete die Presse den 15 Stunden anhaltenden Ausfall als „Blackout“.[10]
- Der Schwarzfall (oder Station Blackout) ist in der Energietechnik ein Stromausfall in einem Kraftwerk. Kraftwerke können von sich aus (ohne Stromnetz) nur dann wieder hochfahren, wenn sie über eine sogenannte Schwarzstartfähigkeit verfügen, was die Ausnahme ist. Hinzu kommt, dass etwa Kohlekraftwerke sehr träge reagieren und mehrere Stunden zum Wiederhochfahren benötigen, wenn sie einmal kalt sind.[11]
- Kernkraftwerke brauchen nach einer Abschaltung (z. B. Schnellabschaltung) erhebliche Mengen Strom, um die Pumpen des Kühlsystems weiter zu betreiben. Jeder Kernreaktor produziert nach dem Abschalten Nachzerfallswärme; wenn diese nicht abgeführt wird, schmelzen die Brennstäbe (Kernschmelze); dabei besteht auch Explosionsgefahr (siehe Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011). Ein Station Blackout ist deshalb unbedingt zu vermeiden.
- In der Raumfahrt wird eine je nach Eintrittskorridor etwa 3–20 minütige Unterbrechung des Funkverkehrs durch die entstehende Plasmahülle beim Wiedereintritt eines Raumflugkörpers in die Erdatmosphäre als Blackout bezeichnet. Auf Grund ihrer Abmessungen und des relativ flachen Eintritts wurden die Space Shuttles nicht komplett vom Plasma eingehüllt, dadurch war für sie seit 1988 unter Nutzung des S-Bandes eine durchgängige Funkverbindung über TDRS prinzipiell möglich.
- Beim Streckentauchen kann es zum so genannten Schwimmbad-Blackout kommen. Diese Bewusstlosigkeit kann plötzlich und ohne Vorwarnung eintreten und ohne fremde Hilfe zum Tod durch Ertrinken führen.
- Umgangssprache: Als Blackout (oder „Filmriss“) werden umgangssprachlich kurzzeitige Aussetzer, Schwächen, Erinnerungslücken oder Bewusstseinstrübungen bezeichnet (siehe Amnesie), wie sie beispielsweise bei Lampenfieber oder Prüfungsangst vorkommen. Es handelt sich um einen zeitlich begrenzten Zustand des Erinnerungsverlustes.
Das Wort Blackout wurde in angelsächsischen Ländern während des Krieges für die nächtliche Verdunkelung der Straßen und Wohnungen zum Schutz vor Luftangriffen verwendet. Der Stromausfall heißt hier üblicherweise englisch power outage, power cut.
Siehe auch
Literatur
- Artikel Blackout in: Deutsches Fremdwörterbuch, 2., völlig neu bearbeitete Auflage, Band 2 (Baby - Cutter). De Gruyter, Berlin 1995, S. 342–344.
Weblinks
- Blackout-Ratgeber des Österreichischen Zivilschutzverbandes
- Sicherheitsforschungsstudie Blackouts in Österreich 2 (BlackÖ.2): Blackoutprävention und -intervention – Endbericht
- „Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften durch Stromausfall“ Studie des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag
- Mögliche Verhaltensweisen bei einem Blackout in Reden/Vorträgen
- Zum Blackout in Prüfungen
Einzelnachweise
- Hans Schulz/Otto Basler, Deutsches Fremdwörterbuch, Band 3, 1997, S. 342
- Serges Medien GmbH (Hrsg.), Lexikon der Fremdwörter, 2000, o. S.
- „…der sich beim Publikum mit Blackouts anbiedert“; Der Spiegel Nr. 37/1976 vom 5. September 1976, S. 196
- Hans E. Büschgen, Das kleine Börsen-Lexikon, 2012, S. 143
- Wolfgang Breuer/Thilo Schweizer (Hrsg.), Gabler Lexikon Corporate Finance, 2003, S. 77
- Thomas Petermann/Harald Bradke/Arne Lüllmann/Maik Poetzsch/Ulrich Riehm, Was bei einem Blackout geschieht: Folgen eines langandauernden und großflächigen Stromausfalls, 2011, S. 7
- Torben Fischer/Matthias N. Lorenz, Lexikon der 'Vergangenheitsbewältigung' in Deutschland, 2007, S. 20
- Hoffmann-La-Roche-Aktiengesellschaft/Grenzach-Wyhlen (Hrsg.), Roche Lexikon Medizin, 2003, S. 226
- Hans Schulz/Otto Basler, Deutsches Fremdwörterbuch, Band 3, 1997, S. 226
- Gerhard Friedrich, Komm, lass uns Technik entdecken & erfinden, 2021, S. 7
- Blackoutprävention und –intervention – Endbericht (Memento vom 18. Mai 2017 im Internet Archive), auf energyefficiency.at