Wilhelm Kausemann

Hubert Josef Wilhelm Kausemann (* 22. November 1903 i​n Gummersbach; † 23. Juli 1941 i​n der Nähe v​on Pygi, Gebiet Smolensk) w​ar ein hessischer Politiker d​er NSDAP, kommissarischer Bürgermeister v​on Bad Orb u​nd Landrat i​n Gelnhausen (vom 9. April 1933 b​is 7. April 1940).

Herkunft und Familie

Kausemann k​am mit seinen Eltern v​or dem Ersten Weltkrieg n​ach Birstein, d​iese betrieben d​ort eine Spinnerei. Am 28. März 1925 heiratete e​r in Frankfurt a​m Main Margarete Müßig; a​us der Ehe gingen v​ier Kinder hervor.

Politik

Kausemann wurde im Oktober 1930 Kreisleiter der NSDAP und war bei der Kommunalwahl am 8. März 1933 ihr Spitzenkandidat. Zu Jahresbeginn 1933 erhielt er ein Mandat für den Kurhessischen Kommunallandtag des Regierungsbezirks Kassel, aus dessen Mitte er zum Abgeordneten des Provinziallandtages der Provinz Hessen-Nassau bestimmt wurde. Bereits im April 1933 legte er sein Mandat nieder. Sein Bestreben war es, den neuen Kurs möglichst rasch durchzusetzen. Fünf Kreistagsabgeordnete sandten dem Regierungspräsidenten in Kassel und dem preußischen Innenminister Dringlichkeitstelegramme, mit denen sie die Absetzung seines Amtsvorgängers Conrad Delius forderten; dieser habe nicht mehr das Vertrauen der Bevölkerung. Dem folgte vier Wochen nach der Wahl ein weiteres Telegramm – diesmal von allen Kreisausschussmitgliedern unterzeichnet – mit dem Hinweis, dass Landrat Delius freiwillig zurückgetreten sei. Der Kreisausschuss ersuchte das Ministerium „Pg. Kausemann“ als kommissarischen Landrat „einzusetzen“, weil nur er die Gewähr dafür biete, „dass Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten“ bliebe.[1] Bereits einen Tag später wurde Kausemann durch das preußische Innenministerium kommissarischer Landrat (Landräte waren disponible, d. h. jederzeit, auch in den Ruhestand, versetzbare Beamte).

In d​en fast a​uf den Tag g​enau sieben Jahren seiner Amtszeit w​urde durch d​en Einsatz d​es Reichsarbeitsdienstes (RAD) d​ie Siedlung Waldrode (zum Ortsteil Großenhausen d​er Gemeinde Linsengericht gehörig) a​uf den Höhen d​es Vorspessarts geschaffen (wo s​ogar Weinbau m​it bescheidenem Erfolg betrieben wurde). Im westlichen Teil d​es Kreises Gelnhausen w​urde 1936/37 d​ie Wetterau-Main-Tauber-Stellung, e​in militärischer Bunkergürtel zwischen Büdingen i​n der Wetterau u​nd dem unterfränkischen Klingenberg i​n Bayern, gebaut, i​m westlich v​on Gelnhausen gelegenen Rothenbergen (heute e​in Ortsteil v​on Gründau) e​in Fliegerhorst eingerichtet, d​as Kreiskrankenhaus i​n Gelnhausen u​nd das Müttergenesungsheim i​n Bieber (heute e​in Ortsteil d​er Gemeinde Biebergemünd) gebaut.

Literatur

  • Eckhart G. Franz, Georg Rösch: Die Landräte in 150 Jahren im Kreis Gelnhausen: Wilhelm Kausemann. In: 150 Jahre Kreis Gelnhausen – Heimat-Jahrbuch des Kreises Gelnhausen – Zwischen Vogelsberg und Spessart 1971. Gelnhausen 1970, S. 50.
  • Thomas Klein: Leitende Beamte der allgemeinen Verwaltung in der preußischen Provinz Hessen-Nassau und in Waldeck 1867 bis 1945 (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte. Bd. 70), Hessische Historische Kommission Darmstadt, Historische Kommission für Hessen, Darmstadt/Marburg 1988, ISBN 3884431595, S. 150.
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 207.
  • Dieter Pelda: Die Abgeordneten des Preußischen Kommunallandtags in Kassel 1867–1933 (= Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen. Bd. 22 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 8). Elwert, Marburg 1999, ISBN 3-7708-1129-1, S. 104.

Einzelnachweise

  1. Liste der NSDAP-Kreistagsabgeordneten im Internet: http://freepages.family.rootsweb.ancestry.com/~dettweiler/webdocs/e055.htm#Gelnhausen
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