Andries de Graeff
Andries de Graeff (* 19. Februar 1611 in Amsterdam; † 30. November 1678 ebenda), Ritter des Heiligen Römischen Reichs,[1] war ein Regent und Bürgermeister von Amsterdam und holländischer Staatsmann des Goldenen Zeitalters.
Er entstammte dem Geschlecht De Graeff, welches gemeinsam mit der verschwägerten Familie Bicker die politische Macht in Amsterdam, Holland, und letztlich in der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen innehatte.[2] In der Ersten Statthalterlosen Periode war Andries de Graeff gemeinsam mit seinem Bruder Cornelis de Graeff einer der einflussreichsten republikanisch und staatsgesinnten Regenten der Republik[3] und ein Gegner der politischen Ambitionen des Hauses Oranien.[4] Nach seines Bruders Tod übernahm er die Leitung der Fraktion De Graeff und setzte dessen Politik fort.[5] Seine politische Haltung war charakteristisch für seine Familie: Einerseits Libertin und staatsgesinnt, andererseits, wenn auch nur bedingt, loyal gegenüber den Oraniern.[6]
De Graeff war des Weiteren als Lehensempfänger der Stadt Amsterdam Ambachtsherr von Urk und Emmeloord.
Leben und Werk
Gesellschaftspolitischer Hintergrund
Im Laufe des Goldenen Zeitalters der Niederlande standen die Mitglieder der Familie De Graeff in harscher Kritik zum sich immer mehr ausbreitenden Einfluss des Hauses Oranien-Nassau. Gemeinsam mit den führenden republikanischen Staatsmännern, den Gebrüdern Bicker und den De Witt, waren sie für eine Aufhebung der Statthalterschaft, zumindest in der Provinz Holland. Weiters beanspruchten sie den Erhalt einer (ihrer) vollen Souveränität als Stadtregenten.[4]
Familie
Andries de Graeff wurde 1611 als jüngster Sohn des Amsterdamer Regenten (übergeordneter Begriff für Bürgermeister sowie Mitglied der Stadtregierung) Jakob Dircksz de Graeff und von Aaltje Boelens Loen im „Huis De Keyser“ (benannt nach der außerhalb des Gebäudes angebrachten „Keizerskroon“) geboren. Seine Mutter war eine Ur-Urenkelin des bedeutenden spät mittelalterlichen Amsterdamer Stadtregenten Andries Boelens. Sein Vater war von freidenkender, republikanischer Gesinnung, aber auch für seine Ruhmsüchtigkeit bekannt.[7] Er war einer der führenden Remonstranten und staatsgesinnten Patrizier,[8] der trotzdem kein prinzipieller Anti-Orangist (Haus Oranien) war. Er hielt das Erbe seines Vaters Dirck Jansz Graeff, das diesen freundschaftlich mit Wilhelm dem Schweiger von Oranien verband, in Ehren. Die jungen De Graeffs wurden durch diese antagonistische Haltung ihres Vaters in politischen Fragestellungen beeinflusst.[7]
Zu De Graeffs Verwandten gehörte Hollands großer Literat Pieter Corneliszoon Hooft, die bestimmenden Amsterdamer Bürgermeister Andries, Cornelis, Johan Bicker und Frans Banning Cocq sowie Hollands Ratspensionär Johan de Witt und dessen Bruder Cornelis de Witt. Er selbst war mit seiner Großnichte Elisabeth Bicker van Swieten (Tochter von Cornelis Bicker), mit der er vier Kinder hatte, verheiratet:
- Cornelis de Graeff, Reichsritter (1650–1678), verheiratet mit Agneta Deutz; sie verstarben einen Tag nach dem Frieden von Nimwegen.
- Alida de Graeff, Vrijvrouwe der Hohen Herrlichkeit Jaarsveld (1651–1738), verheiratet mit Diederik (Theodorus) van Veldhuyzen, Herr von Heemstede (1651–1716), Stadtregent von Utrecht, Präsident und Ratsherr der Staaten von Utrecht
- Arnoldina (Aertje) de Graeff, Vrijvrouwe von Jaarsveld (1652–1703), verheiratet mit Transisalanus Adolphus Baron van Voorst tot Hagenvoorde van Bergentheim, Vrijheer von Jaarsveld, Mitglied der Ritterschaft von Holland, Vertrauter und Hofmeister von Wilhelm III. und Leutnant-Statthalter von Gorinchem
- Jakob de Graeff, früh verstorben
Andries de Graeff war auch versucht, seine Kinder mit Personen verschiedener Kreise zu verheiraten. Die Ehen seiner Töchter, besonders die von Arnoldina mit Baron Van Voorst, zeigten auch nach seinem politischen Ende eine bewusste Annäherung an das oranische Lager in der Republik. Andries de Graeff war auch wohl nicht so antiorangistisch, wie es seine Politik vermuten lässt.[9]
Wappen
Das Stammwappen von Andries de Graeff zeigt in den Wappenfeldern 1 und 3 die silberne Schaufel (Spaten) auf rotem Grund der Herren von Graben und in den Wappenfeldern 2 und 4 silberne Falken die für das Gut Valkenburg stehen. Ein anderes Wappen zeigt ab 1636 anstatt der Falken silberne Schwäne auf blauem Grund, welche für die herrlichen Rechte des Landgutes Vredenhof bei Voorschoten stehen. Dort hatte Andries' Geschlecht unter anderem das grundherrliche Privileg Schwäne zu züchten inne.[10] Mit dem Erwerb der Reichsritter schaft 1677 wurde sein Wappen mit einer Laubkrone versehen, auch die beiden Schaufeln im Wappen wurden hiermit behängt.[11]
- Allianzwappen Andries de Graeff und Elisabeth Bicker van Swieten, Mitte 17. Jahrhundert
- Wappen im Huis Van der Graeff, Amsterdam
- Wappen als Reichsritter
- Reichsritterliches Wappen (Archiv Matthias Laurenz Gräff)
Rekenmeester von Holland
Andries de Graeff beendete 1634 sein Studium des Rechtswesen in Poitiers.[12] 1646 wurde er Schöffe (niederländisch: schepen) und Mitglied der Vroedschap von Amsterdam. Nach seiner Heirat ging er als Rat des Rechnungshofes von Holland und West-Friesland (niederländisch: Rekenkamer van Holland en West-Friesland) nach Den Haag, dessen Wirtschaftsprüfer (niederländisch: Rekenmeester der Grafelijke domeinen van Holland en West-Friesland) er durch die Vermittlung seines Bruders Cornelis bald darauf wurde.[13] In seiner Zeit als Meester ordinaris (deutsch: Professur) bewohnte er auch das von seinem Großvater Dirk Jansz Graeff gekaufte Landgut Vredenhof in der Nähe von Voorschoten. Dort hatte er das grundherrliche Recht Schwäne zu züchten.[14] De Graeff zog im Jahre 1653 für einige Zeit nach Amsterdam zurück. In dieser Zeit bekleidete er Ämter als Kommissar des Haarlemmermeer, Hoofdingeland (höchster Rang in der Deichverwaltung) des Watergraafsmeers und Deichgraf von Nieuwer-Amstel. Seine Tätigkeit als Rekenmeester der Grafelijke domeinen van Holland en West-Friesland legte er im Jahre 1657 endgültig nieder.[15]
Regent von Amsterdam
- Unterartikel: Regent von Amsterdam
Ab 1657 widmete sich Andries de Graeff ausschließlich seinen politischen Tätigkeiten in Amsterdam, wo er erstmals zum Bürgermeister gewählt wurde. Die Fraktion De Graeff hatte unter seinem Bruder Cornelis de Graeff die Regierung der Stadt in ihren Händen. Zwischen 1658 und 1659 saß er im Vorstand der Admiralität von Amsterdam. 1660 wurde De Graeff Ambachtsherr von Urk und Emmeloord in der heutigen Provinz Flevoland für die Stadt.[15] In den Jahren 1660/1661 verfolgten die Gebrüder De Graeff eine pro-englische Strategie, welche ihr militärische Unterstützung gegen Spanien und den freien Handel (vrij schip, vrij goed) sicherte. Aus diesem Grund gründeten sie eine Kommission, welche dem englischen König Karl II. die Dutch Gift, bestehend aus zahlreichen wertvollen Gemälden und Kunstgegenständen, überreichte.[16]
Zwischen 1661 und 1663 war Andries de Graeff Staatsrat von Holland. Nach seines Bruders Tod im Jahre 1664 führte er in der Vroedschap den Vorsitz der Fraktion De Graeff.[15] Es lag nun an Andries de Graeff, des Bruders Part als ausgleichende und pragmatische Führungskraft zu übernehmen. Dies war in den späteren 1660er Jahren im beginnenden Machtkampf zwischen den Republikanern und den Monarchisten schwer zu erfüllen. Von nun lenkte Andries de Graeff gemeinsam mit Johan de Witt und Gillis Valckenier die Entwicklung und Ausbildung des oranischen Fürsten und nachmaligen Königs von England Wilhelm III., des Kind van Staate.[17] 1666 machte er gemeinsam mit den Bürgermeistern Valckenier, Hendrick Dircksz Spiegel und Gerard Claesz Hasselaer dem französischen Außenminister Hugues de Lionne ein repräsentatives Gemälde Amsterdams von Ludolf Backhuysen zum Geschenk.[18] Dadurch erhofften sich die Regenten Amsterdams die wohlwollende Unterstützung Frankreichs. 1667 war De Graeff neben De Witt und den später prinzengesinnten Staatsmännern Gaspar Fagel und Gillis Valckenier Initiator des Eeuwig edict, das die Abschaffung der (oranischen) Statthalterschaft beinhaltete.[19][20]
1669 kam es zu einem ersten Bruch mit Valckenier, der in Opposition zur bestimmenden Fraktion De Graeff ging.[21]
Dem jüngeren De Graeff ist es aber nicht gelungen, im selben staatserhaltenden Maße tätig zu sein wie sein Bruder Cornelis. So wurde auch die Unterstützung für den Ratspensionär Johan de Witt geschwächt; Cornelis de Graeff war De Witt ein exzellenter Mitstreiter und Rat gewesen, dessen Part der jüngere De Graeff nicht gleichwertig erfüllen konnte. Dadurch verlor De Witt die für seine Politik überlebenswichtige Fürsprache aus Amsterdam.[15] Innerhalb der Regierung büßte Andries de Graeff zunehmend Boden auf Gillis Valckenier ein. Jener stellte sich 1670 offen auf die Seite der Oranier und führte in Paris Geheimverhandlungen mit Wilhelm III. von Oranien-Nassau, die den Zweck hatten, die Oranier wieder an die Macht zu bringen. Der staatgesinnten Partei Fraktion De Graeff (beinhaltend unter anderem Andries de Graeff, Pieter de Graeff, Lambert Reynst, Cornelis van Vlooswyck und Henrick Hooft) gelang es 1671 noch Valckenier und dessen Mitstreiter aus der Regierung Amsterdams auszuschließen.[15] Für Andries de Graeff war dies der Anlass die Ware Vrijheid der Republik in einem Gemäldethema in seinem Bürgermeistersaal zu positionieren. Der Künstler Gerard de Lairesse stellte im Triomf der Vrede die Rolle der Familie De Graeff als der Beschützerin der republikanischen Staatsform, Verteidigerin der Freiheit, dar. Es ist auch als Aussage zur Gegnerschaft und gegen die Rückkehr zur oranischen Statthalterschaft zu verstehen.[4]
Rampjaar 1672
Als im Rampjaar 1672 die Lage in der Republik durch die einfallenden französischen Truppen immer prekärer wurde, gelang es der oranisch gesinnten Partei von Valckenier sowie den im Juli desselbigen Jahres zu Orangisten gewordenen Staatsmännern Coenraad van Beuningen, Nicolaas Witsen und Johannes Hudde, die Macht der gegnerischen Fraktion De Graeff erneut an sich zu reißen und eine Mehrheit in der Vroedschap zu erlangen. Im Frühsommer verweigerte die von der französischen Invasion bedrohte Bevölkerung Johan de Witt die Gefolgschaft und spielte sich somit selbst in die Hände der Oranierpartei. Amsterdam tat alles, um Holland nicht den Franzosen preisgeben zu müssen. Die Staaten von Holland planten eine Hollandsche Linie als Schutz zu errichten. Seitens Amsterdam trieb Andries de Graeff den Schutzbau voran und war als Festungskommissar im Einsatz.[15]
Im Juli beschloss das Amsterdamer Stadtparlament (Vroedschap) die Aufhebung des im Jahre 1667 geschaffenen Eeuwig edict – der Abschaffung der (oranischen) Statthalters Chat, welches auch seitens De Graeff initiiert wurde – und beschloss, Wilhelm III. von Oranien zum neuen Statthalter von Holland auszurufen. Auch stimmte De Graeff für die Ernennung von Willem III. zum Kapitän-General und Admiralgeneral von Holland.[22] Er übernahm weiterhin die Aufgabe, die Resolution nach Den Haag zu bringen. Als er abreisen wollte, wurde er von der durch einen seiner politischen Gegner aufgehetzten Volksmenge angegriffen, die ihn ermorden wollte. Hauptgrund hierfür war, dass man De Graeff gleich Johan de Witt des Verrats beschuldigte und meinte, dass er die wichtigen Dokumente und Geld für Den Haag an die Franzosen in ausliefern wolle.[23] De Graeff gelang mithilfe der Bürgergarde die Flucht zurück ins Stadthaus op de Dam. Von dort aus wurde er von der militärischen Garde unter Oberst Cornelis Geelvinck durch den Haarlemmerpoort aus der Stadt geschleust.[24]
Im August wurden die Gebrüder Johan und Cornelis de Witt von einem durch oranische Parteigänger aufgebrachten Volksmob auf grausame Weise ermordet. Nach diesen innenpolitischen Umwälzungen stand das Volk geschlossen hinter den Oraniern. Dies veranlasste die Amsterdamer Vroedschap sowie die Gecommitteerde Raden (Staatsrat) in Den Haag, die bei der Oranierpartei unerwünschten Republikaner von der Regierung auszuschließen. Andries de Graeff bot Amsterdams neuem mächtigen Mann Gillis Valckenier seine Unterstützung an. De Graeff nahm noch am selben Tag seinen Abschied aus der Politik, wurde aber erst im September aus der Regierung und von allen Ämtern ausgeschlossen.[15] Mit ihm wurden seine beiden Neffen Pieter und Jacob de Graeff (Söhne seines verstorbenen Bruders Cornelis) und Lambert Reynst aus der Regierung ausgeschlossen. Im Endeffekt war es Andries de Graeff trotz seiner Bemühungen nicht gelungen, den Part seines verstorbenen Bruders Cornelis zu übernehmen und somit für eine stabile Amsterdamer (holländische) Regierung und die Unterstützung von Johan de Witt zu sorgen. Dies bedeutete das politische Aus der Fraktion De Graeff in der Regierung Amsterdams und deren Einfluss auf Holland.[25]
Letzte Jahre und Tod
Andries Graeff blieb zunächst in Amsterdam wohnhaft und siedelte 1676 nach Utrecht über. Sein alter Widerpart Gillis Valckenier zeigt ihn aber wegen Steuerflucht an und De Graeff kehrte nach einem Jahr erneut in seine Geburtsstadt zurück.[15]
1677 wurden Andries, der "Edle Herr von Graeff", und sein einziger das Erwachsenenalter erreichende Sohn, Cornelis de Graeff, von Kaiser Leopold I. in den österreichischen Reichsritterstand erhoben[26] und deren Wappen gebessert.[27] Grund war eine von De Graeff behauptete Verwandtschaft zu dem edelfreien Geschlecht Von Graben von Stein; dies wurde aber von seinen politischen Gegnern noch zu De Graeffs Lebzeiten angezweifelt. Mit Wolfgang von Graben war um 1483 ein Familienmitglied von Laibach nach Holland gekommen, dieser hatte mit Pieter Graeff (* 1484) einen Sohn. Ein Pieter Graeff tritt auch als Stammherr der Familie De Graeff in Erscheinung.[28] Jener tritt auch als erster bekannter Wappenträger des Graeffschen/Grabenschen (Stamm)wappens mit dem silbernen Spaten auf rotem Grund und dem silbernen Vogel [Schwan] auf blauem Grund in Erscheinung.[29] Das niederländische Nieuw Nederlandsch Biographisch Woordenboek zweifelt aber an dieser Familienkonstellation.[30]
Auszug aus dem kaiserlichen Diplom zu Wien:
- Fide digis itegur genealogistarum Amsteldamensium edocti testimoniis te Andream de Graeff non paternum solum ex pervetusta in Comitatu nostro Tyrolensi von Graben dicta familia originem ducere, qua olim per quendam ex ascendentibus tuis ejus nominis in Belgium traducta et in Petrum de Graeff, abavum, Johannem, proavum, Theodorum, avum, ac tandem Jacobum, patrem tuum, viros in civitate, Amstelodamensi continua serie consulatum scabinatus senatorii ordinis dignitabitus conspicuos et in publicum bene semper meritos propagata nobiliter et cum splendore inter suos se semper gessaerit interque alios honores praerogativasque nobilibus eo locorum proprias liberum venandi jus in Hollandia, Frisiaque occidentale ac Ultrajectina provinciis habuerit semper et exercuerit.[31]
Im darauffolgenden Jahr verstarb De Graeff am 30. November und wurde im Familiengrab in der Amsterdamer Oude Kerk beigesetzt.[32]
Lebensstil
Andries de Graeff war gleich seinem Bruder Cornelis einer der größten Kunst- und Kulturförderer seiner Zeit. Neben seinen freundschaftlichen Beziehungen zu Govaert Flinck und Joost van den Vondel[33] war er in jungen Jahren ein Förderer Rembrandt van Rijns.[34] Doch diese Förderung Rembrandts endete abrupt, als er einen Porträtauftrag von De Graeff erhielt, diesen aber nach der Meinung von dessen Familie „betrunken und unfertig“ darstellte. De Graeff weigerte sich, ihn für dieses Werk zu entlohnen, worauf Rembrandt ihn verklagte und diesen Prozess auch gewann. Seit dieser Zeit wurde er von der Amsterdamer Patrizierschicht nicht mehr mit Aufträgen bedacht.
Andries de Graeff zeigte sich gerne in fürstlicher Gewandung. Die Marmorbüste von Arthus Quellinus stellt ihn als römischen Konsul dar. Die Regenten Amsterdams sahen sich als Nachfolger der römischen Patrizier.[35] und Amsterdam als Nachfolgerin der Römischen Republik.
Ebenfalls beschäftigte sich De Graeff sehr intensiv mit der Genealogie seines Hauses und seiner Abstammung, über welche ihm Van den Vondel eine persönlich gewidmete Abhandlung schrieb.[36]
Andries de Graeff bewohnte das Stadtpalais Huis van der Graeff in der Amsterdamer Herengracht – in ihrem prächtigsten Teil, der sogenannten Gouden Bocht (heutzutage Nr. 446) – welches auf seiner Spitze mit seinem Wappen geschmückt ist. Diese Wohnstatt beherbergte auch seine Gemäldesammlung mit Bildern großer holländischer Meister aus dem Goldenen Jahrhundert. In seinem Palais befanden sich auch großflächige Deckenfresken von Gerard de Lairesse, heute im Friedenspalast in Den Haag.[4][37][38] Im Jahre 2008 übernahmen die beiden Modedesigner Viktor Horsting und Rolf Snoeren von Viktor & Rolf das alte Palais.[39]
Gemäldesammlung
Mit einem Vermögen von 700.000 Gulden gehörte Andries de Graeff zu den 250 reichsten Personen des Goldenen Zeitalters[40] und es war ihm damit ein Leichtes, seine Kunstsammlung stetig zu erweitern. Diese Sammlung beinhaltete Meisterwerke von Rembrandt, Gerard ter Borch, Govaert Flinck sowie anderen holländischen Meistern des 16. und 17. Jahrhunderts. Das wohl berühmteste Gemälde seiner Sammlung war der Jakobssegen von Rembrandt van Rijn, welcher über De Graeffs Kamin in dessen Amsterdamer Stadtpalais in der Herengracht hing. Das Gemälde zeigt De Graeffs Schwester Wendela, ihren Ehemann und ihre beiden Söhne in einer biblischen Umgebung.[41] Ebenfalls befanden sich Rembrandts Gemälde Minerva[42] sowie Ter Borchs Bildnis Portret van Cornelis de Graeff[43] – Andries Sohn Cornelis darstellend – in De Graeffs Sammlung.
Gerrit de Graeff, ein Urenkel von De Graeffs Bruder Cornelis, verkaufte Mitte des 18. Jahrhunderts diverse Meisterwerke – darunter den Jakobssegen – an einen Hamburger Kunsthändler.[44] Von diesem erstand Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel die Gemälde und stattete damit seine Gemäldegalerie, die heutige Gemäldegalerie Alte Meister, aus.[45]
Populärkultur
In Peter Greenaways Film Nightwatching wird Andries de Graeff als ein betrunkener Mann, welcher gerade aus dem Bordell kommt, dargestellt. Greenaway zeigt, dass De Graeffs Darstellung von Rembrandt ihn als einen waren Drunkenbold widerspiegelt. De Graeff hatte das Porträt nur unter der Bedingung angenommen, dass Rembrandt nachträglich das Gemälde mit einem extra Detail versah: einem Fehdehandschuh, der vor den Füßen von De Graeff liegt; mit dieser Geste forderte man den Gegner zum Duell heraus.[46]
Literatur (Auswahl)
- Jonathan I. Israel: The Dutch Republic – Its Rise, Greatness, and Fall – 1477–1806. Clarendon Press, Oxford 1995, ISBN 978-0-19-820734-4.
- Kees Zandvliet: De 250 rijksten van de Gouden Eeuw: kapitaal, macht, familie en levensstijl. blz. 77 tm 79 uitg. Nieuw Amsterdam, Amsterdam 2006, ISBN 90-8689-006-7.
- P. de Graeff (P. Gerritsz de Graeff und Dirk de Graeff van Polsbroek): Genealogie van de familie De Graeff van Polsbroe. Amsterdam 1882, Antiquariaat A.G. van der Steur.
- J.H. de Bruijn: Genealogie van het geslacht De Graeff van Polsbroek 1529/1827. Antiquariaat A.G. van der Steur.
- P. Burke: Venice and Amsterdam. A study of seventeenth-century élites. 1994.
Weblinks
Einzelnachweise
- Nederlands adelsboek 1914, S. 15
- Biografie von Andries Bicker in der DBNL
- Gezocht: voorouders van Johannes van Neck en Margarita Roghs. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 2. Februar 2021. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Triumph of Peace (Memento vom 1. März 2012 im Internet Archive) (englisch)
- Pieter C. Vies: Andries de Graeff (1611–1678) ’t Gezagh is heerelyk: doch vol bekommeringen. S. 5. (Memento vom 1. März 2012 im Internet Archive) (PDF; 2,7 MB)
- Pieter C. Vies: Andries de Graeff (1611–1678) ’t Gezagh is heerelyk: doch vol bekommeringen. S. 29/30 (Memento vom 1. März 2012 im Internet Archive) (PDF)
- Pieter C. Vies: Andries de Graeff (1611–1678) ’t Gezagh is heerelyk: doch vol bekommeringen. S. 6. (Memento vom 1. März 2012 im Internet Archive) (PDF)
- Google Buchsuche: Geschiedenis van Holland, Teil 2, Band 2, von Eelco Beukers
- Pieter C. Vies: Andries de Graeff (1611–1678) ’t Gezagh is heerelyk: doch vol bekommeringen. S. 7. (Memento vom 1. März 2012 im Internet Archive) (PDF)
- Google Buchsuche: De werken van Vondel in verband gebracht met zijn leven, en voorzien van ... Von Joost van den Vondel. S. 245 und 246
- Reichsritterdiplom vom 19. Juli 1677 für Andries de Graeff und dessen Sohn Cornelis (Österreichisches Staatsarchiv, Wien)
- Burke, P. (1974) Venetië en Amsterdam. Een onderzoek naar de elites in de zentiende eeuw.
- Pieter C. Vies: Andries de Graeff (1611–1678) ’t Gezagh is heerelyk: doch vol bekommeringen. S. 4. (Memento vom 1. März 2012 im Internet Archive) (PDF)
- Google buchsuche: Burgemeesters van Amsterdam in de 17e en 18e eeuw. Von J. F. L. de Balbian Verster und Jan François Leopold Balbian Verster. S. 60.
- Andries de Graeffs Biographie in de digitale bibliothek voor de nederlandse letteren. Teil 2
- Google Buchsuche: Israel, J. I. (1995) The Dutch Republic, S. 750.
- Google Buchsuche: Amsterdam: the life of a city, S. 185. Von Geoffrey Cotterell
- Google Buchsuche: Ludolf Backhuysen, Emden 1630 – Amsterdam 1708, S. 17.
- Pieter C. Vies: Andries de Graeff (1611–1678) ’t Gezagh is heerelyk: doch vol bekommeringen. S. 24. (Memento vom 1. März 2012 im Internet Archive) (PDF)
- opgang van Mens en Wetenschap, by Hubert Luns, p 90 (2018)
- Google Buchsuche: The ambassador prepares for war: the Dutch embassy of Arnauld de Pomponne, 1669–1671, S. 53. Von Herbert Rowen
- Neêrlands beroemde personen, naar hunne geboorteplaatsen in aardrijkskundige orde geranschikt on beknoept toegelicht, S. 217,von Jacobus Wilhelmus Regt (1869)
- Andries de Graeffs Biografie in de digitale bibliothek voor de nederlandse letteren. Teil 7
- J. F. L. de Balbian Verster (1930): De bocht van de Heerengracht. In: Jaarboek Amstelodamum, S. 235.
- Amsterdam tijdens de Verenigde Provinciën en de Bataafse Republiek (Familie De Graeff im Jahre 1672)
- G. Schwarz (1987): Rembrandt, auf der Seite 278.
- Österreichisches Staatsarchiv: AT-OeStA/AVA Adel RAA 151.23 Graeff, Andreas de, Bürgermeister zu Amsterdam, Verleihung des Reichsritterstandes, „Edler Herr von Graef(f), Ritter“, Wappenbesserung, 1677.07.19 (Akt (Sammelakt, Grundzl., Konvolut, Dossier, File))
- (nl) De Graeff (Pieter Graeff) und Von Graben in der niederländischen "DBNL"
- Der deutsche Herold: Zeitschrift für Wappen-, Siegel- u. Familienkunde, Band 3, Nachrichten über die Familie de Graeff
- Das Nieuw Nederlandsch Biographisch Woordenboek schließt diese Theorie nahezu aus und vermeldet hierbei zur Abstammung der Familie De Graeff: Zekere Wolfgang von Graben zou, naar Holland omstreeks 1483 gekomen, daar gehuwd zijn en een zoon Pieter hebben gehad, die de stamvader van het hollandsch geslacht zou zijn, welks verschillende leden hier volgen. (nl) Das Geschlecht De Graeff in der DBNL
- Der deutsche Herold: Zeitschrift für Wappen-, Siegel- u. Familienkunde, Band 3, Nachrichten über die Familie de Graeff
- Graven op Internet in der Oude Kerk (Amsterdam). Abgerufen am 2. Februar 2021 (niederländisch).
- Google Buchsuche: Diverse Berichte und Gedichte von Joost van den Vondel auf Andries de Graeff
- Google Buchsuche: Rembrandt's bankruptcy: the artist, his patrons, and the art market in Seventeenth-century Netherlands, S. 111–120.
- Quellinus Marmorbüste von De Graeff, Rijksmuseum Amsterdam (Als een Romeins patriciër)
- Vondels Afbeeldingen der stamheeren en zommige telgen van de Graven, Boelensen, Bickeren en Witsens, toegewyt den edelen en gestrengen Heere Andries de Graeff, enz. met hunne portretten
- Triomf der Vrede (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive)
- Deckenfresko im Friedenspalast in Den Haag, gemalt von Gerard de Lairesse, vormals im Besitz Andries de Graeffs. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 2. Februar 2021. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Viktor & Rolf: „Wir wollen nicht nur spielen“, Artikel vom 28. Mai 2009 in der Frankfurter Allgemeinen (FAZ.net)
- Zandvliet, K. (2006) De 250 rijksten van de Gouden Eeuw: kapitaal, macht, familie en levensstijl auf den Seiten 77–79 (Nieuw Amsterdam), Amsterdam, ISBN 90-8689-006-7.
- Rembrandt-Bilder: die historische Sammlung der Kasseler Gemäldegalerie. S. 218. Staatliche Kunstsammlungen Kassel. Gemäldegalerie Alte Meister. Hirmer Verlag 2006.
- Rembrandts Minerva in her study of 1635 (Memento vom 13. August 2007 im Internet Archive) (PDF, Seite 15)
- Gerard ter Borchs Portret van Cornelis de Graeff, Andries Sohn darstellend
- Dudok van Heel, S.A.C.: Het Maecenaat De Graeff en Rembrandt, S. 154. In: Maandblad Genootschap Amstelodamum (1969)
- Rembrandt-Bilder:die historische Sammlung der Kasseler Gemäldegalerie
- Peter Greenaways Film Nightwatching (Memento vom 18. März 2009 im Internet Archive)
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Cornelis de Graeff | Regent und Bürgermeister von Amsterdam 1657–1672 | Gillis Valckenier, Coenraad van Beuningen und Joan (II) Huydecoper van Maarsseveen |