16. Arrondissement (Paris)
Das 16. Arrondissement (Stadtbezirk), eines von 20 Pariser Arrondissements, befindet sich auf dem rechten Seine-Ufer. Das Viertel wird gemeinhin auch Arrondissement Passy genannt, nach dem Namen der alten Gemeinde, die im Jahr 1860 nach Paris eingemeindet wurde.
Zusammen mit dem 7. Arrondissement und dem Vorort Neuilly-sur-Seine gen Westen bildet es das teuerste und wohlhabendste Residenzviertel Frankreichs.[1][2] Zudem werden die Quartiere, welche den Bois de Boulogne umgrenzen, auch mit Neuilly-Auteuil-Passy beschrieben, welches das einheitliche Viertel zwischen dem Arrondissement und dem Vorort Neuilly-sur-Seine umfasst. Im französischen Sprachgebrauch wird das 16. Arrondissement sinnbildlich auch als Begriff für (bürgerliche) Eleganz und Reichtum verwendet.[3]
Allgemeines
Es grenzt an die Gemeinden Neuilly-sur-Seine und Boulogne-Billancourt. Seinen Westteil bildet der Bois de Boulogne, der etwas mehr als die Hälfte der Fläche des Arrondissements einnimmt. Das 16° befindet sich vis-à-vis des Eiffelturms. Das Maison de Radio France, der Trocadéro, die Jardins du Trocadéro, die Rue de Passy, die Avenue Victor-Hugo, der Prinzenpark, die Rue d’Auteuil, die Avenue du Président Kennedy, der Boulevard Exelmans, die Rue Michel-Ange und die Rue Molitor sind die bekanntesten Lokalitäten im 16. Arrondissement. Es gilt als schönster Stadtteil und einer mit den höchsten Mietpreisen in Paris. Der Süden des Arrondissements ist ein Villenviertel. Das Rathaus steht in der Avenue Henri-Martin. In Passy steht auch das Musée d’art moderne de la Ville de Paris. Am südlichen Rand des Bois de Boulogne steht das Stade Roland Garros, wo jährlich das Grand-Slam-Tournier French Open stattfindet.
Im Arrondissement gibt es fünf staatliche Gymnasien: Janson de Sailly, Jean-Baptiste Say, La Fontaine, Molière und Claude Bernard. Auf dem Cimetière de Passy sind zahlreiche prominente Personen beigesetzt. Aufgrund seiner Größe ist es das einzige Arrondissement von Paris, das zwei verschiedene Postleitzahlen hat.
Die Avenues Henri-Martin und Georges-Mandel markieren die Grenze zwischen beiden Bereichen. Das 16. ist gleichmäßig in zwei Wahlkreise aufgeteilt, den 15. und 16. Wahlkreis. Sie stimmen mit der Aufteilung des Arrondissements in Süd und Nord überein und werden derzeit durch Sandrine Boëlle[4] beziehungsweise Brigitte Kuster (LR)[5] vertreten. Von 1989 bis 2008 war Pierre-Christian Taittinger, Minister und Senator a. D., Bürgermeister des Arrondissements.
Im Quartier de Chaillot an der Rue Copernic befindet sich zudem eine der ältesten Reformsynagogen Frankreichs, die 1907 gegründete Synagoge der Rue Copernic. Die Gemeinde zählt bis heute als die führende und sichtbarste Synagoge des französischen Reformjudentums. Die Synagoge wurde im Jahr 1941 bei einem Bombenangriff sowie im Jahr 1980 bei einem palästinensischen Terroranschlag zweimal in seiner Geschichte schwer beschädigt. Zu den mit der Synagoge verbundenen Persönlichkeiten zählen unter anderem Arnold Schoenberg, der sich 1933 hier zu seiner Rückkehr zum Judentum entschloss sowie auch Simone Veil.[6][7]
Bevölkerungsdichte
Im Jahr des Zensus 1999 wohnten im Arrondissement 161.773 Menschen auf 791 Hektar, das bedeutet 20.452 Einwohner/km² (Bois de Boulogne nicht mitgerechnet).
Berühmte Adressen
In Populärkultur und Gedächtnis der Stadt zählen vor allem die folgenden Straßenzüge als begehrt:
- Rue Benjamin Franklin (Georges Clemenceau)
- Rue Desbordes-Valmore (Félicien-César David, Jacques Félix Duban)
- Avenue Foch (Henry Bataille, Maria Callas, Fernandel, Octave Mirbeau u. v. a.)
- Avenue Georges-Mandel (Maria Callas, Edmond de Polignac)
- Avenue Henri-Martin (Alphonse de Lamartine, Paul Louis Weiss, Winnaretta Singer)
- Avenue Kléber (Königin Isabella II., Henri Busser)
- Rue de Longchamp (Théophile Gautier, Camille Saint-Saëns)
- Rue de Passy (Heinrich Heine, George du Maurier, Pierre-Joseph Proudhon)
- Rue de la Pompe (Brigitte Bardot, Julien Green, Jules Janin)
- Rue Raynouard (Honoré de Balzac, Pierre-Jean de Béranger, Benjamin Franklin, Alfred de Musset, Auguste Perret)
- Rue de la Tour (Rose Chéri, Jean Jaurès, Jean Richepin)
- Avenue Victor-Hugo (Victor Hugo, Lysius Salomon)
In der Rue Berton (früher Rue du Roc) lag der Hinterausgang von Balzacs Anwesen an der Rue Raynouard, über den der Schriftsteller die Flucht antrat, wenn seine Gläubiger ihm zu Leibe rückten.
Eine weitere begehrte Adresse im 16. Arrondissement war seit jeher die im alten Dorf Auteuil gelegene Verlängerung der Rue Raynouard, die Rue La Fontaine. Hier wurde unter anderem der Schriftsteller Marcel Proust geboren.
Das Haus mit der Nr. 2 in der Rue de Franqueville diente als Kulisse in dem Film Der diskrete Charme der Bourgeoisie von Luis Buñuel. Im ersten Stock direkt über der schmiedeeisernen Hauseingangstür befindet sich im Film die Privatwohnung von Botschafter Don Rafael (Fernando Rey)
Bürgermeister
- 1860–1870: Henri Pierre Édouard, baron de Bonnemains
- 1870–1871: Henri Martin
- 1871–1880: Gustave Girod
- 1880–1883: Henri Martin (Ligue des Patriotes)
- 1883–1906: Henri Marmottan
- 1906–1913: Paul Gerente
- 1913–1914: M. Faure
- 1914–1940: Pierre Bouillet
- 1940–1944: M. Dard d’Espinay
- 1944–1945: Gabriel Warluzel
- 1946–1951: Stanislas Sicé
- 1952–1963: Henri Graux
- 1963–1977: Georges Arzel
- 1983–1989: Georges Mesmin (UDF)
- 1989–2008: Pierre-Christian Taittinger (UDF-PR, DL, UMP)
- 2008–2017: Claude Goasguen (UMP/Les Républicains)
- 2017–2020: Danièle Giazzi (Les Républicains)
- seit 2020: Francis Szpiner (Les Républicains)
Sehenswürdigkeiten
Siehe auch: Liste der Monuments historiques im 16. Arrondissement (Paris)
- Cimetière de Passy
- Jardin d’Acclimatation
- Maison de Radio France
- Musée Marmottan Monet
- Palais de Chaillot
- Palais de Tokyo
- Prinzenparkstadion
- Synagoge der Rue Copernic (Synagoge der Union Libérale Israélite de France)
Grünanlagen
- Bois de Boulogne
- jardin du Ranelagh
- jardin Sainte-Périnne
- Jardins du Trocadéro
Viertel
- Quartier d'Auteuil
- Quartier de la Muette
- Quartier de la Porte-Dauphine
- Quartier de Chaillot
Literarische Bedeutung
Der Nestor-Burma-Roman Das stille Gold der alten Dame (frz. Pas de bavards à la Muette) von Léo Malet spielt im 16. Arrondissement.
Weblinks
Einzelnachweise
- Les 80 communes où se concentrent les plus hauts revenus. In: Capital.fr. 22. August 2013 (capital.fr [abgerufen am 6. Oktober 2018]).
- Dans quelles communes paie-t-on le plus l'ISF? 7. November 2017, abgerufen am 17. August 2019.
- Abel Carballiño: PARIS, les arrondissements - FRANCOFOLIES de Abel Carballiño. In: FRANCOFOLIES de Abel Carballiño. (over-blog.es [abgerufen am 6. Oktober 2018]).
- Composition de l'assemblée. 29. Mai 2020, abgerufen am 18. Februar 2021 (französisch).
- Résultats des élections législatives 2017. 18. Juli 2020, abgerufen am 18. Februar 2021 (französisch).
- HISTOIRE & MÉMOIRE. Abgerufen am 6. Oktober 2018 (französisch).
- Charlotte M. Cross, Russell A. Berman: Political and Religious Ideas in the Works of Arnold Schoenberg. Routledge, 2013, ISBN 978-1-135-65394-1 (google.ch [abgerufen am 6. Oktober 2018]).