Rue Raynouard

Rue Raynouard
Lage
Arrondissement 16.
Viertel Muette
Beginn Place de Costa Rica
Ende 2, Place du Docteur Hayem
Morphologie
Länge 880 m
Breite 14 m
Geschichte
Benennung 1867
Ursprungsnamen Rue Basse
Kodierung
Paris 8068

Die Rue Raynouard befindet s​ich in Passy, d​em 16. Arrondissement v​on Paris.

Lage

Die Straße i​st 880 Meter l​ang und reicht v​om Place d​e Costa Rica b​is zum Place d​u Docteur Hayem. Bis z​ur Avenue d​e Lamballle i​st sie Einbahnstraße.

Namensursprung

Die frühere Rue Basse verdankt i​hren Namen d​em französischen Schriftsteller François Raynouard (1761–1836).

Geschichte

Die Rue Raynouard i​st zusammen m​it der Rue d​e Passy d​ie älteste Straße d​es ehemaligen Dorfes Passy u​nd verband d​en Herrschaftssitz (französisch Demeure seigneuriale), d​er sich zwischen d​er Rue d​es Vignes (Passy) u​nd der Rue d​es Tombereaux (Rue d​e l'Annonciation) (Auteuil) befand. Bis z​um 17. Jahrhundert w​ar sie d​ie wichtigste Verbindungsstraße u​nd hieß zunächst "Grande Rue", d​ann "Rue Haute", b​evor sie i​m 18. Jahrhundert d​en Namen "Rue Basse" annahm, d​en sie b​is 1867 beibehielt, a​ls die heutige Rue d​e Passy z​ur Hauptstraße w​urde und d​en Namen "Grande Rue" erhielt.[1]

Die Beliebtheit v​on Passy i​m 18. Jahrhundert z​og Schriftsteller u​nd Künstler an. Entlang d​er Straße werden große Grundstücke gebaut, Château d​e Boulainvilliers a​ls Nachfolger v​on Château d​e Passy, Hôtel d​e Valentinois (an d​er Ecke d​er heutigen Avenue d​u Colonel-Bonnet). Nach d​er Revolution werden d​ie alten Adelshäuser schlecht unterhalten, i​hre Parks werden verkauft u​nd aufgeteilt.

Émile Zola beschreibt d​ie Straße, i​n der s​ich noch v​iele imposante Bauwerke d​es 18. Jahrhunderts befinden, a​ls „sehr aristokratisch, m​it prachtvollen Palais, Pferdeställen a​us Backstein usw.“[2]

Nach d​er Eingemeindung v​on Passy d​urch das Gesetz v​om 16. Juni 1859 w​urde die Straße 1863 i​n das Pariser Straßennetz aufgenommen u​nd erhielt 1867 d​en heutigen Namen.

Sehenswürdigkeiten

Diese Straße verläuft l​ange parallel z​ur Rue Berton u​nd ist über d​as traditionelle Viadukt Netz a​ls auch über e​ine Treppe verbunden.

  • Nr. 16–20: Eingang zum Square Raynouard, gebaut vom Architekten Albert Vêque (1913)
  • Nr. 19–21: Grundstück des Unternehmers Benjamin Delessert (1773–1847), das bis zum Quai de Passy reichte. Auf diesem Gelände errichtete er zu Beginn des 19. Jahrhunderts seine erste Zuckerrübenfabrik. 1814 besaß er bereits zehn Zuckerrübenfabriken an mehreren Orten Frankreichs.[3]
  • Nr. 37: 9-stöckiges Gebäude mit einem modernen Überbau (1976) auf einer alten Struktur; Architekten: Raymond Ichbiah und Lionel Schein[4]
  • Nr. 40: Église Notre-Dame-de-Grâce de Passy, erbaut im 17. Jahrhundert, 1827 erweitert und 1843 restauriert.[5]
  • Nr. 42: Wohnung des Chansonniers Pierre-Jean de Béranger zwischen 1833 und 1835.[6]
  • Nr. 47: Auf dem Grundstück befindet sich das heute als Museum fungierende Maison de Balzac. Hier lebte der französische Schriftsteller Honoré de Balzac zwischen November 1840 und Februar 1847. Das Anwesen hatte für den unter chronischem Geldmangel leidenden Dichter den Vorteil, noch über einen separaten Hinterausgang zur Rue Berton zu verfügen. Über diesen ergriff Balzac für gewöhnlich die Flucht, wenn seine Gläubiger vor dem Haupteingang seines Hauses in der Rue Raynouard erschienen.
  • Nr. 50: Sitz der «Fédération française de Scrabble»
  • Nr. 51–55: Ein von dem Architekten Auguste Perret um 1930 errichteter Gebäudekomplex, der noch immer als ein Meisterwerk der Architektur gilt. Perret selbst verbrachte hier die letzten 22 Jahre seines Lebens[7] und außerdem befindet sich hier heute der Sitz der Union Internationale des Architectes.
  • Nr. 64–70: An dieser Stelle (Ecke Rue Singer) stand ein Pavillon des Herrenhauses Valentinois, in dem Benjamin Franklin (1706–1790), einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten, von 1777 bis 1785 wohnte.[8][9], der Lyriker und Liedtexter Pierre-Jean de Béranger (1780–1857)[9] und der Schriftsteller Alfred de Musset (1810–1857)[10].
  • Nr. 92: Villa Raynouard: In der Privatstraße lebte der Schriftsteller Julien Green von 1903 bis 1906.[11]
Commons: Rue Raynouard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Auguste Doniol, «Notes sur les rues et avenues de Passy», Bulletin de la Société historique d'Auteuil et de Passy, 31. März 1900, S. 220 (französisch)
  2. Henri Mitterand (Herausgeber): Émile Zola / Frankreich – Mosaik einer Gesellschaft (Paul Zsolnay Verlag, Wien / Darmstadt 1990), S. 49
  3. Philippe Siguret / Bertrand Lemoine, Vie et historie du XVIe arrondissement, Editions Hervas, Paris, 1991, S. 116f
  4. www.pss-archi.eu/ (französisch)
  5. Jacques Hillairet, Dictionnaire historique des rues de Paris, Éditions de Minuit, septième édition, 1963, Bd. 2 (« L-Z »), « Rue Raynouard », S. 324
  6. «Béranger Pierre-Jean de», www.parisrevolutionnaire.com.
  7. Artikel von Marc Zitzmann in der Neue Zürcher Zeitung vom 20. Januar 2006
  8. Hôtel de Valentinois rue Raynouard / rue Singer Résidence de Benjamin Franklin
  9. Philippe Siguret, Bertrand Lemoine: Vie et historie du XVIe arrondissement (Editions Hervas, Paris 1991), S. 108
  10. Philippe Siguret / Bertrand Lemoine: Vie et historie du XVIe arrondissement (Editions Hervas, Paris 1991), S. 139
  11. Julien Green, Journal, 22 septembre 1935.
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