Archfeld
Archfeld ist ein Ortsteil der Gemeinde Herleshausen im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis.
Archfeld Gemeinde Herleshausen | |
---|---|
Höhe: | 382 (360–387) m ü. NHN |
Fläche: | 6,17 km²[1] |
Einwohner: | 121 (Mai 2011)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 20 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Dezember 1970 |
Postleitzahl: | 37293 |
Vorwahl: | 05654 |
Blick auf den Ort |
Geographie
Das Dorf liegt auf dem Ringgau, dem südlichen Hochplateau des Mittelgebirges.
Geschichte
Chronik
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Archfeld erfolgte unter dem Namen Archfeld im Jahr 1279.[3] Vor der Säkularisation war das Dorf im Besitz des Klosters Fulda. Dann kam es in den Besitz der Familie Treusch von Buttlar, die auch das benachbarte Altefeld als Lehen besaß. Durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges und die Pest starben viele Bewohner.
Zum 1. Dezember 1970 erfolgte im Zuge der Gebietsreform in Hessen der freiwillige Zusammenschluss der der bis dahin selbständigen Gemeinden Altefeld, Archfeld, Breitzbach, Herleshausen (mit Frauenborn), Holzhausen, Markershausen, Nesselröden, Unhausen, Willershausen und Wommen zur Großgemeinde Herleshausen.[4][5] Für die eingliederten Gemeinden und Herleshausen mit Frauenborn wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Archfeld lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[3][7]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Sontra (Gericht Treusch-Buttlar)
- ab 1654: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Sontra
- ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Sontra
- 1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Netra
- ab 1815: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra[8]
- ab 1818: Deutscher Bund Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Netra
- ab 1821: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege[9]
- ab 1848: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- ab 1851: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Eschwege
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- am 1. Dezember 1970 als Ortsteil zur Gemeinde Herleshausen
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Einwohnerzahlen
- 1585: 35 Haushaltungen[3]
Archfeld: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2011 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1834 | 228 | |||
1840 | 245 | |||
1846 | 247 | |||
1852 | 253 | |||
1858 | 259 | |||
1864 | 254 | |||
1871 | 244 | |||
1875 | 227 | |||
1885 | 236 | |||
1895 | 229 | |||
1905 | 218 | |||
1910 | 226 | |||
1925 | 203 | |||
1939 | 178 | |||
1946 | 306 | |||
1950 | 320 | |||
1956 | 214 | |||
1961 | 199 | |||
1967 | 185 | |||
1970 | 174 | |||
1980 | ? | |||
1987 | 125 | |||
2000 | ? | |||
2011 | 126 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[3]; Zensus 2011[2] |
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Archfeld 126 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 24 Einwohner unter 18 Jahren, 45 zwischen 18 und 49, 27 zwischen 50 und 64 und 30 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 45 Haushalten. Davon waren 9 Singlehaushalte, 12 Paare ohne Kinder und 21 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 9 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 24 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]
Religionszugehörigkeit
• 1885: | 236 evangelische (= 100 %) Einwohner[3] |
• 1961: | 185 evangelische (= 92,99, %), 11 katholische (= 5,53 %) Einwohner[3] |
Politik
Ortsvorsteher ist Karlheinz Deist.[10]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Johanneskirche
Die evangelische Kirche erhebt sich auf dem höchsten Platz des Ortes. Es wird angenommen, dass sie ursprünglich als Wehrkirche diente, in der die Bevölkerung in Notzeiten Zuflucht finden konnte. Von dem ursprünglichen Kirchenbau ist nichts mehr vorhanden. Der älteste Teil ist das Langhaus aus dem Jahr 1567. Der Kirchturm wurde in 1903 erbaut, nachdem der ursprüngliche durch ein Feuer vernichtet worden war. Im Innern erhebt sich ein einfacher Saal mit einer abschließenden Rundtonne. Die Ausstattung stammt ebenso wie der Turm aus dem Jahr 1903.
Im Rahmen eines festlichen Kirchspielgottesdienstes anlässlich ihres 450-jährigen Jubiläums bekam die Dorfkirche den Namen „Johanneskirche“, weil zwanzig Jahre zuvor eine neue Kirchenglocke mit dem Namen „Johannesglocke“ im Turm aufgehängt wurde.
Wegen ihrer künstlerischen, geschichtlichen und städtebaulichen Bedeutung ist die Kirche ein geschütztes Kulturdenkmal.[11]
Dorfanger
Unterhalb der Kirche befindet sich der Dorfanger mit zwei Linden, deren Alter auf 300 bis 450 Jahre geschätzt wird. Der Kunsthistoriker und Fotograf Thomas Wiegand vermutet in seinem Buch „Bäume aus dem Werraland“, dass das Pflanzdatum der beiden alten Bäume möglicherweise mit dem Bau der Kirche im Jahre 1567 übereinstimmt, als sich die Herren von Treusch-Buttlar in ihrem neuerworbenen Dorf einrichteten. Vielleicht wurden sie auch nach der Renovierung der im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Kirche im Jahre 1657 gepflanzt.
Auf der ehemaligen Gerichts- und Versammlungsstätte war die Rechtsprechung bis 1539 dem Kloster Fulda zustehend, danach dem adeligen Gericht der Treusch von Buttlar. Auf dem Anger vor der Kirchhofmauer wurden alle Angelegenheiten der niederen und der peinlichen Gerichtsbarkeit verhandelt, von der Regelung von Eigentumsfragen bis hin zu Urteilen über Mord und Totschlag.
Als einer der besterhaltenen Anger des Kreisgebietes ist die Anlage aus ortsgeschichtlichen Gründen als Kulturdenkmal erhaltenswert. Die beiden alten Archfelder Dorflinden werden als Naturdenkmale besonders geschützt.[12][13]
Literatur
- Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. - Kulturdenkmäler in Hessen. Werra-Meißner-Kreis I, Altkreis Eschwege. Peer Zietz in Zusammenarbeit mit Thomas Wiegand, Braunschweig; Wiesbaden: Vieweg. 1991. ISBN 3-528-06240-1. S. 126 f.
- Literatur über Archfeld nach Stichwort In: Hessische Bibliographie
Weblinks
- Archfeld. In: Webauftritt. Gemeinde Herleshausen
- Archfeld, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Suche nach Archfeld In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Einzelnachweise
- Archfeld. In: Webauftritt. Gemeinde Herleshausen, abgerufen im September 2019.
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 54 und 110 .
- Archfeld, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 11. Juni 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Zusammenschluss der Gemeinden Altefeld, Archfeld, Breitzbach, Herleshausen, Holzhausen, Markershausen, Nesselröden, Unhausen, Willershausen und Wommen im Landkreis Eschwege zur neuen Gemeinde „Herleshausen“ vom 1. Dezember 1970. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 51, S. 2381, Punkt 2384 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 7,5 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 388.
- Hauptsatzung. (PDF; 50 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Herleshausen, abgerufen im Januar 2022.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 50 f. (online bei Google Books).
- Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August, S. 72 f. (kurhess GS 1821)
- Ortsvorsteher Archfeld. In: Internetauftritt der Gemeinde Herleshausen. Abgerufen am 15. August 2018.
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis I. S. 126 f.
- Thomas Wiegand: Bäume aus dem Werraland - Eine Fotodokumentation. Herausgegeben von der Kreissparkasse Eschwege, 1984. S. 96 f.
- Lindenplatz in Archfeld. Gerichtsstätten in Hessen. (Stand: 17. Februar 2016). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).