Orangisten

Als Orangisten oder Oranier-Partei (niedl. Oranjepartij) bzw. Statthalter-Partei oder Prinzenpartei wurden in den Niederlanden die Anhänger jener politischen Gruppierung bezeichnet, die zum Erbstatthalter aus dem Hause Oranien hielten. Die pauschale Identifikation aller Niederländer als Oranjes lässt außer Acht, dass es unter der niederländischen Bevölkerung stets Gegner der Oranier gab.

Die Prinsenvlag mit Orange statt Rot in der niederländischen Flagge war Identifikationssymbol der Orangisten

Orangismus in der Republik der Vereinigten Niederlande

Der Kampf zwischen republikanischer und absolutistischer Staatsform war in der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen zu Beginn des 17. Jahrhunderts zunächst zugunsten der letzteren entschieden worden. Die überwiegend vom Landadel, aber auch von der Landbevölkerung und fanatischen Calvinisten gestützte Partei des Prinzen (Fürsten) Moritz von Nassau-Oranien stürzte 1618 die von städtischen Großbürgern getragene Staatenpartei um den Regenten Johan van Oldenbarnevelt. Hochburg der Orangisten war die Provinz Friesland, die ihrer Gegner auch in späteren Machtkämpfen zumeist Holland.

Nach dem Tode von Moritz' Neffen Wilhelm II. organisierten sich die Gegner der Oranier in der Regentenpartei um Johan de Witt, die sich bis 1672 an der Macht hielt und den jungen Prinzen Wilhelm III. von der Macht zunächst fernhielt, ehe de Witt 1672 von Orangisten gestürzt und ermordet wurde. Mit der Berufung Wilhelms III. zum König von England, Schottland und Irland begann eine enge Bindung zwischen den Oraniern und England, und mit der Berufung Wilhelms IV. zum Erbstatthalter sämtlicher sieben niederländischen Provinzen im Jahre 1747 drohte den Niederlanden faktisch die Umwandlung in eine absolutistische Erbmonarchie, wogegen sich Stadtbürger, Demokraten und Republikaner in der Patriotenpartei organisierten. Wie sehr der Konflikt zwischen den probritischen Orangisten und den profranzösischen Patrioten die Niederlande beeinträchtigte, zeigte sich im Englisch-Niederländischen Krieg (1780–1784), als die Oranier-treuen Admirale sich zu einer entschlossenen Verteidigung der Niederlande bzw. der niederländischen Kolonien nicht durchringen wollten. Nach Kriegsende konnten die Patrioten die Orangisten und Wilhelm V. 1786 zunächst vertreiben, ehe dieser im Rahmen des Preußischen Einmarschs in Holland 1787 wieder eingesetzt wurde,[1] 1795 aber von Patrioten und französischen Revolutionsheeren endgültig vertrieben wurde. Der Kampf zwischen Patrioten und Orangisten setzte sich auch in den niederländischen Kolonien bzw. in der Marine fort (Kapitulation in der Saldanhabucht 1796, Kapitulation im Vlieter 1799).

Orangismus im Königreich der Vereinigten Niederlande

Nach der Vertreibung der Franzosen Ende 1813 feierten die Orangisten den aus England zurückgekehrten Erbprinzen

Als Orangisten wurden auch jene vorwiegend flämischen Anhänger der Oranier in Belgien und Luxemburg bezeichnet, die 1815 die Bildung des Belgien und Luxemburg einschließenden Königreichs der Vereinigten Niederlande begeistert begrüßt hatten und auch während der Belgischen Revolution noch treu zum niederländischen Königshaus und zum Einheitsstaat standen. Auch ihre Gegner bezeichneten sich selbst als (belgische) Patrioten.

Literatur

Fußnoten

  1. Horst Lademacher: Geschichte der Niederlande. Politik – Verfassung – Wirtschaft. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, ISBN 3-534-07082-8, S. 196.
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