Alles ist gut gegangen
Alles ist gut gegangen (Originaltitel: Tout s’est bien passé, englischsprachiger Festivaltitel: Everything Went Fine) ist ein französischer Spielfilm von François Ozon aus dem Jahr 2021. Die Tragikomödie über das Thema aktive Sterbehilfe basiert auf den gleichnamigen, autobiografischen Erinnerungen von Emmanuèle Bernheim. In der Hauptrolle ist Sophie Marceau als Schriftstellerin mit blühendem Privat- und Berufsleben zu sehen, die von ihrem unkonventionellen Vater (dargestellt von André Dussollier) gebeten wird, ihm zu helfen, sein Leben zu beenden. Der Stoff hätte bereits zuvor von Alain Cavalier verfilmt werden sollen.
Film | |
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Titel | Alles ist gut gegangen |
Originaltitel | Tout s’est bien passé |
Produktionsland | Frankreich |
Originalsprache | Französisch |
Erscheinungsjahr | 2021 |
Länge | 113 Minuten |
Stab | |
Regie | François Ozon |
Drehbuch | François Ozon |
Produktion | Éric Altmayer, Nicolas Altmayer |
Kamera | Hichame Alaouie |
Schnitt | Laure Gardette |
Besetzung | |
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Der Film wurde am 7. Juli 2021 im Wettbewerb der 74. Internationalen Filmfestspiele von Cannes uraufgeführt. Der Film kam am 22. September 2021 in die französischen Kinos. Ein Kinostart in Deutschland ist für den 14. April 2022 geplant.
Handlung
Der Vater der bekannten Schriftstellerin Emmanuèle wird nach einem Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert. Hatte der 85-Jährige André zuvor voller Energie und Neugierde gestrotzt, ist er nach seiner Erkrankung halbseitig gelähmt[1] und auf die Hilfe anderer angewiesen. Daraufhin bittet er seine Tochter um Sterbehilfe.[2] Emmanuèle entscheidet sich dafür, ihren Vater bei seinem Vorhaben zu unterstützen.
Entstehungsgeschichte
Literaturvorlage
Der Film basiert auf den gleichnamigen Erinnerungen der Schriftstellerin Emmanuèle Bernheim (1955–2017), die 2013 in Frankreich vom Verlag Gallimard veröffentlicht wurden und ein Jahr später den Leserpreis der Frauenzeitschrift Elle gewannen.[3] Eine deutschsprachige Übersetzung erschien 2014 unter dem Titel Alles ist gutgegangen bei Hanser. Für Bernheim war es die erste Buchveröffentlichung seit zehn Jahren.[3]
In ihrem autobiografischen Werk schildert Bernheim, wie sie ihrem Vater André Bernheim nach einen Schlaganfall aktiv Sterbehilfe zukommen ließ. Der einflussreiche Pariser Kunstsammler, der den Machu Picchu besteigen wollte, hatte sich zuvor im Alter von 88 Jahren einer dreifachen, koronaren Bypass-Operation unterziehen müssen, gefolgt von einem Eingriff am Knie, der eine nosokomiale Infektion hervorgerufen hatte und von einer Venenentzündung verkompliziert wurde. Im Krankenhaus war er nachlässigem Personal ausgesetzt. Daraufhin bat er seine Tochter Emmanuèle um Sterbehilfe.[4] Gemeinsam mit ihrer Schwester Pascale, ihrem Ehemann Serge Toubiana und dem Rechtsanwalt Georges Kiejman lotet Emmanuèle die Möglichkeiten aus. Da Hilfe zur Selbsttötung verboten ist, weichen sie in die Schweiz aus und nehmen dort Kontakt zu einem auf Sterbehilfe spezialisierten Verein auf, der die nötigen Schritte in die Wege leitet. Dies erfolgt u. a. gegen den Willen einer ehemaligen Geliebten des Vaters, die versucht, das Vorhaben der Familie mit Hilfe der Polizei zu unterbinden.[5] Emmanuèles Vater André speist das letzte Mal in seinem Lieblingsrestaurant Voltaire am Ufer der Seine, ehe er allein von Paris nach Bern aufbricht. In der Schweiz ist Hilfe zur Selbsttötung unter bestimmten Umständen nicht strafbar.[4] Dort scheidet André Bernheim am 11. Juni 2009 selbstbestimmt aus dem Leben.[5]
Französische Kritiker lobten das Buch nach seiner Veröffentlichung für den präzisen, klinischen Stil der Autorin, bemerkten aber auch Spannung, (eisigen) Humor und Ironie in dem Werk.[3][4] Auch in Deutschland wurde Bernheims Buch von der Literaturkritik beachtet.[6]
Dokumentarfilm von Alain Cavalier
Nach dem Erfolg des Buches plante Alain Cavalier Tout s’est bien passé zu verfilmen. Den französischen Filmemacher und Bernheim verband seit 30 Jahren eine intellektuelle Freundschaft. Es war geplant, dass die Autorin sich selbst spielen, während Cavalier in die Rolle ihres Vaters schlüpfen sollte. Im Jahr 2015 begann die Vorproduktion, ehe im Januar 2016 der Film auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste, da Bernheim an Krebs erkrankt war und eine Operation bevorstand. Im Mai 2017 verstarb die Autorin im Alter von 55 Jahren nach einem Rückfall. Cavalier verarbeitete die Geschehnisse in einem Dokumentarfilm, der 2019 unter dem Titel Être vivant et le savoir veröffentlicht wurde.[7] Das Werk war u. a. in einer Sondervorführung beim 72. Filmfestival von Cannes zu sehen.[8]
Spielfilmumsetzung durch Ozon
Anfang März 2020 wurde bekannt, dass François Ozon an einer Spielfilmumsetzung von Bernheims Buch arbeitet. Sie hatte Anfang der 2000er-Jahre als Drehbuchautorin an drei Filmprojekten von ihm (Unter dem Sand, Swimming Pool, 5x2 – Fünf mal zwei) mitgewirkt. Für die Hauptrolle wurde Sophie Marceau verpflichtet, die seit langer Zeit wieder in einem Autorenfilm mitspielt. Ozon hatte zuvor viermal vergeblich versucht, sie für eines seiner Filmprojekte zu gewinnen, u. a. für Das Schmuckstück (2010).[9] André Dussollier übernahm den Part des erkrankten Vaters, während in weiteren Rollen Géraldine Pailhas, Charlotte Rampling, Hanna Schygulla, Éric Caravaca und Grégory Gadebois gecastet wurden. Einmal mehr arbeitete Ozon bei Alles ist gut gegangen mit seinem angestammten Produzenten-Team Éric und Nicolas Altmayer (Mandarin Films), Kameramann Hichame Alaouie und der Editorin Laure Gardette zusammen.
In der Kulturfernsehsendung ttt – titel, thesen, temperamente in der ARD erklärte Regisseur François Ozon auf den 74. Internationalen Filmfestspielen von Cannes im Juli 2021 in Bezug auf die kranke Hauptfigur: „André möchte sterben, weil er das Leben liebt. Das ist das ganze Paradox des Films. Es ist diese Liebe zum Leben, es nicht genießen zu können, die ihm den Wunsch gibt, in Würde sterben zu wollen“.[10]
Veröffentlichung
Der Film wurde am 7. Juli 2021 beim 74. Filmfestival von Cannes uraufgeführt.[11] Ein regulärer Kinostart in Frankreich fand am 22. September 2021 im Verleih von Diaphana Distribution statt.[12]
In Deutschland wurde das Werk erstmals am 25. November 2021 im Rahmen der Französischen Filmwoche in Berlin präsentiert. Ein regulärer deutscher Kinostart ist von Wild Bunch und Alamode für den 14. April vorgesehen.[13][14]
Auszeichnungen
Für Alles ist gut gegangen erhielt Ozon seine vierte Einladung in den Wettbewerb um die Goldene Palme, den Hauptpreis des Filmfestivals von Cannes. Das Werk blieb unprämiert. Im Jahr 2022 folgten bei der Verleihung der französischen Prix Lumières zwei Nominierungen für die Hauptdarsteller Sophie Marceau und André Dussollier.
Literatur
- Emmanuèle Bernheim: Tout s’est bien passé. Paris : Gallimard, 2014. – ISBN 9782070457069.
- Emmanuèle Bernheim: Alles ist gutgegangen. München : Hanser Berlin, 2014. – ISBN 978-3-446-24499-3.
Weblinks
- Offizielle Website (französisch)
- Profil bei festival-cannes.com (englisch)
- Alles ist gut gegangen in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- Tout s’est bien passé. In: festival-cannes.com (abgerufen am 2. Juli 2021).
- Tout s’est bien passé. In: allocine.fr (abgerufen am 16. Juni 2021).
- Eléonore Sulser: «Tout s'est bien passé» d'Emmanuèle Bernheim. In: Le Temps, 22. November 2014 (abgerufen via Pressedatenbank Nexis Uni).
- Le vieil homme et sa mort. In: Sud Ouest, 6. Januar 2013, MLIRE, S. 8.
- Jean-Claude Lamy: Avoir rendez-vous avec la mort. In: Midi Libre, 1. Februar 2013 (abgerufen via Pressedatenbank Nexis Uni).
- Alles ist gutgegangen. In: perlentaucher.de (abgerufen am 16. Juni 2021).
- Marie-Noëlle Tranchant: Alain Cavalier: un lumineux De Profundis. In: Le Figaro, 5. Juni 2019, Nr. 23267, S. 32.
- Être vivant et le savoir. In: festival-cannes.com (abgerufen am 16. Juni 2021).
- François Ozon va adapter “Tout s’est bien passé” avec Sophie Marceau. In: lesinrocks.com, 5. März 2020 (abgerufen am 16. Juni 2021).
- ttt – titel, thesen, temperamente. TV-Kultursendung, 11. Juli 2021, 33 Min. Moderation: Max Moor. Bericht: Katja Deiß. Produktionsleitung: Sabrina Hempel. Eine Produktion von Das Erste und hr-fernsehen
- The Screenings Guide 2021. In: festival-cannes.com, 1. Juli 2021 (abgerufen am 2. Juli 2021).
- Tout s’est bien passé. In: allocine.fr (abgerufen am 15. Juni 2021).
- "Alles ist gut gegangen" feiert Deutschlandpremiere. In: beta.blickpunktfilm.de, 26. November 2021 (abgerufen am 11. Dezember 2021).
- Alles ist gut gegangen. In: filmdienst.de (abgerufen am 11. Dezember 2021).