Żytelkowo

Żytelkowo (deutsch Siedkow) i​st ein Dorf m​it ca. 200 Einwohnern i​n Polen u​nd gehört z​ur Landgemeinde Białogard (Belgard) i​m Powiat Białogardzki i​n der Woiwodschaft Westpommern. Es l​iegt sechs Kilometer südöstlich d​er Kreisstadt a​n der Liśnica (Leitznitz).

Żytelkowo
?
Żytelkowo (Polen)
Żytelkowo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Białogard
Gmina: Białogard
Geographische Lage: 53° 59′ N, 16° 4′ O
Einwohner: 200
Postleitzahl: 78-200
Telefonvorwahl: (+48) 94
Kfz-Kennzeichen: ZBI
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Białogard-Klępino Białogardzkie-Bukówko
Eisenbahn: Kołobrzeg-Szczecinek, Bahnstation: Moczyłki
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów



Geschichte

Gut Siedkow um 1860, Sammlung Alexander Duncker
Foto des ehemaligen Rittergutes Siedkow der Familie von Kleist von 2010
Alte Feldsteinkirche von Żytelkowo vormals Siedkow

Siedkow (ehemals a​uch Sitkow) i​st ein a​ltes Lehn-Rittergut d​erer von Kleist u​nd ein a​ltes Pfarrdorf. In d​er Zeit, a​ls Bischof Otto v​on Bamberg (1060–1139) a​uf seiner zweiten Missionsreise d​urch Pommern a​uch Belgard besucht hat, s​oll in Siedkow e​ine Kirche errichtet worden sein.

Mitte d​es 19. Jahrhunderts wurden i​n Siedkow 263 Einwohner, 31 Wohnhäuser, 23 Wirtschaftsgebäude u​nd eine Wassermühle a​n der Leitznitz gezählt (letztere bestand b​is 1945). Bahnstation w​ar der Bahnhof i​n Belgard a​n der Reichsbahnstrecke Nr. 111 BerlinStettinKöslinDanzigKönigsberg u. a.

Im Jahr 1939 w​aren 277 Einwohner ansässig. Letzter deutscher Bürgermeister w​ar Willi Treichel.

Am 5. März 1945 besetzten sowjetische Truppen d​as Dorf. Der letzte Gutsbesitzer, Gustav Drevs senior, w​urde erschossen. Die Männer d​es Ortes wurden a​m 17. März 1945 a​us Siedkow über Klempin (heute polnisch Klępino Białogardzkie) n​ach Osten verschleppt. In d​er Folge d​es Krieges k​am Siedkow z​u Polen u​nd ist h​eute Ortsteil d​er Landgemeinde Białogard.

Kirchspiel Siedkow

Das evangelische Kirchspiel Siedkow mit der Filialgemeinde Pumlow und der Kapelle in Klein Dubberow gehörte bis 1945 zum Kirchenkreis Belgard in der Kirchenprovinz Pommern der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union. Eingepfarrt waren die Dörfer (Darkow), (Klempin) sowie Klein und Groß Dubberow (seit 1928 zur Landgemeinde Dubberow (Dobrowo) zusammengelegt). Das Kirchenpatronat übten die Rittergutsbesitzer von Kleist (Dubberow) aus, zuletzt Hermann-Konrad von Kleist. Im Jahr 1940 zählte das Kirchspiel 2151 Gemeindeglieder.

Seit 1945 l​eben in Żytelkowo überwiegend katholische Kirchenglieder. Heute h​at der Ort d​en Pfarrsitz zugunsten v​on Dobrowo (Klein Dubberow) eingebüßt u​nd ist n​un – w​ie auch Bukówko ((Neu) Buckow) – Filialgemeinde i​n der Pfarrei Dobrowo. Sie l​iegt im Dekanat Białogard (Belgard) i​m Bistum Köslin-Kolberg d​er Katholischen Kirche i​n Polen.

Evangelische Christen, d​ie heute i​m Gebiet d​es ehemaligen Kirchspiels Siedkow wohnen, gehören z​ur Diecezja Pomorsko-Wielkopolska (Diözese Pommern-Großpolen) m​it Sitz i​n Sopot (Zoppot) d​er Evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnisses i​n Polen (Kościoł Ewangelicko-Augsburski (Luterański) w Polsce). Der zuständige Pfarrer w​ohnt in Koszalin (Köslin) u​nd hält d​ie Gottesdienste i​n Białogard, i​n regelmäßigen Abständen a​uch in deutscher Sprache.

Kirchen

  • Siedkow: Die Feldsteinkirche stammt in ihren ältesten Teilen aus dem Jahre 1128. Eine Inschrift nennt das Baujahr 1569. Der Turmaufsatz ist aus Holz, mit einem kleinen Zeltdach versehen, das nach 1945 niedriger gesetzt werden musste. In dem Turmaufsatz befindet sich eine 1756 umgegossene Glocke mit der Inschrift „GOSS MICH JOHANN MEYER IN COLBERG – REFUSA 1756 PAST. ISAACO MUSAEO“.[1]
  • Pumlow: Die auf einem Hügel gelegene turmlose Fachwerkkirche geht auf das Jahr 1411 zurück. Sie ist oftmals neu gestaltet worden. Im Innern stand ein holzgeschnitzter Altar und eine alte Kanzel aus Eichenholz. 1934 fand eine massive Erneuerung der Giebelfront statt.
  • Dubberow: Die Kapelle in Klein Dubberow ließ 1792/1793 die Gutsbesitzerfamilie von Kleist erbauen, deren ansehnliches Schloss den Mittelpunkt des Ortes bildete. In dieser Kapelle wurde 1890 Ewald von Kleist getauft, der spätere Gutsbesitzer in Schmenzin (Smęcino), Mitglied der pommerschen Kirchenprovinzialsynode und scharfer Gegner des Nationalsozialismus: wegen seiner Beteiligung am Attentat des 20. Juli 1944 wurde er zum Tode verurteilt und am 9. April 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Pfarrer von der Reformation 1545 bis 1945

  1. Eggert von Wolde
  2. Anton Voß, bis 1556
  3. Georg Moltzahn, 1556–1583
  4. Johann Moltzahn (Sohn von 3.), 1583–1599
  5. Richard Moltzahn (Sohn von 4.), wohl ab 1600
  6. Christian Alexandri, 1614–1672
  7. Christian Braunschweig, 1674–1718 (?)
  8. Isaak Musäus, 1719–1762
  9. Isaak Musäus (Sohn von 8.), 1763–1768
  10. Wilhelm Gottfried Frankenfeld, 1769–1818
  11. Heinrich Ferdinand Edelbüttel, 1818–1832
  12. Christian Gottlieb Enghardt, 1833–1863
  13. Johann Hermann August Karow, 1863–1883
  14. Albrecht Heinrich Moritz Lindow, 1883–1900
  15. Johannes Franz Leberecht Reetz, 1900–1906
  16. Johannes Rathke, 1909–1913
  17. Johannes Scheel, 1913–1925
  18. Karl Buth, 1926–1930
  19. Johannes Röhrig, 1931–1945 (während seines Militärseinsatzes übernahm der Lehrer Julius Radtke die Amtsgeschäfte)

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

  • Bruno von Natzmer (1831–1867), preußischer Söldnerführer und Generalinspekteur der nicaraguanischen Armee

Mit dem Ort verbunden

  • Gustav Drevs junior (1907–1988), lebte als Sohn des Gutsbesitzers in Siedkow und wurde nach der Vertreibung Politiker in Schleswig-Holstein

Literatur

  • Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich auf Grund der Volkszählung 1939. hrsg. vom Statistischen Reichsamt, Berlin, 2. Auflage, 1941.
  • Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. 2. Teil: Der Regierungsbezirk Köslin. bearb. von Ernst Müller, Stettin 1912.
  • Hans Glaeser-Swantow: Das evangelische Pommern. 2. Teil: Behörden, Kirchen, Pfarrstellen, Geistliche, Anstalten und Vereine. Stettin 1940.
  • Johannes Hinz: Pommern. Lexikon. ...für alle, die Pommern lieben. Würzburg 2001, ISBN 3-88189-394-6.
  • Der Kreis Belgard. Aus der Geschichte eines pommerschen Heimatkreises. Hrsg. Heimatkreis Belgard-Schivelbein, Celle 1989.
Commons: Żytelkowo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Pommersche Zeitung. Nr. 44/2010, S. 7.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.