Zanele Muholi
Zanele Muholi (* 19. Juli 1972 in Umlazi, Südafrika) ist eine südafrikanische fotografisch tätige Person, die aktiv für die Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft eintritt. Muholi ist nicht-binär und verwendet im Englischen die Pronomen they/them[1].
Leben
Muholi ist das jüngste von fünf Geschwistern und schloss 2003 die Ausbildung in der Fotografie beim Market Photo Workshop im Market Theatre in Johannesburg ab. 2004 hatte Muholi die erste Einzelausstellung in Johannesburg. Das Studium an der Ryerson University im kanadischen Toronto schloss Muholi 2009 mit dem akademischen Grad Master of Fine Arts in der Sparte Dokumentation ab. Das Thema der Abschlussarbeit war Visuelle Geschichte der schwarzen, lesbischen Identität und die Politik im Südafrika nach dem Ende der Apartheid.
Werdegang
Muholi arbeitete fotografisch und journalistisch für das Online-Magazin Behind the Mask für die afrikanischen Themen der LGBTQ+ (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans, Queer). 2002 war Muholi unter den Mitbegründern des Forum for the Empowerment of Women (FEW), einer Organisation schwarzer Lesben, die sichere Plätze für Treffen und die Arbeit von lesbischen Personen einrichtet. In verschiedenen Projekten erforschte und dokumentierte Muholi kriminelle Akte gegen lesbische Personen wie „korrigierende Vergewaltigungen“ (corrective rape) oder tätliche Übergriffe, um dadurch die Öffentlichkeit auf diese Probleme aufmerksam zu machen.
Die Mehrzahl von Muholis Arbeiten und Ausstellungen, sowohl in Südafrika als auch international, dienen den gleichen Zielen, wobei Muholi besonders die Homosexualität unter schwarzen Menschen darstellt. 2009 weigerte sich die südafrikanische Ministerin für Kunst und Kultur, Lulu Xingwana, eine Ausstellung mit Fotos vom Muholi zu eröffnen. Die Bilder seien unmoralisch, beleidigend und dienten nicht der Bildung einer geeinten Nation. Im Jahr 2012 wurden bei einem Einbruchdiebstahl versteckt gelagerte Festplatten mit wichtigen Teilen Muholis Arbeit zusammen mit weiteren Arbeitsgeräten aus Muholis Wohnung entwendet.[2]
Im Oktober 2013 wurde Zanele Muholi mit den Aufgaben eines Honorarprofessors der Hochschule für Künste Bremen ernannt.[3] 2015 war Muholi für den Deutsche Börse Photography Foundation Prize nominiert.[4] 2019 waren Muholis Arbeiten Teil der von Ralph Rugoff kuratierten 58. Biennale von Venedig.[5]
Auszeichnungen und Ehrungen
- 2005: Tollman Award for the Visual Arts
- 2006: Fellowship for Visual Arts der BHP Billiton / Witwatersrand-Universität
- 2009: Thami Mnyele Residency Amsterdam, Niederlande
- 2009: Ida & Ely Rubin Residency des Massachusetts Institute of Technology (MIT), Cambridge (Massachusetts), USA
- 2013: Ernennung zur Honorarprofessorin der Hochschule für Künste Bremen
- 2013: Prinz-Claus-Preis
- 2020: Spectrum – Internationaler Preis für Fotografie[6]
Ausstellungen
- Einzelausstellungen
- 2004: Visual Sexuality as Part of Urban Life. Market Photo Workshop exhibition. Johannesburg Art Gallery, Johannesburg, Südafrika.
- 2006: Slide Show. Kunsthalle Wien project space, Wien, Österreich
- 2006: Only Half the Picture. Gallery Michael Stevenson, Kapstadt, Südafrika; danach: Market Photo Workshop, Johannesburg und Galerie 32-34, Amsterdam
- 2007: Being. Gallery Michael Stevenson, Kapstadt, Südafrika
- 2009: Like a Virgin. Centre for Contemporary Art (CCA), Lagos, Nigeria
- 2009: Faces and Phases. Gallery Brodie/Stevenson, Johannesburg
- 2010: Indawo Yami. Gallery Michael Stevenson, Kapstadt
- 2011/2012: Fragments of a New Story. Casa África, Granada, Spanien
- 2014: Zanele Muholi. Fotografien. Schwules Museum, Berlin[7]
- 2017: Zanele Muholi. Stedelijk Museum, Amsterdam, Niederlande[8]
- 2021/2022: Zanele Muholi. Gropius-Bau, Berlin[9][10]
- Gruppenausstellungen
- 2005: Erotic Blenders. Toronto, Kanada
- 2009: Rencontres africaines de la photographie. Bamako, Mali (Biennal of African Photography)
- 2011: For Those who Live in It: Pop Culture, Politics and Strong Voices. MU-Ausstellungsraum, Design Academy Eindhoven, Eindhoven, Niederlande
- 2011: Appropriated Landscapes: Contemporary African Art from The Walther Collection. Neu-Ulm
- 2012: Momentaufnahmen. Galerie Wentrup, Berlin
- 2012: Documenta 13. Kassel
- 2015: Imaginary Fact: South African Art and the Archive, Südafrikanischer Pavillon auf der Biennale di Venezia, Italien
Literatur
- Sophie Parryer: Zanele Muholi: Only Half the Picture, Michael Stevenson, Kapstadt, Südafrika 2006, ISBN 0-620361468.
- Michael Stevenson, Federica Angelucci: Faces and Phases/Zanele Muholi. Prestel München/Berlin/London/New York City, New York 2010, ISBN 978-3-7913-4495-9.
- Zanele Muholi. African Women Photographers #1. Casa África/La Fábrica, Granada 2011, ISBN 978-84-15-30346-6.
Weblinks
- Website der Fotografin (englisch)
- Biografie der Fotografin (englisch)
- Dokumenta (13): Zanele Muholi
- Ernennungsveranstaltung zur Honorarprofessorin der HfK Bremen (Video, englisch)
- Zanele Muholi captures powerful portraits of South Africa’s LGBTQ community. edition.cnn.com (englisch)
Einzelnachweise
- Zanele Muholi's queer South Africa: 'I do not dare shoot at night. It is not safe'. 2. November 2020, abgerufen am 3. November 2020 (englisch).
- dradio.de: Kunstraub in Südafrika. Zanele Muholi bei der Documenta Abgerufen am 15. Mai 2014.
- goethe.de: Afrikanische Künstlerinnen erobern ihren Platz: Sehen und gesehen werden; hfk-bremen.de: Ehrenmitglieder Abgerufen am 15. Mai 2014.
- Deutsche Börse Photography Prize 2015. Abgerufen am 21. Oktober 2019.
- Central Pavilion / Arsenale: Biennale Arte 2019 | Zanele Muholi. 15. Mai 2019, abgerufen am 21. Oktober 2019 (englisch).
- Stiftung Niedersachsen Pressemitteilung vom 18. März 2020: Zanele Muholi erhält den Spectrum – Internationaler Preis für Fotografie 2021 der Stiftung Niedersachsen, abgerufen am 18. März 2020
- http://www.schwulesmuseum.de/ausstellungen/archives/2014/view/zanele-muholi-fotografie/
- — (Memento vom 20. August 2017 im Internet Archive)
- Zanele Muholi. In: Fotografie-in.Berlin. Abgerufen am 14. Januar 2022.
- Bettina Göcmener: „Seht nicht mein Geschlecht, seht den Menschen“. In: Berliner Zeitung. 9. Januar 2022, abgerufen am 14. Januar 2022.