Zapfendorf

Zapfendorf ist ein Markt am nördlichen Rand des oberfränkischen Landkreises Bamberg.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Bayern
Regierungsbezirk: Oberfranken
Landkreis: Bamberg
Höhe: 248 m ü. NHN
Fläche: 30,54 km2
Einwohner: 5010 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 164 Einwohner je km2
Postleitzahl: 96199
Vorwahl: 09547
Kfz-Kennzeichen: BA
Gemeindeschlüssel: 09 4 71 214
Marktgliederung: 10 Gemeindeteile
Adresse der
Marktverwaltung:
Herrngasse 1
96199 Zapfendorf
Website: www.zapfendorf.de
Erster Bürgermeister: Michael Senger (WG Sassendorf)
Lage des Marktes Zapfendorf im Landkreis Bamberg
Karte
Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Markt

Geografie

Geografische Lage

Durch die Lage an einem Transportweg entlang des Mains von Osten nach Westen sowie von Thüringen nach Bayern war Zapfendorf im Maintal stets Durchgangsstation. Auf dem Main transportierten Flößer Holz aus dem Frankenwald zum Rhein und bis nach Rotterdam.

Nachbargemeinden

Nachbargemeinden sind (von Norden beginnend im Uhrzeigersinn): Ebensfeld (Landkreis Lichtenfels), Scheßlitz, Breitengüßbach und Rattelsdorf.

Gemeindegliederung

Zapfendorf hat zehn Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]

Geschichte

Bis zur Gemeindegründung

Der Ort war bereits in der Frühgeschichte besiedelt, wie Funde aus der Bronzezeit belegen. Zapfendorf wurde 904 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Name geht zurück auf Zapfo (Dorf des Zapf) und bezieht sich also wohl auf einen zapfenden Wirt. Ursprüngliche Herren waren die Meranier, ihnen folgten die Truhendinger. Diese verkauften den Ort 1390 an das Hochstift Bamberg, das ab 1500 im Fränkischen Reichskreis lag. Seit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 gehört der Ort wie weite Teile Frankens zu Bayern (Siehe auch Geschichte Frankens).[4]

Zweiter Weltkrieg

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs fand am 1. April 1945, gegen 7:50 Uhr, ein Luftangriff auf den Bahnhof Zapfendorf statt. Dort war zu diesem Zeitpunkt ein Güterzug zum Halten gekommen, der auch explosionsfähiges Material geladen hatte.[5] Um was es sich handelte ist nicht überliefert.[Anm. 1] Der Zug wurde bei dem Angriff getroffen, geriet in Brand und explodierte in zwei aufeinander folgenden Detonationen.[6] Sie hinterließen zwei eng beieinander liegende Explosionskrater, die eine Fläche von 68 m × 18 m einnahmen und bis zu 4,50 m tief waren.[7] 23 Menschen starben. Durch die herumfliegenden, teils brennenden Teile wurde Zapfendorf weitgehend zerstört.[8]

Anlässlich des Ausbaus der Bahnstrecke Bamberg–Lichtenfels im Zuge des Anschlusses der Schnellfahrstrecke Nürnberg–Erfurt in Richtung München wurden die archäologischen Reste der Katastrophe 2015/2016 dokumentiert. Dabei wurden 30 Tonnen Stahlschrott geborgen, Überreste von mindestens sieben zerstörten Güterwagen (Radsätze, Puffer und Kupplungen) und deren Ladung, darunter unterschiedlichste Waffen und Munition.[9] Eine reguläre Ausgrabung unterblieb wegen der Gefahr, die von noch nicht explodiertem Sprengstoff ausging.[10]

Nach dem Zweiten Weltkrieg

1955 wurde Zapfendorf die Bezeichnung Markt verliehen.

Bis zum 30. Juni 1972 gehörte Zapfendorf zum aufgelösten Landkreis Staffelstein, ehe es zum Landkreis Bamberg kam. Heute ist es in der Region Oberfranken-West als Kleinzentrum eingestuft.

Eingemeindungen

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. Juli 1972 die Gemeinden Kirchschletten, Lauf, Oberleiterbach, Oberoberndorf und Sassendorf[11] und am 1. Januar 1978 Unterleiterbach eingegliedert.[12]

Einwohnerentwicklung

Im Zeitraum von 1988 bis 2018 wuchs der Markt von 4046 auf 5002 um 956 Einwohner bzw. um 23,6 %.

Einwohnerzahlen mit Erstwohnsitz, Stand: 31. Dezember:[13][14]

Gemeindeteil199519992005200720082009201020112012201320182020
Zapfendorf 27222698284802795027992810279527872802279528432847
Kirchschletten 11011611812111811111912211811111297
Lauf 729664693718687692678690679685714700
Oberleiterbach 260264265265262264267267270273274280
Oberoberndorf 798597949588918888837782
Reuthlos 8410093969996889591889597
Roth 646665676567676765626366
Sassendorf 209215265265270269259263265266272271
Unterleiterbach 596635636625619628608611606590562575
Weihersmühle 77
Babenberg 1310
Gesamt 485348435080504650145025497249905004497050125015

Religion

Laut Zensus am 9. Mai 2011 sind 78,6 % der Einwohner römisch-katholisch und 12,0 % evangelisch-lutherisch. 9,4 % haben eine andere Religion oder sind konfessionslos.

Politik

Bürgermeister

Erster Bürgermeister ist seit 1. Mai 2020 Michael Senger (Wählergemeinschaft Sassendorf), der sich gegen den seit Juni 2015 amtierenden Volker Dittrich (Alternative für Zapfendorf/CSU) und einen weiteren Mitbewerber im ersten Wahlgang mit 51,05 % der Stimmen durchsetzte. Dittrich hatte die Stichwahl 2015 mit 54,74 % der Stimmen gegen Klaus Lachmann (Zapfendorfer Gemeinschaft) gewonnen. Vom 1. Mai 2014 bis 12. März 2015 war Matthias Schneiderbanger (CSU) Bürgermeister. Anfang Dezember 2014 wurde er in Haft genommen. Es wurde ihm vorgeworfen, knapp 280.000 Euro aus der Gemeindekasse veruntreut zu haben.[15] Ende Januar 2015 wurde Schneiderbanger vorläufig seines Amtes als Bürgermeister enthoben.[16] Am 12. März 2015 wurde der Rücktritt von Schneiderbanger vom Gemeinderat bestätigt.[17] Im Mai 2015 wurde er zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Sein Vorgänger war von 1978 bis 2014 Josef Martin (CSU/Vereintes Umland).

Liste der Bürgermeister seit 1906:

BürgermeisterAmtszeit
Josef Berbig 1906–1912
Georg Fritz 1912–1915
Johann Jüngling 1915–1918
Heinrich Kistner 1918–1922
Johann Helmreich 1922–1944
Otto Kuhn 1945
Willi Köhler 1945–1948
Josef Helmreich 1948–1978
Josef Martin (CSU/VU) 1978–2014
Matthias Schneiderbanger (CSU) 2014–2015
Volker Dittrich (AfZ/CSU[18]) 2015–2020
Michael Senger[19]

(Wählergemeinschaft Sassendorf)

seit 2020

Marktgemeinderat

Die Kommunalwahlen seit 2002 führten zu folgenden Sitzverteilungen im Marktgemeinderat:

Partei / ListeWahl 2020Wahl 2014Wahl 2008Wahl 2002
CSU6 Sitze7 Sitze7 Sitze7 Sitze
Grüne/Soziales Zapfendorf2 Sitze
SPD2 Sitze3 Sitze3 Sitze
Zukunft Zapfendorf4 Sitze
Vereintes Umland2 Sitze2 Sitze6 Sitze5 Sitze
Wählergemeinschaft Sassendorf2 Sitze2 Sitze2 Sitze1 Sitz
Aktive Bürgerliste Unterleiterbach2 Sitze2 Sitzen.a.n.a.
Wählergemeinschaft Oberleiterbach1 Sitz2 Sitze2 Sitzen.a
Bürgervertretung Lauf1 Sitz2 Sitzen.a.n.a.
Freie Wähler1 Sitzn.a.n.a.
Gesamt20202016

Wappen

Blasonierung:Geteilt von Rot und Gold; oben zwei wachsende, schräg gekreuzte goldene Gewandnadeln, unten ein wachsender rotbewehrter, mit einer silbernen Schrägleiste überdeckter schwarzer Löwe.“[20]

Ansässige Unternehmen

  • Werk IV der Bayerische Milchindustrie eGmbH (BMI), die hier seit ihrer Gründung 1952 überschüssige Magermilchmengen verarbeitet.
  • Firma Nestmann mit über 50 Mitarbeitern, die homöopathische Arzneimittel herstellen.
  • Ein Holzkraftwerk der Veolia Umweltservice, Tochter der französischen Veolia-Gruppe, das jährlich bis zu 65.000 Tonnen Altholz, vor allem hoch mit Schadstoffen belastetes, zur Energiegewinnung verbrennt.
  • Betonwerk Schneider, gegründet 1862
  • Porzner Steine und Erden (Kieswerk), gegründet 1882

Ehemalige Brauereien

Im Marktgemeindegebiet besteht keine Brauerei mehr. Die Brauerei Hennemann im Ortsteil Unterleiterbach schloss 2007, die Brauerei Drei Kronen in Zapfendorf im Jahre 2003. In Unterleiterbach gab es bis Mitte der 1990er Jahre mit der Brauerei Mahkorn noch eine zweite Brauerei.

Sehenswürdigkeiten

Verkehr

Zapfendorf hat seit dem Bahnstreckenausbau nur noch einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Bamberg–Hof. Der Ort liegt westlich der Bundesautobahn 73 (Nürnberg-Suhl) und hat eine eigene Anschlussstelle. Durch Zapfendorf verläuft der Fränkische Marienweg.

Vereine

Alle Gemeindeteile außer Weihersmühle und Babenberg haben Freiwillige Feuerwehren.

Musikverein Zapfendorf

Zwar gehen die Ursprünge des Musikvereins Zapfendorf bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, die offizielle Gründung fand jedoch erst im Jahr 1977 statt. Seit 2012 ist Daniel Dippold der Dirigent. Im Jahr 1997 erhielt der Verein die Pro Musica-Plakette für 100-jährige musikalische Tradition und im Jahr 2014 traten die Musiker zum ersten Mal als Höchststufenorchester zum Wertungsspiel an. Der Musikverein ist neben seinen Konzerten auch bei regionalen Festen und Kreismusikfesten, Festzügen, kirchlichen Veranstaltungen und Wertungsspielen zu hören.

Söhne und Töchter des Marktes

Literatur

Commons: Zapfendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Aufgrund der Heftigkeit der Explosion wurde vermutet, dass Teil der Ladung ein oder zwei V2-Raketen waren.

Einzelnachweise

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Zapfendorf in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 26. März 2021.
  3. Gemeinde Zapfendorf, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 3. Dezember 2021.
  4. Johannes Neumann: Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803: Voraussetzungen und Folgen (PDF; 179 kB)
  5. Pargmann, S. 20.
  6. Pargmann, S. 20.
  7. Pargmann, S. 21.
  8. Pargmann, S. 20.
  9. Pargmann, S. 21f.
  10. Pargmann, S. 20.
  11. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 575 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 672.
  13. Einwohnerzahlen
  14. bayerische-landesbibliothek-online.de
  15. Bürgermeister von Zapfendorf gesteht Veruntreuungen. In: nordbayern.de. 4. Dezember 2014, abgerufen am 30. Dezember 2019.
  16. nordbayern.de
  17. Bayerischer Rundfunk: Untreue-Vorwürfe: Zapfendorfer Bürgermeister zurückgetreten (Memento vom 28. Februar 2015 im Internet Archive)
  18. Bürgermeister Volker Dittrich erklärt seinen Eintritt in CSU. In: inFranken.de. (infranken.de [abgerufen am 9. August 2017]).
  19. Kommunalwahlen 2020 im Markt Zapfendorf - Übersicht. Abgerufen am 26. März 2020.
  20. Eintrag zum Wappen von Zapfendorf in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
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