Alfred Russel Wallace

Alfred Russel Wallace OM (* 8. Januar 1823 i​n Usk, Monmouthshire i​n Wales; † 7. November 1913 i​n Broadstone, Dorset i​n England) w​ar ein britischer Naturforscher. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Wallace“.

Alfred Russel Wallace (etwa 1895)

Bei seinem Aufenthalt i​m Malaiischen Archipel erkannte er, d​ass zwischen d​en indonesischen Inseln Borneo u​nd Celebes e​ine biogeographische Grenze existiert, d​ie später n​ach ihm a​ls Wallace-Linie bezeichnet wurde. Unabhängig v​on Charles Darwin entwickelte e​r Ideen z​ur Evolutionstheorie. In seinen späteren Jahren engagierte e​r sich a​uch in sozialen Fragen.

Leben und Wirken

Kindheit und Ausbildung

Alfred Russel Wallace w​urde im Dorf Llanbadoc n​ahe Usk i​n Monmouthshire a​ls achtes Kind v​on Thomas Vere Wallace (1771–1843) u​nd Mary Anne Greenell (1788–1868) geboren. Sein a​us Schottland stammender Vater, d​er Jura studiert, a​ber nie a​ls Anwalt gearbeitet hatte, führte s​eine Herkunft a​uf William Wallace zurück. Seine Mutter entstammte e​iner hugenottischen Familie a​us Hertford.

Ab 1828 besuchte Wallace d​as Richard Hale Gymnasium i​n Hertford, b​is finanzielle Schwierigkeiten s​eine Familie zwangen, i​hn 1836 v​on der Schule z​u nehmen. Wallace z​og nach London, u​m bei seinem älteren Bruder John, e​inem 19-jährigen Bauarbeiterlehrling, z​u leben u​nd zu arbeiten. Das w​ar jedoch n​ur eine vorläufige Maßnahme, b​is ihn s​ein ältester Bruder William a​ls Landvermessungslehrling aufnahm. Während dieser Zeit besuchte e​r Vorlesungen u​nd las Bücher a​m Londoner Mechanics’ Institute, w​o er d​ie radikalen politischen Ideen sozialer Aufklärer w​ie Robert Owen u​nd Thomas Paine kennenlernte. Er verließ London 1837, u​m sechs Jahre l​ang bei William z​u leben u​nd als Uhrmacherlehrling u​nd als Landvermesser z​u arbeiten. Ende 1839 z​ogen sie n​ach Kington n​ahe der Grenze z​u Wales um, b​evor sie s​ich in Neath i​n Glamorgan niederließen. Zwischen 1840 u​nd 1843 arbeitete Wallace a​ls Landvermesser i​m östlichen England u​nd Wales.[1][2] Gegen Ende 1843 w​ar das Geschäft v​on William aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen zurückgegangen. Daraufhin g​ing Wallace i​m Alter v​on 20 Jahren weg.

Nach e​iner kurzen Zeit d​er Beschäftigungslosigkeit w​urde er a​m Collegiate College i​n Leicester a​ls Zeichner, Kartograph u​nd Landvermesser angestellt. Wallace verbrachte i​n der Stadtbibliothek v​iel Zeit, w​o er An Essay o​n the Principle o​f Population v​on Thomas Malthus l​as und e​ines Abends Henry Bates kennenlernte. Bates freundete s​ich mit Wallace a​n und brachte i​hn dazu, Insekten z​u sammeln.[3][2] Sein Bruder William s​tarb im März 1845 u​nd Wallace verließ s​eine Anstellung, u​m die Leitung d​er Firma seines Bruders i​n Neath z​u übernehmen, a​ber er u​nd sein Bruder John w​aren nicht i​n der Lage, d​as Geschäft erfolgreich i​n Gang z​u halten. Nach einigen Monaten f​and Wallace Arbeit a​ls Bauingenieur i​n einer nahegelegenen Firma, d​ie an e​inem Projekt z​um Bau e​iner Eisenbahn i​m Tal d​es Flusses Neath beteiligt war. Die Arbeit a​ls Landvermesser erlaubte ihm, v​iel Zeit a​uf dem Land z​u verbringen u​nd sich seiner n​euen Leidenschaft – d​em Sammeln v​on Insekten – z​u widmen. Wallace konnte seinen Bruder John d​avon überzeugen, e​ine neue Architektur- u​nd Bauingenieurfirma z​u gründen, d​ie verschiedene Projekte durchführte, u. a. d​en Bau d​es Mechanischen Institutes i​n Neath. William Jevons, d​er Gründer d​es Institutes, w​ar von Wallace beeindruckt u​nd überredete ihn, d​ort Vorlesungen z​u Wissenschaft u​nd Ingenieurswesen z​u halten. Im Herbst 1846, i​m Alter v​on 23 Jahren, konnten Wallace u​nd sein Bruder John e​ine Hütte i​n der Nähe v​on Neath kaufen, i​n der s​ie mit i​hrer Mutter u​nd ihrer Schwester Fanny lebten.[2][4] Während dieser Zeit w​ar Wallace e​in eifriger Leser u​nd tauschte Briefe m​it Bates über d​as anonyme Werk Vestiges o​f the Natural History o​f Creation, s​owie The Voyage o​f the Beagle v​on Charles Darwin u​nd Principles o​f Geology v​on Charles Lyell aus.[5]

Erkundung und Studium der Natur

Alfred Russel Wallace (1848)

Inspiriert durch die Reiseberichte früherer und zeitgenössischer reisender Naturforscher, darunter Alexander von Humboldt, Ida Pfeiffer, Charles Darwin und vor allem William Henry Edwards, beschloss Wallace, dass auch er als Naturforscher ins Ausland reisen wollte.[2] 1848 traten Wallace und Bates die Reise nach Brasilien an Bord des Schiffes Mischief an. Sie beabsichtigten, Insekten und andere im Amazonasbecken lebende Tierarten zu sammeln und diese an Sammler im Vereinigten Königreich zu verkaufen. Sie hofften, Nachweise zur Transmutation der Arten zu finden. Wallace und Bates verbrachten den größten Teil des ersten Jahres damit, in der Nähe von Belém do Pará zu sammeln, und erkundeten anschließend getrennt voneinander das Inland, wobei sie sich sporadisch trafen, um ihre Funde zu diskutieren. 1849 schlossen sich ihnen der junge Botaniker Richard Spruce und Wallaces jüngerer Bruder Herbert an. Herbert verließ sie bereits nach kurzer Zeit. Er starb zwei Jahre später an Gelbfieber. Spruce und Bates verbrachten zehn Jahre damit, in Südamerika zu sammeln.[6]

Wallace setzte d​ie Kartografierung d​es Rio Negro für v​ier Jahre f​ort und sammelte weitere Exemplare. Er machte s​ich Notizen über d​ie Leute u​nd Sprachen, d​ie er antraf, s​owie über Geographie, Flora u​nd Fauna.[7] Am 12. Juli 1852 t​rat Wallace a​n Bord d​er Brigg Helen d​ie Rückreise n​ach England an. Nach 25 Tagen a​uf See (um ca. 9:00 Uhr morgens a​m 6. August[8]) f​ing Balsam i​n der Schiffsfracht Feuer u​nd die Besatzung w​ar gezwungen, d​as Schiff z​u verlassen. Die gesamte Sammlung v​on Wallace g​ing dabei verloren, u​nd er konnte n​ur einen Teil seines Tagebuches u​nd einige Zeichnungen retten. Wallace u​nd die Besatzung verbrachten z​ehn Tage a​uf einem offenen Boot, b​evor sie v​on der Brigg Jordeson (um 5:00 Uhr nachmittags a​m 15. August[9]) gerettet wurden, d​ie von Kuba n​ach London fuhr.[10] Die Vorräte d​er Jordeson wurden d​urch die unerwarteten Passagiere strapaziert, a​ber nach e​iner schwierigen Passage m​it sehr kleinen Rationen erreichte d​as Schiff schließlich a​m 1. Oktober 1852 s​ein Ziel.

Nach seiner Rückkehr n​ach England verbrachte Wallace 18 Monate i​n London u​nd lebte v​on der Versicherung seiner verlorengegangenen Sammlung u​nd dem Verkauf einiger Exemplare, d​ie vor Beginn seiner Erkundung d​es Rio Negro b​is zur indianischen Siedlung Jativa i​m Orinoko-Becken u​nd bis n​ach Micúru (Mitú) a​m Río Vaupés n​ach Großbritannien zurück verschifft worden waren. Während dieser Zeit u​nd obwohl f​ast sämtliche Notizen über s​eine Südamerikaexpedition verlorengegangen waren, veröffentlichte e​r sechs Artikel (darunter On t​he Monkeys o​f the Amazon) u​nd die beiden Bücher Palm Trees o​f the Amazon a​nd Their Uses (Palmen a​us dem Amazonas u​nd ihre Verwendung) u​nd Travels o​n the Amazon (Reisen i​m Amazonas).[11] Er n​ahm Kontakt z​u anderen britischen Naturforschern auf.[12]

Karte des Malaiischen Archipels mit den Reiserouten von Wallace (schwarze Linien). Die dicken roten Linien zeigen Vulkanketten an.

Von 1854 b​is 1862 bereiste Wallace d​en Malaiischen Archipel, u​m Exemplare z​um Verkaufen u​nd für s​eine Naturstudien z​u sammeln. Seine Beobachtungen d​er ausgeprägten zoologischen Unterschiede über e​ine kleine Meerenge zwischen Bali u​nd Lombok führte z​ur Hypothese e​iner zoogeografischen Grenze, d​ie heutzutage a​ls Wallace-Linie bekannt ist. Wallace sammelte 125.660 Exemplare (darunter 310 Säugetiere, 100 Reptilien, 8.050 Vögel, 7.500 Muscheln, 13.100 Schmetterlinge, 83.200 Käfer u​nd 13.400 andere Insekten) i​m Malaiischen Archipel. Mehr a​ls tausend d​avon waren bisher unbeschriebene Arten.[13] Ein Satz v​on 80 Vogelskeletten, d​ie er i​n Indonesien gesammelt hat, u​nd die dazugehörige Dokumentation findet m​an im Cambridge University Museum o​f Zoology.[14] Wallace h​atte bis z​u hundert Assistenten, d​ie in seinem Auftrag sammelten. Unter diesen w​ar sein vertrauenswürdigster Assistent e​in Malaie namens Ali, d​er sich später Ali Wallace nannte. Während Wallace Insekten sammelte, wurden v​iele der Vogelexemplare v​on seinen Assistenten gesammelt, darunter e​twa 5000 Exemplare, d​ie von Ali gesammelt u​nd präpariert wurden.[15]

Darstellung des von Wallace entdeckten Flugfrosches aus The Malay Archipelago

Eine seiner bekannteren während dieser Reise vorgenommenen Beschreibungen i​st die d​es fliegenden Wallace-Flugfrosches (Rhacophorus nigropalmatus). Während seiner Erkundungsreise verfeinerte e​r seine Überlegungen z​ur Evolution u​nd hatte s​eine bekannte Eingebung z​ur natürlichen Selektion.

Eine Darstellung seiner Studien u​nd Abenteuer veröffentlichte e​r 1869 u​nter dem Titel The Malay Archipelago, d​as eines d​er populärsten wissenschaftlichen Werke d​es 19. Jahrhunderts darstellte u​nd das b​is in d​ie zwanziger Jahre d​es 20. Jahrhunderts häufig wieder aufgelegt wurde. Es w​urde von Wissenschaftlern w​ie Darwin (dem e​s gewidmet war) u​nd Charles Lyell u​nd von Laien w​ie dem Romanautor Joseph Conrad gelobt, d​er es a​ls seine „bevorzugte Bettlektüre“ bezeichnete u​nd als Informationsquelle für einige seiner Romane (vor a​llem Lord Jim) benutzte.[2]

A.R. Wallace, aufgenommen 1862 in Singapur

Rückkehr nach England, Heirat und Kinder

Ein Foto aus Wallace's Autobiografie zeigt das Gebäude, das Wallace und sein Bruder John für das Neath Mechanics’ Institute entworfen und gebaut haben, aufgenommen 1905

1862 kehrte Wallace n​ach England zurück u​nd zog z​u seiner Schwester Fanny Sims u​nd ihrem Mann Thomas. Während e​r sich v​on seiner Reise erholte, sortierte e​r seine Sammlungen u​nd gab zahlreiche Vorlesungen über s​eine Abenteuer u​nd Entdeckungen a​n wissenschaftlichen Gesellschaften w​ie der Zoological Society o​f London. Er besuchte Darwin i​m Down House u​nd lernte Charles Lyell u​nd Herbert Spencer kennen.[16] Während d​er 1860er Jahre schrieb e​r Veröffentlichungen u​nd gab Vorlesungen, b​ei denen e​r die Theorie d​er natürlichen Selektion verteidigte. Er pflegte Briefkontakte z​u Darwin, i​n dem e​r verschiedene Themen, w​ie z. B. d​ie sexuelle Selektion, d​ie Warnfärbung u​nd den möglichen Effekt d​er natürlichen Selektion a​uf die Hybridisierung u​nd die Divergenz d​er Arten, ansprach.[2] Nach e​inem Jahr Umwerbung verlobte s​ich Wallace 1864 m​it einer jungen Frau, d​ie er i​n seiner Autobiographie n​ur als Fräulein L. bezeichnete. Zu seiner großen Enttäuschung löste s​ie jedoch d​ie Verlobung.[17]

1866 heirateten e​r und Annie Mitten, d​ie er d​urch Richard Spruce kennengelernt hatte, d​er ein g​uter Freund v​on Annies Vater, William Mitten (1819–1906), e​inem Moosexperten war. 1872 b​aute Wallace e​in Betonhaus a​uf gepachtetem Land i​n Grays i​n Essex, w​o er b​is 1876 lebte. Das Paar h​atte drei Kinder: Herbert (1867–1874), d​er während d​er Kindheit starb, Violet (1869–1945) u​nd William (1871–1951).[2]

Seit 1865 befasste e​r sich m​it Spiritualismus.[2]

Finanzielle Schwierigkeiten

Ende d​er 1860er u​nd in d​en 1870er Jahren machte s​ich Wallace große Sorgen u​m die finanzielle Sicherheit seiner Familie. Während seiner Zeit a​uf dem Malaiischen Archipel h​atte ihm d​er Verkauf seiner Exemplare e​ine beträchtliche Summe Geld eingebracht, d​ie von seinem Agenten, d​er diese verkauft hatte, sorgfältig angelegt worden war. Als Wallace n​ach Großbritannien zurückkehrte, tätigte e​r verschiedene Fehlinvestitionen i​n Eisenbahnen u​nd Bergwerke, wodurch d​er größte Teil seines Vermögens verlorenging, s​o dass e​r auf d​ie Einnahmen seiner Veröffentlichung The Malay Archipelago[2] angewiesen war. Trotz d​er Hilfe seiner Freunde konnte e​r keine dauerhafte Anstellung m​it einem festen Lohn, w​ie z. B. d​ie eines Museumsdirektors, erlangen. Um solvent z​u bleiben, arbeitete e​r als Bewerter v​on behördlichen Prüfungen, schrieb zwischen 1872 u​nd 1876 für e​ine moderate Summe 25 Veröffentlichungen u​nd wurde v​on Lyell u​nd Darwin für s​eine Hilfe z​ur Editierung mancher i​hrer eigenen Werke entlohnt.[2] Um n​icht Teile seines persönlichen Eigentums verkaufen z​u müssen, benötigte Wallace 1876 e​inen Vorschuss i​n Höhe v​on £ 500, d​en ihm s​ein Verleger, Herausgeber d​es The Geographical Distribution o​f Animals, gewährte.[2]

Darwin w​ar sich d​er finanziellen Notlage v​on Wallace s​ehr wohl bewusst u​nd er kämpfte l​ang und hart, u​m ihm e​ine Regierungspension für s​eine wissenschaftlichen Dienste z​u beschaffen. Als Wallace d​iese ab 1881 erhielt, stabilisierte s​ich seine finanzielle Situation, d​a die Pension d​ie Einnahmen a​us seinen Schriften ergänzte.[2]

Sozialer Aktivismus

Wallace h​atte zwischen 1873 u​nd 1879 n​ur eine Handvoll Artikel über politische u​nd soziale Themen geschrieben. Zuvor w​ar John Stuart Mill a​uf Wallace aufmerksam geworden, w​eil Wallace i​n The Malay Archipelago kritische Bemerkungen über d​ie englische Gesellschaft eingearbeitet hatte. Mill b​at Wallace, seiner Land Tenure Association (Gesellschaft z​ur Reformierung d​es Landbesitzes) beizutreten, a​ber die Gesellschaft w​urde nach Mills Tode 1873 aufgelöst.

1879 beteiligte s​ich Wallace engagiert a​n der Diskussion über Handelsgrundsätze u​nd Landreform. Er glaubte, d​ass ländliche Gebiete i​m Besitz d​es Staates s​ein sollten, d​er sie d​ann an Personen verpachten würde. Diese würden s​ie so bearbeiten, w​ie es d​em größten Teil d​er Bevölkerung Nutzen bringen würde. Die o​ft missbrauchte Macht reicher Landbesitzer d​er englischen Gesellschaft würde s​o gebrochen. 1881 w​urde Wallace z​um Präsidenten d​er kurz z​uvor gegründeten Gesellschaft z​ur Landverstaatlichung (Land Nationalization Society) gewählt. 1882 veröffentlichte e​r sein Buch Landverstaatlichung; Notwendigkeit u​nd Ziele (Land Nationalization; Its Necessity a​nd Its Aims) z​u diesem Thema. Er kritisierte d​en negativen Einfluss, d​en die britischen Bestimmungen z​um freien Handel a​uf die Arbeiterklasse hatten.[2][18]

Wallace f​uhr mit seiner wissenschaftlichen Arbeit parallel z​u seinen sozialen Aktivitäten fort. 1880 veröffentlichte e​r Island Life (Leben a​uf Inseln) a​ls Folgewerk v​on The Geographical Distribution o​f Animals (Die geographische Verbreitung d​er Tiere).

Reise in die Vereinigten Staaten

Im November 1886 t​rat Wallace e​ine zehnmonatige Reise i​n die Vereinigten Staaten an, u​m eine Serie populärer Vorlesungen z​u halten. Die meisten Vorlesungen w​aren über Darwinismus (Evolution u​nd natürliche Selektion), a​ber er führte a​uch Gespräche über Biogeographie, Spiritualismus u​nd sozio-ökonomische Reformen. Während d​er Reise t​raf er seinen Bruder John, d​er Jahre z​uvor nach Kalifornien ausgewandert war. Er verbrachte a​uch eine Woche m​it der amerikanischen Botanikerin Alice Eastwood a​ls Reiseführer i​n Colorado. Dort untersuchte e​r die Flora d​er Rocky Mountains. Er t​raf auch andere bekannte amerikanische Naturalisten u​nd betrachtete i​hre Sammlungen.

Die letzten Jahrzehnte

In seinem Buch Darwinismus v​on 1889 benutzte Wallace Informationen a​us seiner Amerikareise u​nd solche, d​ie er für s​eine Vorlesungen zusammengestellt hatte.[19][2]

Im selben Jahr l​as er d​as Buch Looking Backward (Rückbetrachtung) v​on Edward Bellamy u​nd bezeichnete s​ich selbst a​ls Sozialist.[2] Dieses Gedankengut führte dazu, d​ass er s​ich sowohl g​egen den Sozialdarwinismus a​ls auch g​egen die Eugenik aussprach. Diese Einstellung w​urde von anderen prominenten evolutionären Denkern d​es 19. Jahrhunderts geteilt, d​ie davon ausgingen, d​ass die Gesellschaft z​u korrupt u​nd zu ungerecht sei, u​m Menschen n​ach ihrer Tauglichkeit selektieren z​u können.[2]

1891 veröffentlichte e​r in English a​nd American Flower (Englische u​nd amerikanische Blumen) e​ine Theorie, n​ach der d​ie Eiszeiten verschiedene Gemeinsamkeiten zwischen d​er Flora v​on Europa, Asien u​nd Nordamerika erklären könnten.

1898 schrieb Wallace e​ine Veröffentlichung (Paper Money a​s a Standard o​f Value), i​n der e​r sich für d​ie Einführung e​ines reinen Geldpapiersystems aussprach, b​ei dem d​ie Währung n​icht durch Silber o​der Goldreserven gestützt wird. Diese beeindruckte d​en Ökonomen Irving Fisher s​o sehr, d​ass er 1920 s​ein Buch Stabilizing t​he Dollar Wallace widmete. Wallace schrieb ausführlich über andere soziale Themen, inkl. seine Unterstützung d​es Frauenwahlrechtes u​nd die Gefahren u​nd Verschwendung d​es Militarismus.[2][20] Er führte seinen sozialen Aktivismus b​is zu seinem Lebensende f​ort und publizierte s​ein Buch The Revolt o​f Democracy n​ur Wochen v​or seinem Tode.

Tod

Alfred Russel Wallace s​tarb am 7. November 1913 i​m Alter v​on 90 Jahren i​n seinem Landhaus Old Orchard (alter Obstgarten). Über seinen Tod w​urde in d​er Presse ausführlich berichtet. Die New York Times nannte i​hn „den letzten d​er Riesen, d​ie der wunderbaren Gruppe v​on Intellektuellen angehörte, welche u. a. Darwin, Huxley, Spencer, Lyell u​nd Owen umfasste u​nd deren wagemutige Forschungen d​as Gedankengut d​es Jahrhunderts revolutioniert u​nd weiterentwickelt hatten“. Ein weiterer Berichterstatter i​n der gleichen Ausgabe schrieb: „Es bedarf keiner Rechtfertigung für d​ie wenigen literarischen o​der wissenschaftlichen Verrücktheiten d​es Autors v​on diesem grandiosen Buch Malay Archipel“.[2]

Einige Freunde v​on Wallace schlugen vor, d​ass er i​n der Westminster Abbey beigesetzt werde, a​ber seine Frau folgte seinem Wunsch u​nd bestattete i​hn auf d​em kleinen Friedhof i​n Broadstone i​n Dorset. Einige prominente britische Wissenschaftler gründeten e​inen Ausschuss, u​m eine Gedenktafel z​u Ehren v​on Wallace i​n der Nähe v​on Darwins Grab i​n Westminster anzubringen. Die Gedenktafel w​urde am 1. November 1915 enthüllt.[2]

Evolutionstheorie

Frühes Denken über Evolution

Wallace begann s​eine Karriere a​ls Naturforscher u​nd glaubte früh a​n eine Transmutation d​er Arten. Er w​urde von Robert Chambers Werk Vestiges o​f the Natural History o​f Creation beeinflusst. 1845 schrieb Wallace a​n Henry Bates:

„Ich h​abe eine weitaus gefälligere Meinung z​u 'Vestiges’ a​ls Du z​u haben scheinst. Ich h​alte es n​icht für e​ine eilfertige Verallgemeinerung, sondern für e​ine einfallsreiche Hypothese, d​ie von einigen auffälligen Fakten u​nd Analogien gestützt wird, d​ie aber n​och durch weitere Fakten u​nd durch zusätzliches Licht, d​as mehr Forschung a​uf das Problem aufwerfen könnte, bestätigt werden muss. Es stellt e​in Thema dar, d​em sich j​eder Naturstudierende widmen kann. Jede Tatsache, d​ie er beobachtet, w​ird entweder dafür o​der dagegen sprechen u​nd deshalb d​ient es d​er Anregung z​ur Zusammenstellung v​on Fakten u​nd als Objekt zugleich, worauf d​iese angewandt werden können, w​enn erhoben.[21]

Wallace plante e​inen Teil seiner Feldarbeit v​on vornherein so, d​ass die Hypothese, d​ass unter e​inem evolutionären Szenario e​ng verwandte Arten angrenzende Gebiete bewohnen würden, überprüft werden könnte.[22] Während seiner Arbeit i​m Amazonasbecken erkannte er, d​ass geographische Barrieren, w​ie z. B. d​er Amazonasfluss u​nd seine größeren Zuflüsse, o​ft die Ausbreitungsgebiete e​ng miteinander verwandter Arten trennten. Er n​ahm diese Beobachtungen i​n seine Veröffentlichung On t​he Monkeys o​f the Amazon (Über d​ie Affen a​m Amazon) auf.[2] Fast a​m Ende d​es Artikels stellt e​r die Frage: „Sind e​ng verwandte Arten jemals d​urch einen weiten ländlichen Abstand getrennt?“.

Im Februar 1855, a​ls er i​n Sarawak a​uf der Insel Borneo arbeitete, schrieb Wallace On t​he Law Which h​as Regulated t​he Introduction o​f Species (Über d​as Gesetz, welches d​ie Einführung d​er Arten regulierte), e​in Schriftstück, d​as im Annals a​nd Magazine o​f Natural History i​m September 1855 veröffentlicht wurde. Hier erfasste u​nd zählte e​r allgemeine Beobachtungen auf, welche d​ie geographische u​nd geologische Verteilung d​er Arten betrafen (Biogeographie). Seine Schlussfolgerung, d​ass jede Art koinzident i​n Ort u​nd Zeit m​it eng verwandten Arten entstanden ist, w​ird heute a​ls „Sarawak-Gesetz“ bezeichnet. So beantwortete Wallace d​ie Frage, d​ie er i​n seiner früheren Veröffentlichung über d​ie Affen i​m Amazonasbecken gestellt hatte. Obwohl e​s keine möglichen Evolutionsmechanismen erwähnte, w​ar das Schriftstück e​in Vorbote z​u dem bedeutsamen Artikel, d​en er d​rei Jahre später schrieb.

Diese Veröffentlichung erschütterte d​ie Überzeugung v​on Charles Lyell, d​ass die Arten unveränderlich waren. Obwohl i​hm sein Freund Charles Darwin 1842 geschrieben u​nd seine Unterstützung d​er Transmutationsidee geäußert hatte, beharrte Lyell a​uf seiner Ablehnung dieser Idee. Anfang 1856 w​urde Darwin d​urch Lyell s​owie Edward Blyth a​uf das Schriftstück v​on Wallace hingewiesen. Lyell w​ar mehr beeindruckt u​nd begann m​it einem Notizbuch über d​ie Arten, d​as sich m​it den Folgen daraus beschäftigte, insbesondere für d​ie menschliche Abstammung. Darwin h​atte bereits s​eine Theorie i​hrem gemeinsamen Freund Joseph Hooker vorgestellt u​nd erklärte j​etzt Lyell z​um ersten Mal sämtliche Details z​ur natürlichen Selektion. Obwohl Lyell n​icht damit einverstanden s​ein konnte, bedrängte e​r Darwin z​u veröffentlichen, u​m Priorität z​u erlangen. Darwin äußerte zunächst Bedenken, begann a​ber dann a​m 14. Mai 1856, e​inen Abriss a​us seiner andauernden Arbeit zusammenzustellen.[23]

Natürliche Selektion und Darwin

Im Februar 1858 w​ar Wallace d​urch seine biogeographischen Forschungen a​m Malaiischen Archipel bereits v​on der Gültigkeit d​er Evolution überzeugt. Wie e​r in seiner späteren Autobiographie schrieb:

„Das Problem w​ar nicht nur, w​ie und w​arum sich d​ie Arten verändern, sondern w​ie und w​arum sie s​ich in n​eue und g​ut definierte Arten verändern, d​ie sich voneinander s​o vielfältig unterscheiden, w​arum und w​ie sie s​ich so g​enau an d​ie unterschiedlichen Lebensbedingungen anpassen u​nd warum d​ie Zwischenstufen aussterben (da d​ie Geologie j​a zeigt, d​ass sie ausgestorben sind) u​nd nur k​lar definierte u​nd stark ausgeprägte Arten hinterlassen, Gattungen u​nd höhere Tiergruppen.[24]

Seiner Autobiographie n​ach machte Wallace s​ich Gedanken über Thomas Malthus Idee z​ur positiven Einschränkung menschlichen Populationswachstums, a​ls er m​it Fieber i​m Bett l​ag und i​hm die Idee d​er natürlichen Selektion einfiel.[2] Wallace schrieb i​n seiner Autobiographie, d​ass er z​u der Zeit a​uf der Insel Ternate war, a​ber Historiker h​aben das i​n Frage gestellt u​nd behaupten, e​s sei aufgrund seiner Sammlungseintragungen wahrscheinlicher, d​ass er s​ich auf d​er Insel Gilolo befand.[2] Wallace beschreibt d​ies wie folgt:

„Es k​am mir damals d​er Gedanke, d​ass diese Ursachen o​der deren Äquivalente a​uch im Falle d​er Tiere ständig a​m Werk s​ind und d​a Tiere s​ich sehr v​iel schneller a​ls Menschen vermehren, m​uss die jährliche Vernichtung aufgrund dieser Ursachen e​norm sein, u​m die Anzahl d​er Mitglieder j​eder Art gering z​u halten, d​a sie offensichtlich n​icht von Jahr z​u Jahr zunimmt, s​onst wäre d​ie Welt v​on denen übervölkert, d​ie sich a​m schnellsten vermehren. Unbestimmt über d​ie enorme u​nd konstante Zerstörung nachdenkend, d​ie daraus folgt, stellte s​ich mir d​ie Frage, weshalb einige sterben u​nd einige überleben. Und d​ie Antwort w​ar klar, d​ie besser geeigneten überleben. Und w​enn man d​ie beträchtliche Variation berücksichtigt, d​ie mir m​eine Erfahrung a​ls Sammler a​ls vorhanden gezeigt hatte, d​ann folgte daraus, d​ass sämtliche Veränderungen, d​ie für d​ie Anpassung d​er Arten a​n die s​ich verändernden Bedingungen erforderlich sind, d​avon hervorgebracht werden. Auf d​iese Weise könnte j​eder Teil d​es Aufbaus d​er Tiere g​enau wie erforderlich verändert werden u​nd im Prozess dieser Veränderungen würden d​ie Nichtveränderten aussterben u​nd so würden d​ie definierten u​nd klar isolierten Merkmale j​eder neuen Art erklärt werden.[25]

Vor seiner Abreise i​n den Osten, 1854, h​atte Wallace Darwin einmal k​urz getroffen.[26] Ab 1857 standen s​ie dann i​n regelmäßigem brieflichen Kontakt u​nd tauschten s​ich über i​hre Publikationen, Theorien u​nd Erkenntnisse aus. Wallace bewahrte Darwins Briefe sorgfältig auf, a​uch wenn d​ie ersten Briefe verlorengegangen sind.[27] Im ersten belegten Brief v​om 1. Mai 1857 kommentierte Darwin, d​ass sowohl Wallaces Brief v​om 10. Oktober a​ls auch s​eine Veröffentlichung On t​he Law t​hat has regulated t​he Introduction o​f New Species (Über d​as Gesetz, d​as die Einführung n​euer Arten regulierte) zeigten, d​ass beide ähnlich dachten, u​nd dass s​ie bis z​u einem gewissen Grad ähnliche Schlussfolgerungen gezogen hatten. Er fügte hinzu, d​ass er s​eine eigene Veröffentlichung z​ur Publikation i​n etwa z​wei Jahren vorbereitete.[28] Wallace traute d​er Meinung v​on Darwin u​nd schickte i​hm seine Abhandlung On t​he Tendency o​f Varieties t​o Depart Indefinitely From t​he Original Type (Über d​ie Tendenz d​er Arten, s​ich auf unbestimmte Zeit v​om ursprünglichen Typ z​u entfernen) a​m 9. März 1858, m​it der Bitte, d​iese durchzusehen u​nd an Charles Lyell weiterzuleiten, w​enn er d​er Meinung war, e​s würde s​ich lohnen.[29] Am 1. Juni 1858 erhielt Darwin d​as Manuskript v​on Wallace. Obwohl d​ie Abhandlung d​en Begriff „natürliche Selektion“ n​icht explizit verwendete, erläuterte s​ie die Mechanismen d​er evolutionären Divergenz d​er Arten aufgrund v​om Druck, d​er die Umgebung a​uf sie ausübt. In diesem Sinne w​ar sie d​er Theorie, a​n der Darwin 20 Jahre gearbeitet hatte, o​hne sie z​u veröffentlichen, s​ehr ähnlich. Darwin schickte d​as Manuskript a​n Lyell m​it einem Brief, i​n dem e​r schrieb: „Er hätte e​ine bessere Zusammenfassung n​icht machen können! Seine Begriffe stehen s​ogar bei m​ir als Kapitelüberschriften. Er schreibt nicht, d​ass ich publizieren sollte, a​ber ich w​erde natürlich sofort schreiben u​nd es irgendeinem Fachblatt anbieten“.[30][31] Darwin, d​er durch d​ie Krankheit seines kleinen Sohnes bestürzt war, übergab d​as Problem a​n Lyell u​nd Joseph Hooker. Diese beschlossen, d​ie Abhandlung i​n einer gemeinsamen Präsentation zusammen m​it anderen n​icht publizierten Schriften, d​ie Darwins Priorität hervorhoben, z​u veröffentlichen. Wallaces Abhandlung w​urde der Linnean Society o​f London a​m 1. Juli 1858 präsentiert, zusammen m​it Auszügen a​us einer Schrift, d​ie Darwin 1847 privat Hooker präsentiert h​atte und e​inem Brief a​n Asa Gray a​us dem Jahr 1857.[32]

Die Reaktion a​uf die Vorlesung w​ar stumm, während d​er Vorsitzende d​er Linnean Society i​m Mai 1859 bemerkte, d​ass es i​n dem Jahr k​eine bemerkenswerten Entdeckungen gegeben hätte.[32] Aber m​it Darwins Publikation v​on On t​he Origin o​f Species (Die Entstehung d​er Arten) später i​m Jahr 1859 w​urde ihre Bedeutung offensichtlich. Als Wallace n​ach Großbritannien zurückkehrte, t​raf er s​ich mit Darwin; d​ie beiden pflegten danach freundlichen Umgang miteinander. Über d​ie Jahre s​ind bei manchen Leuten Zweifel über d​ie Gültigkeit dieser Version aufgekommen. Anfang d​er 1980er-Jahre erschienen z​wei Bücher, e​ins von Arnold Brackman u​nd eins v​on John Langdon, i​n denen s​ogar angedeutet wird, d​ass es n​icht nur e​ine Konspiration g​egen Wallace gegeben hat, u​m ihm d​as gebührende Ansehen z​u rauben, sondern d​ass Darwin s​ogar eine Schlüsselidee v​on Wallace übernommen hat, u​m seine eigene Theorie z​u vervollständigen. Diese Behauptungen wurden v​on anderen Gelehrten untersucht, d​ie sie für n​icht überzeugend befanden.[2][33][34]

Nach d​er Veröffentlichung v​on Darwins On t​he Origin o​f Species w​urde Wallace z​u einem i​hrer überzeugtesten Verteidiger. Ein Vorfall i​m Jahr 1863 machte Darwin besondere Freude: Wallace veröffentlichte e​ine kurze Schrift Remarks o​n the Rev. S. Haughton’s Paper o​n the Bee’s Cell, And o​n the Origin o​f Species, u​m die Argumente e​ines Geologieprofessors a​n der Universität v​on Dublin vollkommen z​u vernichten, d​er Darwins Anmerkungen i​n The Origin bezüglich d​er Art, w​ie sich d​ie sechseckigen Zellen i​n Honigwaben d​urch die natürliche Selektion entwickelt hätten, kritisiert hatte.[2] Eine weitere bemerkenswerte Verteidigung v​on The Origin w​ar Creation b​y Law (Schöpfung d​urch Gesetz), e​ine Abhandlung, d​ie Wallace 1867 für The Quarterly Journal o​f Science schrieb, u​m dem Buch The Reign o​f Law (Die Herrschaft d​er Gesetze), d​as der Herzog v​on Argyle a​ls Anfechtung d​er natürlichen Selektion geschrieben hatte, z​u widersprechen.[35] Nach e​iner Versammlung d​er British Association i​m Jahr 1870 schrieb Wallace a​n Darwin u​nd klagte darüber, d​ass „keine Gegner übrig geblieben sind, d​ie irgendwas über Naturgeschichte wissen, s​o dass e​s keine d​er früheren g​uten Diskussionen m​ehr gibt.“[2]

Unterschiede zwischen den Theorien von Darwin und Wallace

Wissenschaftshistoriker h​aben angemerkt, d​ass einige Unterschiede zwischen d​en Evolutionskonzepten Darwins u​nd Wallaces bestanden, obwohl Darwin Wallaces Ideen a​ls im Wesentlichen gleich m​it den seinen betrachtete.[36] Darwin betonte d​en Konkurrenzkampf u​nter den Individuen e​iner gleichen Gattung, u​m zu überleben u​nd sich z​u vermehren, während Wallace d​en biogeographischen u​nd umfeldbedingten Druck hervorhob, d​er die Spezies zwingt, s​ich den örtlichen Gegebenheiten anzupassen.[37][38]

Andere h​aben bemerkt, e​in weiterer Unterschied bestehe darin, d​ass Wallace offensichtlich d​ie natürliche Selektion a​ls eine Art Rückkopplungsmechanismus auffasste, welches d​ie Arten i​hrer Umgebung angepasst erhielt.[39] Sie verweisen d​abei auf e​inen meistens übersehenen Absatz seiner berühmten Veröffentlichung v​on 1858:

„Die Wirkung dieses Grundsatzes i​st genau w​ie die d​es Fliehkraftreglers d​er Dampfmaschine, d​ie Abweichungen korrigiert, b​evor sie offensichtlich werden u​nd auf d​ie gleiche Art u​nd Weise k​ann kein unausgeglichener Mangel i​m Tierreich e​in auffälliges Ausmaß erreichen, w​eil es sofort Auswirkung zeigen würde, i​ndem er d​ie Existenz erschweren u​nd das Aussterben e​ine fast sichere Folge machen würde.[29]

Warnfärbung und sexuelle Selektion

Abbildung im Kapitel über die Anwendung der natürlichen Selektion auf den Menschen aus dem Buch Darwinism von 1889

1867 schrieb Darwin a​n Wallace, d​ass es i​hm schwerfiel z​u verstehen, w​arum einige Raupen auffällige Farben entwickelt hätten. Darwin w​ar zur Überzeugung gelangt, d​ass die sexuelle Selektion, e​in Phänomen, d​em Wallace n​icht die gleiche Bedeutung w​ie Darwin beimaß, v​iele auffällige Farben i​n der Tierwelt erklärte. Allerdings merkte Darwin, d​ass dies b​ei den Raupen n​icht der Fall s​ein könnte. Wallace erwiderte, e​r und Henry Bates hätten beobachtet, d​ass viele d​er spektakulärsten Schmetterlinge e​inen eigenartigen Geruch u​nd Geschmack h​aben und d​ass John Jenner Weir (1822–1894) i​hm mitgeteilt hätte, Vögel würden e​ine bestimmte Art gewöhnlicher weißer Motten aufgrund i​hres schlechten Geschmackes n​icht fressen. „Da d​ie weiße Motte i​n der Dämmerung s​o auffällig w​ie eine b​unte Raupe ist“, w​ie Wallace a​n Darwin zurückschrieb, „sei e​s wahrscheinlich, d​ass die auffällige Farbe a​ls Warnung gegenüber möglichen Raubtieren d​iene und s​ich deshalb d​urch natürliche Selektion hätte entwickeln können“. Darwin w​ar von dieser Idee beeindruckt. In e​inem nachfolgenden Treffen d​er Entomological Society b​at Wallace u​m jegliche vorhandene Nachweise z​um Thema. 1869 veröffentlichte Weir Daten a​us Versuchen u​nd Beobachtungen a​n bunten Raupen, d​ie Wallaces Vermutungen unterstützen. Warnfärbung zählte z​u den Beiträgen v​on Wallace a​uf dem Gebiet d​er Evolution d​er Tierfärbung allgemein u​nd zum Konzept d​er schützenden Färbung i​m Besonderen.[2] Dies w​ar auch Teil e​iner lebenslangen Meinungsverschiedenheit zwischen Wallace u​nd Darwin über d​ie Bedeutung d​er sexuellen Selektion. In seinem Buch Tropical Nature a​nd Other Essays (Tropische Natur u​nd andere Abhandlungen) schrieb e​r 1878 ausführlich über d​ie Färbung v​on Tieren u​nd Pflanzen u​nd schlug alternative Erklärungen z​u verschiedenen Fällen vor, d​ie Darwin d​er sexuellen Selektion zugeschrieben hatte.[2] Er schrieb e​ine ausführliche Abhandlung darüber i​n seinem Buch Darwinism v​on 1889.

Wallace-Effekt

In Darwinism verteidigte Wallace d​ie natürliche Selektion. Darin postulierte e​r die Hypothese, d​ass die natürliche Selektion d​ie reproduktive Trennung zweier Arten antreiben könne, i​ndem die Ausbildung v​on Barrieren g​egen eine Hybridisierung verstärkt wird. So würde s​ie zur Entwicklung n​euer Arten beitragen. Er w​ies auf d​as folgende Szenario hin: Nachdem z​wei Populationen e​iner Art über e​inen bestimmten Punkt hinaus divergiert sind, p​asst sich j​ede davon d​en bestimmten Umwelteinflüssen an, w​obei hybride Nachkommen weniger g​ut angepasst sind, a​ls die jeweiligen Elternarten. Zu diesem Zeitpunkt w​ird die natürliche Selektion d​azu neigen, d​ie Hybride z​u eliminieren. Darüber hinaus würde d​ie natürliche Selektion u​nter solchen Bedingungen d​ie Entwicklung v​on Hybridisierungshemmnissen fördern, d​a Individuen, d​ie hybride Paarungen vermeiden, besser geeignete Nachkommen erzeugen u​nd so z​ur reproduktiven Isolierung beider beginnenden Arten beitragen würden. Diese Hypothese w​urde als Wallace-Effekt bekannt.[2] Schon 1868 h​atte Wallace i​n Briefen a​n Darwin angedeutet, d​ass die natürliche Selektion e​ine Rolle i​n der Verhinderung d​er Hybridisierung spielen könnte, h​atte diese Idee a​ber nicht i​m Detail ausgearbeitet.[2] Noch h​eute ist s​ie Gegenstand d​er Forschung z​ur evolutionären Biologie, w​obei sowohl Computersimulationen a​ls auch empirische Ergebnisse i​hre Gültigkeit unterstützen.[40]

Anwendung der Theorie auf den Menschen

1864 veröffentlichte Wallace d​ie Abhandlung The Origin o​f Human Races a​nd the Antiquity o​f Man Deduced f​rom the Theory o​f Natural Selection (Ursprung d​er menschlichen Rassen u​nd Alter d​es Menschen, gefolgert a​us der Theorie d​er natürlichen Selektion), i​n der e​r die Theorie a​uf den Menschen bezog. Darwin h​atte sich bislang n​icht öffentlich m​it dem Thema befasst, obwohl d​ies Thomas Huxley i​n Evidence a​s to Man’s Place i​n Nature (Zeugnisse für d​ie Stellung d​es Menschen i​n der Natur) g​etan hatte. Kurz darauf w​urde Wallace Spiritualist u​nd behauptete, d​ie natürliche Selektion könne n​icht zum mathematischen, künstlerischen o​der musikalischen Genius, s​owie zu metaphysischen Gedanken, Geist u​nd Humor führen. Anschließend behauptete er, d​ass etwas i​m „unsichtbaren Universum d​es Geistes“ mindestens d​rei Mal während d​er Evolution eingegriffen hätte. Das e​rste Mal s​ei die Schöpfung v​on Leben a​us anorganischer Materie. Das zweite Mal d​ie Einführung v​on Bewusstsein b​ei höheren Tieren. Und d​as dritte Mal d​ie Bildung höherer mentaler Fähigkeiten b​eim Menschen. Er glaubte auch, d​ass der Grund für d​as Sein d​es Universums d​ie Entwicklung d​es menschlichen Geistes sei.[41]

Die Reaktion a​uf Wallaces Ideen z​u diesem Thema u​nter den führenden Naturalisten dieser Zeit w​ar unterschiedlich. Charles Lyell stimmte Wallaces Ideen e​her zu a​ls Darwins.[42][43] Viele hingegen, einschließlich Huxley, Hooker u​nd selbst Darwin, w​aren Wallace gegenüber kritisch.[2] Insbesondere Darwin w​ar bestürzt. Er argumentierte, d​ass spirituelle Anreize n​icht nötig s​eien und d​ass die sexuelle Selektion scheinbar n​icht anpassungsfähige Geistesphänomene leicht erklären könne.

Wie e​in Wissenschaftshistoriker dargelegt hat, widersprachen Wallaces Ansichten z​u diesem Thema z​wei Hauptlehren d​er aufkommenden darwinistischen Philosophie d​er Zeit, d​ie besagten, d​ass Evolution w​eder teleologisch n​och anthropozentrisch sei.[44] Während manche Historiker z​u dem Schluss gekommen sind, d​ass Wallaces Glaube, d​ie natürliche Selektion könne d​ie Entwicklung d​es Bewusstseins u​nd des menschlichen Geistes n​icht erklären, a​uf seinen Spiritualismus zurückzuführen sei, streiten andere Wallace-Experten d​ies ab. Manche behaupten, Wallace h​abe nie d​as Prinzip d​er natürlichen Selektion a​uf diese angewandt.[45][46]

Bewertung der Rolle von Wallace in der Evolutionstheorie

In vielen Beschreibungen d​er Geschichte d​er Evolution w​ird Wallace n​ur beiläufig einfach a​ls „Anreiz“ für d​ie Veröffentlichung v​on Darwins eigener Theorie erwähnt.[2] Tatsächlich entwickelte Wallace jedoch eigenständige Ansichten, d​ie sich v​on Darwins unterschieden u​nd er w​urde von vielen (vor a​llem von Darwin) a​ls einer d​er führenden Denker über Evolution seiner Zeit gehalten, dessen Ideen n​icht ignoriert werden konnten. Ein Wissenschaftshistoriker h​at angemerkt, d​ass sowohl Darwin a​ls auch Wallace Wissen p​er Briefwechsel u​nd Veröffentlichungen austauschten, wodurch s​ie sich über e​inen längeren Zeitraum gegenseitig inspirierten.[47] Wallace i​st der meistzitierte Autor i​n Darwins Descent o​f Man, o​ft in starkem Widerspruch z​u seinen eigenen Thesen.[2] Wallace b​lieb für d​en Rest seines Lebens e​in vehementer Verteidiger d​er natürlichen Selektion. Um 1880 w​ar die Evolution i​n wissenschaftlichen Kreisen a​uf breiter Ebene akzeptiert, a​ber Wallace u​nd August Weismann w​aren praktisch d​ie einzigen u​nter bekannten Biologen, d​ie glaubten, s​ie sei d​urch die natürliche Selektion getrieben.[48][49]

Spiritismus

A.R. Wallace (um 1880)

1861 schrieb Wallace a​n seinen Schwager:

„Ich bleibe e​in äußerst Ungläubiger i​n fast allem, w​as Du für heilige Wahrheiten hältst. Ich h​alte die o​ft wiederholte Schuldzuweisung, d​ass Skeptiker Beweise ausblenden, w​eil sie n​icht von d​er christlichen Moral geleitet werden, für äußerst verächtlich. Ich b​in dankbar dafür, d​ass ich v​iel Bewundernswertes i​n allen Religionen erkennen kann. Für d​ie Masse d​er Menschheit i​st Religion e​ine Art Notwendigkeit. Aber, o​b es e​inen Gott g​ibt und w​ie auch i​mmer Seine Natur sei, o​b wir e​ine unsterbliche Seele h​aben oder n​icht oder w​as auch i​mmer unser Zustand n​ach dem Tod sei, i​ch muss m​ich nicht dafür fürchten, d​ie Natur z​u studieren u​nd die Wahrheit z​u suchen, o​der daran glauben, d​ass diejenigen, d​ie gemäß e​iner Doktrin gelebt haben, d​ie ihnen i​n der Kindheit eingeflößt wurde, i​n einem zukünftigen Zustand besser d​ran sein werden u​nd die i​hnen eher e​ine Angelegenheit blinden Glaubens a​ls intelligenter Überzeugung ist.[50]

Wallace w​ar ein begeisterter Verehrer d​er Phrenologie.[2] Frühzeitig h​atte er m​it Hypnose, d​ie damals a​ls Mesmerismus bekannt war, experimentiert. In Leicester h​atte er einige seiner Studenten m​it beträchtlichem Erfolg a​ls Versuchsobjekte verwendet. Als e​r mit seinen Versuchen begann, w​urde das Thema s​ehr kontrovers diskutiert, u​nd frühe Experimentatoren w​ie John Elliotson (1791–1868) wurden v​on der medizinischen u​nd wissenschaftlichen Gemeinschaft scharf kritisiert.[51] Wallace verband s​eine Erfahrungen m​it dem Mesmerismus u​nd seine späteren Untersuchungen über d​en Spiritismus. 1893 schrieb er:

„So lernte i​ch schnell m​eine erste Lektion b​ei der Untersuchung dieser obskuren Wissensgebiete, niemals d​en Zweifeln großer Männer o​der deren Anschuldigungen o​der Unterstellung v​on Beschränktheit Bedeutung beizumessen, w​enn sie i​m Gegensatz z​ur wiederholten Beobachtung anderer offensichtlich vernünftigen u​nd ehrlichen Männer stehen. Die g​anze Geschichte d​er Wissenschaft z​eigt uns, d​ass wann i​mmer die gebildeten u​nd wissenschaftlichen Männer jeglicher Zeit d​ie Fakten anderer Forscher a priori a​ls absurd o​der unmöglich abgelehnt haben, d​ie Ablehnenden i​mmer falsch lagen.[52]

Im Sommer 1865 begann Wallace, möglicherweise d​urch Anregung seiner älteren Schwester Fanny Sims, s​ich mit Spiritismus z​u befassen.[2] Nach d​er Durchsicht d​er Literatur z​u diesem Thema u​nd Versuchen, d​ie Phänomene z​u testen, d​ie er b​ei Séancen beobachtet hatte, akzeptierte er, d​ass der Glaube m​it der natürlichen Realität verbunden war. Für d​en Rest seines Lebens b​lieb er d​avon überzeugt, d​ass mindestens einige d​er Phänomene b​ei den Séancen authentisch waren, unabhängig v​on Täuschungsvorwürfen d​urch Skeptiker o​der von Trickbeweisen. Historiker u​nd Biographen s​ind sich n​icht einig, welche Faktoren z​u seiner Aufnahme d​es Spiritismus a​m ehesten geführt haben. Ein Biograph r​egte an, d​ass der emotionale Schock, d​en er einige Monate z​uvor durch d​ie Trennung v​on seiner Verlobten erlebt hatte, i​hn empfänglicher für d​en Spiritismus gemacht hatte.[2] Andere Experten h​aben dagegen d​en Willen v​on Wallace betont, rationale u​nd wissenschaftliche Erklärungen für a​lle Phänomene z​u finden, sowohl materielle a​ls nichtmaterielle, d​er natürlichen Welt u​nd der menschlichen Gesellschaft.[53]

Spiritismus f​and vor a​llem unter vielen Gebildeten d​er viktorianischen Ära Anklang, d​ie die traditionelle religiöse Doktrin, w​ie z. B. d​ie der Church o​f England, n​icht mehr akzeptabel fanden, d​ie sich a​ber durch e​ine gänzlich materialistische u​nd mechanische Sicht d​er Welt, d​ie sich zunehmend a​us den wissenschaftlichen Erkenntnissen d​es 19. Jahrhunderts ergab, unzufrieden fühlten. Manche Experten, d​ie sich m​it Wallaces Ansichten i​m Detail auseinandergesetzt haben, betonen jedoch, d​ass für i​hn der Spiritismus e​ine Angelegenheit v​on Wissenschaft u​nd Philosophie u​nd nicht e​in religiöser Glaube war.[53] Andere prominente Intellektuellen d​es 19. Jahrhunderts, d​ie sich m​it Spiritismus befassten, w​aren der Sozialreformer Robert Owen, e​iner der frühen Vorbilder v​on Wallace, s​owie die Physiker William Crookes u​nd John William Strutt, 3. Baron Rayleigh, d​er Mathematiker Augustus De Morgan u​nd der schottische Verleger Robert Chambers.[53]

Die starke öffentliche Befürwortung d​es Spiritismus d​urch Wallace s​owie seine wiederholte Verteidigung spiritistischer Medien, d​ie in d​en 1870er Jahren w​egen Täuschung angeklagt worden waren, schadeten seiner wissenschaftlichen Reputation. Es k​am zu Spannungen i​n den früher freundlichen Beziehungen z​u Wissenschaftlern w​ie Henry Bates, Thomas Huxley u​nd Charles Darwin, d​er meinte, e​r sei z​u leichtgläubig. Andere, w​ie der Physiologe William Benjamin Carpenter u​nd der Zoologe Ray Lankester griffen Wallace öffentlich z​um Thema an. Wallace u​nd andere Wissenschaftler, d​ie den Spiritismus verteidigten, w​ie William Crookes, w​aren das Ziel harscher Kritik d​er Presse, v​or allem v​on The Lancet, e​iner führenden medizinischen Fachzeitschrift. Die Kontroverse beeinträchtigte d​ie öffentliche Wahrnehmung v​on Wallaces Arbeit für d​en Rest seiner Karriere. Als Darwin u​m Unterstützung b​ei den Naturalisten warb, u​m Wallace e​ine Rente z​u beschaffen, antwortete Joseph Hooker:

„Wallace h​at bedeutend a​n Klasse verloren, n​icht nur d​urch seinen Anhang a​n Spiritualismus, sondern a​uch weil e​r in e​iner der Bereichssitzungen d​er British Association e​ine Diskussion über Spiritismus g​egen die Meinung d​es gesamten Komitees gebracht hat. Es w​ird berichtet, d​ass er d​ies in e​iner hinterhältigen Art gemacht hat, u​nd ich erinnere m​ich gut a​n die Empörung, z​u der s​ie im Rat d​er British Association geführt hat.“

Hooker g​ab schließlich n​ach und stimmte e​iner Unterstützung d​es Rentenantrages zu.

Biogeographie und Ökologie

Wallaces Einteilung der Welt in sechs biogeographische Regionen, dargestellt auf einer Karte aus The Geographical Distribution of Animals

Wallace begann 1872, a​uf Drängen vieler seiner Kollegen einschließlich Darwin, Philip Sclater u​nd Alfred Newton, a​n einer umfangreichen Untersuchung d​er geographischen Verteilung d​er Arten z​u arbeiten. Dieses Projekt geriet jedoch b​ald ins Stocken, a​uch weil e​s in j​ener Zeit n​och keine entwickelte Taxonomie g​ab und s​ich die Klassifikationssysteme vieler Tierarten i​n ständiger Entwicklung befanden.[2] Er n​ahm die Arbeiten e​rst im Jahr 1874 wieder auf, nachdem e​ine Reihe v​on Arbeiten z​um Problem d​er Klassifikation erschienen waren.[2]

Indem e​r das v​on Sclater für Vogelarten entwickelte System, d​as die Erde i​n sechs geographische Zonen einteilte, s​o erweiterte, d​ass es a​uch Säugetiere, Reptilien u​nd Insekten beschrieb, s​chuf Wallace d​ie Basis für d​as System d​er Faunenregionen, d​as bis h​eute verwendet wird. Er besprach a​lle bekannten Einflussfaktoren, d​ie die geographische Verteilung d​er Tierarten i​n den einzelnen Regionen steuerten, a​lso etwa d​as Entstehen u​nd Vergehen v​on Landbrücken u​nd die Effekte vorübergehender Eiszeiten. Er visualisierte m​it Karten d​en Effekt v​on Faktoren w​ie der Elevation v​on Gebirgen, d​er Tiefe v​on Ozeanen, u​nd dem Charakter d​er regionalen Vegetation, d​ie die Verteilung d​er Arten beeinflussen. Dazu stellte e​r alle bekannten Artenfamilien u​nd Gattungen zusammen u​nd listete d​eren geographische Ausbreitung auf. Das s​o entstandene zweibändige Werk, The Geographical Distribution o​f Animals (Die geographische Verbreitung d​er Thiere), w​urde 1876 veröffentlicht u​nd sollte für d​ie nächsten 80 Jahre e​ines der Standardwerke d​er Biogeographie bleiben;[2] e​rst Ende 2012 w​urde eine Aktualisierung publiziert.[54][55]

Im Jahr 1880 veröffentlichte Wallace d​as Buch Island Life (dt.: Inselleben), d​ie Fortsetzung d​es zuvor erschienenen The Geographical Distribution o​f Animals, i​n dem e​r die Verteilung v​on Pflanzen- u​nd Tierarten a​uf Inseln untersuchte. Wallace unterteilte Inseln i​n verschiedene Typen: Ozean-Inseln u​nd Kontinental-Inseln. Ozean-Inseln, w​ie etwa d​ie Inseln v​on Galapagos u​nd Hawaii (damals a​ls Sandwich Islands bezeichnet), d​ie inmitten d​es Ozeans entstanden sind, u​nd nie Teil e​ines großen Kontinents waren. Solche Inseln w​aren durch d​as absolute Fehlen a​ller auf d​em Festland lebenden Säugetierarten u​nd Amphibien gekennzeichnet (mit Ausnahme v​on Wandervögeln u​nd Arten, d​ie infolge v​on menschlichen Aktivitäten angesiedelt wurden). Sie w​aren das Ergebnis zufälliger Besiedlung u​nd anschließender Evolution. Die kontinentalen Inseln teilte e​r in z​wei Gruppen ein, j​e nachdem, o​b sie s​chon seit langem v​om Festland getrennt s​ind (wie z. B. Madagaskar), o​der noch i​n jüngerer Vergangenheit Teil e​ines großen Kontinents w​aren (wie d​ie Britischen Inseln). Er untersuchte, w​ie sich dieser Unterschied a​uf die d​ort heimische Flora u​nd Fauna auswirkte. So konnte d​ie Isolation d​er Inseln d​ie Evolution beeinflussen, u​nd so z​ur Erhaltung v​on Arten führen, w​ie den Lemuren i​n Madagaskar, d​ie einst a​uch auf d​em Kontinent w​eit verbreitet waren. Ausführlich diskutierte er, w​ie Änderungen d​es Klimas, besonders Eiszeiten, d​ie Ausbreitung v​on Tier- u​nd Pflanzenarten fördern o​der verhindern. Der e​rste Teil d​es Buches beschäftigt s​ich mit möglichen Ursachen d​er großen Eiszeiten. Zur Zeit seiner Veröffentlichung w​urde Island Life a​ls wichtiges Werk rezipiert, u​nd ausführlich i​n zahlreichen Rezensionen u​nd Briefwechseln zwischen Wissenschaftlern diskutiert.[2]

Umweltprobleme

Im Rahmen seiner umfangreichen Untersuchungen z​ur Biogeographie beschrieb Wallace a​ls einer d​er Ersten a​uch den Einfluss d​es Menschen a​uf die Natur. In Tropical Nature a​nd Other Essays (1878) warnte e​r vor d​en Gefahren d​er Abholzung u​nd Erosion d​es Bodens, besonders i​n tropischen Gebieten m​it großen Niederschlagsmengen. Nachdem e​r auf d​ie komplexen Interaktionen zwischen Vegetation u​nd Klima aufmerksam geworden war, warnte er, d​ass die übermäßige Abholzung d​es tropischen Regenwaldes für d​en Kaffee-Anbau i​n Ceylon u​nd Indien d​as Klima dieser Länder ungünstig beeinflussen könnte u​nd später z​u ihrer Verarmung führen würde, w​eil die Erosion d​es Bodens d​en weiteren Anbau unmöglich machen würde.[2] In seinem Buch Island Life g​riff Wallace erneut d​as Thema d​er Abholzung a​uf und beschrieb d​en Effekt v​on Neobiota, a​lso von invasiven Arten, d​ie durch d​en Menschen i​n fragile Ökosysteme eingeschleppt werden. Über d​en Einfluss d​er europäischen Kolonisation a​uf der Insel St. Helena schreibt e​r Folgendes:

„Als St. Helena i​m Jahr 1501 erstmals entdeckt wurde, w​ar sie d​icht mit e​iner üppigen Waldvegetation bedeckt, w​obei die Bäume d​ie seewärtigen Steilhänge überragten u​nd jeden Teil d​er Oberfläche m​it einem immergrünen Mantel bedeckten. Diese einheimische Vegetation w​urde fast vollständig zerstört; u​nd obwohl e​ine Unzahl fremder Pflanzen eingeführt w​urde und s​ich mehr o​der weniger vollständig etabliert hat, i​st die Insel h​eute im allgemeinen s​o unfruchtbar u​nd unzugänglich, d​ass es manchen Menschen schwer fällt z​u glauben, d​ass sie e​inst ganz grün u​nd fruchtbar war. Die Ursache d​es Wandels lässt s​ich jedoch s​ehr leicht erklären. Der reichhaltige Boden a​us zersetztem Vulkangestein u​nd pflanzlichen Ablagerungen konnte s​ich an d​en steilen Hängen n​ur so l​ange halten, w​ie er d​urch die Vegetation, d​er er z​um großen Teil seinen Ursprung verdankt, geschützt war. Als dieser zerstört wurde, h​aben die schweren tropischen Regenfälle d​en Boden b​ald weggespült u​nd eine riesige Fläche v​on nacktem Gestein o​der sterilem Lehm hinterlassen. Diese irreparable Zerstörung w​urde in erster Linie d​urch Ziegen verursacht, d​ie 1513 v​on den Portugiesen eingeführt wurden u​nd die s​o schnell zunahmen, d​ass sie 1588 z​u Tausenden existierten. Diese Tiere s​ind die größten a​ller Feinde d​er Bäume, w​eil sie d​ie jungen Setzlinge fressen u​nd so d​ie natürliche Wiederherstellung d​es Waldes verhindern. Sie wurden jedoch d​urch die rücksichtslose Verschwendung d​es Menschen begünstigt. Die Ostindische Kompanie n​ahm 1651 d​ie Insel i​n Besitz, u​nd um d​as Jahr 1700 zeichnete s​ich ab, d​ass die Wälder schnell abnahmen u​nd etwas Schutz benötigten. Zwei d​er einheimischen Bäume, Mammut [redwood] u​nd Ebenholz [ebony], eigneten s​ich gut z​um Gerben, u​nd um Ärger z​u vermeiden, w​urde die Rinde n​ur verschwenderisch v​on den Stämmen abgestreift, während d​er Rest verfaulte. 1709 w​urde eine große Menge d​es schnell verschwindenden Ebenholzes z​um Brennen v​on Kalk für d​en Bau v​on Befestigungsanlagen verwendet![56]

Wallace's Kommentare z​ur Umweltzerstörung wurden später i​n seiner Karriere schärfer. In The World o​f Life (1911) schrieb er:

„Diese Überlegungen sollten u​ns dazu veranlassen, a​lle Werke d​er Natur, belebt o​der unbelebt, a​ls mit e​iner gewissen Heiligkeit ausgestattet z​u betrachten, d​amit sie v​on uns benutzt, a​ber nicht missbraucht u​nd niemals rücksichtslos zerstört o​der verunstaltet werden. Eine Quelle o​der einen Fluss z​u verunreinigen, e​inen Vogel o​der ein Tier z​u vernichten, sollte a​ls moralisches Vergehen u​nd als soziales Verbrechen behandelt werden; … Doch während d​es letzten Jahrhunderts, i​n dem d​ie großen Fortschritte i​n der Kenntnis d​er Natur, a​uf die w​ir so s​tolz sind, z​u verzeichnen waren, h​at es k​eine entsprechende Entwicklung e​iner Liebe o​der Ehrfurcht v​or ihren Werken gegeben; s​o dass e​s noch n​ie zuvor e​ine so weitverbreitete Verwüstung d​er Erdoberfläche d​urch die Zerstörung d​er einheimischen Vegetation u​nd damit vieler Tiere u​nd eine s​o umfassende Verunstaltung d​er Erde d​urch Mineralienabbau u​nd dadurch, d​ass der Abfall v​on Manufakturen u​nd Städten i​n unsere Bäche u​nd Flüsse geschüttet wurde, gegeben hat; u​nd dies w​urde von a​ll den größten Nationen getan, d​ie für Zivilisation u​nd Religion d​en ersten Platz beanspruchen![57]

Beteiligung an anderen wissenschaftlichen und öffentlichen Kontroversen

Flache Erde-Wette

Im Jahr 1870 b​ot ein Befürworter d​er flachen Erde namens John Hampden i​n einer Zeitschriftenanzeige jedem, d​er eine konvexe Krümmung i​n einem Gewässer w​ie einem Fluss, Kanal o​der See nachweisen konnte, e​ine Wette v​on £ 500 (entspricht e​twa £ 49.000 inflationär bereinigt, Stand 2020) an. Wallace, fasziniert v​on der Herausforderung u​nd damals k​napp bei Kasse, entwarf e​in Experiment (genannt Bedford Level Experiment), b​ei dem e​r zwei Objekte entlang e​iner ca. 10 k​m langen Kanalstrecke aufbaute. Beide Objekte befanden s​ich auf gleicher Höhe über d​em Wasser, u​nd er montierte a​uch ein Teleskop a​uf einer Brücke i​n gleicher Höhe über d​em Wasser. Beim Blick d​urch das Teleskop erschien e​in Objekt höher a​ls das andere u​nd zeigte d​ie Krümmung d​er Erde.

Der Richter für d​ie Wette, d​er Herausgeber d​es Magazins Field, erklärte Wallace z​um Sieger, a​ber Hampden weigerte sich, d​as Ergebnis z​u akzeptieren. Er verklagte Wallace u​nd startete e​ine mehrere Jahre andauernde Kampagne, i​n der e​r Briefe a​n verschiedene Publikationen u​nd Organisationen, i​n denen Wallace Mitglied war, schrieb u​nd ihn a​ls Betrüger u​nd Dieb denunzierte. Wallace gewann mehrere Verleumdungsklagen g​egen Hampden, a​ber der daraus resultierende Rechtsstreit kostete Wallace m​ehr als d​ie Höhe d​es Wetteinsatzes, u​nd die Kontroverse frustrierte i​hn jahrelang.[58]

Anti-Pockenschutzimpfungs-Kampagnen

Zu Beginn d​er 1880er Jahre beteiligte s​ich Wallace a​n der politischen Debatte u​m die Einführung d​er obligatorischen Pockenschutzimpfung i​m Vereinigten Königreich. Anfangs betrachtete e​r die Impfung v​or allem a​ls unvereinbar m​it den Persönlichkeitsrechten, d​och nach d​em Studium d​er vor a​llem von Aktivisten d​er Anti-Pockenschutzimpfungs-Kampagnen verbreiteten Statistiken zweifelte e​r an d​er Wirksamkeit d​er Impfung überhaupt. In j​ener Zeit w​ar die Keimtheorie z​ur Erklärung d​er Ausbreitung v​on Krankheiten n​och nicht w​eit verbreitet u​nd kaum anerkannt. Auch w​ar zu w​enig über d​as menschliche Immunsystem bekannt, u​m die Wirkmechanismen d​er Impfungen z​u verstehen. Während seiner Recherchen stieß Wallace a​uf einige Fälle, i​n denen Unterstützer d​er Impfprogramme fragwürdige Statistiken z​ur Argumentation verwendet hatten. Wallace, s​eit jeher misstrauisch gegenüber jedweder Autorität, k​am so z​ur Überzeugung, d​ass das verminderte Auftreten v​on Pocken n​ach Impfungen a​uf die verbesserten hygienischen Bedingungen zurückzuführen sei. Auch vermutete er, d​ass die praktizierenden Ärzte e​in Interesse a​n der Einführung d​er Impfung hätten.[2]

Besonders wiesen Wallace u​nd andere Gegner d​er Impfpflicht darauf hin, d​ass die Impfung o​ft unter unhygienischen Bedingungen durchgeführt wurde, u​nd deshalb potentiell selbst gefährlich sei.[59] 1890 l​egte Wallace s​eine Ergebnisse e​iner Untersuchungskommission (Royal Commission) vor, d​ie sich m​it der Kontroverse beschäftigte. Diese bemängelte Fehler, v​or allem bezeichnete s​ie einige d​er verwendeten Statistiken a​ls fragwürdig. In d​er medizinischen Zeitschrift The Lancet w​urde der Vorwurf erhoben, d​ass er u​nd andere Aktivisten d​er Bewegung g​egen die Impfpflicht Statistiken selektiv verwendeten, u​nd Daten ignorieren würden, d​ie ihrer Position widersprächen. Die Royal Commission schätzte d​ie Impfung a​ls wirksam e​in und empfahl d​ie Beibehaltung d​er Impfpflicht, d​och auch einige Änderungen d​er Impfmethoden, u​m die Sicherheit d​er Prozedur z​u erhöhen. Auch empfahl sie, b​ei verweigernden Patienten weniger h​arte Strafen anzuwenden. Jahre später, 1898, g​riff Wallace d​ie Ergebnisse d​er Kommission erneut i​n einem Pamphlet an; erneut folgte i​n The Lancet d​er Vorwurf, d​ass seine Argumente dieselben Fehler w​ie die ursprünglich vorgelegten Statistiken enthielten.[2]

Astrobiologie

Wallace's 1904 erschienenes Buch Man's Place in the Universe (deutsch: Der Platz des Menschen im Universum) war der erste ernsthafte Versuch eines Biologen, die die Wahrscheinlichkeit von Leben auf anderen Planeten zu bewerten. Er kam zu dem Schluss, dass die Erde der einzige Planet im Sonnensystem ist, auf dem Leben möglich ist, vor allem deshalb, weil sie der einzige ist, auf dem Wasser in der flüssigen Phase existieren kann. Umstrittener war seine Behauptung, dass es unwahrscheinlich sei, dass andere Sterne in der Galaxie Planeten mit den erforderlichen Eigenschaften haben könnten (die Existenz anderer Galaxien war zu diesem Zeitpunkt nicht bewiesen). Seine Behandlung des Mars in diesem Buch war kurz und 1907 veröffentlichte Wallace das 110 Seiten umfassende Buch Is Mars Habitable? (deutsch: Ist der Mars bewohnbar?), eine Kritik der Theorien von Percival Lowell, dass die Marskanäle von intelligenten Wesen geschaffen seien. Nach einigen Monaten der Forschung und Gesprächen mit verschiedenen Fachleuten beendete er seine Analyse des Marsklimas und der atmosphärischen Bedingungen.[2] Neben anderen Argumenten zeigt er auf, dass die spektroskopische Analyse keinerlei Zeichen von Wasserdampf in der Marsatmosphäre nachweisen konnte, dass Lowells Analyse des Marsklimas mit methodischen Fehlern behaftet sei, und die Oberflächentemperatur des Planeten signifikant überschätzte. Außerdem würde der niedrige atmosphärische Druck verhindern, dass Wasser einen flüssigen Aggregatzustand einnehmen würde, so dass ein planetenumspannendes Bewässerungssystem vollkommen unmöglich sei. Wallace war vermutlich wegen seiner anthropozentrischen philosophischen Anschauungen zu diesen Untersuchungen motiviert.[60]

Ehrungen

Die Darwin-Wallace-Medaille wurde von der Linnean Society am 50. Jubiläum der Vorlesung von Darwins und Wallaces Veröffentlichungen zur natürlichen Selektion herausgegeben.

Der Mondkrater Wallace u​nd der Marskrater Wallace s​ind nach i​hm benannt. Die Trennlinie zwischen d​en biogeographischen Gebieten Australiens u​nd Südostasiens trägt i​hm zu Ehren d​en Namen Wallace-Linie. Darüber hinaus s​ind zahlreiche Organismen n​ach ihm benannt, w​ie der Wallace-Paradiesvogel (Semioptera wallacii) u​nd die Gattung Wallacea Spruce d​er Pflanzenfamilie d​er Ochnaceae, d​ie Gattung Wallaceodendron Koord. a​us der Familie d​er Hülsenfrüchtler (Fabaceae).[62] o​der die Hechtbuntbarsch-Art Crenicichla wallacii. Vom deutschen Schriftsteller Anselm Oelze erschien 2019 d​er Roman Wallace, d​er sich s​tark an d​er tatsächlichen Biografie orientiert u​nd sein Verhältnis z​u Darwin beschreibt.[63]

Schriften (Auswahl)

Bücher

Englische Erstausgaben

  • Palm Trees of the Amazon and Their Uses. John Van Voorst, London 1853; (digitalisierte Fassung)
  • A Narrative of Travels on the Amazon and Rio Negro, With an Account of the Native Tribes, and Observations on the Climate, Geology, and Natural History of the Amazon Valley. Reeve & Co, London 1853.
  • The Malay Archipelago; The Land of the Orang-utan and the Bird of Paradise; A Narrative of Travel With Studies of Man and Nature. Macmillan & Co, London 1869, 2 Bände; digitalisierte Fassung: Band 1, Band 2
  • Contributions to the Theory of Natural Selection. A Series of Essays. Macmillan & Co, London/ New York 1870. (digitalisierte Fassung)
  • On Miracles and Modern Spiritualism. Three Essays. James Burns, London 1875.
  • The Geographical Distribution of Animals; With A Study of the Relations of Living and Extinct Faunas as Elucidating the Past Changes of the Earth’s Surface. Macmillan & Co, London 1876 – 2 Bände
  • Tropical Nature, and Other Essays. Macmillan & Co, London/ New York 1878.
  • Island Life: Or, The Phenomena and Causes of Insular Faunas and Floras, Including a Revision and Attempted Solution of the Problem of Geological Climates. Macmillan & Co, London 1880.
  • Land Nationalisation; Its Necessity and Its Aims; Being a Comparison of the System of Landlord and Tenant With That of Occupying Ownership in Their Influence on the Well-being of the People. Trübner & Co, London 1882.
  • Bad Times: An Essay on the Present Depression of Trade, Tracing It to Its Sources in Enormous Foreign Loans, Excessive War Expenditure, the Increase of Speculation and of Millionaires, and the Depopulation of the Rural Districts; With Suggested Remedies. Macmillan & Co, London/ New York 1885.
  • Darwinism; An Exposition of the Theory of Natural Selection With Some of Its Applications. Macmillan & Co, London & New York 1889; (digitalisierte Fassung)
  • Natural Selection and Tropical Nature; Essays on Descriptive and Theoretical Biology. Macmillan & Co, London/ New York 1891.
  • The Wonderful Century; Its Successes and Its Failures. Swan Sonnenschein & Co, London 1898.
  • Studies Scientific and Social. Macmillan & Co, London 1900 – 2 Bände
  • Man’s Place in the Universe; A Study of the Results of Scientific Research in Relation to the Unity or Plurality of Worlds. Chapman & Hall, London 1903.
  • My Life; A Record of Events and Opinions. Chapman & Hall, London 1905 – 2 Bände
  • Is Mars Habitable? A Critical Examination of Professor Percival Lowell’s Book „Mars and Its Canals“, With an Alternative Explanation. Macmillan & Co, London 1907. (digitalisierte Fassung)
  • The World of Life; A Manifestation of Creative Power, Directive Mind and Ultimate Purpose. Chapman & Hall, London 1910.
  • Social Environment and Moral Progress. Cassell & Co, London/ New York/ Toronto/ Melbourne 1913.
  • The Revolt of Democracy. Cassell & Co, London/ New York/ Toronto/ Melbourne 1913.

Faksimile Ausgabe:

  • On the Organic Law of Change. A Facsimile Edition and Annotated Transcription of Alfred Russel Wallace’s Species Notebook of 1855 to 1859. Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts, USA 2013.

Deutsche Erstausgaben

  • Der Malayische Archipel. Die Heimath des Orang-Utan und des Paradiesvogels. Reiseerlebnisse und Studien über Land und Leute. Autorisierte deutsche Ausgabe von Adolf Bernhard Meyer, Westermann, Braunschweig 1869 (Band 1, Band 2).
  • Der Darwinismus. Eine Darlegung der Lehre von der natürlichen Zuchtwahl und einiger ihrer Anwendungen. Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig 1891 (online).
  • Abenteuer am Amazonas und am Rio Negro. Herausgegeben von Matthias Glaubrecht. Galiani, Berlin 2014. ISBN 978-3-86971-085-3.

Zeitschriftenbeiträge

  • On the Umbrella Bird (Cephalopterus ornatus), “Ueramimbé,” L.G. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 18, London 1850, S. 206–207 (online).
  • On the Monkeys of the Amazon. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 20, London 1852, S. 107–110. (online)
  • On the Law Which Has Regulated the Introduction of New Species. In: Annals and Magazine of Natural History. 2. Serie, Band 16, London 1855, S. 184–196. (online)
  • On the Natural History of the Aru Islands. In: The Annals and Magazine of Natural History. 2. Serie, Supplement zu Band 20, London 1857, S. 473–485. (online) – ein Schlüsselwerk der Inselbiogeographie
  • On the Tendency of Varieties to Depart Indefinitely From the Original Type. In: Journal of the Proceedings of the Linnean Society: Zoology. Band 3, Nr. 9, London 1858, S. 53–62 (online, BHL)
  • On the Zoological Geography of the Malay Archipelago In: Journal of the Proceedings of the Linnean Society: Zoology. Band 4, London 1860, S. 172–184. (online) – erste Beschreibung der Wallace-Linie
  • On the Physical Geography of the Malay Archipelago In: Journal of the Royal Geographical Society. Band 33, London 1863, S. 217–234. (online)
  • Remarks on the Rev. S. Haughton’s Paper on the Bee’s Cell, And on the Origin of Species. In: Annals and Magazine of Natural History. 3. Serie, Band 12, London 1863, S. 303–309. (online)
  • The Origin of Human Races and the Antiquity of Man Deduced from the Theory of “Natural Selection”. In: Journal of the Anthropological Society of London. Band 2, 1864, S. CLVIII-CLXXXVII (doi:10.2307/3025211).
  • The Scientific Aspect of the Supernatural. In: The English Leader. Band 2, 1866.
  • English and American Flowers. In: Fortnightly Review. Band 50, London 1891, S. 525–534 und S. 796–810. (online)
  • Paper Money as a Standard of Value. In: Academy. Band 55, 1898, S. 549–550. (online)

Eine Liste a​ller veröffentlichten Artikel u​nd Aufsätze findet s​ich bei James Marchant: Alfred Russel Wallace. Letters a​nd Reminiscences. Band II, a​b S. 258. (online)

Nachweise

Literatur

  • Janet Browne: Charles Darwin: Voyaging: Volume I of a Biography. Princeton University Press, 1995, ISBN 1-84413-314-1.
  • Adrian Desmond, James Moore: Darwin. List Verlag, München/ Leipzig 1991, ISBN 3-471-77338-X.
  • Edward J. Larson: Evolution: The Remarkable History of Scientific Theory.Modern Library, 2004, ISBN 0-679-64288-9.
  • Christopher McGowan: The Dragon Seekers. Perseus Publ, Cambridge 2001, ISBN 0-7382-0282-7.
  • James Marchant: Alfred Russel Wallace. Letters and Reminiscences. Harper and Brothers Publishers, New York/ London 1916, Band 1, Band 2
  • E. B. Poulton: Alfred Russel Wallace. In: Nature. Band 92, Nr. 2299, S. 347–349, 1913, doi:10.1038/092347c0.
  • Peter Raby: Alfred Russel Wallace: A Life. Princeton University Press, 2002, ISBN 0-691-10240-6.
  • Michael Shermer: In Darwin’s Shadow: The Life and Science of Alfred Russel Wallace: A Biographical Study on the Psychology of History. Oxford University Press, New York 2002, ISBN 0-19-514830-4.
  • Ross A. Slotten: The Heretic in Darwin’s Court: The Life of Alfred Russel Wallace. Columbia University Press, New York 2004, ISBN 0-231-13010-4.
  • John van Wyhe: Dispelling the Darkness. Voyage in the Malay Archipelago and the Discovery of Evolution by Wallace and Darwin. World Scientific Publishing Company, Singapur 2013.
  • John Wilson: The Forgotten Naturalist: In Search of Alfred Russel Wallace. Australian Scholarly Publishing, Arcadia 2000, ISBN 1-875606-72-6.

Einzelnachweise

  1. Raby Bright Paradise S. 77–78.
  2. Slotten The Heretic in Darwin’s Court
  3. Shermer In Darwin’s Shadow S. 53.
  4. Wilson S. 19–20.
  5. Raby Bright Paradise S. 78.
  6. Wilson S. 36; Raby Bright Paradise S. 89, 98–99, 120–121.
  7. Raby Bright Paradise S. 89–95.
  8. Shermer In Darwin’s Shadow S. 72.
  9. Slotten S. 86.
  10. Wilson S. 42–43.
  11. Wilson S. 45.
  12. Raby Bright Paradise, S. 148.
  13. Shermer In Darwin’s Shadow S. 14.
  14. University Museum of Zoology, Cambridge | Historical significance. Museum.zoo.cam.ac.uk. 18. April 2009. Archiviert vom Original am 19. November 2010. Abgerufen am 13. März 2013.
  15. John Van Wyhe, Gerrell M. Drawhorn: 'I am Ali Wallace': The Malay Assistant of Alfred Russel Wallace. In: Journal of the Malaysian Branch of the Royal Asiatic Society. 88, 2015, S. 3–31. doi:10.1353/ras.2015.0012.
  16. Shermer S. 151–152.
  17. Shermer In Darwin’s Shadow S. 156.
  18. Alfred Wallace: Bibliography of the Published Writings of Alfred Russel Wallace (1823–1913). The Alfred Russel Wallace Page hosted by Western Kentucky University. Abgerufen am 6. Mai 2007.
  19. Shermer S. 274–78.
  20. Shermer S. 23, 279.
  21. Shermer S. 54.
  22. Larson Evolution S. 73.
  23. Desmond/Moore 1991 (dt. Ausgabe), S. 498
       Browne Charles Darwin: Voyaging S. 537–546.
  24. Wallace My Life S. 361.
  25. Wallace My Life S. 361–362.
  26. James Marchant: Alfred Russel Wallace Letters and Reminiscences Volume I, Cassell And Company, 1916. S. 105.
  27. Wallace: Letters and reminiscences 1916. S. 105.
  28. Francis Darwin: The life and letters of Charles Darwin. 1887 S. 95.
  29. Alfred Wallace: On the Tendency of Varieties to Depart Indefinitely From the Original Type. The Alfred Russel Wallace Page hosted by Western Kentucky University. Abgerufen am 22. April 2007.
  30. Slotten S. 153–154.
  31. Francis Darwin: The life and letters of Charles Darwin. 1887 S. 116.
  32. Browne: Charles Darwin: The Power of Place. S. 33–42.
  33. Michael Shermer: In Darwin’s Shadow: Excerpt. michaelshermer.com. Abgerufen am 29. April 2008.
  34. Charles Smith: Responses to Questions Frequently Asked About Wallace: Did Darwin really steal material from Wallace to complete his theory of natural selection?. The Alfred Russel Wallace Page hosted by Western Kentucky University. Abgerufen am 29. April 2008.
  35. Alfred Wallace: Creation by Law (S140: 1867). The Alfred Russel Wallace Page hosted by Western Kentucky University. Abgerufen am 23. Mai 2007.
  36. Kutschera: A comparative analysis of the Darwin-Wallace papers and the development of the concept of natural selection. In: Theory in Biosciences. 122, Nr. 4, 19. Dezember 2003, S. 343–359. doi:10.1007/s12064-003-0063-6.
  37. Larson S. 75.
  38. Bowler, Morus S. 149.
  39. Charles H. Smith: Wallace’s Unfinished Business. Complexity (publisher Wiley Periodicals, Inc.) Volume 10, No 2, 2004. Abgerufen am 11. Mai 2007.
  40. J. Ollerton: Flowering time and the Wallace Effect. In: Heredity. Band 95, S. 181–182, 2005 (doi:10.1038/sj.hdy.6800718)
  41. Wallace: Darwinism S. 477.
  42. Larson S. 100.
  43. Shermer S. 160.
  44. Shermer S. 208–209.
  45. Shermer S. 157–160.
  46. Charles H. Smith: Alfred Russel Wallace: Evolution of an Evolutionist Chapter Six. A Change of Mind?. The Alfred Russel Wallace Page hosted by Western Kentucky University. Abgerufen am 29. April 2007.
  47. Shermer S. 149.
  48. Larson S. 123.
  49. Bowler, Morus S. 154.
  50. Alfred Wallace: 1861 Letter from Wallace to Thomas Sims. The Alfred Russel Wallace Page hosted by Western Kentucky University. Abgerufen am 4. April 2007.
  51. Charles H. Smith: Alfred Russel Wallace: Evolution of an Evolutionist Chapter One. Belief and Spiritualism. The Alfred Russel Wallace Page hosted by Western Kentucky University. Abgerufen am 20. April 2007.
  52. Alfred Wallace: Notes on the Growth of Opinion as to Obscure Psychical Phenomena During the Last Fifty Years. The Alfred Russel Wallace Page hosted by Western Kentucky University. Abgerufen am 20. April 2007.
  53. Shermer S. ?
  54. Ben G. Holt u. a.: An Update of Wallace’s Zoogeographic Regions of the World. In: Science. Band 339, Nr. 6115, 2012, S. 74–78, doi:10.1126/science.1228282
  55. Julia Krohmer: Die neue Weltordnung der Tiere: Wallace-Karte nach fast 150 Jahren aktualisiert. Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen, Pressemitteilung vom 20. Dezember 2012 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de), abgerufen am 7. Juli 2019.
  56. Wallace Island Life, 2. Ausgabe, 1892, S. 294–295.
  57. Wallace World of Life S. 279.
  58. Shermer S. 258–61.
  59. Shermer S. 216.
  60. Shermer S. 294.
  61. Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002. (PDF-Datei) Royal Society of Edinburgh, abgerufen am 20. April 2020.
  62. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.
  63. Anselm Oelze: Wallace. Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-89561-132-2 (262 S.).

Weiterführende Literatur

  • Barbara G. Beddall: Wallace, Darwin and the Theory of Natural Selection. A Study in the Development of Ideas and Attitudes. In: Journal of the History of Biology. Band 1, 1968, S. 261–323.
  • Andrew Berry: Infinite Tropics. An Alfred Russel Wallace Anthology. Verso, London/ New York 2002, ISBN 1-85984-652-1.
  • Peter J. Bowler: Alfred Russel Wallace’s Concepts of Variation. In: Journal of the History of Medicine and Allied Sciences. Band 31, 1976, S. 17–29.
  • Arnold C. Brackman: A delicate Arrangement. The strange Case of Charles Darwin and Alfred Russel Wallace. Times Books, New York 1980, ISBN 0-8129-0883-X.
  • John Langdon Brooks: Just Before the Origin: Alfred Russel Wallace’s Theory of Evolution. iUniverse, 1999, ISBN 1-58348-111-7.
  • James T. Costa: Wallace, Darwin, and the Origin of Species. Harvard University Press, 2014. ISBN 978-0-674-72969-8.
  • Martin Fichman: An Elusive Victorian. The Evolution of Alfred Russel Wallace. University of Chicago Press, Chicago/London 2004, ISBN 0-226-24613-2.
  • Ulrich Kutschera: Design-Fehler in der Natur: Alfred Russel Wallace und die Gott-lose Evolution. Lit-Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-643-12133-2.
  • H. Lewis McKinney: Wallace and Natural Selection. Yale University Press, New Haven/ London 1972, ISBN 0-300-01556-9.
  • Efram Sera-Shriar: Credible Witnessing: A. R. Wallace, spiritualism and a "new branch of anthropology". In: Modern Intellectual History, Band 17, Nummer 2, 2020, S. 357–384 (doi:10.1017/S1479244318000331).
  • Tim Severin: The Spice Islands Voyage: The Quest for Alfred Wallace, the Man Who Shared Darwin’s Discovery of Evolution. Ulverscroft Large Print, 1998, ISBN 0-7867-0721-6.
  • Amabel Williams-Ellis: Darwin’s moon. A Biography of Alfred Russel Wallace. Blackie, London/ Glasgow 1966, ISBN 0-216-88398-9.
Commons: Alfred Russel Wallace – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Alfred Russel Wallace – Quellen und Volltexte
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