Andries Boelens

Andries Boelens (auch: Boelenz,[1] Boelensz., Andries Boel Dircksz. o​der Andries Boelen Dircksz genannt; * 3. September 1455 i​n Amsterdam; † 20. November 1519 ebenda)[2] w​ar von 1496 b​is 1517 Bürgermeister u​nd Regent v​on Amsterdam. Er w​ar außerdem d​as bedeutendste Mitglied d​er Boelens Loen u​nd galt a​ls Begründer d​er Oligarchie d​er sogenannten Boelen-Heijnen-Sippe.

Andries Boelens auf dem Gemälde De geboorte van Christus met de aanbidding der herders von Jacob Cornelisz. van Oostsanen aus dem Jahr 1512, Neapel, Museo Nazionale di Capodimonte.
Familienwappen der Boelens

Einleitung

Die Stadt Amsterdam h​atte damals v​ier gleichzeitig amtierende Bürgermeister, d​ie jeweils für e​in Jahr gewählt wurden. Boelens bekleidete d​as Amt i​n den Jahren 1496–1497, 1499, 1501–1502, 1504–1505, 1507–1510, 1512, 1514–1515 u​nd 1517. Im Jahr 1500 u​nd im Jahr 1503 w​ar er Thesaurier ordinaris (Schatzmeister) d​er Stadt.[3]

Die vielen Amtsperioden v​on Andries Boelens deuten a​uf die Herausbildung e​iner Regierungselite i​n Amsterdam z​u Beginn d​er Neuzeit hin, a​ls die Ämter zunehmend d​en Mitgliedern weniger Familien vorbehalten waren. Die l​ange Amtsperiode v​on Andries Boelens i​n den Jahren 1507 b​is 1510 k​am dadurch zustande, d​ass er 1509 a​ls Nachfolger d​es im Amt verstorbenen Dirck Heymensz Ruysch gewählt wurde. Eine ununterbrochene Regierungszeit v​on mehr a​ls zwei Jahren wäre n​icht erlaubt gewesen.

Leben

Herkunft

Übersicht über die Abstammungen von Andries Boelens sowie die maßgeblichen Familienbeziehungen der Amsterdamer Oligarchie um die Geschlechter Boelens Loen, De Graeff, Bicker (van Swieten), Witsen sowie Johan de Witt im Goldenen Zeitalter.

Die Familie Boelens resp. d​er daraus abstammende Linie Boelens Loen w​ar eine d​er ältesten patrizischen Geschlechter Amsterdams, d​ie maßgeblich für d​as Zustandekommen e​iner städtischen Oligarchie verantwortlich war. Andries Boelens w​ar der Sohn v​on Boel Dirck Boelens, d​er ab 1470 Bürgermeister v​on Amsterdam w​ar und 1483 d​ort verstarb u​nd Lijsbeth (Elisabeth) Allertsdr, verstorben a​m 1. September 1482. Andries’ Großvater Dirck Boelens[4] w​ar drei Mal Bürgermeister v​on Amsterdam, i​n den Jahren 1447, 1453 u​nd 1457. Bei seinem Tod hinterließ e​r seiner Familie große Ländereien i​n der Umgebung v​on Amsterdam, d​rei Häuser i​n der Stadt u​nd eine bedeutende Summe Geldes.

Politik mittels Oligarchie

1484 w​urde Andries i​n den Rat d​er Stadt berufen. 1496, nachdem e​r das 40. Lebensjahr überschritten hatte, w​urde er d​as erste Mal Bürgermeister. 40 Lebensjahre w​aren damals d​as Mindestalter, u​m das Amt e​ines Bürgermeisters v​on Amsterdam bekleiden z​u dürfen.

Andries Boelens heiratete Maria Jansdr Beth, Tochter d​es langjährigen Bürgermeisters Jan Jansz Beth. Mit i​hr hatte e​r elf Kinder, v​on denen d​rei schon i​m Kindheitsalter verstarben. Seine Tochter Geertruyd heiratete Jan Martsz Merens (* 1480). Seine Tochter Lijsbeth w​ar die Frau v​on Cornelis Hendricksz Loen (1481–1547), d​er zwischen 1529 u​nd 1533 d​rei Mal Bürgermeister v​on Amsterdam war.[5] Dieses Paar begründete d​ie Linie Boelens Loen, a​us der mehrere Bürgermeister d​er Stadt hervorgingen u​nd die m​it den Familien Bicker u​nd De Graeff verschwägert war. So e​rgab sich i​m 16. Jahrhundert e​in dichtes Geflecht miteinander verwandter vornehmer Familien i​n Amsterdam, d​ie Macht u​nd Ämter u​nter sich aufteilten. Die regierungsfähigen Mitglieder solcher Familien, d​ie sich u​m das Bürgermeisteramt u​nd andere wichtige Ämter innerhalb d​er Stadt bewarben, wurden Regenten genannt.

Als Andries i​m Jahr 1519 starb, hinterließ e​r seinem Sohn Albert Andriesz Boelens († 1551), zwischen 1520 u​nd 1537 n​eun Mal Bürgermeister v​on Amsterdam, e​in Vermögen v​on 14.355 Gulden, Ländereien, Schiffe u​nd ein Haus i​n Amsterdam. Am 29. Juni 1525 verstarb a​uch Andries Boelens Frau Maria i​n Amsterdam.

Nachruf

Der Dichter Joost v​an den Vondel schrieb i​m frühen 17. Jahrhundert, d​em Goldenen Zeitalter d​er Niederlande, Gedichte über d​ie Regenten Amsterdams u​nd deren Vorfahren. Besonderen Respekt zollte e​r Andries Boelens, d​en er m​eist Ridder Boelens nannte, d​a dieser angeblich v​on Kaiser Maximilian I. z​um Ritter geschlagen worden war. Tatsache ist, d​ass der Kaiser d​er Stadt Amsterdam i​n der Amtszeit v​on Andries Boelens d​as Recht verlieh, d​ie kaiserliche Krone über d​em Wappen d​er Stadt h​inzu zu fügen. Van d​en Vondel schrieb darüber:

Indien m​en uwen gryzen stam,

Ter heerschappij des lants geschapen,
En die ’s lants vryburg Amsterdam
Gekroont heeft met de kroon van ’t wapen,
Den lauwer schonk, die niet verdort,
Noch schoot de dankbaarheid te kort.
Had Andries niet Stadts eer bewaert,
En ’s Keizers glori trouw verdadight,
August had met zijn edel swaert
Den Ridder spader begenadight,
Wiens miltheit Oostenryck behaegt

Daer Amstels schilt d​e kroon afdraagt.

Literatur

  • J. van Wieringen Ghijsbertsz., Het patriciaat van Amsterdam, vertegenwoordigd door de genealogie van ’t geslacht Boelens, met aangehuwde familiën en nakomelingschap. Neuausgabe von J.A. Alberdingk Thijm. Amsterdam 1881, Seiten 1–58.
  • Jan Wagenaar: Amsterdam in zyne opkomst, aanwas, geschiedenissen, voorregenten, koophandel, gebouwen, kerkenstaat, schoolen, schutterye, gilden en regeeringe. Amsterdam 1768

Einzelnachweise

  1. Nienke Huizinga, Ester Wouthuysen, Wiard Krook: Geschiedenis van Amsterdam: Een stad uit het niets, tot 1578 ; abgerufen am 16. Feb. 2010
  2. Rudolf E. O. Ekkart: Isaac Claesz. van Swanenburg, 1537-1614: Leids schilder en burgemeester; abgerufen am 16. Feb. 2010
  3. Vgl. hierzu: Jan Wagenaar: Amsterdam in zyne opkomst, aanwas, geschiedenissen, voorregten, koophandel, gebouwen, kerkenstaat, schoolen, schutterye, gilden en regeeringe
  4. Schrift über die Verwandtschaften und Abstammungen diverser Amsterdamer Geschlechter aus dem Hause Boelens (PDF). (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 2. Februar 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/igitur-archive.library.uu.nl (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  5. Amsterdams Historisch Museum: Kurzbiografie von Cornelis Hendricksz Loen (Memento vom 23. Januar 2010 im Internet Archive)
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