Alphaville (Band)
Alphaville ist eine deutsche Pop-Band, die 1983 gegründet und durch Lieder wie Big in Japan und Forever Young international bekannt wurde.
Alphaville | |
---|---|
Alphaville live (2005) | |
Allgemeine Informationen | |
Herkunft | Münster, Deutschland |
Genre(s) | Pop |
Gründung | 1983 |
Website | www.alphaville.de |
Gründungsmitglieder | |
Marian Gold | |
Bernhard Lloyd (bis 2003) | |
Keyboard | Frank Mertens (bis 1985) |
Aktuelle Besetzung | |
Gesang | Marian Gold |
Keyboard | Carsten Brocker |
Gitarre | David Goodes |
Jakob Kiersch | |
Bass | Alexandra Merl |
Ehemalige Mitglieder | |
Keyboard, Gitarre | Ricky Echolette (1985–1997) |
Schlagzeug | Robbie France (1995–1998) |
Keyboard | Martin Lister (1995–† 2014) |
Bass | Maja Kim (2011–2016) |
Bandgeschichte
1981–1983: Gründung und Plattenvertrag
1981 gründeten Marian Gold und Bernhard Lloyd zusammen mit anderen Musikbegeisterten in der westfälischen Stadt Münster das Künstlerkollektiv Nelson Community, mit dem sie im Dezember 1981 ihren ersten Liveauftritt hatten. Ein Jahr später gründeten Gold und Lloyd zusammen mit Frank Mertens das Pop-Trio Forever Young und absolvierten Ende 1982 ihren ersten gemeinsamen und – für ein künftiges Studioprojekt typisch – zugleich letzten Liveauftritt für die nächsten zehn Jahre.
1983 entnahmen die drei den Namen Alphaville dem gleichnamigen Film von Jean-Luc Godard und verwendeten ihn als ihren neuen Bandnamen, unter dem sie im selben Jahr einen Plattenvertrag unterschrieben.
1984–1985: Erste Erfolge mit Big in Japan und Forever Young
Im Januar 1984 wurde ihre erste Single Big in Japan veröffentlicht, die weltweit zu einem Hit wurde (unter anderem erster Platz in den US-Dance-Charts). Im Mai und September desselben Jahres folgten die Singles Sounds Like a Melody und Forever Young vom gleichnamigen Debütalbum.
Nach den Erfolgen verließ Frank Mertens Ende 1984 die Band und wurde durch den Keyboarder und Gitarristen Ricky Echolette ersetzt. Im Frühjahr 1985 veröffentlichte die Formation mit Jet Set die letzte Single aus Forever Young, auf der auch Golden Feeling war, die Filmmusik zum deutschen Kinofilm Der Bulle und das Mädchen, an der Echolette bereits mitwirkte. Zudem beteiligte sich die Band an dem Benefiz-Projekt Band für Afrika im Januar 1985.
1986–1991: Afternoons in Utopia und The Breathtaking Blue
Im Juni 1986 folgte nach knapp zwei Jahren das zweite Studioalbum von Alphaville mit dem Titel Afternoons in Utopia, das jedoch nicht an den Erfolg von Forever Young anschließen konnte. Einzig die Singleauskopplung Dance with Me brachte es zu nennenswerten Chart-Platzierungen in Deutschland und anderen Ländern.
Nach der Wiederveröffentlichung von Forever Young in den USA arbeitete Alphaville weiter am Ausbau ihres musikalischen Stils, der mit der Veröffentlichung von The Breathtaking Blue im April 1989 um Musikströmungen aus Rock, Klassik, Blues und Jazz erweitert wurde. An der Entstehung dieses Albums wirkte der Pionier der elektronischen Musik Klaus Schulze mit.
Ein Projekt war die daraus resultierende Songlines, in dem neun Regisseure aus sechs Ländern die Lieder des Albums in kleinen Kurzfilmen interpretieren, darunter auch der oscarprämierte Kurzfilm Balance von Christoph und Wolfgang Lauenstein sowie ein Beitrag der 2007 für den Oscar nominierten dänischen Regisseurin Susanne Bier.
1992–1999: Erste Kompilation und weitere Alben
Nachdem im März 1992 das erste Best-of-Album First Harvest 1984–92 veröffentlicht worden war, gab Alphaville im Sommer 1993 (auf Einladung der deutschen Botschaft des Libanons hin) in Beirut ihr erstes Konzert seit zehn Jahren. Es war zugleich das erste Konzert einer westlichen Band im Libanon nach dem dortigen Bürgerkrieg.
Knapp fünf Jahre nach dem letzten Studioalbum erschien im August 1994 mit Prostitute das bis dahin ambitionierteste Werk der Band, das den stilistischen Rahmen von Alphaville nochmals erweiterte. Hier trat zum ersten Mal der Komponist und Arrangeur Rainer Bloss als Co-Autor der neuen Alphaville-Stücke auf und wurde sozusagen „ständiges inoffizielles viertes Bandmitglied“. 1995 begannen nach über zehn Jahren reiner Studiotätigkeit die ersten Touraktivitäten, begonnen mit der Peace-on-Earth-Tournee, bei der sich der Brite Martin Lister als zusätzlicher Keyboarder Alphavilles etablierte.
Im September 1997 kam das fünfte Studioalbum Salvation heraus, das eine Rückbesinnung auf den (Synthie-lastigen) Ursprung der Band ist und zugleich die letzte Veröffentlichung der Besetzung Gold, Lloyd, Echolette war.
Im Januar 1999 folgte Dreamscapes, eine auf 5000 Stück limitierte Box mit acht CDs, die die musikalische Entwicklung der Band von ihren frühesten Anfängen bis in die Gegenwart widerspiegelt.
2000–2009: Tourneen und anderer Plattenvertrag
Die weltweiten Tourneen fanden im Jahr 2000 ihren ersten Ausdruck in dem Album Stark Naked and Absolutely Live, das drei Wochen auf Platz eins der deutschen Alternative Charts stand. Weiterhin gab Alphaville vom 15. bis 17. Juli 1999 ihre ersten Konzerte auf amerikanischem Boden in Salt Lake City. Der Auftritt vom 17. Juli wurde 2001 unter dem Titel Little America auf DVD veröffentlicht.
Nach der Veröffentlichung des Remix-Albums Forever Pop 2001 verlegte Alphaville die gesamte Produktion ihres neuen Werks ins Internet, wo ein Online-Publikum die Entstehung der Lieder verfolgen, kommentieren und kostenlos herunterladen konnte. Das Ergebnis dieses Unternehmens wurde 2003 in einer 4-CD-Box dokumentiert und unter dem Titel CrazyShow veröffentlicht. Bernhard Lloyd gab einige Monate vor der Veröffentlichung seinen Ausstieg bei Alphaville bekannt. Kurz vor der Veröffentlichung dieses Box-Sets war Marian Gold zu Gast bei der Nokia Night of the Proms (2002).
Im Jahr 2007 wurde das Theaterstück Alice im Wunderland von Lewis Carroll uraufgeführt, zu dessen Bearbeitung Marian Gold den Autor und Regisseur des Satire-Musicals Leuchtturm der Leidenschaft, Nikolaus Buchholz, mit an Bord holte. Buchholz leitete eine Reihe von Promotion-Videos und die Live-Aufzeichnung des Konzerts in Salt Lake City.
Die Veröffentlichung des für 2007 angekündigten neuen Studioalbums Catching Rays on Giant musste unter anderem durch die erneute Kündigung des Vertrags mit der WEA verschoben werden.
Im Jahr 2009 gaben Alphaville im Rahmen des Eurocityfests in Münster, ihrer Gründungsstadt, ein kostenloses Konzert.
Ihr 25-jähriges Bandjubiläum feierte Alphaville am 4. Dezember 2009 mit einem Konzert im Zofin-Palast in Prag.
Seit 2010: Comeback mit Catching Rays on Giant und weitere Erfolge
Am 19. November 2010 erschien das bereits für 2007 angekündigte Studioalbum Catching Rays on Giant. Die erste Single I Die for You Today wurde vorab am 8. Oktober 2010 ausgekoppelt[1] und erreichte Platz 15 in den deutschen Charts, was die höchste Chartplatzierung seit Dance with Me im Jahr 1986 bedeutete. Auch das Album war mit Platz 9 die höchste Platzierung in den Albumcharts für Alphaville seit ihrem Debütalbum.
Am 21. Mai 2014 starb unerwartet der langjährige Keyboarder Martin Lister;[2] sein Nachfolger wurde Carsten Brocker. Am 27. September 2014 wurde das 30-jährige Bandjubiläum mit einem Konzert im Pariser Club Divan du Monde gefeiert. Es erschien auch ein Album mit einer Kompilation früherer Erfolge.
2017: 7. Album Strange Attractor
Am 7. April 2017, sieben Jahre nach Catching Rays on Giant, wurde das 7. Studioalbum der Gruppe veröffentlicht. Alphaville meldete sich in neuer Besetzung mit dem Studioalbum Strange Attractor zurück. Schon Anfang März 2017 war die Singleauskopplung Heartbreak City erhältlich.
Ehemalige Mitglieder
Frank Mertens, der Ende 1984 die Band verließ, lebt heute in Schwäbisch Hall; sein Nachfolger, Ricky Echolette, stieg 1997 aus der Band aus und lebt heute in Südfrankreich. Bernhard Lloyd ging 2002, initiierte zusammen mit seinem Musikerkollegen Max Holler das Musikprojekt Atlantic Popes und lebt heute in Berlin.
Diskografie
Studioalben
Jahr | Titel Musiklabel |
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen (Jahr, Titel, Musiklabel, Platzierungen, Wochen, Auszeichnungen, Anmerkungen) |
Anmerkungen | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
DE | AT | CH | UK | US | |||
1984 | Forever Young WEA Records |
DE3 ×3 (361 Wo.)DE |
AT16 (5 Wo.)AT |
CH4 Gold (21 Wo.)CH |
— | US180 (14 Wo.)US |
Erstveröffentlichung: 27. September 1984 Verkäufe: + 1.500.000[3] |
1986 | Afternoons in Utopia WEA Records |
DE13 (14 Wo.)DE |
— | CH12 (7 Wo.)CH |
— | US174 (6 Wo.)US |
Erstveröffentlichung: 5. Juni 1986 |
1989 | The Breathtaking Blue WEA Records |
DE23 (5 Wo.)DE |
— | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 4. April 1989 |
1994 | Prostitute WEA Records |
— | — | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 26. August 1994 |
1997 | Salvation WEA Records |
DE74 (2 Wo.)DE |
— | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1. September 1997 |
2010 | Catching Rays on Giant We Love Music |
DE9 (12 Wo.)DE |
AT64 (1 Wo.)AT |
CH59 (2 Wo.)CH |
— | — |
Erstveröffentlichung: 19. November 2010 Verkäufe: + 10.000 |
2017 | Strange Attractor Polydor |
DE39 (2 Wo.)DE |
— | CH94 (1 Wo.)CH |
— | — |
Erstveröffentlichung: 7. April 2017 |
Auszeichnungen
- Goldene Europa 1984 (Beste Band)
Literatur
- Dirk Horst: Synthiepop – Die gefühlvolle Kälte: Geschichten des Synthiepop. 2. Aufl., Books on Demand GmbH, Norderstedt 2011, S. 107–108 ISBN 978-3-8423-3422-9.
Quellen
- www.alphaville.nu.
- Alphaville Keyboardist Martin Lister Dies
- Die Synthie-Pop-Alben der 80er. laut.de, abgerufen am 22. April 2018.
Weblinks
- Alphaville Moonbase – offizielle Website
- Alphaville now! – offizieller Alphaville Weblog
- Alexandra Wesche, Torleif Petzolt: Those Were The Days – 20 Jahre Alphaville. (PDF; 4,4 MB) In: alphaville.nu. 20. April 2003 (ausführliche Biographie).
- Alphaville bei Discogs
- Alphaville bei MusicBrainz (englisch)
- Porträt bei deutsche-mugge.de (Memento im Internet Archive)
- Christoph Dallach: Synthiepop-Stars Alphaville: „Richtige Instrumente konnten wir nicht“. In: einestages auf Spiegel Online. 18. März 2019 .